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Das Khanat von Kokand war ein Khanat im Ferghanatal in Zentralasien mit der Hauptstadt Kokand Qoʻqon Es existierte von ca 1710 als es sich vom Khanat Buchara loste bis 1876 als es vom Russischen Kaiserreich annektiert wurde Besonders im fruhen 19 Jahrhundert verfugte es uber Wohlstand und regionalen Einfluss Flagge von KokandPalast des Xudayar Khan in Qoʻqon erbaut 1863 73 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Aufstieg 3 Konflikte 4 Vordringen Russlands 5 Nachspiel Die Kokander Autonomie 6 Khane Kokands 7 Anmerkungen 8 Weblinks 9 LiteraturEntstehung BearbeitenDie Geschichte des Khanates Kokand beginnt Anfang des 18 Jahrhunderts zu einer Zeit in der die politische Ordnung der etablierten Machtzentren Buchara und Chiwa ins Wanken geriet Die gesamte Situation im Khanat Buchara spater Emirat Buchara war von Unsicherheit bestimmt denn zwei grosse Parteien lagen in erbitterter Fehde Der bucharische Herrscher vor allem mit dem westlichen und sudlichen Teil seines Landes beschaftigt hatte wenig Gewalt uber die Geschehnisse im Ostteil so dass sich Kokand ablosen konnte Ausgehend von einer lokalen Herrschaft im westlichen Fergana Tal ostlich von Chudschand konnten die Ming Amire zunachst die Naqschbandiya Scheiche von Cadak besiegen 1709 oder 1710 grundete der Scheibanide Schah Rukh das Khanat Kokand und einte das durch Einfalle kasachischer Stamme der Grossen Horde und Sektenstreitigkeiten zerrissene Ferghanatal Ende des Jahrhunderts kontrollierten die Ming Amire das ganze Tal 1 und regierten bis 1876 Der usbekische Stamm der Ming wurde auch Minglar oder Minen genannt Gleichzeitig jedoch zerstorten die Dschungaren bei ihren Kriegszugen gegen die Kasachen im ersten Viertel des 18 Jahrhunderts einen Grossteil des Syr Darja Gebietes Als die Chinesen in den 1750er Jahren das Dsungarische Khanat Amursana Khans eroberten entstand ein Machtvakuum das die Ming Amire auszunutzen wussten Erdeni Bey auch Erdana Beg reg 1740 1769 gelang die schrittweise Loslosung des Gebietes von dem Machthaber in Buchara und die Abgrenzung vom chinesischen Qing Imperium Er schickte eine Mission nach Peking um seine formale Unterwerfung unter den chinesischen Kaiser zu erklaren gegen 1758 Ein chinesischer Geograph schrieb damals das Gebiet Ferghanas habe vier Teile Furstentumer Andijon Namangan Margilan und Kokand Erdeni suchte um 1763 das Bundnis mit Ahmad Schah Durrani reg 1747 1772 dem ersten Staatslenker Afghanistans Doch Kokands Khane blieben den Rest des Jahrhunderts chinesische Vasallen Aufstieg BearbeitenIn die Zeit von 1760 bis 1790 fallt der Aufschwung stadtischen Lebens im Ferghanatal Die Seidenspinnerei wurde zum Motor okonomischer Macht denn die Verbindungen nach Kaschgar und China erlaubten einen prosperierenden Handel Die landwirtschaftlichen Flachen wurden durch Bewasserungsbauten wie den 120 km langen Sahr i Khan Sai bei Andijan oder den Kahn Ariq bei Taschkent erweitert 2 die auf Veranlassung der Kokander Khane durch die sesshaften Ackerbauern angelegt wurden Der enorme Aufschwung machte Kokand binnen 20 bis 30 Jahren zu einem Herrschaftsraum der am Anfang des 19 Jahrhunderts mit zu den machtigsten Staaten in Zentralasien zahlte In der Folge wurden auch eine beachtliche Zahl offentlicher Gebaude im iranischen Stil gebaut so dass Kokand zuletzt 600 Moscheen und 15 Medresen zahlte Im 19 Jahrhundert konnten die Khane Alim reg 1798 09 der als erster Ming Herrscher den Titel Khan annahm sein Bruder Muhammad Umar reg 1810 22 und dessen jugendlicher Sohn Muhammad Ali auch Madali um 1810 reg 1822 42 ihren Herrschaftsbereich erweitern 1803 09 Eroberung von Taschkent bis Sairam 1820 Grundung von Aq Masjid Ausdehnung im Norden des Tienschan Grundung der Festung Karakol ostlich des Sees Yssykkol Ausdehnung nach Badachschan und ins Tarimbecken 3 Einige Stamme der Kasachen der sogenannten Grossen Horde bis hin zum Balchaschsee wurden zur Anerkennung der Kokander Oberhoheit gezwungen Dabei ging der Khan Muhammad Ali formal im Zusammenhang mit Handelsstreitigkeiten sogar gegen Qing China vor indem er lokale Aufstande in Kaschgarien unterstutzte z B 1826 einen Hodscha Aufstand Kokand gewahrte auch dem Kasachenadel Asyl und Ruckhalt der sich gegen die Russen erhob Sarschan Kasymow ab 1825 1831 34 rekrutierte in Kokand gleich eine Armee Der Erfolg des Khanats basierte zunachst auf einer Soldnertruppe die Alim Khan im Bergland um Karategin rekrutieren liess und die seine Autoritat im Land z B gegenuber den Stammesfuhrern stutzte so dass er an Eroberungen denken konnte Unter der Herrschaft seines frommen Bruders Muhammad Umar erlebte das Khanat auch seine kulturelle wie okonomische Blutezeit Die Wissenschaften und Kunste wurden am Hof gefordert das Bildungsengagement in den islamischen Hochschulen der Stadte nahm zu Die Bevolkerung zahlte etwa eine Dreiviertel Million Konflikte BearbeitenAber der Erfolg war nur kurzlebig Andauernde innere Konflikte brachen um 1840 auf und Nasr Allah der Emir von Buchara reg 1826 1860 rustete mit Hilfe eines auslandischen Beraters eine halbwegs moderne Armee aus mit der er das Khanat bedrohte Der unuberwindbare Gegensatz zwischen Buchara und Kokand lag in den territorialen Vorstellungen uber das Grenzgebiet um Jizzax und Uroteppa begrundet 1841 42 nach mehrjahrigem Kampf um Jizzax und Uroteppa erreichten die bucharischen Streitkrafte auch Kokand drangen dort ein und ermordeten den Ali Khan in seinem Palast Doch mit der Schleifung des Palastes und der Plunderung der Stadt brachten die Bucharer die Ferghaner Bevolkerung so gegen sich auf dass sie bald gezwungen wurden die Stadt zu verlassen Die nomadischen Armeen Kiptschaken 4 waren es vor allem die die bucharischen Krafte aus der Stadt Kokand vertrieben Der dritte Nachfolger Ali Khans Hudayar Khan fand bald einen Gegenpol in der herrschenden Gruppe um den Kasachen Musulman qul Bei den inneren Konflikten standen bevorzugt die Usbeken gegen die Tadschiken und allgemein die Bauern gegen die Nomaden einschliesslich der Kirgisen Aber auch die Derwisch Orden waren nicht untatig Hudayar Khan schaffte es die sesshaften Bauern gegen die Nomaden zu mobilisieren und ihnen einen entscheidenden Schlag zu versetzen Der standige Kampf mit dem Emirat Buchara besonders um 1852 53 jedoch schwachte das Land auf solche Weise dass auch die Macht des Khans anfallig gegen Intrigen wurde Sein Bruder Molla Khan entmachtete ihn und die dazugehorige Beamtenclique mit Hilfe der Nomaden Truppen 1858 Der neue starke Mann wurde sein Helfer Alim qul Alim qul fuhrte neue Auseinandersetzungen mit dem Emirat Buchara das Hudayar Khan zuruck an die Macht bringen oder auch Taschkent erobern wollte Schliesslich fiel Alim qul im Mai 1865 bei Taschkent im Krieg gegen Russland Vordringen Russlands BearbeitenDie russische Expansion die zum Untergang des Khanats fuhren sollte begann 1853 als die Festung Aq Masjjid die nordlichste der Kokander Besitzungen eingenommen wurde Im Juni 1865 eroberten die russischen Truppen unter Oberst Tschernjajew Taschkent und im Jahr darauf Khujand letzteres mit dem Verlust von nur funf Mann gegen 2 500 Nach dem russischen Vorstoss wurde das Khanat Kokand ein Vasallenstaat des Zarenreichs 1868 ebenso wie das Emirat Buchara und Hudayar Khan verlor seine Macht endgultig Die Russen bekamen das Recht zur freien Einreise und zum Handel mit unbedeutender Steuer und der Khan zahlte eine Kriegsentschadigung und bestatigte die russischen Eroberungen In dieser Zeit begann auch der Aufstieg des Kriegsherren Jakub Bek der damals in Kokander Diensten stand und sich danach in Kaschgar verselbstandigte Das Khanat Kokand blieb allerdings ein Unsicherheitsfaktor denn Hudayar Khan wurde im Juli 1875 wegen Grausamkeit unmassiger Steuerforderungen und Beziehungen zu den Russen von der Bevolkerung vertrieben die unter Fuhrung des Kiptschaken Abdurachman Awtobatschi dem Sohn Musulman quls seinen Sohn Nasruddin einsetzte Er floh zu den Russen die eine Armee gegen die auf russisches Gebiet konkret Khujand ubergreifende Rebellion einsetzten und angesichts dieses Heiligen Krieges bald das Interesse verloren eine einheimische Regierung zu dulden Daher wurde das Khanat am 19 Februar 1876 unter General von Kaufmann endgultig vom Russischen Kaiserreich annektiert und in das 1867 gegrundete Generalgouvernement Turkestan eingegliedert Nachspiel Die Kokander Autonomie Bearbeiten Gliederung des Alasch Orda Staates 1917 1920 Im November 1917 wurde in Kokand durch den dort tagenden 4 Ausserordentlichen Kongress der Turkestaner Muslime ein Provisorischer Volksrat einberufen Dieser setzte eine Provisorische Regierung des Autonomen Turkestan ein der das Alasch Mitglied Mustafa Tschokajew als oberster Minister vorstand Die sogenannte Kokander Autonomie verstand sich selbst als Fortsetzung des 1876 aufgelosten Khanates und umfasste de jure das Gebiet der Oblast Syrdarja De facto war das Gebiet eine territoriale Einheit des im Dezember 1917 deklarierten Alasch Orda Staates Die Provisorische Regierung des Autonomen Turkestan sah sich als politischer Vertreter Gesamtturkestans wurde aber als solche nicht anerkannt So genoss die Kokander Autonomie unter der traditionell muslimisch ausgerichteten Bevolkerung keinen grossen Ruckhalt Zudem stand sie in direkter Konkurrenz zum in Taschkent ausgerufenen Turkestaner Rat der Volkskommissare Beide Gebilde waren relativ machtlos da der Rat der Volkskommissare nur die Kontrolle uber einige Eisenbahnknotenpunkte verfugte und die Kokander Autonomie nicht uber die Stadtgrenzen hinaus gelangte sondern auf die Kokander Altstadt beschrankt blieb 5 Wahrend der Turkestaner Rat der Volkskommissare jedoch von der Sowjetmacht mit Waffen und Soldaten unterstutzt wurde fehlten der Kokander Autonomie jegliche Infrastruktur und eine schlagkraftige Armee So wurde diese Mitte Februar 1918 durch die Rote Armee de facto blutig beseitigt und es wurde von den Siegern in der Kokander Altstadt ein Blutbad an der Bevolkerung angerichtet 5 Die brutalen Ausschreitungen der Rotarmisten hatten zur Folge dass sich Tschokajew im Marz 1919 mit der Roten Armee verbundete und ein Abkommen mit der aufstrebenden Sowjetmacht einging Nach dem Verlust seiner Position in Kokand ging es Tschokajew nun um die interne Vorherrschaft im Alasch Orda Staat In diesem bildeten sich drei territoriale Einheiten heraus die von Alichan Bokeichan Abdulgaffar und Amangeldy Imanow auf der einen sowie Tschokajew auf der anderen Seite kontrolliert wurden So unterstand der Westen des heutigen Kasachstans Region Orenburg Bockeychanow das mittlere Kasachstan Region Turgaj den Imanows und der Osten des Landes Region Semipalatinsk Tschokajew Mit der Auflosung der Alasch Orda im Jahre 1920 wurde auch de jure die Kokander Autonomie beendet Deren Territorium wurde in die im April 1918 geschaffene Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan eingegliedert Khane Kokands BearbeitenII Sahruh 1710 1721 Abdurrahman 1721 1739 Abdulkerim 1739 1746 Irdana bi Erdeni 1746 1770 Suleyman 1770 1774 III Sahruh 1774 Narbuta Bey 1774 1800 Alim 1800 1809 Muhammed Omer 1809 1822 Muhammed Ali 1822 1841 um 1810 Sir Ali 1842 1845 Murat Bey 1845 Muhammed Hudayar 1845 1858 1 2 Regent Musulman qul 1845 1852 Muhammed Molla Bey 1858 1862 Sah Murat 1862 Muhammed Hudayar 1862 1863 3 Muhammed Sultan 1863 1866 Regent Alim qul 1863 1865 Muhammed Hudayar 1866 1875 4 Nasruddin 1875 1876 Pratendent Polat Dezember 1875 Januar 1876Anmerkungen Bearbeiten Jurgen Paul Zentralasien Frankfurt am Main 2012 Neue Fischer Weltgeschichte Band 10 S 360 Jurgen Paul Zentralasien Frankfurt am Main 2012 Neue Fischer Weltgeschichte Band 10 S 377 Jurgen Paul Zentralasien Frankfurt am Main 2012 Neue Fischer Weltgeschichte Band 10 S 377f Der Begriff wurde von Meyers Konversationslexikon Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig und Wien Vierte Auflage 1885 1892 verwendet und soll in dem Zusammenhang einen Volksstamm in Mittelasien besonders in dem ehemaligen Chanat Chokand der jetzt russischen Provinz Ferghana wohnend kennzeichnen Weiterhin findet sich dort der Hinweis Kiptschak wohnen als Handel und Ackerbau treibend ausschliesslich im nordlichen Teil von Ferghana a b Marie Carin von Gumppenberg Udo Steinbach Hrsg Zentralasien S 43 Weblinks BearbeitenChokand In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 4 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 60 Kokand auf WorldStatesMen orgLiteratur BearbeitenMarie Carin von Gumppenberg Udo Steinbach Hrsg Zentralasien Geschichte Politik Wirtschaft Ein Lexikon Beck sche Reihe Verlag C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51113 9 P P Ivanov Istoriya kokandskogo Xanata In Ocherki po istorii srednej azii XVI seredina XIX v Moskau 1958 S 186 194 R N Nabiev Iz istorii Kokandskogo Xanstva Feodalnoe Xozyajstvo Xudoyar Xana Taschkent 1973 L J Newby The empire and the khanate A political history of Qing relations with Khoqand c 1760 1860 Brill Leiden u a 2005 Table of Content Fischer Weltgeschichte Band 16 ZentralasienNormdaten Geografikum GND 4537088 6 lobid OGND AKS LCCN n88297528 NDL 00563357 VIAF 145533035 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Khanat Kokand amp oldid 232764363