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Das Zweite Turk Kaganat altturkisch 𐱅𐰇𐰼𐰰 𐰃𐰠 Turuk el chinesisch 後突厥 Hou Tujue war ein Steppenreich der Kok Turken im ostlichen Zentralasien Das zweite Kaganat der Kok Turken Second Turk hellblau im 8 JahrhundertNach der Vernichtung des Ersten Turk Kaganats durch Tang China erstand das Kaganat 682 neu umfasste im Wesentlichen die Gebiete des ostlichen Teils des Ersten Turk Kaganats und bestand bis 742 Nach dem Niedergang infolge des Aufstandes verschiedener Turkvolker folgte 745 auf seinem Gebiet das Kaganat der Uiguren nach Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Elteris 3 Qapagan 4 Bilge Khan 5 Endphase 6 Liste der Herrscher 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDas erste Turk Kaganat wurde vom China der Tang Dynastie erobert 630 der Ostteil 659 der Westteil Doch die Kok Turken nahmen die Unterwerfung nicht hin und 679 kam es zur Revolte Chinesische Quellen berichten von mehreren Aufstanden turkischer Stamme Uberfalle Plunderungen die aber immer wieder erfolgreich niedergeschlagen werden konnten Der Nachkomme des letzten Herrschers des ersten Ostreichs der Kok Turken Kutlug spater Elteris ging mit wenigen Getreuen in das nordlich Chinas gelegene Gebiet der Otuken und unterwarf die benachbarten Stamme Die Tang waren mittlerweile geschwacht die Tibeter hatten 670 das Tarimbecken in ihre Gewalt gebracht und dabei den Chinesen schwere Niederlagen zugefugt dynastische Streitigkeiten hatten begonnen 1 Kutlug wurde unter dem Ehrennamen Elteris oder Eltaris Khan der Reichssammler vom Heerfuhrer Tonyuquq auch Tonjukuk eingesetzt 2 1 Tonyuquq war der Berater von Elteris Elteris entstammte dem Adelsgeschlecht der A shih na 1 wahrend Tonyuquq dem Clan der A shih te entstammte 3 Elteris BearbeitenNoch 681 musste Elteris eine herbe Niederlage gegen die Chinesen hinnehmen doch ab 682 unterwarf er zusammen mit 16 verbundeten Stammen die Kok Turken und stutzte sich hierbei insbesondere auf den Stamm der Karluken Um 687 hatte er die Herrschaft uber die meisten Stamme des ehemaligen Ostreichs errungen Damit begrundete Elteris das zweite Turk Kaganat das in der turkischen Turkologie meist nur als Karluken Herrschaft turkisch Karluk Devleti bezeichnet wird und das in der westlichen Geschichtsschreibung als Reich der Ilig Khane bekannt ist Dieses neue Turkenreich kontrollierte nach zahlreichen Kriegszugen die Steppen von der Grossen Mauer bis zu den Aussenposten der seit 705 nach Transoxanien vordringenden Araber Das Zentrum war die Gegend des Changai Gebirges Bis 687 hatte Elteris die meisten Stamme des Ostreiches unterworfen nur der Tolu Herrscher Hushile Khagan konnte sich mit einigen Stammesangehorigen nach China fluchten nbsp Das zweite Kaganat der Kok Turken im Jahr 700Qapagan BearbeitenAls Elteris 691 verstarb wurde sein Bruder Boko reg 692 716 auf einer Kuriltai der Stamme als Qapagan Kapagan Khan zum Oberhaupt des Reiches ernannt Ab 699 gelange es im Westen den Turgesch ihre Macht auf Kosten der Kok Turken auszubauen 4 In der Folgezeit erneuerte Qapagan die Macht der Kok Turken Dabei stand er dem Reich nur als Vormund seines Neffen Kultigin vor der damals sechs Jahre alt war Ihm unterstellten sich unter anderem die Stamme der Karluken und Oghusen freiwillig Aber auch nicht turkische Volker wie die Kitan wurden unterworfen Um 710 konnte er die Turgesch besiegen Qapagan fuhrte ein hartes Regiment uber die Volker seines Reiches so kam es erneut 711 12 zu Unruhen unter den Volkerschaften der Basmil und Teilen der On Ok Zur gleichen Zeit kam es zu Kampfen gegen die Kirgisen und zu einem winterlicher Uberfall 711 12 bei dem der angesehene Kirgisen Herrscher Bars Beg fiel Aus der Kol Tegin Stele Ostseite Zeile 20 ca 732 Es war Bars Beg Wir selbst hatten ihm den Titel eines Khagan gegeben Auch hatten wir meine jungere Schwester die Prinzessin zur Frau gegeben Er aber hat uns verraten Deshalb wurde der Khagan getotet und sein Volk wurde zu Sklaven und Dienern 5 dd Im Kampf gegen die muslimischen Araber die ab 705 Zentralasien uberrannten war er weniger erfolgreich Kultigin wurde hier bei Buchara blutig zuruckgeschlagen ein anti arabischer Aufstand in Sogdien scheiterte 722 siehe Dewastic Die Turgesch entzogen sich ab 715 den Kok Turken und unterstellten sich 717 China und ging eigene politische Wege Ihr Anfuhrer war Suluk reg 717 738 der seinerseits Kampfe gegen die Araber fuhrte unterstutzt von sogdischen Fursten siehe Ghurak Gleichzeitig begannen die Oghusen langsam westwarts zu wandern und sich im Gebiet des ursprunglich iranischsprachigen Turkestan niederzulassen das zum Herrschaftsbereich der On Ok gehorte Auf einer Strafexpedition gegen jene Stamme die von den Tang Chinesen gegen ihn aufgehetzt worden waren verlor Qapagan sein Leben 716 wurde er in der heutigen Mongolei nordlich des Flusses Tula von Angehorigen des Bayirqu Stammes ermordet Bilge Khan BearbeitenMit dem plotzlichen Tode Qapagan drohten neue Wirren Besonders tat sich da Elteriŝ Sohn Kultigin hervor Fugiuy bogiu Kuchuk Khan ernannte sich 716 zum Herrscher der Kok Turken Doch wurde auf einem Friedens Kuriltai nicht er oder Kultigin sondern Bilge Khan ein anderer Sohn Elteriŝ und alterer Bruder Kultigins zum Kagan ausgerufen Dieser holte Tonyuquq und Kultigin als Berater an seine Seite und stellte damit den Frieden im Reich wieder her Doch damit begann auch der politische Aufstieg der spateren Uiguren Bilge Khan veranderte erfolgreich die Kriegstechnik Die erfolgreichste Kriegstruppe stellten die berittenen Bogenschutzen Die besten Schutzen durften weisse Falkenfedern an ihren Helmen tragen Entschlossen und hoch diszipliniert griffen sie in einer Pfeilformation ihre Gegner an Dabei trugen sie Rustungen aus hartem Leder oder aus Metall Bilge Khan warb daruber hinaus Soldner aus anderen Volkerschaften an so dass in seinen Reihen sowohl Turken als auch Nichtturken wie Mongolen Tanguten und zahlreiche Chinesen kampften Bilge Khan dehnte ab 717 den Machtbereich der Kok Turken weiter aus Er unterwarf die Gebiete bis zum Syr Darja im Westen im Osten reichte sein Machtbereich bis in die chinesische Provinz Shandong und im Suden bis Tibet Auch die Stamme der Tula Region konnte er schliesslich unterwerfen was seinen Vorgangern Idat und Qapagan nicht gelungen war Das Reich der Kok Turken umfasste nun die Gebiete vom Schwarzen Meer bis China und vom Altai bis zum Hindukusch Es bestand nicht nur aus Steppe sondern auch aus Wuste Der Rang des Khagan hatte sich nun verandert Ursprunglich nur ein untergeordneter Fuhrertitel der weit unter dem alten Titel des Shanyu beziehungsweise des Tanhu stand war er nun fur die spaten Kok Turken ein Halbgott Sein Zelt die Jurte bestand aus reich bestickter roter Seide Im Sommer zog der Herrscher Bilge Khan nun mit seinem Hofgefolge in die uppigen Weidegebiete des Nordens und im Herbst wieder nach Suden 731 verstarb Kultigin und Tonyuquq stieg zum alleinigen Ratgeber Bilge Khans auf wie es in den Inschriften des Tonyukuk belegt ist 734 wurde Bilge Khan ermordet Auf dem Totenbett erlebte er die Hinrichtung seiner Morder und deren Anstifter mit Es waren Angehorige des Basmil Stammes der dadurch in Ungnade fiel Endphase BearbeitenAuf der Kuriltai setzten 734 die Anhanger Bilge Khans die Wahl seines Sohnes Yiran durch Doch dieser verstarb noch im selben Jahr so dass dessen minderjahriger Sohn Bilge Kutluq Tengri zum Herrscher bestimmt wurde Als dessen Vormunder wurden ihm zwei seiner Onkel zur Seite gestellt in deren Handen die wahre Macht lag Der linke Schad Il Itmysh Bilge Khan herrschte uber den Westen der rechte Schad Ozmysh Khan uber die Gebiete des Ostens das Gokturkenreich drohte erneut in zwei unabhangige Teilreiche zu zerfallen Als 740 Tang China die Herrschaft Tengris uber die Ostturken anerkannt hatte lud dessen Mutter Pofu Il Itmysh Bilge den linken Schad der Westturken zu einer Kuriltai ein Dort kaum eingetroffen wurde dieser von der Leibgarde der Mutter ergriffen und enthauptet Die Westturken unterstellten sich darauf hin Tengri der sich nun den Namen des Oghus Khan zulegte Doch dieser Verrat der Mutter zog Folgen nach sich Der andere Onkel Ozmysh Khan der linke Schad der Ostgebiete sah sich mit der Namensgebung Tengris in seiner Macht bedroht griff 741 Tengri an und ermordete ihn Ozmysh Khan gedachte nun die Nachfolge Tengris anzutreten Unter dem Namen Wusumishi nahm er den Khagan Titel an doch er war ein unbeliebter Herrscher Vor allem die Stamme des Westens verabscheuten ihn und die Basmil galten als dessen argste Feinde Ab ungefahr 742 schlossen sich die Karluken mit den Basmil Uiguren sowie Oghusen zusammen und griffen Ozmysh an Dieser wurde bei den Kampfen getotet damit ging das zweite Gokturkenreich zu Ende Bomei Tegin Khan der Bruder des 744 ermordeten Ozmysh Khagan versuchte zwar noch als Bomei Khagan die Macht im Ostreich an sich zu reissen doch wurde er bereits 745 von Uiguren ermordet Karluken Oghusen Uiguren und Basmil grundeten auf dem Gebiet des Ostreiches ein neues Reich der erste Herrscher war der chinesische Soldner Gulipeiluo Gulipeiluo nahm den Titel Kutluq Bilge Kul Khagan an und machte die Stadt Kara Balgasun am oberen Orchon das alte Ordu Balyk zum Zentrum seines Reiches Die Uiguren uberwarfen sich mit den Karluken und verdrangten sie nach Westen 6 das war der Beginn des Uigurischen Kaganats das von 744 bis 840 bestand Die Karluken nahmen schliesslich in Kuz Ordu dem heutigen Balasagun ihren Hauptsitz Die Karluken schufen als erstes turkisches Volk in der Geschichte eine einheitliche Amtssprache die bis zum persischen Choresm Reich ausstrahlte und heute als Karluk Choresmisch oder als Karluk Uigurisch bezeichnet wird Liste der Herrscher BearbeitenKutlug Ku tuo lu erhielt spater den Ehrennamen Elteriŝ auch Eltaris 1 682 692 94 Qapagan Kapagan oder auch Mo ch uo 7 692 94 716 Fugiuy bogiu Kuchuk Khan 716 Kutluk Bilge Kul Khan Mogilian Bilge Kul 716 734 ermordet Yollyg Tegin Izhan Khan 734 739 Bilge Kutluk Tengri Khan 739 741 Siuan Khan 741 Il Itmysh Bilge Khan 741 742 Ozmysh Khan 742 743 Bomei Tegin Khan 743 745 Literatur BearbeitenEdouard Chavannes Documents sur les Tou kiue Turcs occidentaux Sbornik Trudov Orchonskoj Ėkspedicii Bd 6 Academie Imperiale des Sciences St Petersburg 1903 Nachdruck Adrien Maisonneuve Paris 1941 Rene Giraud L Empire des Turcs Celestes Les Regnes d Elterich Qapghan et Bilga 680 734 Contribution a l Histoire des Turcs d Asie Centrale Adrien Maisonneuve Paris 1960 Rene Grousset Die Steppenvolker Attila Dschingis Khan Tamerlan Magnus Verlag Essen 1975 Elcin Kursat Ahlers Zur fruhen Staatenbildung von Steppenvolkern Uber die Sozio und Psychogenese der eurasischen Nomadenreiche am Beispiel der Xiongnu und Gokturken mit einem Exkurs uber die Skythen Sozialwissenschaftliche Schriften Bd 28 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 07761 X Zugleich Hannover Universitat Dissertation 1992 Liu Mau Tsai Die chinesischen Nachrichten zur Geschichte der Ost Turken T u kue Gottinger asiatische Forschungen Bd 10 1 2 ZDB ID 503905 8 2 Bande Bd 1 Texte Bd 2 Anmerkungen Anhange Index O Harrassowitz Wiesbaden 1958 Ali Kemal Meram Gokturk Imparatorlugu Milliyet Yayin Ṣti Yayinlari Tarih Dizisi Bd 35 ZDB ID 2394701 9 Milliyet Yayinlari Istanbul 1974 Edward H Parker A thousand years of the Tartars S Low Marston amp Co London 1895 Nachdruck Routledge London u a 1996 ISBN 0 415 15589 4 Jurgen Paul Zentralasien S Fischer Frankfurt am Main 2012 Neue Fischer Weltgeschichte Band 10 Wolfgang Scharlipp Kurzer Uberblick uber die buddhistische Literatur der Turken In Materialia Turcica Bd 6 1980 ISSN 0344 449X S 37 53 Wolfgang Ekkehard Scharlipp Die fruhen Turken in Zentralasien Eine Einfuhrung in ihre Geschichte und Kultur Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1992 ISBN 3 534 11689 5 Denis Sinor Inner Asia History Civilisation Language A syllabus Indiana University Publications Uralic and Altaic Series Bd 96 ISSN 0445 8486 Indiana University Bloomington 1969 Denis Sinor Hrsg The Cambridge History of Early Inner Asia Cambridge University Press Cambridge u a Band 1 From the earliest times to the rise of the Mongols 1990 ISBN 0 521 24304 1 auch ebenda 1994 bis jetzt nur dieser Band erschienen Soren Stark On Oq Bodun The Western Turk Qaghanate and the Ashina Clan In Archivum Eurasiae Medii Aevi Bd 15 2006 2007 ISSN 0724 8822 S 159 172 Soren Stark Die Altturkenzeit in Mittel und Zentralasien Archaologische und historische Studien Nomaden und Sesshafte Bd 6 Reichert Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 89500 532 9 Weblinks BearbeitenZentralasiatische VolkerEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Wolfgang Ekkehard Scharlipp Die fruhen Turken in Zentralasien S 30 Edith G Ambros P A Andrews Cigdem Balim L Bazin J Cler Peter B Golden Altan Gokalp Barbara Flemming G Hazai A T Karamustafa Sigrid Kleinmichel P Zieme Erik Jan Zurcher Artikel Turks in Encyclopaedia of Islam Brill digitale Edition Abschnitt 1 1 The pre Islamic period the first Turks in history and their languages Denis Sinor The legendary Origin of the Turks in Egle Victoria Zygas Peter Voorheis Folklorica Festschrift for Felix J Oinas S 231 Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 78 Wolfgang Ekkehard Scharlipp Die fruhen Turken in Zentralasien S 47 Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 133 Wolfgang Ekkehard Scharlipp Die fruhen Turken in Zentralasien S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweites Turk Kaganat amp oldid 234508560