www.wikidata.de-de.nina.az
Der wissenschaftliche Realismus ist eine realistische Position in der Erkenntnis und Wissenschaftstheorie die besagt dass eine erkennbare Wirklichkeit existiert die unabhangig vom menschlichen Denken ist und dass die Bestatigung einer wissenschaftlichen Theorie die Annahme begrundet dass diese Wirklichkeit so aussieht wie diese Theorie das aussagt Insbesondere betrifft dies den Anspruch dass die Entitaten uber die eine bestatigte Theorie spricht objektiv existieren Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Kritik durch antirealistische Argumente 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDer Wissenschaftliche Realismus sucht als Philosophie eine Begrundung zu liefern dafur dass die Meinung gerechtfertigt sei dass wissenschaftliche Theorien in ihrer Anwendung eine praktisch brauchbare Beschreibung und Erklarung von Vorgangen und Strukturen liefern wie sie in der Realitat vorzufinden sind Wenn eine wissenschaftliche Theorie gut bestatigt ist dann rechtfertigt das die Annahme dass die Realitat so beschaffen ist wie die Theorie es vorhersagt Gegenteilige Annahmen wurden wissenschaftliche Bestatigungen und wissenschaftlichen Fortschritt zu einem reinen Wunder machen so das sog No Miracle Argument Keine Wunder Argument fur den wissenschaftlichen Realismus Eine ahnliche Position ist der Kritische Realismus der aber lediglich davon ausgeht dass eine Theorie Aussagen daruber macht wie die Wirklichkeit beschaffen ist aber nicht dass die Richtigkeit dieser Aussagen durch Bewahrung begrundet werden kann oder muss Eine weitere Variante des wissenschaftlichen Realismus stellt der Strukturenrealismus dar dessen Hauptthese ist dass die theoretischen Begriffe der besten und reifsten Theorien sich nicht auf gegenstandliche sondern strukturelle Entitaten beziehen Kritik durch antirealistische Argumente BearbeitenDer Wissenschaftliche Realist geht davon aus dass empirische Adaquatheit einer Theorie ein Resultat ihrer Wahrheit und der Referenz ihrer zentralen theoretischen Terme ist Nun gab es in der Vergangenheit Theorien die anerkannterweise empirisch adaquat waren jedoch nach heutigem Erkenntnisstand definitiv falsch waren Zwei prominente Beispiele sind die sog Phlogistontheorie der Chemie und der von Fresnel postulierte Ather zur Erklarung optischer Phanomene In seinem Artikel Confutation of Convergent Realism kritisiert Larry Laudan am wissenschaftlichen Realismus die optimistische Annahme fortschreitend genauerer und umfangreicherer Kenntnisse der Fakten und eines wissenschaftlichen Fortschritts als systematischer Konvergenz zunehmend empirischer engerer Erklarungen durch seine sog Pessimistische Induktion dem Schluss von der Falschheit vergangener wissenschaftlichen Theorien auf die Falschheit heutiger Theorien Ihm zufolge 1 seien selbsternannte Realisten keineswegs in der Lage zu erklaren wieso auch wissenschaftliche Theorien die keineswegs auf wahren Voraussetzungen oder Begrifflichkeiten beruhten erfolgreich sein konnten oder dies uber eine lange Zeit auch waren Im Gegenteil gabe es eine Vielzahl von wissenschaftlichen Theorien deren ursprungliche Voraussetzungen sich mittlerweile als nachweislich falsch herausgestellt hatten 1 Laudan verweist unter anderem auf die ursprungliche Fassung der Dalton schen Atomtheorie oder Bohrs Thesen zum Elektron die in wichtigen Aspekten fehlerhaft und teilweise wie die Kontinentalverschiebungstheorie Alfred Wegeners uber langere Zeitraume vollig erfolglos gewesen seien 1 Der Realismus sei keineswegs in der Lage den Erfolg von Thesen zu deuten deren Voraussetzungen oder grundlegende Begrifflichkeiten keineswegs bestatigt seien In dem Sinne sei der Realismus entgegen dem eigenen erkenntnistheoretischen Anspruch keineswegs in der Lage tatsachliche Mechanismen im Wissenschaftsbetrieb zu erklaren 1 Im Gegenteil unter anderem nach Gerhard Lenski 2 und Robert Mertons Thesen haben seit dem 18 Jahrhundert bis in die Gegenwart religiose Uberzeugungen und konfessionell motivierte Verhaltensmuster einen starken Einfluss auf weite Bereiche von Staat und Gesellschaft Namentlich der Protestantismus und Pietismus haben demnach wesentliche Grundlagen fur das Entstehen und die Entwicklung naturwissenschaftlicher Sichtweisen geschaffen 3 4 Bas van Fraassen einer der Hauptvertreter des wissenschaftlichen Antirealismus kritisiert in The scientific image das Keine Wunder Argument Diesem Argument zufolge wurde jede antirealistische Auffassung der Natur wissenschaftlicher Erkenntnis dazu fuhren dass wissenschaftliche Erkenntnis ein blosses Wunder ware nun gibt es aber wissenschaftlichen Fortschritt und sind Wunderannahmen nicht rational zu rechtfertigen so die Voraussetzungen des Arguments also muss der wissenschaftliche Realismus wahr sein Nach van Fraassen ist empirische Adaquatheit das einzige Kriterium fur eine akzeptable Theorie Diese muss somit nicht wahr sein da sie im Bereich der von ihr scheinbar postulierten theoretischen Entitaten Aussagen treffen kann die wurde man sie realistisch deuten vollig falsch waren Ausserdem befurwortet van Fraassen einen Pluralismus akzeptabler Theorien Hilary Putnam hat verschiedene Engfuhrungen eines metaphysischen Realismus kritisiert darunter die Auffassung es gebe eine ready made world oder ein privilegiertes Begriffsschema oder empirische Evidenz fur ein Konvergieren unterschiedlicher wissenschaftlicher Theorien Gleichwohl ist Putnam immer wissenschaftlicher Realist geblieben Literatur BearbeitenStathis Psillos Scientific Realism How Science tracks Truth New York and London Routledge 1999 Bas van Fraassen The scientific Image Oxford 1980 Kapitel 1 enthalt eine Kritik an vielen gangigen Argumenten fur den wissenschaftlichen Realismus Weblinks BearbeitenAnjan Chakravartty Scientific Realism In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Alan Musgrave The Ultimate Argument for Scientific Realism in Robert Nola Hrsg Relativism and Realism in Science Kluwer Amsterdam 1988 229 254 PDF bei Internet Archive Scholar Scientific Realism Aufsatze aus dem PhilSci ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten a b c d A Confutation of Convergent Realism Larry Laudan Source Philosophy of Science Vol 48 No 1 Mar 1981 pp 19 49 The University of Chicago Press on behalf of the Philosophy of Science Association JSTOR 187066 Gerhard Lenski The Religious Factor A Sociological Study of Religion s Impact on Politics Economics and Family Life Doubleday U S 1961 I Bernard Cohen ed Puritanism and the Rise of Modern Science the Merton Thesis Rutgers University Press 1990 ISBN 0 8135 1530 0 Piotr Sztomka Robert K Merton in George Ritzer ed Blackwell Companion to Major Contemporary Social Theorists Blackwell Publishing 2003 ISBN 1 4051 0595 X Google Print S 13 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wissenschaftlicher Realismus amp oldid 229183392