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Das populare Geschichtsbild von der Entstehung der Mark Brandenburg beruht auf einem Geschichtsmythos und zwar einem Grundungsmythos Die Mark Brandenburg sei entstanden nachdem Markgraf Albrecht der Bar die Brandenburg in Brandenburg an der Havel als Mittelpunkt des Stammesgebietes der slawischen Heveller erobert hatte Der Ausbau der Mark unter der Dynastie der askanischen Markgrafen von Brandenburg sei durch den Zuzug deutscher Siedler und Burger erfolgt die gesellschaftliche Anderungen mit sich brachten insbesondere durch Christianisierung und agrartechnische Verbesserungen Der Artikel bezieht sich also ausschliesslich auf die Grundungsphase bis zum Aussterben der Askanier 1320 Denkmal Albrechts in der Zitadelle Spandau Berlin ehemals in der Siegesallee Der popularste Ausdruck des nicht zuletzt auch politisch inspirierten Grundungsmythos ist die Statue Albrechts des Baren aus der ehemaligen Siegesallee in Berlin Der bewaffnete Markgraf reckt das Kreuz empor als Symbol des Triumphes uber die heidnischen Slawen durch Christianisierung und Kultivierung sein eiserner Fuss ruht auf dem Kopf einer zerstorten slawischen Gotterfigur Das in dieser Statue verdichtete Geschichtsbild der gewaltsamen Christianisierung wird ausfuhrlicher erzahlt in der Schildhornsage Den Prozess des folgenden Landesausbaus und der Kultivierung der Slawen wurde am popularsten durch Theodor Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg geschildert und zwar im 1873 erschienenen dritten Band Havelland dort im Kapitel Die Wenden und die Kolonisation der Mark durch die Zisterzienser Da die schriftstellerische Bearbeitung des Geschichtsstoffs durch ihre hohen Auflagen den hochsten Verbreitungsgrad findet hat die nichtwissenschaftliche Literatur das populare Geschichtsbild am starksten gepragt 1 Dieses im engsten Kern richtige aber durch national ethnische Sichtweisen verzerrte populare Geschichtsbild ist insbesondere seit 1945 durch historisch archaologische Forschungsergebnisse relativiert worden Die wichtigsten Differenzen zwischen dem allgemeinen bis heute wirksamen Geschichtsbild und dem aktuellen wissenschaftlichen Geschichtsbild siehe hierzu Entstehung der Mark Brandenburg erlautert der folgende Artikel beruhend vor allem auf den Forschungsergebnissen der Germania Slavica Denkmal in Neuruppin Fontane als Wanderer in der Mark BrandenburgInhaltsverzeichnis 1 Allgemeines und wissenschaftliches Geschichtsbild 2 Eckpunkte der markischen Geschichtsschreibung 2 1 Helmold von Bosau Heinrich von Antwerpen und Pribik Pulkava Mittelalter 2 2 Albert Krantz 1448 1517 2 3 Johann Christoph Bekmann 1641 1717 2 4 Freiherr Jacob von Gundling 1673 1731 2 5 Valentin Heinrich Schmidt 1756 1838 und Johann Wilhelm Lobell 1786 1863 2 6 Gercken Raumer Riedel Krabbo und Theodor Fontane 1819 1898 2 7 Johannes Schultze 1881 1976 3 Das populare Geschichtsbild uber die Entstehung der Mark Brandenburg 3 1 Theodor Fontane Zitate aus Wanderungen durch die Mark Brandenburg 3 1 1 Zum Namen von Brandenburg 3 1 2 Zur angeblichen Ruckkehr der Deutschen 3 1 3 Zur Bedeutung der markischen Wenden als Krieger 3 1 4 Zur Superioritat der Deutschen 3 1 5 Die Wenden als Jager Fischer und Bienenzuchter 3 1 6 Angebliche Charakterzuge der Wenden 3 1 7 Albrecht als angeblicher Klostergrunder 3 1 8 Die Zisterzienser als Kulturbringer 3 1 9 Zur Rolle der Zisterzienser beim Bau der Dorfkirchen 3 1 10 Zur Deutung der Dorfkirchen als Wehrkirchen 3 1 11 Fazit 3 2 Kaiser Wilhelm II und Albrecht der Bar 3 2 1 Die Statue Albrechts des Baren in der Siegesallee 3 2 2 Zur Christianisierung der Slawen 3 2 3 Die Kolonisation als angebliche Wohltat 3 2 4 Fazit 4 Quellen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAllgemeines und wissenschaftliches Geschichtsbild BearbeitenAllgemeines Geschichtsbild und Geschichtsbewusstsein sind subjektiv gepragt von personlichen Erfahrungen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen hier bezuglich der slawischen Nachbarn z B die polnischen Teilungen und ihre Folgen fur die ostlichen Teile Deutschlands bis hin zu den beiden Weltkriegen gegen slawische Staaten nur bedingt beeinflusst durch die jeweils neuesten Erkenntnisse der Geschichtsforschung Diese beruhte bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts ganz uberwiegend auf der Analyse schriftlicher Quellen mit der Folge der Einseitigkeit da die Slawen zwischen Elbe und Oder vor ihrer Christianisierung keine eigenen Schriftquellen kannten Erst durch die Verstarkung und Intensivierung der Archaologie wurde auch der slawische Anteil an der Entstehung der Mark Brandenburg erkennbar Die neue Forschungsrichtung Mittelalterarchaologie entstand mit differenzierten Erkenntnismoglichkeiten vor allem durch die Dendrochronologie und die Archaobiologie Zum Beispiel ermoglicht nun die Pollenanalyse Aussagen daruber wann und wie bestimmte Ortlichkeiten bewachsen bzw landwirtschaftlich genutzt worden waren Die interdisziplinare Zusammenarbeit zwischen Mediavistik und Archaologie ist also gerade fur die slawisch deutsche Ubergangszeit unverzichtbar In diese Interdisziplinaritat werden noch starker und systematischer als bisher andere Quellengruppen einbezogen Onomastik Siedlungsgeographie Numismatik und Kunstgeschichte Hierzu gehort auch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus den slawischen Nachbarlandern Richtungweisend fur diese immer qualifiziertere Forschung steht das in den 1970er Jahren an der Freien Universitat in Berlin gegrundete Projekt der Germania Slavica seit 1996 fortgefuhrt durch das GWZO in Leipzig Das wissenschaftliche Geschichtsbild wirkt sich nur mit Verzogerung auf das allgemeine Geschichtsbild aus 2 Manche Mythen sind nahezu unausrottbar zum Beispiel Brandenburg hiess ursprunglich Brennabor Berlin Colln entstand aus einem Fischerdorf Eckpunkte der markischen Geschichtsschreibung BearbeitenDas sich in der Statue Albrechts des Baren und dem Fontaneschen Wenden Kapitel ausdruckende Geschichtsbild entstand nicht voraussetzungslos Ob die Schildhornsage schon im Mittelalter entstand ist nicht bekannt schriftlich erwahnt wird sie erstmals 1722 Aus diesem Grund ist auch nicht klar ob und wie sich Sage und Geschichtsschreibung gegenseitig beeinflusst haben Bis Fontane standen daher die beiden Topoi blutiger Kampf und Christianisierung im Mittelpunkt Wenige Jahre vor Fontanes Wenden Kapitel wurde der Zusammenhang und die Autorschaft von verschiedenen mittelalterlichen Quellen Bruchstucken entdeckt Doch erst als der Tractatus de captione urbis Brandenburg des Heinrich von Antwerpen zwei Jahre nach Fontanes Wenden Kapitel publiziert wurde konnte erkannt werden dass den Topoi blutiger Kampf und Christianisierung nicht die Bedeutung zukam die ihnen bisher zugemessen worden waren und dass die Grundungsphase der Mark durch Albrecht mehr von Gemeinsamkeiten als durch Gegnerschaft zwischen Deutschen und Slawen gekennzeichnet war Helmold von Bosau Heinrich von Antwerpen und Pribik Pulkava Mittelalter Bearbeiten Helmold von Bosau beschreibt in seiner Chronica Slavorum vor allem die Geschichte im Bereich der Obotriten aber er erwahnt auch Albrecht den Baren sowohl in Hinsicht auf den Wendenkreuzzug 1147 als auch auf dessen Siedlungspolitik nach 1157 Helmold war obwohl in Bosau ein eher fern stehender Beobachter fur die markische Geschichtsschreibung mangels besserer Quellen der entscheidende Kronzeuge bis 1868 der Zusammenhang mehrerer schon langer bekannter chronikalischer Bruchstucke erkannt und Heinrich von Antwerpen als ihr Verfasser identifiziert wurde 3 Sein Tractat war als eine verloren gegangene brandenburgische Chronik in die Bohmische Chronik des Pribik Pulkava vermutlich 1380 eingegangen dessen Arbeit auf Mitteilungen aus mehreren alteren Chroniken beruhte Erst durch zweifelsfreie Zuordnung dieser Quelle wurde erkennbar die genaue Identitat von Pribislaw Heinrich von Brandenburg der bis dahin vielfach mit dem Obotritenfursten Pribislaw Alt Lubeck verwechselt worden war das wahrend der gesamten Regierungszeit des Hevellerfursten Pribislaw bestehende Bundnis mit Albrecht dem Baren Erbvertrag sowie Patengeschenk Zauche fur Albrechts Sohn Otto sowie der Umstand dass sowohl Pribislaw als auch Jaxa von Kopenick von Geburt an getaufte Christen waren wie nahezu alle Slawenfursten dieser Zeit Von Kampf und Christianisierung in Bezug auf Pribislaw konnte also nicht die Rede sein nbsp Krantz Wandalia Titelblatt von 1636 Albert Krantz 1448 1517 Bearbeiten Albert Krantz hat in seiner Beschreibung Wendischer Geschichte Wandalia 1519 auch mehrfach Albrecht den Baren erwahnt obwohl sich sein Werk im Wesentlichen mit den Obotriten in der ehemaligen Billunger Mark beschaftigt Die wichtigsten fruhen markischen Geschichtsschreiber Bekmann und Gundling haben daher mehrfach auf den beruhmten Scribenten Bezug genommen Seine Hauptquellen sind Adam von Bremen und Helmold von Bosau Krantz Gelehrter und Diplomat in Diensten der Hansestadte Hamburg und Lubeck fuhrte das von ihm vertretene Wendische Quartier der Hanse zu dem auch die brandenburgischen Hansestadte gehorten auf die Wenden zuruck Er schilderte ihre ruhmreiche Vergangenheit z B unter Berufung auf Adams von Bremen Schilderung der prachtvollen slawischen Handelsstadt Vineta bedauert dass unter den erobernden Sachsen Heinrich der Lowe und Albrecht der Bar ihr Name verachtlich gemacht worden sei Sklaven und meint abschliessend wer sich aber unser Vorfahren Geschichte und Thaten recht zu Bewusstsein bringe der konne es nur als eine Ehre ansehen dass wir von solchen Leuten hergeboren Krantz war der Meinung dass Heinrich der Lowe und Albrecht der Bar bei der Wiedereroberung der im Slawenaufstand von 983 verloren gegangenen Gebiete die Slawen entweder erschlagen oder vertrieben hatten Die These von der Ausrottung der Slawen wurde erstmals ausfuhrlich 1960 von Werner Vogel widerlegt 4 Laut Krantz hat Konig Heinrich I 929 die eroberte Stadt Brandenburg zu einer Sachsischen Colonien gemachet Das Wort Kolonie fand Eingang in den Begriff der Ostkolonisation und verband sich Ende des 19 Jahrhunderts bedeutungsverzerrend mit der Vorstellungen der wilhelminischen Kolonialpolitik Johann Christoph Bekmann 1641 1717 Bearbeiten nbsp Bekmann Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg Titelblatt Johann Christoph Bekmann erhielt 1707 vom preussischen Konig Friedrich I den offiziellen Auftrag eine Geschichte der Mark Brandenburg zu verfassen Mit ihm begann die offizielle markische Geschichtsschreibung Bekmann nahm Bezug auf Krantz bei den von Bekmann genutzten Chronisten steht Helmold von Bosau noch starker im Vordergrund Ausfuhrlicher als Krantz zitierte er Helmold in Bezug auf die Geschehnisse in Brandenburg fugte aber sonst nichts hinzu was uber Helmold und Krantz hinausgehen wurde Da auch ihm die Quelle Heinrich von Antwerpen nur in Bruchstucken bekannt war standen blutiger Kampf und Christianisierung im Vordergrund Die positive Identifikation des Hanseaten Krantz mit den Wenden war dem Marker Bekmann fremd Dadurch verschoben sich die Akzente Freiherr Jacob von Gundling 1673 1731 Bearbeiten nbsp Die Lebensbeschreibung Albrechts des Baren von Gundling Titelblatt Auf Krantz als beruhmten Scribenten hat auch der Historiker Freiherr Jacob von Gundling ausdrucklich Bezug genommen denn die Obotriten haben zeitweise auch das Stammesgebiet der Heveller beherrscht und Albrecht hat mit den Obotriten gekampft Gundling war Prasident der Preussischen Akademie der Wissenschaften und fuhrte eine systematische Quellenauswertung in die Geisteswissenschaften Preussens ein Er war der erste der nicht nur Quellen sammelte sondern sie auch sorgfaltiger als Krantz und Bekmann zitierte und kritisch wertete Die Geschichte Marggraf Albrechts des Ersten welcher damahlen der Bahr genennet worden sind wichtig gross und merckwurdig welche dahero verdienen dass sie aus so vielen zerstreuten Schrifften und Urkunden zusammen gelesen in Ordnung gebracht und der Nachwelt nach so langen Zeit Verlauf nunmehro zum erstenmahl auf die Weise der Jahr Bucher vorgestellet werden Zu Beginn seines Werkes uber Albrecht den Baren korrigierte er grosse Irrungen bey der Genealogie der Askanier In Paragraph 2 fahrt er fort Da ich nunmehro die Genealogie gegenwartiger Ahnen Tafel in die Ordnung gebracht so habe ich in der Historie gleichfalls die Irrthumer entdecket und dieselbe aus dem Weg geraumet Anschliessend wendet er sich wiederum gegen einzelne irrige Meinungen Unter den 15 aufgelisteten Punkten sind drei von besonderer Bedeutung fur das uberlieferte Geschichtsbild hier zitiert und kommentiert Irrig ist es was man von einem Marggraf Pribislau so A 1103 gestorben vorgiebt Pribislau war kein Marggraf sondern ein Abkommling der Obotritischen Fursten welcher nicht A 1103 sondern etwan A 1139 verstorben Gundling erkannte nicht dass es sich bei den haufigen Nennungen von Pribislaw in den Schriftquellen um verschiedene Fursten handelte Der Hevellerfurst starb 1150 der Obotritenfurst nach 1156 Ingleichen Marggraf Albrecht hatte bey der Tauffe seines Sohnes Marggraf Ottens das Land Hohen Zauche zum Pathen Pfenning bekommen da obwohl doch Marggraf Otto gebohren war da Pribislau noch ein Heyd und Feind der Christen gewesen Pribislaw hatte aber in der Taufe den Namen Heinrich angenommen Denn auch Gundling kannte die Quelle Heinrich von Antwerpen nur in Bruchstucken ohne Kenntnis des Zusammenhangs und der Identitat des Autors Pribislau nennen sie einen Konig zu Brandenburg da obwohl er doch nur ein Konigl Abkommling der Obotriten gewesen und zu Brandenburg zuletzt gewohnet hat Erneute Verwechslung In der Tat bezeichnet Heinrich von Antwerpen Pribislaw von Brandenburg als Konig rex Die Bedeutung des Konigsrangs fur den Heveller Pribislaw als auch fur die Vorfahren des Obotriten Pribislaw Nakoniden ist jedoch bis heute unklar und umstritten 5 Aus den folgenden Ausfuhrungen Man kann von diesen Sachen nicht wohl urtheilen wenn man die Geschichte nicht wiederholet wie diese Lander an die Obotritische Herrschaft gekommen sind folgende Punkte fur das uberkommene Geschichtsbild bedeutsam hier zitiert und kommentiert Nach der Ermordung Knud Lawards 1131 sind aber die Brizaner und Stoderaner Wenden von der Obotritischen Herrschafft abgerissen und endlich Marggraf Albrechten unterthanig geworden so dass hierdurch die heutige Mark Brandenburg gegenwartige Gestalt erhalten Tatsachlich beherrschte aber Albrecht bei seinem Tode ausser der Altmark nur die Zauche das Havelland und Teile der Prignitz In der Entstehungsphase der Mark Brandenburg ubten bis in die Mitte des 13 Jahrhunderts hinein Herrschaftsrechte auch aus die Markgrafen von Meissen die Erzbischofe von Magdeburg die Bischofe von Brandenburg sowie mehrere kleinere Adelsgeschlechter vor allem in der Prignitz und im Land Ruppin Man hat Nachricht dass es unweit Potsdam zwischen Marggraf Albrechten und Konig Prebislaus zum Treffen gekommen in welchem dieser geschlagen worden dass er mit dem Pferd durch die Havel gesetzet wie dann der Ort nicht weit von Sacro gezeiget wird wo der Wendische Konig Prebislaus durch die Havel die Flucht genommen Dies gilt als die alteste Niederschrift einer Volkssage aus der die Schildhornsage wurde Sie trug bei zur Uberbewertung des Kampfcharakters der deutsch slawischen Beziehung Es haben einige vorgegeben es hatte Konig Prebitzlau mit Marggraf Albrechten keine Kriege gefuhret sondern freyen Abstand auf das Land Zaucha gethan und solches Marggraf Albrechten zum Pathen Pfenning abgetreten Aber dieses findet sich anders in den besten Schrifften selbiger zeit welche deutlich zeigen dass die Sclaven in Sachsen eingefallen welche Marggraf Albrecht mit grosser Tapfferkeit in ihren Landen angegriffen und folgends da er uber Eiss in Winter eingebrochen dieselbe bezwungen hatte Gundling halt den durchaus bekannten Bruchstucken es haben einige vorgegeben aus dem Leitzkauer Urkundenbesitz geschrieben von Heinrich von Antwerpen die hoch angesehene Quelle Helmold von Bosau entgegen wobei er mehrere Geschehnisse vermengt die Eroberung Brandenburg im Winter 928 929 den Slawenaufstand 983 die Kampfe Albrechts gegen Slawen 1131 im Raum Havelberg den Wendenkreuzzug 1147 und die Wiedereroberung der Brandenburg im Sommer 1157 Marggraf Albrecht hatte grossen Theil an diesen Veranderungen nach dem Tode Kaiser Lothars III 1137 welchem das Gluck auf solche Weise gefuget dass selbiger nicht allein die heutige Nordliche Alt Marck nebst den zwischen Elb und Oder gelegenen Landen so er so wohl mit dem Schwerdt als auch in Vertrag mit Konig Prebitzlauen erworben vor sich geruhig gehalten sondern er fande auch Gelegenheit durch seine Anspruche sich auf eine hohere Stuffe zu setzen und auf seine Lander die Reichs Ertz Cammerer Wurde zu bringen Gundling hielt die ehemalige Nordmark im Prinzip fur identisch mit der Mark Brandenburg 6 Erstaunlicherweise erwahnte er hier doch noch den Erwerb durch Vertrag mit Pribislaw Das entsprechende Bruchstuck der Quelle Heinrich von Antwerpen muss ihm daher bekannt gewesen sein Als Erzkammerer wurde erstmals 1177 Otto I Sohn Albrechts des Baren genannt Die Frage wann und wie sich das Kurfurstenkollegium verbunden mit den Erzamtern herausbildete ist bis heute unklar und umstritten Damit aber seine Sachen der Kampf Albrechts um das Amt des Herzogs von Sachen aufrecht bleiben mochten vertrug er sich mit Prebislau dem Wendischen Konige mit welchem er vor einigen Jahren in denen zwischen der Elbe und oder belegenen Landen Kriege gefuhret Dieweilen nun dieser Obotritische Konig die Christliche Religion angenommen und sich tauffen lassen massen er sich auch wiederum Henrich genennet also truge Marggraf Albrecht kein Bedencken sich mit demselben zu verbinden welcher dann die Holsteiner uberzogen und zur volligen Bezwingung Marggraf Albrechten stattlich zur Hand gegangen Da auch in dem Vorganger Pribislaws von Brandenburg der hier wieder mit dem Obotritenfursten Pribislaw durcheinander geworfen wird dem Hevellerfurst Meinfried aufgrund seines deutschen Namens ein Christ vermutet wird durfte Pribislaw bereits seit Geburt Christ gewesen sein Es war auch um diese Zeit 1142 der Obotritische Konig Prebislaw oder Henrich wie er sich tauffen lassen zu Brandenburg verstorben welcher alles was er noch gehabt Marggraf Albrechten gutwillig hinterlassen Marggraf Albrecht bekam die Marggrafschafft Salzwedel mit aller Zubehor wie auch seine Erblander wieder Ingleichen erhielt er vom Kayser das Land Prignitz und das Land Barnim und alle seine Lander mit allen hertzoglichen Rechten als ein Reichsfreyes unmittelbares Land zum Trost und Vergeltung dass er sein Recht auf Sachsen abgetreten Man findet dass er das Ertz Cammerer Amt damahlen schon verwaltet welche Sachen Crantzius der beruhmte Scribent wohl angefuhret nur dass er nicht gewust wer dieser Heinrich gewesen welchen er vor einen Marggrafen gehalten da er denselben einen vertriebenen Konig der Obotriten besser nennen konnen Auf dem Reichstag von Frankfurt 1142 verlor Albrecht das Herzogsamt von Sachsen Zum selben Zeitpunkt wurde Albrecht von der Reichskanzlei erstmals als Markgraf von Brandenburg bezeichnet Gundling vermutete darin wohl nicht zu Unrecht eine Entschadigung Sie wurde wirksam mit dem Tode Pribislaws der allerdings nicht schon 1142 sondern erst 1150 starb Wenn Gundling Albrecht schon 1142 im Besitz von Prignitz und Barnim wahnte so spiegelt sich darin offenbar der Umstand dass im Verlauf des Wendenkreuzzugs 1147 kleinere deutsche Adelsherrschaften in der Prignitz und im Land Ruppin also im nordlichen und ostlichen Vorfeld des Hevellerlandes entstanden das Albrecht beim Wendenkreuzzug geschickt umgangen hatte Als Marggraf Albrecht zum Besitz dieses ansehnlichen Landes an welchen die hertzogliche Gewalt zugleich gehefftet mit derjenigen Gewalt so Henricus Auceps und die Ottones gehabt nunmehro 1143 gekommen gedachte selbiger dieses auf den Teutschen Fuss einzurichten Derselbe konnte gleichfalls den Wendischen Volckern nicht trauen welche der Christlichen Religion wie auch denen Teutschen feind und gramm waren dabey auch gegen den noch lebenden Obotritischen Fursten Nicolot im heutigen Lande Mecklenburg grosse Zuneigung trugen Dieweilen aber denen Wenden in der Wische nicht viel gutes konnte zugetrauet werden also entschlosse sich Marggraf Albrecht mit Teutschen Einwohnern das herrliche Land die Wische zu besetzen die Wenden aber an andere Oerter zu vertheilen Die von den Ottonen eroberten slawischen Gebiete zwischen Elbe und Oder galten als christianisiert Das Abwerfen der Zwangstaufe spatestens im Slawenaufstand 983 galt als Verrat am Glauben Daraus entwickelte sich der Topos von der generellen Verraterei der Slawen nicht nur in religiosen Dingen Laut Gundling sympathisierten die Christenfeinde in der Mark mit Niklot von dem Helmold jedoch berichtet dass dieser mit seinem Nachbarn Adolf II von Schauenburg verbundet war Niklot teilte sich die Obotritenherrschaft mit Pribislaw Alt Lubeck der auf den Bekehrungsversuch des Bischofs von Oldenburg laut Helmold I 83 erwidert Wenn es dem Herrn Herzoge und Dir beliebt dass wir denselben Glauben haben sollen wie der Graf so mogen uns dann auch die Rechte der Sachsen in Bezug auf Guter und Steuern zuteilwerden dann wollen wir gerne Christen werden Kirchen bauen und unsere Zehnten entrichten Gundling hatte also wissen mussen dass die Slawen weder dem Christentum noch den Deutschen feind waren sondern nur der Ausbeutung durch die deutsche Fursten Es wurden also 1143 die Dorfer besetzet mit Kirchen und Gerichten versehen welche das Land weit besser als die Wenden anzubauen wusten wegen der damaligen Wendischen Weise die Hofe und Dorffer nicht angebauet gewesen sondern grosten Theils wuste gelegen weil die Wenden mit wenigen zufrieden waren und nach Guth und Reichthum nicht sonderlich getrachtet haben Die Deutschen fuhrten in der Tat Verbesserungen ein insbesondere Eisenpflug und Dreifelderwirtschaft Dies bedeutet jedoch nicht dass die Slawen nichts von Landwirtschaft verstanden sondern uberwiegend von Jagd Fischerei und Bienenzucht gelebt hatten Uber die Besiedlung des Landes 1143 berichtete Gundling Salzwedel Werben Arneburg seien von den Romern angelegt worden Albrecht habe 1160 das Kloster Arendsee gegrundet Tatsachlich aber erst 1183 durch Otto I Gransee sei die Residenz Pribislaws gewesen Den altesten Namen Brandenburgs berichtet Gundling korrekt unter Berufung auf Widukind von Corvey als Brennaburg nicht etwa als Brennabor Berlin war 1150 schon im Stande aber es war diese Stadt sehr klein wie daselbst noch Anzeigungen seyn Die fruhesten Besiedlungsspuren auf den Spreeinseln deuten jedoch in die Zeit um 1170 Spatslawische Siedlung konnte bisher nicht nachgewiesen werden An der Stelle Frankfurts an der Oder habe ein Schloss gestanden Es sind davon jedoch weder schriftliche Quellen noch archaologische Spuren nachweisbar Stichworte zur Christianisierung sind Abfall nach dem Slawenaufstand 983 Ubernahme des Christentums nur zum Schein Ruckfall in die Finsternis Grundung der Kloster Arendsee 1160 und Lehnin 1190 Vertreibung verdachtiger oder schlimmer slawischer Bauern Aufhoren der wendischen Sprache mit Ausnahme bestimmter Regionen Fazit Albrecht fuhrte nach und nach die Christliche Religion ein und machte alles so gelassen dass daruber keine Klagen entstanden Uber den Wendenkreuzzug berichtet er zu 1148 Die Wendische Fursten waren Feinde des Christenthums weilen man von ihnen grossen Tribut erzwungen und ihnen die Landes Hoheit nehmen wollen Also bekamen diese Volcker einen Abscheu vor der Christlichen Religion Es war auch Marggraf Albrecht nicht gesonnen die Einwohner dieses Landes auszurotten oder aufzureiben weilen er grosse Einkunffte daraus gezogen Es kam ein grosses darauf an dass das Christenthum im Lande eingefuhret wurde ja es war die Einrichtung der Christlichen Religion ein grosses Werck so viel tausend Menschen zum Christlichen Glauben zu bringen vor welchen die damahligen Wenden den allergrosten Abscheu trugen Er konnte seinen noch Wiederspanstigen Wenden in seinem eigenen Land nicht trauen Uber den Angriff Jaxas von Kopenick berichtet er dass Jaxe ein Syrbischer Printz und ein missvergnugter vornehmer Mann welcher die Tochter des ehemaligen Fursten Buthue des Konigs Prebislaws Schwester zur Gemahlin gehabt die Waffen ergriffen und der Burg zu Brandenburg sich bemachtigt hat Wer dieser Jaxe oder Jazke gewesen wird zweiffelhafftig angegeben Einige sagen dass Er ein Furst in der Niederlausitz gewesen Es war Jaxa ein Schlesischer Graf gewesen wie ein gelehrter Mann angefuhret Ich lasse diese Muthmassungen an ihren Ort bewenden jedoch ist gewiss dass er ein Sirbischer Printz in Schlesien und ein grosser Mann im Lande Ziaz oder Zucha gewesen welches Land die Herrn von Hake und Rochau guten Theils innen gehabt und solches von denen Marggrafen von Brandenburg von selbigen Zeiten zu Lehen erhalten Es folgt ein kurzer Bericht uber die Belagerung der Brandenburg durch Albrecht und Erzbischof Wichmann von Magdeburg sie endet mit einer Ubergabe in Ubereinstimmung mit einem Bruchstuck der Quelle Heinrich von Antwerpen Um Gott fur die gluckliche Eroberung der Brandenburg zu danken reist Albrecht anschliessend zum Heiligen Grab in Jerusalem Nach seiner Ruckkehr weilen er die Einfuhrung des Christenthums vor sein grostes Werck in seinen Landen hielte bemuhte er sich die Kirchen mit Einkunfften zu versehen und verlangte sehnlichst die Erbauung der Stiffts Kirche zu Brandenburg 7 Kennzeichnend fur die Arbeit Gundlings uber Albrecht ist das teils widerspruchliche Neben und Miteinander von belegbaren Fakten Ungenauigkeiten und Fehleinschatzungen die mangels anderer Erkenntnismoglichkeiten z B durch moderne interdisziplinare Forschung fur ihn unvermeidbar waren Zu den Topoi Slawen und Christianisierung berichtet er sowohl positive als auch negative Aspekte Allerdings wiederholt er immer wieder den allergrossten Abscheu der Wenden vor der christlichen Religion nur ein einziges Mal erwahnt er den Zusammenhang Die Wendische Fursten waren Feinde des Christenthums weilen man von ihnen grossen Tribut erzwungen und ihnen die Landes Hoheit nehmen wollen Also bekamen diese Volcker einen Abscheu vor der Christlichen Religion Valentin Heinrich Schmidt 1756 1838 und Johann Wilhelm Lobell 1786 1863 Bearbeiten Kennzeichnend fur die auf Krantz Bekmann und Gundling beruhende Sichtweise der Entstehungsgeschichte Brandenburgs ist die Kontroverse zwischen Schmidt und Lobell der 1820 im Alter von 34 Jahren als Privatgelehrter in Breslau eine Klarstellung der Entstehungsgeschichte Brandenburgs versucht hatte Ihm antwortete 1823 der Berliner Gymnasialprofessor Schmidt 67 mit Albrecht der Bar Eroberer oder Erbe der Mark Brandenburg Eine historisch kritische Beleuchtung der Schrift des Herrn Dr Lobell uber den Ursprung der Mark Brandenburg Herr Dr Lobell hat in seiner Schrift betitelt Commentatio de origine Marchiae Brandenburgicae die Erwerbung der Mark Brandenburg durch Erbschaft seiner Meinung nach aufs bundigste bewiesen Der Ton der in derselben herrscht verrath ein Selbstvertrauen das man von einem Manne nicht erwarten durfte von dessen Prufungsaufgabe der Quellen der brandenburgischen Geschichte man noch nichts gehort hat Schmidt tadelt die Kritik Lobells an Philipp Wilhelm Gercken 1722 1791 lobt das Werk August von Wersebes uber die niederlandischen Colonieen des nordlichen Deutschlands im 12ten Jahrhundert ganz im Gegensatz zu Lobell dessen Schrift eine von Kennern langst verworfene Fabel als echt historische Wahrheit wieder aufstellt und damit gegen die grundlichsten brandenburgischen Historiker anzusprechen wagt Bei dieser Fabel handelt es sich um den Bericht Heinrichs von Antwerpen den Schmidt nur als eine verloren gegangene brandenburgische Chronik kennt die eingeflossen ist in die Bohmische Chronik des Pribik Pulkava vermutlich 1380 Sie ist die Hauptquelle der Lobellschen Argumentation Schmidt zitiert zu Beginn seiner Entgegnung die entsprechenden Passagen aus der Bohmischen Chronik in einer Zusammenfassung die im Wesentlichen dem Tractat Heinrichs von Antwerpen entspricht Er bezweifelt aber ihre Zuverlassigkeit weil sie Dinge berichtet von denen Helmold von Bosau nichts weiss Lobell beruft sich durchaus auf Helmold namlich auf dessen Bericht uber die Belagerung Demmins nach dem die Belagerer sagen Ist nicht das Land das wir verheeren unser Land und das Volk das wir bekriegen das Unserige Warum sind wir unsere eigenen Feinde und zerstoren unsere Einkunfte Schmidt entgegnet Dieses man rathe soll den Beweis abgeben dass die deutschen Fursten lieber wollten Lander durch Testamente erben als sie erobern Wenn Helmold aus dem Grab aufstande so wurde er vor dieser inconsequenten Folgerung sich entsetzen Lieber erben durch Bundnispolitik anstatt Krieg zu fuhren gegen einen hochst erbitterten nicht zu vernachlassigenden Feind ist fur Schmidt unvorstellbar Unvorstellbar ist auch dass Albrecht durch Erbfall 1150 die Burg erhalten habe Da musste Albrecht nach schneller Besitznahme wieder fortgereiset seyn und wiederum die Stadt dem Jazko abgenommen haben Welch ein Labyrinth von Ereignissen Schmidts Gesichtskreis ist uber den eines Prorektors am Collnischen Gymnasium von Berlin nie hinausgekommen Lobell wurde bald darauf 1831 ordentlicher Professor an der Universitat Bonn und gilt als einer der Begrunder der modernen Geschichtswissenschaft Gercken Raumer Riedel Krabbo und Theodor Fontane 1819 1898 Bearbeiten Neben Lobell hielt die moderne quellenkritische Geschichtswissenschaft Einzug in die Geschichtsschreibung Brandenburgs durch Philipp Wilhelm Gercken 1722 1791 Friedrich Ludwig Georg von Raumer 1781 1873 Adolph Friedrich Johann Riedel 1809 1872 und Hermann Krabbo 1875 1928 Bis auf Raumer waren sie intensiv in Archiven tatig und schopften daher ihre Erkenntnisse vor allem aus genauester kritischer Kenntnis der Quellen Ungleich massenwirksamer als die Historiographie war jedoch die historische Belletristik in Gestalt der Wanderungen durch die Mark Brandenburg von Theodor Fontane 1819 1898 8 Fontane betrachtete sich selbst nicht als Historiker sondern als Kunstler 9 Dennoch besass er eine gute Kenntnis der Quellen ausserdem eine im Prinzip wohlwollende Haltung gegenuber den Wenden und eine nicht unkritische Haltung gegenuber der Kirche Vergleicht man die heutige Popularliteratur und die Informationen in Heimatmuseen und Dorfkirchenvorhallen mit Fontanes Kapitel Die Wenden und die Kolonisation der Mark durch die Zisterzienser im dritten Band 1873 seiner Wanderungen durch die Mark 1862 1898 so ist unschwer ihre Herkunft von Fontane zu erkennen Die 1868 erfolgte Identifizierung Heinrichs von Antwerpen ist ihm nicht rechtzeitig bekannt geworden sie wurde erstmals 1875 publiziert So beruhte seine Darstellung im Wesentlichen auf dem durch Gundling erreichten unzureichenden Kenntnisstand 10 Fontanes Wanderungen erlebten schon zu seinen Lebzeiten mehrere Neuauflagen ihre Popularitat ist bis heute ungebrochen Zweifelsohne haben sie das populare Geschichtsbild am starksten gepragt 11 Daher steht die kritische Auseinandersetzung mit seiner Darstellung im Mittelpunkt dieses Artikels Johannes Schultze 1881 1976 Bearbeiten Vor dem Hintergrund der Bestrebungen der polnischen Bevolkerung in Preussen nach nationaler Selbststandigkeit beantwortet durch verstarkte Versuche ihrer Germanisierung verflog die polnische Begeisterung von 1831 mit der in Preussen die Revolutionsversuche der Polen gegen das Russische Reich begleitet worden waren Von der Mitte des 19 Jahrhunderts an nahmen die Spannungen im deutsch polnischen Verhaltnis zu verscharften sich nach dem Ersten Weltkrieg und gipfelten in der Ausrottungspolitik des NS Reichs gegenuber Polen und anderen slawischen Nachbarlandern der Millionen von slawischen Untermenschen zum Opfer fielen Hierzu hatte eine ideologisierte Ostforschung zur Deutschen Ostsiedlung wesentlich beigetragen Viele Arbeiten zur Geschichte Brandenburgs aus der Zeit zwischen den Weltkriegen konnen in ihrer Belastung mit stereotypen Vorurteilen nur so verstanden werden Johannes Schultze 1881 1976 war durch seine Tatigkeit im Preussischen Geheimen Staatsarchiv in besonderem Masse befahigt nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem funfbandigen Werk Die Mark Brandenburg 1961 1969 das als die Kronung seines Schaffens gilt eine vorurteilsfreiere Sichtweise vorzulegen Johannes Schultze war wegen seiner Gegnerschaft zum NS Reich 1944 zwangspensioniert worden Dennoch unterlief auch ihm eine Bemerkung wie Nicht unwahrscheinlich ist dass die Wenden den Formen der intensiven Bodennutzung abhold es meist vorzogen sich durch Zeidelei oder als Kossaten oder Einlieger durch Dienstleistungen fur Bauern und Ritter zu ernahren als selbst harte Landarbeit durch Rodung zu leisten gegen ihren Willen dazu herabgedruckt wurden sie nicht 12 Schultze muss zugutegehalten werden dass die Archaologie erst ab den 1950er Jahren zu besseren Forschungstechniken und systematischeren Auswertungen kam und dass die moderne interdisziplinare Forschung im Zusammenwirken insbesondere von Mediavistik Archaologie Namenkunde Siedlungsgeographie und Kunstgeschichte erst in den 1970er Jahren entwickelt wurde insbesondere durch das Projekt der Germania Slavica an der Freien Universitat Berlin seit 1996 fortgesetzt durch das GWZO in Leipzig Die entscheidenden Anstosse fur eine neue angemessenere Sichtweise auf das deutsch slawische Verhaltnis im Mittelalter im Rahmen der Ostsiedlung kamen von Walter Schlesinger 1908 1984 und Wolfgang H Fritze 1916 1991 Die interdisziplinare Sichtweise findet ihren deutlichen Ausdruck im Autorenteam des aktuellen Standardwerks Brandenburgische Geschichte hrsg von Ingo Materna und Wolfgang Ribbe 1995 Dennoch bleibt Schultzes Klassiker Die Mark Brandenburg weiterhin eine kaum verzichtbare Arbeitsgrundlage vor allem in ereignisgeschichtlicher Hinsicht Das populare Geschichtsbild uber die Entstehung der Mark Brandenburg BearbeitenDas bis zum heutigen Tage spurbare Geschichtsbild uber die Entstehung der Mark Brandenburg formte sich am Ende des 19 Jahrhunderts nach der Grundung des Deutschen Kaiserreichs 1871 Seine buchstabliche bildhafte Verkorperung fand es in der Marmorstatue Albrechts des Baren 1898 fur die Siegesallee in der Nahe des Reichstags in Berlin geschaffen In keinem anderen Bild ballt sich dermassen der Grundungsmythos Brandenburgs Dieses Geschichtsbild hatte Theodor Fontane verstorben im Jahr der Statuen Einweihung 1898 mit dem 3 Band 1873 seiner Wanderungen durch die Mark 1862 1898 vorbereitet insbesondere durch das Kapitel Die Wenden und die Kolonisation der Mark durch die Zisterzienser Unter Wenden verstand Fontane den am meisten nach Westen vorgeschobenen Stamm westlich der Polen wobei er die Lutizen starker im Blickfeld hatte als die Obotriten und Pomoranen Theodor Fontane Zitate aus Wanderungen durch die Mark Brandenburg Bearbeiten Im Folgenden werden die zehn Zitate behandelt in der Reihenfolge ihrer Erwahnung im Wenden Kapitel die fur das durch Fontane uberkommene Geschichtsbild am folgenreichsten waren Zum Namen von Brandenburg Bearbeiten Am Nordufer der Mittelhavel den ganzen Havelgau und sudlich davon die Zauche beherrschend lag die alte Wendenfeste Brennibor In der altesten schriftlichen Erwahnung der Hauptburg der Heveller wird diese Brennaburg genannt Der Name Brennabor bei Fontane mehrfach Brennibor ist frei erfunden Der bohmische Jesuitenpater Bohuslav Balbinus versuchte 1677 die Namen der Orte in den fruheren slawischen Siedlungsgebieten zu rekonstruieren um ihre slawische Herkunft nachzuweisen Hintergrund war der Kampf um die Dominanz der Deutschen oder der Slawen in Bohmen Aus ethnisch politischen Grunden ersetzte der bohmische Slawe das missliebige deutsche burg durch das slawische ahnliche klingende aber urkundlich nicht belegte bor Die Marker widersprachen nicht Die Slawen galten ohnehin seit langem als feindlich und barbarisch Fontane Die Wenden von damals waren wie die Polen von heut Ein deutsch klingender Ortsname der ehemaligen Slawenfeste Brandenburg und damit die Anerkennung deren Herrscher als Christen hatte sie zu gleichartig gemacht Aktuelle Feinde wie 1873 die westpreussischen Separatisten liessen sich umso besser bekampfen desto andersartiger sie und ihre Vorfahren waren Zur angeblichen Ruckkehr der Deutschen Bearbeiten Als nach drei vier und funfhundert Jahren die Deutschen zum ersten Mal wieder mit diesem Lande zwischen Elbe und Oder in Beruhrung kamen fanden sie wenige Spuren deutschen Lebens abgerechnet ein vollig slawisches d h wendisches Land vor Wer wieder in Beruhrung kommt mag alte Gebiets Rechte beanspruchen Die Herstellung einer historischen Kontinuitat zwischen Semnonen und ottonischen Sachsen ist daher kritisch zu sehen Belege fur die wenigen Spuren verbliebenen deutschen Lebens nennt Fontane nicht Moglicherweise meinte auch er die zahlreichen Gewassernamen die germanischen Ursprungs sind z B Spree die Spruhende Aus der Ubergangszeit zwischen abwandernden Germanen und zuwandernden Slawen gibt es ansonsten nur geringe archaologische Spuren verbliebener Germanen die dann aber als bald assimiliert gelten Die derzeitige herrschende Meinung der Geschichtsforschung geht davon aus dass es keine nennenswerte Kontinuitat gegeben hat Zur Bedeutung der markischen Wenden als Krieger Bearbeiten Den markischen Wenden fiel die Aufgabe zu in den jahrhundertelangen Kampfen mit dem andringenden Deutschtum bestandig auf der Vorhut zu stehn und in dem Mute den die Spree und Havelstamme in diesen Kampfen entwickelt haben wurzelt ihre Bedeutung Brandenburg wurde neunmal erobert und wieder verloren siebenmal durch Sturm zweimal durch Verrat Es war eine endlos ausgesponnene Kette Die deutsche Grausamkeit schuf wendische Aufstande und den wendischen Aufstanden folgten erneute Niederlagen die von immer neuen Grausamkeiten des Siegers begleitet das alte Wechselspiel wiederholten Die Brandenburg wechselte nicht nur neunmal den Besitzer sondern dreizehnmal funfmal nach Belagerung bzw Uberfall viermal durch Verrat einmal durch Erbanfall und dreimal aus unbekannten Grunden 13 Albrecht erlangte das Hevellerland durch geschickte Bundnispolitik als Erbe zum Kampf wurde er erst durch den Verrat der Sympathisanten Jaxas gezwungen Der Kampf fand statt in Form der ublichen Belagerung bei der auf allen Seiten Blut geflossen war in unbekanntem Ausmass aber er endete durch eine Kapitulationsverhandlung nicht durch Sturm Es gab Blutvergiessen es gab Grausamkeiten auf beiden Seiten aber da den funf kampferischen Besitzwechseln ebenso funf kampflose gegenuberstehen besteht durch die Formulierung der endlos ausgesponnen Kette die Gefahr den Aspekt des blutigen Kampfes uberzubetonen Fur die zweihundertjahrigen Kontakte der Deutschen und Slawen zwischen Elbe und Oder ist die Vorstellung eines unaufhorlichen Gemetzels unangemessen Es gab auch Handelsbeziehungen und Bundnisse Zweifelsohne uberwog die Konfrontation Fur die Sichtweise Fontanes war entscheidend dass ihm der sich nur bedingt als Historiker verstand nur wenige Quellen zur Verfugung standen und zwar fast ausschliesslich Schriftquellen Chroniken Annalen Diese Art der Quellen eignet sich weniger fur die Darstellung von Prozessen sondern mehr fur den Bericht uber Ereignisse Regierungsantritt und Tod von Herrschern Schlachten usw Anderes namlich ereignislose Zeiten kommt bei ereignisgeschichtlicher Betrachtung zu kurz 14 Zur Superioritat der Deutschen Bearbeiten Die Frage ist oft aufgeworfen worden ob die Wenden wirklich auf einer viel niedrigeren Stufe als die vordringenden Deutschen gestanden hatten und diese Frage ist nicht immer mit einem bestimmten Ja beantwortet worden Sehr wahrscheinlich war die Superioritat der Deutschen die man schliesslich wird zugeben mussen weniger gross als deutscherseits vielfach behauptet worden ist 1180 erschienen die ersten Monche in der Mark Wo die Unkultur zu Hause war hatten die Kulturbringer ihr naturlichstes Feld Fontanes Ausserungen stehen in einem gewissen Gegensatz Einerseits wird nach seiner Meinung die kulturelle Uberlegenheit der Deutschen vielfach uberschatzt andererseits war fur ihn bei den Slawen die Unkultur zu Hause Das Wort der Unkultur wurde 1926 in der Zeit zwischen Abdankung des Kaisers und Machtergreifung Hitlers vom Siedlungsforscher Werner Gley aufgegriffen in seinem Werk Die Besiedelung der Mittelmark von der slawischen Einwanderung bis 1624 Anstelle der hochentwickelten germanischen Kultur die die Semnonen als ein Volk mit Sinn fur Formengebung und Schonheit geschaffen hatten trat in slawischer Zeit ein Zustand der Unkultur wie wir ihn uns primitiver kaum denken konnen Die Slawen passten sich der rauhen Natur des Landes an ohne ernsthaftere Versuche zu machen die durftigen Lebensbedingungen durch harte Arbeit zu verbessern 15 Da die Wenden heutzutage in den Geschichtswissenschaften einschliesslich der Archaologie besser als Elbslawen bezeichnet 16 keine Schriftquellen kannten ist die Beurteilung ihrer materiellen Kultur uberwiegend von archaologischen Funden abhangig 1873 als Fontane das Kapitel uber die Wenden schrieb stand die Archaologie als Wissenschaft noch in ihren Anfangen 17 Erst Flinders Petrie 1853 1942 stellte Methoden und Ziele der Archaologie 1904 systematisch dar Naturwissenschaftliche Methoden zur Datierung von Funden und Klarung der Herkunft ihres Materials wurden jedoch erst in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts entwickelt Dennoch kannten sowohl Fontane als auch Gley archaologische Fundstucke Die materielle Alltagskultur der Slawen unterschied sich jedoch wie diese Funde zeigen nicht prinzipiell von der Kultur der abwandernden Germanen Auch die 500 Jahre nach der Volkerwanderung von den Slawen produzierte Keramik unterscheidet sich von der der zuwandernden Deutschen im Wesentlichen nur durch die Schmuckformen Die slawische Standbodenkeramik war geeigneter fur das Abstellen auf ebenen Flachen die fruhdeutschen Kugelbodentopfe hatten einen besseren Stand im Brennmaterial des Herdfeuers Die Geringschatzung der slawischen Kultur konnten Fontane und Gley daher nur aus Schriftquellen verfasst von den Nachbarn der Slawen abgeleitet haben Ausdrucklich erwahnt Fontane den Bericht des Chronisten Adam von Bremen uber den slawischen Fernhandelsplatz Jumne vermutlich Wollin an der Odermundung Uber die Leuticier hinaus die mit einem anderen Namen Wilzen genannt werden tritt uns der Oderfluss entgegen der reichste Strom des Landes der Slawen An der Mundung desselben da wo er die skythischen Gewasser die Ostsee beruhrt bietet die sehr angesehene Stadt Jumne den Barbaren und Griechen die ringsum wohnen einen viel besuchten Standort dar Weil nun zum Preise dieser Stadt grosse und fast unglaubliche Dinge vorgebracht werden so halte ich es fur interessant hier Einiges das Erwahnung verdient einzuschalten Es ist wirklich die grosste von allen Stadten die Europa einschliesst In ihr wohnen Slawen und andere Nationen Griechen und Barbaren Denn auch den dort ankommenden Sachsen ist unter gleichem Rechte mit den Ubrigen zusammen zu wohnen verstattet freilich nur wenn sie so lange sie sich daselbst aufhalten ihr Christentum nicht offentlich kund geben Denn alle sind noch im Irrwahne heidnischer Abgotterei befangen Ubrigens wird was Sitte und Gastlichkeit anlangt kein Volk zu finden sein das sich ehrenwerter und dienstfertiger bewiese Jene Stadt welche reich ist durch die Waren aller Nationen des Nordens besitzt alle mogliche Annehmlichkeiten und Seltenheiten Dort findet sich der Vulkanstopf den die Eingebornen das griechische Feuer nennen dessen auch Solinus gedenkt 18 nbsp Slawischer Burgwall um 1000 Gross Raden in Mecklenburg Rekonstruktion nbsp Norddeutsche Turmhugelburg Motte um 1200 Lutjenburg Rekonstruktion Die heidnischen Slawen kannten noch keinen Steinbau er wurde von ihnen erst mit der Christianisierung anlasslich des Baus von Kirchen ubernommen Polen und Russland ubernahmen aber das Christentum bereits 966 bzw 988 Uber die Qualitat des slawischen Holztempels in Stettin berichtet Herbord in seiner Vita des Pommern Missionars Otto von Bamberg In der Stadt Stetina aber gab es vier Continen jedoch eine von diesen welche die vornehmste war war wunderbar schmuckreich und kunstreich gebaut hatte inwendig und auswendig Skulpturen die an den Wanden hervorragten Bilder von Menschen Vogeln und Tieren so naturgetreu in ihrer Haltung dargestellt dass man sie fur atmend und lebend hatte halten mogen und was wohl sehr selten genannt werden muss die Farben der ausseren Bilder konnten durch kein Schnee oder Regenwetter verdunsten oder abgewaschen werden so hatte es die Kunst der Maler eingerichtet In dieses Gebaude brachten sie nach der alten Gewohnheit ihrer Vater die gewonnenen Schatze und Waffen der Feinde und was im See oder Landkampf an Beute gemacht war nach dem Gesetze der Entrichtung des Zehnten Auch goldene und silberne Mischkruge aus denen die Vornehmen und Machtigen zu wahrsagen zu schmausen und zu trinken pflegten hatten sie dort aufgestellt um sie an festlichen Tagen wie aus einem Heiligtum hervorzuholen Auch bewahrten sie dort zum Schmuck und zur Ehre ihrer Gotter grosse Horner von wilden Stieren vergoldet und mit Edelsteinen verziert zum Trinken geeignet und Horner zum Blasen Dolche und Messer und viel kostbares Gerat selten und schon zu sehen was sie als der Tempel zerstort war alles dem Bischof und den Priestern zu geben beschlossen 19 Einen dritten Aspekt der Kultur erwahnt Thietmar von Merseburg IV 46 in seinem Bericht uber den Besuch Kaiser Ottos III in Polen anlasslich der Erhebung Gnesens zum Erzbistum im Jahre 1000 Nach Regelung aller Fragen ehrte der Herzog Boleslaw I Chrobry den Kaiser durch reiche Geschenke und das erfreute ihn am meisten 300 gepanzerte Krieger Kettenhemden waren uberall das teuerste Ausrustungsstuck der berittenen Krieger und Boleslaw wird sicherlich nicht die Mehrheit seiner Reitermacht verschenkt haben also ware von einem Bestand von mindestens 1000 polnischen Panzerreitern auszugehen Selbst wenn man in allen drei Fallen die ubliche mittelalterliche Ubertreibung abzieht ergibt sich ein kulturelles Niveau der Slawen das mit Unkultur offensichtlich unzutreffend beschrieben ist selbst bei Berucksichtigung des Umstandes das die Lebensverhaltnisse auf dem Land naturlich andere waren als in den grossen Handelsstadten und am Hof des Herrschers was auch Fontane ausdrucklich einraumt Zur grossflachigen Landeserschliessung mit Gewinnabsicht war der Einsatz modernster Technik und Verfahren erforderlich eiserner Wendepflug mit Radern Kummetanspannung fur die Pferde Dreifelderwirtschaft mit Hufenvermessung Wassermuhlen und Steinbautechnik Dies alles wurde vor 1150 im Slawenland noch nicht angewendet aber auch keineswegs flachendeckend bereits im Altreich Die neuen Techniken kamen in der ersten fruhdeutschen Siedlungsphase etwa 1150 1200 noch nicht zum Einsatz und auch danach nicht uberall und durch jedermann holzerne Hakenpfluge waren in der Mark noch bis weit ins 19 Jahrhundert in Gebrauch Die fur die Dreifelderwirtschaft mit Hufenvermessung gunstigsten Orts und Flurformen Anger und Strassendorfer Hufengewannfluren wurden erst in der Praxis des Landesausbaus ostlich der Elbe entwickelt an dem die Slawen beteiligt waren systematisch wurden diese Formen erst ab etwa 1230 ostlich der Havel auf Teltow und Barnim unter den Stadtegrundern Johann I und Otto III angewendet 20 Das Vorhandensein eines Kulturgefalles hier von West nach Ost ist unvermeidlich Es erklart sich daraus dass Erneuerungen punktuell und nicht flachenmassig gleichzeitig stattfinden Kultureller Fortschritt verbreitet sich von seinem jeweiligen Ausgangspunkt aus in Wellen und erreicht den einen fruher als den anderen was ausschliesslich von der raumlichen Lage seiner Wohnregion und nicht von seinen individuellen Fahigkeiten abhangt Die ersten Werkzeuge der Menschheit Steinkeile wurden in Schwarzafrika erfunden die neolithische Revolution nahm ihren Ausgangspunkt von Kleinasien Die Germanen ubernahmen kulturelle Errungenschaften von den Romern diese wurden ein halbes Jahrtausend spater von den Fruhdeutschen an die Slawen weitergereicht Das Heilige Romische Reich deutscher Nation erreichte das hohe kulturelle Niveau des vorangegangenen Romischen Reichs erst wieder am Ende des Mittelalters Der NS deutsche Hochmut die Slawen wegen des Kulturgefalles als Untermenschen zu bezeichnen und daraus das Recht herzuleiten sie systematisch auszurotten entbehrt daher jeglicher Grundlage Diese im 19 Jahrhundert entwickelte Geringschatzung ist noch heute die Ursache fur den Wortgebrauch Polacken und polnische Wirtschaft Die Wenden als Jager Fischer und Bienenzuchter Bearbeiten Die Hauptbeschaftigungen der Wenden blieben freilich Jagd und Fischerei daneben die Bienenzucht Fontane fuhrt zur Begrundung dieser Behauptung an dass es dieselben Erscheinungen noch jetzt 1873 in den slawischen Flachlanden Osteuropas auf den Strecken zwischen Wolga und Ural gabe Diese Flachlande liegen in den mehr als 2000 km Luftlinie entfernten Steppengebieten der Ostslawen Die Archaobotanik und die Archaozoologie erweisen jedoch dass auch bei den Elbslawen Ackerbau und Viehzucht die Grundlage der Wirtschaft waren 21 Die Auswertung von Tierknochenfunden zeigt dass wie generell in Mitteleuropa im Fruhmittelalter Schweine als Schlachtvieh dominierten zum Hochmittelalter hin traten Rinder starker in Erscheinung Bisher sind im Bereich der Elbslawen keinerlei Stalle fur Grossvieh gefunden worden Ibrahim ibn Jaqub erwahnt allerdings den Reichtum von Pferden im Obotritenland 22 Jagd hat nur untergeordnete Rolle gespielt mit unterschiedlichen Schwerpunkten dort wo sich mit Veranderung der Burgenstruktur eine soziale Oberschicht bildete nahm in den Abfallfunden der Anteil von Jagdtierknochen zu Honig wird nur in Schriftquellen erwahnt neben Ibrahim ibn Jaqub vor allem in Abgabenverzeichnissen Honig Met und Wachs es gibt bisher jedoch keine archaologischen Funde wie Reste von Met oder Klotzbeuten Dennoch stehen in den Abgabeverzeichnissen Getreideabgaben eindeutig an erster Stelle wie auch die Funde von Sicheln Muhlsteinen und Silos zeigen Ibn Jaqub Die Slawen bewohnen von den Landern die ergiebigsten an Fruchtbarkeit und reichsten an Lebensmitteln Sie befleissigen sich des Ackerbaus und Unterhalterwerbs und sind darin allen Volkern des Nordens uberlegen Ihre Waren gehen auf dem Lande und dem Meere zu den Rus und nach Konstantinopel Sebastian Brather 2001 Dass die Slawen zu grossen Teilen Fischereibevolkerungen gewesen seien die in den spatmittelalterlichen Kietzen fortlebten geht an der Realitat vorbei und ist ein aus dem 19 Jahrhundert stammender Topos 23 Aus dem Umstand dass die Slawen im Fernhandel vor allem mit Pelzen Honig Met und Wachs in Erscheinung traten und dass diese Waren wenn sie in Abgabeverzeichnissen erwahnt werden auf ein slawisches Ethnikum hindeuten durfen keine falschen Schlusse gezogen werden Sie bedeuten nicht dass Anderes nicht vorhanden war sonst musste man unterstellen dass in Flandern der okonomisch fortgeschrittensten Region des Hochmittelalters angesichts der umfangreichen Getreideimporte die Getreidewirtschaft unbekannt war Fische waren fur die religiosen Fastentage von grosser Bedeutung Fur die Fursten lag es naher diese nicht von den fur den planmassigen Getreideanbau angeworbenen Zuzuglern sondern von den ansassigen Slawen zu verlangen Angebliche Charakterzuge der Wenden Bearbeiten Die Wenden waren tapfer und gastfrei und wie wir uns uberzeugt halten um kein Haar falscher und untreuer als ihre Besieger die Deutschen aber in einem waren sie ihnen allerdings unebenburtig in jener gestaltenden grosse Ziele von Generation zu Generation unerschutterlich im Auge behaltenden Kraft die zu allen Zeiten der Grundzug der germanischen Race gewesen und noch jetzt die Burgschaft ihres Lebens ist Laut Fontane sind die Polen rasch schlau zah liebenswurdig blendend ritterlich leidenschaftlich opferbereit aber nach aussen hin abschweifend fehlte ihnen das Konzentrische wahrend sie exzentrisch waren in jedem Sinne Dazu die individuelle Freiheit hoher achtend als die staatliche Festigung wer erkennte in diesem allen nicht polnischnationale Zuge Fontane kam zu dem Schluss Die Wenden von damals waren wie die Polen von heut Diese Art der Argumentation durch Gleichsetzung wendet er auch an anderer Stelle an Die abwandernden Semnonen sind die wiederkehrenden Deutschen Und Die Hauptbeschaftigungen der Wenden waren dieselben wie noch jetzt bei den Ostslawen zwischen Wolga und Ural Fur diese Gleichsetzung trotz grosser raumlicher und zeitlicher Entfernung gibt er keine Begrundung Dass sich Polen seit dem Jahre 1000 als Nationalstaat verstand der Perioden der Starke und der Schwache durchmachte wie alle anderen Staaten auch und dass Polen 1618 als europaische Grossmacht fast bis an den finnischen Meerbusen und an das Schwarze Meer reichte und sich nach dem Ausbruch der Franzosischen Revolution als erstes Land Europas eine freiheitliche Verfassung Verfassung vom 3 Mai 1791 gab das zahlt fur Fontane nichts gegenuber der unerschutterlichen Kraft die zu allen Zeiten der Grundzug der germanischen Race gewesen und noch jetzt die Burgschaft ihres Lebens ist Offenbar hat Polen die drei Teilungen an denen immer auch Preussen profitierte durch seine von Fontane getadelte hohere Achtung der individuellen Freiheit selbst verschuldet So kann es kein Wunder sein dass das Gebiet der sudlichen Lutizen in Albrechts Hande fiel Albrecht als angeblicher Klostergrunder Bearbeiten Zu den Kirchen und Burgen aber gesellte er Albrecht der Bar als ein Neues Drittes die Vereinigung von Burg und Kirche die Kloster Monche wurden ins Land gerufen vor allem die Zisterzienser Albrecht hat kein einziges Kloster gegrundet Bis zu seinem Tode 1170 gab es nur zwei Kloster beide in der Altmark Frauenkloster der Benediktinerinnen davon Hillersleben gegrundet schon im 10 Jahrhundert 24 Erst sein Sohn Otto grundete 1180 mit Lehnin ein askanisches Kloster das erste ostlich der Elbe das erste Mannerkloster und das erste Zisterzienserkloster Das war keine grundsatzliche Wende denn vier Jahre spater grundet er Arendsee wiederum ein Benediktinerinnenkloster in der Altmark Alle Zisterzienserkloster entstanden erst nach dem Tode Albrechts Zinna 1171 durch den Erzbischof von Magdeburg Dobrilugk 1184 durch die Wettiner Neuzelle 1268 durch die Wettiner Insgesamt zahlt Fontane fur die Zeit bis 1300 23 Zisterzienserkloster auf davon sind zehn Nonnenkloster nur zwei Drittel sind askanische Grundungen 16 von 23 Kloster sind an sich nichts Neues und allein schon der Umstand dass die altesten Kloster im askanischen Bereich Frauenkloster sind zeigt dass sie nicht als eine Art Burgen verstanden wurden sondern als Versorgungsstatte fur adlige Tochter Neuartig ostlich der Elbe ist nur dass die Kloster keine Klosterlandschaften wie im Altreich bilden sondern Inseln darstellen Bis zur Grundung des Klosters Mariensee 1258 das 1273 nach Chorin verlegt wurde ist Lehnin 1180 das einzige zisterziensische Monchskloster im Herzen der Mark Marienfliess Nonnen 1230 und Dranse 25 1233 liegen in der Prignitz Zehdenick Nonnen 1249 in der Uckermark und Alt Friedland Nonnen um 1250 am Rande des Oderbruchs Diese nicht den Tatsachen entsprechende Darstellung Fontanes hat zwei gravierende Fehleinschatzungen zur Folge die Bedeutung des Zisterzienserordens und durch das Bild der Burg die Verknupfung der Kirche mit militarischen Aufgaben Die Zisterzienser als Kulturbringer Bearbeiten Tief in heidnische Lande hinein waren die Monche von Cisterz mit dem Kreuz in der Linken mit Axt und Spaten in der Rechten lehrend und ackerbauend bildend und heiligend vorgedrungen Vor allem in den Eingangshallen der Dorfkirchen finden sich noch heute nicht selten Schrifttafeln und Faltblatter die den Zisterziensern eine fuhrende Rolle bei der landwirtschaftlichen Erschliessung der Mark zuschreiben ebenso beim Bau der Dorfkirchen siehe unten Beispiel Erst im 12 Jahrhundert setzte die gewaltige Kolonisationsbewegung auch in unserer Heimat ein Die Ritter und Monchsorden begannen ihre weitausgreifende Arbeit die immer um zwei Ziele kreiste Evangelisation und Zivilisation Sie predigten das Evangelium errichteten immer mehr und festere Stutzpunkte und zeigten den Wenden wie man den Kampf gegen Sand und Wasser aufnimmt und in planmassiger Arbeit auch dem kargen markischen Sandboden reichen Ertrag abringen kann 26 Diese Sichtweise starkte zum Zeitpunkt ihrer Entstehung im 19 Jahrhundert die Rolle der Kirche im Bundnis von Thron und Altar zur Verteidigung der Monarchie und nahm Bezug auf das ursprungliche Ordensideal der Zisterzienser dem Ruckzug in die Einsamkeit und die Ernahrung durch eigener Hande Arbeit Wie die Zisterzienserforschung aber inzwischen detailliert dargelegt hat wird die Bedeutung des Ordens insoweit falsch eingeschatzt Ausgehend von den in der Ordenstradition verbreiteten Hinweisen auf die Errichtung der Kloster in der Wildnis bildete sich im 19 Jahrhundert die Lehre von den hervorragenden Leistungen der Zisterzienser in der Kultivierung nicht oder wenig erschlossener Raume heraus Damit verknupfte sich namentlich in der deutschen Forschung die Ansicht von der kulturellen Ruckstandigkeit aller slawischen Gebiete in der Zeit vor dem Einsetzen der sogenannten deutschen Ostkolonisation des hohen Mittelalters Scharen von Monchen und Konversen hatten sich als Pioniere der Zivilisation und des Deutschtums in den slawischen Einoden niedergelassen und in gemeinsamer Arbeit mit den herbeigerufenen deutschen Bauern im 12 und 13 Jahrhundert ostlich der Elbe terras desertas wuste Landereien in bluhende Kulturlandschaften verwandelt Selbst wenn man den Quellen entnehmen musste dass den Zisterziensern hier schon bestehende Dorfer uberlassen wurden hielt man mit Franz Winter dem Autor des in den Jahren 1869 1871 erschienenen dreibandigen Werkes uber die Zisterzienser des nordostlichen Deutschlands lange daran fest dass die eigentliche Kultivierung der nur von den unfahigen Slawen bzw von armen und faulen Polen bewohnten Lander von den Zisterziensern noch zu leisten war 27 Das ursprungliche Ordensideal wandelte sich im Lauf der Jahrhunderte Die wirtschaftlichen Erfolge der Zisterzienser durch effektive Landwirtschaft fuhrten zu Gewinnen mit denen sie Dorfer aufkauften die bereits erschlossen waren was zwar nach dem ursprunglich Ordensideal verboten war aber zunehmend von den jahrlichen Generalkapiteln der Zisterzienser toleriert wurde Drei wirtschaftliche Betatigungen der Monche ubertrafen die Gewinne aus der Landwirtschaft die Anlage und der Betrieb von Wassermuhlen der Betrieb von Markten und Krugen sowie die Kreditvergabe aus den Wirtschaftsgewinnen 28 Die Zinsnahme war der offensichtlichste Verstoss gegen das ursprungliche Ordensideal ist aber durch zahlreiche Rechnungsbucher nachzuweisen Spatestens gegen Ende des Hochmittelalters konnte das Kloster Lehnin als die markische Landesinvestitionsbank betrachtet werden von der die Stadte der Adel und der markgrafliche Hof Kredite nahmen Dies war zweifelsohne von grosser Wichtigkeit fur den Aufstieg der Mark Brandenburg unterscheidet sich aber sehr deutlich von der Art der behaupteten Verdienste durch harte Landarbeit Ungenugend gewurdigt wurden bisher auch ihre Wasserversorgungssysteme einschliesslich der Anlage von Dammen und Brucken fur die Kloster die neben der Trinkwasserversorgung und der Hygiene vor allem den Betrieb von Wassermuhlen erlaubten die die Kraftwerke des Mittelalters darstellten nicht nur fur den Mahlbetrieb sondern dank Nockenwellen auch fur Sagen und Hammerwerke Zur Rolle der Zisterzienser beim Bau der Dorfkirchen Bearbeiten Uberall wo in den Teltow und Barnimdorfern in der Ukermark und im Ruppinschen alte Feldsteinkirchen aufragen mit kurzem Turm und kleinen niedrigen Fenstern uberall wo die Ostwand einen chorartigen Ausbau ein sauber bearbeitetes Sakristeihauschen oder das Dach infolge spateren Anbaues eine rechtwinklige Biegung einen Knick zeigt uberall da mogen wir sicher sein hier waren Zisterzienser hier haben Zisterzienser gebaut und der Kultur und dem Christentum die erste Statte bereitet Noch starker als die Verdienste der Zisterzienser fur den landwirtschaftlichen Landesausbau werden ihre Verdienste um den Bau der markischen Dorfkirchen uberschatzt So findet man zur Dorfkirche Marienfelde die Behauptung der dortigen Heimatforschung Die jetzige Steinkirche ist von der Bauhutte Kloster Zinna erbaut als der erste bekannte Bau dieser Bauhutte nach Fertigstellung der Klosterkirche in Zinna die 1226 geweiht wurde Diese hartnackig verteidigte Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage Es gibt generell keinerlei schriftliches Zeugnis uber die Beteiligung der Zisterzienser am Bau markischer Dorfkirchen weder in Marienfelde noch anderswo Ebenso wenig gibt es einen schriftlichen Nachweis fur die Existenz einer Bauhutte des Klosters Zinna in der Mark ihr Vorhandensein wird lediglich vermutet Europaweit findet sich kein Quellenbeleg fur irgendeine zisterziensische Bauhutte 29 Die Behauptung fur Marienfelde wird wie folgt begrundet Die Klosterkirche Zinna ist der qualitatvollste Feldsteinquaderbau der heutigen Mark Brandenburg und daher generelles Vorbild fur alle sorgfaltig gequaderte Feldsteinkirchen Zinna im mittelalterlichen Land Juterbog das dem Erzstift Magdeburg gehorte kam allerdings erst 1815 zu Brandenburg Preussen Das markische Zisterzienserkloster Lehnin ist dagegen ein Backsteinbau Marienfelde liegt relativ nahe an Zinna Die Behauptung zisterziensischer Mitwirkung am Dorfkirchenbau zieht sich aber hinauf bis in die Uckermark Jedoch selbst Marienfelde auf dem Teltow liegt naher an Lehnin als an Zinna Gegen die Behauptung der Marienfelder Heimatforschung sprechen Sorgfaltig gequaderte Feldsteinkirchen als mogliche Vorbilder fur Marienfelde gibt es schon weit vor 1200 in der Altmark Dendrodaten ab 1130 30 lange bevor auch dort die Zisterzienser ansassig wurden Die Behauptung erster bekannter Bau der Bauhutte nach Fertigstellung der Klosterkirche in Zinna geweiht 1226 geht von zwei falschen Voraussetzungen aus Neueste Forschungen die auf naturwissenschaftlichen Methoden nicht auf legendenhaften Uberlieferungen beruhen zeigen dass Zinna unabhangig von der Altar Weihe 1226 erst etwa um 1230 fertiggestellt wurde sowie dass Marienfelde nicht um 1220 gebaut wurde weil dies durch einen zweitverwendeten Dachbalken dendrodatiert auf 1230 ausserst unwahrscheinlich geworden ist Im heutigen Brandenburg liegen rund 850 Dorfkirchen mittelalterlichen Ursprungs davon etwa 400 aus der der askanischen Grundungszeit Selbst wenn die Zisterzienser nur an der Halfte von ihnen beteiligt gewesen waren hatte dies eine deutliche Uberforderung der Zisterzienser dargestellt die Muhe hatten ihren eigenen Klosterkirchenbau fertig zu stellen 1179 wurde der Zinnaer Abt durch christliche Pommern erschlagen und das Umland verwustet 1195 verurteilt das Generalkapitel den Abt weil er Monche zum Betteln nach Juterbog geschickt hat Das Baudatum von 1226 bezieht sich nicht auf die Weihe sondern wie die Bauforschung gezeigt hat auf den Wiederbeginn der Bauarbeiten Dann folgt eine Serie von Missernten so dass 1230 das Generalkapitel beraten musste uber einen moglichen Umzug der Abtei von Zinna von der gesagt wird dass sie als Abtei nicht gehalten werden kann Zur Losung des Problems wird dem Kloster Landbesitz auf dem Barnim rund um Rudersdorf geschenkt dessen Dorfkirchen aber ganz unterschiedliche Qualitat haben Nur Lehnin Stiftung 1180 Baubeginn 1183 ist wirtschaftlich erfolgreich aber nicht durch eigener Hande Arbeit sondern durch reiche Schenkungen bereits erschlossener Dorfer an das Hauskloster des askanischen Furstenhauses Die Grundung der zweiten askanische Grablege in Mariensee erfolgt erst siebzig Jahre spater um 1255 sie muss aber 1273 wegen ungunstiger Bodenverhaltnisse nach Chorin verlegt werden Die Behauptung einer zisterziensischen Urheberschaft geht von der Vorstellung aus es gebe bestimmte bauherrenspezifische Bautypen z B askanische Architektur Insgesamt gibt es lediglich ein Dutzend unterschiedliche Grundtypen fur die sich aber bei keinem ein spezieller Bezug zu bestimmten grossen Bauherren nachweisen lasst 31 Die zum Zinnaer Klosterbesitz um Rudersdorf gehorenden Dorfer verfugten uber Dorfkirchen ganz unterschiedlicher Qualitat Parallelbeispiel Die drei Templerdorfer um Tempelhof raumlich und zeitlich in engem Zusammenhang entstanden verfugten noch nicht einmal uber eine einheitliche Dorfform bauliche Details ihrer Dorfkirchen zeigen dass sie nicht von derselben Bauhutte stammen konnen Nahezu samtliche Sakristeihauschen an den Dorfkirchen die Fontane ebenfalls den Zisterziensern zuschreibt sind erst nachtraglich an die Kirchen angebaut worden und zwar meistens erst nach der Askanierzeit Zur Deutung der Dorfkirchen als Wehrkirchen Bearbeiten Die mehrgenannte Hugelkirche der sie zuschritten war ein alter Feldsteinbau aus der ersten christlichen Zeit aus den Kolonisationstagen der Zisterzienser her dafur sprachen die sauber behauenen Steine die Chornische und vor allem die kleinen hochgelegenen Rundbogenfenster die dieser Kirche wie allen vorgotischen Gotteshausern der Mark den Charakter einer Burg gaben Von den Tagen an wo die Askanier hier ihre regelmassig wiederkehrenden Fehden mit den Pommerherzogen ausfochten 32 Fontane hat den Begriff der Wehrkirche nie gebraucht aber Kloster und Dorfkirchen haben fur ihn burgartigen Charakter und die Bedeutung der Wenden wurzelt fur ihn in deren Kampfesmut siehe oben Bezuglich der von ihm erwahnten regelmassig wiederkehrenden Fehden der Askanier mit den Pommernherzogen wird vor allem in den popularen Geschichtsdarstellungen bezuglich des gewaltsamen Todes des Zinnaer Abtes 1179 fast immer von der Gleichung ausgegangen Pommern Slawen Heiden Die Pommern waren indessen seit 1128 durch Otto von Bamberg missioniert siehe unten und ihr Feldzug wurde initiiert durch Heinrich den Lowen im Kampf gegen seine sachsischen Opponenten Fur den Zeitraum von der endgultigen Inbesitznahme der Brandenburg 1157 bis zum Abschluss des Teltow Krieges 1239 1245 sind folgende Kampfhandlungen in der Mark nachweisbar 33 1178 80 Zuge der christlichen Herzoge von Pommern durch den Berliner Raum in die wettinische Lausitz und das magdeburgische Land Juterbog Die Pommern sind Bundnispartner Heinrichs des Lowen dem Kaiser Barbarossa das sachsische Herzogsamt entziehen will Um 1180 zerstort der wettinische Markgraf Dietrich von der Lausitz den Burgwall Kopenick des christlichen Slawenfursten Jaxa der sich wahrscheinlich mit den christlichen Pommernherzogen verbundet hatte 1187 Markgraf Otto II von Brandenburg erwahnt dass die haufige Bedrohung der Brandenburger Kirche durch heidnische Angriffe zu dieser Zeit noch andauere 1195 1199 Eine Flotte der christlichen Danen fahrt die Oder herauf gegen die Askanier in deren Gebiet wahrscheinlich im Barnim es zum Kampf kommt 1200 1215 Kriegszuge der christlichen Herzoge von Pommern gegen die Askanier um den Besitz des Barnim Um 1200 werden Kopenick und die Burg bei Mittenwalde wahrend eines Vorstosses der Wettiner gegen das Land Lebus zerstort 1209 zieht der Wettiner Markgraf Konrad II auf einem Zug gegen Lebus erneut uber Kopenick 1210 behauptet der askanische Markgraf Albrecht II gegenuber dem Papst dass er Teile bestimmter Zehnteinnahmen zur Abwehr slawischer Angriffe auf dem Barnim benotige vgl zu 1234 1225 zieht Landgraf Ludwig von Thuringen als Vormund des Meissner und Lausitzer Markgrafen auf einem Zug gegen Lebus wahrscheinlich uber Kopenick Um 1230 gehen die brandenburgisch pommerschen Auseinandersetzungen um den Barnim endgultig zu Ende 1234 Der Bischof von Brandenburg tragt gegenuber dem Papst im Brandenburger Zehntstreit vor dass entgegen den Behauptungen der askanischen Markgrafen vgl zu 1210 der Barnim keineswegs heidnischen Herren entrissen worden sei sondern Christen deren gegenwartigen Einfalle nicht gegen das Christentum gerichtet seien sondern das Gebiet dem Reich entziehen wollten Der Papst kommt daraufhin zu dem Schluss im ganzen Land wohnten in Wahrheit keine Heiden mehr sondern nur noch Christen der Markgraf habe die Kirche betrugen wollen 1239 1245 Teltow Krieg auch Meissnische Fehde genannt zwischen den Markgrafen von Brandenburg und Meissen auch der Erzbischof von Magdeburg ist beteiligt 1240 wird Kopenick zerstort im Verlaufe der Kampfe auch Mittenwalde und Strausberg Erst 1254 erhalt Strausberg das ebenso wie Berlin Colln bisher uber keine Burg verfugte Stadtmauern die politische Entwicklung macht den Bau einer Burg uberflussig Angesichts dieser Erscheinungen verneint die herrschende Meinung der Historiker die von der alteren Forschung immer wieder konstatierten Burgenlinien und Etappenstrassen zum Schutz gegen die heidnischen Slawen 34 Schon Johannes Schultze 1961 62 bezweifelte Nicht recht im Einklang mit den Hinweisen Markgraf Ottos II 1187 auf die Regsamkeit der Heiden und die von ihnen erlittenen Unbilden steht allerdings die Tatsache dass die St Gotthardkirche in dem Brandenburger Vorort Parduin seit der Zeit der letzten Hevellerfursten keiner Zerstorung zum Opfer fiel ebenso wenig auch die an der Stelle des Triglawheiligtums auf dem Harlungerberg errichtete Marienkirche 1166 zuerst erwahnt Beachtenswert ist in diesem Zusammenhange die Tatsache dass es im Gebiet der Mark Brandenburg weder ein nachgewiesenes christliches Martyrertum noch einen Heiligen der katholischen Kirche gegeben hat 35 Die tatsachliche Gefahrensituation ergibt sich beispielhaft aus der detailreichen Schilderung des Teltow Kriegs 36 In dieser Fehde in der Erzbischof Bischof und Markgrafen in eigener Person handgreiflich bis zur Verwundung und Gefangenschaft wurden waren massive Steingebaude zweifelsohne von grossem Nutzen wenn auch nicht gegen heidnische Slawen sondern gegen die christlichen Nachbarn Die als Wehrkirchen in Anspruch genommenen Feldsteinquaderkirchen entstanden auf dem Teltow und Barnim nicht vor 1230 37 weiter ostlich noch spater also eigentlich erst nach dem Ende des Teltow Kriegs der die rivalisierenden Kampfe der christlichen Feudalmachte um die Mittelmark beendete Die Wehrkirche wird definiert als eine zu Verteidigungszwecken wehrhaft bisweilen burgartig ausgebaute Kirche mit starker Umwallung oder Kirchhofsmauer festem Torturm bergfriedartigem Kirchturm wehrgangartigem Obergeschoss W dienten in Kriegszeiten der Bevolkerung als Zuflucht Im Norden wurden sie als Rundanlagen errichtet z B auf Bornholm in Thuringen Suddeutschland und Siebenburgen zu Kirchenburgen ausgestaltet 38 Nicht ausdrucklich erwahnt aber in Kirchenburgen oft vorhanden sind Speicher und Brunnen oder Zisternen Grabensysteme und manchmal sogar Fallgatter und Zugbrucken Uber alle diese Einrichtungen verfugen markische Feldsteinquader Dorfkirchen nicht Ihr Mauerwerk ist knapp einen Meter dick im Turmbereich werden bis zu zwei Meter erreicht Dort finden sich auch Schlitzfenster manchmal auch Holzsperrbalken fur die Portale Wehrbalken selten innen liegende Treppen Aber den Schlitzfenstern fehlt nach innen hin die Ausweitung um sie als Schiessscharten nutzen zu konnen auch fehlen Standflachen fur mogliche Schutzen Die Turme sind gegenuber dem Kirchenschiff nicht abgeschlossen oft liegen die Apsisfenster so niedrig dass ein Eindringen in das Schiff auch ohne Leiter moglich ist Da die Wasserversorgung fehlt konnen die Dorfkirchen nur kurzfristig als Schutzraume dienen Kirchen Burgen sind sie nicht In Darstellungen ist etwa seit 1900 der Eindruck erweckt worden als handele es sich bei den Feldsteinkirchen um eine Art militarisches Bauprogramm das mit dem Fortschreiten der Ostkolonisation frontlinienmassig nach Osten vorgeschoben wurde gegen feindliche Slawen Dazu passt die Vorstellung einer militarischen Etappenstrasse die sich angeblich quer uber den Barnim von Spandau bzw Berlin uber Bernau nach Oderberg zog was wiederum zur irrigen Behauptung eines askanischen Wehrturms als Ursprung der Dorfkirche Ladeburg fuhrte Dass die Vorstellung der Ostkolonisation am Beispiel der wilhelminischen Kolonialpolitik entstanden ist zeigt sich an folgendem Zitat Um die Wende des 12 und 13 Jahrhunderts war der Teltow noch ein slawisches Gebiet Allmahlich drang also der Deutsche in das Land ein Er musste naturlich auf seiner Hut sein und sich ahnlich wie wir es bei unseren afrikanischen Kolonien getan haben militarisch sichern Daher nutzte man ein Bauwerk inmitten des Dorfes auch fur militarische Zwecke aus die Kirche 39 Aber schon in der zwischen 1801 und 1805 veroffentlichten Geschichte der Preussischen Staaten von Johann Friedrich Reitemeier wurde die mittelalterliche Ostsiedlung mit der Colonisation und Einwanderung der Europaer nach Nordamerika verglichen Damit verband sich die Vorstellung vom Ausbau der Vereinigten Staaten durch ein stetes Vorrucken der Western Frontier abgesichert durch Forts Tatsachlich handelte es sich aber bei der deutschen Ostsiedlung mehr um ein punktuelles Einsickern und eine Vermischung Fazit Bearbeiten Durch Fontanes Wanderungen kann der Eindruck entstehen die Entstehung und Entwicklung der Mark Brandenburg in dem Jahrhundert zwischen 1150 und 1250 war das alleinige oder stark uberwiegende Werk der Askanier und der Zisterzienser Ungenugend gewurdigt wird dabei die seit 1147 in Erscheinung tretende Siedlungstatigkeit kleinerer Adelsgeschlechter in den brandenburgischen Gebieten die die askanischen Kernlande Zauche Havelland Teltow und Barnim umrahmen also in der Prignitz und Uckermark in Ruppin Lebus und Beeskow Storkow vom magdeburgischen Juterbog Luckenwalde und von der wettinischen Niederlausitz ganz zu schweigen Der Landesausbau in der Uckermark und im Land Lebus wurde durch die Herzoge von Pommern bzw Schlesien eingeleitet Alle Genannten beauftragten Lokatoren mit der Landeserschliessung wozu diese wiederum vor allem aus Norddeutschland bis hin nach Flandern Bauern anwarben Es ist das Verdienst der Askanier diese ebenso bemerkenswerten wie unverzichtbaren Anfange in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts gebundelt zu haben und das Verdienst der Zisterzienser das unter anderer Anleitung erschlossene und dann durch Schenkung oder Kauf erworbene Bauernland gewinnbringend zum Nutzen des Landes verwaltet zu haben Dies alles muss mit bedacht werden wenn der Blick auf das klassische Geschichtsbild scheinbar alles auf die Person Albrechts des Baren fokussiert Ausgewogener ist die Denkmalssituation zur Entstehung Berlins vor der Berliner Nikolaikirche dem Siegel der Stadtegrunder Johann I und Otto III sind beigesellt die Wappen der Berliner mittelalterlichen Zunfte und Innungen Viergewerke Kaiser Wilhelm II und Albrecht der Bar Bearbeiten Die Statue Albrechts des Baren in der Siegesallee Bearbeiten Basierend auf dem durch Fontanes Wanderungen popular gemachten Geschichtsbild entwickelte Kaiser Wilhelm II fur die Siegesallee die Einbeziehung der askanischen Markgrafen in die Herrscherfolge die zur Errichtung des Deutschen Kaiserreichs von 1871 fuhrte Da die dargestellte Herrscherfolge im Hochmittelalter des 12 Jahrhunderts begann wollte das Wilhelminische Kaiserreich demnach als Wiederherstellung des Heiligen Romischen Reichs deutscher Nation betrachtet werden Dieses neue Reich sollte Deutschland Weltgeltung verschaffen unter anderem durch die Grundung von Kolonien nbsp Albrecht der Bar reckt das Kreuz in Berlin nbsp Albrecht Kreuz und Schwert auch in BallenstedtFontane verstand sich mehr als Literat denn als Historiker Bei Wilhelm II ist indessen auch politische Absicht zu unterstellen denn Geschichtsbilder sind Gegenstand der Geschichtspolitik vgl auch Nationalgeschichte Mit der Statue Albrechts des Baren sollten drei Botschaften vermittelt werden von denen die wichtigste unubersehbar lautet Durch Albrecht den Baren triumphierte das christliche Kreuz uber die slawischen Gotzen Dies steht im Vordergrund seiner Verdienste Er ist der Schopfer der Mark Brandenburg Die Stellung der Statue Albrechts am Beginn der Siegesallee besagt Letztlich entstand das wilhelminische Deutsche Kaiserreich aus der Mark Brandenburg Folgende politische Absichten sind aus der mit Albrecht beginnenden Siegesallee zu erkennen Die Hohenzollerndynastie betonte ihren Fuhrungsanspruch im Deutschen Kaiserreich gegenuber den alteren Dynastien der Welfen Wettiner Wittelsbacher Anhaltiner und Mecklenburger die durch die Einigungskriege 1864 1871 ins preussisch dominierte Reich gezwungen wurden Um ebenso alt zu erscheinen wurden Albrecht und die Askanier vereinnahmt und als Pra Hohenzollern dargestellt Das christliche Kreuz Albrechts unterstrich das Bundnis von Thron und Altar das zur Rechtfertigung des koniglichen Herrschaftsanspruchs benotigt wurde Dieser Anspruch wurde aus dem Gottesgnadentum abgeleitet Die wachsende Arbeiterbewegung forderte dagegen Herrschaftslegitimation durch Wahlen und wurde daher mit den Sozialistengesetzen bekampft Ihr wurde das gottliche Kreuz entgegengereckt Die erst spat mit dem Kaiserreich beginnende umstritten forcierte deutsche Kolonialpolitik Wilhelms II erhielt durch die Begriffsbildung Ostkolonisation fur die Landnahme Albrechts des Baren den Anschein einer alten Tradition Die Bezeichnung der askanischen Siedlungspolitik als Kolonisation ist nicht zwangslaufig vorgegeben schon gar nicht im Sinne des 19 Jahrhunderts Die Rustung Albrechts Kettenpanzer deutete darauf hin dass umstrittene Gebietsfragen zwischen Deutschen und Slawen schon immer nur mit Gewalt gelost werden konnten 40 Die Polen forderten spatestens mit der Grundung des Deutschen Kaiserreichs immer starker nationale Einigung auch fur sich namlich die Wiederherstellung Polens das durch die drei polnischen Teilungen seine Eigenstaatlichkeit verloren hatte Insbesondere fur die Region um Posen war umstritten ob sie unter historischem Blickwinkel eher deutsch oder slawisch polnisch gepragt ware Fontane stand den Wenden vaterlich wohlwollend nachsichtig gegenuber Da er allerdings das Wort Unkultur benutzt hatte konnten die von ihm gelieferten Stichworte zum Bild der kampfeswutigen Gotzendiener zugespitzt werden Ging es unter Wilhelm II nur um die Abwehr polnischer nationalstaatlicher Bemuhungen so verstarkte sich das Gefuhl der Bedrohung Deutschlands durch diese Forderungen nach dem Ersten Weltkrieg als es in der Konsolidierungsphase des wiederhergestellten polnischen Staates zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Polen und Deutschland kam Die Polen wurden ihrerseits im Polnisch Sowjetischen Krieg von der Roten Armee uberrannt Diese bolschewistische Gefahr aus dem Osten nicht zuletzt reprasentiert durch die KPD im Deutschen Reichstag steigerte die Furcht vor moglichen Aggressionen der slawischen Nachbarstaaten Das Klischee der bosartigen Slawen der Gefahr aus dem Osten verfestigte sich Zur Christianisierung der Slawen Bearbeiten nbsp Anders als in der Schildhornsage behauptet war Jaxa von Kopenick bereits von Geburt an Christ nbsp Albrecht der Bar als angeblicher Kulturbringer Die Stettiner waren aber bereits seit 1128 christianisiert Albrechts Zeitgenossen der Hevellerfurst Pribislaw Heinrich und der Sprewanenfurst Jaxa waren beide bereits getauft 41 Vermutlich sind die meisten Vorganger des Hevellerfursten ebenfalls schon Christen gewesen siehe oben Jaxa kam aus Polen das seit 966 christianisiert war Mindestens die Oberschichten aller slawischen Nachbarlander waren schon lange getauft die Bohmen ebenfalls seit dem 10 Jahrhundert die Obotriten seit dem 11 Jahrhundert die Pommern seit 1128 siehe Entstehung der Mark Brandenburg Christianisierung Das Christentum dauerhaft abgelehnt und bekampft haben nur die Lutizen nur sie hatten Objekt etwaiger Christianisierungsversuche Albrechts sein konnen Jedoch nur die sudliche Halfte des Lutizengebietes kam zur Mark Brandenburg ausgerechnet in diesen Teilgebieten Land Ruppin Land Lowenberg lag aber die Herrschaft nicht bei Albrecht und seinen Nachfolgern sondern bei den Grafen von Lindow Ruppin bzw Bischofen von Brandenburg Dass Albrechts Christianisierungsversuche gegenstandslos waren berichtete zeitgenossisch Vincenz von Prag uber den Wendenkreuzzug 1147 Als aber die Sachsen zur Hauptstadt der Pommern gekommen waren mit Namen Stettin umgaben sie diese so gut sie es vermochten mit bewaffneten Scharen Die Pommern jedoch errichteten Kreuze auf der Burg und schickten Gesandte zusammen mit ihrem Bischof namens Albert den ihnen Bischof Otto von Bamberg gegeben hatte zu den Sachsen um sich nach dem Grund zu erkundigen warum sie denn mit solcher Heeresmacht erschienen waren Wenn sie gekommen seien um sie im christlichen Glauben zu bestarken so hatten die Sachsen dies nicht mit Waffen sondern durch die Predigt der Bischofe bewerkstelligen mussen erklarten die pommerschen Gesandten Aber weil die Sachsen ein so grosses Heer vielmehr in Marsch gesetzt hatten um den Pommern das Land zu rauben anstatt sie im Christentum zu bestarken haben die Bischofe Sachsens als sie das horten bei einem Treffen mit dem pommerschen Fursten Ratibor und Bischof Albert beraten wie Frieden geschlossen werden konne 42 In der besten Quelle uber die Christianisierung der Slawen Helmold von Bosau sagt der Wagrierfurst Pribislaw zum Bischof von Oldenburg Wenn es dem Herrn Herzog Heinrich der Lowe und Dir richtig erscheint dass wir eines Glaubens mit dem Grafen Adolf II von Holstein sind so sollte man uns auch die Rechte der Sachsen an Gutern und Einkunften geben dann werden wir gern Christen sein Kirchen bauen und unseren Zehnt zahlen 43 Als Fazit der Missionierungsversuche sachsischer Fursten sagt Helmold I 68 uber Heinrich den Lowen Auf den verschiedenen Feldzugen aber die er in das Slawenland hinein unternahm wurde des Christentums gar nicht Erwahnung getan sondern nur des Geldes Es besteht kein Anlass zur Vermutung dass Albrecht der Bar in dieser Hinsicht wesentlich anders handelte als Heinrich der Lowe Selbstverstandlich waren die zitierten Quellen den preussischen Historikern mindestens seit Niebuhr und Ranke bekannt Die letzte Entscheidung uber die Gestaltung der Statuen der Siegesallee lag jedoch bei Wilhelm II Die Kolonisation als angebliche Wohltat Bearbeiten nbsp Geschichtsbilder Freiheitsstatue 1876 und Albrecht der Bar 1898 Der 1898 errichtete Albrecht reckt symbolhaft das Kreuz als ob er die Fackel der Freiheit bringen wurde das Licht der Zivilisation Die Besitznahme fremder Gebiete und die Herrschaft uber die dortigen Volker bedurften im Zeitalter des Kolonialismus der Rechtfertigung Es galt ein Kulturgefalle zu uberwinden Die Art und Weise wie dies Kulturgefalle zu uberwinden war entschied der Kolonisator er stellte dies als einen Akt der Grossherzigkeit dar Der Marineoffizier Francis Garnier 1839 1873 sagte zu dieser Zeit anlasslich der Kolonisation von Franzosisch Indochina Diese grosszugige Nation Frankreich hat von der Vorsehung einen viel grosseren Auftrag als die Ausdehnung seines Handels und Gewinnstreben erhalten namlich die Rassen und Volker die noch Sklaven der Dummheit und Unterdruckung sind zu befreien sie zum Licht und zur Freiheit zu rufen 44 Diese wohlmeinende Bevormundung der dummen und unterdruckten Rassen und Volker wurde auch nach dem Ersten Weltkrieg vom Volkerbund aufrechterhalten Auf die Kolonien und Gebiete die von solchen Volkern bewohnt sind die noch nicht imstande sind sich unter den besonders schwierigen Bedingungen der heutigen Welt 1919 selbst zu leiten finden die nachstehenden Grundsatze Anwendung Das Wohlergehen und die Entwicklung dieser Volker bilden eine heilige Aufgabe der Zivilisation und es ist geboten in die gegenwartige Satzung Burgschaften fur die Erfullung dieser Aufgabe aufzunehmen 45 Die Kolonien der westlichen Machte soweit sie nicht beibehalten wurden wurden in Protektorate und Mandate umgewandelt Der deutsche Kolonialforscher Albrecht Wirth 1866 1936 hatte bereits 1901 ausgefuhrt Ein Volk braucht Land um sich zu ruhren Land um sich zu ernahren Aber kein Volk mehr als das deutsche das so rasch sich vermehrt und dem die alte Wohnung so qualvoll eng geworden Wenn wir nicht bald frischen Boden gewinnen gehen wir unfehlbar einer furchtbaren Katastrophe entgegen Einerlei ob in Brasilien Sibirien Anatolien oder Sudafrika wenn wir uns nur wieder freudig und frei regen und unseren Kindern Luft und Licht in reichlicher und guter Beschaffenheit bieten konnen 46 Deutschland verlor mit dem Ersten Weltkrieg seine wenigen Kolonien restlos die Hohenzollern regierten nicht mehr Albrecht reckte das Kreuz weiterhin in der Siegesallee Er vermittelte nicht die Botschaft dass es mit seiner damaligen zivilisatorischen Dienstleistung sein endgultiges Bewenden hatte Licht und Luft fur unsere Kinder wurden nun ostlich der Weichsel bei den slawischen Nachbarn gesucht Fontane Aber in einem waren sie die Slawen ihnen den Deutschen allerdings unebenburtig in jener gestaltenden grosse Ziele von Generation zu Generation unerschutterlich im Auge behaltenden Kraft die zu allen Zeiten der Grundzug der germanischen Race gewesen und noch jetzt die Burgschaft ihres Lebens ist 47 Durch die Ostvertrage und die Anerkennung der Oder Neisse Grenze wurde der Streit um Gebiete zwischen Deutschland und seinen slawischen Nachbarn endgultig beendet Die Redensarten Polacken und polnische Wirtschaft sind noch heute zu horen Fazit Bearbeiten Unbeschadet der geschichtspolitischen Verzerrungen bleibt es das Verdienst der Hohenzollern in der Nachfolge der Askanier durch beharrliche Politik ein Brandenburg als Kern Preussens geschaffen zu haben symbolhaft verdichtet im Roten Adler zu dem scheinbar von Anfang an auch das Land Juterbog und die Niederlausitz gehort haben tatsachlich aber erst seit 1815 und ohne die Altmark westlich der Elbe Quellen BearbeitenHeinricus de Antwerpe Tractatus de captione urbis Brandenburg Theodor Fontane Die Wenden und die Kolonisation der Mark durch die ZisterzienserLiteratur BearbeitenJohannes Schultze Die Mark Brandenburg Bd 1 5 Berlin 1961 1969 2 unv Aufl in einem Band 1989 Immer noch wertvolles Standardwerk aber uberwiegend in ereignisgeschichtlicher nicht in strukturgeschichtlicher Sichtweise Joachim Herrmann Hrsg Die Slawen in Deutschland Geschichte und Kultur der slawischen Stamme westlich der Oder und Neisse vom 6 bis 12 Jahrhundert Ein Handbuch Neubearbeitung Autorenkollektiv 1985 Theodor Fontane Wanderungen durch die Mark Brandenburg 3 Bande Berlin Weimar 2 Aufl 1994 Ingo Materna Wolfgang Ribbe Hrsg Brandenburgische Geschichte Akademie Verlag Berlin 1995 ISBN 3 05 002508 5 Jan von Flocken Die Siegesallee Auf den Spuren Brandenburgisch Preussischer Geschichte Berlin 2000 Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 30 Berlin 2001 Lutz Partenheimer Die Entstehung der Mark Brandenburg Mit einem lateinisch deutschen Quellenanhang Koln 2007 Histoire Geschichte Europa und die Welt vom Wiener Kongress bis 1945 Deutsch franzosisches Geschichtsbuch Gymnasiale Oberstufe hrsg v Daniel Henri Guillaume Le Quintrec und Peter Geiss Klett Verlag Stuttgart Leipzig 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Wippermann Gen Ostland wollen wir reiten Ordensstaat und Ostsiedlung in der historischen Belletristik Deutschlands In Wolfgang H Fritze Hrsg Germania Slavica II 1981 Berliner historische Studien Band 4 S 190 Auf die besonders wirkungsmachtige Bedeutung Fontanes fur das Geschichtsbild weist hin Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Berlin 2009 S 223 227 Dieser Absatz beruht auf Hans Werner Goetz Proseminar Geschichte Mittelalter UTB 1719 1993 S 13 24 Heinrici de Antwerpe can Brandenb Tractatus de urbe Brandenburg Memento vom 30 September 2011 im Internet Archive Vogel Werner Der Verbleib der wendischen Bevolkerung in der Mark Brandenburg Berlin 1960 Am ausfuhrlichsten behandelt von Hans Dietrich Kahl Slawen und Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des zwolften Jahrhunderts Die letzten Jahrzehnte des Landes Stodor 2 Bande MDtFsch 30 I II Bohlau Koln Graz 1964 Erstmals ausfuhrlich widerlegt von Johannes Schultze Nordmark und Altmark 1957 nachgedruckt in Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte 1964 Der Dom war ein Werk des Leitzkauer Pramonstratenserstifts Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Berlin 2009 S 223 227 Zu Fontanes Selbstverstandnis als Kunstler Historiker und zu seiner politischen Einstellung siehe das Nachwort zu Fontane Wanderungen 2 Aufl 1994 Band 3 S 1329 1360 Fontane schreibt uber Gundling im Kapitel Bornstedt im dritten Band seiner Wanderungen Direkt als Quelle benutzt hat er ihn nicht Vgl die detaillierte Liste der von Fontane fur die Arbeit an den Wenden und Zisterzienser Kapiteln benutzten Literatur von Gotthard Erler u Rudolf Mingau in Wanderungen 2 Aufl 1982 Band 3 S 538 544 Dort sind u a Albert Krantz Adolph Friedrich Riedel und Franz Winter als Quellen genannt Mit der Sammlung des Stoffs und der Niederschrift der Wenden und Zisterzienser Kapitel hat sich Fontane bereits 1863 64 befasst Herfried Munkler Die Deutschen und ihre Mythen Berlin 2009 S 223 227 Johannes Schultze Die Mark Brandenburg 5 Bande Berlin 1961 1969 2 unv Auflage in einem Band 1989 hier 2 Auflage S 92 Partenheimer S 199 f Brather S 308 Werner Gley Die Besiedlung der Mittelmark von der slawischen Einwanderung bis 1624 Stuttgart 1926 S 91 Die Bezeichnung als Wenden hat inzwischen einen leicht abwertenden Unterton erhalten Hauptmethode System der differenzierten Typologie zur Einordnung Periodisierung von Fundstucken Adam von Bremen Hamburgische Geschichte Zweites Buch Kapitel 19 Herbordi Dialogus de vita Ottonis episcopi Babenbergensis II 30 31 Eike Gringmuth Dallmer Wendepflug und Planstadt Forschungsprobleme der hochmittelalterlichen Ostsiedlung In Siedlungsforschung 20 2002 S 239 255 Herrmann S 66 zum Folgenden S 66 152 Georg Jacob Arabische Berichte von Gesandten an germanische Furstenhofe aus dem 9 und 10 Jahrhundert darin Ibn Jaqub Berlin Leipzig 1927 S 16 Brather S 183 f Bis zum Tode Albrechts gab es zwischen mittlerer Elbe und Oder so weit bekannt nur neun Steinkirchen davon allein funf in Brandenburg an der Havel Tatsachlich befand sich in Dranse zur Fontanezeit Dransee kein Kloster sondern ein Wirtschaftshof Grangie des Klosters Amelungsborn Siehe Amt Zechlin Zugehorige Orte Dranse Die Dorfkirche Alt Mariendorf und ihre Geschichte hrsg v Gemeindekirchenrat der Ev Kirchengemeinde Mariendorf Berlin 1990 S 7 Winfried Schich Zur Rolle des Handels in der Wirtschaft der Zisterzienserkloster im nordostlichen Mitteleuropa in der zweiten Halfte des 12 und der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts In Zisterzienser Studien 4 Berlin 1979 S 134 Schich 1979 S 167 Die Zisterzienser beschrankten sich aber schon im 12 Jahrhundert nicht mehr auf die Eigenversorgung Sie wollten zusatzlich die Gewinnmoglichkeiten des Handels nutzen Dafur ubernahmen sie bereits bestehende Markte und Kruge und errichteten schon bald weitere Jens Ruffer Die Zisterzienser und ihre Kloster Leben und Bauen fur Gott Darmstadt 2008 S 24 Ulf Frommhagen Dendrochronologische Untersuchungen an romanischen Kirchen in der Altmark In Bernd Janowski Dirk Schumann Hrsg Dorfkirchen Beitrage zur Architektur Ausstattung und Denkmalpflege Berlin 2004 S 153 236 Ulrich Waack Bautypen mittelalterlicher Dorfkirchen in Berlin und der Mittelmark In Bernd Janowski Dirk Schumann Hrsg Dorfkirchen Beitrage zur Architektur Ausstattung und Denkmalpflege Berlin 2004 S 121 138 Theodor Fontane Vor dem Sturm dtv Munchen 1994 S 36 f Eberhard Bohm Teltow und Barnim Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter Koln Wien 1978 S 17 19 23 25 109 f 194 199 201 Bohm 1978 S 261 und 305 Schultze S 91 Schultze S 144 147 Mattias Friske Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim Geschichte Architektur Ausstattung Berlin 2001 S 388 391 Dorfkirchen aus Stein entstanden auf dem Barnim im Wesentlichen erst ab 1250 Der Grosse Brockhaus 1974 Willy Hoppe Wehrkirchen auf dem Teltow In Teltower Kreiskalender 22 1925 S 4 Nur ein Teil der askanischen Markgrafen in der Siegesallee ist mit Rustung dargestellt Die Schildhornsage entbehrt daher ausser der grundsatzlichen Gegnerschaft Albrecht Jaxa jeder Grundlage Es ist noch nicht einmal nachgewiesen ob die beiden bei dem Kampf um die Brandenburg personlich anwesend waren Zitiert nach Partenheimer S 135 Zitiert nach Herrmann S 403 Zitiert nach Histoire Geschichte Europa und die Welt vom Wiener Kongress bis 1945 Deutsch franzosisches Geschichtsbuch Gymnasiale Oberstufe hrsg v Daniel Henri Guillaume Le Quintrec und Peter Geiss Klett Verlag Stuttgart Leipzig 2008 S 175 generell zur Kolonialpolitik S 170 185 Zitiert nach Histoire Geschichte S 180 Zitiert nach Histoire Geschichte S 175 Siehe Abschnitt 3 1 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichtsbild von der Entstehung der Mark Brandenburg amp oldid 221897060