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Paul Eugene Pelliot 28 Mai 1878 in Paris 26 Oktober 1945 ebenda 1 war ein franzosischer Sinologe und Zentralasienforscher Er leitete mehrere archaologische Expeditionen nach Zentralasien und wurde im Zuge seiner Forschungen zum Grunder der mongolischen Geschichtsforschung der Mongolistik Er war Schuler von Sylvain Levi Paul PelliotPelliot Mission Plan Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Rezeption 3 Wurdigung 4 Schriften Auswahl 4 1 Autor 4 2 Herausgeber 5 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenDer Sinologe Erich Haenisch schildert Pelliot in seinem Nachruf 1951 als einen Wissenschaftler mit herausragender Verstandes und Urteilsscharfe der uber ein schier unvorstellbares universelles Wissen verfugt habe Er habe ausserdem jede Sprache leicht gelernt und ihm seien nur selten Irrtumer unterlaufen In seinem Arbeitsbereich Ost und Innerasien habe er zuverlassige Grundlagen fur eine mogliche Zusammenschau der kulturellen Entwicklung der Geschichte und Sprache dieses Gebietes geliefert Pelliot sei schon als 22 jahriger junger Mann beruhmt gewesen erwahnte Haenisch Ursprunglich wollte er in den diplomatischen Dienst und studierte zunachst Englisch an der Sorbonne dann Mandarin Chinesisch an der Ecole des Langues Orientales Vivantes Den dreijahrigen Kurs absolvierte er in nur zwei Jahren und fand die Aufmerksamkeit des Sinologen und Professors am College de France Edouard Chavannes der ihn protegierte Weitere Lehrer waren der Sanskrit Forscher Sylvain Levi und H Dordier 1900 ging er nach Hanoi und forschte an der Ecole d Extreme Orient EFEO Von hier aus hielt er sich auch in Peking auf um dort schriftliche Quellen zu finden und zu studieren Er war mit anderen Auslandern und Diplomaten in Peking wahrend des Boxeraufstands eingeschlossen und wurde nach der Ruckkehr nach Hanoi wegen Tapferkeit mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet Er besorgte wahrend der Belagerung Nahrung wobei ihm seine sehr guten Chinesisch Kenntnisse zugutekamen und eroberte bei den Kampfen eine Fahne 1901 wurde er Professor fur Chinesisch am EFEO 1904 kehrte er nach Frankreich zuruck um 1905 am Orientalistenkongress in Algier teilzunehmen nbsp Pelliot zwischen den Manuskripten in der Grotte Nr 163 von Mogao Ab 1906 unternahm Pelliot im Auftrag der Franzosischen Regierung in Turkestan Grabungen und Forschungen in der Gegend in der zwischen 1894 und 1908 schon Sven Hedin und Aurel Stein sensationelle Funde gemacht hatten Auch preussische russische und englische Expeditionen hielten sich zeitgleich dort auf Er wurde begleitet vom Armeearzt Louis Vaillant und dem Photographen Charles Nouette Ausserdem lernte er in Samarkand Carl Gustaf Emil Mannerheim kennen und erlaubte ihm ihn auf seiner Expedition zu begleiten Dabei war ihm bewusst dass Mannerheim ein russischer Spion war und er liess sich als Ausgleich eine Bezahlung eine Kosakeneskorte und die Benutzung der transkaspischen Eisenbahn Russlands zusichern 2 Auf der eigentlichen Expedition trennten sich ihre Wege aber bald Pelliot erhielt dabei in den 15 Meilen sudwestlich von Dunhuang entfernt liegenden Mogao Grotten Zugang zu einer grossen handschriftlichen Bibliothek des Abtes Wang Yuanlu Daraus hatte zuvor schon Aurel Stein Manuskripte erworben Pelliot konnte aber im Gegensatz zu Stein klassisches Chinesisch und weitere der Sprachen der Texte und konnte so eine sehr viel fundiertere Auswahl treffen Er verbrachte dort drei Wochen im April 1908 mit der Auswahl der Manuskripte und kaufte sie dem Abt fur 500 Tael ab Am 24 Oktober 1909 traf er wieder in Paris ein Die Texte waren in chinesisch tibetanisch und weiteren zentralasiatischen Sprachen verfasst Ihre Entstehungszeit wurde ins 4 5 Jahrhundert n Chr datiert Dieser Fund machte ihn beruhmt Er hat daruber ausser in zwei Arbeiten zusammen mit E Chavannes nichts weiter veroffentlicht Der genaue Report den Pelliot aus dem Gedachtnis uber die Bibliothek und seine Funde verfasste und der bei seiner Ruckkehr in Paris bekannt wurde stiess dort zunachst auf Unglauben Pelliot hatte fur jedes der einzelnen Manuskripte nur wenige Minuten bei seiner schnellen Durchsicht im April 1908 besass aber ein exzellentes Gedachtnis Man warf ihm Verschwendung offentlicher Gelder und Ankauf gefalschter Manuskripte vor Einen seiner Kritiker schlug Pelliot auf einem Banquet 1910 was zu einem gerichtlichen Nachspiel fuhrte Schliesslich erhielt er Unterstutzung durch Aurel Stein 1911 erhielt er einen fur ihn geschaffenen Lehrstuhl der Sprachen und Geschichte Zentralasiens am College de France Wahrend des Ersten Weltkriegs war er als Militarattache in Peking 1921 wurde er zum Mitglied der Academie des Inscriptions et Belles Lettres gewahlt 3 Er war ferner Ehrenmitglied der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft und gab ab 1920 bis zu seinem Tod 1945 die erste 1890 gegrundete internationale Fachzeitschrift fur Sinologie mit dem Namen T oung Pao heraus 4 Seit 1922 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1931 der British Academy 5 und seit 1934 auslandisches Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften 6 Die Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique nahm ihn 1936 als assoziiertes Mitglied auf 7 Pelliot wurde nach dem Krieg Mitglied der Societe asiatique und veroffentlichte in den beiden Zeitschriften T oung Pao und Journal Asiatique eine Vielzahl von Artikeln in denen er auch hohe Massstabe fur die bibliographische textliche und linguistische Kompetenz von Sinologen forderte In seinen Chinesischkursen so berichtete der Asienwissenschaftler Denis Sinor liess er Studenten ohne Vorkenntnisse mit einem Worterbuch einen Text ubersetzen und uberschuttete sie mit seinen detaillierten Kommentaren Er rugte auch Kollegen fur fehlerhafte Kenntnisse Sein Kollege Hellmut Wilhelm bezeichnete ihn als Polizisten der Sinologie Pelliot stand fur die klassische Kombination zwischen Sprache und Geschichte in der Sinologie Auf heftige Kritik aus anderen Fachbereichen der Gesellschafts und Kulturwissenschaften reagierte er verletzt und abwehrend 8 1945 starb er an Krebs Rezeption BearbeitenAusser einer Vielzahl von Veroffentlichungen zum Beispiel in den Fachzeitschriften T oung Pao und Journal asiatique gibt es von Pelliot keine zusammenfassenden auswertenden Darstellungen seiner Ausgrabungen und Sprachforschungen Er hinterliess eine Reihe von Aufsatzen und Notizen zur Auswertung fur andere Forscher Eine erste posthume Veroffentlichung war die Textrekonstruktion und Ubersetzung des Yuanchao mishi 元朝秘史 Texte uber die Geheime Geschichte der Mongolen 9 Er habe als erster Sinologe so Haenisch darin ein zusammenhangendes Textstuck im mongolischen Wortlaut wiederhergestellt Es stehe ihm deshalb zu Grunder der mongolischen Geschichtsforschung genannt zu werden Der Turkologe Poppe und der Asienwissenschaftler Sinor bewerteten die Arbeit Pelliots nicht so hoch wie Haenisch Pelliots Kommentar zu dieser Ubersetzung ist verloren gegangen im Nachlass finden sich dazu nur mongolische Notizen Moglicherweise geben sie naheren Aufschluss Von der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft wurde 1951 angeregt den Nachlass auszuwerten Man brauche auch nach dem Tod Pelliots in der Sinologie seine fuhrende Hand 10 Ende der 1940er Jahre wurde Pelliot in China aufgrund des Entwendens von chinesischen Kulturgutern als Krimineller angesehen 11 Pelliot hatte auch einen Namen in der Marco Polo Forschung Seine Aufzeichnungen dazu wurden postum herausgegeben Wurdigung BearbeitenIm Musee Guimet in Paris ist eine Galerie nach ihm benannt Schriften Auswahl BearbeitenAutor Bearbeiten Aufsatzemit Edouard Chavannes Un traite manicheen retrouve en Chine In Societe asiatique Hrsg Journal Asiatique 1911 S 499 617 1913 S 99 199 261 392 ISSN 0021 762X Les influences iraniennes en Asie Centrale et en Extreme Orient In Rene Mabillon Revue d Histoire et de Litterature Religieuses N S 3 1912 S 97 119 ISSN 0035 3620 Mo ni et manicheens In Journal Asiatique 1914 S 461 470 ISSN 0021 762X Le Cha tcheou tou fou t ou king et la colonie sogdienne de la region du Lob Nor In Journal Asiatique 1916 S 111 123 ISSN 0021 762X mit Gino Borghezio Henri Masse und Eugene Tisserant Les Mongols et la Papaute Documents nouveaux In Revue de l Orient chretien 3e ser 3 23 1922 23 S 3 30 4 24 1924 S 225 335 8 28 1931 S 3 84 Les traditions manicheennes au Foukien In T oung Pao Bd 22 1923 S 193 208 Neuf notes sur des questions d Asie Centrale In T oung Pao Bd 24 1929 S 201 265 BucherHistoire Secrete des Mongols Restitution du texte mongol et traduction francaise des chapitres I a VI Oeuvres posthumes de Paul Pelliot 1 Librairie d Amerique et d Orient Adrien Maisonneuve Paris 1949 Les Debuts de l imprimerie en Chine Oeuvres posthumes de Paul Pelliot 4 Librairie d Amerique et d Orient Adrien Maisonneuve Paris 1953 Louis Hambis Hrsg Notes on Marco Polo Klincksieck Paris 1959 63 posthum Recherches sur les chretiens d Asie centrale et d Extreme Orient I Imprimerie Nationale Paris 1973 Antonino Forte Hrsg L inscription nestorienne de Si ngan fou Scuola di studi sull Asia orientale Kyoto 1996 ISBN 2 85757 056 2 Herausgeber Bearbeiten Meou tseu ou les doutes leves In T oung Pao Bd 19 1920 S 255 433 12 mit Robert Gauthiot Le sutra des causes et des effets du bien et du mal Edite et traduit d apres les textes sogdien chinois et tibetain Paris 1920 2 Bande Sekundarliteratur BearbeitenErich Haenisch Paul Pelliot 28 Mai 1878 bis 26 Oktober 1945 Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Jg 101 1951 S 9 10 Nicole Vandier Nicolas Monique Maillard Les Grottes de Touen houang Herausgegeben vom College de France Paris 1981 Mit Notizen von Pelliot Hartmut Walravens Paul Pelliot 1878 1945 his life and works A Bibliography Indiana University Research Institute for Inner Asian Studies 2001 Drege Jean Pierre Zink Michel Pinault Georges Jean Will Pierre Etienne Scherrer Schaub Hg Paul Pelliot de l histoire a la legende Colloque international College de France et Academie Erschienen bei Academie des Inscriptions et Belles Lettres 2013 Eric Tamm The Horse That Leaps Through Clouds A Tale of Espionage the Silk Road and the Rise of Modern China Vancouver Douglas amp Mcintyre 2010Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Pelliot Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Paul Pelliot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Paul Pelliot Chinesische Nationalbibliothek chin Bruce Brooks Portrats von Sinologen Paul Pelliot Video Paul Pelliot 300 Bucher und Artikel von Paul Pelliot auf Monumenta Altaica Beschreibung der zentralasiatischen Forschungsreise 1901 1908 von Pelliot in deutsch auf der Webseite des Internationalen Duhang Projektes Einzelnachweise Bearbeiten Die kleine Enzyklopadie Encyclios Verlag Zurich 1950 Band 2 S 332 Eric Tamm The Horse That Leaps Through Clouds A Tale of Espionage the Silk Road and the Rise of Modern China Vancouver Douglas amp Mcintyre 2010 Mitglieder seit 1663 Pelliot Paul Eugene Academie des Inscriptions et Belles Lettres abgerufen am 30 Januar 2021 franzosisch Erich Haenisch Paul Pelliot 28 Mai 1878 bis 26 Oktober 1945 Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Vol 101 1951 pp 9 10 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 16 Juli 2020 KNAW Past Members Paul Pelliot Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 16 Juli 2020 Academicien decede Paul Eugene Pelliot Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique abgerufen am 4 November 2023 franzosisch Vgl Bruce Brooks Paul Pellier Sinological Profiles umass edu 9 Juni 2004 Das Werk enthalte viele Fehler aber auch sehr viel Richtiges z B die Rechtschreibung neuer Worter kommentierte es der Sinologe Erwin Ritter von Zach in einer Rezension Wegen seiner vielen Irrtumer aber solle Pelliot Texte des Kollegen Toyohachi Fujita lesen um ihnen auf die Spur zu kommen Hinsichtlich der Qualitat seiner Ubersetzung riet er Pelliot sich nicht zu wundern wenn sein Name in der neuesten Auflage der Encyclopaedia Britannica 1929 nicht mehr genannt werde Pelliot hatte Zach im gleichen Jahr wegen mangelhafter Fachkompetenz als Autor aus der T oung Pao verbannt Vgl Hartmut Walravens Hrsg Erwin Ritter von Zach 1872 1942 Gesammelte Rezensionen Chinesische Geschichte Religion und Philosophie in der Kritik Berlin 2005 S 95 Erich Haenisch Paul Pelliot 28 Mai 1878 bis 26 Oktober 1945 in Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Jg 101 1951 S 9 10 Justin Jacobs Confronting Indiana Jones Chinese Nationalism Historical Imperialism and the Criminalization of Aurel Stein and the Raiders of Dunhuang 1899 1944 in Sherman Cochran Paul G Pickowicz Hrsg China on the Margins Ithaca NY Cornell University Press 2010 S 65 90 hier S 83 Unveranderter Nachdr Kraus Reprint Nendeln 1975 Normdaten Person GND 119392194 lobid OGND AKS LCCN n50048941 VIAF 73858373 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pelliot PaulALTERNATIVNAMEN Pelliot Paul EugeneKURZBESCHREIBUNG franzosischer Sinologe und ZentralasienforscherGEBURTSDATUM 28 Mai 1878GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 26 Oktober 1945STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Pelliot amp oldid 238925735