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Aus der Siedlung Parduin ndd Flussarm gesprochen pardun oder parduhn entstand in der slawisch deutschen Ubergangsphase im 12 und 13 Jahrhundert die Altstadt Brandenburg St Gotthardtkirche gesehen von der Rathenower Strasse durch die Strasse Gotthardtwinkel Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung im slawischen 12 Jahrhundert 2 Slawisch fruhdeutsche Ubergangsphase 3 Fruhdeutsche Zeit 4 Siedlungsgeschichtliches Fazit 5 LiteraturEntstehung im slawischen 12 Jahrhundert BearbeitenDer zentralortliche Furstensitz Brandenburg des Stammes der Stodoranen Heveller verfugte auf seinem durch inselartige Wasserlage geschutzten Standort der spateren Dominsel auch uber das ubliche Suburbium den Wohn und Arbeitsplatz der nicht zur unmittelbaren Burgbesatzung Gehorigen mit Werk und Handelsstatten und Wohnungen fur die der Burg zu Dienst Verpflichteten Als der Raum auf der Insel zu klein geworden war wurde auf dem gegenuberliegenden nordlichen Havelufer um 1100 neben der spater Altstadter Kietz genannten slawischen Dienstsiedlung eine neue Siedlung angelegt die durch die Insel vermutlich mit einer Brucke verbunden war die allerdings erst 1187 bzw 1216 als antiquus pons erwahnt wird Slawisch fruhdeutsche Ubergangsphase BearbeitenAls altestes Siedlungselement erscheint wohl noch vor 1147 die Kirche St Gotthardt ein Pramonstratenser Stift Die hier gelegene Siedlung Suburbium trug zur selben Zeit auch den Ortsnamen Parduin Dessen erstmalige selbststandige Erwahnung 1166 und die Existenz der Gotthardkirche verweisen auf eine topographische Eigenstandigkeit die sich vom allgemeinen suburbium Brandenburg mit sechs Kietzen deutlich abhebt 1187 wird der Parduin als villa forensis bezeichnet also als Marktsiedlung fruhdeutscher Zeit die in die mittelalterliche Altstadt Brandenburg ubergeht Die Ansiedlung der Pramonstratenser eines Seelsorgerordens deutet darauf hin dass bereits in vordeutscher Zeit eine christliche Gemeinde zu versorgen war Nach alledem konnte der Parduin als in slawischer Zeit entstandene Siedlung deutscher vor allem sachsischer Kaufleute gedeutet werden Ob allerdings der gesamte Siedlungskomplex wegen seiner slawischen Funde und wegen der Berufung einer Chorherrengemeinschaft insgesamt eine Kaufmannssiedlung mit genossenschaftlicher Kirche war bleibt zweifelhaft Manches spricht eher dafur dass sich fremde Kaufleute in vordeutscher Zeit einfach unmittelbar neben einer Erweiterung des slawischen Suburbiums niedergelassen haben und ihren Teil mit einem eigenen deutschen Namen versehen haben Es gab in der Nahe einen fruh wust gefallenen Ort Krakow dessen slawischer Name ebenfalls die Bedeutung Ort am Flussarm hatte es gibt zahlreiche Parallelfalle solcher Namensubernahmen Es zeigt sich somit gegenuber dem stammesfurstlichen Burgwall auf der spater so genannten Dominsel eine Art nordlicher Bruckenkopf der sich aus einem slawischen Siedlungsteil und einer Siedlung Parduin mit deutschen Bewohnern Kaufleuten und Geistlichen zusammensetzte der vielleicht schon in spatslawischer Zeit Marktfunktionen erfullte wie diese fur die fruhdeutsche Zeit eindeutig nachgewiesen sind Fruhdeutsche Zeit BearbeitenDie Altstadt Brandenburg ist gewissermassen aus der villa forensis Parduin herausgewachsen Villa forensis ist in der Fruhzeit ein Ort der Marktfunktionen erfullt und ein besonderes lokales Marktrecht geniesst ius fori der aber noch nicht in allen Bereichen zur Stadt geworden war St Gotthardt wurde zur einzigen Pfarrkirche der erweiterten Stadt Schon 1174 76 erscheint Parduin als civitas in ihr werden areae also die ublichen stadtischen Besitzeinheiten genannt Allem Anschein nach bestand schon ein Heiliggeist Spital Der Markt liegt im Zentrum ein Kennzeichen fur den neuen Typ der Stadt Wahrend des 13 Jahrhunderts werden beide Siedlungsteile gemeinsam umwehrt Damit war die mittelalterliche Alt Stadt Brandenburg entstanden Der Strassenname Parduin zwischen dem Altstadter Markt und der Rathenower Strasse erinnert noch heute an die alte Ortsbezeichnung nbsp Parduin Nr 11 rechts das Altstadtische RathausSiedlungsgeschichtliches Fazit BearbeitenLange Zeit galt als Stadt nur ein Ort dem deutsches Stadtrecht verliehen worden war Aber auch in nichtdeutschen Landern gab es Orte die unabhangig vom formalen deutschen Marktrecht stadtische Funktionen in vergleichbarer Weise erfullten Winfried Schich hat in seiner grundlegenden Arbeit siehe Literatur am Beispiel u a des Parduin aber auch Juterbog Spandau und Prenzlau festgestellt dass solche slawischen Fruhstadte in topographischer Hinsicht als vielgestaltige dicht besiedelte teilweise befestigte Orte zweifellos als Siedlung stadtischer Art bezeichnet werden durfen selbst wenn nicht alle wesentlichen Siedlungsteile in ihrer fruheren Struktur gesichert sind Auch am Beispiel des Parduin zeigt sich entwickeltes Handwerk Einbeziehung in den Fernhandel und Nahmarktbeziehungen Der Parduin zeigte zentralortlicher Funktionen Sitz der Verwaltung und des Kultes Der standige Wohnsitz eines Herrn eine Kultstatte von uberortlicher Bedeutung und der Anschluss an den Fernhandel das sind die wichtigsten Voraussetzungen fur die fruhstadtische Entwicklung im Mitteleuropa Ein besonderes Recht Stadtrecht fur den beschriebenen Siedlungskomplex gab es aber noch nicht Literatur BearbeitenWinfried Schich Stadtwerdung im Raum zwischen Elbe und Oder im Ubergang von der slawischen zur deutschen Periode Beobachtungen zum Verhaltnis von Recht Wirtschaft und Topographie am Beispiel von Stadten in der Mark Brandenburg In Wolfgang H Fritze Hrsg Germania Slavica I Berliner historische Studien Band 1 Berlin 1980 S 191 238 52 414748 12 554667 Koordinaten 52 24 53 N 12 33 17 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parduin amp oldid 202316247