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Ian MacDougall Hacking CC 18 Februar 1936 in Vancouver British Columbia 10 Mai 2023 1 in Toronto Ontario war ein kanadischer Wissenschaftstheoretiker und Sprachphilosoph der viel rezipierte Beitrage zur Realismus Debatte in der Wissenschaftsphilosophie verfasst hat Ian Hacking 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Darstellen und Eingreifen 2 1 1 Entitatsrealismus 2 1 2 Sehen durch Mikroskope 2 1 3 Manipulierbarkeit als Realitatsindikator 2 2 The Social Construction of What 3 Auszeichnungen Auswahl 4 Werke 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenHacking studierte an der University of British Columbia BA Abschluss 1956 und am Trinity College University of Cambridge 1958 In Cambridge promovierte er 1962 seine Arbeit wurde von Casimir Lewy einem Schuler von G E Moore betreut 2 Er begann seine Karriere in der Lehre als instructor an der Princeton University 1960 und wechselte schon ein Jahr spater als assistant professor an die University of Virginia Nach einem Forschungsaufenthalt als research fellow in Cambridge von 1962 bis 1964 ubernahm er einen Lehrauftrag an der University of British Columbia zunachst als assistant professor und dann als associate professor bis 1969 In diesem Jahr wurde er als lecturer nach Cambridge berufen bis er 1974 an die Stanford University wechselte Ein Forschungsaufenthalt brachte ihn 1982 1983 ans Zentrum fur interdisziplinare Forschung ZiF der Universitat Bielefeld Hacking wurde schliesslich 1983 zum Professor of Philosophy an der University of Toronto berufen und heiratete im selben Jahr die Philosophin Judith Baker 3 1991 ernannte ihn die University of Toronto zum University Professor 2 Von 2001 bis 2006 war er Inhaber des Lehrstuhls fur Philosophie und Geschichte wissenschaftlicher Begriffe Philosophie et histoire des concepts scientifiques am College de France der erste englischsprachige Inhaber dieses Lehrstuhls 4 Nach seinem Rucktritt vom College de France ging Hacking als Professor fur Philosophie an die UC Santa Cruz 2008 2009 Seinen letzten Lehrauftrag nahm er 2011 als Gastprofessor an der University of Cape Town wahr 5 Judith Baker verstarb 2014 6 Die Schwerpunkte von Hackings Arbeit lagen auf den Gebieten Wissenschaftstheorie Sprachphilosophie Philosophie der Mathematik und philosophische Aspekte der Psychopathologie Er war ein Vertreter des Entitatenrealismus und wird zusammen mit Nancy Cartwright John Dupre und Patrick Suppes der Standford School der Wissenschaftstheorie zugerechnet Diese Schule eint der kritische Umgang mit dem reduktionistischen Ideal der Einheitswissenschaft Werk BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch wichtige Informationen Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Darstellen und Eingreifen Bearbeiten Ian Hackings Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Realismus Debatte mit dem 1983 veroffentlichten Buch Einfuhrung in die Philosophie der Naturwissenschaften Originaltitel Representing and intervening ist eine Verschiebung der Perspektive von Wissenschafts Theorie zur Wissenschafts Praxis The lesson is think about practice not theory 7 In seinen eigenen historischen Betrachtungen schildert Hacking anhand einer Vielzahl von Beispielen die Vielfaltigkeit der Beziehungen zwischen Beobachtung Experiment und Theorie Dabei bemuht er sich auch die nicht nachweisbare Vorherrschaft der Theorie in der experimentellen Praxis gegenuber der Darstellung einer theoretischen Geschichtsschreibung zu betonen Entitatsrealismus Bearbeiten Hacking liefert im Verlauf des Buches verschiedene Argumente gegen jedweden Theorien Realismus Dabei stellt er heraus dass der klassische Realist an die Wahrheit oder Falschheit einer Theorie glaubt Hacking selbst jedoch weicht dieser Frage aus um die Frage nach der Realitat von Entitaten denen er einen hohen Grad von Unabhangigkeit von Theorien zugesteht positiv zu beantworten Dabei macht Hacking darauf aufmerksam dass die Frage nach der Realitat von Entitaten eine Existenzfrage und nicht eine Frage der Wahrheit oder Falschheit ist wie im Falle von Theorien Sehen durch Mikroskope Bearbeiten Hacking negierte den Einwand von Relativisten wie Norwood Russell Hanson Thomas S Kuhn und Paul Feyerabend alle Erfahrung sei theoriebeladen Zwar bedurfe es zur Herstellung von physikalischen Instrumenten durchaus Theorie der Blick durch das Mikroskop geschehe jedoch weitgehend theoriefrei Der Biologe brauche nicht die Theoriekenntnisse eines Physikers oder Ingenieurs um sich eines Mikroskops zu bedienen ebenso wenig wie der Laie nichts von dem Aufbau eines Fernsehgerates verstehen musse um fernzusehen Die Realitat eines mit dem Mikroskop beobachteten Objektes generiert sich nach Hacking dadurch dass dasselbe Objekt mittels Mikroskopen verschiedener Bauart beobachtet werden kann Der Artefaktcharakter von kleinen Punkten in Thrombozyten unter dem Elektronenmikroskop betrachtet wird dadurch ausgeschlossen dass ebendiese Punkte auch mittels eines Lichtmikroskops sichtbar sind Die Koinzidenz musste zu gross sein um den Realitatsgehalt der Beobachtung in Frage zu stellen Ebenso wie Nancy Cartwright und entgegen dem wissenschaftlichen Realismus liess Hacking Erklarungen einen untergeordneten Wert zukommen Der Nachweis der Existenz der oben genannten Punkte erklare diese nicht Ebenso wenig ist bei diesem einfachen Nachweis Theorie involviert Manipulierbarkeit als Realitatsindikator Bearbeiten Entitaten sind genau dann real d h existent wenn sie als Instrumente mit einem klaren kausalen Verhalten in Experimenten verwendet werden konnen Experimenting on an entity does not commit you to believing that it exists Only manipulating an entity in order to experiment on something else need do that Electrons are no longer ways of organizing our thoughts or saving the phenomena that have been observed They are ways of creating phenomena in some other domain of nature Electrons are tools 8 Von Entitaten die wir als kausale Agenten verwenden haben wir umfassendes Wissen sie sind Teil des instrumentellen Apparates geworden mit dem wir die Welt erforschen Elektronen sind Hacking zufolge solche kausalen Agenten The Social Construction of What Bearbeiten The Social Construction of What im Jahre 2000 veroffentlicht entwickelt Hackings Beitrag zur Kontroverse zwischen dem im 20 fruhen und mittleren 20 Jahrhundert vorherrschenden wissenschaftlichen Realismus und der postmodernen Gegenreaktion In einer Neubetrachtung der sozialen Konstruiertheit von Begriffen unterscheidet Hacking die Gegenstande des Begriffs von den Vorstellungen dieser Gegenstande Diese Trennung spielt er anhand von in der Literatur einschlagigen Beispielen durch Dabei wahlt er durchaus bewusst unbequeme Untersuchungsgegenstande wie Kindesmissbrauch und psychische Erkrankungen und beschreibt wie sich herrschende Vorstellungen und reale Vorkommnisse wechselseitig beeinflussen Im ersten Kapitel seines Buches The Social Construction Of What stellt Ian Hacking eine Analyse zu Sozialkonstruktionen vor die im Folgenden erklart wird 0 Zum jetzigen Stand der Dinge ist X als gegeben anzunehmen X scheint unvermeidbar zu sein 9 1 X hatte nicht bestehen mussen oder hatte nicht so sein mussen wie es jetzt ist X oder X im jetzigen Stand der Dinge ist nicht durch die Natur der Dinge festgelegt es ist nicht unvermeidbar Ian Hacking fuhrt noch zwei weitere Thesen auf von denen nicht immer aber oft ausgegangen wird 2 X ist ziemlich schlecht wie es jetzt ist 3 Wir waren besser dran wenn X beseitigt ware oder zumindest grundlegend verandert werden wurde 10 X als Variable ist in diesem Zusammenhang als allgemeines Kennzeichen fur eine Sozialkonstruktion anzusehen Ein Beispiel fur X ist das Sozialkonstrukt Geschlecht Manche Feministen behaupten dass 1 geschlechtsspezifische Eigenschaften und Beziehungen stark voneinander abhangig sind dass 2 diese schlimm sind und dass 3 es besser ware wenn die derzeitigen geschlechtsspezifischen Eigenschaften und Beziehungen beseitigt waren oder grundlegend verandert werden wurden 11 Ian Hacking erlautert in seinem Buch auch den sogenannten looping effect Das bedeutet dass sich die Information uber Menschen einer bestimmten Art wie zum Beispiel einer Frau oder eines Menschen mit Behinderung als unrichtig erweisen kann Denn die Menschen dieser Art haben sich aufgrund ihrer Einordnung in die Gesellschaft aufgrund ihrer Selbsteinschatzung im Kontext der Gesellschaft oder wie sie aufgrund dieser Einordnung von der Gesellschaft behandelt werden verandert 12 Auszeichnungen Auswahl Bearbeiten1986 Mitglied der Royal Society of Canada 1991 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1995 Korrespondierendes Mitglied der British Academy 2009 Holberg Preis der norwegischen Universitat Bergen 2012 Osterreichisches Ehrenzeichen fur Wissenschaft und Kunst 2014 Balzan Preis fur Epistemologie und Erkenntnistheorie 13 Werke BearbeitenWhy Does Language Matter to Philosophy Cambridge University Press Cambridge 1975 Deutsche Ausgabe Die Bedeutung der Sprache fur die Philosophie Philosophie Analyse und Grundlegung Bd 10 Aus dem Englischen ubersetzt von Uta Muller Hain Konigstein 1985 ISBN 3 445 02304 2 u 2 Auflage Philo Verlagsgesellschaft Berlin 2002 ISBN 978 3 86572 119 8 The Logic of Statistical Inference Cambridge University Press 1965 2016 The Emergence of Probability Cambridge UP 1975 2009 Experimentation and Scientific Realism In Philosophical Topics 13 1982 S 71 87 Representing and intervening Introductory topics in the philosophy of natural science Cambridge UP 1983 Deutsche Ausgabe Einfuhrung in die Philosophie der Naturwissenschaften Reclam Stuttgart 1996 ISBN 3 15 009442 9 Making up People In T Heller M Sosna D Wellbery Hrsg Reconstructing Individualism Stanford University Press Stanford 1986 S 222 236 Deutsche Ausgabe Leute zurecht machen Making up People Axel Dielmann Frankfurt am Main 2000 ISBN 978 3 933974 09 9 The Taming of Chance Cambridge UP 1990 Lakatos Philosophy of Science und Einleitung In Ian Hacking Hrsg Scientific Revolutions Oxford UP 1981 1990 A Tradition of Natural Kinds In Philosophical Studies 61 1991 S 109 126 Rewriting the Soul Multiple Personality and the Sciences of Memory Princeton UP 1995 Deutsche Ausgabe Multiple Personlichkeit Zur Geschichte der Seele in der Moderne Hanser Munchen 1996 ISBN 978 3 446 18745 0 Mad Travellers Reflections on the Reality of Transient Mental Illness University of Virginia Press 1998 The Social Construction of What Harvard UP 1999 Gekurzte deutsche Erstausgabe Was heisst soziale Konstruktion Zur Konjunktur einer Kampfvokabel in den Wissenschaften S Fischer Frankfurt am Main 1999 ISBN 978 3 596 14434 1 Introduction to Probability and Inductive Logic Cambridge UP 2001 Historical Ontology Harvard UP 2002 Deutsche Ausgabe Historische Ontologie Beitrage zur Philosophie und Geschichte des Wissens Chronos Zurich 2006 ISBN 978 3 0340 0763 4 Why Is There Philosophy of Mathematics At All Cambridge UP 2014 Einzelnachweise Bearbeiten In memoriam Ian Hacking 1936 2023 In utoronto ca University of Toronto 10 Mai 2023 abgerufen am 12 Mai 2023 englisch a b Ian Hacking Philosopher In ianhacking com Archiviert vom Original am 25 Januar 2013 abgerufen am 15 Mai 2023 englisch The International Who s Who 2004 S 671 Jon Miller Review of Ian Hacking Historical Ontology In Theoria 72 2 2006 S 148 Fonds 1339 Ian Hacking fonds In discoverarchives library utoronto ca 2022 abgerufen am 15 Mai 2023 Brian Leiter In Memoriam Judith Baker 1938 2014 In leiterreports typepad com 5 Juni 2014 abgerufen am 15 Mai 2023 Ian Hacking Representing and intervening Introductory topics in the philosophy of natural science Cambridge University Press Cambridge 1983 ISBN 0 521 28246 2 englisch S 274 in der Google Buchsuche abgerufen am 12 Mai 2023 Ian Hacking Representing and intervening Introductory topics in the philosophy of natural science Cambridge University Press Cambridge 1983 ISBN 0 521 28246 2 englisch S 263 in der Google Buchsuche abgerufen am 12 Mai 2023 Ian Hacking The Social Construction of What Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1999 S 12 Ian Hacking The Social Construction of What Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1999 S 6 Ian Hacking The Social Construction of What Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1999 S 7 Ian Hacking The Social Construction of What Harvard University Press Cambridge Massachusetts 1999 S 104 Ian Hacking Fondazione Internazionale Premio Balzan abgerufen am 16 September 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ian Hacking Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ian Hacking im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ian Hacking am College de France Memento vom 17 Juli 2012 im Internet Archive 15 Juni 2011 abgerufen am 12 Mai 2023 Ian Hacking The Abolition of Man Memento vom 16 Juli 2020 im Internet Archive Anniversary Lecture von Ian Hacking innerhalb der Veranstaltungsreihe Riskante Ordnungen fremde Erfahrungen ferne Hoffnungen zum 600 Jubilaum der Universitat Leipzig 9 August 2009 abgerufen am 12 Mai 2023 Normdaten Person GND 121208354 lobid OGND AKS LCCN n50020633 NDL 00442111 VIAF 108543172 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hacking IanALTERNATIVNAMEN Hacking Ian MacDougallKURZBESCHREIBUNG kanadischer WissenschaftstheoretikerGEBURTSDATUM 18 Februar 1936GEBURTSORT VancouverSTERBEDATUM 10 Mai 2023STERBEORT Toronto Ontario Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ian Hacking amp oldid 237384386