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Die Geschichte der Stadt St Gallen beginnt mit der Legende des heiligen Gallus im Jahr 612 nach Christus Otmar grundete dann an dieser Stelle im Jahr 719 das spater beruhmte Kloster was dem jungen Ort eine erste Blute brachte die bis etwa zum Jahr 1000 dauerte Das Wappen der Stadt St Gallen Der Bar mit dem goldenen HalsbandMit der Reformation im 16 Jahrhundert begann der langjahrige Zwist zwischen der Stadt die den neuen Glauben angenommen hatte und dem Furstabt der innerhalb derselben Mauern wohnte und dem das ganze Umland gehorte Beigelegt wurde dieser Streit erst mit dem Zusammenbruch der alten Ordnung und der Grundung des neuen Kantons St Gallen zuerst kurz Kanton Santis dessen neuer Hauptort die Stadt wurde Noch im 19 Jahrhundert waren die konfessionellen Graben tief und eine Verschmelzung der Stadt St Gallen mit ihren Vorortgemeinden wurde erst 1918 im Schatten des Ersten Weltkriegs und einer grossen Krise der Ostschweizer Textilindustrie moglich Diese hatte seit dem 16 Jahrhundert die Wirtschaft der Stadt und ihrer Umgebung dominiert Heute bildet St Gallen das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Ostschweiz Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge und erste Blute 1 1 Gallus an der Steinach 1 2 Grundung des Klosters 1 3 Erste Blute 1 4 Ungarneinfall 1 5 Klosterbrand 2 Verselbstandigung der Stadt 2 1 Reichsstadt 2 2 Heiliggeistspital 2 3 Abspaltung von der Furstabtei 2 4 Zunftordnung und Recht 3 Hochmittelalter offene Konflikte zwischen Stadt und Furstabtei 3 1 Niedergang des Klosters 3 2 Appenzellerkriege 3 3 Bundesschlusse und Neugrundung des Klosters 3 4 St Gallerkrieg 4 Reformation 5 Fruhe Neuzeit 5 1 Stadtplan von 1642 5 2 Sittenmandat 6 Dreissigjahriger Krieg und Folgen 7 Stadtrepublik zwischen Dreissigjahrigem Krieg und Franzosischer Revolution 8 Zwei Goldene Zeitalter 8 1 Wirtschaftlicher Aufschwung 8 2 Bau der heutigen Stiftskirche 9 Helvetik Kantonsgrundung Bundesstaat 9 1 Hauptort des Kantons St Gallen 9 2 Zeit im neuen Bundesstaat 9 3 Eisenbahn kommt nach St Gallen 9 4 Fluchtlingsprobleme im 19 Jahrhundert 9 5 Wirtschaftliche Blute 10 Beginn der Neuzeit 10 1 Aufbau der modernen Wasserversorgung 10 2 Stadtverschmelzung 1918 11 Zeit der Weltkriege 12 Zeit nach 1945 12 1 Wirtschaftlicher Aufschwung 12 2 Neue Angebote und neue Verantwortlichkeiten 12 3 Bevolkerungsentwicklung im 20 Jahrhundert 13 Siehe auch 14 Literatur 15 Weblinks 16 Einzelnachweise 17 AnmerkungenUrsprunge und erste Blute BearbeitenGallus an der Steinach Bearbeiten nbsp Gedenktafel zu Ehren von Gallus an der Steinach nbsp Der heilige Gallus auf einer WandmalereiDie Anfange der Siedlung St Gallen gehen auf den Monch St Gallus um 550 620 oder 640 zuruck der als Schuler des irischen Missionars Columban von Luxeuil in das Gebiet der heutigen Schweiz gekommen war um die Alamannen zum Christentum zu bekehren Gemass der popularen Geschichtsschreibung errichtete Gallus am Fluss Steinach im Jahr 612 eine Einsiedlerklause Zu jener Zeit erstreckte sich der sogenannte Arboner Forst vom Appenzellerland bis zum Bodensee Der Legende nach soll Gallus auf dem Weg in Richtung Alpstein am Ausgang der Mulenenschlucht in einen Dornbusch gefallen sein Er deutete dieses als Zeichen Gottes an diesem Ort zu bleiben Eine weitere Legende berichtet Gallus sei in jener Nacht von einem Baren uberrascht worden Auf Geheiss des Monchs warf dieser einige Scheite Holz ins Feuer Gallus gab dem Baren ein Brot und befahl ihm danach nie mehr wiederzukehren Der Bar wurde fortan nicht mehr gesehen Auf diese Legende geht es zuruck dass der Bar das Wappentier der Stadt St Gallen geworden ist Das Wort Eremit schliesst andere Menschen in seiner Umgebung nicht aus denn bereits 615 muss eine Monchsschar bei ihm gelebt haben mit denen er die Totenmesse fur Columban feiern konnte 1 Walahfrid Strabo nennt in seiner Vita bereits 12 Gefolgsleute was aber auch eine Wunschvorstellung sein kann wegen der Bedeutung der Zahl zwolf im Christentum Neben den Mannern werden spatestens beim Tod des Gallus bei Walahfrid auch Frauen und Kinder sowie Diener erwahnt Schar halt es auch fur unwahrscheinlich dass die Monche so man sie denn schon so nennen darf all die Arbeiten insbesondere das Bestellen der Acker und das Umsorgen der vielen Hilfesuchenden neben ihrer strengen Gebetszeiten selbst verrichtet haben konnen 2 Zu dieser Zeit waren das heutige Furstenland und Appenzell noch weitestgehend unbesiedelt und von einem ausgedehnten Wald bedeckt Die Grosse der Siedlung war lange unbekannt die 1964 66 von Hans Rudolf Sennhauser durchgefuhrten archaologischen Grabungen sind bis heute nicht ausgewertet eine Veroffentlichung ist fur 2024 versprochen 2 Ausgrabungen aus den Jahren 2008 2011 in verschiedenen Gassen der heutigen Altstadt fanden aber mittels der C14 Methode Hinweise auf die Rodung und Nutzung des Gebiets bis zum Irabach heutiger Marktplatz bereits zu Gallus Lebzeiten 3 Wann genau die Siedlung welche Ausdehnung erreichte ist jedoch nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen Der Boden war wahrscheinlich noch offentliches Land und gehorte dem Konig spater gewann Gallus durch Schenkung des Grafen Talto und des Priesters Willibert ein weiteres Stuck gerodetes Land hinzu Gallus und seine Junger zogen in der Gegend umher und gewannen viele Menschen fur den christlichen Glauben Er stand der Bevolkerung mit weisem Rat bei und heilte angeblich viele Kranke darunter auch die Tochter des Herzogs von Schwaben Dadurch drang die Kunde von den frommen Einsiedlern der Steinach weit ins Land hinaus Gallus starb am 16 Oktober 640 in Arbon Er wurde in seiner Klause an der Steinach beigesetzt Grundung des Klosters Bearbeiten Nach Gallus Tod wurde vielfach angenommen dass seine Zelle zerfiel Die heute bekannten Ausgrabungen geben das aber nicht her 4 Wallfahrer vom Bodensee besuchten regelmassig sein Grab Im Jahr 719 grundete der alemannische Priester Otmar 689 759 zu Ehren von Gallus am Wallfahrtsort eine Abtei und gab ihr den Namen Sankt Gallen Furstabtei St Gallen Zunachst erlegte er seiner Bruderschaft vermutlich eine personlich gestaltete Mischregel auf Im Jahr 747 fuhrte Otmar auf Drangen des frankischen Konigs am Kloster die Regeln des Benedikt von Nursia ein Der Frankenkonig Chilperich II verlieh Otmar die Abtwurde Bis zum Untergang der Abtei im Jahr 1805 war St Gallen ein Benediktinerkloster Es wurde im Fruhmittelalter zu einer Zufluchtstatte fur irische Gelehrte und Kunstler die ihre Heimat wegen der Einfalle der Wikinger und der Danen verlassen hatten St Gallen liegt ausserdem am Jakobsweg von Rorschach nach Einsiedeln Die St Galler Monche erhielten gegen den Willen des Bischofs von Konstanz vom Papst das Recht ihren Abt selbst zu wahlen Der Bischof liess deshalb Otmar gefangen nehmen Er wurde aufgrund der Aussage eines falschen Zeugen zum Tode durch Verhungern in der Konigspfalz in Bodman verurteilt Spater wurde das Urteil in lebenslange Haft auf der Insel Werd umgewandelt Ein halbes Jahr spater starb Otmar 16 November 759 Er wurde auf der Werd begraben Die Insignien Otmars sind der Bischofsstab und das Weinfasschen Zehn Jahre nach Otmars Tod entschlossen sich elf Monche von St Gallen den Leichnam ihres verehrten Abtes heimlich nach St Gallen zu bringen Sie fanden die sterblichen Uberreste der Legende nach unversehrt Wahrend der Uberfahrt uber den Bodensee soll ein heftiger Sturm ausgebrochen sein Die Manner waren durch die anstrengende Ruderei sehr hungrig und durstig geworden Ausser einem kleinen Fass Wein war jedoch nichts mehr zu essen oder zu trinken ubrig Als sie begannen dieses auszuschenken sei es nie leer geworden Auch habe der Sturm dem Ruderboot nichts anhaben konnen und die Fackeln die sie angezundet hatten hatten unbehelligt weiter gebrannt So hatten die Monche betend und Gott lobend den Hafen von Steinach erreicht Otmar wurde darauf in St Gallen zu seiner letzten Ruhe gebettet Uber den Grabstatten von Gallus und Otmar befindet sich heute die Stiftskirche St Gallen die Galluskrypta unter dem Chor und die Otmarskrypta unter der Empore Zusammen sind sie die Schutzpatrone von Stadt und Bistum St Gallen Noch war die Abtei aber vom Bistum Konstanz dem sie unterstellt war abhangig So wurde durch Karl den Grossen bestatigt dass das Kloster dem Bistum zu Tribut verpflichtet war Einige der Nachfolger Otmars auf dem Abtstuhl waren auch gleichzeitig Bischofe von Konstanz unter ihnen Johannes Wolfleoz und Salomo Die Kaiser auf dem Thron des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation waren dem Kloster in der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts ausserst wohlgesinnt So gewahrte Ludwig der Fromme dem Kloster 818 die Immunitat von der graflichen Gerichtsbarkeit Ludwig der Deutsche bestatigte dem Kloster die freie Abtwahl und seit 854 ist das Kloster dem Bistum nicht mehr zu Tribut verpflichtet Noch heute zahlt das Bistum St Gallen zu den ganz wenigen Bistumern weltweit die ihren Bischof selbst wahlen durfen Erste Blute Bearbeiten nbsp Der Klosterplan von GozbertIm Jahr 820 entstand im Kloster Reichenau der noch heute in der Stiftsbibliothek aufbewahrte St Galler Klosterplan Abt Gozbert 816 836 liess ihn erstellen weil er eine deutliche Vergrosserung des Klosters plante Der Plan zeigt eindrucklich in vielen Details was alles zu einem fruhmittelalterlichen Kloster gehorte Historiker sind sich heute einig dass das Kloster nie genau nach diesem Plan gebaut wurde aber er zeigt die Idealvorstellung eines Klosters im Fruhmittelalter Statt des einen Kirchenbaus wie ihn Gozbert geplant hatte entstanden zwei einer uber dem Grab des Gallus geweiht 837 der andere uber dem des Otmar geweiht 867 Im Scriptorium des Klosters fertigten die Monche viele Schriften und Urkunden an Es galt als erstrebenswert moglichst viele solcher Dokumente zu besitzen In der Stiftsbibliothek sind allein aus dem 9 Jahrhundert noch fast 600 Urkunden bis heute erhalten In St Gallen entstand mit dem Kloster ein Handels und Wirtschaftszentrum des fruhen Mittelalters Zum Kloster gehorten naturlich die prunkvoll eingerichtete Kirche die Arbeits und Schlafraume der Monche und die Schreibstube Um sie herum entstanden Gasthauser fur Pilger und Reisende ein Krankenhaus und eine der altesten Klosterschulen nordlich der Alpen Katholische Kantonssekundarschule St Gallen Diese war wie zu jener Zeit ublich in einen inneren und einen ausseren Teil getrennt Im inneren wurden die zukunftigen Monche ausgebildet der aussere stand auch dem Volk offen allerdings nur den Sohnen von wohlhabenden Familien Papst Gregor IV war bei einem Besuch im Kloster so beeindruckt dass er den Kindern einen Festtag nur fur sie bewilligte Daraus ist spater das St Galler Kinderfest geworden Um diese Einrichtungen herum entstanden Handwerksbetriebe Muller Backer Schmiede Schreiner Stallungen St Gallen war zur Ortschaft geworden Das Kloster konnte seinen Reichtum besonders auch an Landereien durch Schenkungen und Legate bestandig ausbauen Ungarneinfall Bearbeiten nbsp Martyrium der WiboradaIm Fruhjahr des Jahres 926 berichteten Reisende die Ungarn wurden auf ihren Feldzugen bereits bis zum Bodensee vorstossen Die zum Teil zerstrittenen Reiche in Mitteldeutschland hatten den plundernden und brandschatzenden Banden nichts entgegenzusetzen zumal sie sich nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen konnten Abt Engilbert beschloss die Schuler sowie Alte und Kranke in der dem Kloster gehorenden Wasserburg bei Lindau in Sicherheit zu bringen Viele der Schriften wurden im befreundeten Kloster Reichenau versteckt Die Monche brachten sich und die wertvollen Kultgegenstande in einer Fluchtburg der Waldburg 5 im Sitterwald in Sicherheit Die Einsiedlerin Wiborada blieb auf ihren ausdrucklichen Wunsch als einzige in der zugemauerten Kirche St Mangen in der verlassenen Stadt zuruck Als die Ungarn die Stadt uberfielen fanden sie nichts von Wert Sie beschadigten Gebaude und Altare und brannten die Holzhauser des Dorfes nieder Die Angreifer fanden auch Wiborada allerdings keinen Eingang zu ihrer zugemauerten Klause Feuer konnte ihr und der Kirche nichts anhaben also deckten die Ungarn das Dach ab und toteten sie Einen Angriff auf die Fluchtburg der Monche wagten die Ungarn aufgrund ihrer schwer zuganglichen Lage nicht Sie wurden von den Monchen beim Ruckzug sogar angegriffen Nach dem Abzug der Ungarn kehrten die Monche mit den Einwohnern zuruck und bauten die beschadigten und niedergebrannten Hauser wieder auf Klosterbrand Bearbeiten Am 26 April des Jahres 937 hatten sich zwei Klosterschuler besonders schlecht aufgefuhrt Der Magister wies die Schuler an ihm die Rute vom Estrich zu holen um sie damit zuchtigen zu konnen Statt sich der Strafe zu unterziehen nahm einer der Schuler ein brennendes Scheit aus dem Ofen Im Dachstock legte er es in einen Reisighaufen so dass es bald deutlich sichtbar qualmte Dem Lehrer wollte er so vormachen die Schule brenne Der Scherz sollte jedoch keiner bleiben Durch das ganze Kloster hallte bald der Ruf vom Feuer Unter Lebensgefahr bargen die Monche die heiligen Schriften aus der Bibliothek die Glocken aus dem Turm und den Klosterschatz aus der Sakristei Wenige Stunden spater war das Kloster Gozberts nur noch ein Trummerhaufen Erneut musste das Kloster neu errichtet werden Die Monche liessen sich jedoch nicht entmutigen so dass das Leben in St Gallen bald seinen gewohnten Lauf nahm Verselbstandigung der Stadt BearbeitenReichsstadt Bearbeiten Um in Zukunft im Falle eines Krieges besser geschutzt zu sein befahl Abt Anno im Jahre 954 um Kloster und Klosterdorf eine Mauer mit Toren und Turmen errichten zu lassen Vollendet wurde das Werk unter seinem Nachfolger Notker Damit war St Gallen im eigentlichen Sinne zur Stadt geworden und die Burger nannten sich nun bevorzugt Stadtburger wobei der Ubergang nur luckenhaft dokumentiert ist Vorlaufig blieb das Recht Amtsleute und Richter einzusetzen beim Abt Wann St Gallen das fur eine mittelalterliche Stadt zusatzlich notwendige Marktrecht sowie die Eigenstandigkeit in rechtlicher Hinsicht bekam lasst sich nicht mehr eindeutig feststellen Der Jahrmarkt wurde irgendwann zwischen 947 und 1170 zum ersten Mal durchgefuhrt Einen eigentlichen Marktplatz fur den Wochenmarkt gab es spatestens 1228 Zu den altesten Zeugnissen dazu gehoren jene des Joachim von Watt des grossen Reformators der Stadt Er schreibt dass die Jahrmarkte um Auffahrt und im Herbst zum Gallentag Fest des heiligen Gallus stattfanden Der Herbstjahrmarkt findet noch heute zusammen mit der Olma an den Tagen vor und nach dem Fest des Namenspatrons der Stadt statt Spatestens seit dem 12 Juni 947 trugen die Abte offiziell den Titel Furstabt wie aus einer Urkunde von Otto I ersichtlich ist Der Nachteil dieser Ehre war dass der Abt dem Konig als dessen Vasallen nun zu Heerfolge verpflichtet war was dem ruhigen Klosterleben uber viele der kommenden Jahrhunderte abtraglich werden sollte 1180 setzte der deutsche Konig aus der Burgerschaft einen Reichsvogt ein der an seiner Stelle Recht sprach Er war allein gegenuber dem Konig verantwortlich und der Abt durfte ihn nicht absetzen Damit wurde St Gallen zur Reichsstadt Rudolf von Habsburg verbot 1281 dem Abt die Stadt jemals zu verpfanden Dies ware ihm bis daher erlaubt gewesen fur den Fall dass die Abtei in Geldnote gekommen ware Im Jahre 1291 war Wilhelm von Montfort Abt von St Gallen Die Stadtburger hatten dem Abt der ein Gegner Rudolfs von Habsburg war Hilfe gegen den deutschen Konig geleistet Zum Dank dafur gewahrte er den Burgern der Stadt folgende Rechte in der Handfeste vom 31 Juli 1291 Jeder Burger St Gallens darf Haus und Gut frei und ungefragt verkaufen Er schuldet fur diese Handanderung seinem Herrn dem Abte nur einen Viertel Wein als Lehensgebuhr Bei Streitigkeiten um Guter darf kein fremder Richter das Urteil sprechen Auf Erbschaften von Burgern hat der Abt keinen Anspruch mehr Wer das Burgerrecht der Stadt besitzt oder als freier Mann in der Stadt wohnt darf nicht an fremde Herren ausgeliefert werden Man darf keinen Burger von Sankt Gallen pfanden oder verhaften es sei denn er ware Schuldner oder Burge Eine erste Handfeste hatte bereits Ulrich von Guttingen 1272 1273 den St Gallern ausgestellt weil sie ihn im Kampf gegen den Gegenabt Heinrich von Wartenberg unterstutzten Ulrich war damals bei Rudolf von Habsburg vorstellig geworden um dem Kloster einen gunstigen Vogt zu erwirken was ihm jedoch nicht gelang worauf das Verhaltnis der Stadt zum Konigshaus nachhaltig getrubt war Spatestens mit dem Ausstellen dieser Urkunden an die Stadt hatte sich die Stadt auch das dritte wichtige Recht erworben das Ernennen der eigenen Richter und die eigene Gerichtsbarkeit Bemuhungen in diese Richtung sind bereits seit 1170 belegt nbsp Grenzen der Stadt St Gallen Lithografie von 1860Die in der Handfeste von 1291 genannten vier Grenzkreuze waren deutlich an den Ausfallstrassen der Stadt aufgestellte Wegkreuze die jedem deutlich machten dass er nun die Stadt verlasse und so nicht mehr dem sogenannten Konstanzer Recht Stadtrecht unterliege Die Position der Kreuze wurde erst spater namlich 1470 schriftlich dokumentiert nachdem es zu Streitigkeiten gekommen war weil dem Abt vorgebracht wurde die Kreuze seien verschoben worden Diese Kreuze und die 1470 dazwischen angebrachten Grenzmarkierungen markierten bis zur Stadtverschmelzung von 1918 die Grenze der Stadt St Gallen Die Grenze verlief vom heutigen Chruzacker wo heute das Bundesverwaltungsgerichtsgebaude steht uber die Dufourstrasse im Norden der Stadt zur Guisanstrasse an der Grenze zu Rotmonten hinunter an die St Jakob Strasse ostlich der Olma 2 Kreuz dann zum Friedhof St Fiden an der Strasse nach Untereggen vermutlich 3 Kreuz und schliesslich uber Birnbaumen und Drei Weieren nach St Georgen wo das vierte Kreuz stand Heiliggeistspital Bearbeiten Im Jahr 1228 wurde in der Stadt St Gallen die sich allmahlich an die Abtei angegliedert hatte im Namen des Ritters und Truchsesses Ulrich von Singenberg und des gutbetuchten Stadtburgers Ulrich Blarer ein Heiliggeistspital als wohltatige Stiftung gegrundet 6 Abspaltung von der Furstabtei Bearbeiten Die Zeit des Spatmittelalters ist in St Gallen durch wechselnde Verflechtungen mit Kloster und Reich gepragt Sowohl die Stadt als auch der Abt versuchten immer wieder sich von Konig oder Kaiser Vorteile gegenuber der anderen Seite zusichern zu lassen mit wechselndem Erfolg Neu waren im 14 Jahrhundert auch die Stadtebunde Auf Geheiss von Heinrich VII verband sich die Gallusstadt 1312 erstmals mit Konstanz Zurich und Schaffhausen Durch den Vertrag sollten sich die Burger der Stadte gegenseitig in Rat und Tat beistehen wenn Zwietracht entstehen sollte Im Vertrag von 1312 werden erstmals Rate erwahnt die die Stadt nach aussen vertreten haben mussen Sieben Jahre spater wurden auch die Stadte Lindau und Uberlingen in den Bund aufgenommen Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte wurden die Bundnisse in wechselnden Zusammensetzungen erneuert wobei das Interesse der St Galler je langer je mehr der Bodenseeregion galt so dass Vertrage mit Stadten im Bodenseeraum wichtiger wurden als diejenigen mit Zurich oder Schaffhausen nbsp Judenverbrennungen 1349In der Mitte des 14 Jahrhunderts hatte die Stadt die dunkelsten Jahre ihrer Geschichte zu bewaltigen Im Jahr 1349 brach die Pest aus In der Folge kam es zur einzigen historisch gesicherten Judenverfolgung in St Gallen Fanatismus und Dummheit beschuldigte allerorten die Juden die Brunnquellen vergiftet zu haben St Gallen folgte dem unmenschlichen Beispiel vieler andrer Stadte nahm die hier seit langer Zeit hinter der Laube wohnenden Juden gefangen einige wurden fortgejagt andere sogar lebendig verbrannt und ihre Guter zu Handen der Stadt eingezogen 7 Zu spaterer Zeit wurden die Juden zwar nicht mehr verfolgt aber doch noch teilweise erheblich diskriminiert etwa durch die Verweigerung von Niederlassungsbewilligungen und Ahnlichem Eine judische Kultusgemeinde sollte sich erst um 1850 in der Stadt entwickeln 8 Im Jahr 1353 besuchte Konig Karl IV das Kloster St Gallen Um den als Sammler von Reliquien bekannten Konig zu seinen Gunsten zu stimmen und ihn alte Rechte uber die Stadt bestatigen zu lassen schenkte ihm Abt Hermann das Haupt des heiligen Otmar und Teile desjenigen von Gallus aus deren Grabern Die Reliquien wurden nach Prag gebracht und gingen spater in den Wirren verschiedener Kriege verloren Sie tauchten 2018 jedoch wieder auf und befinden sich heute im Prager Veitsdom 9 Dieser Frevel und der Versuch sich Rechte bestatigen zu lassen die inzwischen langst an die Stadt gefallen waren die Wahl des Rates des Munzmeisters des Brotschauers und die Handhabung von Mass und Gewicht brachten die Stadt dazu sich noch mehr zu verselbstandigen 1354 ist erstmals von einem Burgermeister zu lesen Etwa gleichzeitig trat die Zunftverfassung in Kraft im Gegensatz etwa zu Zurich jedoch ohne bekannte Konflikte zwischen Geschlechtern St Gallen war eine Zunftstadt geworden Zunftordnung und Recht Bearbeiten Mit der Einfuhrung von Raten und der Zunftordnung in der Stadt begann auch die selbststandige Rechtsordnung innerhalb der Stadt Mehrere Schriftbucher zeugen von Satzungen die sich Stadt und Burger gaben um das Zusammenleben innerhalb der engen Mauern zu regeln Dazu gehorten Kriminalartikel wie sie fur jedes Rechtswerk selbstverstandlich sind aber auch einige aus heutiger Sicht kurios erscheinende Vorschriften So war es verpont Luxus zur Schau zu stellen Es war verboten mehr als drei Geiger zu einer Hochzeit spielen zu lassen oder mehr als achtzehn Gaste zu laden Auch war es nicht zulassig sich im Wirtshaus die Schuld anschreiben zu lassen unabhangig von der gesellschaftlichen Stellung Fur jeden Handwerker bestand Zunftzwang er musste sich also der Zunft seines Berufsstandes anschliessen um uberhaupt den Beruf ausuben zu konnen Wer nicht Burger der Stadt war konnte auch nicht in der Stadt Arbeit annehmen dies galt auch fur die Gotteshausleute also die Burger der Furstabtei woruber sich der Abt beschwerte Die Stadt erwiderte es sei nicht ublich fremde Leute in einer Stadt arbeiten zu lassen Umgekehrt verdienten die Stadter gutes Geld durch Handel mit dem Umland In St Gallen gab es sechs Zunfte dazu die Gesellschaft zum Notenstein als Zunft der Edelleute und Kaufleute Die Zunfte und ihre Abgesandten bildeten den Kleinen und den Grossen Rat der Stadt bestimmten also die Politik Die fruhesten verlasslichen Urkunden zur Einteilung der Zunfte in der Stadt stammen von Joachim von Watt Weberzunft Weber Bleicher Blattmacher Schmiedezunft Goldschmiede Maler Steinmetze Hufschmiede Zimmerleute Wagner Schlosser Kufer Spengler Glaser Hafner Dreher Kessler Zinngiesser Tischmacher Bader und Barbierer Schleifer Dachdecker Ziegler Schuhmacherzunft Schuhmacher Sattler Gerber Riemer Schneiderzunft Tuch und Gewandleute Farber Manger Kurschner Kramer Sackler Beutelmacher Hutmacher Seiler Tuchscherer Kammmacher Mullerzunft Pfister Backer Mehlhandler Kornkaufer Wirte ohne nebenberuflichen Gewerbebetrieb Metzgerzunft Metzger Hochmittelalter offene Konflikte zwischen Stadt und Furstabtei BearbeitenNiedergang des Klosters Bearbeiten Am Anfang des 12 Jahrhunderts geschah es dass Waffenruhm zunehmend mehr galt als stiller Dienst in Kirche Schule und Bibliothek So tauschten auch in St Gallen Monche und Abte Kutten gegen Ritterrustungen und Rosenkranze gegen Schwerter und zogen aus um irdischen Reichtum und Ruhm im Kampf zu suchen Andere feierten prunkvolle Feste mit anderen Adligen statt sich um die Regierungsgeschafte und die Klosterordnung zu kummern Als im Jahr 1271 Abt Berchtold von Falkenstein starb einer der Abte der sich besonders durch glanzvolle Feste einen Namen gemacht hatte wurde in St Gallen und Appenzell vor Freude getanzt Um 1400 zur Zeit der Appenzellerkriege zerfiel das Kloster immer mehr Zeitweise wohnten noch zwei Monche im Kloster der Abtstuhl blieb mehrere Jahre verwaist Uberhaupt hatten die Appenzellerkriege in der Stadt und der Abtei einigen Wirbel ausgelost Die Stadte des Bodenseeraums begannen Bundnisse gegen die unbeliebten Fursten und Grafen einzugehen Die vom Konig oder Kaiser eingesetzten Vasallen versuchten ihre Machtbereiche durch Kriege mit Brandschatzung und Uberfallen zu erweitern und zu festigen Dagegen setzten sich die Stadte mit Bundnissen zur Sicherung des Landfriedens zur Wehr Auch die Burger von St Gallen gingen mit den Stadten des Bodenseeraums und der Eidgenossenschaft wie Zurich Schaffhausen und Konstanz Bundnisse ein Die Adligen und der Furstabt suchten nach Moglichkeiten ihren Einfluss wieder auszudehnen Appenzellerkriege Bearbeiten 1401 spitzte sich die Situation unter der Regierung des Furstabts Kuno von Stoffeln zu Der Abt hatte die Zeichen der Zeit ubersehen die Schlacht am Morgarten die Schlacht bei Sempach die Schlacht bei Nafels jedes Mal hatten Bauersleute uber die Adligen gesiegt doch Kuno betrachtete seine Burger nach wie vor als Leibeigene In jenem Jahr schickten die Bauern aus dem Appenzellerland einen Abgesandten zum Rat von St Gallen um der Stadt einen Bund vorzuschlagen Er unterstellte dem Abt ein Bundnis mit dem Adelsgeschlecht der Habsburger eingehen zu wollen Der Rat entschied sich in einer geheimen Wahl einen Volksbund mit Appenzell einzugehen Verschiedene Orte aus der Umgebung schlossen sich dem Bund an dessen Hauptort nun die Stadt war Unter den Edelleuten und Kaufleuten der Stadt wurde im Gegensatz zu den einfachen Burgern die Grundung des Bundes nicht gern gesehen denn sie furchteten um die Handelswege und die Kundschaft im Hoheitsgebiet des deutschen Reiches Nachdem die Orte des Volksbundes mehrere Burgherren verjagt und eine Burg niedergebrannt hatten rustete der Herrenbund also der Zusammenschluss der Fursten des Bodenseeraums unter ihnen auch der Abt zum Krieg Nun begannen die Burger der Stadt allen voran die Kaufleute zuruckhaltender zu werden denn ein Krieg wurde den aufbluhenden Handel im Keim ersticken Die Stadt kundete also den Volksbund auf der bald darauf vollends zerfiel Die alte Ordnung hatte wieder Einzug gehalten Die Appenzeller wollten sich jedoch nicht unterkriegen lassen und suchten und fanden Hilfe bei den Schwyzern 1403 schlossen diese mit den Appenzellern ein Landrecht Die Schwyzer erklarten sich bereit den Freiheitskampf der Appenzeller gegen den Furstabt anzufuhren Wahrend es im Umland der Stadt zu einigen Scharmutzeln und Brandschatzungen durch die Appenzeller kam waren die Burger der Stadt gespalten Die einen hielten zum Abt die anderen hatten am liebsten den Volksbund wieder errichtet Die Bodenseestadte die zum Abt hielten wollten diese Wiedererrichtung verhindern und besetzten daher die Stadt und setzten die Regierung ab Fur die Ubergriffe der Appenzeller sollte Vergeltung geubt werden indem ein Heer des Abtes Herisau zerstorte Am 15 Mai 1403 zog das abtische Heer mit der Unterstutzung aus dem Bodenseeraum und aus der Stadt uber die Notkersegg nach Speicher mit dem Ziel Appenzell zu zerstoren Bei der Vogelinsegg war den abtischen Truppen jedoch ein Hinterhalt gelegt worden es kam zur Schlacht bei Vogelinsegg bei der der Abt eine Niederlage einstecken musste Der Krieg war jedoch noch nicht zu Ende und die Konfliktparteien lieferten sich einen monatelangen Kleinkrieg mit grossen Verlusten unter der Zivilbevolkerung des Appenzeller Vorderlandes und des Furstentums nbsp Das Wappen derer von Habsburg im 14 JahrhundertEin Jahr spater im April 1404 setzten sich die Burger der Stadt endlich mit den Appenzellern an einen Tisch der Abt war ausgeschlossen worden Die Konfliktparteien erinnerten sich ihres gemeinsamen Feindes des Abtes Kuno von Stoffeln der sich fur Unterstutzung gegen seine aufmupfigen Untertanen erneut an die Habsburger wandte Der gerade neu eingesetzte Herzog Friedrich IV von Osterreich wollte den Abt unterstutzen denn auch er sah in der Freiheitsbewegung eine Bedrohung der Interessen seines Geschlechtes Er erhoffte sich als Schirmherr des Klosters uber dessen Besitztumer regieren zu konnen Die St Galler hatten Wind von der Geschichte bekommen und rusteten nun ihrerseits zum Krieg denn die Habsburger wollten sie noch weniger als Schirmherrn als den Abt So veranlassten die Burger den Ausbau der Befestigungsanlagen den Bau von Letzinen und die Errichtung von Beobachtungsposten an allen wichtigen Zugangen zur Stadt Der Herzog zog mit einem Teil seiner Armee uber Arbon vor die Stadt wurde jedoch von den Stadtern durch Ausfallangriffe in die Flucht geschlagen und musste sich zuruckziehen Die Appenzeller hatten in der Zwischenzeit mit dem anderen Teil der Truppen des Herzogs am Stoss zu kampfen In der Schlacht am Stoss erfochten sie sich einen deutlichen Sieg wonach der Herrschaftsanspruch der Osterreicher auf das Appenzellerland und das Furstenland fur alle Zeit verwirkt sein sollte Der Volksbund hatte diesmal gehalten und die Stadt ihre einstigen Verpflichtungen eingelost Die Burger der Stadt zogen nun nach Feldkirch das in den Besitz der Habsburger ubergegangen war und belagerten es weil sie befurchteten der Herzog konne Ausfallangriffe auf das Rheintal und die befreundeten Stadte dort planen Die Stadt ergab sich nach kurzer Zeit und sie wurde in den Stadtebund ob dem See als gleichwertiger Bundnispartner aufgenommen Mehrere Burgen im Einflussgebiet des Bundes wurden in den folgenden Jahren belagert erobert und dann niedergebrannt Der Bund sollte jedoch nicht lange halten Die Bundesleute hatten sich uberschatzt und vor Bregenz eine empfindliche Niederlage erlitten als sie versuchten den Grafen Wilhelm von Montfort fur seinen Bundesbruch zur Rechenschaft zu ziehen Konig Ruprecht sprach ein Machtwort und erklarte den Bund fur aufgelost Kuno von Stoffeln starb am 19 Oktober 1411 nachdem er die Klosterwirtschaft nachhaltig geschadigt hatte indem er aufgrund der nun ausbleibenden Abgaben der Appenzeller und der Stadt diverse seiner Landereien verpfandet oder verkauft hatte Bundesschlusse und Neugrundung des Klosters Bearbeiten nbsp Die Alten Acht Orte der Eidgenossenschaft ihre Verbundeten und die Untertanengebiete 1474In den Appenzellerkriegen hatten Stadt und Abtei erfahren welche Macht von der jungen Eidgenossenschaft ausging So schlossen 1411 die Appenzeller und ein Jahr spater die Stadt ein Bundnis mit sieben der acht Orte des alten Bundes ohne Bern Die Eidgenossen sahen in der Zuwendung der heutigen Ostschweiz eine gute Moglichkeit sich gegen die Habsburger abzuschirmen Auch der Abt war an einem Bundnis mit dem Bund interessiert Dass der Furstabt noch Reichsfurst war spielte keine Rolle denn weder Konig noch Herzoge boten dem Kloster einen realistischen Schutz an So schlossen 1451 Zurich Luzern Schwyz und Glarus ein Schutzbundnis mit der Abtei Der Abt versprach den Stadten Unterstutzung im Kriegsfall diese ihm den Beistand notigenfalls auch gegen die eigene Stadt Die Untertanen des Abtes weigerten sich zunachst auf dieses Bundnis den Schwur zu leisten denn dadurch wurde besiegelt dass sie sich nicht mehr wie die Appenzeller von der Abtei lossagen konnten Der Abt musste ihnen einen grossen Abgabenerlass zusichern um sie zum Schwur zu bewegen Die Stadt wunschte nun den ewigen Bund mit den Eidgenossen Am 23 Juni 1454 ritten die Boten von Zurich Bern Luzern Schwyz Zug und Glarus in die Stadt ein um den Burgern den Bund verkunden zu lassen Die Stadter schworen Und also schworen wir Burgermeister Rate und Burger von St Gallen zu Gott und den Heiligen fur uns und unsere Nachkommen das was uns ist vorgelesen worden getreu wahr fest und stets zu halten so wahr uns Gott helfe Die St Galler hofften bald vollwertige Burger der Eidgenossenschaft zu werden Noch immer glaubte jedoch der Abt von den Stadtern ebenfalls den Treueid verlangen zu konnen In den Zunftstuben wurde daruber jedoch gehohnt das solle nie geschehen Nach endlosen Prozessen entschied der Rat der Stadt Bern der als Richter angerufen worden war die Stadt habe der Abtei die Summe von 7000 Gulden zu bezahlen wofur der Abt aber auf alle Herrschaftsrechte uber die Stadt endgultig verzichten musse Am 14 Mai 1457 konnten die Burger die Summe aufbringen St Gallen wurde dadurch zur freien Reichsstadt Was sich schon langer abgezeichnet hatte war jetzt besiegelt Die Stadt war zweigeteilt worden Auf der einen Seite das Kloster dem auch das ganze Umland vom Bodensee bis zum Toggenburg gehorte auf der anderen Seite innerhalb derselben Mauern die Stadt und ihre Burger deren Flache sich auf das heutige Zentrum beschrankte Noch heute sagen die St Galler in die Stadt gehen wenn sie meinen die Geschafte der Altstadt aufzusuchen nbsp Wappen des Ulrich Rosch1463 wurde Ulrich Rosch 1426 1491 als Abt eingesetzt Durch sein tatkraftiges Handeln wurde das Kloster vor dem volligen Untergang bewahrt Er wird deshalb auch als zweiter Grunder des Klosters St Gallen bezeichnet Sein Vorganger Kaspar von Breitenlandenberg war kein Mann der Tat und liebte die Ruhe so dass das Kloster noch tiefer in die Schulden geriet Nur wenige Monche sahen das Unheil voraus das sich anbahnen wurde doch wer wollte dem Abt Vorwurfe machen Als Rosch zunachst als Verwalter des Klosters eingesetzt wurde und den ganzen Umfang der Misswirtschaft erfassen konnte machte er dem Abt schwere Vorwurfe weshalb er ins Gefangnis geworfen wurde Spater bemerkten die Monche des Klosters jedoch ihren Irrtum und schickten Rosch als Sprecher gegen den Abt zum Papst nach Rom Der Papst war hellhorig geworden und gab Rosch weitgehende Rechte in der Klostergemeinschaft weshalb Abt von Breitenlandenberg zurucktrat Nun war der Weg frei um Ulrich Rosch der Backerssohn war als ersten Burgerlichen ins Amt des Abtes wahlen zu konnen Roschs Verdienste um das Kloster sind vielfaltig Er straffte die Klosterdisziplin verbesserte die Klosterschule ordnete Verwaltung und Gerichtswesen neu er erwarb das Toggenburg womit sich das Gebiet der Furstabtei beinahe verdoppelte Durch seinen Wiederaufbau des Klosters verhinderte er langfristig dass die Stadt sich das Klostergebiet als Untertanengebiet einverleibte und wie Zurich Schaffhausen Basel oder Bern zu einem Stadtstaat aufsteigen konnte Nicht nur das Furstentum sondern auch die Stadt versuchte ihren Einfluss durch Landereien zu vermehren so beispielsweise im Kanton Thurgau Gerichtsherrenstand im Thurgau Mit dem Abschluss des ewigen Bundnisses mit der Eidgenossenschaft war auch die Verpflichtung verbunden einem Aufgebot von den Eidgenossischen Orten Folge zu leisten Im Fruhjahr 1476 erreichte die Stadt so ein Aufruf aus Bern da der Burgunderherzog Karl der Kuhne mit grossem Heer den Jura uberschreite um ins Waadtland einzufallen Unter Hauptmann Ulrich Varnbuler ruckten 131 St Galler aus um den Bernern bei Grandson beizustehen Die Schlacht bei Grandson endete fur die Eidgenossen siegreich jedoch war ihr Fahnrich zu beklagen Aus der Burgunderbeute sind noch heute verschiedene Fahnen der Besiegten im Museum zu bestaunen auch erbeutete Geschutze wurden unter grossem Jubel in die Stadt eingefahren Kurz nach der Ankunft der siegreichen Soldaten kam jedoch schon der nachste Hilferuf aus Bern Der Herzog hatte Murten belagert Wieder schickte die Stadt ihre wehrfahigen Manner aus die in einem Gewaltmarsch bei schlechtem Wetter am vierten Tag vor Murten eintrafen als die Kampfhandlungen allerdings schon vorbei und die Schlacht zugunsten der Verteidiger entschieden war Mit der Schlacht vor Nancy von der nicht bekannt ist ob St Gallen abermals Waffendienst leistete endeten die Burgunderkriege Karl der Kuhne verlor in der Schlacht am 5 Januar 1477 sein Leben St Gallerkrieg Bearbeiten Der Gegenspieler von Abt Ulrich Rosch war der Burgermeister Ulrich Varnbuler der aus einer einflussreichen St Galler Familie stammte und ein Held der Burgunderkriege war Dieser beabsichtigte nichts geringeres als die Herrschaft uber die Landereien des Furstabtes fur die Stadt zu gewinnen Heimlich bereitete er einen Staatsstreich gegen den Abt vor wohl wissend dass auch die Abtei ein Schutzbundnis mit der Eidgenossenschaft geschlossen hatte Er hoffte diese wurde die Unterjochung der Abtei einfach ubersehen und als neue Tatsache hinnehmen Schroff lehnt er zunachst die Bitte des Abtes ab sich ein eigenes Tor in der sudlichen Stadtmauer bauen zu durfen Dieser beschwerte sich uber die Liederlichkeit der Stadter daruber dass das Volk mit Waffen und Harnisch das Kloster betrete Bettler an jeder Ecke lungerten und Freudenmadchen die Klosterbruder vom richtigen Weg abzubringen versuchten Daraufhin begann der Abt im Jahr 1487 ein neues Kloster auf Mariaberg bei Rorschach zu bauen mit der Absicht mit dem ganzen Geleit und dem Klosterschatz dorthin umzuziehen Das gefiel jedoch besonders den Gewerblern uberhaupt nicht denn die ausbleibenden Pilger hatten der Wirtschaft der Stadt schwer geschadet Trotz Bitten wollte der Abt nicht von seinem Vorhaben ablassen Auch er hatte einflussreiche Freunde bei den Eidgenossen die ihm im Streitfall beistehen konnten Doch die St Galler wollten den Gerichtsentscheid nicht abwarten scharten einige Appenzeller um sich und zerstorten und plunderten die Baustelle vollstandig Als kluger Politiker rief der Abt die Eidgenossen als Schirmherren des Klosters zur Schlichtung an statt eigene Truppen gegen die Stadt aufzubieten Die Stadter wurden des Bruches des Landfriedens beschuldigt der nach dem Stanser Verkommnis beschlossen worden war Die Eidgenossen folgten dem Ruf des Abtes und zogen mit 8000 Mann im St Gallerkrieg gegen die Stadt 400 Stadter stellten sich ihnen entgegen Bevor es zur Schlacht kam zogen sie sich jedoch in die Stadt zuruck denn die Verstarkung aus Appenzell war ob der Ubermacht des Gegners gar nicht erst erschienen Als die Stadter bemerkten dass sie sehr unuberlegt und vorschnell gehandelt hatten wollten sie Varnbuler zur Rechenschaft ziehen doch dieser hatte sich abgesetzt Heinrich Zili organisierte nun die Verteidigung der Stadt die von den Eidgenossen nun belagert wurde Am 15 Februar 1490 nach langwierigen Scharmutzeln dem St Gallerkrieg wurde ein Friedensvertrag geschlossen Der Stadt wurden jedoch harte Bedingungen auferlegt Varnbuler wurde verbannt und der Abt erhielt das allgemeine Baurecht Einige Eidgenossen wollten die Stadt gar zur gemeinen Vogtei des Bundes machen Nur auf Fursprache der Zurcher blieb St Gallen eine freie Reichsstadt ihre Grenzen und Rechte wurden jedoch erneut in engen Grenzen festgelegt Abt Ulrich Rosch starb 1491 in Wil Der Streit zwischen dem ehemaligen Burgermeister Varnbuler und der Eidgenossenschaft war einer der Ausloser des Schwabenkrieges Reformation Bearbeiten nbsp Darstellung der Stadt St Gallen in der Chronik von Johannes Stumpf 1548 Im Vordergrund die ausgedehnten Bleichen der StadtAb 1526 fuhrte der damalige Burgermeister und Humanist Joachim von Watt Vadian die Reformation in St Gallen ein Die Stadt gehorte 1529 zu den Vertretern der protestantischen Minderheit Protestation am Reichstag zu Speyer die die ungehinderte Ausbreitung des neuen Glaubens verlangte Die Kirche St Laurenzen wurde nun zur reformierten Stadtkirche nachdem sie im Jahr zuvor von Abt Heinrich III von Gundelfingen faktisch der Stadt geschenkt worden war Vadian und der Stadtrat beauftragten eine vierkopfige Expertenkommission A 1 10 die Vorschlage zur Liturgie und anderer Gestaltungsformen innerhalb des Gottesdienstes einschliesslich des Gemeindegesangs darlegen sollten Der ehemalige Schulmeister und neue Stadtpfarrer von St Laurenzen Dominik Zili vor 1500 1542 erarbeitete mit insgesamt 28 Liedern erstmals in der Eidgenossenschaft das deutschsprachige evangelische Liederbuch Zu Lob und Dank Gottes fur die Gemeinde St Gallen sendete jeweils eine Abordnung zu den Disputationen 1526 in Baden und 1528 in Bern an denen Zili teilnahm Durch ihn formte sich ein strenges gottesfurchtiges Gemeindeleben und Weltverstandnis Er fuhrte das tagliche 5 Uhr Morgengebet ein er wehrte sich gegen die Uberfuhrung der Gebeine Otmars nach St Gallen er rief zur Einigkeit gegen die Turkengefahr auf und er kritisierte fragwurdige Verurteilungen in seinen Predigten Wichtige Unterstutzung fand er beispielsweise in der Person Johannes Kesslers 11 S 216 nbsp Karlstor Abtstor heuteDurch den Ubertritt der Stadtburger zum reformierten Glauben wurden die Gegensatze zwischen Abt und Stadt erneut verscharft Noch immer wohnten sie jedoch innerhalb derselben Stadtmauern und betraten und verliessen die Stadt durch dieselben Tore Der Differenzen waren gar viele Die Stadter beklagten sich daruber dass die Gaststube die die Abtei unweit der Stadtkirche eroffnet hatte zu laut war der Abt uber anhaltende Diebstahle in seinem Garten Die Stadtwachen patrouillierten auch durch das Klosterviertel denn seine Turme boten einen guten Ausblick Erst 1566 konnte man sich auf eine geeignete Losung einigen Der Abt bekam sein eigenes Stadttor in der Sudmauer das Abtstor spater Karlstor nach Kardinal Karl Borromaus Erzbischof von Mailand der als erster Adliger das Tor durchschritten haben soll Zwischen Abtei und Stadt wurde eine Schiedmauer gebaut die fortan den katholischen vom reformierten Teil der Stadt trennte Der als Zeichen des Friedens errichtete Durchgang in dieser Mauer zwischen Abtei und Stadt war mit zwei Turen gesichert Der eine Schlussel gehorte dem Abt der andere dem Burgermeister Die Mauer hatte allerdings nicht den Hauptzweck sich vom Kloster abzuschotten sondern diente der militarischen Sicherheit der Stadt da jetzt der Abt und die Gotteshausleute fur die Bewachung des sudlichen Stadtabschnittes verantwortlich waren Sein neues Tor durfte der Abt denn auch erst offnen lassen nachdem die Scheidemauer fertiggestellt worden war Nach dem Tod Vadians bluhte die Stadt wirtschaftlich weiter auf und es kam zu vielen Neu und Ausbauten an Gebauden der Stadt So wurde ein neues Rathaus gebaut und Stadttore erneuert Auch auf private Initiative hin wurden auffallige Bauten erstellt die teilweise heute noch zu sehen sind Mit offensichtlicher Pracht wird allerdings sehr sparsam umgegangen um die Regel nicht zu uberschreiten 12 Einziges Schmuckstuck bildeten die Erker an den Burgerhausern von denen viele noch heute vorhanden sind Fruhe Neuzeit BearbeitenStadtplan von 1642 Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp St Gallen 1642 Siehe auch Liste der Stadttore der Stadt St GallenDas Bild zeigt die Gallusstadt um 1642 wie sie sich nach der Reformation prasentiert hat Mit Buchstaben sind wichtige Gebaude bezeichnet Norden ist auf der Karte rechts A links bei den Baumen Das furstl Chloster Klosterbezirk B daruber die grosse Kirche Das Munster Die Otmarsbasilika darunter die Galluskirche Die heutige Stiftskirche St Gallen befindet sich uber den Grundrissen beider Kirchen Deren Unterbau die Otmarskrypta und die Galluskrypta bestehen noch C Links der Bildmitte mit grossem Turm S Laurenzen Die reformierte St Laurenzen Kirche spater umgebaut und erweitert D Bildmitte rechts von St Laurenzen Der Spital die Hauser sind noch da der Spital ist langst ausgezogen E Bildmitte Das Rathause Altes Rathaus 1877 abgerissen heute steht dort ein Denkmal von Vadian Der Dachreiter mit der Rathausglocke befindet sich heute auf dem Waaghaus ein Ratszimmer wurde ins Museum verlegt F rechts daruber Das Kornhause existiert nicht mehr Dort befindet sich heute der Marktplatz G darunter Die Metzig existiert nicht mehr H rechts aussen S Mangen reformierte Kirche St Mangen spater erweitert und renoviert bestehend I links davon S Catherina Kloster St Katharinen heute reformierte Kirche von 1228 bis zur Reformation Dominikanerinnenkloster danach ab 1599 Standort des stadtischen Gymnasiums mit starker Forderung der lateinischen Sprache und noch spater auch Standort der ersten stadtischen Bibliothek deren Grundstein Vadian gelegt hatte K Mitte unten Die Wage Waaghaus bestehend Heute Versammlungsraum des Stadtparlaments L daneben Das Bruelthor Wie fast alle Tore der Stadt wahrend der Industrialisierung geschleift Die Namen der Tore sind jedoch als Platz oder Strassennamen erhalten geblieben M rechts unten Blatzthor Platztor N oben Mitte Schibenerthor Schibenertor O rechts davon Muolterthor Multertor P ganz links oben Der Grunthurm Grunturm existiert nicht mehr Q links Mitte Mullerthor Mullertor existiert nicht mehr fuhrte zur Muhlenenschlucht R unten Mitte Spiserthor Spisertor S rechts unterhalb der Bildmitte Zeughause Zeughaus existiert nicht mehr Zuerst ersetzt durch das Theater spater durch ein Geschaftshaus T links unten Das Aptsthor Das Abtstor heute Karlstor ist das einzige noch existierende Tor der Stadt Zwischen ehemaligem Muller und Karlstor ist auch die Stadtmauer noch vollstandig vorhanden Heute befindet sich am Karlstor das Untersuchungsgefangnis der Kantonspolizei V rechts neben dem Kloster an der Mauer Schulhause Schulhaus der Stadt Noch heute steht dort ein Gewerbeschulhaus das ist allerdings neueren Datums Deutlich ist auch die Scheidemauer zwischen Abtei und Stadt zu sehen Teile davon existieren noch Wo fruher die Stadtmauer und der Wassergraben waren verlaufen heute breite Strassen die Oberer Graben und Unterer Graben heissen Sittenmandat Bearbeiten Hauptartikel Sittenmandat Die Folgen der Reformation zeigten aus heutiger Sicht teilweise seltsame Bluten 1611 als die Teuerung zunahm und die Pest wieder in der Stadt wutete besann man sich auf von alters her bekannte Sittenbestimmungen und arbeitete sie neu aus Um den Herrgott gnadig zu stimmen fielen sie noch strenger aus als bisher Fur Jugendliche galt ein praktisch vollstandiges Einkehrverbot Selbst Erwachsene mussten einen Grund zum Beispiel eine Geschaftsreise eines Kunden angeben um vormittags in einer Wirtschaft alkoholische Getranke bestellen zu durfen Wirts und Zunfthauser hatten spatestens um acht Uhr abends zu schliessen selbst Hochzeitsfeiern durften nicht langer dauern Dazu gab es auch ausschweifende Anweisungen uber Kleidervorschriften fur die verschiedenen Stande der Burger Als Besonderheit dieses Sittenmandats von 1611 muss gelten dass es nicht nur wie bisher vorgelesen wurde sondern gedruckt und allen Burgern in Buchform ausgehandigt wurde In der Geschichtsschreibung umstritten ist die Frage ob die 1798 Beginn der Helvetik aufgeloste Stadtrepublik nun eine Demokratie oder eine Aristokratie bildete Gewiss ist dass in der Stadt eine Oberschicht bestand die vorwiegend im Handel tatig war Im Gegensatz zu anderen Stadten war der Reichtum jedoch keine Voraussetzung ein politisches Amt ausuben zu konnen Es ist auch nicht nachgewiesen dass diese Personengruppen bei der Wahl in die Rate bevorzugt worden waren hingegen war es sehr selten dass Nichtmitglieder einer Zunft in ein Amt gewahlt wurden Auch die Gerichte amteten unabhangig von Rang und Namen so dass selbst hochangesehene Burger zuweilen eine Strafe bezahlen mussten und sei es nur weil sie ihren Reichtum auf die eine oder andere Weise zur Schau gestellt hatten Die Kirche St Laurenzen diente als Versammlungsort fur die Burgergemeinde die sich dort ublicherweise dreimal im Jahr zusammenfand zur Wahl der Rate zur Entgegennahme neuer Vorschriften und zur Ablage des Burgereides Noch heute ist die Stadtkirche der Versammlungsort der Ortsburgergemeinde von St Gallen Dreissigjahriger Krieg und Folgen BearbeitenSeit dem Prager Fenstersturz von 1618 wutete in Europa der Dreissigjahrige Krieg Obwohl in der Zeit Stadt und Kloster mehr als einmal ob alter und neuer Streitfragen in Konflikt standen besonders auch wenn es darum ging der einen oder anderen Kriegspartei den Durchmarsch durch die Stadt zu bewilligen besann man sich doch darauf dass ein friedliches geregeltes Nebeneinander in dieser schweren Zeit der Stadt und dem Kloster von Vorteil sein wurde Mehr als einmal besetzten die Truppen von Stadt und Furstabt gemeinsam die Aussengrenzen an der Ostflanke der Eidgenossenschaft um dem anruckenden Gegner gleich welcher Gesinnung den Weg zu versperren Dadurch wurde auch das gegenseitige Misstrauen nachhaltig gemindert Aus den Ereignissen wahrend des Krieges berichten Kurzberichte von Kaspar Wild 13 nbsp Die Machtverhaltnisse in Europa nach 1648 die Grenzen der Eidgenossenschaft entsprechen erstmals annahernd dem heutigen Stand1620 Nachdem im Veltlin spanische Truppen Protestanten umgebracht hatten flohen etwa 150 Uberlebende in die Gallusstadt und fanden hier Aufnahme fur funf Jahre Dadurch wurde die Skepsis der Burger gegenuber fremden Truppendurchmarschen gestarkt Gleichzeitig wurden die Truppen der Stadt aufgestockt und zusatzliche Manner gemustert 1623 Die Stadt verstarkte ihre Verteidigungsanlagen erneut Ein Burger der sich durch ein Loch in der Stadtmauer widerrechtlich ein zusatzliches Fenster gebrochen hatte wurde mit einer Busse belegt und eingesperrt 1628 Die Teuerung machte es nun notwendig dass die Obrigkeit Korn und Brot an Bedurftige abgeben liess 1629 Zur Not der Nahrungsmittelknappheit suchte nun auch noch die Pest neuerlich die Stadt heim Innert eines Jahres erlagen ihr 1420 Personen zwischen einem Funftel und einem Viertel der Stadtbevolkerung 1635 Im Fruhling zogen mehrere Abteilungen des franzosischen Heeres durch die Stadt Ihnen wurde bereitwillig Unterkunft geboten 1635 Im Sommer wurde die Stadt wieder schwer von Seuchen heimgesucht Neben der Grippe und der Ruhr wutete erneut die Pest Wieder kamen mehr als tausend Personen um Bereits im Januar des folgenden Jahres wird dann von der Vermahlung von 40 Paaren berichtet die Zunahme der Taufen liess auch nicht allzu lange auf sich warten 1639 In der Stadt fand erstmals ein Buss und Bettag statt zu dem die Burger in der Kirche und zur Predigt zu erscheinen hatten 1640 Um in Rustungsangelegenheiten mit dem Gegner mithalten zu konnen wurden aus dem Besitz der Stadt mehrere alte Harnische und Helme verkauft Mit dem Erlos kaufte man sich neue wobei diese jedoch nur unbemittelten Burgern frei zur Verfugung standen Vermogende Burger hatten fur ihre Ausrustung selber aufzukommen 1646 Nachdem schwedische Truppen unter General Gustav Wrangel Bregenz erobert hatten besetzten Truppen aus Stadt und Furstabtei den Rheinubergang Zur offenen Schlacht kam es jedoch nicht Die Offiziere der schwedischen Armee besuchten in Frieden den Gottesdienst in der Gallusstadt und gaben ihre Kriegsbeute fur allerlei Guter aus Mit dem Westfalischen Frieden von 1648 endete der Dreissigjahrige Krieg und die Eidgenossenschaft und mit ihr auch beide St Gallen erhielten die formelle und endgultige Unabhangigkeit vom deutschen Reich Der Friedensvertrag wurde oft als Grundlage der ewigen Neutralitat der Eidgenossenschaft angesehen die durch die eidgenossischen Truppen und ihre Verbundeten bereits wahrend des ganzen Krieges so weit wie moglich gelebt wurde wenngleich eine solche Formulierung in den Urkunden nicht erkennbar ist Stadtrepublik zwischen Dreissigjahrigem Krieg und Franzosischer Revolution Bearbeiten1656 wenige Jahre nach dem Dreissigjahrigen Krieg war zwischen Zurich und den Inneren Orten der Erste Villmergerkrieg ausgebrochen der erste offensichtliche Religionskrieg innerhalb der Eidgenossenschaft Weil sowohl Stadt als auch Furstabt militarisch zu schwach waren um gegeneinander anzutreten verhielten sie sich weitgehend neutral und widmeten sich fortan der Vermittlung in Religionsstreitigkeiten zwischen den Orten Als Folge davon wurde der Stadt seit 1667 der standige Beisitz in der Tagsatzung der Eidgenossenschaft gewahrt bezeichnenderweise aufgrund der hervorragenden Vermittlungsarbeit eines Gotteshausmannes Seit dem Dreissigjahrigen Krieg war in Frankreich der Sonnenkonig Ludwig XIV an der Macht Auf der einen Seite versuchte man die Soldallianz mit Frankreich aufrechtzuerhalten und schickte eine Delegation nach Paris um in der Kathedrale Notre Dame den Eid gegenuber dem jungen Konig abzulegen auf der anderen Seite sah man sich spatestens nach 1685 einem ganz neuen Problem gegenuber Fluchtlingselend St Gallen war im 16 und 17 Jahrhundert sowohl von grosser Kriegsnot als auch von Feuersbrunsten verschont geblieben Die Burger hatten sich daher mehrfach an kleineren und grosseren Spenden fur andere Stadte und am Bau von Gotteshausern beteiligt vorwiegend aber nie ausschliesslich solche von Glaubensgenossen nbsp Hugenotten aus Frankreich finden Aufnahme in Deutschland Ludwig XIV liess die Protestanten in Frankreich landesweit verfolgen zwangskonvertieren oder umbringen Viele von ihnen flohen in den Osten darunter auch ins Gebiet der Eidgenossenschaft In der Stadt St Gallen wurden mindestens 150 Fluchtlinge vorlaufig aufgenommen zunachst in der Hoffnung sie wurden bald in ihre Heimat zuruckkehren konnen was sich allerdings bald als Irrtum herausstellte Anfanglich dagegen erlaubte der Rat spater sogar das Feiern von Gottesdiensten in franzosischer Sprache Die damals entstandene Vereinigung innerhalb der evangelisch reformierten Kirchgemeinde der Stadt der sie unterstellt war ist bis heute fur alle frankophonen Glaubigen im Kanton zustandig nbsp Der St Galler Globus im Schweizerischen Landesmuseum in ZurichZwischen Stadt und Abtei kam es 1697 wieder einmal zu einem Konflikt der nur knapp am Blutvergiessen vorbeischlitterte Die beiden Kontrahenten entzweiten sich ob der Regelung die es dem Abt und seinen Leuten nicht erlaubte mit aufrechten Kreuzen und Fahnen durch die Stadt zum Kloster zu schreiten Die Stadt bot Truppen auf und liess an den Toren Geschutze in Stellung bringen der Abt tat dasselbe und belagerte die Stadt Durch Vermittlung der Eidgenossischen Orte konnte ein Blutvergiessen jedoch rechtzeitig verhindert werden und der Konflikt wurde auf diplomatischem Weg beigelegt nbsp Kreuzer aus der Stadt St Gallen um 1715 Bar nbsp Kreuzer aus der Stadt St Gallen um 1715 ReversWeniger glimpflich ging vor allem fur den Abt der Zweite Villmergerkrieg aus der 1712 im Toggenburg ausgebrochen war nachdem der Furstabt seinen Untertanen althergebrachte Rechte auf Selbstbestimmung verweigerte Die Zurcher und Berner Truppen ruckten gegen die Stadt an und besetzten das Kloster und plunderten seine Schatze Viele der Schatze die damals geraubt wurden haben niemals den Weg zuruck nach St Gallen gefunden Unter anderem uber dem St Galler Globus entbrannte der Kulturguterstreit Ende des 20 Jahrhunderts noch einmal Erst 2006 wurde der Streit zwischen St Gallen und Zurich durch Vermittlung des Bundesrates beigelegt Aufgrund der vermehrten Kriegshandlung in und um die Stadt unternahm diese nun Anstrengungen ihr Wehrwesen zu verbessern Giovanni Pazzaglia ein italienischer Geschichtsschreiber schrieb bewundernde Worte uber das Milizsystem die man erstaunlicherweise auch in einem Buch uber die Schweizer Armee des 20 Jahrhunderts lesen konnte Dass die Stadt wohl aber mit genugsamen Burgern versehen ist die alle in der Kriegs Kunst so erfahren sind dass sie von sich selbsten ihre Hochwerthe Freyheit beschutzen und erhalten konnen Obwohl das Zeughaus reich mit allem Notigen versehen sei hatten die Wehrpflichtigen ihre Waffen daheim und wer seine Waffe nicht instand halte musse den Mangel beheben und allenfalls mit Strafe rechnen 14 Im 18 Jahrhundert brachten mehrere Gelehrte darunter viele Arzte die ihre Ausbildung an den Universitaten von Zurich oder Basel erhalten hatten den Geist der Aufklarung nach St Gallen Auch verschiedene Theologen werden genannt die die Theologie in Einklang mit den Gesetzen der Natur bringen und damit wesentlich zu einem Umdenken von althergebrachten theologischen Idealen zu neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beitragen Als Anekdote ist etwa zu nennen dass die Stadtrepublik bis 1724 am Julianischen Kalender festhielt in der Furstabtei aber schon seit 1582 der von Papst Gregor XIII eingefuhrte Gregorianische Kalender galt Zwei Goldene Zeitalter BearbeitenWirtschaftlicher Aufschwung Bearbeiten Hauptartikel Textilindustrie in der Ostschweiz und St Galler Stickerei Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt St Gallen begann in der Reformationszeit mit der Ostschweizer Textilindustrie Ab dem 15 Jahrhundert war die Stadt St Gallen das Zentrum einer immer bluhenderen Leinenindustrie die um 1714 mit einer Jahresproduktion von 38 000 Tuchern ihren Hochststand erreichte Die Leinwandproduktion gab Arbeit fur Bauern die Hanf und Flachs anpflanzten Spinner meist Frauen die die Fasern zu Faden spannen Weber die die Faden zu Tuchern verwoben Bleicher die diese im Sonnenlicht weiss bleichten und Handler die schliesslich die Tucher verkauften Die St Galler Leinwand war dank rigoroser Qualitatskontrollen die beste so dass sie von Paris bis Venedig und Prag gehandelt wurde Doch die Mode in den Furstenhausern anderte sich im 17 und 18 Jahrhundert Die Qualitat der St Galler Leinen war so gut dass sie sich bald niemand mehr leisten konnte oder wegen der billigeren Konkurrenz auch nicht leisten wollte Je langer je weniger weisse Tucher wurden bestellt 1798 waren die Bleichefelder vor der Stadt leer der Einmarsch der Franzosen stand bevor 1811 vor dem Russlandfeldzug waren die Bleichen erneut leer die Franzosen bestellten kein Tuch mehr Sieben Jahre spater wurde auf den Bleichefeldern Korn angebaut Grosse Teile der Bevolkerung wurden arbeitslos die Stadt sank in eine tiefe Krise nbsp Eine Stickmaschine wie sie in St Gallen und Umgebung um 1870 1880 eingesetzt wurdeGleichzeitig stickten 30 000 bis 40 000 Frauen in der ganzen Ostschweiz und dem nahen Vorarlberg fur die St Galler Stickerei Exporteure die die Stickerei aus der Stadt in der ganzen Welt bekannt gemacht hatten und der Stickerei eine erste Hochblute beschert hatten Inzwischen waren die Stadttore die den Handel behindert hatten abgerissen worden 1835 waren an einem einzigen Tag samtliche Flugel der Stadttore ausgehangt worden in den Jahren darauf wurden auch die Tore mit ihren Turmen abgerissen um Platz fur breitere Strassen zu schaffen Als einziges ist das Karlstor Abtstor bis heute erhalten geblieben In der Mitte des 18 Jahrhunderts trat dann die erste Stickereikrise ein Tiefpunkt Jahresproduktion von 11 000 Tuchern die durch die sich im Ausland machtig entwickelnde Konkurrenz und noch mehr durch die von Peter Bion 1721 eingefuhrte Baumwollindustrie bedingt war Ganz schlimm war dass mit der von Napoleon Bonaparte verhangten Kontinentalsperre nichts mehr nach England geliefert werden konnte St Gallen konnte jedoch bald eine fuhrende Rolle bei der Mechanisierung der Textilindustrie einnehmen was im 19 Jahrhundert zu einer zweiten ungeahnten Blute der Textilindustrie fuhrte Am Anfang des 19 Jahrhunderts wurden in St Gallen zunachst Spinnereimaschinen installiert so unter anderem von der General Societat der englischen Baumwollspinnerei in St Gallen der ersten Aktiengesellschaft der Schweiz Gleichzeitig wurden in der Gallusstadt die ersten Stickmaschinen entwickelt die ungleich erfolgreicher als erstere werden sollten Die Maschinen machten die Stickerei zu einer Heimindustrie die der armen Landbevolkerung einen Zusatzerwerb bot Viele Bauern aus der Umgebung liessen sich gegen eine Anzahlung eine Stickmaschine auf ihrem Hof installieren wo sie dann von Frauen und Kindern unterstutzt ihren kargen Lohn aufbesserten Um 1910 war die Stickereiproduktion mit 18 Prozent der grosste Exportzweig der Schweizer Wirtschaft und uber 50 Prozent der Weltproduktion kamen aus St Gallen In der Ostschweiz lebte rund ein Funftel der Bevolkerung von der Textilindustrie Die Einwohnerzahl der Stadt St Gallen wurde von 11 234 im Jahre 1850 auf 37 869 im Jahre 1910 mehr als verdreifacht um 1900 hatte nur noch Genf eine grossere Bevolkerungsdichte als St Gallen Bis heute sind Relikte aus der einstigen wirtschaftlichen Blute der Stadt St Gallen sichtbar Am sonnigen Rosenberg stehen die herrschaftlichen Villen der damaligen Gross Kaufleute wahrend auf der schattigen Freudenberg Seite die eng aneinander stehenden Arbeitersiedlungen zu finden sind Die kunstlich angelegten Drei Weieren dienten damals als Wasserspeicher fur die Textilindustrie und sind heute ein Naherholungsgebiet geworden Viele Gebaude schmucken sich mit prachtvollen Erkern verziert mit Reliefs die zeigen wo der Kaufmann auf der Welt herumgekommen war Die bekannte Universitat St Gallen wurde 1898 in der Hochblute der St Galler Stickerei als Handelsakademie gegrundet Am St Galler Kinderfest wurde und wird immer viel Stickerei prasentiert Seit 1745 besteht die St Galler Stadt Miliz Gesellschaft Bau der heutigen Stiftskirche Bearbeiten nbsp Das neue Kloster von St Gallen 1769 nbsp St Galler Stiftskirche Hauptartikel Stiftskirche St Gallen Anfang des 18 Jahrhunderts wurde die Kirche des Klosters die von Abt Gozbert im 9 Jahrhundert errichtet worden war baufallig und renovationsbedurftig Die Architekten Gabriel Loser und Johann Caspar Bagnato entwarfen den neuen barocken Klosterbau der die Bedeutung der Abtei St Gallen unterstreichen sollte Der Bau begann 1755 und dauerte in Etappen bis 1772 Seither musste das Gebaude mehrmals renoviert werden zuletzt in den Jahren 2000 2003 Als indirekte Voraussetzung fur den Bau der neuen Stiftskirche wird das inzwischen wieder sehr gute nachbarschaftliche Verhaltnis zwischen Stadtrepublik und Furstabtei beschrieben Die meisten Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden wurden jetzt in sehr kurzer Zeit durch Verhandlungen beigelegt Beide Seiten richteten vermehrt auch Empfange zu Ehren der anderen aus wobei die althergebrachten Regeln betreffend Bescheidenheit der Speisekarte nicht mehr beachtet wurden und gelegentlich elf Gange allein vom Nachtisch serviert wurden Helvetik Kantonsgrundung Bundesstaat BearbeitenHauptort des Kantons St Gallen Bearbeiten nbsp Die Furstabtei und die Stadt bis 17981789 war in Frankreich die Franzosische Revolution ausgebrochen Vielen Burgern der Stadt und besonders auch den Gotteshausleuten im Untertanengebiet des Furstabts ging es trotz dem wirtschaftlichen Aufschwung nicht besonders gut Die Adligen sorgten dafur dass der Freiheitsdrang wo immer moglich im Zaum gehalten wurde Gibt man ihnen den kleinen Finger nehmen sie gleich die ganze Hand furchtete man in Adelskreisen Dies sollte auch die Furstabtei erfahren als Abt Beda Angehrn 1795 die meisten Begehren aufstandischer Burger in Gossau im Gutlichen Vertrag erfullte was den meisten Stiftsherren gar nicht gefiel Sein Nachfolger Pankraz Vorster versuchte mit allen Mitteln die Hoheitsrechte des Klosters zu bewahren Dies fuhrte zum Aufruhr in den abtischen Landen beide Seiten riefen die Schirmorte der Abtei Zurich Luzern Schwyz und Glarus um Hilfe Im Jahr 1797 gelang es diesen eine Verfassung auszuhandeln die den Wunschen der Untertanen weitgehend entsprach jedoch dem Abt missfiel nbsp Franzoseneinfall in der alten Eidgenossenschaft nbsp Entstehung des Kantons St Gallen Form nach 1803 Ein Jahr spater schlugen die Folgen der Franzosischen Revolution auch in der Gallusstadt wie eine Bombe ein die franzosischen Truppen hatten die Schweiz eingenommen und zu einem Einheitsstaat zusammengefasst Helvetik Das Gebiet der Schweiz wurde in neue Kantone aufgeteilt Die Gebiete der Furstabtei der Stadt St Gallen und Appenzells wurden im Kanton Santis zusammengefasst Das Volk war von der neuen Ordnung die am 21 Juni 1798 feierlich in St Gallen eingefuhrt wurde nicht besonders begeistert und die Stadt empfahl den Burgern aus Angst vor den Franzosen verschiedene vor allem vordergrundige Massnahmen wie das Aufhangen von Fahnen der neuen Republik gleichzeitig aber das Verstecken von Vermogenswerten Appenzell wurde vorerst der neue Hauptort des Kantons Santis Mit der Einfuhrung der neuen Helvetischen Ordnung war in St Gallen auch das Ende des Zunftwesens gekommen Die Zunfte losten sich auf und ihre Hauser wurden privatisiert Auch das Kloster wurde aufgehoben und fast alle Monche ins nahe Mehrerau verjagt Der Abt war schon vorher mit einem grossen Teil des klosterlichen Vermogens nach Wien aufgebrochen Bereits im Juli wurde von den Helvetischen Raten auf Anregung von Kaspar Bolt St Gallen zum Hauptort des neuen Kantons Santis Der Gebietsbestand des Kantons blieb jedoch umstritten besonders Appenzell strebte nach einer Wiederherstellung seiner Souveranitat An der Helvetischen Consulta in Paris an der unter Vermittlung von Napoleon Bonaparte eine neue Ordnung fur die Schweiz ausgearbeitet werden sollte wirkten Abgeordnete aus St Gallen vergeblich fur eine Erhaltung des Kantons Nach der Wiederherstellung der alten Kantone Glarus und Appenzell wurde aus den restlichen Gebieten der Kantone Santis und Linth der neue Kanton St Gallen gebildet Mediation Am 15 April 1803 trat in St Gallen der erste Grosse Rat des Kantons zusammen Die Regierung und das Kantonsparlament nahmen ihren Sitz in der ehemaligen Pfalz in den Gebauden der Furstabtei Geschichte des Kantons St Gallen In einer offenbar hitzigen Debatte am 8 Mai 1805 beschloss der Grosse Rat des Kantons eine angebliche Weisung Napoleons umzusetzen und die Abtei formell aufzulosen und ihr Vermogen aufzuteilen Kirchenrechtlich ging sie 1823 im Doppelbistum St Gallen Chur auf Im Gegensatz zu vielen anderen Klosterauflosungen wurde dem Kloster aber sein rein kirchliches Vermogen uberlassen und in eine neue Gesellschaft uberfuhrt Der nachmalige Katholische Konfessionsteil des Kantons St Gallen so seit 1847 war als Organisation aller Katholiken des Kantons gegrundet worden und ubernahm das Eigentum am Klostergebaude und an den religiosen Gegenstanden des Klosters Er ist unter anderem fur die Finanzierung der Geistlichen im Kanton und fur die Oberaufsicht uber die Katholische Kantonssekundarschule zustandig Viel uber die Streitigkeiten zwischen der Stadt und den Vertretern der anderen Bezirke des Kantons und die verschiedenen Kantonsverfassungen die in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts ausgearbeitet wurden ist im Artikel zur Geschichte des Kantons St Gallen nachzulesen Als wichtiger Punkt ist hervorzuheben dass es der Stadt immer gelang eine uberproportionale Vertretung im Grossen Rat des Kantons zu erreichen Auch wurden die Volksvertreter einigermassen paritatisch gewahlt es wurden also ungefahr gleich viele Sitze an katholische wie protestantische Mitglieder verteilt Dank dem Vorrecht der Stadt hatten die reformierten Vertreter noch eine geringe Mehrheit obwohl die Zahl der Katholiken im Kanton insgesamt noch deutlich grosser war als jene der Protestanten Der Kantonsrat erliess am 1 April des Jahres 1816 eine neue Ordnung fur die Politik des Hauptortes So sollten ein Stadtrat bestehend aus zwei Prasidenten und 17 Mitgliedern und verschiedene stadtische Gerichte gewahlt und eingesetzt werden letzteres Recht entfiel mit der dritten Kantonsverfassung von 1831 wieder Die von der Kantonsverfassung geforderte Trennung der politischen Gemeinde von der Ortsburgergemeinde wurde erst 1824 vollstandig vollzogen Letztere ist noch heute fur die Vergabe des stadtischen Burgerrechts zustandig Lange noch war das Burgerrecht der Stadt praktisch ausschliesslich reformierten Burgern zugesprochen worden Erst 1873 nahm die Burgerversammlung erstmals freiwillig einen Katholiken ins stadtische Burgerrecht auf zuvor war es vorgekommen dass der Kanton die Aufnahme Heimatloser angeordnet hatte Viel mehr als die Umwalzungen in der Politik beschaftigte die Burger jedoch in dieser Zeit ein viel dringenderes Problem Im Kanton St Gallen war 1816 eine Hungersnot ausgebrochen die bald zweitausend Opfer fordern sollte Das Leinwandgewerbe war nach dem Sturz Napoleons am Boden weil wieder die billige Konkurrenz aus England die Markte uberschwemmte Auf den Feldern in der Bleiche wurden fortan Kartoffeln angepflanzt Besser florierte das Baumwollgeschaft Uber Italien wurde die Baumwolle nach Nordafrika und Amerika exportiert Zeit im neuen Bundesstaat Bearbeiten Einwohnerentwicklung bis zum Ersten Weltkrieg1809 0 8 118 1870 16 6751824 0 8 906 1880 21 4381837 0 9 430 1888 27 3901850 11 234 1900 33 1871860 14 532 1910 37 657Als Folge des Sonderbundskriegs von 1847 wurde die neue Bundesverfassung im Herbst 1848 in Bern ausgerufen Damit waren viele Rechte die bis jetzt dem Kanton zugestanden hatten an den Bund ubergegangen Dazu gehorte etwa das Postwesen die Telegrafie zwischen St Gallen und Zurich entstand die erste Telegrafenleitung der Schweiz im Jahr 1852 das Zollwesen die Wahrungshoheit und grosstenteils auch das Militarwesen Am 17 Mai 1852 wurde in St Gallen die Wahrung auf den Franken umgestellt Im Militarwesen stellte sich das Problem dass in der Stadt zur Ausbildung der Rekruten keine geeignete Kaserne mehr verfugbar war Erst einige Jahre spater konnten dafur geeignete Standorte vor der Stadt gefunden werden An einem weiteren Beispiel zeigt sich dass die Zentralisierung wichtig war Bei einer Inspektion im Jahr 1854 wiesen etwa ein Viertel der Wehrpflichtigen Gewehre vor die in einem Gefecht nichts mehr getaugt hatten Noch immer war die Beschaffung von Waffen und Uniform Sache des Wehrmanns Die Errichtung des neuen Burgerspitals 1845 machte die beiden Prestenhauser uberflussig die 1856 bzw 1875 abgebrochen wurden In den 1850er Jahren stellte sich in der Stadt das Problem erheblicher Platznot fur die verschiedenen Schulen sowie auch fur die mit ihnen verbundenen Bibliotheken Das Bubenkloster bei St Katharinen war langst zu klein geworden und die Provisorien konnten nicht befriedigen Nach langeren Verhandlungen konnte man sich 1851 darauf einigen von Georg Leonhard Steinlin das Gebiet neben dem heutigen Kantonsschulpark fur die neuen Schul und Bibliotheksraume zu erstehen Die Kaufmannische Corporation schoss einen Teil des Kaufpreises vor ubernahm aber als Gegenleistung das nicht mehr verwendete Zeughaus der Stadt sowie die Katharinen Liegenschaft 1855 wurde das von Felix Wilhelm Kubly erbaute Gebaude eroffnet und beherbergte jetzt die Knaben Realschule das Gymnasium die sogenannte Industrieschule sowie die Stadtbibliothek 1865 mit einer neuerlichen Anderung in der Kantonsverfassung ging das hohere Schulwesen in den Aufgabenbereich des Kantons uber und damit auch das neue Schulgebaude Daraus ist die noch heute bestehende Kantonsschule am Burggraben geworden Eisenbahn kommt nach St Gallen Bearbeiten nbsp Karl Etzel konstruierte die erste Eisenbahnbrucke uber die Sitter nbsp Der erste Bahnhof von St Gallen um 1856 Stahlstich eines unbekannten AutorsFruh erkannte man in St Gallen die Vorteile der Eisenbahn die 1844 erstmals nach Basel fuhr und seit 1847 zwischen Zurich und Baden verkehrte 1852 beschlossen Stadt und Kanton St Gallen in unabhangigen Versammlungen die Mitfinanzierung der Eisenbahnlinie von Zurich uber Wil und St Gallen nach Rorschach obwohl die projektierten Kosten weit jenseits des damals fur Staatsaufgaben ublichen Rahmens lagen Stadt und Kanton beteiligten sich also durch Aktienkauf an der Sankt Gallisch Appenzellischen Eisenbahngesellschaft die auch sofort mit dem Bau der Strecke begann Nachdem Karl Etzel das erste grosse Sitterviadukt den schwierigsten Teil der Bauarbeiten 1856 fertiggestellt hatte fuhr der erste Zug am Ostermontag dem 24 Marz 1856 im Bahnhof St Gallen ein Die Trambahn der Stadt St Gallen wurde erst 1897 eingeweiht dafur wurde sie von Anfang an elektrisch betrieben Fluchtlingsprobleme im 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp General BourbakiAm 1 Februar des Jahres 1871 trat General Bourbaki mit seiner Bourbakiarmee im Jura uber die Schweizer Grenze um sich mit seinen Soldaten internieren zu lassen statt von den deutschen Gegnern aufgerieben zu werden Die Stadt St Gallen hatte 2000 Internierte zu beherbergen davon viele Verwundete Es wird berichtet dass die Einheimischen wo immer moglich bereitwillig uberall Hand anlegten wo es notig war um die grossen logistischen Probleme zu losen die durch die fremden Soldaten verursacht wurden die Stadt zahlte 1870 16 675 Einwohner Neben Nahrungsmitteln musste den vollig abgekampften Fluchtlingen haufig auch neue Kleidung und neues Schuhwerk beschafft werden Wirtschaftliche Blute Bearbeiten Neben der Stickerei uber die weiter oben berichtet wurde und die andernorts noch weiter ausgefuhrt werden soll erlebte ein anderer Wirtschaftszweig einen starken Aufschwung Banken und Versicherungen Die meisten Bankneugrundungen aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden spater Teil einer der Grossbanken der Schweiz Die St Galler Kantonalbank und die der Ortsburgergemeinde St Gallen gehorende Vadian Bank ehemals Ersparnisanstalt der Stadt St Gallen fusionierten erst 2015 Auch die Helvetia Versicherung hat ihren Hauptsitz noch heute in St Gallen in unmittelbarer Nahe zum Bahnhof Als weitere wichtige Gewerbebetriebe sind beispielhaft zu nennen Die Brauerei Schutzengarten seit 1779 als alteste Brauerei der Schweiz die Zollikofer AG seit 1789 als Herausgeber des St Galler Tagblatts die Metallbaufirma des Pankraz Tobler sowie die Schokoladenfabrik Maestrani 1859 2004 in St Gallen Mit der wirtschaftlichen Blute die die Stadt nicht zuletzt der Stickerei verdankte anderte sich auch das Stadtbild nachhaltig Neue Quartiere entstanden und neue reprasentative Bauten wurden erstellt In der Zeit von 1900 bis zum Ersten Weltkrieg entstanden unter anderen das Volksbad die Kirchen St Maria Neudorf Bruggen und Heiligkreuz die Tonhalle der neue Bahnhof sowie diverse Villen am Rosenberg Auch die Universitat St Gallen wurde 1898 in der Folge der Textilblute als Handelsuniversitat gegrundet Beginn der Neuzeit BearbeitenAufbau der modernen Wasserversorgung Bearbeiten Lange hatte die Steinach die Wasserversorgung der Stadt sichergestellt Im Laufe des 15 Jahrhunderts hatte man jedoch begonnen die schlechte Wasserqualitat die durch das gleichzeitige Verwenden des Flusses als Kloake entstand als Ursache fur verschiedene Krankheiten zu erkennen 1471 erstellten Kloster und Stadt zusammen eine erste Wasserleitung zum sogenannten Loch beim heutigen Gallusplatz auf der Westseite des Klosters Das Wachstum der Stadt machte jedoch bald weitere Leitungen und Brunnen erforderlich Ende des 19 Jahrhunderts reichten die vorhandenen Brunnen erneut nicht mehr aus um die Bevolkerung mit genugend Wasser zu versorgen Auch waren keine weiteren zur Quellfassung geeigneten Bache mehr vorhanden Ausserdem waren inzwischen Hausanschlusse fur fliessendes Wasser in anderen Stadten bereits Realitat So beschloss der Stadtrat im Jahre 1893 die Trinkwasserversorgung der Stadt durch Bodenseewasser sicherzustellen In der Nahe von Goldach wurde daraufhin die Entnahmestelle erbaut die noch heute das Wasser aus 45 Metern Seetiefe entnimmt reinigt Trinkwasseraufbereitung und in die 300 Meter hoher gelegene Stadt hinaufgepumpt Heute beziehen auch weitere Gemeinden in der Umgebung der Stadt ihr Trinkwasser aus dem stadtischen Wasserversorgungsnetz Am 1 Mai 1895 floss zum ersten Mal Bodenseewasser in die St Galler Haushalte Als Erinnerung daran schuf August Bosch beim Multertor den Broderbrunnen Der Brunnen der mit seinen Nixen und Tiergestalten auffallt erhielt seinen Namen von Kantonsrichter Hans Broder 1845 1891 der das notige Geld testamentarisch der Stadt vermacht hatte Die Bedeutung als Denkmal zur Wasserversorgung erklart weshalb zu jener Zeit eine Brunnenanlage gebaut wurde die zur Wasserfassung so uberhaupt nicht geeignet ist Stadtverschmelzung 1918 Bearbeiten nbsp Bevolkerungsentwicklung in der Stadt St Gallen Vor 1920 sind die Zahlen fur Tablat und Straubenzell separat ausgewiesen Ab Beginn des 18 Jahrhunderts hatte sich das Stadtbild deutlich verandert Die Stadt wuchs in alle Richtungen besonders auch die Vororte Tablat und Straubenzell die bis 1798 zum Gebiet der Furstabtei gehort hatten wurden weiter ausgebaut und zogen viele Bewohner an Landwirtschaft wurde auf den Ebenen immer weniger betrieben dafur nahm die Zahl der armen Fabrikarbeiter aus den wachsenden Industriequartieren am Stadtrand stark zu Seit 1897 verband die drei Gemeinden auch ein gemeinsames Tramnetz das einen regen Pendelverkehr in die Stadt erlaubte Auch die Wasser und Energieversorgung wurden von allen Gemeinden gemeinsam organisiert Viele neue Gebaude und Fabriken entstanden an den Grenzen zwischen den Gemeinden denn in der Stadt war kein Platz mehr Bald war es kaum mehr moglich die Grenzen der Stadt vom Umland festzustellen 1900 scheiterte eine Gemeindeverschmelzung noch am Widerstand der reichen Stadter die nicht mit den armeren Aussengemeinden teilen wollten sowie wieder einmal an der Konfessionsfrage Letztere spielte besonders im Schulwesen noch eine Rolle Noch weit ins 19 Jahrhundert hinein waren konfessionell unabhangige Schulen in der Stadt die Ausnahme und die Aufsicht und Organisation der Schulen Aufgabe der Konfessionen Die uberkonfessionelle Einwohner Schulgemeinde bildete sich erst 1879 aus der katholischen und der evangelischen Schulgemeinde sowie der noch unter der Aufsicht der Ortsburgergemeinde verbliebenen Realschule Dies loste auch das zu dem Zeitpunkt immer noch bestehende Problem der Ungleichbehandlung von Ortsburgern und Zugewanderten im Schulwesen Auch in anderen Bereichen des offentlichen Lebens hatte die Ortsburgergemeinde nach und nach Aufgaben an die neue politische Gemeinde Einwohnergemeinde abgetreten Langere Abklarungen viele angeforderte Statistiken uber Bevolkerungszahlen Wachstum Vermogen Schulverhaltnisse und allerlei mehr verzogerten die Verschmelzung noch weiter Zudem musste zunachst noch die Kantonsverfassung angepasst werden um eine Gemeindeverschmelzung uberhaupt zu ermoglichen Am 30 Juni 1918 wurde die Verschmelzung der drei Gemeinden endgultig besiegelt Die Stadt zahlte jetzt 69 261 Einwohner Eigenstandig blieben allein die Burgergemeinden die sich im 19 Jahrhundert aus den drei politischen Gemeinden gebildet hatten Noch heute gibt es zweierlei Burgerrecht in der Stadt Das der alten Stadt und das von Tablat Die Burgergemeinde von Rotmonten wurde Ende 2008 mit der Ortsburgergemeinde St Gallen verschmolzen da ihr nur noch sehr wenige Personen angehorten jene von Straubenzell Ende 2015 Zeit der Weltkriege BearbeitenDer Erste Weltkrieg ging auch an St Gallen nicht ohne tiefe Einschnitte vorbei Neben der starken Inflation und der Lebensmittelknappheit brachte die Grippeepidemie von 1918 eine bedruckende Not uber die Stadt 1918 berichteten die Arzte von uber 20 000 Grippefallen in der nun erweiterten Stadtgemeinde Der Krieg und die Weltwirtschaftskrise kurz danach liess auch die St Galler Textilindustrie zum zweiten Mal in eine grosse Krise schlittern Schon vorher hatten sich die Anzeichen gehauft dass die wirtschaftliche Abhangigkeit der Region von der Textilindustrie zu Problemen und Konflikten fuhren wurde Grosse Teile der Bevolkerung wurde arbeitslos und wanderte daraufhin aus Stadt und Kanton aus Innerhalb von nur 30 Jahren fiel die Zahl der kantonal in der Stickereiindustrie Beschaftigten von 30 000 auf nur 5 000 Allein die Stadt verlor 13 000 Einwohner 1883 kam es zu schweren antisemitischen Ausschreitungen obwohl inzwischen auch Juden das St Galler Burgerrecht gewahrt werden konnte und erst 1881 die Synagoge in der Stadt errichtet worden war Hitlers Machtergreifung ging dann spater auch an St Gallen nicht unbemerkt vorbei Die NSDAP Ortsgruppe St Gallen rekrutierte ihre Mitglieder vorwiegend aus den zahlreichen deutschen Einwanderern in Stadt und Umgebung Nach 1933 organisierte die Partei verschiedene politische Aktivitaten in der Stadt um die Indoktrinierung auf Hitlers Programm zu festigen Am 29 Januar 1936 konnte die NSDAP sogar den grossen Saal im Schutzengarten mieten Die Gruppe wurde 1945 vom Bundesrat endgultig verboten nachdem mehrere entsprechende Versuche auf kantonaler und kommunaler Ebene an fehlender politischer Kompetenz gescheitert waren Um die Abwanderungswelle aufzuhalten wurde in den 1920er Jahren wie seit dem 18 Jahrhundert wiederholt intensive Imagepflege betrieben Es wurde dabei allerdings noch stark auf die Durchhalteparole gesetzt in der Hoffnung die Stickereiindustrie werde sich nochmals so erholen wie 100 Jahre zuvor Da die Stadt keine reizende Lage 15 aufweise wurde sie als gemutlich lebenswert und liebenswurdig dargestellt 16 Erst nach 1950 setzte eine leichte Erholung der Stickerei Industrie ein Leistungsstarke Stickautomaten machen diese heute zu einem hoch spezialisierten Zweig der Textilindustrie St Galler Stickereien gehoren dabei nach wie vor zu den meistgefragten Materialien fur teure Kreationen der Pariser Haute Couture Die weitere Abwanderung wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch die zunehmende Diversifikation der Wirtschaft aufgehalten Zur bisher vorherrschenden Textilindustrie gesellten sich nun auch grosse Firmen der Metall und Maschinenindustrie Ausserdem traten jetzt je langer je mehr Dienstleistungsbetriebe wie Banken und Versicherungen als Arbeitgeber in den Vordergrund Wahrend der Anbauschlachten des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde jeder Quadratmeter fruchtbarer Erde in Acker umgewandelt Selbst auf dem Klosterplatz in der Stadt wurden Kartoffeln angepflanzt 17 Zeit nach 1945 BearbeitenWirtschaftlicher Aufschwung Bearbeiten nbsp Die katholische Kirche von Winkeln erbaut 1958 1959Durch den einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung in den Funfzigerjahren nahm jetzt die Bautatigkeit wieder markant zu besonders in den Aussenquartieren Verschiedene neue Quartiere entstanden darunter die Industriegebiete von Winkeln dazugehorige Wohnsiedlungen in Russen und im Kreuzbuhl weitere Siedlungen nordlich des Rosenbergs in Oberhofstetten und anderswo Zudem wurden jetzt einige Infrastrukturprojekte moglich die wahrend der Notzeit hinausgeschoben wurden In der Zeit nach 1945 wurden mindestens ein halbes Dutzend neuer Schulhauser eroffnet und ebenso viele Kirchen gebaut Liste der Sakralbauten in der Stadt St Gallen Die massive Zunahme des Individualverkehrs in die Stadt liess die Strassen bald an ihre Kapazitatsgrenzen kommen An eine grosszugige Verbreiterung oder Erganzung der Hauptdurchfahrtsstrassen durch die Innenstadt war wegen der engen Topografie zwischen Freuden und Rosenberg nicht zu denken Neben der N1 die gemass einem Entscheid des Bundesrates vom 20 Januar 1971 mitten durch die Stadt fuhren sollte wurde dem Aufbau eines leistungsfahigen Nahverkehrssystems durch die VBSG grosse Bedeutung zugemessen Neue Angebote und neue Verantwortlichkeiten Bearbeiten Mit der Realisierung von neuen Infrastrukturprojekten darunter auch dem neuen Stadttheater als Ersatz fur das alte baufallige und inzwischen zu kleine Theatergebaude an der Stelle am Marktplatz wo heute eine McDonald s Filiale steht stiegen auch die Kosten Dazu musste die Stadt immer grossere Summen an die Museen und andere Institutionen bezahlen die bis Ende 1978 von der Burgergemeinde betrieben wurden weil diese dazu nicht mehr in der Lage war Anfang 1979 gingen die Museen an eine von der Stadt finanzierte Stiftung uber die Stadtbibliothek Vadiana aber an den Kanton Weil auch die Finanzen der politischen Gemeinde langst nicht mehr so rosig aussahen wie noch keine funfzig Jahre zuvor suchte die Stadt nun ihrerseits um weitere Unterstutzung beim Kanton nach Dieser beteiligte sich nun mit namhaften Beitragen an der Universitat die Anfang der 1960er Jahre wegen akuter Raumnot von der Innenstadt an den heutigen Standort auf dem Rosenberg umgezogen war Seit 1985 ist die Verantwortung ausschliesslich beim Kanton da er seit diesem Jahr samtliche Betriebsbeitrage ubernommen hat Dies ist eine Folge des Finanzausgleichs der ganz erheblich zur Entlastung der Stadtkasse beigetragen hat siehe auch nachsten Abschnitt Bevolkerungsentwicklung im 20 Jahrhundert Bearbeiten Seit der Stadtverschmelzung ist die Bevolkerung in der Gallusstadt mehrheitlich stabil geblieben Nach einem geringen Anstieg bis in die 1960er Jahre hinein lag die standige Wohnbevolkerung Anfang 2000 mit 69 768 Personen nur sehr knapp hoher als 80 Jahre zuvor aber deutlich unter dem Wert der Sechzigerjahre Der Abnahmetrend ist in der Stadt St Gallen uberdurchschnittlich gross verglichen mit anderen Stadten im Schweizer Mittelland Deutlich angestiegen ist jedoch die Wohnbevolkerung in der Umgebung der Stadt Auffallig ist dass der Auslanderanteil von 15 1966 auf 28 Prozent 2011 stieg Am starksten angestiegen ist dabei die Zahl der Einwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien 18 Fur diese Bevolkerungsentwicklung durften die Jugoslawienkriege in den Neunzigerjahren verantwortlich sein zuvor waren es in den Sechziger und Siebzigerjahren italienische Fremdarbeiter die lange die zweitgrosste Gruppe der Auslander ausmachten Viele Fluchtlinge suchten in der Ostschweizer Metropole Schutz vor den Wirren des Krieges in ihrer Heimat Die Zuwanderung aus diesem Kulturkreis fuhrte und fuhrt noch heute zu Kulturkonflikten in der Stadt besonders auch in den Schulen Die Kriminalitatsrate nahm zu 19 Wahrend der Stadt durch diese Zuwanderer und auch die zunehmende Drogenkriminalitat erhebliche Mehrkosten entstanden Sozialleistungen medizinische Betreuung Eingliederungsbemuhungen Polizeiaufsicht Strafverfolgung Strafvollzug zogen gleichzeitig viele Personen der Mittel und Oberschicht aus der Stadt in die umliegenden Gemeinden wie Gaiserwald Morschwil oder Trogen um deutlich Steuern sparen zu konnen oftmals verbunden mit dem Bau einer Eigentumswohnung an ruhiger Lage Einigen Quartieren mit besonders hohem Auslanderanteil haftet noch heute der Ruf eines Ghettos 20 21 an was aber keinerlei Aussagen uber eine erhohte Kriminalitat oder eine verminderte Lebensqualitat in diesen Quartieren zulasst Durch diese Migrationsbewegungen kam die Stadt gegen die Jahrtausendwende in erhebliche Geldnot so dass Verschuldung und Steuern zu gleichen Teilen anstiegen was wiederum den Anreiz erhohte wegzuziehen sobald das Geld reichte Die bevorzugten Destinationen der Wegzugler liegen nahe genug an der Stadt um vom Zentrumsangebot Kinos Theater Musik aber auch Arbeit trotzdem profitieren zu konnen Der Teufelskreis konnte dadurch gebrochen werden dass mit den umliegenden Gemeinden und dem Kanton Ausgleichszahlungen fur die Zentrumsleistungen vereinbart wurden Finanzausgleich Unterstutzend kam hinzu dass die Konjunktur in der Zeit bis 2007 wieder deutlich anzog was die Steuereinnahmen von stadtischen Unternehmen verbesserte Seit 1999 sinkt die stadtische Verschuldung wieder mehr oder weniger kontinuierlich 22 Im August 2023 fand erstmals ein Pride Umzug in St Gallen statt welcher mehr Offenheit in der Ostschweiz fordert 23 24 25 Siehe auch BearbeitenFurstabtei St Gallen Stiftskirche St Gallen Liste der Abte des Klosters St Gallen Kanton St Gallen Geschichte des Kantons St Gallen Bistum St Gallen Liste der Bischofe von St GallenLiteratur BearbeitenGallus Jakob Baumgartner Die Geschichte des schweizerischen Freistaates und Kantons St Gallen mit besonderer Beziehung auf Entstehung Wirksamkeit und Untergang des furstlichen Stifts St Gallen Zurich Stuttgart 1868 Band 1 online Band 2 online Nathalie Bodenmuller Dorothee Guggenheimer Johannes Huber Marcel Mayer Stefan Sonderegger Daniel Studer Rolf Wirth St Galler Stadtfuhrer mit Stiftsbezirk 4 veranderte und erweiterte Auflage St Gallen Bodensee Tourismus Typotron St Gallen 2010 Erstausgabe 2007 ISBN 978 3 908151 44 9 Silvio Bucher Amt fur Kulturpflege des Kantons St Gallen Hrsg Der Kanton St Gallen Landschaft Gemeinschaft Heimat 3 uberarbeitete Auflage Amt fur Kulturpflege St Gallen 1994 ISBN 3 85819 112 0 Bruno Broder Heinz Eggmann Rene Wagner Silvia Widmer Trachsel Stadt St Gallen Eine geografisch geschichtliche Heimatkunde Schulverwaltung St Gallen Kantonaler Lehrmittelverlag St Gallen 1970 ohne ISBN Ernst Ehrenzeller Walter und Verena Spuhl Stiftung Hrsg Geschichte der Stadt St Gallen VGS St Gallen 1988 ISBN 3 7291 1047 0 Gottlieb Felder Stadtische Lehrerschaft mit Unterstutzung der Behorden und unter Mitwirkung zahlreiche Fachleute Hrsg Die Stadt St Gallen und ihre Umgebung Natur und Geschichte Leben und Einrichtungen in Vergangenheit und Gegenwart eine Heimatkunde Fehr St Gallen 1916 Sabine Schreiber Hirschfeld Strauss Malinsky Judisches Leben in St Gallen 1803 bis 1933 In Beitrage zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz Schriftenreihe des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes Band 11 Chronos Zurich 2006 ISBN 978 3 0340 0777 1 zugleich Dissertation an der Universitat Zurich 2005 2006 Hans Stricker Unsere Stadt St Gallen Eine geographisch geschichtliche Heimatkunde 2 uberarbeitete Auflage Schulverwaltung St Gallen 1979 Erstauflage 1970 ohne ISBN Ernst Ziegler Historischer Verein des Kantons St Gallen Zur Geschichte von Stift und Stadt St Gallen Ein historisches Potpourri In Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St Gallen Nr 143 VGS Verlags Gemeinschaft St Gallen St Gallen 2003 ohne ISBN Weblinks BearbeitenColumban und Gallus St Galler Stadtgeschichte n Igor Petrov Als in der Stadt St Gallen nur noch eine Mauer half Beitrag auf SWI swissinfo chEinzelnachweise Bearbeiten Max Schar Gallus Eremitensiedlung im Steinachwald In Franziska Schnoor Karl Schmuki Ernst Tremp Peter Erhart Jakob Kuratli Hueblin Hrsg Monasterium Sancti Galli Band 7 Verlag am Klosterhof 2015 ISBN 978 3 905906 13 4 ISSN 1424 358X S 183 a b Schar Seite 185 Martin Peter Schindler Neue archaologische Erkenntnisse zu St Gallen In Monasterium Sancti Galli Band 7 Verlag am Klosterhof 2015 ISBN 978 3 905906 13 4 ISSN 1424 358X S 209 Bereits im 7 Jahrhundert wurde ein von Wald umgebenes Areal von mindestens 300 x 250m ca 60 000 m2 im Bereich des heutigen Stiftsbezirks und der sudlichen Altstadt genutzt Schar ganzer Artikel insbesondere Seite 203 Monche und Ritter suchen den Schutz der Sitter St Galler Tagblatt Noemi Heule 2018 abgerufen am 16 Mai 2020 Vgl Conrad Brunner Uber Medizin und Krankenpflege im Mittelalter in Schweizerischen Landen Veroffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft fur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften Band 1 Orell Fussli Zurich 1922 S 104 105 Hartmann Geschichte S 62f S Bucher Pest S 15 in Ehrenzeller Geschichte der Stadt St Gallen Judische Geschichte Synagoge in St Gallen Alemannia Judaica Arbeitsgemeinschaft fur die Erforschung der Geschichte der Juden im suddeutschen und angrenzenden Raum 2003 abgerufen am 30 Oktober 2008 Jorg Krummenacher Schadel der St Galler Klostergrunder tauchen aus der Vergangenheit auf NZZ In Neue Zurcher Zeitung nzz ch abgerufen am 7 Dezember 2019 Emil Egli Schweizer Reformations Geschichte I Band Zurich 1910 Seite 346 Alfred Ehrensperger Der Gottesdienst in der Stadt St Gallen im Kloster und in den furstabtischen Gebieten vor wahrend und nach der Reformation Theologischer Verlag Zurich 2012 ISBN 978 3 290 17628 0 Erwin Poeschel Die Kunstdenkmaler des Kantons St Gallen Band 11 Die Stadt St Gallen In Ehrenzeller Geschichte der Stadt St Gallen Basel 1957 Nach Hartmann Geschichte und Naef Chronik Wild Auszuge in Ehrenzeller Geschichte der Stadt St Gallen Zitiert im Kontext nach Ehrenzeller Geschichte der Stadt St Gallen Seite 266 Georg Leonhard Hartmann 1828 in seiner Beschreibung der Stadt St Gallen Tagblatt vom 7 Januar 2004 Memento vom 23 September 2011 im Internet Archive Die Geschichte des Kantons St Gallen Seite 33 Jahrbuch der Stadt St Gallen 2012 Memento vom 28 Juli 2014 im Internet Archive Kriminalstatistik 2007 20min ch am 11 Mai 2006 Lachen und St Fiden sind die Ghettos von St Gallen tagblatt ch am 24 JULI 2014 Das Ghetto ist in uns selbst Rechnung der Stadt St Gallen 2007 1 2 Vorlage Toter Link www stadt sg ch Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Startseite Abgerufen am 13 August 2023 Schweizer Hochdeutsch Die erste Pride im Video 2000 Leute ziehen durch St Gallen 12 August 2023 abgerufen am 13 August 2023 Schweizer Hochdeutsch Keystone SDA Regional St Gallen Kundgebung fur Gleichberechtigung und Vielfalt Abgerufen am 13 August 2023 Anmerkungen Bearbeiten Neben Vadian waren dies sein Vetter Jorg von Watt der Stadtschreiber Augustin Fechter und Dominik Zili nbsp Dieser Artikel wurde am 27 Februar 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt St Gallen amp oldid 238169989