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Budivoj wohl 8 August 1071 bei Plon war ein elbslawischer Furst aus dem Geschlecht der Nakoniden der vermutlich von 1066 bis 1071 die Samtherrschaft uber den in Mecklenburg und Ostholstein ansassigen Stammesverband der Abodriten ausubte Die Herrschaft Budivojs war gepragt von Auseinandersetzungen mit dem auf der Oldenburg in Wagrien residierenden Teilstammesfursten Kruto in denen Budivoj Samtherrschaft und Leben verlor Nach Einschatzung des Chronisten Helmold von Bosau war Budivoj ein schwacher Furst der aufgrund seines christlichen Glaubens und seiner Freundschaft mit den sachsischen Billungern bei seinem Stamm als Verrater an der Freiheit angesehen wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Familie 1 2 Der Aufstand von 1066 1 3 Samtherrschaft 1 4 Vertreibung und Tod 2 Quellen 3 Literatur 4 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft und Familie Bearbeiten Budivoj auch Butue oder Buthue war der alteste Sohn des Fursten Gottschalk aus dessen erster Ehe mit einer unbekannten slawischen Adeligen Der spatere abodritische Samtherrscher Heinrich war sein jungerer Halbbruder aus Gottschalks zweiter Ehe mit Sigrid Svendsdatter der Tochter des danischen Konigs Sven Estridsson Budivojs Onkel Blusso war massgeblich am Aufstand des abodritischen Adels gegen Gottschalk und an dessen Ermordung 1066 beteiligt Budivojs Sohn Pribislaw wurde 1131 nach der Ermordung von Knud Lavard Teilstammesfurst der Wagrier und Polaben Budivoj war wie alle Nakoniden Christ Der Aufstand von 1066 Bearbeiten Budivojs Vater Gottschalk wurde am 7 Juni 1066 im Zuge eines Aufstandes der innerabodritischen Opposition ermordet Der vordergrundig religios motivierte Aufstand richtete sich in erster Linie gegen die Herrschaftspolitik des nakonidischen Furstenhauses Dessen Staatsidee von einem zentralistisch und durch den Samtherrscher unmittelbar verwalteten Territorium ging mit einer zunehmenden Entmachtung des niederen und mittleren Adels einher Da auch Budivoj fur die Politik seines Vaters stand vermochte er zunachst offenbar nicht dessen Nachfolge anzutreten Stattdessen lag die Macht in den Handen von Budivojs Onkel Blusso Dieser hatte sich an die Spitze der Rebellion gesetzt 1 Innerhalb des Abodritenreiches zerstorten die Aufstandischen gezielt die zum Erzbistum Bremen Hamburg gehorigen Bischofssitze auf der Mecklenburg in Ratzeburg und in Oldenburg Der Bremer Erzbischof Adalbert von Bremen hatte die Politik von Budivojs Vater Gottschalk bis zu seiner eigenen Entmachtung 1066 massgeblich unterstutzt Schliesslich griffen die Aufruhrer den Zweitsitz des Bremer Erzbischofs in Hamburg 2 und das danische Haithabu 3 mit dem dortigen Bischofssitz an und zerstorten beide Samtherrschaft Bearbeiten Nach Blussos Ruckkehr ins Abodritenreich nahm Budivoj offenbar Rache am Morder seines Vaters Blusso wurde erschlagen Aufgrund seines Geburtsrechtes erlangte Budivoj daraufhin zunachst die Samtherrscherwurde uber den gesamten Stammesverband 4 konnte sich aber wohl nur mit sachsischer Unterstutzung an der Macht halten Denn in der Bevolkerung und im abodritischen Adel hatte er aufgrund seines Festhaltens am christlichen Glauben seiner Nahe zu den benachbarten Sachsen und vor allem aufgrund der Wiederaufnahme der druckenden Tributzahlungen an die Billunger und die Abgaben an die Kirche jeden Ruckhalt verloren Zudem wuchs in Wagrien mit dem dortigen Teilstammesfursten Kruto ein ernstzunehmender Konkurrent heran dem gegenuber Budivoj den nakonidischen Anspruch auf die Oberherrschaft uber die Wagrier schon bald nicht mehr durchsetzen konnte Aufgrund von Krutos Uberfallen auf sachsisches Gebiet und Budivojs Ohnmacht brach im Winter 1068 69 schliesslich ein sachsisches Heer zu einem gegen Kruto gerichteten Verwustungsfeldzug nach Wagrien auf An der Spitze dieser Truppen stand auf Bitten Otto von Northeims mit Heinrich IV der Konig selbst Mit Magnus dem Sohn des Sachsenherzoges Ordulf konnte weiterhin ein herausragender Vertreter der Billunger an diesem Winterfeldzug beteiligt gewesen sein 5 Sowohl die Billunger als auch Otto von Northeim sahen ihre Besitzungen an der Unterelbe durch Kruto bedroht Der Feldzug fuhrte weder zu einer Vertreibung noch zu einer Unterwerfung Krutos Im Gegenteil der abodritische Adel wahlte den paganen Kruto zum neuen Samtherrscher uber den gesamten Stammesverband was einem Verfassungsbruch gleichgekommen sein muss da Kruto uber keinerlei erbrechtliche Legitimation verfugte 6 Dennoch konnte sich Budivoj in seinem angestammten Herrschaftsgebiet beidseits des Schweriner Sees und um Wismar zumindest als Teilstammesfurst behaupten Dort gewahrte er Otto von Northeim moglicherweise im Winter 1070 1071 eine Zuflucht 7 nachdem Konig Heinrich IV ihn geachtet hatte Vertreibung und Tod Bearbeiten Noch vor Sommer 1071 musste Budivoj vor einem Angriff Krutos zu den Billungern nach Luneburg fliehen Die politischen Verhaltnisse im Reich hatten sich inzwischen grundlegend gewandelt Der sachsische Adel allen voran Otto von Northeim sowie die Billunger befand sich in Opposition zum Konig und war mit seinen Kraften im Sachsenkrieg gebunden Damit verlor Budivoj die Unterstutzung seiner wichtigen Verbundeten Als Budivoj sich mit seiner Bitte um militarische Hilfe an die Billunger wandte waren diese verhindert Der Grund dieser Verhinderung soll dem Chronisten Helmold zufolge Magnus unmittelbar bevorstehende Hochzeit mit der ungarischen Konigstochter Sophia gewesen sein Moglicherweise stand aber auch Magnus Unterwerfung zu Pfingsten 1071 unmittelbar bevor an die sich eine mehrjahrige Gefangenschaft anschloss Budivoj erhielt den Befehl uber Aufgebote aus den sachsischen Stammen der Barden Dithmarschen Holsten und Stormarn Mit 600 Barden drang Budivoj bis Plon vor besetzte die verlassene Festung wurde aber darin von Kruto eingeschlossen belagert und ausgehungert Die nordelbischen Aufgebote erschienen aufgrund eines Verrates nicht Budivoj wurde zu Ubergabeverhandlungen verleitet und bei Verlassen der Burg entgegen Krutos Zusagen mit allen seinen Mannern erschlagen 8 Budivojs Todesjahr ist in der Forschung umstritten Obwohl Adam von Bremen die Ereignisse von Plon fur das Jahr 1072 ansetzt datiert die wohl noch herrschende Meinung bis heute Budivojs Tod erst in den Jahren 1074 1075 9 Demgegenuber hat eine neuere Untersuchung aufgezeigt dass die nachfolgenden Ereignisse eher mit einer Fruhdatierung von Budivojs Tod widerspruchsfrei erklarbar waren 10 Der Todestag eines Bitti comes Sohn des Gottschalk ist im Nekrolog der Kirche St Michael in Luneburg mit dem 8 August verzeichnet 11 Die altere Forschung identifizierte diesen Eintrag mit Budivoj Gerd Althoff vertrat 1984 die Auffassung es handele sich nicht um Budivoj sondern um einen sachsischen Grafen aus dem 9 Jahrhundert 12 Quellen BearbeitenAdam von Bremen Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum In Werner Trillmich Rudolf Buchner Hrsg Quellen des 9 und 11 Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches Fontes saeculorum noni et undecimi historiam ecclesiae Hammaburgensis necnon imperii illustrantes Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 11 7 gegenuber der 6 um einen Nachtrag von Volker Scior erweiterte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000 ISBN 3 534 00602 X S 137 499 Helmoldi Presbyteri Bozoviensis Chronica Slavorum Monumenta Germaniae Historica Scriptores Bd 7 Scriptores Rerum Germanicarum in Usum Scholarum separatim editi Bd 26 Herausgegeben vom Reichsinstitut fur altere deutsche Geschichtskunde 3 Ausgabe bearbeitet von Bernhard Schmeidler Hahnsche Buchhandlung Hannover 1937 Neu ubertragen und erlautert von Heinz Stoob Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 19 ISSN 0067 0650 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 7 Auflage unverandert der 6 gegenuber der 5 um einen Nachtrag erweiterte Auflage 2002 Mit einem Nachtrag von Volker Scior ebenda 2008 ISBN 978 3 534 21974 2 Literatur BearbeitenGerold Meyer von Knonau Jahrbucher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV und Heinrich V 1 7 Band Verlag von Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 520 615 n 5 II 150 151 855 856 Ruth Bork Die Billunger Mit Beitragen zur Geschichte des deutsch wendischen Grenzraumes im 10 und 11 Jahrhundert Dissertation Greifswald 1951 S 157 160 Anmerkungen Bearbeiten Erich Hoffmann Sachsen Abodriten und Danen im westlichen Ostseeraum von der Mitte des 10 bis zur Mitte des 12 Jahrhunderts in Helge Bei der Wieden Hg Schiffe und Seefahrt in der sudlichen Ostsee Wachholtz Neumunster 1986 S 1 40 hier S 26 halt sogar eine Samtherrschaft Blussos fur moglich Adam III 51 Adam III 51 Schol 81 Wolfgang H Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat In Herbert Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder W Schmitz Giessen 1960 S 141 219 hier S 170 Zu diesem Feldzug Sabine Borchert Herzog Otto von Northeim um 1025 1083 Reichspolitik und personelles Umfeld Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen 227 Hahn Hannover 2005 S 77 81 Zum Verfassungsrang des Erbrechtes Wolfgang H Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat In Herbert Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder W Schmitz Giessen 1960 S 141 219 hier S 179 184 unter Berufung auf Helmold I 25 Sabine Borchert Herzog Otto von Northeim um 1025 1083 Reichspolitik und personelles Umfeld Hahn Hannover 2005 S 99 Helmold I 25 Gerold Meyer von Knonau Jahrbucher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV und Heinrich V Duncker amp Humblot Leipzig 1890 Bd II S 148 150 S 855f Wolfgang H Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat In Herbert Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder W Schmitz Giessen 1960 S 141 219 hier S 168 Walther Lammers Das Hochmittelalter bis zur Schlacht von Bornhoved Geschichte Schleswig Holsteins Bd 4 Tl 1 Wachholtz Neumunster 1981 ISBN 3 529 02404 X S 136 Sabine Borchert Herzog Otto von Northeim um 1025 1083 Reichspolitik und personelles Umfeld Hahn Hannover 2005 S 114 Anton Christian Wedekind Noten zu einigen Geschichtsschreibern des deutschen Mittelalters Perthes und Besser Hamburg 1836 S 57 f Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Band 47 Fink Munchen 1984 ISBN 3 7705 2267 2 S 410 PersonendatenNAME BudivojALTERNATIVNAMEN Butue ButhueKURZBESCHREIBUNG Furst der AbodritenGEBURTSDATUM 11 JahrhundertSTERBEDATUM unsicher 8 August 1071STERBEORT bei Plon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Budivoj amp oldid 237555064