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Der St Gallerkrieg fand 1489 90 zwischen den vier eidgenossischen Schirmorten der Furstabtei St Gallen Zurich Luzern Glarus und Schwyz einerseits und der Reichsstadt St Gallen und dem Land Appenzell andererseits statt Anlass fur den Krieg war der Rorschacher Klosterbruch St GallerkriegAppenzeller und St Galler uberfallen das Kloster Mariaberg in Rorschach Amtliche Luzerner Chronik 1513Datum 28 Juli 1489 bis Fruhjahr 1490OrtAusgang Sieg der Furstabtei St GallenFolgen Herrschaft Rheintal wird Gemeine Herrschaft der Alten EidgenossenschaftKonfliktparteienFurstabt von St Gallen Zurich Luzern Schwyz Glarus Appenzell Stadt St GallenBefehlshaberFurstabt Ulrich Rosch Ulrich VarnbulerVerlustekeine Abtretung der Vogtei Rheintal Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Rorschacher Klosterbruch 3 Kriegsausbruch und verlauf 4 Friedensschluss und Kriegsfolgen 5 Siehe auchVorgeschichte BearbeitenSeit den Appenzellerkriegen zu Beginn des 15 Jahrhunderts war die alte feudale Ordnung in der heutigen Ostschweiz stark erschuttert Der Furstabtei St Gallen drohte die Landesherrschaft in ihrem Gebiet mehr und mehr zu entgleiten Die Stadt St Gallen in der sich die Abtei befand loste sich endgultig von deren Herrschaft und kampfte auf der Seite der Appenzeller und ihrer Verbundeten gegen die Abtei und das Haus Habsburg den Hauptverbundeten der Furstabte in diesem Konflikt Erst 1429 kam es durch Vermittlung der Eidgenossenschaft zu einer Entspannung Dadurch wurde die Ostschweiz bis zum Bodensee und Rhein zur Interessensphare der Eidgenossen was zwangslaufig weitere Konflikte mit der Regionalmacht Habsburg nach sich ziehen musste Kaspar von Breitenlandenberg der Furstabt von St Gallen suchte den Schutz der machtigen Eidgenossen und erlangte 1451 ein Bundnis mit den Orten Zurich Luzern Schwyz und Glarus Die Stadt St Gallen erlangte drei Jahre spater ebenfalls eine formale Bindung an die Eidgenossenschaft durch ein Bundnis mit den vier Schirmorten der Abtei und zusatzlich Bern und Zug Die Eidgenossenschaft nahm nun die Position des Vermittlers zwischen der Abtei und der Stadt St Gallen ein etwa als Abt Kaspar von Breitenlandenberg der Stadt die Landeshoheit in den meisten Vogteien der Abtei verkaufen wollte und der Konvent unter Grosskeller Ulrich Rosch dagegen Einsprache erhob Die Eidgenossenschaft entschied den Streit zugunsten des Konvents wodurch fur die Stadt St Gallen endgultig die Erwerbung eines eigenen Herrschaftsgebiets gescheitert war In einem anderen Konflikt musste dann jedoch auf Druck der Eidgenossen der Abt 1457 der Stadt gegen die Zahlung von 7 000 Gulden alle landesherrlichen Rechte in ihrem Gebiet uberlassen Dadurch stieg St Gallen in den Rang einer Reichsstadt auf Ulrich Rosch Nachfolger von Kaspar von Breitenlandenberg und erster burgerlicher Furstabt stellte den Klosterstaat auf eine neue solidere Basis Er sanierte die Finanzen und war bestrebt die Landesherrschaft im Klostergebiet zu konsolidieren 1468 gelang ihm die Erwerbung der Grafschaft Toggenburg von den Herren von Raron wodurch das Herrschaftsgebiet der Abtei fast verdoppelt wurde Die Stadt St Gallen war durch das Wiedererstarken des Klosters beunruhigt wie auch Appenzell das sich ja gerade erst von der Klosterherrschaft befreit hatte Seit der Eroberung der Herrschaft Rheintal durch die Appenzeller 1445 gab es zudem wieder Reibungen mit dem Kloster das in diesem Gebiet grosstenteils die niedere Gerichtsbarkeit und ausgedehnten Grundbesitz innehatte 1464 ging die Stimmung gegen das Kloster derart hoch dass sich Abgesandte aus Appenzell und St Gallen zu einer gemeinsamen Landsgemeinde zusammenfanden Beide Parteien waren beunruhigt uber den Ausbau Rorschachs zum Hafen der Furstabtei Der Abt hatte ausserdem das St Annaschloss bei Rorschach erworben Die Stadt sah durch Rorschach ihren eigenen Hafen in Steinach gefahrdet den sie eben unter hohen Kosten mit einem grossen Lagerhaus versehen hatte Die Appenzeller sahen durch die militarische Prasenz des Abtes am Bodensee ihre Herrschaft Rheintal gefahrdet Abt Ulrich Rosch ersuchte wegen der drohenden Gefahr die vier Schirmorte einen Schirmhauptmann nach Wil zu entsenden was diese auch taten da der Abt ihn grosszugig bezahlte Weiter gewahrte der Abt verschiedenen eidgenossischen Politikern grosszugige Geschenke um sich ihres Schutzes zu versichern Der Rorschacher Klosterbruch Bearbeiten nbsp Die Reichsstadt St Gallen 1642 Links der KlosterbezirkAbt Ulrich Rosch wollte sich wegen der wachsenden Spannungen mit der Stadt St Gallen aus deren Umklammerung losen denn das Kloster lag ja immer noch innerhalb der Mauern der nun unabhangigen Stadt weshalb das Kloster gerade in seinem eigenen Zentrum die Landesherrschaft nicht mehr besass Zuerst wollte er fur die Abtei ein eigenes Stadttor durch die Mauer brechen lassen Die Stadt lehnte dieses Ansinnen jedoch ab Mit der Zustimmung des Konvents des Papstes und des Kaisers plante er deshalb das Kloster nach Mariaberg bei Rorschach zu verlegen Am 21 Marz 1487 wurde der Grundstein fur den Neubau gelegt der wie eine Festung uber Turme Mauer Wall und Graben verfugen sollte Die St Galler Burger sahen dadurch die kleine Ortschaft am Bodensee als kunftige gefahrliche Rivalin aufsteigen und befurchteten gar den volligen Ruin ihrer Stadt Die Appenzeller waren ebenfalls misstrauisch da sie aus einer Verlegung der Abtei auch handelstechnische und politische Nachteile befurchteten Ulrich Varnbuler der Burgermeister von St Gallen verlangte deshalb im Fruhjahr 1489 zusammen mit den Appenzellern ultimativ die Einstellung der Bauten in Rorschach Der Abt weigerte sich jedoch An der Urnascher Chilbi 1489 beschlossen Burger aus St Gallen und Appenzeller einen kriegerischen Auszug gegen den Neubau Am 28 Juli 1489 uberfiel eine von Heinrich Zili gefuhrte Truppe aus 350 St Galler Burgern 1200 Appenzellern und 600 Rheintalern die Baustelle bei Rorschach und zerstorten die noch unvollendeten Gebaude Sogar das Vieh in den Stallen wurde geschlachtet Die Abtei erlitt nach eigenen Angaben einen Schaden von 16 000 Gulden Das Land Appenzell beteiligte sich jedoch nicht offiziell am Kriegszug Anders als von Diebold Schilling in seiner Chronik dargestellt fuhrten die Appenzeller keine Banner mit sich sondern nur ein rotes Fahnlein um den Zug klar als Freischarenzug ohne Unterstutzung der Regierung zu kennzeichnen Kriegsausbruch und verlauf Bearbeiten nbsp Das Herrschaftsgebiet der Furstabtei St GallenWegen des eklatanten Bruchs des Landfriedens durch den Rorschacher Klosterbruch rief der Abt die Schirmorte um Hilfe an Diese verlangten von St Gallen und Appenzell die Zahlung von 13 000 Gulden Schadenersatz Wahrend die Verhandlungen sich hinzogen wiegelten die Appenzeller und die St Galler die Untertanen in der Alten Landschaft zwischen dem Bodensee und Wil zum Abfall von der Abtei auf und schlossen mit ihnen am 21 Oktober 1489 den Waldkircher Bund ab St Galler und Appenzeller eroffneten schliesslich die Kampfhandlungen als sie das abtische Schloss Romanshorn besetzten und das St Annaschloss bei Rorschach unter Belagerung setzten Damit begann der St Gallerkrieg da nun die Eidgenossen Truppen gegen St Gallen entsandten um dem Abt zu Hilfe zu kommen Als die Eidgenossen die Grenzen zur Abtei uberschritten unterwarfen sich die Untertanen des Abtes in der Alten Landschaft kampflos Die Appenzeller zogen sich in befestigte Stellungen an ihren Grenzen zuruck und unterwarfen sich ebenfalls Die Stadt St Gallen sah sich von allen Verbundeten verlassen Burgermeister Ulrich Varnbuler floh aus der Stadt kurz bevor diese von den Eidgenossen eingeschlossen wurde da er eine Auslieferung furchtete Heinrich Zili organisierte nun die Verteidigung der Stadt die von den Eidgenossen belagert wurde Am 15 Februar 1490 nach langwierigen Scharmutzeln wurde ein Friedensvertrag geschlossen Friedensschluss und Kriegsfolgen BearbeitenDie Stadt zahlte 4000 Gulden an die Abtei und 10 000 Gulden an die Eidgenossen Weiter durfte sie in Zukunft keine Ausburger mehr aufnehmen und musste ihre Rechte in den abtischen Vogteien Steinach Oberberg und Andwil aufgeben Die Appenzeller mussten den Eidgenossen ihre Herrschaft Rheintal als Gemeine Herrschaft uberlassen Die Hauptdrahtzieher des Klosterbruchs Burgermeister Varnbuler und der Appenzeller Landammann Schwendiner mussten das Land verlassen und ihre Vermogen wurden eingezogen Fur die Stadt St Gallen hatte der Krieg jedoch noch langfristige Folgen Durch die Reichsreform von 1495 war namlich das Reichskammergericht geschaffen worden das den Ewigen Landfrieden im Heiligen Romischen Reich uberwachen sollte Die Eidgenossenschaft hatte zwar einen Beitritt zur Reichsreform verweigert da ihr Gebiet aber weiter als zum Reich gehorig betrachtet wurde richteten Burgermeister Varnbuler nach seinem Tod 1496 seine Sohne sowie Landammann Schwendiner Klagen ans Reichskammergericht Das Gericht entschied tatsachlich dass der Einzug der Vermogen nicht rechtens sei und verurteilte die Stadt St Gallen und das Land Appenzell zur Ruckzahlung und daruber hinaus sogar zu Schadenersatz nbsp Die Gebaude des Klosters Mariaberg 1689Da St Gallen und Appenzell nicht zahlen wollten sprach Konig Maximilian I im Oktober 1496 die Reichsacht uber sie aus Damit waren alle St Galler Burger und ihr Leinwandhandel auf allen Reichsstrassen dem Zugriff der Varnbulers ausgesetzt Appenzell war handelspolitisch nicht exponiert und deswegen auch von der Achtung eigentlich nicht direkt betroffen Die Eidgenossenschaft und der Reichstag zu Worms verhandelten vergeblich da die Eidgenossen die Zustandigkeit des Gerichts nicht anerkennen wollten dieses aber die Jurisdiktion uber deren Gebiet auch nicht infrage stellen konnte Nach der Auflosung des Reichstages wurde im September 1497 in Innsbruck bei direkten Verhandlungen zwischen dem Konig und der Eidgenossenschaft immerhin eine Vertagung des Rechtsstreits zwischen St Gallen und den Varnbulers auf den nachsten Reichstag der 1498 in Freiburg im Breisgau zusammentreten sollte Erst nach dem Ende des Schwabenkriegs der als Folge der Spannungen zwischen der Eidgenossenschaft und Maximilian I ausbrach wurde der Rechtshandel durch den Frieden von Basel 1499 beigelegt Die Wiederaufbauarbeiten in Mariaberg wurden 1490 in Angriff genommen Als Abt Ulrich Rosch 1491 plotzlich verstarb stellte sie sein Nachfolger jedoch ein Damit hatte die Stadt St Gallen ihr eigentliches Kriegsziel die Verhinderung der Verlegung des Klosters aus der Stadt erreicht Die Anlage in Mariaberg wurde 1497 1518 als Benediktinerkloster fertiggestellt allerdings wegen der Reformation nie bezogen Die Gebaude dienten dem Kloster St Gallen als Statthalterei spater als Schule Durch den Rorschacher Vertrag vom 13 September 1566 erhielt die Abtei schliesslich auch ihr eigenes Stadttor Da es anlasslich eines Besuchs des Kardinals Carlo Borromeo eingeweiht wurde erhielt es den Namen Karlstor Siehe auch BearbeitenListe der Kriege Liste von Schweizer Schlachten Geschichte der Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Gallerkrieg amp oldid 233863850