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Die Alten Uiguren im Sinne eines alten uigurischen Volkes haben etwa vom 8 bis 15 Jahrhundert n Chr eine herausragende Rolle in der Geschichte Chinas und Innerasiens gespielt 1 Das alt uigurische Wort uiɣur im mittelalterlichen uigurischen AlphabetNach diesem mittelalterlichen Volk haben sich im 20 Jahrhundert die Uiguren der Modernen Geschichte benannt bei denen es sich um eine turksprachige muslimische Gruppe mit turko persischen Traditionen handelt die insbesondere im Tarimbecken lebt Uiguren in Mittelalter und Moderne BearbeitenUiguren im Mittelalter Bearbeiten Die mittelalterlichen Uiguren wurden Mitte des 8 Jahrhunderts zu einer politischen Einheit als sie ihr Steppenreich als Erben der alten Steppen Stammeskonfoderation der Turk Kokturken grundeten das von der Hauptstadt in der Mitte der mongolischen Steppe regiert wurde bis es ein Jahrhundert spater durch rivalisierende kirgisische Stamme angriffen und beendet wurde Die uigurische Aristokratie floh daraufhin sudwarts in die Grenzgebiete zwischen China und der Steppe und Diaspora Uiguren errichteten einen wenig machtvollen Staat in der Gansu Region wo sie als Gansu Uiguren A 1 verblieben sowie einen weiteren erfolgreicheren Staat im Tarimbecken wo sie das Reich von Kocho grundeten das eine stabile Herrschaft uber die Bevolkerung etablierte die sich aus Stadtbewohnern und Nomaden in den weit verstreuten Oasen der Region zusammensetzte Die Uiguren im Tarimbecken gingen zur Sesshaftigkeit uber und schufen eine der vielfaltigsten Gesellschaften ihrer Zeit in der Buddhisten nestorianische Christen Manichaer Zoroastrianer und Nomaden gemeinsam miteinander lebten Die Uiguren gerieten in Abhangigkeit der Kara Kitai und spater der Mongolen konnten aber als politische Herrscher im Tarimbecken ein gewisses Mass an Autonomie wahren bis Kublai Khan die Kontrolle uber das Tarimbecken verlor und der grosste Teil der uigurischen Aristokratie nach China zog Die uigurische Diaspora konnte sich noch einmal eine neue Identitat in China als Mitglieder der Regierung durch die mongolischen Eroberer und der kulturellen Literati aufbauen endete aber schliesslich als eigenstandige politische Einheit mit der Vertreibung der Mongolen aus China 2 Uiguren in der Moderne Bearbeiten Nach diesem mittelalterlichen Gemeinwesen haben sich im 20 Jahrhundert die Uiguren A 2 der Modernen Geschichte benannt bei denen es sich um eine turksprachige und nahezu geschlossen muslimische ethnische Gruppe mit im turko persischen Zentralasien verwurzelten Traditionen handelt Sie bilden die Mehrheitsbevolkerung des Tarimbeckens wo bereits seit mehreren Jahrhunderten eine turksprachige Bevolkerung vorherrschte 1 Nach der Eroberung durch die Qing im Jahr 1759 geriet diese uigurische Region schliesslich unter chinesische Herrschaft 1 Seitdem wurden die turksprachigen sesshaften muslimischen Einwohner von Altishahr Sud Xinjiang A 3 nur unterbrochen von einigen kurzen Perioden der Unabhangigkeit Altishahrs von einer Reihe chinesischer Staaten regiert 3 und die Region wurde allmahlich von einer locker gehaltenen Abhangigkeit unter den Qing in eine streng uberwachte assimilatorische Siedlerkolonie im 21 Jahrhundert umgewandelt deren Regierung durch eine von Han Chinesen dominierte Burokratie ubernommen wurde 1 Das Vorgehen der chinesischen Fuhrung zielt heute nach Einschatzung westlicher Wissenschaftler auf die Sinisierung 中国化 der religiosen und kulturellen Identitat der Uiguren und auf die vollstandige Transformation 转化 ihrer Gedanken und ihres Verhaltens ab 4 wahrend das uigurische kulturelle Gedachtnis ausgeloscht werden soll 5 6 Verschiedene internationale Fachleute sind zu dem Ergebnis gekommen dass die chinesische Fuhrung die staatliche Verantwortung fur einen anhaltenden Genozid gegen die Uiguren trage und gegen die Genozidkonvention von 1948 verstosse 7 8 Inhaltsverzeichnis 1 Uiguren in Mittelalter und Moderne 1 1 Uiguren im Mittelalter 1 2 Uiguren in der Moderne 2 Historische Wahrnehmung und Analyse 2 1 Allgemeine Schwierigkeiten fur die Erforschung der uigurischen Geschichte 2 2 Politisch oder landestypisch beeinflusste Geschichtsnarrative 2 2 1 Forschung und Lesarten chinesischer Pragung 2 2 2 Forschung und Lesarten uigurisch nationaler Pragung 2 2 3 Forschung und Lesarten sowjetischer Pragung 2 2 4 Forschung und Lesarten westlicher Pragung 3 Alte und Mittlere Geschichte 3 1 Anfange 3 2 Das Uigurische Kaganat Orchon Staat 744 840 3 3 Uigurische Diaspora nach Ende des Kaganats 3 3 1 Gansu Uiguren Kan Chou Staat 902 1130 3 3 2 Uiguren des Tarimbeckens Reich von Kocho 840 1130 3 4 Uiguren unter Herrschaft der Kara Kitai 1130er 1209 3 5 Uiguren unter Herrschaft der Mongolen 1209 14 Jahrhundert 4 Moderne Geschichte 4 1 Annexion durch das chinesische Reich der Qing um 1759 4 2 Rebellionen und kurzlebige Staatsgrundungen im 19 und 20 Jahrhundert 4 2 1 Aufstand und Emirat Kaxgar unter Jakub Beg 1865 bis 1877 4 2 2 Umwandlung zu einer chinesischen Provinz ab 1884 4 2 3 Uiguren in der Ara der nationalistischen Republikaner 1911 1949 4 2 3 1 Erste Republik Ost Turkestan 1933 1934 4 2 3 2 Zweite Republik Ost Turkestan 1944 bis 1949 4 3 Flaggen 4 4 Aufnahme in die VR China und Auswirkungen auf die uigurische Gesellschaft seit 1949 4 4 1 Historisches Vorfeld 4 4 2 Fruhe Jahre der KPCh Herrschaft 1949 1957 4 4 3 Ara der Kulturrevolution 1957 1978 4 4 4 Demographische Sinisierung Xinjiangs 4 4 5 Geburtenkontrolle 4 5 Autonomiebestrebungen und staatliche Repression seit 1949 4 5 1 Spate 1950er bis Mitte 1980er Jahre 4 5 2 Lockerungen in den 1980er Jahren 4 5 3 Unruhen und staatliche Gegenmassnahmen der 1990er Jahre 4 5 3 1 Unruhen in Baren 1990 und weitere Entwicklung 4 5 3 2 Unruhen in Gulja 1997 und weitere Entwicklung 4 5 4 Einordnung in den Globalen Krieg gegen Terror seit 2001 4 5 4 1 Unruhen in Urumqi 2009 und weitere Entwicklung 4 5 4 2 Gewalteskalation 2013 4 5 4 3 Gewalteskalation 2014 4 5 4 4 Gewalt im Jahr 2015 4 5 5 Verfolgung und Umerziehung der uigurischen Minderheit seit 2014 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Allgemein und fachenzyklopadische Beitrage 6 2 Wissenschaftliche Monographien ab 1998 6 3 Historiographisch bedeutende Fachperiodika Beitrage ab 1990er Jahre 6 4 Primarquellen zur Geschichte der mittelalterlichen Uiguren 7 Rundfunkberichte und Reportagen 8 Weblinks 9 Einzelnachweise 10 AnmerkungenHistorische Wahrnehmung und Analyse BearbeitenAllgemeine Schwierigkeiten fur die Erforschung der uigurischen Geschichte Bearbeiten Die uigurische Geschichte wird als ausserst komplex bewertet und haufig in drei vier funf oder gar sechs verschiedene Perioden unterteilt Allerdings herrscht offenbar keine Einigkeit daruber wie die verschiedenen Perioden am sinnvollsten voneinander abgegrenzt werden sollten 9 In Bezug auf die Region Xinjiang erschweren deren lange Geschichte mit unzahligen Volkerschaften Religionen und Kulturen sowie ihr komplexes Netz auslandischer Verbindungen und ihre komplizierten Beziehungen zwischen den Ethnien das Verstandnis fur Vergangenheit oder Gegenwart der Region in enormer Weise Seriose Analysen sind auf Belege angewiesen die aber auf weitgehend unubersetzte Texte zumindest in uigurischer chinesischer japanischer und russischer Sprache zerstreut sind daruber hinaus aber sogar noch in Persisch Tschagataisch Turki oder noch exotischeren Sprachen vorliegen 10 Politisch oder landestypisch beeinflusste Geschichtsnarrative Bearbeiten Die Geschichte der Uiguren wird in den Geschichtsschreibungen vieler Lander unterschiedlich dargestellt 11 Aus etischer Perspektive konnen die Uiguren deren Heimat zum grossten Teil innerhalb der heutigen Staatsgrenzen Chinas liegt einerseits als eine der offiziell anerkannten Minderheitsnationalitaten 少数民族 der VR China betrachtet werden Andererseits konnen die Uiguren die kulturell als zentralasiatisch einzuordnen sind aber auch als einzige der zentralasiatischen Nationalitaten Nationen wie etwa Usbeken und Tadschiken angesehen werden die keinen eigenen unabhangigen Nationalstaat besitzt 12 Aus emischer Perspektive ist ein bedeutender Aspekt der heutigen uigurischen Kultur der Wunsch nach Unabhangigkeit Angesichts der kulturellen und religiosen Unterschiede zwischen uigurischen Chinesen einerseits und starker sinisierten Minderheiten und Han Chinesen andererseits nimmt der Wille zur Unabhangigkeit fur die uigurische Identitat eine wichtige Rolle ein 13 Aus ihren unterschiedlichen politischen Intentionen resultiert dass die Geschichtsschreibung der offiziellen chinesischen Historiker einerseits und der uigurischen Nationalisten andererseits grundlegend unvereinbar miteinander bleibt 14 Zudem ist bei Han Chinesen eine Sprachkenntnis fur Uigurisch sehr selten vorhanden sowie die Kompetenz oder Bereitschaft des Lesens von Mandarin Texten nicht bei allen Uiguren gegeben so dass auch diese uigurisch chinesische Sprachbarriere zu einer Trennung im Geschichtsbild zwischen Uiguren und Han Chinesen beitragt auch wenn der chinesische Staat seine offizielle Geschichtsversion durch Ubersetzungen ins Uigurische und durch das Schulsystem in der uigurischen Bevolkerung durchzusetzen versucht und umgekehrt han chinesische Geschichtswissenschaftler mithilfe hastig erstellter Ubersetzungen den Zugriff auf die Positionen uigurischer Intellektueller zu erlangen versuchen 15 Die akademische Forschung zur uigurischen Geschichte und zu Xinjiang konnte bedeutende Fortschritte erzielen wenngleich sie sich zum einen gegen die in vielen Landern spezifisch gepragten Lesarten behaupten muss und zum anderen auch nur eine Randstellung in den Zentraleurasienwissenschaften einnimmt 11 Forschung und Lesarten chinesischer Pragung Bearbeiten nbsp Wang Enmao sagte 1986 als Erster Sekretar der KP von Xinjiang Die Uiguren Nation minzu A 4 ist kein Zweig des grossen Baumes der Turki Nation A 5 die uigurische Nation ist ein Zweig des grossen Baumes der chinesischen Nation zhonghua minzu Turkologie ist kein rein akademisches Problem sie birgt in sich ein politisches Problem 11 16 nbsp KPCh Propaganda am Strassenrand nahe dem Turpan Museum in Turpan 2018 Es zeigt eine von Weinreben und Blumen umgebene Frau mit Kopftuch die ein kleines Kind im Arm wiegt und vermittelt auf Uigurisch und Chinesisch die Hauptbotschaft 我把党来比母亲 dt etwa Ich vergleiche die Partei mit meiner Mutter Dieser Slogan der Xi Jinping Ara greift die Mutterfigur als Kern der uigurischen Gemeinschaft an Seine offentliche Prasentation als traditioneller chinesischer Scherenschnitt verdrangt sinnbildlich die turkvolkische Kultur und ersetzt sie durch eine Form der ethnischen Han Kultur 17 Seit 2017 verscharften die chinesischen Behorden die Massnahmen zur Ausloschung des historischen Gedachtnisses der Uiguren 11 deren Geschichtsschreibung seitdem getilgt und vollig durch eine chinesisch kontrollierte Lesart ersetzt wird 11 Im Gegensatz zu den europaischen Gelehrten hatten die chinesischen schon zur Zeit der Qing Dynastie eine Einteilung der turksprachigen Volker als miteinander verbundene Gruppe Turkvolker vermieden und die uigurischen Nomaden nicht in die Nahe der Turk sondern in die der chinesischsprachigen Muslime Hui Chinesen lokal auch Tunganer oder Dunganer genannt gestellt In Ubereinstimmung mit der politischen chinesischen Linie beispielsweise gegenubern den Fuhrern der Republik Ostturkestan 1944 bis 1949 leugnete die chinesische Geschichtsschreibung mit Verweis auf historische chinesische Quellen die Turkstammigkeit der Uiguren und deren verwandtschaftliche Beziehungen zu den Turk chinesisch Tujue Den Panturkismus behandelte der chinesische Staat als ernsthafte Bedrohung fur die nationale Sicherheit und propagierte den Narrativ der westlichen Region chinesisch Xiyu Chinas das Konzept der vereinten chinesischen Nation chinesisch zhonghua minzu verfolgend Dieses Konzept wurde erstmals von Sun Yat sen formuliert dann von der nationalistischen Regierung der Republik China unter Chiang Kai shek durch Historiker der Kuomintang modifiziert und nach der kommunistischen Machtubernahme von der Regierung der VR China ubernommen und weitergefuhrt die die Geschichtsschreibung nun unter strikte Kontrolle nahm und keine abweichenden Auslegungen oder Zielsetzungen mehr duldete In der kommunistischen Geschichtsschreibung gehoren zu diesem Konzept die drei Prinzipien dass alle das heutige chinesische Territorium besiedelnden Volker Nationalitaten Chinas seit der Antike als eine die chinesischen Nation bildende Einheit aufzufassen seien dass China als ein seit jeher vereinigter multinationaler Staat verstanden werden musse und dass die ethnischen Minderheiten Teil der chinesischen Nation bleiben und niemals unabhangige Staaten grunden wurden 11 Auch die uigurische Geschichte wird in der kommunistischen Geschichtsschreibung der VR China als Teil des Konzepts einer chinesischen Nation behandelt so dass die Uiguren dem chinesischen Geschichtsbild zufolge seit dem Altertum eine gemeinsame Nation mit den anderen ethnisachen Minderheiten und Han Chinesen gebildet und Uiguren dementsprechend niemals eigene unabhangige Staaten gegrundet haben sollen Passend zu diesem Konzept setzt die Geschichtswissenschaft der VR China die heute in Xinjiang sesshafte Bevolkerung Xinjiangs mit den Nachfahren der Alten Uiguren gleich ubernimmt also die Vorstellung dass die Modernen Uiguren im Sinne der uigurischen Nationalitat Chinas chinesisch weiwuer zu als fortgesetzte Linie der Alten Uiguren im Sinne des historisch uberlieferten Volkes chinesisch Huihu aufzufassen seien Die chinesische Geschichtsschreibung verwendet die Migration historischer nomadischer Uigurenstamme aus dem heutigen Gebiet der Mongolei in das Tarim Becken nach 840 als Argument fur ihre Darstellung dass die uigurische Besiedlung Xinjiangs viel spater als die han chinesische erfolgt sei so dass die Uiguren als in ein bereits bestehendes chinesisches Heimatland eingewanderte Migranten zu betrachten seien die als Neuankommlinge keinen Anspruch auf die Region als eigene Heimat besassen 11 Nach dem offiziellen chinesischen Narrativ zur Identitat der Uiguren wie er auch im offiziellen White Paper der chinesischen Regierung uber die Geschichte und Entwicklung von Xinjiang von 2003 18 dargestellt wird 19 erkennt die VR China zwar die Uiguren als ethnische Gruppe an spricht ihr aber einen indigenen Anspruch auf Xinjiang ab Stattdessen soll Xinjiang nach dieser Lesart der chinesischen Regierung bereits seit der Antike ein untrennbarer Teil der einheitlichen multiethnischen chinesischen Nation gewesen sein Die Regierung der VR China trennt mit diesem Narrativ die Ursprunge der Uiguren von der Region Xinjiang ab und stellt ihre Wanderung und Assimilation mit den iranischen Saken Stammen und Indoeuropaern in den Kontext der Zeit nach ihrer Ankunft aus der Mongolei 19 Die VR China erkennt die uigurische Volksgruppe zwar als eine der 56 offiziellen Nationalitaten minzu A 4 ihres Staatsgebiets an stellt sie aber aus der Perspektive der grosseren Gesamtbevolkerung des chinesischen Staates ublicherweise als Minderheitsnationalitat shaoshu minzu dar und uberspielt damit die Tatsache dass die meisten Uiguren in Gebieten mit einer uigurischen Mehrheit leben 1 Mit der Behauptung dass Xinjiang schon immer Heimat mehrerer minzu A 4 gewesen sei versucht das offizielle Geschichtsbild des chinesischen Staates das uigurische Geschichtsbild zu entkraften nach dem die Uiguren Xinjiang fur sich beanspruchen konnen 20 Obwohl die VR China bereits fruh Ressourcen fur die Klassifizierung ethnischer Gruppen und Formalisierung ihrer Sprachen verwendete kam es erst in der Reformara in den spaten 1970er und fruhen 1980er Jahren zu einer grundlichen Erforschung der Geschichte und Kultur der Uiguren durch die Chinesen 1 Im Kampf um die Deutungshoheit zur Geschichte der Uiguren die auch die Zukunftsversion fur Xinjiang betrifft investierte der von der KPCh gefuhrte chinesische Staat grosse finanzielle und zeitliche Ressourcen in die Erforschung und Geschichtsschreibung und konnte dabei wesentlich hohere Mittel aufwenden als die an einer Gegenversion arbeitenden uigurischen Intellektuellen Han chinesische Wissenschaftler wurden auf Linientreue zu Partei und Staat eingeschworen und auch loyale nicht han chinesische Staatsangestellte und Wissenschaftler herangezogen damit diese die Geschichte der Uiguren nach den Vorgaben der politischen Fuhrung darstellen Zur Verbreitung der offiziellen Geschichtsversion wurden durch finanzielle oder andere Anreize Verleger und Medien ebenso eingespannt wie mittels staatlicher Kontrolle samtliche Schulstufen 21 Seit den fruhen 1990er Jahren stehen Texte zur Geschichte Xinjiangs auf dem Lernplan von Schulern der Mittelstufe bis zur Universitat Traditionell dient dem von der KPCh gelenkten chinesischen Staat das offizielle Geschichtsbild zur Legitimierung seiner politischen und militarischen Herrschaft sowie der Han chinesischen Immigration in Xinjiang 14 Wahrend aber die Vermittlung dieses offiziellen Geschichtsbilds durch den Parteistaat an die han chinesische Bevolkerung praktisch uneingeschrankt erfolgreich verlief blieb die Vermittlung an die uigurische Bevolkerung zu Beginn des 21 Jahrhunderts weitgehend erfolglos 21 Im Zuge seines harten Vorgehens gegen die Uiguren in Xinjiang seit 2017 mit Masseninternierung von Uiguren Inhaftierung von uigurischen Intellektuellen sowie Abschaffung von Uigurisch als Unterrichtssprache radikalisierte der chinesische Staat schliesslich seine Politik zur Geschichtsschreibung und ergreift weitere Massnahmen zur Ausloschung des historischen Gedachtnisses der Uiguren 11 5 22 6 23 Es kam dafur nicht nur zum Verbot der Publikation von uigurischsprachiger Literatur 11 Auch wurden muslimische Gotteshauser und Wallfahrtsstatten ebenso abgerissen wie historische Denkmaler oder traditionelle Stadtteile 11 24 Forschung und Lesarten uigurisch nationaler Pragung Bearbeiten Unter der Herrschaft und im politischen System der Chinesen dient die Wissensvermittlung der Stutzung des Status quo 25 Die in der VR China als ethnische Minderheit unterdruckten Uiguren sind somit von der Beteiligung an der Geschichtsschreibung ausgeschlossen 11 Damit einher geht auch ihr Ausschluss von der politischen Macht uber die Kartographie so dass die vielen Uiguren gelaufige Bezeichnung Altishahr Alta Sahar 26 A 3 uigurisch fur sechs Stadte fur das in der Gegenwart von China kontrollierte zentralasiatische Gebiet in dem die Uiguren und ihre Vorfahren traditionell die Mehrheit der Einwohner stellten weder im bekannten Kartenmaterial noch im offiziellen offentlichen Diskurs in China vorkommt sondern nur in der Umgangssprache uberlebt Statt der uigurischen Bezeichnung Altishahr sind in China ausschliesslich die chinesische Bezeichnung Xinjiang A 6 und ihre uigurische Transliteration Shinjang als Namen fur die uigurische Heimatregion offiziell in der Offentlichkeit zugelassen 25 Ethnisch nicht zu den Han Chinesen zahlende Volker in der Region und Emigrantengemeinschaften wie in Kasachstan in der Turkei oder in Deutschland verwenden die Bezeichnung Xinjiang wegen ihrer imperialen Konnotation jedoch nicht sondern wahlen stattdessen die in China offiziell verbotene Bezeichnung Sharqi Turkistan Ostturkestan 27 28 A 7 In diesem politischen Umfeld der ethnischen Unterdruckung und fehlenden Partizipationsmoglichkeit am Geschichtsnarrativ entwickelte sich eine uigurisch nationale Lesart in erster Linie ausserhalb Chinas und weist Einflusse derjenigen Lesarten auf die in Landern mit grossen uigurischen Diasporen Turkei und Postsowjetische Staaten Zentralasiens vorherrschen 11 nbsp Beauty of Loulan nbsp Muhemmed Imin Bughra Links Diese im nordostlichen Bereich des Tarim Beckens gefundene auf 1 800 v Chr datierte und als Beauty of Loulan bekannt gewordene Mumie wurde Ende der 1970er Jahre als eine der ersten Tarim Mumien aufgefunden 29 Der uigurische Historiker Turgun Almas sah in den Tarim Mumien Vertreter der Vorfahren des uigurischen Volkes mit ostasiatischen und europiden anthropometrischen und genetischen Merkmalen 19 Innerhalb der lokalen uigurischen Bevolkerung wurde die als schone Frau wahrgenommene Mumie entsprechend als eine Vorfahrin der Uiguren und als vermeintlicher Beleg dafur gefeiert dass die Uiguren einen Anspruch auf die Region erheben konnen der 2000 Jahre vor die Zeit der ersten han chinesischen Besiedlung zuruckreiche 29 Anfang der 2020er Jahre untersuchte ein internationales Forschungsteam der Jilin Universitat des Max Planck Instituts fur evolutionare Anthropologie der Seoul National University und der Harvard University die Herkunft der Grundungspopulation des Tarim Beckens mithilfe genomweiter genetischer Daten von 13 der fruhesten bekannten Mumien des Tarim Beckens aus der Zeit von etwa 2 100 bis 1 700 v Chr sowie von 5 Individuen aus dem benachbarten Dsungarischen Becken aus der Zeit von etwa 3 000 bis 2 800 v Chr Diese erste genomische Studie prahistorischer Populationen in Xinjiang die die fruhesten bisher dahin entdeckten menschlichen Uberreste der Region einschloss kam zum Schluss dass es sich bei den Mumien aus dem Tarim Becken nicht wie zuvor vermutet worden war um indoeuropaisch sprechende Einwanderer aus dem Westen gehandelt hatte sondern um eine indigen asiatische Population die offenbar direkt von einer einst weit verbreiteten eiszeitlichen Population Ancient North Eurasians kurz ANE abstammte welche aber zu Beginn des Holozans in weiten Teilen Eurasiens wieder verschwunden war und sich unter rezenten Menschen vornehmlich noch in den Genomen der indigenen Populationen Sibiriens und Amerikas nachweisen lasst Die Tarim Mumien weisen im Gegensatz zu heutigen Populationen keine Anzeichen fur eine Vermischung mit anderen Gruppen aus dem Holozan auf sondern gehoren zu einer bis zum Zeitpunkt der Studie unbekannten und genetisch isolierten Population die wahrscheinlich vor der Besiedlung des Tarim Beckens einen extremen und langanhaltenden genetischen Flaschenhals durchlebte 30 31 rechts Muhemmed Imin Bughra emigrierte nach Indien und spater in die Turkei wo er eine separatistische uigurische Bewegung anfuhrte 32 und ein die Zugehorigkeit des uigurischen Volkes zu den Turken betonendes historisches Geschichtsbild als Gegen Narrativ zur offiziellen chinesischen Lesart mitschuf 19 Uigurische Intellektuelle vertreten ein Geschichtsverstandnis das sich um den Nachweis bemuht dass im Widerspruch zum Geschichtsbild der fur den chinesischen Staat arbeitenden Historiker von der Geschlossenheit einer uigurischen Nation ausgegangen werden konne die einen territorialen Anspruch auf Xinjiang als ihr Heimatland besitze 14 Das von uigurischen Intellektuellen eingenommene ethnozentrische Geschichtsverstandnis von Uiguren stellt sich der chinesischen Geschichtsdarstellung entgegen indem es die sehr fruhe Besiedlung des heutigen Xinjiang und die daraus folgenden Indigenitat der uigurischen Bevolkerung in ihrem Heimatland zu beweisen versucht 11 33 und die zentralasiatische Herkunft der Uiguren als Turkvolk betont das nach ihrer Darstellung eine weitaus langere Geschichte als die der Han Chinesen besitze 11 Auch innerhalb der Darstellungen durch uigurische Gelehrte existieren unterschiedliche Auslegungen uber den historischen Ursprung der Uiguren Der uigurische Historiker Turgun Almas schrieb dem uigurischen Volk eine 6 400 jahrige Geschichte zu und fuhrt seine Abstammung auf die Tarim Mumien zuruck und sah die Uiguren als einen im Tarim Becken beheimateten Stamm mit ostasiatischen und europiden anthropometrischen und genetischen Merkmalen an der sich von den Hunnen Xiongnu herleiten lasse und seit jeher Xinjiang besiedelt habe Andere uigurische Gelehrte wie Muhemmed Imin Bughra turk Mehmet Emin Bugra ordneten die Uiguren dem turkischen Volk zu und wiesen ihm eine 9 000 jahrigen Geschichte zu 19 Das nationalistische Geschichtsbild der Uiguren hat eine identitatsstiftende Vorlage fur die Uiguren geschaffen und dem Islam darin eine entscheidende Stellung eingeraumt Es bietet den Uiguren eine Berechtigung fur den Widerstand gegen die chinesische Herrschaft und vermittelt ihnen dazu entsprechende Musterfalle aus der eigenen Geschichte 14 Wahrend die VR China ihren Narrativ zur Geschichte und Identitat der Uiguren ebenso wie ihre historischen Territorialanspruche auf Xinjiang in der Region durchgesetzt und als faktische Realitat darstellt konnten die uigurischen Gegennarrative unter Separatisten an Bedeutung gewinnen 19 Dabei kam es in dem von uigurischen Intellektuellen entworfenen Geschichtsbild das sich der offiziellen chinesischen Darstellung widersetzte zu ahnlich starken Verzerrungen der Historie wie in dem der offiziellen chinesischen Geschichtsschreibung 21 Der Umstand dass die Identitat der Uiguren seit jeher auf einem ethno religiosen Fundament basiert und daher in allen Lebensbereichen der Weltgemeinschaft des Islam Umma nahesteht gilt dagegen als wissenschaftlich unstrittig 19 Obwohl den uigurischen Intellektuellen fur die Schaffung eines Gegenentwurfs zur Geschichte der Uiguren weitaus geringere Mittel zur Verfugung standen als der offiziellen Geschichtsschreibung der VR China und sie dabei zudem strikten politischen Einschrankungen unterworfen waren konnten die Anstrengungen der chinesischen Staatsfuhrung die uigurische Bevolkerung von der offiziellen chinesischen Geschichtsversion zu uberzeugen zu Anfang des 21 Jahrhunderts als weitgehend gescheitert bezeichnet werden 21 Aktuell befindet sich die Geschichtsschreibung der Uiguren in China seit 2017 in einer Phase der Ausloschung der uigurischen Lesart die vollig durch einen chinesisch bestimmten Narrativ ersetzt wird welcher den Uiguren das Recht abspricht sich als Nation und als unabhangig von China zu begreifen 11 Forschung und Lesarten sowjetischer Pragung Bearbeiten In der Sowjetunion erhielten die Uiguren den Status als offizielle Nationalitat In der sowjetischen Forschung entstand ein eigener Bereich fur Uigurische Studien uigurovedenie mit Sitz in der Kasachischen Akademie der Wissenschaften der auf die Formalisierung und Glorifizierung von Sprache Kultur und Geschichte der Uiguren abzielte und die Annahme vertrat dass der uigurische nationale Mythos der direkten Abstammung von den alten Uiguren zutreffend sei 1 Sowjetische Historiker nahmen wiederum bedeutenden Einfluss auf die uigurisch nationale Geschichtsschreibung 11 Im Zuge der jungeren Bestrebungen der VR China die Forschung und Geschichtsschreibung zu den Uiguren in den Mitgliedsstaaten der Shanghaier Organisation fur Zusammenarbeit unter staatlich chinesische Kontrolle zu bringen kam es 1995 auf Druck Chinas hin zur Schliessung des Instituts fur Uigurenstudien in der damaligen kasachischen Hauptstadt Almaty 11 Auch zeigte sich die chinesischen Botschaft in Russland verargert uber das Institut fur Orientstudien der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau als dieses 2016 eine internationale Konferenz uber die Geschichte und Kultur der Uiguren organisiert hatte 11 34 Die heutige Situation ist gekennzeichnet durch das Verschwinden der Uigurenkunde in Russland sowie durch ihren Ruckgang in Kasachstan das in der Sowjetunion ein Zentrum dieser Forschungsdisziplin gewesen war 11 Forschung und Lesarten westlicher Pragung Bearbeiten Auch in der Informationsgesellschaft der westlichen Welt werden die politischen Verhaltnisse und historischen Bedingungen der Uiguren allerdings in der Regel nur verzerrt dargestellt 35 nbsp Sven Hedin nbsp Aurel Stein nbsp Albert von Le Coq nbsp Paul Pelliot nbsp Ōtani Kōzui In den spaten Jahrzehnten des 19 und ersten des 20 Jahrhunderts fuhrten wissenschaftliche und archaologische Expeditionen in die Region entlang der Seidenstrasse in Xinjiang zur Entdeckung zahlreicher uigurischer Hohlentempel Klosterruinen Wandmalereien Miniaturen Statuen Freskos wertvoller Manuskripte Dokumente und Bucher Die Expeditionsteilnehmer aus Grossbritannien Schweden Russland Deutschland Frankreich oder Japan waren von den entdeckten Kunstschatzen fasziniert und trafen mit ihren ausfuhrlichen Berichten weltweit auf ein interessiertes Publikum Die von Sven Hedin Aurel Stein Albert von Le Coq Paul Pelliot Langdon Warner Ōtani Kōzui oder Anderen zusammengetragenen Belege der reichen uigurischen Kulturreste sind noch heute in Museen wie in Berlin London Paris Tokio Sankt Petersburg oder selbst in New Delhi zu sehen 36 Dieses Interesse der westlichen Offentlichkeit an der Region im spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert schwand mit der Abschottung der Region ab den 1930er Jahren 37 1 und erfahrt erst seit Ende des 20 Jahrhunderts eine Neubelebung 35 37 Im 19 Jahrhundert stieg das Interesse der westlichen Wissenschaft an Zentralasien infolge des The Great Game genannten Strebens um die Vorherrschaft in dieser Region zwischen dem Vereinigten Konigreich Grossbritannien und Irland und dem Russischen Kaiserreich sowie durch bedeutende archaologische Funde etwa im Tarim Becken von Denkmalern Artefakten und Manuskripten 11 Im spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert war die Beschaftigung mit Xinjiang so in Mode gekommen dass die als Chinesisch Zentralasien Chinesisch Turkestan oder Ostturkestan bekannte Region in der westlichen Presse in breiten Bevolkerungsschichten eine Anhangerschaft hatte Die offentliche Aufmerksamkeit verband sich dabei mit orientalistischen Reisephantasien und Grossreichdenken 37 Als aber die Unruhen der 1930er Jahre in Verbindung mit den Republikanern und Mao Zedong die Region fur Aussenstehende praktisch unzuganglich machten 37 1 entruckte die Beschaftigung mit Xinjiang im Westen aus dem Interesse der westlichen Offentlichkeit fur die die Anwesenheit von westlichen Gelehrten in der Region somit entbehrlich wurde 37 Die wissenschaftliche Beschaftigung mit der Region Xinjiang benotigte mehr Zeit als die meisten oder alle anderen sich mit China beschaftigenden Forschungszweige um sich von den bis Mitte des 20 Jahrhunderts bestehenden Zugangsbeschrankungen zu erholen 37 Aufgrund der jahrzehntelangen und sich erst seit den 1980er Jahren gelockerten Abriegelung der Region Xinjiang von der Aussenwelt verfugten nur wenige spezialisierte Experten uber tiefer gehende Kenntnisse von der Geschichte und Kultur Xinjiangs 35 Es existierten nach der Offnung Chinas in den 1980er Jahren nur noch wenige Wissenschaftler die uber genug Fachwissen verfugten um neue Generationen von Xinjiang Spezialisten auszubilden 37 Fur die englischsprachige Wissenschaft dieser Zeit kann teilweise bedingt durch mangelnde Sprachkenntnisse eine geringe Berucksichtigung des chinesischen Forschungsstands festgestellt werden sowie infolge von Verflechtungen der Wissenschaft mit politischen Vorgaben eine Vernachlassigung auch der sowjetischen Forschungsergebnisse 1 Die unzureichende Sprachkompetenz in Bezug auf die vielfaltigen Sprachen der Region und insbesondere auf die Uigurische Sprache hemmte den nur sehr allmahlich fortschreitenden Wissenszuwachs 37 Bis in die 1990er Jahre hinein erschienen somit nur wenige Studien uber die Region 35 und zumindest bis zur Mitte dieser Dekade betrachteten die Sinologen Xinjiang wie auch die ubrige geografische Peripherie Chinas im Gegensatz zum eigentlichen China zumeist lediglich als Randgebiet zur Geschichte und Identitat Chinas 37 Seit dem Ende des 20 Jahrhunderts setzte wie bereits zwischenzeitlich im spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert 37 eine intensivere Beschaftigung der Forschung mit dem multiethnischen und multikulturellen Raum Xinjiang ein wenn auch meist mit an ein Fachpublikum gerichteten historisch politischen islamwissenschaftlichen oder ethnologischen Studien 35 Seit den 1990er Jahren erfolgten bedeutende Beitrage zur Ethnologie oder Anthropologie der Uiguren durch Dru Gladney Justin Rudelson Sean R Roberts Joanne F Smith Joanne Smith Finley Timothy Grose Ildiko Beller Hann Rahile Dawut William Clark Rune Steenberg Aysima Mirsultan Nathan Light Stanley Toops Jay Dautcher Darren Byler Gardner Bovingdon Arienne Dwyer Rachel Harris Elise Anderson und Mukaddas Mijit Untersuchungen zu den Alten Uiguren werden vornehmlich von Deutschland Japan der Turkei Russland Korea und Frankreich aus vorgenommen begunstigt zum einen durch den dort reich vorhandenen Bestand an Manuskriptsammlungen aus Zentralasien sowie zum anderen durch die dort bestehenden akademischen Traditionen der Turkologie Wichtige jungere Werke zur Fruhzeit der Region stammen unter anderem von Peter Zieme Simone Christiane Raschman Klaus Rohrborn Sergei Kliashtorny Liliya Tugusheva Mehmet Olmez Alexandre Papas Alexander Papas Yong Songli Yong sŏng Li Ablet Semet Zemire Gulcali und Magrifet Kemal Yunusoglu 11 Zu Beginn des 21 Jahrhunderts verbesserten sich der Zugang und die sprachlichen Mittel es kam zu einem steigenden Interesse der Wissenschaft an der Region Xinjiang und die global veranderte Situation nach den Terroranschlage am 11 September 2001 machte den Vertrieb von Buchern uber Xinjiang fur Verlage okonomisch attraktiv da das Interesse an der von China kontrollierten Region mit einer muslimischer Mehrheit gestiegen war 37 Trotz der weiterhin bestehenden grossen Hindernisse fur Forschungsarbeiten wie Einreisebeschrankungen fur Wissenschaftler nach Xinjiang 37 oder Einschrankungen bei der sozialwissenschaftlichen Durchfuhrung von Feldforschung Interviews und Umfragen in Xinjiang 10 stieg die Anzahl wissenschaftlicher Schriftwerke zu der Region seitdem an 37 Etwa zeitgleich zu den Bestrebungen der VR China die uigurische Lesart der uigurischen Geschichte auszuloschen und vollig durch die chinesische zu ersetzen sowie die Geschichtsschreibung zu den Uiguren in den Mitgliedsstaaten der Shanghaier Organisation fur Zusammenarbeit einschliesslich Russlands und Kasachstans zu steuern unternimmt der chinesische Staat auch in westlichen Demokratien den Versuch die akademische Erforschung der Uiguren zu kontrollieren 11 So ubten staatliche chinesische Stellen Druck auf auslandische Wissenschaftler aus deuteten deren Forschungsergebnisse als separatistischen Angriff auf die chinesische Souveranitat uber Xinjiang 1 und verhangten schon Anfang des 21 Jahrhunderts Einreiseverbote fur internationale Wissenschaftler nach China 11 1 38 Etwa seit 2018 verscharfte sich die Situation fur Wissenschaftler der Uigurenforschung 39 Eine ganze Reihe fuhrender westlicher Wissenschaftler auf dem Gebiet der Uigurenforschung war seit 2018 nicht mehr in China in einigen Fallen aufgrund der gegen sie verhangten formellen Einreiseverbote in den meisten Fallen jedoch weil sie keine Moglichkeit zur Erlangung von Visa sahen oder Sorge hatten im Falle einer moglichen Einreise in die Region dadurch ihre Kontaktpersonen vor Ort zu gefahrden 39 Laut dem China Experten David Tobin sind offiziell von chinesischer Seite tolerierte Feldstudien inzwischen nur noch moglich wenn sich die Wissenschaftler weigern chinesischen Burgern zuzuhoren sie zu unterstutzen oder jene intellektuell zu analysieren die die willkurliche staatliche Gewalt die sie unterdruckt herausfordern Forschungskooperationen mit Wissenschaftlern in China unter diesen Bedingungen einer strikten politischen Kontrolle konnen laut Tobin nicht die notwendigen Voraussetzungen der Feldforschung erfullen 40 Alte und Mittlere Geschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Die Ursprunge der Uiguren sind fur die Wissenschaft schwer aufzuklaren Grund dafur ist die Beschaffenheit der fruhesten Quellen und die Weise in der sie die verschiedenen Stamme und Volker der Steppe verstanden beschrieben und benannt haben 2 Die erste Erwahnung der Uiguren als eigenstandige Stammesgruppe findet sich in der im 6 Jahrhundert niedergeschriebenen chinesischen Geschichtsdarstellung Wei Shu der nordlichen und ostlichen Wei Staaten Darin findet sich die Angabe dass die Uiguren chin Hui ho A 8 von den Xiongnu Stammen auch Hsiung nu abstammten und zur Zeit der Wei Staaten als Gaoche auch Kao chu Kao ch e dt etwa Hohe Wagen A 9 bekannt waren einer etwa 10 000 Leute umfassenden Untergruppe der grossen als Tiele bekannten Konfoderation der Steppenstamme 2 41 Die Gaoche spalteten sich schliesslich in zwei Gruppen auf von denen eine On Uygur turksprachig fur Zehn Uiguren genannt wurde in der Steppe verblieb und in den Flusstalern Orchon und Selenge lebte wahrend die andere als Tokuz Oghuz turksprachig fur Neun Stammesgruppen A 10 2 oder Toquz Uygur 42 bekannt wurde und nach Sudwesten in die Altai Region in die Gegend um das Tianshan Gebirge migrierte 2 41 Diese Orte entwickelten sich schliesslich zu Zentren zweier uigurischer Staaten All diese Stamme waren zu jener Zeit Mitglieder des regierenden Turk Kaganats das die Steppe beherrschte 2 Bei den in den Talern des Selenge und des Orchon lebenden Uiguren chin Huihe 迴紇 Huihu 回鶻 handelte es sich um ein turksprachiges pastoral wirtschaftendes Nomadenvolk 43 Zu den chinesischen Quellen die die Uiguren im Zusammenhang mit der Stammesfoderation der Tiele ch T ie le erwahnen zahlen beispielsweise das Sui Shu das eine ausfuhrliche Liste der Tiele Stamme darunter auch den Kern der spateren Uiguren Volkerschaft enthalt und das T ang shu das eine etwas kleinere Gruppe von Tiele Stammen vorstellt unter denen viele der Elemente ausgemacht werden konnen die die spater von den Uiguren gefuhrte Stammesunion umfassten die spater von den Turk auch Gok Turken oder Kok Turken und Basmil die Nachfolgeschaft des Khaghanats in der Mongolei ubernahm 41 Mitte des 7 Jahrhunderts kam es zum Niedergang des Turk Kaganats auch vorangetrieben durch die Aufteilung in westliche und ostliche Gruppen mit unterschiedlichen Anfuhrern Zu diesem Zeitpunkt hatten die Uiguren bereits begonnen eigene Beziehungen zum Tang China aufzubauen und es wurden ihnen im Rahmen der klassischen chinesischen Strategie nomadische Stammesgruppen gegeneinander auszuspielen militarische Titel verliehen 2 nbsp Sine Usu Stele Nordseite mit tamgas 44 Die Inschrift berichtet uber die Kriege der Uiguren mit den Turk Khaganaten der Jahre 742 744 45 46 Aufgrund der Phrase on uygur zehn Uigur in der Inschrift und in anderen Quellen wurde argumentiert dass sich die eigentlichen Uiguren aus zehn Untergruppen zusammengesetzt haben konnten 47 nbsp Tamga der Yaglaqar Die Sine Usu Inschrift enthalt eine in anderen chinesischen Quellen teils fehlende Beschreibung uber die inneren und ausseren Kriege der Yaglaqar zu Erlangung und Erhalt der Macht 739 759 Sie werden darin als Herrscher uber die on uygur Zehn Stamme Uigur und toquz oguz Neun Stamme Oghuz fur eine Dauer von 100 Jahren baschrieben 48 Ebenfalls Mitte des 7 Jahrhunderts trat der uigurische Clan der Yaglaqar als herrschender oder charismatisch wirksamer der zehn Clans des fuhrenden Uiguren Stammes der Wei ho or Yuan ho Uygur hervor und die Bezeichnung Uigurisch etablierte sich fest fur alle Mitglieder als politische Identitat 2 41 Die Uiguren die als Tiele ursprunglich von den Turk als Vasallen zur Kontrolle der nordlichen Regionen des Khaganats eingesetzt worden waren sich aber gegenuber der Turk Obrigkeit als widerspenstig erwiesen und zu Beginn des 7 Jahrhunderts ihre Unabhangigkeit wiedererlangt hatten 41 besiegten eine etwa 100 000 Mann starke Turk Armee wobei sie von dem Krieger Pusa gefuhrt wurden der sich daraufhin als Teil seiner Strategie der vollstandigen Ablosung von der Turk Obrigkeit direkt den Chinesen unterwarf Pusas Nachfolger Tumidu nahm im Jahr 640 den Khagan Titel den alten Kaisertitel der Turk an 2 647 gerieten sie unter direkte Oberherrschaft oder zumindest Protektion der Chinesen 41 Nach Tumidu ist uber den uigurischen Staat mit Ausnahme der Namen ihrer Fuhrer fur die nachsten Jahrzehnte nur wenig bekannt Eine Schwierigkeit fur die Klarung ihrer damaligen Geschichte besteht darin dass einige Quellen sie weiterhin in die weitergefasste Tiele Konfoderation einordneten 2 660 662 und 685 erhoben sie sich erfolglos gegen China 41 Nachdem das ostliche Turk Khaganat Ende des 7 Jahrhunderts seine Macht zuruck erlangte und das Zweites Turk Kaganat auflebte wurden die Uiguren wieder Gegenstand des politischen Systems der Turk und gerieten unter deren Obrigkeit 41 2 Erneut erwiesen sie sich jedoch fur die Turk als problematisch und zunehmend aufsassig rebellierten 717 erneut wurden jedoch besiegt 41 2 Etwa zur selben Zeit entsandte der chinesische Tang Kaiser einen kaiserlichen Gesandten zu den Uiguren um diese dazu zu bewegen sich mit zwei weiteren Turk Stammen den Qarluk Karluken und den Basmil zu vereinigen die ebenfalls unter den ostlichen Turk unzufrieden waren 2 Einige flohen wohl nach China Region Kansu und traten dort in den Dienst der Tang ein womit sie ihre Tradition der haufig eingegangenen Allianz mit China festigten auch wenn sie auch dort schwierige Vasallen darstellen konnten 41 Das Uigurische Kaganat Orchon Staat 744 840 Bearbeiten Hauptartikel Uigurisches Kaganat Steinstelen als bedeutende Primarquellen des Uigurischen Kaganats nbsp Tamga auf der Tes Stele 49 nbsp Tamga auf der Terkh Stele 49 nbsp Tamga auf der Sine Usu Stele 49 nbsp Der Linguist und Entdecker Gustaf John Ramstedt 1909 mit Fuhrer in der Mongolei In der Nachfolgeschaft des Turk Reiches verwendeten auch die Uiguren turkische Runenschrift Erhalten sind die Inschriften von Tes errichtet 750 Tariat Terkh errichtet 752 753 Sine Usu Moyun Cor errichtet 759 Kara Balgasun I und II und Suuǰi Die zu Ehren von Bayan Chor nach seinem Tod errichtete und 1909 von G J Ramstedt entdeckte Sine Usu Inschrift ist mit 50 Zeilen die umfangreichste 46 Sie hat die Geschichte der militarischen Siege und Aktivitaten von Bayan Chor aufgezeichnet und zahlt zu den bedeutendsten Primarquellen der fruhen Geschichte der mittelalterlichen Uiguren 2 Auf den Stelen von Tes Terkh und Sine Usu befinden sich neben den Runeninschriften einander ahnliche aber nicht identische Tamgas von denen angenommen wurde dass sie Zeichen der Autoren der Denkmaler sind 49 Im Jahr 744 besiegten die drei Stammesgruppen der Uiguren Karlucken und Basmil die als Vasallen den Turk gedient hatten sich aber zum Aufstand zusammengeschlossen hatten ihre Turk Obrigkeit 2 46 Der uigurische Khagan signalisierte China sein Interesse an der Aufrechterhaltung guter Beziehungen zum Tang Kaiser indem er den Kopf des besiegten ostlichen Turk Khagan dorthin schickte Kurz darauf brach das zweite Turk Kaganat als letztes Steppenreich der Turk zusammen und die Uiguren ubernahmen bald darauf die Herrschaft uber die Steppe 2 Das von ihnen grundete Steppenreich sollte fast uber ein Jahrhundert lang bestehen 744 840 und in Ostasien sowohl politisch als auch kulturell eine bedeutende Rolle spielen 43 Mehr noch als ihre politische Vorrangstellung unter den innerasiatischen Stammen erwies sich die kulturelle Rolle der Uiguren dabei als nachhaltig 41 Das Bundnis zwischen den drei Turk Stammen hatte dagegen nur kurzen Bestand Sobald der gemeinsame Aufstand gegen den Turk Khagan beendet war uberzeugten die Uiguren die Qarluq Stamme sich ihnen im Kampf gegen die Basmil Stamme anzuschliessen Nachdem aber die Basmil besiegt wurden wandten sich die Uiguren gegen die Qarluq 2 Die Uiguren gingen als Gewinner aus der kurzen Fehde der drei Turkstamme hervor 46 Daraufhin verkundete ihr yabgu 50 der damalige uigurische Khagan Gulipeiluo Qullig Boyla die Grundung seines weitgehend nach dem Vorbild des alten Turk Kaganat aufgebauten Staates 2 Als erster Herrscher des neuen Uigurischen Kaganats nahm er den koniglichen Titel Qutlug Bilge Kul Qagan A 11 reg 744 747 Titel auf Altuigur kol bilga kagan Titel auf Chines 闕毗伽可汗 51 an 2 50 Der Yaglaqar Clan zu dem auch der neue Herrscher gehorte wurde zur uigurischen Konigsfamilie 2 50 Der Rest seiner Regierungszeit war Qutlug damit beschaftigt den Grundstein fur eine erweiterte uigurische Kontrolle uber das gesamte Gebiet zu legen das zuvor von den ostlichen Turk regiert worden war 2 Unter der Herrschaft von Qutlugs Sohn und Nachfolger chin Name 磨延啜 Moyanchuo auch Moyun Cor mit dem turksprachigen Titel Bayan Chor Qaghan auch Bilge Kul Titel auf Altuigur taŋrida bolmis el itmis bilga kagan Titel auf Chines 登里 囉沒蜜施頡翳德蜜施毗伽可汗 reg 747 759 2 50 51 und dem Enkelsohn chin Name Mouyu mit dem turksprachigen Titel Bogu qagan auch Tengri Qagan Tengri il tutmis Ulug ilig tengride qut bulmis erdenin il tutmis alp qutlug kulug bilge uygur qagan Titel auf Altuigur taŋrida kut bulmis el tutmis alp kulug bilga kagan Titel auf Chines 登里囉汨沒蜜施頡咄登蜜施合倶録毗伽可汗 reg 759 779 2 52 51 erreichte das uigurische Kaganat seine grosste Macht 2 Bayan Chor Qaghan ubernahm als eine seiner ersten Aufgaben den Ausbau der Macht der Uiguren uber andere Steppenstamme In schneller Folge besiegte oder gewann er zwischen 747 und 755 weit uber die Steppe verteilt lebende Stamme von der heutigen Mandschurei bis westwarts zu den Ufern des Syrdarja und einte sie unter seiner Fuhrung Allerdings hielt die uigurische Oberherrschaft den aufsassigen Gruppenverband nicht lange zusammen und das uigurische Reich wurde innerhalb eines Jahrhunderts durch dieselbe Art von Zentrifugalkraften aufgelost die den Uiguren in den 740er Jahren das Erreichen ihrer Unabhangigkeit ermoglicht hatte 2 nbsp Aspekt von der AusgrabungsstatteWand Hohlenmalerei in Bezeklik bei Turpan 8 9 Jh nbsp Uigurische Prinzessinnen nbsp Uigurenfurst Bayan Chor Qaghan setzte zudem die von seinem Vater begrundete enge Beziehung zu Tang China fort und investierte in den Stadtebau der zu einem kulturellen Charakteristikum des uigurischen Steppenreiches wurde 2 Mit der Erbauung seiner Hauptstadt Ordu Baliq oder Ordubalik das spatere Kara Balgasun der Mongolen 53 am Fluss Orchon in der zentralmongolischen Steppe dem kulturellen und spirituellen Zentrum des alten Turk Reiches 2 50 wurde ein bedeutendes nach aussen wirksames Zeichen dafur gesetzt dass die Uiguren die Fortfuhrer des Turk Erbes waren und sich auch selbst als solche ansahen Die Stadt lag rund 25 Kilometer entfernt vom Standort der spateren mongolischen Hauptstadt Karakorum Seine andere Stadt Bay Baliq wurde von Chinesen und Sogdiern einem iranischen Volk das in den alten Handelszentren Buchara und Samarkand lebte und sich als Makler auf den internationalen Uberlandhandel spezialisiert hatte am Fluss Selenge erbaut Unter Bayan Chor entwickelten die Uiguren eine florierende Stadtkultur auf einer hoch entwickelten wirtschaftlichen Grundlage 2 Die Uiguren stutzten sich dabei nicht nur auf ihr Engagement im internationalen Handel sondern auch auf ihren wachsenden Einfluss in der Politik Tang Chinas Nach einer folgenreichen Niederlage gegen arabische Armeen 751 in der Schlacht am Talas in Zentralasien mussten sich die Armeen der Tang aus dem Gebiet westlich von Gansu zuruckziehen 2 Dadurch kam es zu einer Schwachung des Tang Hofes und dieser wurde anfalliger fur Opportunisten wie An Lushan 2 einem chinesischen General sogdischer und turkischer Herkunft 2 50 dem vom Hof der Tang die Kontrolle uber das gesamte Shandong Gebiet ubergeben worden war 2 Nachdem eine im Jahr 755 begonnene Rebellion unter Fuhrung von An Lushan schnell die Hauptstadt der Tang eingenommen hatte kam Bayan Chor dem Hilferuf seiner chinesischen Verbundeten im Jahr 757 nach drang mit einer berittenen Streitmacht von etwa 4000 Uiguren nach China vor totete An Lushan und stellte die Ordnung schnell wieder her Der Tang Kaiser der neben der militarischen Hilfe auch Bayan Chors jungere Tochter als Frau erhalten hatte bestatigte daraufhin im Jahr 758 die Rolle der Uiguren als wichtige Verbundete offiziell indem er Bayan Chor eine seiner Tochter als eine Ehefrau schickte 2 Unter Bogu qagan dem Nachfolger von Bayan Chor setzten die Uiguren ihre tiefe Involvierung in die Politik Tang Chinas fort 52 Nachdem die An Lushan Rebellion nach dem Tod An Lushans von dessen Sohn und Untergebenen fortgesetzt worden war fuhrte Bogu qagan eine weitere uigurische Truppe nach China und schlug die Rebellion 762 nieder 2 Tang China wiederum festigte die Beziehung zu den uigurischen Verbundeten weiterhin durch eine Reihe von ehelichen Allianzen 52 Die Uiguren nutzten dieses nicht immer reibungslose oder friedliche Verhaltnis konsequent dazu aus ihren Zugang zu chinesischen Waren und Markten aufrechtzuerhalten und verfolgten moglicherweise deshalb ein eigenes Interesse mit der Aufrechterhaltung der geschwachten Tang Dynastie 52 Den uber weitreichende eheliche Beziehungen zu den Tang und fuhrenden Familien am chinesischen Hof verfugenden Uiguren gelang es in dieser Zeit einen fur den Hof der Tang sehr unvorteilhaften Handxel zu erwirken unter dessen Deckmantel die Uiguren als Gegenleistung fur ihre militarische Hilfe mit einer systematischeren Erpressung von Waren aus China begannen indem sie beispielsweise oftmals in schlechter Verfassung befindliche uigurische Pferde gegen chinesische Seide eintauschten 54 2 Die Uiguren zogen erheblichen Profit aus diesem Handel der von sogdischen Kaufleuten als ausgewiesenen Handelsvertretern vermittelt wurde Auch erhielten viele Uiguren offizielle chinesische Verwaltungsstellungen und titel mit Zuweisung aussergewohnlicher Freiheiten die es ihnen ermoglichten der chinesischen Bevolkerung nach Belieben Leistungen abzunotigen 2 nbsp Die Ausbreitung des Manichaismus entlang der Seidenstrasse mit Detailkarte fur das Turpan Gebiet Bogu qagan konvertierte auch um das Jahr 762 infolge dieser tiefen Verwicklung in chinesische Angelegenheiten zum Manichaismus 50 2 als er im Rahmen der Niederschlagung der An Lushan Rebellion 757 in der Hauptstadt der Tang manichaischen Monchen begegnete und mit ihnen nach Kara Balgasun zuruckzukehrte worauf der uigurische konigliche Clan zum Manichaismus konvertierte 2 Die Ausbreitung des Manichaismus unter der uigurischen Elite forderte in bedeutendem Masse deren Ubergang zur Sesshaftigkeit und ermoglichte den Sogdiern die als direkte Quelle fur den neuen Glauben fungierten Einfluss auf die Uiguren zu gewinnen 2 55 und die Sogdier entwickelten sich zu einer einflussreichen Macht in Regierung und Wirtschaft und nahmen an der politischen Gestaltung teil 55 Die Bekehrung Bogu qagans zum Manichaismus dessen Verkundung als offizielle uigurische Staatsreligion und die zunehmende Macht der manichaischen Monche und des sogdischen Personals am uigurischen Hof wurde von manchen Uiguren abgelehnt insbesondere von solchen die die von den sogdischen Beratern empfohlene Umstellung auf eine sesshafte Lebensweise ablehnten Zur gleichen Zeit als sie sich dagegen wandten verlor Bogu qagan eine Schlacht gegen einen regionalen Tang Gouverneur worauf sich im Jahr 779 ein Aufstand gegen Bogu qagans in Kara Balgasun unter seinem Onkel oder Vetter und Hauptminister Tun Baga Tarqan ereignete 2 Tun Baga Tarqan liess Bogu qagan seine gesamte Grossfamilie sowie enge Mitarbeiter zusammen etwa 2000 Menschen toten 2 und ubernahm infolge der politischen Auseinandersetzungen als vierter Regent die Macht Titel auf Altuigur alp kutlug bilga kagan Titel auf Chines 合骨咄祿毗伽可汗 reg 779 789 51 55 2 Als Gegner der sogdischen Fraktion die die Unordnung am Tang Hof fur einen Angriff auf China nutzen wollte verfolgte sein Staatsstreich bei dem es zu einer Sauberung der sogdischen Elemente kam moglicherweise auch ein anti manichaisches Motiv 55 Nachdem der Qagan 788 eine Tang Braut erhalten hatte verbesserten sich die angespannten Beziehungen mit China und die Uiguren boten an gegen die Tibeter vorzugehen doch konnten die Sohne und Nachfolger von Alp Qutlug Bilge Qagan Tolosi als funfter Regent Kulug Bilge Qagan Titel auf Altuigur taŋrida bolmis kulug bilga kagan Titel auf Chines 登里囉沒蜜施倶録毗伽可汗 reg 789 790 51 und als sechster Regent Qutlug Bilge Qagan Titel auf Altuigur kutlug bilga kagan Titel auf Chines 汨咄祿毗伽可汗 reg 790 795 51 dieses Versprechen nicht einlosen und die anhaltende Kriegsgange gegen Tibeter Karluken Weissgekleidete Turk und Sha t o Turk die sich alle gegen die harte Uiguren Herrschaft auflehnten schwachten die Krafte 55 Das tibetische Konigreich nutzte die politische Krise der Uiguren um seine Macht auf einige Oasen im Tarimbecken auszudehnen Infolge des uigurisch tibetischen Krieges von 790 drang Tibet nach Norden in das Tarimbecken vor und besiegte die Beiting turksprachig Besbaliq dt Funf Stadte kontrollierenden uigurischen Truppen Diese Niederlage trug massgeblich zu der Kurze der Regierungszeit von Tolosi bei der kurz nach der Ernennung zum Kulug Bilge Qagan nach dem Tod seines Vaters Tun Baga Tarqans von seinem jungeren Bruder ermordet wurde Diese schnelle Wechsel in der uigurischen Fuhrung kann auf die Spaltung zwischen der pro und der anti sogdischen Fraktion innerhalb der uigurischen Aristokratie zuruckgefuhrt werden und markiert den Beginn des Niedergangs des uigurischen Steppenreichs 2 nbsp Die Welt um 820 Das Uigurenreich braun zwischen China gelb und KirgisenAls Qutlug Bilge Qagan starb ohne einen Nachfolger zu hinterlassen ubernahm sein Minister Qutlug Titel auf Altuigur taŋrida ulug bulmis alp kutlug ulug bilga kagan Titel auf Chines 登里囉羽録沒蜜施合汨咄祿胡祿毗伽可汗 reg 795 805 808 51 die Herrschaft Alp Qutlug versuchte den Yaglaqar Clan zu zerstoren indem er die Neffen seines Vorgangers nach China schickte doch ist nicht geklart ob sich das neue herrschende Element der Ediz als Dynastie etabliert hat Dem neuen Herrscher gelang es aber offenbar dass der uigurisches Staat fur Alp Qutlug und seine Nachfolger also fur Ay Tengride qut bulmis Kulug Bilge Qagan reg 805 808 und den Achten Regenten Titel auf Altuigur ay taŋrida kut bulmis alp bilga kagan Titel auf Chines 愛登里囉汨沒蜜施合毗伽可汗 reg 808 821 51 wieder erstarkte 56 Er setzte eine aktivere Haltung durch zumindest im Wettstreit mit den Tibetern um die Kontrolle uber Turkistan und die uigurische Herrschaft konnte auf Fargʻona ausgedehnt werden 56 Die Wiedererlangung der Kontrolle uber die Oasen des Tarimbeckens zu Ende des 8 Jahrhunderts die Kontrolle wird dadurch gefestigt hatte nachhaltige Folgen fur das Schicksal der Uiguren Nachfolgende uigurische Qagans erneuerten ihren Glauben und ihr Vertrauen in Sogdier und Manichaismus 2 China wehrte in der Folge Anfragen nach neuen Ehebundnissen ab und zogerte damit solche potenziell teuren Vereinbarungen zu treffen 56 Im Jahr 820 gaben die Tang der Bitte um eine neu geschlossene Allianz aus Sorge vor tibetischen Angriffen nach wovon der neunte Regent Titel auf Altuigur kun taŋrida ulug bulmis alp kuclug bilga kagan Titel auf Chines 君登里邏羽録沒蜜施合句主録毗伽可汗 reg 821 824 51 profitierte Die Uiguren boten den Tang zwar erneut an die Rebellen zu unterdrucken doch lehnte der chinesische Hof vor dem Hintergrund der Erfahrung der Zerstorung in der Vergangenheit von den Uyguren befreiter chinesischer Stadte ab und zog es vor die Uiguren mit Seidenlieferungen auszuzahlen 57 Der Nachfolger von Alp Kuclug Qasar Tegin der oft als Alp Kuclugs jungerer Bruder bezeichnet wird erhielt als zehnter Regent Titel auf Altuigur ay taŋrida kut bulmis alp bilga kagan Titel auf Chines 愛登里囉汨沒蜜施合毗伽可汗 reg 824 832 51 nach seinem Beitritt von den Tang ebenfalls Seidenlieferungen und die Erlaubnis fur die Uiguren ihre Pferde gegen eine festgelegte Menge von Seide einzutauschen 57 Insgesamt regierten neun Herrscher in den 52 Jahren zwischen Tolosis Ernennung zum Qagan im Jahr 789 und Oga Qagan reg 841 847 der als letzter uigurischer Qagan ein vereinigtes uigurisches Kaganat von Kara Balgasun aus regierte Oga ubernahm die Herrschaft zu einer Zeit als sich die nomadischen Kirgisen mitten in einer bereits in den 750er Jahren begonnenen Angriffsserie gegen den uigurischen Staat befanden Im Jahr 844 gelang es den Kirgisen schliesslich die Uiguren 844 aus Qara Balghasun zu vertreiben 2 Die Uiguren zerbrachen in drei getrennte Gruppen die samtlich sudwarts flohen Zwei dieser Gruppen konnten erneut eigene Staaten errichten Die grossere Gruppe migrierte nach Sudwesten in das Tarimbecken wahrend die andere sudwarts in das heutige Gansu floh 2 Uigurische Diaspora nach Ende des Kaganats Bearbeiten nbsp Versuch einer Darstellung des Einflussbereichs der Kirgisen im 9 Jahrhundert Die Kirgisen grundeten nie ein Steppenreich wie das uigurische das sie zerschlagen hatten 2 58 Im fruhen 9 Jahrhundert kam es neben dem Niedergang des uigurischen Steppenimperiums in rascher Folge zu weiteren geopolitischen Veranderungen in Zentral und Ostasien die den Niedergang der drei Hauptmachte der Region die Reiche der Uiguren Tibeter und Chinesen umfassten Dem Zerfall des Uigurischen Kaganats folgte kurz darauf das Ende des tibetischen Staates und der Niedergang Tang Chinas das 907 endgultig zerfiel wahrend die siegreichen Kirgisen niemals ein Steppenreich wie das der Uiguren grundeten 2 58 Aus dieser Zeit des politischen Vakuums in der der uigurische Stammesverband auseinanderfiel und einige oder alle Stamme aus der Region abwanderten und teilweise neue Staaten grundeten sind der Geschichtswissenschaft nur wenige historische Aufzeichnungen bekannt und die chinesischen Aufzeichnungen als einzige Quellen der Ereignisse blieben unvollstandig 2 59 Nach der Eroberung des uigurischen Reiches durch die Kirgisen im Jahr 840 flohen die Uiguren mehrheitlich nach Sudwesten und zerstreuten sich auf die Oasenstadte rund um die Taklamakan Wuste wo sie bereits Handelsbeziehungen entlang der alten Seidenstrasse unterhalten hatten 60 Viele zogen in die Stadtstaaten Turpan Qoco Besbaliq und Kuqa sowie in die Stadte des Gansu Korridors letztere wurden Gelben Yuguren genannt Die Uiguren wurden nun endgultig sesshaft vermischten sich mit ihren Nachbarn in einer Stadtkultur und lehnten eine Ruckkehr in die mongolische Steppe ab Weitere Gruppen zogen weiter nach Westen ins Tschu Tal und nach Kaxgar und siedelten dort zusammen mit Karluken 61 Turpan entwickelte sich zur neugegrundeten Hauptstadt der diasporischen Uiguren und Kaxgar zu einem ihrer bedeutendsten Handelszentren 60 Mit der Besiedlung ihrer neuen Siedlungsraume in der Turpan Oase und im Gansu Korridor waren die Uiguren das erste altturkische Volk Zentralasiens das vollstandig die sesshafte Lebensweise ubernahm 62 Die abgewanderten Uiguren grundeten schliesslich zwei neue uigurische Staaten Das Reich im heutigen Gansu und das Reich von Kocho westlich in den Oasen des Tarimbeckens Beide unterschieden sich von dem vorherigen Steppenreich des Uigurischen Kaganats da ihre Grundlage nicht in ausgedehnten Weideflachen bestand sondern in besiedelten Oasengebieten Die in das Tarimbecken eingewanderten Uiguren als grosste Gruppe der uigurischen Diaspora setzten mit dem Reich von Kocho das von ihren uigurischen Vorfahren im Kaganat von Kara Balgasun begrundete Erbe fort 2 Ihr weit vom ursprunglichen Reich entferntes Konigreich gedieh bis zur Ankunft der Mongolen im 12 Jahrhundert 60 Im Gegensatz zu den Gansu Uiguren konnte das Reich von Kocho im Tarimbecken seine relative Unabhangigkeit noch lange Zeit bewahren selbst noch in Untertanenschaft der Kara Kitai und schliesslich der Mongolen 2 Konigreich der Karachniden Hauptartikel Karachaniden nbsp mazar Grabmal des Satoq Bugra Khan in Artux nbsp Kanat der Karachniden zur Zeit seiner grossten Ausdehnung um 1006 n Chr Mahmud al Kaschghari und sein Werk nbsp Portal zum mazar Mausoleum des Philologen in Opal bei Kaxgar 2015 nbsp Weltkarte aus Al Kashgaris Diwan Lughat al Turk 63 Vor der Ankunft der Mongolen erreichte der Islam im 10 Jahrhundert erstmals Kaxgar und die Stadt wurde zu einem Zentrum islamischer Gelehrsamkeit So wurde Al Kashgari als einer der grossten muslimischen Gelehrten und Lexikographen des 11 Jahrhunderts der auch das erste vollstandige und in 26 Sprachen ubersetzte turkische Worterbuch zusammengestellt hat etwas ausserhalb der Stadt im Dorf Opal begraben Die fruhen Muslime begegneten hier starken chinesischen persischen turkischen und indischen Einflussen was noch heute in Kunst und Architektur der Region erkennbar ist 60 Einer anderen Einteilung zum Beispiel in Barbara West 2009 Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania zufolge wird auch das Kanat der Karachniden zu den uigurischen Nachfolgestaaten gezahlt Demnach sei der grosste Teil der uigurischen Fluchtlinge nach ihrer Abwanderung in die westlicher gelegenen Gebiete der Region Xinjiang ein Bundnis mit anderen turkischen Stammen in der Region wie den Karluken und Turgesch eingegangen mit Kaxgar als ihrem politischen und wirtschaftlichen Zentrum Sowohl der Zeitpunkt der Grundung dieses Konigreich der Karachaniden sei umstritten fruhestens das Jahr 840 als auch die Frage welche der turkischen Gruppen im Bundnis vorgeherrscht habe Wahrend auf Uiguren ausgerichtete Quellen von einem grosstenteils uigurisch dominierten Staat sprechen der andere Gruppen einbezogen habe erkennen auf Karluken ausgerichteten Quellen darin einen grosstenteils karlukischen Staat der auch uigurische Fluchtlinge einbezogen habe 64 Als wichtigste kulturelle Umwandlung im Reich der Karachaniden kam es zur Konversion zum Islam die dem Karachaniden Satoq Bugra Khan fur das Jahr 934 zugeschrieben wird 64 65 Mit der Einfuhrung des Islam nach West Xinjiang im 10 Jahrhundert die bis in unsere Zeit in erhaltenen Baudenkmalern Kaxgars ihre Spuren hinterlassen hat 65 gilt Satuk Bughra als erster turkischer Fuhrer Zentralasiens der sich der neuen Religion angeschlossen hatte 64 65 Die Konversion der Turken zum Islam stellt ein Ereignis weltgeschichtlicher Bedeutung dar da die Karachniden um das Jahr 1000 die Dynastie der Samaniden beendeten und die Kontrolle uber das gefestigt muslimische Transoxanien ubernahmen Die Karachniden wurden das erste einer ganzen Reihe von turkischen Dynastien die die Vorherrschaft in der islamischen Welt ubernahmen 66 Der Islam sollte in der Folge zu einem der wichtigsten Merkmale werden das fur die Uiguren und daruber hinaus fur fast alle Turkvolker identitatsstiftend wurde Auch in unserer Zeit spielt die muslimische Religion fur die Identitat der zeitgenossischen Uiguren in China eine zentrale Bedeutung 64 Aus Sicht des uigurischen Nationalismus der Moderne birgt die Sichtweise dass die Geschichte der Karachniden mit derjenigen des uigurischen Reich von Kocho nicht in Verbindung steht allerdings eine Problematik Denn wahrend das uigurische Volk der Moderne sein Ethnonym vom Uigurischen Kaganat und dem Reich von Kocho in islamischen Quellen als Uiguristan bekannt ableitet geht die Einfuhrung des fur sie identitatsstiftenden Islams in der Region tatsachlich auf die Karachniden zuruck die im Norden Xinjiangs und im westlichen Tarimbecken ansassig waren einschliesslich der heute als durch und durch uigurisch geltenden Stadt Kaxgar 66 Viele uigurische und einige Han chinesische Gelehrte vertraten die alternative Sichtweise uber die Ursprunge der Karachniden und Satuq Bughra Khans und stutzten sich einerseits darauf dass die Beziehung zwischen den Karlucken dem Karachniden Staat und seinen weiteren Bestandteilen ungeklart ist 67 66 und andererseits darauf dass Stamm der Yagma der nach dem im Jahr 840 erfolgten Ende des uigurischen Orchon Staates westwarts ins Land der Karlucken geflohen war von den Tokuz Oghuz abstammen soll schon fruh Kaxgar eingenommen hatte und fur seine Yagma Herrscher bereits den Titel Bughra Khan Bogra Xan verwendete der spater von den Karachniden Kaxgars benutzt wurde 66 68 Aufgrund der bekannten engen Verbindung der Tokuz Oghuz Stamme als Mitglieder der Tiele Stammeskonfoderation mit den Uiguren konnten die Yagma als Fortsetzung des uigurischen Konigshauses betrachtet werden womit sowohl das uigurische Reich von Kocho als auch die Karachniden Dynastie als Uiguren wenn die Abstammung ihrer Herrscherhauser auf das Orchon Khanat der Uiguren zuruckgefuhrt werden kann 69 66 Andere Gelehrte die eine Verbindung zwischen den Yagma und den Orchon Uiguren und Karachniden bestreiten folgten dieser Argumentation jedoch nicht 66 Gansu Uiguren Kan Chou Staat 902 1130 Bearbeiten nbsp Ortschaften im und um den Gansu oder Hexi KorridorDas eine der beiden uigurischen Hauptzentren lag in Kan chou Chang yi in Gansu der Gansu Korridors das im Jahr 902 unter Herrschaft der Yaglaqar gekommen war 70 Diese sudwarts nach Gansu abgewanderten Uiguren A 1 bewahrten wie die ebenfalls gutgestellten Verwandten im Tarimbecken ihre wahrend des Orchon Kaganats begonnenen Traditionen 71 Diese von den Yaglaqar gefuhrten Gansu Uiguren erlangten schliesslich die Kontrolle uber die wichtigsten chinesischen Karawanen oder Handelsrouten in den Westen wobei sie von den unsteten Verhaltnissen in China profitierten 70 Sie erhielten auch ihre guten Beziehungen zum Hof der Tang Dynastie bis zu dessen Ende im Jahr 907 aufrecht und setzten sie auch mit einer Reihe von Nachfolgststaaten wie den Kitan fort die Nordchina bis zur Grundung der Song Dynastie im Jahr 960 besetzten 2 71 Mehrere Fuhrer der Gansu Uiguren erhielten von einigen dieser Herrscher kaiserlich chinesische Titel 911 eroberte der unter dem chinesischen Namen Renmei bekannte Anfuhrer der Gansu Uiguren Dunhuang 924 erhielt er vom Kaiser der Spateren Tang Dynastie einen kaiserlich chinesischen Titel und wurde als Yingyi Qagan bezeichnet Auch sechs nachfolgenden Qagans in Gansu wurden kaiserlich chinesische Titel verliehen Die Gansu Uiguren wurden auch gegenuber den Kitan chin Liao im 10 und 11 Jahrhundert tributpflichtig die als erster halbnomadischer Staat unmittelbar nach dem Ende der Tang Teile Nordchinas regierten 2 Einen wichtigen Aspekt dieser Beziehungen stellte der kommerzielle Austausch dar bei dem die Uiguren als Gegenleistung fur ihren Tribut den sie in Form von Pferden Kamelen Jade Bernstein Wollwaren und exotischen Tieren wie Pfauen entrichteten als Geschenk Seide erhielten 71 Diese Tributbeziehung wurde auch 1028 mit der Annexion der Hauptstadt der Gansu Uiguren durch die Tanguten ubernommen 2 72 die 1036 weitere uigurische Gebiete des Gansu Korridors ubernahmen 72 und 1038 ihren eigenen Staat Gross Xia grundeten 2 Trotz ihrer Ubernahme in den Xia Herrschaftsbereich der Tanguten pflegten die Gansu Uiguren im 12 Jahrhundert auch mit dem nachfolgenden Nomadenstaat der einen Teil Nordchinas besetzte der Jin Dynastie der Jurchen gute Beziehungen 2 Auch die Aufzeichnungen der Song belegen gute Beziehungen zu den Gansu Uiguren doch richtete die Song Dynastie ihr Hauptaugenmerk vor allem auf das uigurische Konigreich im Tarimbecken 2 In den fruhen 1130er Jahren fielen die Gansu Uiguren und angrenzenden Gebiete des Karachaniden Ostturkistan in den Machtbereich der Kara Kitai Die Abfolge der Ereignisse und der tatsachliche Umfang der Macht der Kara Kitai ist wissenschaftlich nicht geklart 73 Uiguren des Tarimbeckens Reich von Kocho 840 1130 Bearbeiten Hauptartikel Reich von Kocho nbsp Reich von Kocho um 1000 n Chr nbsp Sermon Szene 74 75 Bild rechts Der Ausschnitt aus dem grossten erhaltenen manichaischen Bilderhandschrift Kodexfragment MIK III 8259 ist ein Beispiel der manichaischen Buchkunst Turfans und stellt hochrangige manichaische Laien in uigurischer Kleidung und mit hofischer Kopfbedeckung 1007 1024 n Chr dar 74 75 Das Fragment wurde in Kocho gefunden und uber die Radiokarbonmethode auf den Zeitraum 889 bis 1015 n Chr datiert 74 75 Aufgrund der Nennung eines uigurischen Khans in dem Dokument kann seine Datierung auch auf den Zeitraum 1007 bis 1024 eingeengt werden 74 Die Hohlentempel von Bazaklik bei Kocho mit manichaischen 76 und buddhistischen Wandmalereien nbsp Blick auf die Eingange der Tausend Buddha Hohlen von Bazaklik einem Komplex von Hohlentempeln rund 10 km nordlich von Kocho und rund 20 km ostlich von Turpan gelegen Foto 2005 Der Buddhismus breitete sich uber die Nordroute der Seidenstrasse von Indien bis nach China und Japan aus Die Uiguren brachten den Manichaismus nach Kocho mit und verliehen ihm den Rang einer Staatsreligion ubernahmen aber mit der Zeit den dort verbreiteten Buddhismus der dann Mitte des 10 Jahrhunderts vorherrschte und sich hier anders als im restlichen Tarimbecken bis ins 15 Jahrhundert hielt nbsp Ein Detail aus einer Pranidhi Szene Gelobnisbild Ein alterer blauaugiger Mann mit rotlich braunem Bart unterrichtet mit erhobener Hand lehrend einen ostasiatischen Jungling in anbetender Stellung dessen Augen in Ehrfurcht niedergeschlagen sind Ein Beispiel fur die Begegnung von Westen und Osten im Bazaklik des 9 bis 10 Jahrhunderts 77 Bild rechts Die Praṇidhi Szene Nr 5 Tempel Nr 9 Fresko aus dem 9 oder 10 Jahrhundert Konigreich Qarakhoja gefunden von der zweiten deutschen Turfanexpedition Von Le Coq 1913 nahm an dass der blauaugige Mann ein Tocharer sei 78 spatere Forscher sahen ahnliche Darstellungen desselben Hohlentempels Nr 9 als Sogdier 79 an ein ostiranisches Volk das Turfan als ethnische Minderheitengemeinschaft wahrend der Phasen der Tang Chinesen 7 8 Jh und der Uigurenherrschaft 9 13 Jh bewohnte 80 In buddhistischer Kunst wird Bodhidharma der Begrunder des Chan Buddhismus durchgangig als grimmiger Barbar mit weit aufgerissenen Augen und Bart dargestellt Er wird in chinesischen Chan Texten haufig als der Blauaugige Barbar 碧眼胡 Biyǎn hu bezeichnet Zur Bildung des zweiten der beiden uigurischen diasporischen Hauptzentren dem Reich von Kocho kam es nachdem im Jahr 840 ein grosses Kontingent von etwa 15 uigurischen Stammen das Gebiet von Kuqa erreicht hatte einer der zu dieser Zeit grossten Oasensiedlungen im Tarim Becken Mangli auch Menglig Tegin ein Mitglied der alten uigurischen Aristokratie Kara Balgasuns hatte die Stamme nach Kuqa gefuhrt und behauptete sich als erster uigurischer Qagan dieser Region 2 59 Mangli vertrieb die Tibeter von Kuqa aus operierend aus den strategisch wichtigen Oasen Dunhuang Hami und Turpan und beendete damit siegreich die langen Auseinandersetzungen zwischen Uiguren und Tibetern um das Tarimbecken Die Ausdehnung der uigurischen Kontrolle uber weitere Oasen im Tarimbecken war dadurch begunstigt worden dass der Zusammenbruch des uigurischen Steppenreiches und ihre Abwanderung nach Suden das nordliche Grenzgebiet Tibets destabilisiert hatte Die Auswanderung der Diaspora in das Tarimbecken im Jahr 840 war naheliegend da dort bereits zur Zeit des Uigurischen Kaganats Uiguren gelebt hatten und ihre Legitimitat als neue Herrscher wurde zusatzlich gestarkt weil sie den Einfluss der Sogdier und Manichaer mitbrachten 2 857 erkannte der Tang Kaiser infolge des uigurischen Sieges Mangli mit einem kaiserlichen Titel als Huai chien Qagan an 2 81 Zu diesem Zeitpunkt hatte Mangli bereits wieder die Kontrolle uber Beiting Besbaliq erlangt und festigte 866 seine Macht uber das Tarim Becken weiter als er die Kontrolle uber Kocho auch Qoco Qara hoja chines Gaochang erlangte 2 Beiting konnte aufgrund der dort konzentrierten Toquz Oguz Stamme das nomadische und daher das politisch militarische Zentrum gewesen sein als Sommerresidenz gedient haben 59 und blieb bis 1270 die wichtigste uigurische Hauptstadt 2 Kocho war dagegen ein religioses und wirtschaftliches Zentrum verfugte uber eine eher landwirtschaftlich und merkantil ausgerichtete sesshafte Bevolkerung und scheint aufgrund seines milderen Klimats die Rolle einer uigurischen Winterhauptstadt eingenommen zu haben 2 59 Diese Winterhauptstadt in Kocho war an der Seidenstrasse in der Nahe der heutigen Turfan Oase von den Uiguren gegrundet worden deren fuhrende Elite zwischen dem 8 und 11 Jahrhundert den Manichaismus annahm welcher als besonders schreibkundige Religion die Einfuhrung einer westasiatischen Buchkultur in die Region Turfan mit sich brachte 82 Kuqa war schon unter Kaiser Wu von Han Sitz eines unabhangigen Konigreichs gewesen hatte bereits lange vor dem Konigreich der uigurischen Diaspora im Tarimbecken ein herausragendes Beispiel fur das multikulturelle Milieu im Tarim Becken darstellt und war das Zentrum der tocharischen Sprache und Kultur sowie des Buddhismus 2 Das 856 gegrundete Konigreich der Uiguren umfasste das ostliche Tarimbecken mit seinen Oasenstadten insbesondere Besbaliq im Norden und die Turpan Region mit Kocho Qoco im Suden 59 Es wird heute das Uigurische Reich von Qoco oder das zweite Uigurenreich genannt Staatsreligion war der von den Uiguren mitgebrachte Manichaismus die Turkisierung des Gebietes schritt voran Im 11 Jahrhundert musste das Reich die vordringenden Karachaniden abwehren Hotan ging verloren 83 Das Tarimbecken bot den Uiguren gute Voraussetzungen fur den bereits in der Steppe begonnenen Ubergang zur Sesshaftigkeit Die Region war jahrhundertelang von vielen nomadischen und sesshaften Gruppen besiedelt worden darunter die Xiongnu Kuschanen Hephthaliten Chinesen und Sogdier 2 Bis zum 9 Jahrhundert setzte sich die lokale Bevolkerung einerseits aus urbanen und halb sesshaften Volkern zusammen darunter uigurischen und iranisch tocharischen Sogdier und Khotanesen sowie andererseits aus nomadischen nicht uigurischen turkischen Stammen darunter die Stamme Basmil und Toquz Oguz 2 84 Die vorherrschende Sprache im Gebiet war die tocharische Sprache Die vorherrschende Religion des nordlichen Tarimbeckens war der Buddhismus doch waren im Tarimbecken aufgrund seiner geographischen Lage auch andere Religionen verbreitet insbesondere des Zoroastrismus des nestorianischen Christentums der Islam und der Schamanismus 2 Bis zum Ende des 10 Jahrhunderts als viele Mitglieder der herrschenden uigurischen Elite zum Buddhismus ubergingen bekannten sich die Uiguren weiterhin zum Manichaismus 2 Die fuhrende uigurische Elite gab jedoch ihren manichaischen Glauben auf und unterstutzte ab der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts stattdessen den Buddhismus ohne dass es dabei gegenuber Manichaern wie an anderen Orten geschehen zu ubermassiger Gewalt gekommen ware 53 Die Konversion der Uiguren zum Buddhismus ging vor allem auf den Einfluss von Tocharern im Gebiet Kuqa Karashahr Turpan und von Chinesen im Gebiet Besbaliq Turpan Dunhuang zuruck die bis Mitte des 11 Jahrhunderts Positionen als fuhrende religiose Hohepriester innehatten bis Uiguren als religiose Fuhrer zunahmen Die uigurische Bekehrung zum Buddhismus brachte die Bildung eine umfangreiche uigurische buddhistische Literatur mit sich die vorwiegend in einer neuen das alte turkische Runensystem ersetzenden uigurischen Schrift verfasst wurde aber auch in Brahmi und Tibetischer Schrift 2 Neben dem neuen Schriftsystem fuhrten die Uiguren auch anderer Technologien wie Metallbearbeitung Weberei sowie visuelle und plastische Kunst fort oder verbesserten sie Uigurische Handwerker und Kunstler erlangten den Ruf von hochqualifizierten Produzenten von Luxusartikeln fur die religiose oder weltliche Verwendung Die Uiguren erhielten die Herrschaft uber ihr Konigreich im Tarim Becken weiterhin mit grosser Autonomie aufrecht auch nachdem sie 1130 formelle Untertanen des Kara Kitai geworden waren 2 Uiguren unter Herrschaft der Kara Kitai 1130er 1209 Bearbeiten nbsp Lage des Kara Kitai Reiches in Asien um 1200 vor der mongolischen HerrschaftDie seit dem 4 Jahrhundert in chinesischen Quellen bekannten pastoral wirtschaftenden Nomaden der Kitan hatten wahrend der Tang Dynastie 618 907 wechselnde Allianzen sowohl mit den Tang als auch mit den Turk Kaganate Mitte des 6 bis Mitte des 8 Jahrhunderts und den Uiguren Kaganat Mitte des 8 bis Mitte des 9 Jahrhunderts geschlossen und kulturelle Einflusse sowohl von China als auch aus der Steppe aufgenommen Nach dem Ende der Tang Dynastie und dem Fehlen eines Nomadenreiches in der Mongolei seit dem Zusammenbruch des Uigurischen Kaganats hatten sie ihre Liao Dynastie begrundet 85 Die Liao Dynastie wurde nach 200 Jahren Herrschaft uber die Mandschurei die mongolische Steppe und seit 938 uber Teile Nordchinas 1125 von den Jurchen nach uber zehnjahrigem Krieg besiegt und die Jurchen grundeten ihre Jin Dynastie Der Kitan Furst Yelu Dashi floh mit einer kleinen Gruppe von Anhangern westwarts in die Liao Garnison Kedun in der Mongolei 2 85 Anfang der 1130er Jahre verliess Dashi Kedun mit einem kleinen Heer in Richtung Westen und wurde zum Begrunder der Kara Kitai oder Westlichen Liao Dynastie 2 85 Ein Anlass fur den Fortzug konnte die Sorge vor einer Bestrafungsaktion der Jurchen fur Dashis provokante Uberfalle in den Jahren 1129 1130 gewesen sein Die Grenzstamme der Liao die sich Dashi angeschlossen hatten waren durch gelegentliche Uberfalle auf das westlich gelegene zentralasiatische Land und seinen politischen Verhaltnissen bereits vertraut Vor allem bot Zentralasien den Liao im Vergleich zur Mongolei den Vorteil reichhaltiger Ressourcen Zugang zu Handelswegen und politischer Zersplitterung Die Liao unterhielten zudem enge kommerzielle und diplomatische Beziehungen zu einigen der wichtigsten zentralasiatischen Konigreiche wie den buddhistischen Uiguren von Gaochang Kocho bei Turpan und den muslimischen Karachaniden vor allem den ostlichen Karachaniden 1041 1205 die uber das Tarimbecken und Semirechye heutiges Sud Xinjiang Kirgisistan und Teile Sudkasachstans herrschten 85 Nach einer Reihe von Niederlagen wie gegen die Ostlichen Karachaniden in Kaxgar und Ruckschlagen wie dem Ende seiner Beziehungen zu den Uiguren von Gaochang gelang es Dashi sich nach seinem Abzug aus Kedun als Sieger gegen die Jurchen der Jin Dynastie darzustellen und neue Streitkrafte zu sammeln darunter sogar einige Jin Truppen Er nahm deshalb Ende des Jahres 1131 seinen ersten Herrschertitel yanqing an und wurde sowohl als chinesischer Kaiser als auch mit dem turko kitanischen Titel Gurkhan weltweiter Khan inthronisiert Dieser doppelte Titel spielte eine wichtige Rolle fur seine Legitimation und sollte in der Folge von allen Herrschern der westlichen Liao getragen werden 85 Von seiner Basis am Fluss Emil in Nord Xinjiang konnte sich Dashi bei seiner Expansion nach Westen den Ruf eines regionalen Fuhrers aufbauen wurde vom Khan der Karachaniden zu Hilfe gerufen verbannte diesen nach Kaxgar und ubernahm kampflos dessen Hauptstadt Balasagun im heutigen Kirgisistan die die Hauptstadt der Kara Kitai bis zum Ende ihrer Herrschaft blieb 85 2 Dashi nahm daraufhin den Herrschertitel Kangguoan erweiterte sein Reich nach Osten sowie Suden und ubernahm das gesamte Reich der Ostlichen Karachaniden Zudem entsandte er Gouverneure zu den Yenisei Kirgisen und Uiguren in Besbaliq und unterwarf rebellische Stamme 85 Anfang der 1130er Jahre waren somit die Gansu Uiguren und angrenzende Gebiete des Karachaniden Ostturkistan in den Machtbereich der Kara Kitai gefallen 73 Ihr Territorium hatte sich im fruhen 11 Jahrhundert weiter nach Ostturkistan ausgedehnt und umfasste die Oasenstadte Kaxgar und Hotan im Tarimbecken 73 2 Auch Besbaliq im Tarim Becken sowie sudwestlich das Ferghana Tal und der ostliche Karachaniden Staat waren unter ihre Kontrolle geraten 2 Als Dashi 1143 starb kontrollierten die Kara Kitai ein riesiges Reich in Zentralasien bestehend aus weitgehend autonomen Staaten und Stammen es umfasste den grossten Teil des modernen Xinjiang Kirgisistan Usbekistan Tadschikistan und Sudkasachstan 2 85 Es erstreckte sich vom Oxus bis zum Altai Gebirge Bis 1175 dehnte es sich noch weiter nach Osten in das Territorium der Naimanen und der Yenisei Kirgisen aus und umfasste auch den grossten Teil der Westmongolei 85 Die Bevolkerung dieses Reiches war multiethnisch und heterogen es bestand neben den eine kleine Minderheit in ihrem Reich bildenden Kitan hauptsachlich aus Turken einschliesslich Uiguren Iranern Mongolen und einigen Han Chinesen Zwar war der Grossteil dieser Bevolkerung sesshaft und muslimisch doch gab es auch eine betrachtliche nomadische Komponente einschliesslich der Kitan sowie florierende buddhistische nestorianische und judische Gemeinden Talentierte Uiguren und Muslime wurden am Hof des Gurkhans beschaftigt 85 Das Reich war zuruckgehend auf die Organisation unter Dashi in zwei Hauptbereiche aufgeteilt Einerseits das zentrale und direkt vom Gurkhan regierte Gebiet um die Hauptstadt von Balasagun herum Andererseits die unterworfenen und indirekt regierten Konigreiche die Gaochang Uiguren die Ostlichen und Westlichen Karachaniden und als entfernterer Vasall Khwarazm sowie die unterworfenen Stamme die Qayaliq und Almaliq kontrollierenden und als Soldner uber das Reich zerstreuten Karlucken und bis 1175 die Naimanen und die Kankalis 85 Diese indirekte Herrschaft der Kara Kita griff kaum in die lokalen Dynastien ein die grosstenteils intakt blieben und meist ihre Herrscher Titel und Armeen beibehalten konnten In den unterworfenen Gebieten wurde keine standige Armee der Kara Kitai stationiert Zu ihren Pflichten gehorten die jahrlichen Tributzahlungen die Bereitstellung von Truppen im Bedarfsfall und die Anerkennung der Autoritat des Gurkhan etwa durch das Tragen seiner Siegel und paizi 85 In der Anfangszeit verlangte der Gurkhan der Kara Kitai den Uiguren neben den jahrlichen Tributzahlungen nur wenige Leistungen ab und die Uiguren konnten ihr Konigreich selbstandig verwalten Statt eigene Aufseher in den uigurischen Hauptstadten zu stationieren wandten die Kara Kitai die traditionelle Nomadenstrategie an und liessen den uigurischen Iduqut A 12 seine Sohne als Geiseln nach Balasagun schicken 2 nbsp Dschingis Khan nbsp Vordringen des Mongolischen Reiches unter Dschingis Khan zu Beginn des 13 Jahrhunderts Bis zum Ende des 11 Jahrhunderts kam es jedoch zu einer Verschlechterung der Beziehung zwischen den Kara Kitai und den Uiguren 2 86 nachdem die Kara Kitai immer hohere jahrliche Tributforderungen stellten und dauerhaft einen eigenen Aufseher in der uigurischen Hauptstadt stationierten 2 Die steigenden Forderungen und das machtvolle Auftreten der Kommissare des Gurkhans erregten bei den ostlichen Vasallen Widerstand Zwar gelang es dem Gurkhan Zhilugu reg 1178 1211 mit dem Herrschertitel tianxi 1204 noch einen Aufstand in Hotan und Kaxgar zu unterdrucken und den feindlichen Khan von Qayaliq zu ersetzen doch liessen sich seine ostlichen Vasallen deutlich schwerer befrieden seit Dschingis Khan 1206 in der Mongolei die Macht ubernommen hatte Die Umwalzungen in der Mongolei fuhrten zur Einwanderung vieler nomadischer Fluchtlinge in das Reich der Kara Kitai und somit zu einer Storung des empfindlichen Gleichgewicht zwischen Nomaden und Sesshaften 85 So suchte nach der Niederlage der Stamme der Naimanen und Merkiten gegen Dschingis Khan im Jahr 1208 auch der mit Dschingis Khan befeindete Naimanen Furst Kuclug auch Guchulug oder Quchlug Zuflucht am Hof der Kara Kitai und wurde vom Gurkhan freundlich empfangen und mit einer seiner Tochter verheiratet 85 87 Wahrenddessen begannen sich jedoch die ostlichen Vasallen von Gurkhan den Mongolen zuzuwenden 85 1209 liess Barcuq Art Tegin der Iduqut der Uiguren deren Zentrum Besbaliq war den damaligen Aufseher Kara Kitai ermorden und unterwarf sich umgehend der schnell wachsenden Konfoderation der Mongolen unter Dschingis Khan 2 88 85 Barcuqs Vorgehen kam zu einer fur die Uiguren gunstigen Zeit da die Kara Kitai selbst bald von den Mongolen ausgeloscht wurden und die Uiguren in die Gunst von Dschingis Khan fielen Nach knapp einem Jahrhundert Bestand war der Staat der Kara Kitai 1218 von den Mongolen erobert worden 2 Uiguren unter Herrschaft der Mongolen 1209 14 Jahrhundert Bearbeiten Nachdem sich der uigurische Iduqut Barcuq Art Tegin 1209 Dschingis Khan unterworfen hatte demonstrierte er ihm im gleichen Jahr seine Loyalitat indem er eine Streitmacht der mit Dschingis Khan verfeindeten mongolischen Merkiten besiegte 88 Barcuq und seine uigurischen Aristokraten erhielten in der Folge herausragende Stellungen in der mongolischen Regierung insbesondere in China 2 Nachdem Barcuq 1211 sein erstes personliches Gesprach mit Dschingis Khan fuhren konnte erklarte Dschingis Khan Barcuq sei fur ihn wie ein funfter Sohn und versprach ihm als Lohn fur seine Loyalitat eine Dschingiside zur Frau seine Tochter Alche Altun 89 2 Barcuq durfte seinen uigurischen Titel als Iduqut uber die Uiguren behalten und es wurde viele Uiguren gestattet in das Tarimbecken zuruckzukehren 2 Im Gegenzug dafur musste Barcuq seine Stammesangehorigen in Treue zu Dschingis Khan in mehrere militarische Feldzuge fuhren insbesondere 1216 in der langanhaltenden Kampagne in Xwarazm gegen den von Kuclug gefuhrten Stamm der Naimanen 2 89 der das Reich der Kara Kitai Xwarazm und die Tanguten eingenommen hatte 89 und im Jahr 1225 als Dschingis Khan den Kampf gegen die Tanguten zu Ende bringen wollte 2 89 Auch schlug Barcuq einen Aufstand von etwa 10 000 eigenen Truppen nieder die sich seiner Unterwerfung unter die Mongolen widersetzt hatten 2 Nach dem Tod Barcuqs wahrend der mongolischen Herrschaft von Dschingis Khans Sohn und Nachfolger dem zweiten Grosskhan Ogedei Khan reg 1229 1241 folgten ihm drei seiner Sohne nach die alle in Besbaliq den uigurischen Herrschertitel erhielten Die uigurischen Iduquts konnten ihr Konigreich mit fast volliger Freiheit regieren bis Ogedei Mahmud Yalawatsch ein Mitglied der Turk zum Statthalter eines Gebietes ernannte das das gesamte Tarimbecken und den Staat Choresmien umfasste 2 Nachdem in dem mongolischen Nachfolgestreit der im Jahr 1248 nach dem fruhen Tod des dritten Grosskhans Guyuk Khan ausgebrochen war Mongke Khan als vierter Grosskhan der Mongolen gewahlt wurde wahrend Barcuqs dritter Sohn Salindi gest 1253 oder 1254 zuvor die in dem unterlegene Partei unterstutzt hatte wurden Salindi und einige andere uigurische Aristokraten im Rahmen einer von Mongke eingeleiteten umfassenderen Sauberung abgeurteilt und Salindis eigener Bruder Ogrunch wurde gezwungen die Rolle des Henkers bei Salindis Hinrichtung im Jahr 1252 in Besbaliq auszuuben 2 90 Daraufhin wurde der Titel als uigurischer Iduqut Ogrunch verliehen 2 91 Unter Mongke wurde die von Ogedei begonnene Praxis fortgefuhrt einen vertrauenswurdigen Statthalter fur die Region einzusetzen Zudem verlegte Mongke eine grosse Anzahl mongolischer Streitkrafte in das Gebiet um seine Rivalen innerhalb des mongolischen Herrscherklans den ogedeiden und den tschagataiden Zweig auszuschalten 2 nbsp Kublai Khan Begrunder der Yuan Dynastie nbsp Ausdehnung des Reichs der Yuan Dynastie um 1294 Nach Ogrunchs Tod wurde dessen Sohn Mamuraq 1257 sein Nachfolger und die Region wurde bald zum Streitgegenstand zwischen dem funften Grosskhan Kublai Khan und dessen Rivalen 91 Das Ausmass der tatsachlichen Macht die die uigurischen Iduquts besassen hatte seit dem Tod von Dschingis Khan bis zur Machtubernahme von Kublai im Jahr 1260 und dem Beginn eines grossen Burgerkriegs zwischen Kublai und seinem jungeren Bruder fortschreitend abgenommen 2 Der Titel Iduqut ging auch weiterhin an die Nachkommen von Ogrunchs Familie in Besbaliq uber bis in die fruhen 1270er Jahre als sie weiter ostlich nach Qarakhocho zogen womit sie Drohungen von zwei tschagataiden Fursten ausweichen wollten die die Macht des uber das Tarimbecken anfochten 2 In dieser Zeit floh eine grosse Anzahl und letztendlich die Mehrzahl aristokratischer uigurischer Familien aus Uiguristan nach China 91 2 Kublai war an der Niederlassung der diasporischen uigurischen Aristokratie im mongolischen China sehr interessiert und hatte den sechsten uigurischen Iduqut Qochgar in der zweiten Halfte der 1260er Jahre angewiesen die nach China migrierte uigurische Diaspora unter seiner Fuhrung zu sammeln Im Rahmen der Anstrengungen der Yuan Dynastie die Kontrolle uber das Tarimbecken zu behalten verliess Qochgar Besbaliq und zog wahrend seiner Regierungszeit ostwarts nach Hami damals Qamil um wo er im Jahr 1280 starb 2 Besbaliq wurde 1281 offizieller Sitz eines mongolischen Militarprotektorats in der Region und 1283 eines noch umfassenderen Befriedungsburos zur Uberwachung aller militarischen wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten im Tarimbecken Ebenfalls 1281 verfugte Kublai fur die Verhandlungen aller uigurischen Rechtsstreitigkeiten die Schaffung eines Sondergerichts an dem Uiguren als Richter und Beamte ernannt wurden und das seine Aufgabe bis zum Ende der Yuan Dynastie verrichtete 2 Uigurische Diaspora in ChinaNe uril Tegin Qochgars Sohn wurde der erste uigurische Iduqut der vom Inneren China regierte da sein Hof im Jahr 1283 in die Stadt Yongchang in Gansu verlegt wurde 2 Mit dieser Standortverlegung des uigurischen Hofes in die umwallte Stadt Yongchang durch den Hof der Yuan Dynastie verstarkte diese die Wirkung des Fortzug der uigurischen Iduquts aus ihren traditionellen Machtzentren noch weiter 91 Die Entfernung des uigurischen Iduqut aus Besbaliq und Gaochang Kocho war notwendig geworden weil der grosse Burgerkrieg zwischen Kublai und seinem jungeren Bruder inzwischen das Tarimbecken betraf Obwohl Ne uril Tegin bereits 1280 die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte erhielt er den Titel Iduqut erst im Jahr 1308 und regierte unter diesem bis zu seinem Tod im Jahr 1318 2 Ab diesem Zeitpunkt besassen die uigurischen Iduquts obwohl sie diesen Titel bis zum Ende der Yuan Dynastie Mitte des 14 Jahrhunderts an ihre Nachkommen weitergeben konnten wenig tatsachliche Macht uber ihr Heimatland und somit keinen Einfluss auf die Ereignisse im Tarimbecken 91 2 Stattdessen wurden die Iduquts von nun an vollwertige Angehorige des Hofes der Yuan Dynastie In Wurdigung der fortdauernden Bedeutung der Uiguren fur die Begrunder des mongolischen Reiches verlieh der Hof der Yuan Dynastie mehreren Generationen mannlicher Nachkommen in der Familie des Iduqut den Ehrentitel Prinz von Gaochang Gaochang Wang und versah sie mit Posten in echten Amtern des Zentralsekretariat der Yuan oder als Provinzgouverneure und Militarbeamte Uiguren begannen ihre Karriere in der Folge damit den militarischen Titel ihres Vaters zu erben wechselten dann aber oftmals in Posten der Zivilburokratie uber wo viele schnell aufstiegen 2 Aufgrund ihrer militarischen linguistischen und administrativen Kompetenz genossen die seit der ersten Generation den Mongolen in China dienenden Uiguren hohes Ansehen und besetzten sehr schnell wichtige zivile und militarische Posten Dank ihrer fruhzeitigen und freiwilligen Unterwerfung gegenuber Dschingis Khan und ihrer Erfahrung teilten sie die Mongolen in ihrem fur Nordchina geschaffenen Verwaltungssystem in die Klasse der Semuren ein die in der Hierarchie gleich unter den Mongolen selbst und ubder den vor der mongolischen Eroberung Nordchinas lebenden Gruppen Nordlander oder Hanren das sind Chinesen Jurchen Kitan rangierten Bis zum Ende der Yuan Dynastie erhielten Uiguren erfolgreich hochrangige Posten am Hof und in den Provinzen und stellten beispielsweise wahrend der Dynastie sechs der insgesamt siebzig ernannten Provinzgouverneure 2 Um 1295 endeten die Anstrengungen der Yuan Dynastie die alten uigurischen Gebiete im Tarimbecken zu halten weitestgehend Bis zum Ende des 13 oder Anfang des 14 Jahrhunderts war Uiguristan das bis dahin als untergeordnetes Reich existiert hatte schliesslich in das Haus der Tschagatai ubergegangen 91 Uigurische Literati und Weitergabe ihrer Schrift nbsp Passiertafel paizi die im 14 Jahrhundert von Boten an den mongolischen Poststationen getragen wurde 92 93 In der Mitte befindet sich eine Inschrift in drei SchriftenIn anderen Gemeinwesen der Mongolei haben uigurische Literati in den Verwaltungen gearbeitet 91 und wurden Teil der chinesischen Literati Gemeinschaft 2 Auf diese Weise verbreitete sich das uigurische Alphabet unter den mongolischen Bevolkerungen und es hatte sich moglicherweise schon lange vor der Vereinigung der Mongolei durch Dschingis Khan eine literarische Sprache entwickelt 91 Die uigurische Schrift wurde von den Naimanen zum Schreiben ihrer mongolischen Sprache verwendet 94 Als Dschingis Khan dann 1204 die Naimanen unterwarf nahm er auch ihre uigurischen Schriftgelehrten auf unter denen sich auch Tatar Tonga T a t a T unga befand der spatere Hauslehrer der Sohne von Dschingis Khan 91 und ubernahm die Naimanen Schrift zum Schreiben der mongolischen Sprache 94 Johannes de Piano Carpini berichtete im 13 Jahrhundert uber die Uiguren unter Dschingis Khan Diese Menschen sind Christen von der Sekte der Nestorianer Die Mongal ubernahmen ihre Schrift denn vorher hatten sie nicht geschrieben nun aber nennen sie diese als die mongolische Schrift 95 In den Kanzleien des gesamten mongolischen Reiches gelangten die Uiguren in der Folge zu beachtlicher Bedeutung 91 Uiguren erhielten Stellen als kaiserliche Lehrer und wurden zu Mitgliedern kaiserlicher Buros fur Ideologie und Geschichte Auch unter den bekanntesten neokonfuzianischen Gelehrten befanden sich einige Uiguren andere wurden bekannte Kunstler und Dichter wie etwa Guan Yunshi 貫雲石 uigurisch Savinch Qaya 1286 1324 Viele Uiguren nahmen Nachnamen chinesischer Art an und gingen in der chinesischen Gesellschaft auf nachdem die Mongolen vom Begrunder der nachsten Dynastie aus China vertrieben worden waren 2 Bevolkerungszusammensetzung unter mongolischer HerrschaftDie Mongolen zogen die eroberten Bevolkerungsgruppen systematisch in ihren Militar und Wirtschaftsapparat ein Die Anzahl der Mongolen die in die eroberten Lander zogen scheint dabei recht gering gewesen zu sein Wo sie ankamen wurden sie weitgehend von den lokalen nomadischen Bevolkerungen absorbiert und turkisisert Bei vielen sogenannten mongolischen Truppen die in diese Gebiete gebracht wurden handelte es sich in Wirklichkeit um innerasiatische Turken Uiguren und andere die von den bereits existierenden turkischen Bevolkerungsgruppen ohne Schwierigkeiten assimiliert wurden 96 Uiguren unter den muslimischen Tschagataiden in Mogulistan nbsp Mazar Mausoleum von Tughluk Timur in Almaliq im heutigen Kreis Huocheng ausserhalb von Gulja 97 nbsp Einflusszonen der zwei Teile des Tschagatai Khanats um das Jahr 1490 Uiguristan im Osten und Mogulistan im Westen Mit dem Zusammenbruch des mongolischen Reiches wurden die Uiguren die uber lange Zeit lang ein sesshaftes kommerziell landwirtschaftliches Volk waren Bestandteil des unruhigen Territoriums von Mogulistan Sudostkasachstan Kirgisistan und Ostturkestan 98 In den spaten 1340er Jahren rief der Klan der Dughlat den angeblichen tschagataiden Fursten Tughluk Timur reg 1347 1363 als Khan aus der in der Folge fur seine Konversion zum Islam und fur seine Eroberungen bekannt werden sollte Die Mongolen des Tschagatai Kanats wurden daraufhin weitgehend bis Mitte des 14 Jahrhunderts dem Ende der mongolischen Ara in Eurasien islamisiert Ausserhalb Chinas und der Mongolei waren Mongolen von da an Muslime 99 Auf seinen Eroberungszugen in Transoxanien und Afghanistan erstritt er die vorubergehende Wiederherstellung der Einheit des Tschagatai Khanats dies und jenseits des Pamir Gebirges 97 Nach der Regierungszeit Tughluk Timurs glitten die Tschagataiden jedoch wieder in eine Zeit des Chaos ab mit Marionetten Khans und konkurrierenden Regentschaften die gleichzeitig in verschiedenen Teilen des ehemaligen Tschagatai Ulus walteten 97 Im Westen errichtete Tamerlan Timur Lenk reg 1370 1405 als Emir unter einem nominellen dschingisiden Khan ein kurzlebiges Reich von Indien und Mittleren Osten bis zur russischen Steppe Seine eigenen Nachkommen sollten daraufhin mit den verbliebenen Tschagataiden um die Macht in Transoxanien konkurrieren In Mogulistan dagegen hatte ein zum Dughlat Klan gehorender Emir Qamar ad Din nach dem Tod Tughluk Timurs im Jahr 1363 die Stellung des Khan an sich gerissen und die meisten Nachkommen von Tughluk Timur beseitigt doch traten andere Mitglieder des Dughlat Klans als Herausforderer um die Herrschaft in Mogulistan und Alitishahr gegen Qamar an ebenso wie Tamerlan dessen Truppen im Jahr 1389 bis nach Karashahr vordrangen und Qamar vertrieben 100 Daraufhin setzte ein anderer Dughlat der den einzigen uberlebenden Sohn von Tughluk Timur Khizr Khwaja bis zu dessen Erwachsenenalter beschutzt hatte auf den Thron als Khan worauf Khizr in den 1390er Jahren personlich einen heiligen Krieg ghazat gegen die Khitay fuhrte Turfan und Kocho bis dahin Qarakhoja genannt im Herzen Uiguristans eroberte und angeblich die Bekehrung der uigurischen Bevolkerung zum Islam bewirkte Tatsachlich benotigte das Verschwinden des lokalen Buddhismus aus Turfan einige Zeit und es waren noch laut Reisenberichten von 1420 in der Gegend von Turfan und Kocho Tempel in reicher Ausstattung und in grosser Anzahl vorhanden wahrend Moscheen in der Gegend erst in den 1450er Jahren zahlreich genug waren um in Reiseberichten Erwahnung zu finden Dennoch markiert Khizrs Eroberung Uiguristans das Ende der uigurischen Herrschaft und den Beginn der Kontrolle des Turfanbeckens durch die Tschagataiden Mogul 101 Nach einer anderen Darstellung Barbara West 2010 Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania sollen die beiden bis dahin von den Mongolen unterworfenen aber weitestgehend intakten uigurischen Konigreiche in Xinjiang Karachniden Staat und Kocho Staat durch die Invasion der muslimischen Uiguren 1397 unter Khizr Khwaja beendet und die beiden uigurischen Bevolkerungen Xinjiangs in einem islamischen uigurischen Konigreich vereint worden sein das seine Unabhangigkeit als ein islamischer Staat bis zur Eroberung durch die Mandschu im Jahr 1759 habe bewahren konnen 102 Verlust der politischen Identitat als Uiguren und kulturelles VermachtnisBis zum Ende der mongolischen Ara hatten die Uiguren ihre mit der Trennung von der alten Turk Konfoderation im 8 Jahrhundert begrundete politische Identitat weitgehend verloren In diesen sechs Jahrhunderten hatten sich die Uiguren jedoch von einem der machtigsten wichtigsten und das Uberleben der Tang Dynastie unterstutzenden Nomadenstamme zu einem Musterbeispiel des Ubergangs von Nomaden zu einer sesshaften stadtebaulichen und kommerziell orientierten Staatlichkeit und Gesellschaft entwickelt Sie konnten dieses Erbe gewinnbringend im Zusammenspiel mit anderen Staaten insbesondere dem der Mongolen einsetzen 2 Nach der vermutlichen Aufgabe der Gebaude der Stadt Kocho im Zuge des Bedeutungsverlusts der ehemaligen uigurischen Hauptstadt fur den uigurischen Hof im spaten 13 Jahrhundert und nachdem die buddhistischen Gebaude Turfans wahrend der vollstandigen Islamisierung der Region im 16 Jahrhundert verlassen wurden trug die Abgeschiedenheit der verlassenen Orte und das trockenes Klima der Taklamakan Wuste zur Bewahrung vieler Artefakte der manichaischen Buchkunst und deren durch den Buddhismus zweckentfremdeten Abkommlingen bei 53 Insgesamt hinterliessen die mittelalterlichen Uiguren ein reiches Vermachtnis an Texten und materieller Kultur das sie aus wissenschaftlicher Sicht zu einem der bedeutenden Volker und Staaten der Weltgeschichte macht 2 Moderne Geschichte BearbeitenSiehe auch Xinjiang Wirtschaft und Xinjiang Aktuelle Lage nbsp Mandschu Qing Kaiser Qianlong Mitte des 18 Jahrhunderts nbsp Direkt kontrollierte Gebiete des Qing Kaiserreichs zur Zeit seiner grossten Ausbreitung 1820 Die Geschichte Xinjiangs wird ab dem 17 Jahrhundert komplizierter als unterschiedliche Volker wie Uiguren Mongolen Tibeter und Sino Mandschu um die Vorherrschaft in der Region rangen Im fruhen 17 Jahrhundert untergrub die an Einfluss gewinnende und aus einem Naqschbandiya Orden in Samarkand stammende Familie K h wad j a die Autoritat des noch bestehenden Tschagatai Khanats und wirkte in der Praxis islamisch missionierend In dem politischen Streit innerhalb der K h wad j a Familie die sich in einen Aktaghlik Zweig dt etwa Leute vom Weissen Berg in chinesischen Quellen Weisskappen Hui mit Sitz in Kaxgar und in einen Karataghlik Zweig dt etwa Leute vom Schwarzen Berg in chinesischen Quellen Schwarzkappen Hui mit Sitz in Yarkant aufgespalten hatte verhalfen 1678 die Kalmucken Mongolen in der Dsungarei dem Aktaghlik Zweig zum Sieg uber die rivalisierende Familienfraktion Es kam zu einem wiedervereinigten Kaschgarien und somit zur Bildung eines islamischen theokratischen Staates der allerdings ein Protektorat des mongolischen Reiches der Dsungaren darstellte Dieser Umstand provozierte wiederum die Autoritat der Sino Mandschus in der Region und fuhrte im 18 und 19 Jahrhundert zu schweren Konflikten zwischen diesen beiden Machten 103 In der Mitte des 18 Jahrhunderts sollte schliesslich der Qing Kaiser Qianlong Xinjiang aus Sicherheitsgrunden erobern 104 105 wahrend sich die Qing Kaiser jedoch keinen wirtschaftlichen Profit durch Xinjiang versprachen 105 Annexion durch das chinesische Reich der Qing um 1759 Bearbeiten Eroberung des heutigen Xinjiangs durch das chinesische Qing Reich nbsp Schlacht am Yesil Kol Nor See im Altishahr Feldzug der Mandschu Invasoren gegen die indigenen Turkvolk Muslime September 1759 Befriedung Xinjiangs nbsp Chinesisches Qing Reich in seiner grossten Ausdehnung 1820 Inneres China Aussere Besitzungen nbsp Ausschnitt aus dem Hofgemalde der Qing von 1761 mit dem Titel 萬國來朝圖 dt etwa Unzahlige Nationen zollen dem Hof Tribut 106 nbsp Die Karte zeigt die Stadte Ili Dihua Urumqi Kaxgar Uqturpan Aksu Kuqa und Yarkant mit den verschiedenen Munz und Kasch Kursmunzensysteme in Xinjiang unter Herrschaft der Qing Dynastie Bild links Das halbdokumentarische und zugleich halbfiktionale Bild zeigt auslandische Botschafter die den Palast in der Halle der hochsten Harmonie 太和 殿 besuchen 106 Die Beschriftung der Flaggen weist die Herkunft der Botschafter aus von links nach rechts 伊犁 Ili 哈薩克 Kasachen Khanat 烏什 Uqturpan 庫車 Kuqa 哈爾沙爾 Karashahr und 啊克蘇 Aksu nbsp Turkstammiger Muslim aus Altishahr der Qing Ara Huijiangzhi 1772 nbsp T ang Ta Jen militarischer Amban von Hotan mit seinen Kindern und Dienern Foto 1906 107 Bild links Huijiangzhi 回疆志 auch Xinjiang huibu zhi 新疆回部志 ist ein nach der Unterwerfung der rebellischen Hodschas Hezhuo 卓 1759 nach Art eines Gazetteers geschriebenes Buch fertiggestellt 1772 uber Xinjiang insbesondere uber den sudlichen Teil die uigurische Region huijiang 回疆 108 Die im Norden Xinjiangs gelegene Dsungarei verblieb bis zur Mitte des 17 Jahrhunderts noch unter der Kontrolle eines mongolischen Khanats Das im sudlichen Xinjiang gelegene Tarim Becken wurde von der Regierung der Sino Mandschus nun als Hui p u islamische oder muslimische Region bezeichnet 103 Die Dsungarei war seit Anfang des 17 bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts ausschliesslich von den Dsungaren oder Kalmucken Mongolen besiedelt 109 1757 wurde die Dsungarei vom Chinesischen Reich annektiert 103 Infolge der Mandschu Invasion unter den Qing im 18 Jahrhundert wurden die Mongolen im Norden Xinjiangs wo sich das nach ihnen benannte dsungarischen Becken befindet ausgeloscht 110 Qianlong war auch mit dem Mittel des Ethnozids vorgegangen und hatte zu einem bestimmten Zeitpunkt die Totung aller im Kampf gefangenen korperlich tauglichen Dsungaren sowie die Versklavung all ihrer Frauen und Kinder befohlen um die Identitat der Dsungaren als Volk auszuloschen Am Ende der Feldzuge war die gesamte dsungarische Bevolkerung von fast einer Million Menschen als Opfer von Massakern und Krankheiten und durch Flucht verschwunden Rund 30 des dsungarischen Volkes waren im Kampf und weitere 40 an den Pocken gestorben wahrend 20 zu den Russen und Kasachen geflohen und der Rest in die Steppe verschwunden war 111 Die von der Mandschu Armee angefuhrten grossen Massaker der Jahre 1755 und 1758 hatten durch die Entvolkerung des Landes den Weg freigemacht fur eine chinesische Kolonisation 109 Um die feste Kontrolle zu behalten bevolkerte die Mandschu Regierung diese Region nun gezielt neu mit verschiedenen altaischen Volkern darunter Muslimen aus dem Tarim Becken aus der Provinz Gansu und aus anderen chinesischen Gebieten 103 Schon bald ubertraf die Anzahl der Chinesen die Uberreste der Kalmucken Durch die Umsiedlung von Uiguren aus dem Tarimbecken in die Dsungarei durch die Mandschu Regierung bildete sich schliesslich die ethnisch vielfaltge Zusammensetzung der Bevolkerung der Dsungarei aus 109 Die endgultige Vernichtung der Dsungaren im Jahr 1756 brachte fur die Qing nicht nur die Kontrolle uber Nord Xinjiang sondern erleichterte ihnen in der Folge auch die Ubernahme der Oasenstadte des Tarimbeckens durch die Vertreibung der dort herrschenden Eliten die Makhdumzada Hodschas aus dem Tarimbecken Diese von den Naqschbandiya abstammende Linie der Hodschas hatten seit Mitte des 16 Jahrhunderts haufig ihren Einfluss auf die grossen Oasenstadte des Tarimbeckens ausgeubt doch waren diese Stadte dann mit dem Machtanstieg der Dsungaren nordlich des Tien Shan Gebirges seit dem spaten 17 Jahrhundert zunehmend unter Druck geraten Als die Qing schliesslich 1755 Kulja Gulja damals Hauptstadt der Dsungaren eingenommen hatten befreiten sie den von den Dsungaren festgehaltenen Hodscha Bruder Burhan ad Din um mit ihm unter militarischer Unterstutzung einen abhangigen Staat in den Stadten des Tarimbeckens sudlich des Tien Shan zu etablieren Stattdessen erwies sich Burhan ad Din als unbotmassig gegenuber den Qing und proklamierte sich kurzerhand zum Herrscher des Tarimbeckens worauf die Qing eine Militarexpedition in den Suden Xinjiangs entsandten und auf diese Weise schnell die grossen Oasen wie Kaxgar und Yarkant eroberten 112 1759 erfolgte die Annexion von Kaschgarien durch China 103 Die Oasenstadte Kaxgar und Yarkant gerieten somit 1759 unter Kontrolle der Qing Truppen 113 Das bis dahin Hui p u genannte Tarim Becken und die Dsungarei wurden nun von den Chinesen in Hui chiang muslimisches oder islamisches Herrschaftsgebiet umbenannt 103 Nach den letzten Schlachten zwischen den indigenen Turkvolk Muslimen und den Mandschu Invasoren im Jahr 1759 wurde das uigurische Siedlungsgebiet Altishahr Teil des in China verorteten Qing Reiches wo es in unpassender Weise in einer gemeinsamen Verwaltungseinheit mit der Steppenheimat der inzwischen ausgestorbenen Dsungaren als Xinjiang dt neues Herrschaftsgebiet verbunden wurde 114 Trotz der Eroberung des uigurischen Gebietes und seiner erstmaligen Eingliederung in den chinesischen Staat 1759 durch die Mandschus gelang es diesen als regierende Qing Dynastie nie die Uiguren in China zu assimilieren 115 Das neue chinesische Territorium stellte eine erhebliche Belastung fur die Ressourcen der Qing dar deren Kaisern von ihren Beamten oftmals vergeblich der Rat gegeben wurde Xinjiang wieder aufzugeben 114 Die Qing Herrschaft siedelte Kasachen Uiguren Han und Hui Chinesen sowie Xibe in den nordlich des zentralen Gebirges gelegenen Teil Xinjiangs um 110 Damit kam es erstmals zu einer tatsachlichen chinesischen Besiedlung 110 was fur die Militarkolonien der Han und Tang Dynastien im Gebiet von Xinjiang nicht zugetroffen hatte zumal es sich im Fall der Tang Dynastie bei den chinesischen Armeen im Westen ohnehin grosstenteils um turkstammige Menschen gehandelt hatte 116 Die Mitte des 18 Jahrhunderts begonnene Auswanderung ethnischer Chinesen nach Xinjiang hielt in der Folge recht stetig an und obwohl sie von betrachtlichen Perioden des Erliegens oder der Umkehr des Migrationsflusses unterbrochen wurde kann der gesamte Zeitraum seit der Qing Eroberung bis heute in dieser Hinsicht als Einheit betrachtet werden 116 Dabei durften sich die Han und Hui chinesischen Siedler in der Qing Ara jedoch nur nordlich der Berge niederlassen nicht aber im Suden des Gebiets Gleichzeitig lag der Siedlungsschwerpunkt der uigurischen Bevolkerung hauptsachlich im und um das Tarimbecken herum Zusatzlich kamen Qing Beamte und Militarangehorige nach Xinjiang womit der Bevolkerung mongolische mandschurische und chinesische Elemente hinzugefugt wurden 110 Eine Volkszahlung der ethnischen chinesischen Siedler darunter Han und Hui Chinesen in den beiden in Xinjiang gelegenen Prafekturen Zhenxi und Dihua Urumqi bei denen es sich um die am intensivsten von Chinesen besiedelten Gebiete der Region handelte ergab im Jahr 1787 eine Anzahl von 114 348 Menschen 117 Anhand von Gazetteer Daten von 1803 kam der Wissenschaftler Wang Xilong zu der Schatzung dass uber 155 000 Chinesen Land auf der Nordroute Beilu urbar machten also in einem Gebiet das den Nordosten von Xinjiang von Barkol bis Urumqi umfasste dazu die vielen Siedlungen nordlich von Urumqi sowie Jinghe Kur Kara Usu das Ili Gebiet und Tarbaghatai Tacheng Da Han und Hui Chinesen sich zu dieser Zeit nicht dauerhaft in den Stadten des Tarim Beckens niederlassen durften und nicht mehr als einige Hundert chinesische Kaufleute im Suden lebten kann Wangs Anzahl von 155 000 Chinesen als Schatzung fur die chinesischen Bevolkerung in Xinjiang zu Beginn des 19 Jahrhunderts angesehen werden Chinesen in Hami Turpan und etwaige Einwohner Urumqis die keine Landwirtschaft betrieben nicht inbegriffen Eine Volkszahlung der Uiguren unter den Qing ergab im Jahre 1818 63 767 uigurische Haushalte in den Oasenstadten des Tarimbeckens wie Kaxgar Yarkant Hotan Ush Uqturpan Aksu Sairam Bai Korla Bugur Kuqa sowie in Ili woraus sich eine Anzahl von 320 000 Uiguren schatzen lasst wenn fur jeden Haushalt funf Mitglieder berechnet werden Da zu dieser Zeit nur wenige Uiguren in Urumqi und in den neuen Siedlungen der Nordroute lebten kann diese Anzahl von 320 000 als Schatzung fur die uigurische Bevolkerung in Xinjiang im fruhen 19 Jahrhundert angesehen werden Uiguren in Hami und Turpan nicht inbegriffen 116 Zusatzlich verfugten die Qing in Xinjiang uber ein Amts und Militarpersonalstarke von 42 000 Mann von denen die Halfte Manschu und mongolische und der Rest chinesische Bannermanner waren Bei Gegenuberstellung dieser geschatzten Zahlen ergibt sich ein geschatztes Bevolkerungsverhaltnis in der Zeit der Qing Herrschaft zu Beginn des 19 Jahrhunderts 118 116 bei dem sich die Gesamtbevolkerung von 517 000 Menschen zu 62 320 000 aus Uiguren zu 30 155 000 aus ethnischen Chinesen Han und Hui Chinesen und zu 8 42 000 aus Qing Beamten verschiedene andere Minderheiten einschliessend zusammengesetzt hatte 110 116 1820 kam aus der Qing Verwaltung der formliche Vorschlag zur Kolonisierung Xinjiangs indem die Strategie aufzugeben sei Barbaren durch Barbaren regieren zu lassen und stattdessen in Xinjiang investiert werden musse indem Kanale und Windschutz errichtet werden und Xinjiang mit han chinesischen Bauern und Mandschu Bannereinheiten oder Soldaten besiedelt werden solle 104 105 Auch in der Zeit nach den Qing sollten die Einstellungen der chinesischen Fuhrung zur Entwicklung Xinjiangs weitgehend unverandert bleiben Historisch betrachtet kann das Konzept der im Jahr 1999 gestarteten Go West Strategie Chinas somit als auf die Qing Dynastie zuruckgehend angesehen werden 104 Wahrend es in den 1750er Jahren zur Verbundung der Qing mit den Uiguren zur Eroberung der Dsungaren in Ostturkestan gekommen war sollte das Qing China ein Jahrhundert spater um 1876 beginnen mit Angriffen tiefer nach Xinjiang hineinzustossen Die Qing betrachteten Xinjiang zu dieser Zeit als ausschlaggebende Region fur die Herrschaft Chinas uber ein Gebiet an dessen Kontrolle auch Russland gleichermassen interessiert war 119 Zum Ende der Qing Ara hatte sich die Verteilung der ethnischen Gruppen in Xinjiang komplexer ausgestaltet Im Suden herrschten in der Tarim Region weiterhin Uiguren vor wahrend in Turpan neben den Uiguren auch Hui und Han Chinesen zur dominierenden Bevolkerung gehorten Im Norden wurde das Ili Tal von Kasachen beherrscht zusammen mit Uiguren Hui und Han Chinesen wahrend in Urumqi bis 1954 Dihua und dem umliegenden Gebiet sowohl Uiguren als auch Han Chinesen lebten In allen Stadten der Region existierten zur Zeit der Qing Herrschaft chinesische Garnisonen und Siedler selbst bis nach Kaxgar hin 110 In dem Sinne dass der chinesische Staat der uigurischen Bevolkerung nicht nur loyales Verhalten sondern auch gefuhlsmassige Verbundenheit abverlangte konnen Parallelen der spaten Qing Zeit mit dem gegenwartigen Programm der Masseninternierung und Umerziehung der Uiguren in der VR China gesehen werden 120 Rebellionen und kurzlebige Staatsgrundungen im 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Es folgten im 19 Jahrhundert verschiedene muslimische Aufstande gegen die Mandschu Herrschaft in Hui chiang 103 Einige der zahlreichen Rebellionen der Altishahri verliefen vorubergehend recht erfolgreich 114 Im Laufe der 100 Jahre nach der Eroberung durch die Qing im Jahr 1759 sollen die Uiguren uber 40 mal erfolglos gegen die chinesische Herrschaft der Qing rebelliert haben bis sie schliesslich in den 1860er Jahren nach einem erfolgreichen Aufstand ein unabhangiges Konigreich grunden konnten 115 Haufig war das Zentrum des Widerstands und der Rebellion unter der chinesischen Herrschaft Kaxgar wo auch die Hauptgarnision der Qing Dynastie im Tarim Becken verortet war das nun in die von Ili aus regierte und Xinjiang dt etwa neues Territorium genannte grossere Verwaltungseinheit eingegliedert war Unter den Qing blieb der Sufi Fraktionismus bestehen und der verbannten aber in Kaxgar Unterstutzung geniessenden Afaqi Fraktion gelangen Uberfalle und Aufstande aus dem benachbarten Ferghanatal heraus 121 Aufstand und Emirat Kaxgar unter Jakub Beg 1865 bis 1877 Bearbeiten Emirat Kaxgar als unabhangiger Staat unter Jakub Beg nbsp Jakub Beg nbsp Abendlicher Empfang des britischen Diplomaten Robert Shaw beim Atalik Gazi oder Konig von Ostturkestan Jakub Beg am 5 April 1869 in Kaxgar 122 Unter der Fuhrung des ursprunglich aus Kokand stammenden Militaroffiziers Jakub Beg entwickelte sich aus solch einer Rebellion ein unabhangiger Staat auch Emirat Kaxgar genannt der von 1865 bis 1877 Bestand hatte 121 123 Unter seiner Herrschaft litten die Berg Tadschiken von denen nach 1868 viele gewaltsam nach Kaxgar umgesiedelt wurden weil sie dort leichter zu kontrollieren waren und nicht langer die Grenzsicherheit gefahrden konnten 123 Wahrend politische Ereignisse Rebellionen und Kriege sonst nur vorubergehende Storungen darstellten die sozialen Praktiken aber letztlich ungehindert fortbestanden bildete die islamische Theokratie unter Jakub Beg davon eine Ausnahme Allerdings stellten seine drastischen Massnahmen zur Durchsetzung und Einhaltung des islamischen Rechts keinen Widerspruch zur lokalen Tradition dar und schufen zumindest in ideologischer Hinsicht im Gegenteil eher gunstige Bedingungen fur deren Fortbestehen 124 In der Zeit von 1862 bis 1875 bildete Kaxgar zunachst ein Zentrum der muslimischen Rebellion und wurde dann zur Hauptstadt unter Jakub Beg 125 Jakub war 1864 in den Nordwesten Chinas einmarschiert und hatte die antichinesischen Aufstande der muslimischen Einwohner militarisch und politisch nutzen konnen um sich als Oberhaupt des Konigreichs Kaschgarien zu etablieren Er dehnte seinen Einflussbereich im Gebiet des heutigen Xinjiang nordwarts aus und erregte die Aufmerksamkeit des osmanischen Sultans der ihm zum Emir von Kaschgarien ernannte Die Russen wiederum nutzen die unruhige Situation um Teile von Chinesisch Turkistan und Xinjiang zu besetzen und schlossen mit Jakub 1872 einen Handelsvertrag Ein Jahr spater schlossen dann auch die Briten einen ahnlichen Vertrag mit Kaschgarien um eine Pufferzone zu schaffen zwischen Indien und dem sich sudwarts ausdehnenden russischen Reich Diese beiden mit Russland und den Briten geschlossenen Vertrage verliehen Kaschgarien de facto internationale Anerkennung 126 Laut Barbara A West sollen die Briten 1876 eine Qing Invasion des uigurischen Territoriums finanziert haben weil sie die Ausdehnung des russischen Reiches in das damalige Ostturkestan furchteten und stattdessen eine Ruckeroberung des Territoriums durch die Chinesen bevorzugten Die chinesische Invasion unter Zuo Zongtang verlief erfolgreich 115 Nach der Ruckeroberung Xinjiangs durch die mandschurischen Regierungstruppen fuhrten die Qing eine assimilatorische Politik zur Sinifizierung der Angehorigen von Turkvolkern in der Region ein 121 Die chinesische Herrschaft war jedoch von den Muslimen in der Region immer als Fremdherrschaft angesehen worden Seit dem Sturz des Emirats von Jakub Beg wuchs der Nationalismus unter den turkischen Muslimen stark und sollte schliesslich in Sezessions Bewegungen munden 103 Umwandlung zu einer chinesischen Provinz ab 1884 Bearbeiten nbsp Verwaltungsgebiete im chinesischen Kaiserreich zum Ende der Mandschu Dynastie der Qing im Jahr 1911 Xinjiang ist rot hervorgehoben nbsp Japanische Karte der Aufstande im Qing Reich wahrend der Xinhai Revolution im Jahr 1911 Die Qing Dynastie begann nach der in den 1880er Jahren erfolgten Ruckeroberung der Region eine Zivilisierungsmission zu der auch die Ansiedlung von Han chinesischer Bevolkerung gehorte 127 Eine konfuzianistische Elite die die Kontrolle uber die Region erlangt hatte startete ein Programm das turkischsprachige Muslime in chinesischsprachige Konfuzianer umzuwandeln sollte um diese Bevolkerung und ihr Heimatland kulturell und politisch an das chinesische Reich anzuschliessen 128 Zwar scheiterten die chinesischen Assimilations Massnahmen grosstenteils zeigten jedoch bereits das wachsende chinesische Interesse daran an Kaxgar und Xinjiang nicht nur als strategische Protektorate zu kontrollieren sondern sie auch dem eigentlichen China einzuverleiben 121 Anstatt dass aber eine Assimilierung bewirkt wurde vertiefte sich die Spaltung zwischen den Gemeinschaften weiter woraus eine tiefgreifende und bis in die Gegenwart anhaltende Entfremdung resultierte 128 Sechs Jahre nach der Unterdruckung des Aufstands von Jakub Beg und drei Jahre nach der offiziellen Ruckeroberung der gesamten Region durch die Qing 1881 reformierte die Mandschu Regierung die Verwaltung der Region im Jahr 1884 um sie enger in die Verwaltung des gesamten Reichsgebiets zu integrieren indem sie sie unter eine Art chinesische Provinzverwaltung mit der Bezeichnung Hsin chiang stellte 103 129 ein Name der von den Qing fur die Region bereits zuvor in weniger formal Form verwendet worden war 129 Von dieser Zeit an wurde Ostturkestan zu einer chinesischen Provinz mit offiziellem Status als solche 103 Die Chinesen hatten somit bis 1884 Xinjiang annektiert und ihren militarischen Sieg durch einen politischen Erfolg gefestigt 115 Die Gesamtbevolkerung Ostturkestans wurde von T D Forsyth 1873 auf rund 1 Million und von A N Kuropatkin 1879 fur Kaschgarien auf 1 2 Millionen Menschen geschatzt 130 131 von denen laut Hermann Vambery die grosse Mehrheit den Turkvolkern angehorten wahrend die fremden Nationalitaten durch Chinesen und Dunganen richtiger Dongen d h Bekehrte Chinesen die schon in den vergangenen Jahrhunderten den Islam annahmen ferner durch Hindus Tadschiks und Afghanen vertreten waren 130 F Grenard 1898 schatzte die Bevolkerung der gesamten Provinz auf rund 2 5 Millionen davon 800 000 in Kaxgar 250 000 in Yarkant 160 000 in Hotan 80 000 in Keriya und 40 000 in Maralbashi 131 Die Muslime Xinjiangs wurden am Anfang des 20 Jahrhunderts trotz ihrer peripheren geographischen Lage in zwei Katastrophenszenarien verwickelt 132 Zum einen in die Xinhai Revolution von 1911 bis 1912 die zum Sturz der Mandschu Dynastie in China und zum Ende des Chinesischen Reiches fuhrte 132 27 Und zum anderen in den Ersten Weltkrieg Der Sturz der Qing Dynastie warf die Frage nach dem Status von Xinjiang als einer weit entfernt gelegenen Grenzregion in der ausserst wenige Chinesen lebten neu auf Eine Verwicklung in den Ersten Weltkrieg entstand indem der Blick Russlands auf Xinjiang angesichts der Verbindungen der Provinz sowohl zu Russland als auch zum Osmanischen Reich zunehmend misstrauisch wurde als sich die Balkankriege von 1912 bis 1913 zum globalen Konflikt von 1914 auswuchsen Der Ausbruch des Krieges erfolgte in der gleichen Zeit wie die Niederlage der chinesischen Republikaner in Xinjiang und der Aufstieg von Yang Zengxin und seinem antirevolutionaren Regime in Urumqi 132 Uiguren in der Ara der nationalistischen Republikaner 1911 1949 Bearbeiten Siehe auch Republik China 1912 1949 Gouverneure Xinjiangs der republikanischen Ara nbsp Yang Zengxin erster Gouverneur 1912 1928 und am langsten amtierender der gesamten Geschichte der Provinz 133 nbsp Jin Shuren zweiter Gouverneur dieser Ara 1928 1933 134 nbsp Sheng Shicai dritter Provinzherrscher dieser Ara 1933 1944 Seine Regierung etablierte das Ethnonym Uiguren offiziell 135 nbsp Chinesische Soldaten in Habachtstellung Hotan 1915 nbsp Kuomintang Partei Urumqi 1942 Mit und nach dem Sturz des chinesischen Kaiserreiches der Qing Dynastie im Jahr 1911 folgte eine fragile Regierung der nationalistischen Republikaner 1911 1949 die die Nachfolgeherrschaft uber das Territorium der Qing ubernahm Wahrend dieser Zeit stellte die Region Xinjing zwar noch immer nominell eine Provinz Chinas dar wurde aber nur lose von han chinesischen Gouverneuren kontrolliert die in schwacher Beziehung zu den Zentralbehorden standen 127 103 In der Realitat befand sich Xinjiang in einer chaotischen Verfassung 103 und die Provinzgouverneure fuhrten die Region wie ihr eigenes kleines Feudalreich 127 spielten nun die Rolle unabhangiger Kriegsherren und hielten eigene Aussenbeziehungen zu den benachbarten Staaten 103 Der erste Provinzgouverneur der republikanischen Ara Yang Zengxin war zugleich Vertreter der seit uber 1000 Jahren zuruckreichend bis in die Tang Dynastie ersten Generation Han chinesischer Beamten die die Nicht Han Grenzgebiete regierten wo vorher stattdessen Mongolen und Mandschus eingesetzt worden waren Wahrend der folgenden vier Jahrzehnte der Republik in Xinjiang machten chinesische Gouverneure nun zum Regieren vollen Gebrauch von Vermittlern die von ihnen abhangig waren darunter tatarische Expatriaten Mandschu Bannermanner Solon und Sibe weisse russische Soldaten der muslimische Prinz von Hami mongolische und kasachische Fursten und Hauptlinge turkvolkische Begs und Hui Soldaten also chinesischsprachige Muslime Bevor die Zentralregierung die Kontrolle in Xinjiang in den 1940er Jahren wieder ubernehmen konnte bestand das Ziel der Han Gouverneure der republikanischen Ara darin die traditionell auf Peking gerichtete Loyalitat dieser Vermittler weg und hin auf die Verwaltung in Urumqi zu leiten Yang und seine Nachfolger wollten in religiosen kulturellen wirtschaftlichen oder politischen Fragen die Rolle von Schiedsrichtern uber die Angelegenheiten ihrer abhangigen Vermittler einnehmen deren wichtige Funktion bei der Vermittlung der Han Herrschaft unter ihren Untertanen sie anerkannten Yang betrachtete die Ausweisung Xinjiangs als Provinz im Jahr 1884 als Fehler und versuchte eine Grundlage fur einen institutionalisierten Unterschied von Xinjiang wiederherzustellen das er als ein von den inneren chinesischen Provinzen sich unterscheidendes Land ansah Dazu wollte er die halbautonomen Amter entfernen die traditionell von Vertretern aus Peking besetzt wurden und die zentralisierungs und integrationsorientierten Bemuhungen des spaten Qing Staates auf Xinjiang ausdehnt hatten An ihrer Stelle besetzte Yang seine Provinzburokratie mit aus der Qing Zeit berufserfahrenen Han Beamten des Nordwestens Mit ihnen schuf er eine neue Berufskaste nach dem Vorbild der innerasiatischen Eroberungselite Wahrend Yang konsequent eine konservative ethno elitare Plattform forderte unterdruckte er gleichzeitig unverzuglich samtliche nationalistischen Plattformen einschliesslich derer die die gelbe Rasse achteten 133 Ethnische Bevolkerungsanteile im Jahr 1941 nbsp Xinjiang 136 137 nbsp Tarimbecken 136 Eine in den Jahren 1940 bis 1941 durchgefuhrten Bevolkerungserhebung der Provinzialregierung Xinjiangs ergab eine Gesamtbevolkerung von 3 730 051 Einwohnern fur die Provinz Dreiviertel dieser Bevolkerung lebten der Erhebung zufolge im Tarimbecken dessen Bevolkerung wiederum zu 95 aus Uiguren bestand wahrend Chinesen 1 Kasachen ein weiteres Prozent und sonstige Ethnien die restlichen 3 der Bevolkerung im Tarimbecken stellten 136 Im Gegensatz zu der weitgehend homogenen Bevolkerung des Tarimbeckens mit seiner starken Dominanz an Uiguren war das nordliche Xinjiang ethnisch vielfaltiger 136 und vorwiegend von Kasachen besiedelt 137 Die Uiguren des Tarimbeckens machten dabei 91 der Gesamtbevolkerung an Uiguren in Xinjiang aus wahrend 5 der Uiguren in Urumqi lebten und dort 35 der Bevolkerung stellten wahrend dort Chinesen 36 Kasachen 12 und sonstige Ethnien 17 ausmachten weitere 3 in Gulja entsprach 24 der dortigen Bevolkerung wahrend Kasachen 36 Chinesen 6 und sonstige Ethnien 34 ausmachten und schliesslich 1 in Tacheng entsprach 6 der dortigen Bevolkerung die zu 54 aus Kasachen zu 16 aus Chinesen und zu 24 aus sonstigen Ethnien bestand 136 Das Ili Gebiet war somit in etwa zu gleichen Teilen von Uiguren Hui Chinesen und Kasachen bewohnt wahrend Urumqi gleiche Anteile an Uiguren und Han Chinesen aufwies 137 Zu den sonstigen nicht chinesischen Ethnien Xinjiangs gehorten zu dieser Zeit Kirgisen Kalmucken Tadschiken und Tungusen Anders als bei den in Oasen lebenden und hauptsachlich landwirtschaftlich tatigen Uiguren handelte es sich bei den Kasachen Kirgisen und Kalmucken um nomadisierende Hirten wobei die Kasachen fur ihre Reitkunste beruhmt waren Obwohl die ethnischen Chinesen nur eine Minderheit von 5 Han Chinesen und 2 5 Hui Chinesen in Xinjiang beziehungsweise 1 Chinesen im Tarimbecken stellten handelte es sich bei ihnen um die herrschende ethnische Gruppe die sowohl die Burokratie als auch die Streitkrafte dominierte Sie waren zumeist landwirtschaftlich tatig teilweise aber auch im Geldverleih und Karawanenhandel 136 In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts beforderten die in Kontakt mit der Turkei und den Tataren Russlands stehenden lokalen Eliten den panturkistischen Reformismus der sich erstmals ideologisch in den antikolonialen Bewegungen Xinjiangs niederschlug Wahrend dieser Phase als die chinesische Macht in ihrem Zentrum geschwacht war und Grossmachte wie Grossbritannien und Russland die verschiedenen politischen Fraktionen zugunsten ihres eigenen Einflusses gegeneinander auszuspielen versuchten kam es in Xinjiang zwei Mal zur Grundung einer unabhangigen Republik 138 Erste Republik Ost Turkestan 1933 1934 Bearbeiten Hauptartikel Islamische Republik Ostturkestan Turkisch Islamische Republik Ostturkestan Republik Uiguristan nbsp Hodscha Niyaz Prasident der kurzlebigen Republik 1933 nbsp Von der Ersten Republik Ostturkestan kontrollierte Gebiete rot 1931 fuhrte Hodscha Niyaz K h wad j a Niyaz Ḥad j d j i eine Rebellion mit dem Ziel an das Land durch Grundung einer Turkisch Islamischen Republik Ostturkestan zu befreien 103 Diese Republik im Englischen manchmal Turk Islamic Republic of East Turkistan abgekurzt TIRET wurde von den Emiren von Hotan und von antikommunistischen Pan Turkisten gefuhrt und hatte ihren Schwerpunkt in den Gebieten von Hotan und Kaxgar 138 Hauptstadt dieser kurzlebigen Islamischen Republik Ostturkestan 1933 1934 war Kaxgar das im Chaos der 1930er Jahre erneut als ein Zentrum des Widerstands gegen die chinesische Herrschaft fungierte Intellektuelle aus der Region Kaxgar spielten in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts eine besonders tragende Rolle bei der Verbreitung neuer Denkweisen wie dschadidistische Reformbewegung Ethnonationalismus Pan Turkismus und dem Islamischen Fundamentalismus Auf Kaxgar und Ili konnten sich Exilanten aus Xinjiang in der Sowjetunion beziehen die diese politische und intellektuelle Arbeit teilweise noch energischer betrieben Zu den revolutionaren Initiativen in Kaxgar gehorten die fruhen reformistischen Grundschulen und die erste Druckpresse im Tarim Beckens Dieser von Kaxgar aus regierte Staat war auch als Republik Uiguristan bekannt 121 Auf einigen ihrer Munzen hatte sich die Ostturkestanische Republik 1933 als Islamische Republik Uiguristan bezeichnet 135 Die Bezeichnung der Islamischen Republik Ostturkestan als Republik Uiguristan spiegelte die zunehmende Verwendung des Ethnonyms Uiguren wider mit dem aus dem Tarim Becken stammende sesshafte Turken identifiziert wurden 121 Die Bewegung wurde durch sowjetische Intervention zur Unterstutzung des chinesischen Provinzstatthalters im Juli 1934 niedergeschlagen und es wurde eine grausame Kampagne von Massakern an Muslimen gestartet 103 Die Regierung von Sheng Shicai dem nach Yang Zengxin 1912 1928 und Jin Shuren 1928 1933 dritten Provinzherrscher Xinjiangs 1933 1944 der republikanisch chinesischen Phase 134 um 1934 bereits seine Kontrolle in Kaxgar gefestigt hatte 135 139 und die Bezeichnung als uigurisch unterstutzte etablierte das von der Ostturkestanischen Republik verwendete Ethnonym Uiguren bald auch offiziell von chinesischer Seite 135 Hodscha Niyaz stieg zum nominellen Provinzfuhrer auf 140 Die im Gebiet von Kaschgar von 1928 bis 1937 stattfindende muslimische Rebellion konnte zwar letztendlich vom Provinz Kriegsherrn Sheng Shicai mit sowjetischer Hilfe unterdruckt werden doch wurde die Kontrolle durch die chinesische Zentralregierung erst 1943 wiederhergestellt 125 Die Massentotungen nach der Unterdruckung der Bewegung im Jahr 1934 hielten die Muslime in der Region nicht davon ab die Waffen erneut gegen die chinesische Herrschaft und den sowjet russischen Druck zu ergreifen 103 1937 kam es zu einer Rebellion Sabil Allah 141 unter Fuhrung von ʿAbd Allah al Niyaz und Kichik Akhund die jedoch ebenfalls scheiterte 103 142 Einer weiteren Rebellion im Jahr 1940 gelang unter Fuhrung von ʿUt h man Batur zwar der Sieg gegen die Sowjet Russen doch wurde auch sie 1943 niedergeworfen diesmal von Truppen der chinesischen nationalistischen Regierung 103 Zweite Republik Ost Turkestan 1944 bis 1949 Bearbeiten Hauptartikel Republik Ostturkestan Republik Ostturkestan nbsp Elihan Tore erster Prasident der Republik nbsp Von der Zweiten Republik Ostturkestan kontrollierte Gebiete rot Trotz des Scheiterns der fruheren Rebellionen kam es in der Folge zu einer weiteren Zunahme von turkischem Nationalismus und Sezessionsbewegung Ein Aufstand im Gebiet des Ili Tals im November 1944 fuhrte zur Grundung der Republik Ostturkestan S h arḳi Turkistan Ḏj umhuriyyati Zwar handelte es sich hierbei vor allem um eine von der kasachischen und uigurischen Bevolkerung betriebene Bewegung doch wurde sie spater in betrachtlichem Umfang von Nicht Muslimen unterstutzt 103 Von 1944 bis 1949 wurde diese Republik im Englischen East Turkistan Republic abgekurzt ETR von den Sowjets unterstutzt und stutzte sich auf die drei nordlichen an der Grenze zur Sowjetunion liegenden Bezirke von Xinjiang 138 Erster Prasident war Elihan Tore ʿAli K h an Ture ein usbekischer ʿalim Das Hauptziel der Republik Ostturkestan lag laut Erklarung vom 5 Januar 1945 in der Schaffung eines multinationalen demokratischen Staates mit Religionsfreiheit Offenbar wurde der Islam nicht als offizielle Religion der Republik angenommen Dennoch hatte die Bewegung eine turko islamische Ausrichtung da der Islam als Grundlage fur die Einheit innerhalb der Muslime in der Republik fungierte die Dreiviertel der Bevolkerung ausmachten Aufgrund verschiedener Einflusse konnte sich die Ostturkestanische Republik lediglich drei Jahre halten 103 Die beiden kurzen Perioden der Unabhangigkeit der Uiguren oder ihres Siedlungsgebietes Altishahr in den Jahren 1933 1934 und 1944 1949 endeten somit jeweils mit der Ruckeroberung des Territoriums durch die Chinesen 115 114 trotz der Schwachung Chinas in der chaotischen republikanischen Phase 114 und in beiden Fallen mit Hilfe der Sowjetunion 115 Die turkisch nationalistische Geisteshaltung jedoch fur die sich die Befurworter der Republik Ostturkestan einsetzten halt bis in die Gegenwart an 103 Nach der Chinesischen Revolution im Jahr 1949 blieb zunachst unklar unter welche Herrschaft die Region Xinjiang fallen wurde Statt beispielsweise wie die Mongolische Volksrepublik als unabhangiger Satellitenstaat in den Einflussbereich der Sowjetunion zu geraten wurde sie jedoch schliesslich mit der Volksrepublik China VR China zusammengelegt 127 Flaggen Bearbeiten Siehe auch Flagge der uigurischen Unabhangigkeitsbewegung Von den mindestens sechs verschiedenen Flaggen der Warlords 143 zwei mit Schahada zwei rot gelb mit Stern blau oder rot mit Halbmond gilt die hellblaue Flagge nach dem Vorbild der Turkei noch heute nationalistischen Uiguren als Identifikationssymbol Auch Logo und Flagge der im Jahr 2003 aufgelosten China Xinjiang Airlines sind daran angelehnt und zeigen eine Form eines seitenverkehrten Halbmonds auf blauem Grund mit einem blauen Kranich 144 nbsp Version mit Schahada nbsp Halbmond Variante 1nach dem Vorbild derFlagge der Turkei nbsp Halbmond Variante 2 nbsp Flagge der Republik China alt der weisse Streifen verkorpert Chinas Muslime Uiguren und Hui nbsp Sheng Shicais erste Flagge in chinesischem Rot Gelb nbsp Sheng Shicais zweite Flagge in chinesischem Rot GelbAufnahme in die VR China und Auswirkungen auf die uigurische Gesellschaft seit 1949 Bearbeiten Historisches Vorfeld Bearbeiten nbsp Mao Zedong und Zhang Zhizhong 11 Oktober 1945 In ahnlicher Weise wie die Sowjetunion aus den heterogenen Gebieten des russischen Zarenreiches gebildet worden war erbte die Volksrepublik China VR China die meisten vom Mandschu Reich der Qing Dynastie vor dessen Zusammenbruch 1911 eroberten Gebiete 145 Bevor die Kommunistische Partei Chinas KPCh im Jahr 1949 die volle Kontrolle uber China ubernommen hatte bestand die Erwartungshaltung vieler Uiguren im baldigen Erreichen ihrer vollstandigen politischen Unabhangigkeit in Xinjiang Diese Erwartung war sowohl von Mao Zedongs Ausserungen ein Jahrzehnt zuvor entsprechend genahrt worden als auch von Xinjiangs letztem Gouverneur unter den Nationalisten Kuomintang kurz KMT Zhang Zhizhong der in der Offentlichkeit uber die mogliche Entkolonialisierung der Region nach dem Vorbild Indiens und der Philippinen gesprochen hatte 146 Fruhe Jahre der KPCh Herrschaft 1949 1957 Bearbeiten Siehe auch Geschichte der Volksrepublik China von 1949 bis 1957 Nach Grundung der Volksrepublik China jedoch wurden die Uiguren von den KPCh Funktionaren aufgefordert sich mit der Autonomie zufrieden zu geben die im Sinne einer Kontrolle uber ihre eigenen Angelegenheiten beschrieben wurde 146 Mao Zedong selbst sah in der Entwicklung Xinjiangs grosses wirtschaftliches Potenzial fur China und sagte spater Wir sagen China ist ein Land mit riesigem Territorium reichen Ressourcen und grossen Bevolkerungen aber tatsachlich ist es die Han Bevolkerung die gross ist und es sind die Minderheiten Nationalitaten deren Territorium riesig und deren Ressourcen reich sind 147 148 149 So wurde auch die gesamte Region Xinjiang in den zur Zeit des Untergangs des Qing Reiches geltenden Grenzen also einschliesslich der uigurischen Mehrheitsregionen im Tarim Becken im Ili Tal und in den nordlichen Oasen nach der kampflosen Kapitulation der chinesischen nationalistischen Regierung in Xinjiang gegenuber der weit uberlegenen Armee der Kommunisten im Chinesischen Burgerkrieg mit Billigung der Sowjets von der am 1 Oktober 1949 gegrundeten Volksrepublik China einverleibt wahrend die Fuhrung der Republik Ost Turkestan vermutlich unter sowjetischem Druck einer Aufnahme in die KPCh zugestimmt hatte Um ihre Ziele fur das gesamte Territorium in den Grenzen des alten Qing Reiches umsetzen zu konnen nahm die KPCh die veranderungswilligen Eliten auf und formte die sozialen Bewegungen der vergangenen Jahrzehnte fur ihre eigenen Bedurfnisse um 1 1955 versuchte die chinesische Regierung ihren Ruckhalt in der turksprachigen Bevolkerung in dem Gebiet zu starken als sie Xinjiang mit der Betitelung Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang versah doch war die Verwaltung der Region in der Praxis weder uigurisch noch tatsachlich autonom 150 Peking bediente sich dabei zunachst der assimilierungswilligen Eliten Xinjiangs die es zu jeder Zeit der chinesischen Herrschaft gegeben hat Es waren Muslime aus Xinjiang die die revolutionare Literatur Maos und seiner Genossen ins Arabische Turkische und Persische ubersetzten und im Ausland verbreiten halfen Onkel Kurban und Vorsitzender Mao nbsp Kurban Tulum trifft Mao Zedong der bei dem Foto auf einem hohen Podest steht 1958 151 nbsp Monumentale Statue des Treffens in der Mitte des Tuanjie Platzes 团结广场 dt etwa Platz der Einheit in Hotan 2017 152 Beim Treffen entstand eines der namhaftesten Minderheitenbilder der Staatsmedien in der Mao Ara Es betonte Bewunderung und Loyalitat von Minderheiten gegenuber der KPCh und dem multiethnischen Staat Kurban wurde Berichten zufolge 1883 in Keriya Yutian geboren hatte sich als Saisonarbeiter bei uigurischen Grundherrn verdingt erhielt durch die 1952 von der KPCh in Xinjiang durchgefuhrte Landreform Ackerland einen Esel und landwirtschaftliches Gerat und hatte seit 1956 versucht den weiten Weg von Keriya nach Beijing zu uberwinden um Mao zu sehen bis er 1958 als Delegierter eingeladen wurde 151 Onkel Kurban wurde zum Symbol ethnischer Eintracht 153 An Uiguren gerichtete Mao Denkmaler nbsp Denkmalsaule in Niya Kreis Niya mit Zitat Mao Zedongs in vereinfachter chinesischer Schrift nbsp und in der heute aufgegebenen lateinisch uigurischen Schrift nbsp Statue in Keriya Mao rechts begegnet dem uigurischen Bauern Kurban Tulum links Andererseits trat die KPCh in Konflikt mit alten historisch verwurzelten Institutionen die sich bis dahin weitgehend unbeschadet hatten halten konnen wie Moscheen mit Landbesitz oder unabhangige Richter Als einen der ersten Eingriffe nahm die chinesische Herrschaft der Mao Ara die Abschaffung des islamischen Rechtssystems vor das in der Qing und in der republikanischen Ara parallel zum staatlichen Rechtssystem bestanden und sich mit Zivil und geringfugigen Strafangelegenheiten befasst hatte 1 Zugig wurde auch 1950 eine sich nachhaltig auswirkende Landreform durchgefuhrt durch die Bauern die gepachtetes Land bestellt hatten nun Landbesitz erlangten wahrend die fruheren Landbesitzer pomeshchik enteignet und ihre Familien durch Zuweisung einer sozialen Klasse als lokale Despoten stigmatisiert wurden 154 Zu den verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Zielen der Landreform in der Anfangszeit der VR China gehorte auch die Entmachtung der in der Regel aus sogenannten Grundbesitzern bestehenden lokalen Eliten Die Landreformen sollten durch Senkung der Pachten und die Neuverteilung des Landes die Mobilisierung der armeren Bauern gegen die lokalen Eliten bewirken und der kommunistischen Partei die Unterstutzung der armeren Gesellschaftsschichten sichern Arbeitsgruppen der Volksbefreiungsarmee VBA fuhrten neben der 1950 begonnenen Landreformbewegung in Xinjiang Prozesse und Kampftreffen gegen lokale Despoten und die in uigurischen Gebieten ebenfalls bedeutende Landereien besitzenden islamischen Einrichtungen durch 155 Der Staat nahm unter kommunistischer Fuhrung eine zentrale Rolle in der uigurischen Gesellschaft ein trieb Veranderungen massgeblich voran und setzte eine die Anstrengungen von Sheng Shicai weit ubertreffende burokratische Durchdringung durch 1 A 13 Die Volksrepublik China begann bald damit das zuvor von der Sowjetunion begrundete und in geringerem Massstab sowohl von Sheng Shicai als auch von der Zweiten Republik Ost Turkestan betriebene Management der uigurische Kultur fortzufuhren Forscher bereisten die Region zur Ansammlung von uigurischer Folklore 1 Bis einschliesslich 1957 brachte die Herrschaft der VR China viele Verbesserungen gegenuber der vorangegangenen chaotischen republikanischen Ara mit deren Kriegsfuhrung und standigen Ausgabe neuer Inflationswahrungen 1 Zwar war die VR China energisch bei der Durchsetzung ihrer Hauptziele vorgegangen zu denen neben der Bekampfung des bewaffneten Widerstands und dem Aufbau der Partei und Regierungsstruktur auch die Landreform die Erschliessung neuer landwirtschaftlichen Flachen sowie die Kontrolle der islamischen Institutionen gehorten 156 Doch hatten die vermutlich die Mehrheit der uigurischen Bevolkerung stellenden Bauern durch die Landreform mehr okonomische Eigenstandigkeit erhalten 1 Auch hatte es die chinesische Fuhrung in den fruhen 1950er Jahren vermieden mit ihrer Politik die kulturellen Unterschiede der Han Chinesen zu den Turkvolkern und anderen Nationalitaten in Xinjiangs zu stark hervorzuheben 156 Die KPCh rief Kampagnen gegen Han Chauvinisim ins Leben die die Einbeziehung indigener Volker wie die Uiguren in Entscheidungspositionen propagierten fur die bis dahin Han Beamte privilegiert waren Die Bevolkerung konnte ihr aus der Qing Zeit gewohntes Alltags und Familienleben fortfuhren 1 Mao selbst kritisierte in den 1950er Jahren wiederholt den Han Chauvinismus und stellte die VR China als multiethnische Nation dar 19 Ara der Kulturrevolution 1957 1978 Bearbeiten Wahrend die kommunistische Fuhrung in den ersten Jahren ihrer Herrschaft in Xinjiang Reformen noch zunachst mit einiger Zuruckhaltung betrieb wurden die Uiguren in den spaten 1950er Jahren denselben radikalen und leidensvollen Veranderungen ausgesetzt wie die Bevolkerung im ubrigen China 1 Es begann eine Ara in der Mao den Klassenkampf als Leitmotiv in den Vordergrund stellte Die maoistische Politik wechselte nun zwischen Perioden mit wirtschaftlichem Chaos im Grossen Sprung nach vorn und solchen mit wirtschaftlichen politischen und militarischen Chaos in der Grossen Proletarischen Kulturrevolution Diese Phase war von einem streng kommunistischen und fremdenfeindlichen Klima gepragt das sich gegen Kulturelemente richtete die als feudal angesehen wurden oder von der als sozialistisch erachteten Norm abwichen 156 nbsp Mao Zedong bei der Verkundung der Hundert Blumen Bewegung 2 Mai 1956 nbsp Parade wahrend der Anti Rechts Kampagne 1957 Der Kritik an Partei und Regierung einfordernden Hundert Blumen Bewegung folgte nach dem Entsetzen der chinesischen Fuhrung vor dem Ausmass der offentlichen Kritik umgehend die repressive Anti Rechts Kampagne Beide Kampagnen legten die Unzufriedenheit der Uiguren mit der Herrschaft der Han Chinesen in Xinjiang offen 157 Nachdem Mao 1956 fur kurze Zeit der Meinungsfreiheit durch die landesweite Kampagne der Hundert Blumen Bewegung mehr Raum gegeben hatte um durch Aufruf zu offentlicher Kritik an der Partei und der Regierung die Ursachen fur das schleppende Wirtschaftswachstum zu ergrunden und Partizipation des Volkes zuzulassen war die chinesische Fuhrung von Umfang und Vehemenz der Reaktion auf die Hundert Blumen Bewegung entsetzt und startete unmittelbar darauf die Anti Rechts Kampagne 157 in deren Verlauf uber 1 000 uigurische Beamte Sauberungen wegen lokalem Nationalismus oder vermeintlicher Verbindung mit der Sowjetunion zum Opfer fielen 1 Sowohl die Berichterstattung uber die Hundert Blumen Bewegung als auch diejenige zur Anti Rechts Kampagne hatte den KPCh Behorden in Xinjiang die unter der Nicht Han Bevolkerung weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Nationalitatenpolitik und mit der realen Umsetzung der Xinjiang versprochenen Autonomie in der Han Chinesen die tatsachliche Macht innehatten enthullt 157 Die Anti Rechts Kampagne ebnete in Xinjiang daraufhin den Weg fur die willkurliche Politik der Mao Ara und erfolgte im Verein mit der Kampagne der Religionsreform die zum volligen Abbau uigurischer religioser Einrichtungen und Praktiken fuhrte 1 Gefolgt wurde die anti religiose Kampagne vom Grossen Sprung nach vorn 1958 1962 der zu okonomischen Katastrophen und oftmals zu Hunger oder Hungersnot fuhrte 1 Vor dieser Hungersnot flohen 1962 etwa 50 000 nomadische Kasachen Kirgisen und Uiguren mit ihren Pferden in die Sowjetunion Daruber hinaus brachte der Grosse Sprung auch die Zerstorung der uigurischen Sozialstrukturen mit sich Die Kollektivierung belastete die Organisation der Haushalte und verhinderte mit der gemeinsamen Zubereitung von Mahlzeiten bedeutende Alltagsroutinen und Brauche der Gastfreundschaft Die Umwalzungen des Grossen Sprungs und der Kulturrevolution 1966 1976 veranderten die uigurische Gesellschaft auf fast allen Ebenen Diese Umbruche wurden zentral und hauptsachlich von Han Chinesen vorangetrieben doch waren die Uiguren davon besonders stark belastet weil von ihnen zum einen wie von der ubrigen chinesischen Bevolkerung gefordert wurde Maos soziookonomische Visionen umzusetzen sie aber zum anderen einer offen assimilatorischen Agenda der Behorden in Xinjiang ausgesetzt waren die auf eine Losung der Nationalitatenfrage durch Anpassung der Uiguren an chinesische kulturelle Normen abzielte 1 Ende der 1950er Jahre wurde die uigurische Sprache formalisiert 1 und mit einer neuen lateinischen Schrift genauer Pinyinisierung der Schrift versehen 1 158 Mit der Abwendung von den kyrillischen Schriften und der stattdessen erfolgten Einfuhrung neuer Schriftsysteme fur in Xinjiang lebende Turkvolker reagierte die chinesische Fuhrung 1960 auf die inzwischen erfolgte Abkuhlung der chinesisch sowjetischen Beziehungen 158 Ziel der KPCh war es dabei kulturelle Unterschiede sowohl zu berucksichtigen als auch unter Kontrolle zu halten 1 Der Kontakt der Uiguren in China zu den Turkvolkern in der Sowjetunion sollte gekappt die Einfuhrung chinesischen Vokabulars in Turksprachen erleichtert und somit die Fusion und Assimilation von Minderheiten in die chinesische Mehrheitsgesellschaft vorangetrieben werden 158 Zur Zeit ihrer intensivsten Auspragung mit Umbau der Moscheen zu Parteiburos und Verbot religioser Texte hatte die Kulturrevolution die offentliche Ausubung islamischer Brauche fast unmoglich gemacht 1 Trotz der formalen Autonomie und Religionsfreiheit wurde und wird vor allem der der kommunistischen Ideologie feindliche Islam dem die meisten der Uiguren angehoren stark uberwacht und ist Restriktionen ausgesetzt so durfen Schuler Beamte und generell unter Achtzehnjahrige keine Moschee besuchen Die Regierung begrundet dies mit der Befurchtung dass sich in den Moscheen Zentren des separatistischen fundamentalistischen Widerstandes bilden konnten 159 Demographische Sinisierung Xinjiangs Bearbeiten Siehe auch Abschnitt Sinisierung Xinjiangs in Uiguren und Abschnitt Systematische Verhutungseingriffe sowie Schwangerschaftsabbruche seit 2015 in der Verfolgung und Umerziehung der Uiguren in China seit 2014 Proportionale demographische Verschiebung des Bevolkerungsanteils der Han Chinesen gegenuber dem der Uiguren in Xinjiang nbsp 1952 bis 2004 Uiguren in dunkelblau Han Chinesen in rot nbsp 1944 bis 2000 nach Berechnungen von Anwar Rahman 2005 160 Bild rechts Fur 1999 und 2000 wurden den Han Chinesen die Arbeiter aus chinesischen Inlandprovinzen zugerechnet die zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Ressourcenfeldern in Xinjiang leben aber unter die Gerichtsbarkeit der chinesischen Zentralbehorden fallen also bei der Volkszahlung in Xinjiang unberucksichtigt blieben Im Jahr 1998 betrug ihre Anzahl 1126500 Menschen bestatigt vom Xinjiang Statistical Year Book 1999 160 Eine weitere Folge der Politik der Mao Ara ist ein massiver demographischer Wandel insbesondere im Norden Xinjiangs 1 indem die kommunistische Regierung ab 1953 in Wellen die Masseneinwanderung von Han Siedlern nach Xinjiang forcierte um die Region zu sinisieren und unter Kontrolle zu halten 103 161 wobei sich die Han Bevolkerung Xinjiangs durch Zustrom von Han Siedlern und Fluchtlingen aus dem inneren China zum Beispiel in der Zeit von 1953 bis 1964 verzehnfachte 1 160 Die Mehrzahl Xinjiangs Han chinesischer Immigranten der 1950er bis 1970er Jahre wurden vom Aufbaucorps Bingtuan umgesiedelt und erhielten auch Arbeit im Aufbaucorps 162 1 das wahrend der meisten Zeit der Mao Ara uber 25 der Wirtschaftsleistung Xinjiangs ausmachte grosse Mengen neuen Landes bewirtschaftete 1 und zur Verdopplung zwischen 1955 und 1960 beziehungsweise fast zur Verdreifachung zwischen 1949 und 1961 der landwirtschaftlichen Anbauflache Xinjiangs beitrug 1 162 Die zum Aufbaucorps Bingtuan gehorende Bevolkerung in Xinjiang wuchs durch den Han chinesischen Migrationszustrom von 200 000 1954 und 300 000 1957 in den 1950ern auf 500 000 bis 600 000 im Jahr 1966 Aufbaucorps Bingtuan vermittelte aber auch den massiven Han chinesischen Migrantionszustrom nach Xinjiang 1959 und 1960 jeweils mehr als 800 000 1961 mehr als 600 000 in der Hungerzeit wahrend des Grossen Sprungs nach vorn sowie wahrend der Kulturrevolution in den Jahren 1965 bis 1967 1 6 Millionen Zudem sollen nach Angaben von 1975 im Rahmen von Maos Politik des Hinuntersendens xiafang 下放 A 14 450 000 Stadtjugendliche nach Xinjiang angesiedelt worden sein und somit mehr als in die meisten anderen Regionen Chinas Als ihre Zentrale wurde die neue Stadt Shihezi durch den Aufbaucorps Bingtuan erbaut 162 Wahrend aber rund zwei Millionen Han chinesische Siedler nach Xinjiang stromten flohen Zehntausende Uiguren und Kasachen in die Sowjetunion und nochmals Tausende nach Afghanistan 1 Geburtenkontrolle Bearbeiten Siehe auch Abschnitt Systematische Geburtenkontrolle seit 2015 in der Verfolgung und Umerziehung der Uiguren in China seit 2014 Die Uiguren waren zwar wie alle Minderheiten in der VR China im Gegensatz zu den Han Chinesen von der Ein Kind Politik A 15 ausgenommen wurden aber dennoch per Geburtenkontrolle Geburtenziffer behordlich reglementiert 163 164 Stadtischen Uigurinnen waren maximal zwei und landlichen drei Kinder gestattet zu gebaren 163 164 aber auch diese nur mit einer behordlichen Spezialgenehmigung 163 Dabei ubten die chinesischen Behorden Druck auf Uigurinnen aus weniger Kinder zu gebaren Da die Geburtenkontrolle nicht in allen Kreisen der Bevolkerung Anwendung fand waren Abtreibungen noch zu Beginn des 21 Jahrhunderts alltaglich und fanden laut Schweizerischer Fluchtlingshilfe SFH aufgrund der schwachen medizinischen Versorgung unter schlimmsten Bedingungen statt 163 Autonomiebestrebungen und staatliche Repression seit 1949 Bearbeiten nbsp Tughluq Timur Mausoleum Exterior 1904 nbsp Interior 1904 Das Mazar Grab des Taschagatai Khans Tughluq Temur in Korgas westlich von Kuqa im Kreis Huocheng Yining Almaliq Ili ist ein islamisches Mausoleum aus der Zeit der mongolischen Yuan Dynastie in China 119 165 Wahrend der Kulturrevolution 1966 1976 enteignete es der XPCC und ordnete an in seinem Inneren Schweine zu halten 166 Siehe auch Xinjiang Konflikt Eine grosse Anzahl von Forschungsarbeiten dokumentiert die Geschichte der Beziehungen zwischen Uiguren und Han Chinesen und zeugt sowohl von Zusammenarbeit als auch von Konflikten die seit vielen Jahrhunderten andauern und bis zum Bau der Chinesischen Mauer zuruckreichen 167 Auch in jungerer Zeit gibt es in Xinjiang eine lange Geschichte von Beschwerden der Uiguren gegen die chinesische Herrschaft 168 169 170 171 Da der westliche Teil der Region in der Mitte des 20 Jahrhunderts als mit der Sowjetunion verbundene Republik Ostturkestan Unabhangigkeit genossen hatte und eine wirksame Kontrolle durch China erst kurz nach Grundung des kommunistischen Staates im Jahr 1949 erreicht werden konnte blieben Erinnerungen an eine eigene politische und administrative Identitat der Uiguren in bestimmten Gebieten und in bestimmten Teilen der uigurischen Gesellschaft stark ausgepragt 168 169 Nach der Festigung der chinesischen Herrschaft durch die Brigaden des Produktions und Aufbaukorps und der Grundung der autonomen Region Xinjiang im Jahr 1955 kam es regelmassig zu Protesten 23 Spate 1950er bis Mitte 1980er Jahre Bearbeiten Die Zeit der spaten 1950er bis Mitte der 1980er Jahre war von Feindseligkeiten zwischen China und der Sowjetunion gepragt die sich weitaus mehr an entscheidenden nationalen Faktoren ausrichteten als an Rechten oder Ansichten ethnischer Minderheiten und in Anbetracht derer Xinjiang eine sensible Grenzregion Chinas zur machtigen Sowjetunion darstellte 172 Lockerungen in den 1980er Jahren Bearbeiten nbsp Deng Xiaoping Skulptur in seinem fruheren Wohnort in Guang an einem Denkmal der VR China 173 nbsp Grabstein fur Hu Yaobang auf dem Yaobang Friedhof in Gongqingcheng 174 nbsp Podest einer Skulptur Saule der Schande als Mahnmal fur die Niederschlagung der Tian anmen Proteste 1989 Foto 2005 nbsp Der politische uigurische Aktivist Urkesh Wu erkaixi fur VOA im Exil in Taiwan Januar 2016 Der in Beijing geborene und vor allem unter seinem chinesischen Namen Wu erkaixi bekannt gewordene uigurische Aktivist Urkesh 1 gehorte zu den prominentesten Studentenfuhrern der Tiananmen Proteste von 1989 175 176 und war die zweitmeist gesuchte Person auf der Fahndungsliste nach deren Niederschlagung 175 die das Ende der politischen Reformperiode markierte 177 Nach dem Tod Mao Zedongs im Jahr 1976 begann eine Reformperiode unter Deng Xiaoping 177 und es kam mit der Machtubernahme der Reformer zu einer kurzzeitigen Lockerung der staatlichen Kontrolle in den 1980er Jahren 178 Die Reformperiode bot fur die Uiguren zunachst vielversprechende Aussichten und die chinesische Fuhrung verfolgte vorubergehend eine Strategie teilweiser Dekolonisation in Xinjiang Die Liberalisierungsreformen wurden in Xinjiang wie auch in anderen Regionen Chinas von Hu Yaobang 1982 bis 1987 KPCh Generalsekretar geleitet der sich in Xinjiang fur die Ruckkehr vieler Han chinesischer Immigranten in ihre Herkunftsregionen und fur erhebliche kulturelle religiose und politische Reformen einsetzte 177 Im April 1980 war es in Aksu zu schweren Unruhen mit vielen Toten bei Auseinandersetzungen zwischen Militarangehorigen und staatlichen Landwirtschaftsangestellten des Produktions und Aufbaukorps einerseits und unzufriedenen xiafang Jugendlichen 下放青年 A 14 andererseits vornehmlich Han Chinesen lokale Uiguren und andere nicht Han Angehorige gekommen die schliesslich von der Volksarmee niedergeschlagen wurden Nach diesen Unruhen und als versohnliche Reaktion die auch die Exzesse der Kulturrevolution in Xinjiang anerkannte durften geschlossene Moscheen wieder geoffnet und islamische Literatur verbreitet werden Mit dem Abklingen der repressiven aber chaotischen Politik der Kulturrevolution konzentrierte sich die uigurische Opposition gegen die chinesische Herrschaft in den 1980er Jahren allmahlich mehr auf die Unabhangigkeit 171 Neben der von der Regierung genehmigten Wiedereroffnung und dem Neubau von Moscheen kam es wahrend der Reformen von Hu Yaobang auch zu einem sprunghaften Anstieg von Veroffentlichungen und kunstlerischen Ausdrucksformen in uigurischer Sprache Angestrebt wurde von Hu Yaobang innerhalb seiner Vision von Demokratisierung und Liberalisierung auch eine starkere Einbeziehung ethnischer Minderheiten wozu eine autonomere Stellung Xinjiangs innerhalb des chinesischen Verwaltungssystems ebenso zahlen sollte wie die Rekrutierung der Fuhrer Xinjiangs aus den indigenen ethnischen Gruppen der Region und die Verankerung ihrer Kultur und Sprache in lokalen staatlichen Institutionen Die Umsetzung der von Hu Yaobang vorgeschlagenen Ziele einer autonomeren uigurische Region Xinjiang und einer demokratischeren Ausrichtung Chinas fand jedoch nie statt 177 Stattdessen wurde Hu Yaobang 1987 von konservativen Kraften der KPCh unter dem Vorwurf abgesetzt seine liberale Politik schure die landesweite Studenten Agitation Teils als Reaktion auf den Sturz von Hu Yaobang ereigneten sich im Jahr 1989 Massenproteste von Studenten auf dem Tian anmen Platz deren Niederschlagung das Ende der politischen Reformperiode markiert 177 Unruhen und staatliche Gegenmassnahmen der 1990er Jahre Bearbeiten Shanghaier Organisation fur Zusammenarbeit SOZ nbsp Shanghai Five von links nach rechts am 5 Juli 2000 Emomalij Rahmon Tadschikistan Jiang Zemin VR China Nursultan Nasarbajew Kasachstan Askar Akajew Kirgisistan und Wladimir Putin Russland sowie rechts Islom Karimov Usbekistan nbsp Die sechs Mitgliedsstaaten der SOZ dunkelgrun Stand 2008 VR China Kasachstan Kirgisistan Russland Usbekistan Tadschikistan sowie Beobachter hellgrun Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 anderte sich die Lage fur die Politik gegenuber der Region Xinjiang entscheidend und der uigurische Separatismus galt ab Anfang der 1990er Jahre als zunehmende Bedrohung fur China 172 177 In Verkennung der tatsachlichen historischen Zusammenhange betrachtete die chinesische Fuhrung Prozesse der ethnischen Selbstbestimmung als verantwortliche Ursache hinter der Auflosung der Sowjetunion und beschloss in China entsprechenden Entwicklungen entgegenzuwirken 177 China Russland und die drei zentralasiatischen westlich an China grenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan Kirgisistan und Tadschikistan begannen sich multilateral zu verbinden und zu organisieren Sie beschlossen vor allem mit Berufung auf die Bedrohung durch ethnische Unruhen und islamischen Fundamentalismus in Zentralasien einschliesslich des uigurischen Separatismus ihre gegenseitige Unterstutzung zu verstarken 172 179 Ihre funf Staatsfuhrer Shanghai Five trafen sich seit ihrem Treffen im April 1996 jahrlich seit Juni 2001 einschliesslich des Vertreters von Usbekistan grundeten 2001 die Shanghaier Organisation fur Zusammenarbeit und unterzeichneten ein Dokument in dem sie sich zur Zusammenarbeit bei der Bekampfung der drei Ubel san gu shili 三股势力 Terrorismus ethnischer Separatismus und religioser Extremismus verpflichten wobei das letzte sich klar auf den islamischen Fundamentalismus bezog 172 179 Tatsachlich kam es vor allem seit den 1990er Jahren zu gewaltsamen separatistischen Stromungen innerhalb der uigurischen Autonomiebestrebungen und Unabhangigkeitsbewegung 180 181 170 Es existierte dabei keine einheitliche uigurische Agenda Wahrend einige Uiguren insbesondere Gewalt anwendende Gruppen einen separaten Staat Uyghuristan oder Ostturkestan genannt forderten und andere Uiguren die Wahrung ihrer kulturellen Eigenheit innerhalb einer autonomen Beziehung zu China anstrebten unterstutzten wiederum andere die Integrierung in das chinesische System Die gewalttatigen Ausbruche in Xinjiang ereigneten sich sporadisch Und die Gruppen die sich jeweils fur verantwortlich erklarten erwiesen sich oft als labil indem sie in Splittergruppen zerfielen sich zusammenschlossen und auflosten 170 Xinjiang galt politisch als sensibelste aller Minderheitengebiete Chinas wo die Situation seit den Aufstanden von 1990 ernster geworden war als in Tibet obgleich Tibet eine umfangreichere und starker wohlgesonnenene Berichterstattung westlicher Medien erhielt als Xinjiang 181 Sowohl die staatlichen chinesischen Behorden als auch die han chinesische Bevolkerung furchteten Gewaltaktionen separatistischer Uiguren doch wurde der allgemeine Eindruck der seit 1990 eskalierenden Bedrohung ubertrieben 182 Der bestehende Umfang der uigurischen muslimischen Separatistenbewegung in China blieb schwach und unter angemessener Kontrolle 170 Die 1990er Jahre stellen einen Wendepunkt in der Geschichte der Beziehungen zwischen dem chinesischen Zentralstaat und seinen Minderheiten dar 178 aus dem sich eine Welle zunehmender politischer Gewalt entwickelte 178 183 Das Anwachsen des ethnischen Nationalismus in der uigurischen Bevolkerung zu Beginn und in der Mitte der 1990er Jahre in Xinjiang und ihre darauf folgende und mit Harte durchgefuhrte politische und kulturelle Unterdruckung durch den chinesischen Staat sind intensiv erforscht worden Diese Repression schien zunachst 1996 mit der Kampagne des harten Schlages yanda 严打 ihren Hohepunkt erreicht zu haben doch fuhrten dann die Anfang 1997 in Gulja Yining ausgebrochenen Proteste zu einer weiteren Verscharfung der Repression die manchen Quellen zufolge nach dem 11 September 2001 noch weiter intensiviert und ausgedehnt wurde 184 Wirtschaftsentwicklung Xinjiangs im Rahmen der Go West Strategie nbsp Gebiete der Grossen Erschliessung Westchinas violett innerhalb der Wirtschaftszonen Chinas nbsp Southern Xinjiang railway 南疆铁路 zwischen Turpan und Korla Foto 2012 Nach Ansicht von Kritikern haben die Projekte der VR China zur Grossen Erschliessung Westchinas durch die gross angelegte Migration von Han Chinesen zur Marginalisierung der indigenen uigurischen Bevolkerungsgruppen Xinjiangs beigetragen deren kulturelle Assimilation erzwungen und deren religiose und politische Freiheiten eingeschrankt worden sei 185 Die Strategie der chinesischen Regierung zur Stabilisierung der Lage in Xinjiang beinhaltete neben der Anwendung dieser repressiven Massnahmen zusatzlich die Implementierung des ebenso bedeutenden Programms Grosse Entwicklung des Westens xibu da kaifa 西部大开发 mit dem grosse Anstrengungen zur Wirtschaftsentwicklung Xinjiangs verbunden waren 184 Die Rhetorik der Grossen Entwicklung des Westens impliziert auch die Notwendigkeit fur die Han Chinesen die ruckstandigen ethnischen Gesellschaften zu unterstutzen damit diese kulturell modern werden konnen 104 186 Die Kampagne zur Grossen Entwicklung des Westens wurde am 17 Juni 1999 von Prasident Jiang Zemin ins Leben gerufen und bildete den Hohepunkt der 15 jahrigen Phase von vorbereitenden Massnahmen die auf Xinjiang als Schwerpunkt abzielte 104 Es wurde eine erzwungene Modernisierung eingeleitet die auf massiven Investitionen zur Entwicklung insbesondere der westlichen Regionen Chinas beruhte So finanzierte der Zentralstaat in Xinjiang fast die Halfte des Provinzbudgets um die Entwicklung voranzutreiben 178 Zu den massiven Infrastrukturprojekten gehorten der Ausbau von Flughafen Autobahnen Eisenbahnlinien Telekommunikationsnetzen und Hochspannungsleitungen fur den Stromtransport aus den westlichen Provinzen in die ostlichen Gebiete Chinas 104 Xinjiang wurde dabei nicht nur Gegenstand von Infrastrukturprojekten und Investitionen sondern war auch demografischem Wandel ausgesetzt 104 Eng an dieses Modell gekoppelt fand eine erzwungene Sinisierung von Minderheiten statt um sie in die chinesische Nation zu integrieren Die Uiguren erlebten eine Flut von uberwachenden und unterdruckenden Massnahmen wie die Sinisierung des Schulsystems und Verbote zur Ausubung religioser Praktiken 178 Wahrend die chinesische Fuhrung die Entwicklung im Rahmen der Grossen Entwicklung des Westens als Reaktion auf die ethnischen Spannungen in der Region betrachtete waren die Transformationen aus Sicht der Uiguren mit ethnischer Ungleichheit verbunden und nur fur die Han Chinesen profitabel 104 In verschiedenen Phasen der 1990er Jahre wurden Tausende politische Gefangene festgenommen und Berichten zufolge inhaftiert Einige wurden nach unfairen Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen verurteilt wahrend andere ohne Anklage oder Gerichtsverfahren inhaftiert blieben 187 Obwohl es in der Reformara grossere Protestaktionen gegeben hatte losten zwei grosse Protestereignisse der 1990er Jahre der Baren Aufstand von 1990 und der Gulja Aufstand von 1997 die grosste Besorgnis bei den chinesischen Behorden der Reformara aus denn sie ubertrafen in Bezug auf Organisation Gewalt und ideologische Herausforderung fur das regierende System alle vorigen Ereignisse in Xinjiang nach 1949 188 Diese Ereignisse von Baren im Jahr 1990 und von Gulja im Jahr 1997 bilden Wendepunkte in der offiziellen Darstellung von Identitat und Sicherheit Von nun an wurde China nicht mehr als eine die verschiedenen ethnischen Minderheiten vereinigende Multi minzu Nation dargestellt sondern als eine Nation die durch ethnischen Separatismus bedroht sei 189 Demonstrationen blieben zwar dem Gesetzworteslaut nach erlaubt wurden aber in der Praxis unterdruckt Seit 1997 fand bis zum Juli 2009 keine grossere organisierte Demonstration mehr statt 190 1998 erklarte Staatsprasident und Generalsekretar Jiang Zemin es sei eine militarisierte Kampagne des harten Schlags yanda 严打 fur die langfristige Aufgabe des Kampfes gegen die Spaltung notig 189 Am Ende des Jahrzehnts befanden sich Uiguren und chinesische Regierung nach den Unruhen in Gulja und der drakonisch durchgefuhrten Kampagne des harten Schlags in einem Teufelskreis von Widerstand und Repression 183 Unruhen in Baren 1990 und weitere Entwicklung Bearbeiten Im April 1990 kam es zu Unruhen im vorwiegend uigurisch besiedelten Baren Kreis Akto im Kirgisischen Autonomen Bezirk Kizilsu nordwestlich von Kaxgar 169 183 Dabei hatten einige Manner die an einem Gebet in einer Moschee in Baren teilnahmen zunachst die Haltung der Regierung gegenuber ethnischen Minderheiten einschliesslich der Geburtenkontrolle Kernwaffentest und Export von Ressourcen aus Xinjiang in das chinesische Binnenland kritisiert worauf sich Massendemonstrationen entwickelten bei denen einige Aktivisten einen Dschihad forderten um die unglaubigen Han Chinesen aus Xinjiang zu vertreiben und einen unabhangigen Staat Ostturkestan zu grunden Uber die Anzahl der Opfer existieren widerspruchliche Angaben 183 Wahrend auslandische Medien von 60 Toten sprachen 183 191 kamen nach offiziellen chinesischen Angaben sechs Polizisten ein uigurischer Kader und 15 Demonstranten zu Tode 183 Chinesische Behorden beschuldigten auslandische Krafte der Einmischung insbesondere die seit langem bestehende und mit Isa Yusuf Alptekin in Verbindung stehende Gruppe von Exil Uiguren in der Turkei 183 Der bewaffnete Aufstand markierte den Beginn des Ubergleitens in Gewalt und Konflikt in Xinjiang 170 183 nbsp Im Rahmen des 1990 begonnenen Zerfalls der Sowjetunion erklarten drei an Xinjiang grenzende zentralasiatische Republiken ihre Unabhangigkeit 6 Kasachstan 16 Dezember 1991 7 Kirgisistan 31 August 1991 12 Tadschikistan 9 September 1991 Des Weiteren die zentralasiatischen Republiken von 15 Usbekistan 1 September 1991 13 Turkmenistan 27 Oktober 1991 Der grosse islamisch inspirierte Aufstand veranlasste die chinesische Fuhrung zu einer langfristigen Strategie zur Erlangung einer strikteren Kontrolle uber die uigurische Gesellschaft Wahrend Xinjiang zuvor noch eine entfernt gelegene indigene Peripherie Chinas geblieben war kam es nun mit dem Herausfordern der staatlichen Ordnung zu einem Wendepunkt in der chinesischen Politik gegenuber den Uiguren und der Region Xinjiang Angesichts des Kontrollverlusts der sowjetrussischen Fuhrung uber die osteuropaischen Satellitenstaaten und des bevorstehenden Zusammenbruchs der Sowjetunion sowie der Entstehung der neuen zentralasiatischen Republiken befurchtete China dass die ethno nationalistischen Bestrebungen der Uiguren in Xinjiang durch das Beispiel der neuen Unabhangigkeit zentralasiatischer Volker und mit deren moglichen Unterstutzung angestachelt werden konnten 169 Die chinesische Fuhrung begann daraufhin mit der Umsetzung des ehrgeizigen Plans die Integration von Xinjiang in China durch verstarkte ethnisch chinesische Besiedlung Xinjiangs zu beschleunigen und die naturlichen Ressourcen von Xinjiang vor allem Ol und Gas verstarkt auszubeuten um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben Mit der wirtschaftlichen Entwicklung kam es aber nicht zu einer Verringerung des lokalen Nationalismus wie von der chinesischen Fuhrung der 1990er Jahre angestrebt 169 Stattdessen kann diese Politik fur die Verscharfung der politischen Spannungen als verantwortlich angesehen werden 169 192 Es kam zu einer Eskalation der Gewalt zwischen den Han Chinesen und der uigurischen Gesellschaft 192 Grunde dafur lagen zum einen in der Masseneinwanderung ethnischer Han Chinesen aus Ostchina nach Xinjiang und zum anderen in der oftmals ungleichen Verteilung der wirtschaftlichen Gewinne und Begunstigung der Han Chinesen in der Bevolkerung 169 192 193 194 179 gegenuber der zunehmend mit Einschrankungen bei der Ausubung ihrer Sprache Kultur und Religion konfrontierten lokalen Bevolkerung anderer Ethnie 192 193 Die sozial und kulturell marginalisierte Volksgruppe der Uiguren fuhlte sich in zunehmendem Masse ausgegrenzt und abgehangt 169 192 193 Sie betrachteten die Politik in Xinjiang als einen bewussten Versuch der chinesischen Regierung die islamische Identitat in der Region zu untergraben um die Uiguren chinesischer zu machen 192 Nach Meinung des Experten fur den Islam in China Daniel Krahl Stiftung Wissenschaft und Politik wurden zwar auch in anderen Regionen Chinas Stadte umgestaltet doch sei die Lage in Xinjiang besonders brisant gewesen da es als Angriff auf die uigurische Kultur interpretiert wurde und den Uiguren das Gefuhl einer ausweglosen Situation gegeben hatte was zu Verzweiflungstaten gefuhrt habe 193 Nach den Massendemonstrationen und gewalttatigen Unruhen in Baren im April 1990 kam es Mitte der 1990er Jahre zu weiteren uigurischen Demonstrationen und Unruhen in verschiedenen Stadten darunter Gulja Hotan Juli 1995 und Aksu zwischen Februar und April 1996 170 183 Die chinesische Regierung reagierte darauf Ende April 1996 mit der Einfuhrung der chinaweiten Kampagne des harten Schlags bekannt als yanda fur yanli daji yanzhong xingshi fanzui huodong gegen Verbrechen 170 183 Diese Kampagne hatte nicht Verbrechen im landlaufig verstandenen Sinn sondern inoffizielle politische Organisationen und speziell separatistische Aktivisten zum Hauptziel 183 also insbesondere Uiguren und Separatisten in Xinjiang 170 183 Ab 1996 fuhrte der chinesische Staat in der Folge regelmassige Kampagnen des harten Schlags durch um Kriminalitat und Bedrohungen der offentlichen Ordnung mittels Mobilisierung der Polizei zu bekampfen 170 Die mit Harte und aus sicherheitspolitischer Sicht zunachst erfolgreich durchgefuhrten Kampagnen des harten Schlags in Xinjiang wurden von Seiten der Uiguren als repressiv wahrgenommen und verscharften auf langfristige Sicht die Spannungen in der Region 170 Als Ausdruck ihrer Abkehr von der liberalen Ethnopolitik der 1980er Jahre hatte die Regierung seit 1995 auch eine Umdefinierung bestimmter kultureller Brauche vorgenommen die nun als politische oder religiose Praktiken aufgefasst wurden Die Regierung verlieh ihrer politischen Kehrtwende Legitimitat indem sie die Massnahmen als Schutz gegen eine von der Regierung als separatistische und terroristische Bedrohung wahrgenommene Entwicklung darstellte So wurden 1995 auch die masrap genannten traditionellen uigurischen Mannerversammlungen reglementiert 195 Das harte Vorgehen gegen von der staatlichen Linie abweichende Meinungen und gegen die Religion in der uigurischen Bevolkerung konnen als Reaktion des chinesischen Staates auf die Unruhen in Baren und auf den Zerfall des Vielvolkerstaates UdSSR angesehen werden Ein 1996 geleaktes und als Dokument Nr 7 bekannt gewordenes Dokument belegte schliesslich dass die VR China ihre Strategie zur Unterdruckung von Religiositat und Selbstbestimmungsbestrebungen in der uigurischen Bevolkerung systematisch verfolgte Das Dokument verordnete eine Doppelstrategie bei der einerseits okonomische Entwicklung Reformen und die staatliche Politik der offenen Tur die Grundlagen fur die Aufrechterhaltung der Stabilitat in Xinjiang bilden sollten wahrend andererseits mittels aggressiver Sicherheitsmassnahmen uigurischer Dissens unterbunden werden sollte der angeblich von internationalen konterrevolutionaren Kraften unter Fuhrung der Vereinigten Staaten von Amerika unterstutzt werde 196 Weder beendete die Kampagne des harten Schlags jedoch den Widerstand radikaler Uiguren und deren Angriffe auf Polizei und andere Symbole chinesischer Autoritat in der Folgezeit noch wurden diese durch sie eingedammt 183 Auf die erste grossangelegte Verhaftungswelle von Uiguren im Jahr 1996 folgte im Februar 1997 der Aufstand von Gulja 23 Unruhen in Gulja 1997 und weitere Entwicklung Bearbeiten Trotz oder moglicherweise auch teilweise aufgrund der weitreichenden Sicherheitsmassnahmen 196 traten im Februar 1997 die Spannungen um die Uigurenfrage bei Unruhen in der 50 km von der kasachischen Grenze entfernten Stadt Gulja Yining erneut hervor 169 197 198 196 Die Berichte uber das Ereignis sind widerspruchlich 196 Laut Human Rights Watch schlugen die chinesischen Sicherheitskrafte Public Security Bureau und Bewaffnete Volkspolizei eine friedliche Demonstration mit ausserster Harte nieder und erschossen einige unbewaffnete Demonstranten 169 Xinjiangforscher und Gruppen der uigurischen Diaspora beschreiben den Vorfall von Gulja teilweise als Massaker an Uiguren die fur das Recht demonstriert hatten auf traditionellen uigurischen Versammlungen masrap fur Bildung und gegen Alkoholismus in der Region einzutreten 189 199 Die staatliche chinesische Lesart stellt die Niederschlagung der Unruhen dagegen als Sieg gegen separatistische Spalter und als progressiven Wendepunkt in der chinesischen Sicherheitspolitik dar 189 Am Anfang der Ereignisse in Gulja stand offenbar eine Demonstration Hunderter Uiguren auf den Strassen Guljas am 5 Februar 1997 die sich gegen die chinesische Politik in Xinjiang richtete 169 184 200 196 Einwohner der Stadt hatten insbesondere gegen Einschrankungen religioser und kultureller Aktivitaten 196 169 201 sowie gegen die Einwanderung chinesischer Siedler in der Region protestiert 169 Die meisten journalistischen Berichte uber den Gulja Vorfall griffen fur dessen Vorgeschichte oder Hintergrunde lediglich auf wenige Tage zuruckliegende Ereignisse zuruck wie etwa die Verhaftung Dutzender uigurischer Jugendlicher im Januar 199 Westliche Wissenschaftler und Amnesty International legten spater offen dass ein wichtiger Faktor der zu den Ereignissen im Februar 1997 gefuhrt hatte die Unterdruckung der masrap Bewegung durch Sicherheitskrafte in Gulja im Jahr 1995 gewesen war 201 199 202 203 Chinesische Quellen dagegen erwahnen diese Jahre zuruckliegende Verbindung zum Verbot der masrap Bewegung nicht sondern verlegen den Beginn der Ereignisse auf das Jahr 1996 und bringen ihn mit der separatistischen Organisation Eastern Turkestan Islamic Party of Allah in Verbindung 199 Die Demonstranten sollen friedlich die Freilassung des willkurlich inhaftierten Fuhrers der masrap Bewegung Abdulhelil gefordert haben 189 199 Laut Human Rights Watch forderten die Demonstranten die Einhaltung gesetzlichen Autonomiebestimmungen die in allen chinesischen Regionen ethnischer Minderheiten gelten und das Recht der ethnischen Minderheiten garantieren Selbstverwaltungsorgane einzurichten und eine gewisse Kontrolle uber ihre lokalen Angelegenheiten und wirtschaftlichen Ressourcen zu behalten 169 Die uigurische Demonstration wurde gewaltsam unterdruckt 170 Etwa zwei Stunden nach Beginn der Demonstration ruckte die Polizei gegen die Demonstranten in voller Kampfausrustung und mit Hunden vor Schliesslich schoss die Polizei scharf in die Menge um die Demonstration niederzuschlagen 199 Einigen Quellen zufolge verhaftete die bewaffnete Polizei zwischen 300 und 500 Demonstranten und Umstehende 184 204 Die Ereignisse eskalierten nach dem Zusammenstoss von Sicherheitskraften mit Demonstranten 196 der mehrere Opfer gefordert hatte 196 201 Nach der gewaltsamen Niederschlagung der friedlichen Demonstration setzten sich die Proteste in den folgenden zwei Tagen sporadisch fort dehnten sich auf Vororte aus und in einigen Gebieten brach Aufruhr mit Gewalt aus 170 184 169 200 205 204 Die Behorden reagierten darauf erneut mit Harte 169 Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Anti Riot Gruppen und Truppen die am 6 Februar in grosser Anzahl in die Stadt disloziert worden waren 184 204 Bei diesen Zusammenstossen am 6 und 7 Februar sollen Demonstranten die Polizei und han chinesische Einwohner angegriffen und einige Fahrzeuge in Brand gesetzt haben 184 204 199 wahrend die Truppen das Feuer auf Umstehende Demonstranten oder Randalierer eroffneten von denen einige getotet und viele andere verletzt wurden 184 204 Die Opferzahlen der Unruhen variieren je nach Quelle doch gehen konservative Schatzungen von neun Toten 169 23 und Hunderten Verletzten aus 169 Manche Quellen sprechen dagegen von hunderten Toten 200 Offizielle chinesische Berichte zu den Ereignissen sind in Bezug auf Ursache und Art der Ereignisse zueinander widerspruchlich 203 Mal wurde bestritten dass es uberhaupt zu einem Vorfall gekommen sei In anderen Berichten wurden die Ereignisse als Werk von Plunderern Drogensuchtigen oder gesellschaftlichem Abfall und Ahnlichem dargestellt 203 Und schliesslich wurden Separatisten und religiose Elemente die einen heiligen Krieg schuren wollten fur verantwortlich erklart 203 206 Chinesische Behorden bestritten zudem zunachst dass es bei der Polizeiaktion Opfer gegeben habe Die Regionalregierung gab dagegen 10 Tote und 130 Verhaftungen an Nicht chinesische Quellen berichteten von bis zu 130 Toten an einem Tag und von bis zu 500 Festnahmen 199 Wenig spater folgte die Dislozierung weiterer Truppen in die Stadt 204 die Verhangung einer Ausgangssperre in der Stadt durch die Regierung 204 196 199 die Schliessung des Flughafens und des Bahnhofs 204 und die Abriegelung der Stadt fur die Dauer von zwei Wochen 204 196 199 Weniger als drei Wochen nach dem Gulja Vorfall am 25 Februar 1997 204 200 196 207 kam es zu dem seit Jahrzehnten einzigen bekanntgewordenen Vorfall bei dem uigurische Aktivisten Zivilisten wahllos angriffen 169 als in Urumqi gleichzeitig drei Bomben in drei offentlichen Bussen explodierten 169 200 204 196 Die Detonationen erfolgten zeitgleich mit der Bestattung von Deng Xiaoping 200 toteten neun Menschen und verletzten 28 weitere schwer 169 196 Zwar ubernahm keine bestimmte Organisation die Verantwortung fur die Bombenanschlage und es wurden nur wenige Einzelheiten uber den Vorfall bekannt doch lasst die zeitliche Deckung mit der Gedenkfeier fur Deng Xiaoping auf politische Beweggrunde schliessen 196 Im Anschluss kam es auch zu Angriffen auf Polizeistationen Militareinrichtungen und auf einzelne politische Fuhrer 169 Seitdem verblieben Militar und Polizei in hochster Alarmbereitschaft 200 Auf die beiden gewalttatigen Ereignisse in Gulja und Urumqi von Februar 1997 reagierte der chinesische Staat mit einem erneuten landesweiten und mit ausserster Harte verbundenen Vorgehen gegen Uiguren das mit weitaus hoherer Intensitat durchgefuhrt wurde als wahrend der in den fruhen 1990er Jahren erfolgten Massnahmenwellen 196 Es kam zu einer intensivierten und umfassenden antiislamischen und antinationalistischen Kampagne der Regionalregierung in Xinjiang 201 Die traditionellen masrap Versammlungen wurden 1997 vorubergehend verboten nachdem sie von behordlicher Seite als Hauptkatalysator des Gulja Aufstands angesehen wurden 195 In den auf die Auseinandersetzungen in Gulja folgenden Wochen verhafteten die Behorden Hunderte 200 oder Tausende 169 Uiguren 169 200 In der gesamten Region wurden offentliche Verurteilungen verdachtigter Aktivisten abgehalten 169 Nach den Sprengstoffanschlagen in Urumqi vom 25 Februar und insbesondere im Mai und Juni 1997 im Vorfeld der Ruckgabe Hongkongs verscharften die Behorden ihr Vorgehen gegen mutmassliche Separatisten und Terroristen in der gesamten Region 204 In der Folge gelang es den chinesischen Sicherheitskraften durch sehr hartes Durchgreifen gewaltsame Ausschreitungen grosstenteils zu verhindern Um einen moglichst hohen Abschreckungseffekt zu erzielen wurden dabei drakonische Strafen verhangt und zahlreiche offentliche Hinrichtungen vollstreckt 179 Laut Amnesty International wurden zwischen 1997 und 1999 210 Todesstrafen verhangt von denen 190 kurz nach dem Urteil vollstreckt wurden 179 208 Bei der ganz uberwiegenden Mehrheit der zum Tode Verurteilten und Hingerichteten handelte es sich um Uiguren 208 Xinjiang war dabei die einzige Provinz Chinas in der die Exekution politischer Gefangener ublich war 209 Die Regierung fuhrte zudem weitreichende Massnahmen ein die auf die Religion als angebliche Quelle der Opposition abzielten und schloss Moscheen und religiose Schulen 169 Schon zu diesem Zeitpunkt stellte die Regierung die Verbindung zu internationalen Kraften in den Vordergrund ihrer Erklarungen 179 Nachdem die chinesische Regierung nach den Anschlagen vom 11 September 2001 und nochmals im Dezember 2001 ihr Vorgehen gegen mutmassliche Regierungsgegner intensiviert hatte veroffentlichte sie am 21 Januar 2002 einen Bericht mit einer Liste von Vorfallen der vorangegangenen 10 Jahre in der Region die die Regierung als terroristisch deklarierte 205 210 211 206 Darin wurden die ethnischen Unruhen in Gulja vom Februar 1997 von der Regierung als Beispiele fur terroristische Aktivitaten dargestellt 205 212 was von Amnesty International als Beleg fur die sehr lose und weit gefasste Definition des Begriffs Terrorismus durch die chinesischen Behorden gewertet wurde 205 Im Jahr 2002 erklarte das chinesische Aussenministerium es wolle hart gegen diese Terroristen als Teil eines internationalen Kampfes gegen Terrorismus vorgehen Als vom Staat postulierte existenzielle Bedrohung fur China wurde nicht mehr die Uneinigkeit im eigenen Land benannt sondern ein Islamismus auf globaler Ebene 211 Dementsprechend wurde der Gulja Vorfall von staatlicher chinesischer Seite zu einem Beispiel eines Sieges gegen einen langfristigen Kampf gegen Terrorismus umgedeutet 213 214 Mit dem Bericht von 2002 in dem die chinesische Regierung erstmals Einzelheiten zur Gewalt in Xinjiang bekannt gab schuf China den von Xinjiang Analysten angezweifelten Narrativ der Gulja Vorfall und allgemein die gesamte uigurische Opposition gegen die chinesische Herrschaft einschliesslich des gewaltfreien Widerstands sei mit dem internationalen radikal islamischen Terrorismus verbunden Hinter den Aktivitaten stunden ostturkestanische Terroristen der mutmasslichen uigurischen Terrororganisationen Ostturkestan und uigurische Organisationen hatten Schulungen und Finanzmittel von Pakistan und Afghanistan erhalten hatten einschliesslich direkter Finanzierungen von Osama bin Laden selbst 209 206 In der Wissenschaft scheint die Einschatzung vorzuherrschen dass der Gulja Vorfall in der jungeren Geschichte Xinjiangs einen Wendepunkt darstellt nach welchem uigurischer Dissens gegenuber der Staatslinie in der Region sowohl im offentlichen als auch im privaten Umfeld praktisch zum Verstummen gebracht wurde 184 In den Jahren vor dem Gulja Vorfall war der offentliche Raum Xinjiangs von Ausdrucksformen des Widerstands angefullt gewesen die die verbreitete Uberzeugung der Uiguren widerspiegelten und inspirierten dass sie in naher Zukunft mehr Autonomie oder sogar Unabhangigkeit erreichen konnten 184 200 Viele Uiguren waren zuversichtlich dass ihre Unabhangigkeit mit dem Naherrucken des Datums fur die Retrozession Hongkongs Juli 1997 unmittelbar bevorstehe 184 Nach den auf den Gulja Vorfall folgenden harten Repressionen kam es dagegen zu einem drastischen Wandel der Lage in Xinjiang indem nahezu jede abweichende Meinung zum Schweigen gebracht und der offentliche Raum entpolitisiert wurde 184 Gleichzeitig waren auch Sozialwissenschaftler erheblichen Einschrankungen bei der Erforschung der Stimmung in der uigurischen Bevolkerung ausgesetzt da die Durchfuhrung von Feldforschung Interviews und Umfragen in Xinjiang durch die auf der akuten politischen Sensibilitat beruhenden strengen Kontrollen praktisch unmoglich gemacht wurde 10 184 In den spaten 1990er und fruhen 2000er Jahren war die oppositionelle Stimmung unter Uiguren einer allgemeinen Atmosphare betrubter Akzeptanz der Han chinesischen Dominanz in Xinjiang der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit gewichen 184 Bereits Ende 1997 gab es Berichte uber heimliche Sterilisationen von Frauen die sich fur Operationen in ein Krankenhaus begeben hatten von Umerziehungs und Arbeitslagern mit damals Tausenden von Insassen die allerdings fur niemanden zuganglich waren Bei einem Dokumentationsversuch wurde der Burgerrechtler Harry Wu festgenommen und abgeschoben 215 Chinesische Berichte uber Proteste in Xinjiang wie die Aufstande in Baren im Jahr 1990 blieben in den fruhen 1990er Jahren sehr wortkarg Bis Ende der 1990er Jahre wurden kurze Beschreibungen zu den Ereignissen gegeben bis sie schliesslich in grosser Ausfuhrlichkeit aufgezeichnet wurden Die Schilderungen zu den Ereignissen wurden in manchen Fallen mehrfach uberarbeitet um sie an die geanderten politischen Ziele anzupassen So wurden etwa der Baren Aufstand von 1990 die Demonstration in Hotan von 1995 und die Demonstration in Gulja von 1997 ursprunglich und uber mehrere Jahre hinweg als Machwerke von Spaltern dargestellt wahrend sie in einem Artikel von 2004 zu einem Werk von Terroristen umgedeutet wurden 216 Einordnung in den Globalen Krieg gegen Terror seit 2001 Bearbeiten Nach den verschiedenen Bombenattacken mit Todesopfern und Repressionskampagnen der 1990er Jahre blieb die Lage in Xinjiang von 2000 bis 2007 zunachst uberwiegend ruhig 23 nbsp US Prasident George W Bush verkundet nach den Anschlagen des 11 September 2001 in einer historischen Ansprache an die Nation und den Kongress den Krieg gegen den Terror 20 September 2001 nbsp Jiang Zemin Generalsekretar des ZKs der KPCH und George W Bush bei einem gemeinsamen Statement einen Monat nach den Anschlagen vom 11 September 2001 19 Oktober 2001 Zwar hatten die Behorden in Xinjiang seit Mitte der 1990er Jahre die gegen den Staat gerichtete Gewalt erkannt zogen es aber noch bis Anfang September 2001 vor diese auf eine geringe Zahl von separatistischen Gewalttatern zuruckzufuhren und von einer stabilen und wohlhabenden Region zu sprechen 169 China hatte den uigurische Konflikt in dieser Zeit als lokale Angelegenheit behandelt nicht als Auswirkung eines im Ausland geschurten internationalen Dschihadismus 217 Unmittelbar nach den gegen die USA gerichteten Anschlagen am 11 September 2001 kehrten die Behorden jedoch ihre Haltung um 169 180 217 Vor dem Hintergrund der islamistischen Anschlage in den USA am 11 September 2001 Jahres verstarkte die chinesische Regierung nun ihre Rhetorik in Bezug auf Verbindungen internationaler Krafte 179 Nachdem das Problem der uigurischen Opposition gegen die chinesische Herrschaft in Xinjiang jahrzehntelang von der Regierung geleugnet worden war begannen offizielle Berichte und Staatsmedien ab 2001 damit es als terroristische Aktivitaten zu beschreiben 218 Die chinesische Regierung behauptete nun erstmals die Opposition in Xinjiang sei mit dem internationalen Terrorismus verbunden und die Bewegung habe in einigen Fallen Verbindungen zu Osama bin Laden selbst 169 180 205 210 206 China stellte nun Gewalt von Uiguren aber auch allgemein Dissens von Uiguren als al Qaida artigen Terrorismus dar 217 210 206 und behauptete Osama bin Laden und die Taliban in Afghanistan hatten den Terrororganisationen in Ostturkestan Ausrustung und finanzielle Ressourcen zur Verfugung gestellt und ihr Personal ausgebildet und die Ostturkestanische Muslimische Bewegung ETIM sei ein Hauptbestandteil des von Osama bin Laden angefuhrten Terrornetzwerks 219 220 210 206 verbunden mit al Qaida 217 Im Oktober 2001 erklarte sich China uber das Aussenministerium zum Opfer des internationalen Terrorismus das hoffe dass die Bemuhungen zur Bekampfung der ostturkestanischen Terroristen Teil der internationalen Bemuhungen werden und auch Unterstutzung und Verstandnis gewinnen sollten 221 Am 12 November 2001 gab China dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gegenuber an dass gegen den Staat gerichtete uigurische Gruppen Verbindungen zu den Taliban in Afghanistan hatten und von radikalislamistischen Organisationen aus dem Ausland unterstutzt wurden 169 Die chinesische Regierung schloss sich im neuen Globalen Krieg gegen den Terrorismus den USA an und initiierte eine rege diplomatische und Propaganda Kampagne gegen ostturkestanische Terroristen Dieses Label wandte China in der Folge wahllos auf alle Uiguren an die im Verdacht standen separatistisch tatig zu sein Laut Human Rights Watch versuchten die chinesischen Behorden dabei nicht zwischen friedlichen und Gewalt befurwortenden oder anwendenden politischen Aktivisten oder Separatisten zu unterscheiden 169 Besonders nach den Anschlagen vom 11 September 2001 verscharfte China sein Vorgehen in Xinjiang setzte Islamismus und Separatismus oder schlicht jegliche Gewalt und antistaatliches Verhalten grundsatzlich mit Terrorismus gleich 193 222 217 und prasentierte den Kampf gegen den Separatismus muslimischer Uyguren als Teil des internationalen Kampf gegen den Terror 193 223 Vonseiten westlicher Wissenschaftler und Menschenrechtlern existiert die Einschatzung die chinesische Zentralregierung habe so den Terrorismus Vorwurf seitdem dazu benutzt den Wunsch nach uigurischer Selbstbestimmung pauschal zu diskreditieren 23 und ihre Repression zu rechtfertigen 217 Um Unterstutzung zu gewinnen veroffentlichte die chinesische Regierung eine Reihe von Dokumenten in denen sie angebliche Aktivitaten uigurischer Terroristengruppen in China beschrieb und die Menschenrechtslage in Xinjiang ausfuhrlich verteidigte China begleitete diese publizistische mit einer umfassenden diplomatischen Kampagne die allgemein auf die internationale Gemeinschaft und insbesondere auf Chinas unmittelbare Nachbarstaaten in Zentralasien und auf dem asiatischen Subkontinent gerichtet war Alleine in den Jahren 2002 bis 2003 fuhrte China drei Wellen ihrer intensiven Propagandaoffensive durch jeweils initiiert durch einen offiziellen Regierungsbericht im Januar 2002 im Mai 2003 und im Dezember 2003 209 2002 gelang es China die USA in der nach dem 11 September 2001 herrschenden alarmistischen Stimmung dazu zu bewegen die kaum bekannte uigurische Gruppierung ETIM auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen 179 217 209 Die internationale Gemeinschaft reagierte unverzuglich mit heftiger Kritik und warf dem US Aussenministerium vor die ihm von der chinesische Regierung zur Verfugung gestellten Informationen unkritisch ubernommen zu haben Zwar beteuerten US amerikanische Beamte im Besitz unabhangiger Beweise zu sein doch zitierte ihre Pressemitteilung das von der chinesischen Regierung im Januar 2002 herausgegebene Dokument der ersten Propagandawelle wortwortlich und schrieb sogar falschlicherweise alle terroristischen Vorfalle ausschliesslich der ETIM zu 209 Noch im selben Jahr wurde die ETIM auf Drangen Chinas und mit Unterstutzung der USA auch auf die UN Terrorliste gesetzt 193 Wahrend China die ETIM als hauptverantwortlich fur die Gewalt darstellte stellten westliche Experten in der Folge die Rolle der ETIM bei der Gewaltentfaltung und sogar ihre anhaltende Existenz selbst infrage 193 So behandelten Xinjiang Analysten auch den chinesischen Regierungsbericht vom 21 Januar 2002 209 206 der ersten Propagandawelle mit Skepsis zeigten das Fehlen unabhangiger Bestatigungen fur die Behauptungen der chinesischen Regierung auf und wiesen auf das Fehlen von Belegen dafur hin dass die von der chinesischen Regierung als fur verschiedene Vorfalle als verantwortlich bezeichnete Gruppen uberhaupt nach 1998 noch weiter existierten werteten den Zeitpunkt der Veroffentlichung des Berichts als opportunistisch und stellten auch die Kategorisierung aller Unabhangigkeitsgruppen unter dem Label Ostturkestan in Frage mit dem nach ihrer Ansicht Irredentisten und gewaltfreie Befurworter der Unabhangigkeit mit islamischen Terrororganisationen gleichgesetzt wurden 209 Die chinesische Regierung hingegen gab im Mai 2003 ein White Paper zu Xinjiang heraus 209 224 18 das in den folgenden Wochen eine zweite Propagandaflut mit Hunderten von verwandten Nachrichten uber offizielle Nachrichtenagenturen und Zeitungen in Chinesisch Englisch und anderen Sprachen mit sich brachte 209 Vor der Veroffentlichung des White Papers zu Xinjiang durch den Chinese State Council und die nachfolgenden Medienberichte war den offiziellen Medien die Verwendung des Begriffs Ostturkestan verboten gewesen und hatte zur Verhaftung fuhren konnen obwohl er unter Uiguren und anderen Sprechern von Turksprachen ausserhalb Chinas die gebrauchlichste Bezeichnung fur die Region war 218 Im Dezember 2003 folgte schliesslich als Hauptstuck einer dritten Propagandawelle die Herausgabe einer Liste ostturkestanischer Gruppierungen 225 226 und Individuen durch das Ministerium fur Offentliche Sicherheit bei der es sich um eine Aufbereitung der Liste von Januar 2002 handelte Dies erfolgte zu einer Zeit als China eine Kampagne zur Ruckfuhrung chinesischer Uiguren an die USA richtete die elf aus China stammende uigurische Haftlinge ohne Anklage aus Guantanamo entlassen wollten und erwogen sie an China zu ubergeben wahrend Menschenrechtler ihre Hinrichtung als Separatisten durch China im Falle einer Auslieferung befurchteten 209 US Gefangenenlager Guantanamo Januar 2002 nbsp Wachturm im Lager nbsp Gefangene bei ihrer Ankunft Einige Monate nach den Anschlagen vom 11 September 2001 wurden 22 Uiguren im US Gefangenenlager Guantanamo jahrelang inhaftiert bevor ihre Unschuld gerichtlich bestatigt wurde 217 227 nbsp Demonstranten setzen sich vor dem Weissen Haus in Washington D C fur die Freilassung der Uiguren aus Guantanamo ein 16 April 2009 Zu langwierigen internationalen Diskussionen kam es uber uigurische Haftlinge im US Gefangenenlager Guantanamo 228 Die 22 Manner waren ursprunglich aus China geflohen 229 Auf der Flucht aus dem Zugriffsbereich der chinesischen Regierung waren einige uigurische Fluchtlinge nach Afghanistan gelangt Viele von ihnen strebten als Ziel die als sichere Zuflucht fur Uiguren geltende Turkei an Nach dem Beginn der US amerikanischen Luftangriffe in Afghanistan waren viele dieser Uiguren uber die Berge nach Pakistan gefluchtet Eine grossere Gruppe von ihnen war von fur die USA arbeitenden Kopfgeldjagern an das US Militar verkauft worden 127 Im Jahr 2001 waren funf von ihnen von US amerikanischen Sicherheitskraften in Afghanistan festgenommen worden 217 Die anderen 17 waren von der Polizei in Pakistan festgenommen 217 und spater vom pakistanischen Militar an die USA ausgeliefert worden 229 Wenige Monate nach den Terroranschlagen vom 11 September 2001 waren sie aus Afghanistan in das US Gefangenenlager Guantanamo uberfuhrt worden 217 Seit 2002 wegen Terrorismusverdachts verhaftet blieben sie jahrelang inhaftiert 229 Sie wurden wiederholt verhort wobei es die USA im Rahmen eines Abkommens uber gemeinsame Operationen zur Terrorismusbekampfung auch chinesischen Vernehmern gestatteten Verhore durchzufuhren 127 2006 wurden sie von Terrorismusvorwurfen gerichtlich freigesprochen 230 Ein US amerikanisches Militargericht hatte die fehlende Berechtigung ihrer Verhaftung und Internierung bestatigt 229 Funf der 22 Uiguren fanden im selben Jahr in Albanien Asyl 228 230 217 227 worauf China mit Protesten reagierte 230 Medienangaben zufolge gewahrte Albanien seitdem offenbar aus Sorge vor chinesischem Druck keinen weiteren Uiguren aus dem Guantanamo Lager mehr Asyl 228 2008 urteilte ein Gericht dass die verbliebenen 17 Uiguren in die USA entlassen werden mussen 217 231 Die Bush Regierung widersetzte sich jedoch jahrelang den juristischen Bemuhungen zur Freilassung so dass die Uiguren in Guantanamo verblieben mit Ausnahme von funf der in Pakistan festgenommenen Uiguren die bereits nach Albanien entlassen worden waren 217 Die Regierung Obama erkannte dann zwar an dass die noch in Guantanamo befindlichen Uiguren keine Gefahr fur die USA darstellten stiess jedoch auf innenpolitischen Widerstand mit dem Vorschlag sie in Nord Virginia anzusiedeln 217 und zeigte sich dann an einer Uberfuhrung dieser Uiguren in Drittlander interessiert da dies zur Umsetzung des damaligen Vorhabens von US Prasident Barack Obama beitragen sollte das Gefangenenlager Guantanamo bis Anfang 2010 zu schliessen und so Amerika sicherer zu machen 230 217 China betrachtete die Uiguren aus Guantanamo hingegen weiterhin als Mitglieder einer islamistischen Gruppe und forderte ihre Auslieferung 230 Als die letzten 17 der 22 Uiguren freigelassen wurden denen nach Befurchtung von Menschenrechtsorganisationen bei einer Auslieferung an China Folter und Haft drohten fand sich jedoch weltweit zunachst kein Staat dazu bereit sie aufzunehmen 229 Nachdem auch Deutschland mehrfach vergeblich von den USA um Aufnahme uigurischer Haftlinge gebeten worden war erklarte sich im Juni 2009 schliesslich der Inselstaat Palau als einer der wenigen Staaten die die Volksrepublik China nicht anerkennen und stattdessen diplomatische Beziehungen mit der sogenannten Republik China Taiwan unterhalten zur Aufnahme der verbliebenen 17 Uiguren bereit 228 Gegenuber Medien bezeichnete Palaus Prasident Johnson die um nationale Selbstbestimmung ringenden Uiguren allerdings als ethnische Chinesen 232 Nach intensiver Lobbyarbeit der USA wurden 2009 vier der 17 Uiguren 2009 an die britische Kronkolonie Bermuda uberstellt 230 227 sechs nach Palau und zwei weitere 2010 in die Schweiz wahrend die ubrigen funf eine Entlassung in bestimmte Lander Palau und die Malediven ablehnten und sich ihre Gefangenschaft so um Jahre verlangerte 227 Zwei wurden schliesslich 2012 nach El Salvador freigelassen und die letzten drei Ende 2013 in die Slowakei uberfuhrt 227 womit sie uber 12 Jahre im US Gefangenenlager Guantanamo verblieben waren 217 Bereits ab 1996 waren regelmassige Kampagnen des harten Schlags durch den chinesischen Staat durchgefuhrt worden um Kriminalitat und Bedrohungen der offentlichen Ordnung mittels Mobilisierung der Polizei zu bekampfen Ab den 2000er Jahren aber wurden die seit 1996 bestehenden regelmassigen Kampagnen des harten Schlags zunehmend zur Bekampfung von Separatismus Extremismus und Terrorismus eingesetzt 170 Ein 2005 von Human Rights Watch veroffentlichter Bericht zeigte auf dass fast die Halfte der Insassen in Umerziehungslagern in Xinjiang unter dem Vorwurf illegaler religioser Aktivitaten inhaftiert worden waren 169 233 In Xinjiang blieb konstant eine starke Polizeiprasenz aufrechterhalten So patrouillierten etwa im Jahr 2007 Han chinesische Polizisten in auffalliger Weise taglich in Sechsergruppen und mit Schlagstocken bewaffnet durch die uigurischen Stadtteile von Urumqi 170 Die chinesische Fuhrung fuhrte die in Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 2008 eine neue einjahrige Sicherheitskampagne gegen die drei bosen Machte Terrorismus religioser Extremismus und Separatismus durch die noch drastischere Einschrankungen der religiosen kulturellen und politischen Rechte der Uiguren mit sich brachte 234 Die Harte der verschiedenen Kampagnen des harten Schlags der zentralchinesischen Regierung in Xinjiang unterdruckte zwar kurzfristig die Gewalt schurte aber langfristig ein Gefuhl der Ungerechtigkeit und des Misstrauens unter den Uiguren 170 Vier Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele 2008 kam es zu einem Bombenanschlag auf eine Polizeistation in Kaxgar bei dem 16 Polizisten getotet wurden 23 235 236 Es folgte nach der verhaltnismassig ruhigen Zeit zwischen 2000 und 2007 eine erneute Eskalation des Konflikts 23 127 235 die bis heute Stand 2021 andauert 237 Dabei ist es seit 2017 zu keinen offiziell gemeldeten Gewalttaten mehr gekommen Stand 2019 223 Unruhen in Urumqi 2009 und weitere Entwicklung Bearbeiten nbsp Bewaffnete Uiguren greifen Han Chinesen am 5 Juli anBewaffnete Volkspolizei in den Strassen Urumqis 4 September 2009 nbsp Mit Truppentransportern Typ WZ551 nbsp Mannschaften mit langen Stocken Im Juli 2009 kam es vom 5 bis 7 Juli zu Protesten in Urumqi Sie gipfelten in den schwersten Ausbruch interethnischer Gewalt seit Jahrzehnten in China 238 234 239 127 und fuhrten zu einem Ausufern behordlicher Massnahmen die sich gegen die Religion richteten 238 234 Die Unruhen fuhrten laut Sean R Roberts zu einer klar feststellbaren Damonisierung der Uiguren und trugen obwohl sie in keiner Weise mit Terrorismus oder islamischen Extremismus in Verbindung standen moglicherweise in besonderem Masse dazu bei in der Han Bevolkerung Vorstellungen eines uigurischen Terrorismus auszubilden 127 Ausloser fur die Proteste war zwar eine Auseinandersetzung zwischen Han Chinesen und Uiguren in einer Fabrik in der Stadt Shaoguan in der sudchinesischen Provinz Guangdong bei der mindestens zwei uigurische Wanderarbeiter getotet wurden 234 240 180 179 23 Die tieferen Ursachen lagen jedoch nach einhelliger Einschatzung von Beobachtern in der langjahrigen massiv diskriminierenden Politik der chinesische Regierung in der Region und in den vollig uberzogenen Einschrankungen der religiosen politischen erzieherischen sprachlichen und wirtschaftlichen Rechte der Uiguren 234 180 Am 5 Juli forderten hunderte Uiguren auf einer offenbar zunachst friedlichen Demonstration in Urumqi die Untersuchung des Vorfalls 234 127 Fur den Protest gegen die Totung der uigurischen Arbeiter marschierten uigurische Studenten durch den uigurischen Teil Urumqis dessen Zentrum das Erdaoqiao Gebiet Dong Kovruk mit der stadtischen Hauptmoschee und dem neuen Grossen Bazaar bildet 239 Die Lage eskalierte in Gewalt als die Bereitschaftspolizei die Proteste auflosen wollte 241 242 243 und die uigurische Menge schliesslich wahllos Han chinesische Einwohner einschliesslich Frauen Kindern und alteren Menschen in der Stadt angriff verletzte oder totete 234 242 Spater marschierten Han chinesische Demonstranten in uigurische Stadtviertel wo einige von ihnen Hauser mit Steinen und Hackbeilen angriffen 242 ZDF Reporter berichteten von aufgebrachten Han Chinesen die ihrerseits Uiguren in Urumqi attackierten wahrend die Sicherheitskrafte versuchten die sich bekampfenden Ethnien zu trennen 244 Die Polizei machte nie Aussagen daruber wie viele Menschen bei diesen Vergeltungsunruhen gestorben oder verletzt wurden 242 Laut den offiziellen chinesischen Angaben von August 2009 wurden 197 Menschen getotet 234 194 Bei 156 Getoteten habe es sich um Zivilisten gehandelt darunter 134 Han Chinesen 11 Hui Chinesen 10 Uiguren und ein Mandschu 234 12 weitere seien angeblich von Sicherheitskraften beim Begehen von Gewaltakten oder krimineller Aktivitaten erschossen worden 234 Vertreter der uigurischen Exilorganisation WUC zweifelten die offiziellen Zahlen an und gingen von weit hoheren Opferzahlen unter Uiguren aus 179 Rebiya Kadeer sprach von etwa 400 Toten 245 Uber 1600 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt 234 246 194 179 1434 Personen wurden laut chinesischen Regierungsmedien verhaftet 247 Im Anschluss an die Verhaftungswelle demonstrierten am 7 Juli 2009 etwa 200 Uiguren fur die Freilassung ihrer Angehorigen 248 Uigurische Exilorganisationen sowie Rebiya Kadeer verurteilten die blutige Niederschlagung der Proteste und forderten die internationale Gemeinschaft auf zu handeln 249 Das Internet in der Region Xinjiang wurde nach den Konflikten und Protesten in der Region im Jahr 2009 fur die Dauer von fast einem Jahr offiziell gesperrt 250 In den Monaten nach dem gewaltsamen Ereignis bildete sich die bereits bestehende ethnische Segregation der Stadt Urumqi noch weitaus scharfer aus indem han chinesische Einwohner aus dem uigurisch dominierten Stadtteil fortzogen wahrend Uiguren aus dem von Han Chinesen dominierten nordlichen Teil Urumqis in das uigurische Stadtgebiet zuzogen Zur gleichen Zeit kam es auch zu einer auffalligen Islamisierung dieses Stadtgebiets 239 Mitte Oktober 2009 drei Monate nach den Unruhen verurteilte die chinesische Justiz die ersten an den Unruhen beteiligten Uiguren zum Tode ein weiterer wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt Das Gericht in Urumqi sah es als erwiesen an dass sich die Angeklagten des Mordes bzw der Brandstiftung und des Raubes schuldig gemacht hatten 251 252 Im November wurden die Todesurteile gegen acht verurteilte Uiguren und einen Han Chinesen vollstreckt im Dezember 2009 wurden vier an den Unruhen beteiligte Uiguren und ein Han Chinese zum Tod verurteilt 253 254 Nach den Unruhen in Urumqi im Juli 2009 nahmen gewalttatige Vorfalle zu 194 Seit 2009 kam es zu einer langanhaltenden Serie von Angriffen mit Messern Kraftfahrzeugen und teilweise auch wieder selbstgebastelte Bomben die sich nicht mehr speziell gegen Sicherheitskrafte oder Regierungsvertreter sondern gegen Menschenmengen richteten 179 Insbesondere der Aufstand im tibetanischen Lhasa 2008 und die Unruhen in Urumqi im Jahr 2009 fuhrten in China zu Sorge vor einem ethnisch begrundeten Staatszerfall wie in der Sowjetunion Dies ermutigte zu integrationistischen oder assimilationistischen Tendenzen in der Minderheitspolitik die aber nicht zu einem Nachlassen der ethnischen Spannungen fuhrten sondern das Gefuhl von kultureller Unsicherheit bei den Uiguren noch erhohte 223 nbsp Xi Jinping seit 2012 KPCh Chef seit 2013 Chinas Staatsprasident nbsp One Belt One Road Initiative mit China rot den AIIB Mitgliedern orange den sechs Landkorridoren schwarz und der Maritime Silk Road blau Unter Staatsprasident Xi Jinping wurde die Politik Chinas ab 2013 zentralisierter 255 Seit Anlaufen der ehrgeizigen One Belt One Road Initiative Neue Seidenstrassen Initiative Xis Ende 2013 erlangte die Aufrechterhaltung der Stabilitat 维稳 in der unbestandigen Xinjiang Region eine noch grossere Prioritat Xinjiang wurde zu einer Kernregion 核心区 der Neuen Seidenstrasse gerade zu einer Zeit als todliche Widerstandsaktivitaten in Xinjiang einen Hohepunkt erreichten 223 Die Uigurenfrage in Xinjiang als sehr rohstoffreicher Region und als ein wichtiger Teil der sogenannten Seidenstrasseninitiative war damit aus Sicht der chinesischen Fuhrung auch primar ein geostrategischer Konflikt Dementsprechend sollte die Region unter Kontrolle gebracht werden 256 257 Der 2010 in Gang gesetzte und sich selbst verstarkende Prozess anhaltender Gewalt zwischen Sicherheitsorganen und ortlichen Uiguren im Suden Xinjiangs eskalierte im Jahr 2013 258 und kann als ein uber drei Jahre andauernder Zyklus von Gewalt und Repression beschrieben werden 259 Er fand allerdings isoliert in der uigurischen Region statt und wurde vom Staat grosstenteils nicht vermeldet 258 Gewalteskalation 2013 Bearbeiten Uber einige Gewaltausbruche des Jahres 2013 wurde von den chinesischen Staatsmedien ausfuhrlich berichtet anders als bei den meisten anderen Gewaltausbruchen in der uigurischen Heimatregion aus diesem Jahr 259 258 Dazu zahlte zunachst der Vorfall vom 26 Juni in dem weiter nordlich als bei den meisten anderen Vorfallen gelegenen Lukqun uber den aufgrund seines Ausmasses berichtet wurde Weiter zahlte dazu der Vorfall in Peking vom 28 Oktober der grosse Aufmerksamkeit auf sich zog weil er sich im Zentrum der Staatsmacht ereignet hatte 258 Und schliesslich berichteten chinesische Staatsmedien auch uber den Vorfall in Maralbexi im April wahrscheinlich wegen der grossen Anzahl von Opfern unter den Sicherheitskraften durch die Gewalt 259 Am 23 April 2013 kam es in Maralbexi im Regierungsbezirk Kaxgar Berichten der chinesischen Staatsmedien zufolge zu einem Zusammenstoss bei dem im Gefolge von Routine Hausdurchsuchungen ein Haus abbrannte und mindestens 15 Polizisten und Gemeindearbeiter getotet wurden 259 260 261 262 Viele Umstande des Vorfalls blieben allerdings ungeklart 259 Der Vorfall wurde in der Berichterstattung der offiziellen Medien als Terroranschlag gemeldet 259 263 und bot dem Staat die Moglichkeit die von angeblichen Terroristen aus der uigurischen Bevolkerung ausgehende Bedrohung aufzubauschen als die TIP erneut ein Video veroffentlichte in dem sie die beteiligten lokalen Uiguren pries und den Vorfall als dschihadistische Tat bezeichnete 259 nbsp Sicherheitskrafte in Urumqi zur Abschreckung der Drei Ubel 三 股 势力 nach den Vorfallen in Piqan Shanshan und Hotan von Juni 2013 Ende Juni 2013 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der uigurischen Minderheit und chinesischen Sicherheitskraften mit insgesamt etwa 35 Toten am 26 Juni in der Grossgemeinde Lukqun Kreis Piqan Shanshan in der Prafektur Turpan 264 265 242 259 sowie am 28 Juni in der Stadt Hanerik oder Hanairike Kreis Moyu in der zu 97 uigurisch besiedelten Prafektur Hotan 266 265 242 Es handelte sich um den blutigsten Ausbruch ethnischer Gewalt seit 2009 266 265 Von beiden Ereignissen wurden nur luckenhaft Einzelheiten bekannt 265 Die chinesischen Staatsmedien beschuldigten in einer ungewohnlich gezielten Zuordnung die syrischen Oppositionskrafte muslimische Extremisten ausgebildet zu haben die fur die Unruhen verantwortlich seien Das KPCh Sprachrohr Global Times behauptete mit Berufung auf chinesische Anti Terror Behorden einige Mitglieder der ETIM seien aus der Turkei nach Syrien eingereist hatten sich an Kampfen gegen die syrische Armee beteiligt und gleichzeitig Personen ausgemacht die auf chinesisches Territorium vordringen sollen um dort Terroranschlage zu veruben 266 Global Times zitierte einen anonymen Anti Terror Beamten mit der Aussage seit 2012 seien fast 100 ethnische Uiguren nach Syrien gereist um auf der Seite der Rebellen zu kampfen und ihre terroristischen Fahigkeiten zu verbessern 265 Die Staatsmedien verwendeten damit den ublichen Narrativ der chinesischen Regierung dass die Gewalt in Xinjiang aus dem Ausland wie Pakistan und nicht aus im eigenen Land entstandenen Verdruss stamme 266 Trotz der staatlichen Bemuhungen die Gewalt in Xinjiang mit islamistischen Kraften im Ausland in Verbindung zu bringen gab es jedoch tatsachlich kaum Hinweise auf organisierte Verbindungen 265 Der Bericht der Global Times folgte auf Versuche Chinas eine aktivere Rolle im Syrien Konflikt zu ubernehmen 266 Die TIP veroffentlichte zwar ein Video in dem die Gewalt in Lukqun als Akt des Dschihad gelobt und dargestellt wurde und das Uiguren im Heimatland dazu aufforderte Dschihad Operationen durchzufuhren Die Geschehnisse in Lukqun blieben jedoch ungeklart wie auch die Frage ob sie tatsachlich politisch motiviert waren 259 Westliche Medien hielten der staatlich chinesischen Lesart entgegen dass spontane Wut oder Spannung die durch unnachgiebige Restriktionen gegen Moscheen und muslimische Ausdrucksformen ausgelost wird 265 242 wahrscheinlich eine grossere Ursache darstellt als die staatliche Verwaltung zugestehe 265 In der Prafektur Turpan wo sich der Vorfall vom 26 Juni ereignet hatte hatten die Behorden zuvor eine Kampagne durchgefuhrt die erreichen wollte dass uigurische Manner keine langen Barte und Frauen keinen Schleier oder andere islamische Kleidung mehr tragen 265 Der zweite Vorfall war weniger als zwei Wochen vor Beginn des heiligen muslimischen Fastenmonats Ramadan erfolgt nachdem einige Lokalregierungen in Xinjiang versucht hatten Uiguren von ihrem ublichen Fasten abzuhalten 242 Die regionalen Behorden begannen in der Zeit der Vorfalle von Lukqun und Maralbexi verstarkt damit die zunehmende Gewalt in der Region mit religiosen Ideologien in Verbindung zu setzen die sie als Extremismus deklarierten unabhangig davon ob diese in Verbindung zur Gewalt in Lukqun und Maralbexi standen oder nicht 267 Die VR China hatte bereits seit dem Vorfall in Baren im Jahr 1990 generell Religion mit gewaltsamen Widerstand verbunden aber die neuen Anstrengungen gingen daruber hinaus und wurden laut einem chinesischen Terrorismusbekampfungsexperten eingeleitet indem die Regionalpartei im Mai 2013 ein internes Verschlusssachendokument herausgab das umgangssprachlich als Dokument Nr 11 自治区党委11号文件 bekannt wurde 267 268 Nach diesem Dokument sollte zwischen legitimen und extremistischen religiosen Ausdrucksformen unterschieden werden Es wird haufig im Zusammenhang mit der fruhen Phase des Vorgehens gegen den sogenannten uigurischen Separatismus und den damit verbundenen Kampagnen des harten Schlags und der Umerziehung zitiert 268 Bereits im Februar 2013 hatte die KPCh eine Initiative angekundigt fur die 200 000 Han chinesischen Kadern aufgefordert wurden sich fur voraussichtlich ein Jahr in 9 000 Dorfern zu postieren und dort unter die lokale Bevolkerung zu mischen Eine ihrer Aufgaben lag in der Uberwachung des Verhaltens indem sie sowohl die lokale uigurische Verwaltung beobachteten als auch die lokale Bevolkerung auf Anzeichen religioser und kultureller Gewohnheiten uberwachten die der Staat als extremistisch eingestuft hatte Dabei sollen die Behorden regelmassige Haus Durchsuchungen durchgefuhrt zu haben um das Verhalten der Uiguren privat zu bewerten und festzustellen ob sie den Kriterien des Staates fur Extremismus entsprachen wobei nach wissenschaftlicher Einschatzung vermutlich auch eine Bewertung von religiosen Buchern Kleidung Ausstattung oder Ess und Trinkgewohnheiten im Haushalt vorgenommen wurde Diese polizeilichen Durchsuchungen wurden von dem Grossaufgebot von Han chinesischen Kadern verstarkt die in landlichen Gebieten der uigurischen Region insbesondere im Suden eingesetzt wurden Laut dem Xinjiangforscher Sean R Roberts wurde die Gewalt in Maralbexi im April 2013 vermutlich durch die invasive Art dieser routinemassigen Hausdurchsuchungen ausgelost und es handelte sich bei den in Maralbexi getoteten Gemeindearbeitern wohl um solche Han chinesische Kader 269 Anschlag am Tian anmen Platz 2013 nbsp Lageplan des Vorfalls mit Tian anmen Platz und Verbotener Stadt 270 nbsp Rekonstruktion des Vorfalls 270 Beim Vorfall starben funf Menschen an dem symbolisch bedeutsamen Platz 270 Ende Oktober 2013 fuhr eine uigurische Familie mit einem Gelandewagen auf dem symboltrachtigen Platz des Himmlischen Friedens Tian anmen Platz in Peking in eine Menschenansammlung Anschlag am Tian anmen Platz wobei sich das Fahrzeug vor der Verbotenen Stadt entzundete 179 271 272 273 274 275 Bei diesem Vorfall kamen die drei uigurischen Insassen des Fahrzeugs sowie zwei Touristen ums Leben 274 und 38 weitere Besucher und Sicherheitsangestellte wurden verletzt 179 271 272 273 275 Der Mangel an zuverlassigen Informationen uber den Vorfall der durch staatliche Zensur noch verstarkt wurde fuhrte zu verschiedenen Spekulationen in chinesischen sozialen Medien In den nachfolgenden Tagen stellte China den Vorfall als den ersten grossen Selbstmordanschlag der Nation dar der von separatistischen Militanten aus Xinjiang verubt worden sei 273 Es war das erste Mal dass der schrittweise eskalierende Konflikt aus der uigurischen Heimatregion auf das Innere China ubergriff 275 Wahrend der Guardian meldete die islamistische Gruppe Islamische Turkestan Partei TIP habe sich einen Monat nach dem Vorfall als erste Gruppierung zu dem Vorfall bekannt 179 272 verweist der langjahrige Xinjiangforscher Sean R Roberts darauf dass die TIP zwar ein Video veroffentlichte das den Tatern zu der Tat als einem dhischadistischen Akt gratulierte jedoch nicht beanspruchte dafur verantwortlich zu sein oder damit in irgendeiner besonderen Verbindung zu stehen Es sei weit wahrscheinlicher dass der Vorfall ein Ergebnis der Spannungen durch die anhaltende Gewalt zwischen Sicherheitsorganen und Uiguren im Suden des uigurischen Heimatlandes sei als in irgendeiner Weise mit dem internationalen Terrorismus in Verbindung zu stehen Im Gegensatz dazu zeigte sich der chinesische Staat fest davon uberzeugt dass der Vorfall ein offensichtlicher Terroranschlag sei der von den TIP Anhangern in China geplant wurde 275 Die chinesischen Behorden hatten fur den Angriff die ETIM verantwortlich gemacht und erklar