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Das Karlstor anhoren auch Abtstor ist das einzig verbleibende Stadttor aus der mittelalterlichen Stadtmauer der Stadt St Gallen in der Schweiz Es wurde in den Jahren 1569 und 1570 erbaut Das Karlstor in St GallenStadtplan aus dem Jahr 1642 Das Karlstor ist unten links beim Buchstaben T zu erkennen Ansicht der Stadt von OstenDas Karlstor in einem Modell der Klosteranlage im Zustand um das Jahr 1750 Ansicht von der Stadt her gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nutzung 3 Name 4 Architektur 4 1 Relief 5 Umgebung 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksGeschichte BearbeitenSeitdem die Stadt St Gallen die Reichsunabhangigkeit erreicht hatte im Verlaufe des 14 Jahrhunderts wurde ihre Geschichte stark von den immer wieder aufflammenden Konflikten zwischen der Stadt und dem Abt gepragt Bereits Abt Ulrich Rosch hatte im Konflikt mit der Stadt ein eigenes Tor in der gemeinsamen Stadtmauer gefordert war aber mit seinem Vorhaben gescheitert Nachdem im Jahre 1526 Joachim von Watt Vadian in St Gallen die Reformation durchgesetzt hatte war die Stadt fortan noch deutlicher getrennt Die Stadt selbst hatte den neuen Glauben angenommen wahrend das Kloster St Gallen das Zentrum der katholischen Gebiete der Furstabtei blieb Kloster und Stadt wurden von denselben Stadtmauern geschutzt und der Furstabt musste die Stadt durch die Tore der Stadt verlassen um in sein Territorium gelangen zu konnen Dies fuhrte zu noch tiefgreifenderen Konflikten zwischen den Parteien und sowohl Stadt als auch Furstabt liessen kaum eine Gelegenheit aus sich uber die jeweils andere Seite zu beschweren Erst im Jahre 1566 konnten sich Stadt und Abtei unter Vermittlung eidgenossischer Schlichter auf eine einvernehmliche Losung einigen Im sogenannten Vertrag von Wil erhielt Abt Otmar Kunz das Recht ein eigenes Tor in die Stadtummauerung zu brechen inklusive zugehoriger Zugbrucke und einem Zwinger Im selben Vertrag wurde auch geregelt dass das Hoftor in der Scheidemauer zwischen Abtei und Stadt neu errichtet und mit zwei Toren und zwei Schlossern versehen werden sollte Abt und Burgermeister wurden je einen Schlussel erhalten Im Gegenzug musste der Abt auf samtliche Rechte uber die Stadt endgultig verzichten Bereits im folgenden Jahr wurde mit dem Bau des neuen Tores im sudostlichen Abschnitt der Stadtmauer begonnen Statt einer Zugbrucke wurde jedoch nur ein schmaler Damm angelegt mit einer Holzbrucke uber die damals noch offen hier verlaufende Steinach Aus den vorhandenen Dokumenten lasst sich auch nicht erkennen dass der Zwinger jemals gebaut wurde auf samtlichen vorhandenen Stadtzeichnungen fehlt er jedenfalls Nutzung BearbeitenVermutlich seit dem 17 Jahrhundert dienen die Kammern uber dem Karlstor als Gefangnis Urkundlich ist dies seit 1812 belegt jene Texte verweisen aber weiter in die Vergangenheit zuruck Berichtet wird dass zu jener Zeit nach der Grundung des Kantons St Gallen das Gefangnis ausgebaut und den neuen Anforderungen an die Gesundheit der Haftlinge angepasst wurde 1 Eine weitere Restauration fand 1930 statt 1960 wurden die nordlich anliegenden Hauser teilweise abgerissen und durch Neubauten ersetzt die bis zum heutigen Tag die Hauptwache der Kantonspolizei St Gallen enthalten Die Zellen uber dem Karlstor dienen heute als Untersuchungsgefangnis Name BearbeitenDas Tor hiess zunachst Neues Tor Gotteshaustor oder Abtstor weil es dem Abt und seiner Gefolgschaft zum Betreten und Verlassen der Stadt diente Seinen heutigen Namen verdankt es dem Mailander Kardinal und Erzbischof Karl Borromaus der am 26 und 27 August 1570 das Kloster St Gallen besucht hat und als erster hoher Geistlicher durch dieses neue Tor in die Stadt eingeritten ist 2 Architektur BearbeitenDer Bau des Tores begann im April 1569 Baumeister war Carolus Briegel Es wurde vermutlich im August des folgenden Jahres fertiggestellt Uber dem spitzbogenformigen Durchlass finden sich drei Reihen schmaler Fenster die vermutlich dort angebracht wurden als diese drei Stockwerke zu einem Gefangnis ausgebaut wurden Im Satteldach findet sich noch eine weitere Reihe von Fenstern Auffalligstes Merkmal des Tores ist das grosse Steinrelief das die oberen zwei Stockwerke der Ostfassade ziert Daneben finden sich links und rechts des Tores noch zwei steinerne Lowenkopfe Relief Bearbeiten Das Relief wurde vom Steinmetzen Baltus von Seilmannsweiler Salem geschaffen Im oberen Teil befindet sich eine Darstellung der Kreuzigung Jesu mit Maria und Johannes an seiner Seite Flankiert wird die Szene von den Wappen von Papst Pius IV Medici und dem Reichswappen Kaiser Maximilians II als Zeichen der Reichsfreiheit der Abtei Im mittleren Teil finden wir das Wappen von Otmar dem ersten Abt und Grunder des Klosters Auf der rechter Seite befindet sich eine Darstellung dieses Heiligen mit seinem Attribut dem Weinfass Links erkennt man Gallus mit dem Baren Grunder der ersten Siedlung an der Steinach und Namenspatron der Stadt Zuunterst schmucken zwei liegende Lowen und einigte verschlungene Bander die Konsole des Reliefs Recht klein ist in der Mitte ein gebuckt sitzendes Mannchen mit Pluderhosen Hammer und Meissel und einem Wappen zu erkennen Es durfte sich dabei um ein Selbstbildnis des Kunstlers handeln Beinahe ware das aussergewohnliche Kunstwerk in den Wirren von Revolution und Helvetismus am Ende des 18 Jahrhunderts zerstort worden In dieser Zeit wurde in republikanischem Eifer ein zweiter Bildersturm gestartet der erste war zur Zeit der Reformation erfolgt welcher alle Zeichen und Wappen der Aristokratie beseitigen sollte Georg Leonhard Hartmann Geschichtsschreiber von St Gallen widersetzte sich dem ungebildeten Regierungskommissar Erlacher von Basel mit Erfolg 3 Dieser Erfolg gilt als einzigartig in der Geschichte des Denkmalschutzes 4 Umgebung Bearbeiten nbsp Glaskuppel der NotrufzentraleAusserhalb des Tores befindet sich eine Treppe die zur Moosbruggstrasse hinunterfuhrt unter welcher heute die Steinach verlauft Gegenuber befindet sich das Gallusschulhaus Madchenschulhaus der KKSS Links und rechts des Durchgangs ist die alte Stadtmauer mit ihren eingebetteten Hausern intakt eine von Santiago Calatrava errichtete Glaskuppel bedeckt die Kantonale Notrufzentrale Innerhalb des Tores befindet sich die sogenannte Pfalz mit dem Regierungsgebaude des Kantons Unterhalb des Platzes gleich hinter dem Tor befindet sich der neue Pfalzkeller der zu Empfangen und fur Konzerte verwendet wird Bei dessen Bau stiess man wie bereits mehrfach bei Bauarbeiten in diesem Gebiet auf diverse Skelette denn der Boden diente im 9 und 10 Jahrhundert als Friedhof Siehe auch BearbeitenListe der Stadttore der Stadt St Gallen Geschichte der Stadt St Gallen Furstabtei St GallenEinzelnachweise Bearbeiten Der Erzahler 29 Mai 1812 S 109 Duft Johannes Die Abtei St Gallen Beitrage zum Barockzeitalter Sigmaringen 1994 Bd III S 115 Hartmann Daniel Wilhelm Entwurf einer Kunstgeschichte der Stadt St Gallen St Gallen Manuskript in der Kantonsbibliothek St Gallen Signatur S 350a Rolin Peter St Gallen Stadtveranderung und Stadterlebnis im 19 Jahrhundert Stadt zwischen Heimat und Fremde Tradition und Fortschritt St Gallen 1981Literatur BearbeitenErnst Ziegler Stadtarchivar von St Gallen Die Tore der Stadt St Gallen Herausgegeben von der Ortsburgergemeinde St Gallen Sabon Verlag St Gallen ISBN 3 907928 27 X Johannes Duft Stiftsbibliothekar Die Abtei St Gallen Sigmaringen 1994 Bd IIIWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Karlstor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 47 423591666667 9 3789361111111 Koordinaten 47 25 24 9 N 9 22 44 2 O CH1903 746393 254342 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karlstor St Gallen amp oldid 235202511