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Wiborada latinisiert aus ahd Wiberat 1 Mai 926 in St Gallen war eine Einsiedlerin geweihte Jungfrau und Martyrin der katholischen Kirche Sie lebte als Inklusin in St Gallen und wurde wahrend eines Ungarneinfalls getotet Ihre letzte Ruhestatte in der Kirche St Mangen war lange Zeit unbekannt dennoch uber Jahrhunderte hinweg Ziel vieler Wallfahrer Alteste Darstellung Wiboradas im Codex Sangallensis 586 um 1430 1436Wiborada wurde im Jahr 1047 von Papst Clemens II heiliggesprochen und war damit die erste Frau weltweit die von einem Papst heiliggesprochen wurde In der seit dem 15 Jahrhundert uberlieferten Ikonografie wird Wiborada im Habit dargestellt als ikonografische Heiligenattribute sind ihr eine anachronistische Hellebarde als Verweis auf das Martyrium und ein Buch beigegeben Sie gilt als Schutzpatronin der Pfarrhaushalterinnen Kochinnen Bibliotheken und Bucherfreunde Ihr Gedenktag wird am 2 Mai als Eigenfeier des Bistums St Gallen begangen Darstellung des jungen Ulrich mit WiboradaInhaltsverzeichnis 1 Quellen 1 1 Vita I 1 2 Vita II 2 Lebensdaten 3 Heiligenlegende 3 1 Kindheit und Jugend 3 2 Zeit vor dem Erscheinen in St Gallen 3 3 Leben in St Gallen 3 4 Martyrium 3 5 Wunder 4 Nachleben 4 1 Verehrung als Heilige 4 2 Wiborada Grab 4 3 Wiborada Offizium 4 4 Wiboradawein 4 5 Nachahmung Wiboradas 5 Weiteres 5 1 Dioszesan Eremitin 5 2 Literaturhaus amp Bibliothek Wyborada 5 3 Wiboradazelle 6 Literatur 6 1 Sekundarliteratur 6 2 Romane 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseQuellen BearbeitenNoch im 10 Jahrhundert wurde auf Anregung des Bischofs Ulrich von Augsburg eine Lebensbeschreibung Vita niedergeschrieben Etwa hundert Jahre spater wurde auf deren Grundlage eine zweite erweiterte und dem neueren Stil angepasste Vita verfasst Diese beiden Vitae sind die Hauptquellen zu Wiboradas Leben Daruber hinaus bieten sie generelle Informationen zur Kultur und Alltagsgeschichte ihrer Zeit Allerdings kann nur der Lebensabschnitt nach Wiboradas Inkludierung im Jahr 916 als weitgehend verlasslich dargestellt betrachtet werden 1 Dies liegt wohl daran dass die Verfasser der Vitae uber diese Zeit besser informiert waren als uber Wiboradas Jugend 2 Die historische Analyse erweist sich als schwierig weil die beiden Vitae als typische Heiligenlegenden der religiosen Erbauung und Belehrung dienten Sie weisen Schemata und Erzahlungsmotive auf die allgemein in der Hagiographie verbreitet sind und den historischen Gehalt verfalschen Vita I Bearbeiten Die altere Vita nennt in ihrem Epilog den Dekan Ekkehard I als Verfasser Der Epilog fuhrt die Entstehung der Vita I auf ein Wunder zuruck Ekkehard sei durch das Bussgewand Wiboradas von einer Krankheit geheilt worden und habe zuvor das Versprechen abgelegt ihre Lebensgeschichte zu verfassen sollte er geheilt werden Bischof Ulrich von Augsburg der fruher Klosterschuler in St Gallen gewesen sei habe ihn bei einem Besuch gefragt weshalb er sein Versprechen bisher nicht eingelost habe Auf diese Weise sei Ekkehard von Ulrich mit dem Niederschreiben der ersten Vita beauftragt worden Auf diesen Epilog bezieht sich auch der Verfasser der jungeren Vita Herimannus von St Gallen zu ihm siehe unten in seinem ausfuhrlichen Prolog Um dem durch die Neubearbeitung im Raum stehenden Vorwurf der Respektlosigkeit gegenuber seinem bedeutenden Vorganger zu entgehen fugte er als Hommage an diesen an passender Stelle beim Vorrucken der Ungarn nach St Gallen ein in der kritischen Edition nicht nachgewiesenes Zitat Vers 51 zitiert in c 34 aus dessen Jugendwerk dem Waltharius ein 3 In anderen Quellen wird der Verfasser der Vita I nicht erwahnt Die Vita I ist in drei Handschriften erhalten Sie ist einerseits im dritten Band des Stuttgarter Passionale Bibl fol 56 58 uberliefert des Hauptstuckes der Handschriften des Klosters Zwiefalten die seit 1802 in der Wurttembergischen Landesbibliothek in Stuttgart aufbewahrt werden Der dritte Band des Stuttgarter Passionale ist nahezu vollstandig erhalten und enthalt neben der Vita Wiboradas 45 weitere Heiligenlegenden darunter diejenigen der St Galler Heiligen Gallus Otmar und Magnus Der Band wurde um 1144 geschrieben 4 und stammt wie Untersuchungen der Initialen ergaben 5 aus dem Kloster Hirsau von wo er ins Kloster Zwiefalten und nach dessen Sakularisation in die Wurttembergische Landesbibliothek gelangte Die Vita umfasst 46 Kapitel Die zweite Handschrift die von 1464 datiert stammt aus der Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg und wird in der Augsburger Staats und Stadtbibliothek aufbewahrt Von zwei Manuskripten der Vita I in den Klostern Dillingen und Wiblingen die als Grundlage einer fehlerhaften Edition der Bollandisten aus dem 17 Jahrhundert dienten und als verschollen galten ist das aus Wiblingen wiederentdeckt London Brit mus addit 10933 und in seinem Wert fur die Textgestaltung erkannt worden 6 Vita II Bearbeiten nbsp Titelseite des Prologs zur Vita II sanctae Wiboradae von Herimann Original um 1072 1076 Codex Sangallensis 560Die jungere Vita wurde um 1075 etwa hundert Jahre nach der ersten und 28 Jahre nach Wiboradas Heiligsprechung niedergeschrieben 7 Als Autor der Vita II nennt sich kalligraphisch verschlusselt ein Monch namens Herimannus der vermutlich identisch mit dem im Widmungsvers genannten Schreiber des altesten Manuskripts ist Dieses liegt im Corpus sanktgallischer Heiligenleben Codex 560 der Stiftsbibliothek St Gallen vor und ist also moglicherweise die eigenhandige Niederschrift des Verfassers 8 Auf ihm basieren die Abschriften in den Codices 564 610 und 1034 der St Galler Stiftsbibliothek Zudem uberliefert der Codex 586 geschrieben um 1430 36 neben weiteren Heiligenlegenden die alteste bekannte Verdeutschung der Vita II Er enthalt auch die alteste Darstellung von Wiborada mit einem Buch und einer Hellebarde die allerdings erst im 13 Jahrhundert entwickelt wurde Vor 1451 60 entstand eine Ubersetzung mit 53 Miniaturen erhalten im Codex 602 der St Galler Stiftsbibliothek Lebensdaten BearbeitenDa Wiboradas Geburtsjahr und ihr Todesalter in keiner Quelle genannt werden ist ihr Geburtsjahr nicht bekannt Auch der Geburtsort ist unbekannt Die vielfaltigen Versuche ihr Elternhaus zu lokalisieren etwa in Konstanz oder in Altenklingen wo die Herren von Klingen um 900 eine der fruhsten Burgen mit einem Sakralgebaude bauten konnen nicht belegt werden und bleiben deshalb Vermutungen 9 10 Nach dem Bericht der Annales Sangallenses maiores 11 und der Weltchronik von Hermann von Reichenau 12 wurde Wiborada 916 bei der Kirche St Mangen in St Gallen inkludiert Das Priesteramt der Kirche deren Grundung am 13 Oktober 898 von Kaiser Arnulf von Karnten bestatigt worden war bekleidete zu dieser Zeit Wiboradas Bruder Hitto Das Datum des Martyriums das Wiborada beim Ungarneinfall am 1 Mai 926 erlitten hatte wurde von den Monchen der Abtei St Gallen in ihr Professbuch eingetragen Sie schrieben KALENDIS MAIIS WIBERAT reclusa a paganis interempta 13 An den Kalenden des Mais wurde die Rekluse Wiberat von Heiden getotet Auf diese Notiz folgten drei Eintrage im Codex 915 der Stiftsbibliothek St Gallen von denen einer falschlicherweise das Jahr 925 nennt 14 Die Annales Sangallenses maiores notieren den 2 Mai als Wiboradas Todestag der ein Montag gewesen sein soll Obwohl dieses Datum in vielen Quellen ubernommen wurde kann davon ausgegangen werden dass Wiborada am 1 Mai 926 gestorben ist Die wahrscheinlich falsche Datierung wird auf die Vita I zuruckgefuhrt deren Angabe dass Wiborada von den Ungarn zunachst schwer verletzt liegen gelassen worden sei so interpretiert worden sein konnte dass Wiborada erst am darauffolgenden Tag also am 2 Mai verstarb 15 Heiligenlegende BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Wiborada die aus einer adligen alamannischen Thurgauer Familie stammte wird als ein sehr frommes und tugendhaftes Kind beschrieben Ihre Vorbilder sah sie laut den Vitae in Martha von Bethanien als Vertreterin der Vita activa und Maria von Bethanien als Vertreterin der Vita contemplativa In den Vitae wird eine kleinere Schwester von Wiborada erwahnt die fruh starb da sie anstatt mit ihren Altersgenossinnen zu spielen Gott im Gebet um Erlosung vom Erdendasein bat Auch in ihrer Jugend fuhrte Wiborada ein ausserst gottgefalliges Leben Taglich ging sie zur Kirche und forderte auch ihre Eltern unentwegt zum Kirchgang auf Nach dem Tod ihres Vaters pflegte sie ihre kranke Mutter Durch ihren Bruder Priester Hitto eignete sich Wiborada geistliche Bildung an und erlernte 150 lateinische Psalmen Mit ihm machte sie auch eine Wallfahrt nach Rom 16 In der Vita II wird ihre Tugendhaftigkeit eingehender beschrieben ihr zufolge fastete Wiborada haufig drei Tage hindurch und kasteite ihren Korper An einem Festtag ritt Wiborada einmal mit ihrer Mutter und ihren Gefahrten zu Pferd zur Kirche Sie hatte ein plotzliches Berufungserlebnis legte daraufhin ihren Schmuck ab und stieg vom Pferd Von da wandte sie sich von jeglichem Uberfluss ab Zeit vor dem Erscheinen in St Gallen Bearbeiten Nach der Schilderung der beiden Vitae entschloss sich Wiborada ihrem Bruder Hitto einem Priester in St Gallen zu dienen Sie schickte ihm Kleider und andere notwendige Dinge und fertigte Einbande fur die heiligen Bucher an Hitto begann sie die Psalmen zu lehren Nach dem 49 Psalm vernachlassigte er jedoch den Unterricht Nachdem eine Erscheinung ihn ermahnte seiner Pflicht nachzukommen brachte er Wiborada auch den 50 Psalm bei Die restlichen 100 Psalmen erlernte Wiborada spater durch Eingebung des Heiligen Geistes Da Hitto am ersten Fastensonntag Sanger fur die Heilige Messe fehlten unterstutzte ihn Wiborada beim Singen des 90 Psalms Ihr schoner Gesang wurde als wunderbares Ereignis empfunden Nach dem Tod ihres Vaters pflegte Wiborada selbstlos ihre Mutter Zudem sorgte sie fur fremde Kranke die ihr Bruder mit nach Hause brachte Die Vita I berichtet von einer Pilgerfahrt nach Rom die Wiborada mit ihrem Bruder unternahm In der Vita II fehlt dieses Kapitel Spater trat Hitto einem Rat Wiboradas folgend als Monch in das Kloster St Gallen ein Wiborada lebte weitere sechs Jahre lang in der Welt Die Vitae beschreiben jedoch detailliert dass sie in dieser Zeit ein asketisches Leben mit Fasten Nachtwachen Schlafen auf dem blossen Boden und Selbstgeisselung fuhrte In der Schilderung der Vita II erschien Wiborada der Teufel in Gestalt eines Schweins Wiborada bekreuzigte sich Der Teufel habe darauf eine ihrer Dienerinnen dazu gebracht sie zu verleumden worauf auf Anordnung des Bischofs in einem Gottesurteil uber die Richtigkeit der Vorwurfe entschieden wurde Wiborada erwies sich als unschuldig bestrafte die Verleumderin jedoch nicht Diese verliess so berichtet die Vita II Wiboradas Haus und diffamierte sie weiterhin bis sie von Gott mit Wahnsinn geschlagen worden sei und in Armut starb Der Bischof wurde auf Wiborada aufmerksam und lud sie nach Konstanz ein Seinen Vorschlag in das Kloster Lindau einzutreten lehnte sie ab da ihr der St Galler Stadtpatron Gallus in einer Vision erschien und ihr davon abriet Dieser Abschnitt in Wiboradas Leben fehlt in Vita I Leben in St Gallen Bearbeiten nbsp Die heutige Gestalt der Kirche St Mangen Zehn Jahre lang lebte Wiborada auf diesem Hugel als Inklusin wo genau ist unbekannt Beide Vitae schildern nun wie Wiborada zusammen mit dem Bischof der auch Abt von St Gallen war nach St Gallen reiste Bei St Georgen ein heute eingemeindetes Dorf sudwestlich der St Galler Altstadt lebte sie vier Jahre lang mit ihren Dienerinnen Kebeni und Bertherada in strengster Askese Wiboradas Aufenthalt in St Georgen entspricht den Regeln der Trullanischen Synode von 692 die eine dreijahrige Vorbereitungs und Bewahrungszeit im Kloster vor dem Leben als Inklusin vorschrieben In der Vita II wird berichtet wie Wiborada eines Nachts ein Engel erschien und dreimal den 21 Psalm sang Unterdessen wurde bei der Kirche St Mangen auf Anordnung des Bischofs eine Zelle errichtet in die Wiborada vom Bischof unter den Gebeten des Volkes eingeschlossen wurde Sogleich habe der Teufel versucht sie vom Beten abzuhalten sei jedoch mit den Kreuzzeichen vertrieben worden Die Vitae berichten in der Zeit des Lebens als Inklusin von mehreren Prophezeiungen und Wundern So erschien Wiborada wiederum Gallus und sagte ihr ein Seeungluck von Klosterleuten auf dem Bodensee voraus das tatsachlich eintraf Einem Klosterschuler namens Ulrich dem Heiligen Ulrich von Augsburg kundigte sie die Berufung als Bischof von Augsburg an ein Zusammentreffen von Wiborada und Ulrich als Klosterschuler ist allerdings chronologisch unmoglich 17 In einer weiteren Vision erschien Wiborada eine verstorbene Dienerin und wies sie darauf hin dass die Heiligen Gefasse von einer Dienerin die Wiborada beaufsichtigt habe nicht gut gereinigt worden seien Martyrium Bearbeiten nbsp Wiboradas Martyrium dargestellt vor 1451 60 im Codex Sangallensis 602Im Juni 925 sei Wiborada in einer Vision der Ungarneinfall im nachsten Jahr in das Kloster St Gallen und ihr eigener Martyrertod offenbart worden In den Vitae wird das Datum des 1 Mai 926 genannt Entgegen dem Drangen des Abtes Engilbert weigerte sich Wiborada ihre Zelle zu verlassen Laut Vita I riet sie Engilbert aber die Schatze des Klosters darunter kostbare Manuskripte auf einer Fluchtburg vermutlich der Waldburg 18 im Sitterwald in Sicherheit zu bringen Als schliesslich die Ankunft der Ungaren gemeldet wurde flohen auch die Monche des Klosters auf die Burg Wiboradas Bruder Hitto gelang die Flucht erst im letzten Augenblick Die Barbaren drangen zur Kirche St Mangen vor und steckten sie in Brand Auch an die Klause legten sie Feuer das aber wie durch ein Wunder erstickt wurde Weil sie keinen Eingang in die Klause fanden stiegen sie durch das Dach ein Sie fanden Wiborada vor dem Altar ins Gebet versunken rissen ihr die Kleider bis auf das Cilicium vom Leib und fugten ihr mit der Axt drei Kopfwunden zu Laut Vita II starb Wiborada erst am folgenden Morgen Ihr Bruder Hitto fand sie und benachrichtigte den Abt der nach acht Tagen von der Burg zuruckkehrte Der Uberlieferung zufolge waren Wiboradas Wunden wieder verheilt Die Vita II berichtet vom feierlichen Begrabnis Wiboradas durch den Abt begleitet von einer grossen Menge von Glaubigen Wunder Bearbeiten In der Vita I folgen die Wunder Miracula unmittelbar auf die Beschreibung des Todes und des Begrabnisses Im Gegensatz dazu werden in der Vita II gemass den hagiographischen Anforderungen jener Zeit die Vita und die Wunder in getrennten Buchern behandelt einige Wunder werden gegenuber der ersten Vita erganzt Folgende Wunder werden im Kapitelverzeichnis zur Historia Miraculorum der Vita II aufgefuhrt nbsp Heilung eines Kranken mit der Kammreliquie Wiboradas dargestellt vor 1451 60 im Codex Sangallensis 602eine Leuchte an Wiboradas Grab wird vom Himmel her angezundet eine Dienerin erblickt in der Kirche einen Lichtschein der von Wiborada stammt ein Fenchel an Wiboradas Grab grunt wahrend des Winters Hitto findet Wiboradas Kamm schwebend uber dem Grab auf durch die Kammreliquie wird ein Augenkranker geheilt Rachild wird durch ein Wunder von einer Krankheit geheilt ein Klosterschuler namens Ulrich wird an Wiboradas Grab geheilt Wiborada druckt Hitto in einer Vision ihr Missfallen am neuen Altartuch aus Pliddruda Rachilds Schwester wird von Wiborada geheilt nach einem Gelubde wird der Priester Eggibert von seinem Augenleiden geheilt eine Frau namens Reginsinda halt ihr Gelubde nach einer Heilung dagegen nicht ein und wird dafur bestraft zwei weitere Kranke erlangen an Wiboradas Grab ihre Gesundheit wieder ein Stuck Holz von Wiboradas Bottich heilt Zahnschmerzen Wiboradas Dienerin Kebeni wird von den Verletzungen geheilt die der Teufel ihr zufugte indem er sie in eine Herdstelle stiess bei der Uberfuhrung der Reliquien in die Kirche erleidet ein Maurer einen Unfall wird aber auf wundersame Weise geheilt nbsp Die einzige Quelle zur Heiligsprechung Wiboradas Casus sancti Galli Codex 615 Sangallensis alteste erhaltene Abschrift um 1200Nachleben BearbeitenVerehrung als Heilige Bearbeiten Laut den beiden Vitae wurde Wiboradas Anniversarium der Jahrestag des Todes und der Grablegung bereits ab 927 dem Jahr nach Wiboradas Tod regelmassig feierlich begangen Obwohl das Anniversarium richtigerweise am 1 Mai gefeiert werden musste wurde es bei der Heiligsprechung auf den 2 Mai festgelegt Auch nach der neuesten Reform der Liturgie des Bistums St Gallen vor der Wiboradas Anniversarium vorubergehend auf dem 11 Mai verlegt worden war wird der Heiligen am 2 Mai gedacht 19 Uber die Heiligsprechung Wiboradas im Januar 1047 berichtet nur eine zeitgenossische Quelle die anonyme Fortsetzung der Klosterchronik Casus sancti Galli von Ekkehard IV deren alteste erhaltene Abschrift der Codex 615 der Stiftsbibliothek ist Auf Seite 336 gibt sie an Wiborada sei von Papst Clemens II auf Vorschlag von Kaiser Heinrich III und seiner zweiten Gattin Agnes von Poitou unter Beisein des Konstanzer Bischofs Theodericus heiliggesprochen worden Die Heiligsprechung Wiboradas sei zuvor bereits von zwei Papsten beschlossen aber nicht vollzogen worden Eine papstliche Bulle ist nicht erhalten Die Forderung durch Heinrich III in jener Zeit kann vor dem Hintergrund antichristlicher Umwalzungen in Ungarn gesehen werden 20 Wiborada Grab Bearbeiten nbsp Kirche St Mangen Artefakt aus der Performance von Lika NussliIm Zuge des vom Stadtrat angeordneten St Galler Bildersturms wurden das Wiborada Grab sowie das ihrer Schulerin und Nachfolgerin Rachildis nebst Reliquien am 27 Februar 1528 zerstort Die Gebeine Wiboradas gelten seitdem als verschollen Die an St Mangen gelegene Wiboradakapelle wurde zur Bibliothek umfunktioniert und im Jahr 1774 abgerissen 21 Im Mai 2023 griff die St Galler Kunstlerin Lika Nussli in der Performance I Adore You die Zerstorung des Grabes auf Im Rahmen des okumenischen Wiborada Projektes 2021 2026 legte sie sich an verschiedenen Orten im Stadtraum St Gallens in einem weissen Nonnenhabit auf den Boden und liess sich von Passantinnen und Passanten mit hellrosaner Farbe ubergiessen Das gefarbte Nonnenhabit blieb als kunstlerisches Artefakt erhalten und wurde im Verlauf des Monats Mai 2023 an der vermuteten historischen Grabstelle in der Kirche St Mangen als moderne Reliquie ausgestellt 22 Wiborada Offizium Bearbeiten Schon aus dem 11 Jahrhundert ist ein Wiborada Offizium belegt 23 allerdings nur in Fragmenten Ein Doppelblatt aus einem Antiphonar mit Offizien auf heilige Frauen darunter Wiborada findet sich im St Galler Stadtarchiv Band 508 Schachtel Fragmente Bucher Als zusammenhangendes Textstuck finden sich darin die letzten Antiphonen der ersten Nokturn sowie die darauffolgenden vier Responsorien In einer Handschrift aus dem 14 Jahrhundert St Gallen Stiftsbibliothek 503k fol 235v 236r findet sich ein Wiborada Offizium in Kurzfassung bestehend aus der Magnificat Antiphon funf Antiphonen zu den Laudes Evangelica antiphona und der Antiphon zum Benedictus Textubereinstimmungen mit der Handschrift aus dem 11 Jahrhundert gibt es keine Hingegen wurde die Magnificat Antiphon in andere Handschriften der Stiftsbibliothek nachtraglich eingetragen was nahelegt dass sie die Eingangsantiphon des alten Wiborada Offiziums war Im Supplementum Breviarii des St Galler Monchs Gallus Wagner von 1574 Stiftsbibliothek St Gallen 1787 S 221 230 findet sich das komplette Wiborada Offizium wie es im 16 Jahrhundert im Gebrauch war Aufgrund textlicher Ubereinstimmungen mit der Handschrift aus dem 11 Jahrhundert nimmt Walter Berschin an dass sich das in der alten Handschrift fehlende bzw nicht lesbare aufgrund der Fassung aus dem 16 Jahrhundert erganzen lasst Er prasentiert eine Rekonstruktion des Wiborada Offiziums aufgrund der verschiedenen Quellen Wiboradawein Bearbeiten Zur Heiligenverehrung Wiboradas gehort ein Brauch der sich bis in die Gegenwart gehalten hat Die Spendung des gesegneten Wiboradaweines am Gedenktag der Heiligen 24 Wie beim Galluswein der dem Brauch als Vorbild diente wird der gesegnete Wein mit einem Loffel der Wiborada gehort haben soll aus einer muschelformigen Schale gespendet Der Loffel ist aus Holz und wurde im 17 Jahrhundert in Silber gefasst die Silberschale tragt die Jahreszahl 1698 und wurde eigens fur diesen Brauch hergestellt Beide Gegenstande gehorten zum Besitz des Wiboradaklosters in St Georgen und werden heute in der Benediktinerinnenabtei St Gallenberg aufbewahrt Nachahmung Wiboradas Bearbeiten Wiboradas Vorbild fand wahrend des ganzen Mittelalters Nachahmerinnen die sowohl in St Georgen als auch bei St Mangen als Jungfrauen und Inklusinnen lebten Die letzte bekannte Inklusin bei St Mangen war Barbara Hornbogin die dort 1509 starb 25 Im 16 Jahrhundert wurde in St Georgen das Kloster St Wiborada der Benediktinerinnen gegrundet das am 8 September 1696 von Abt Leodegar Burgisser zum Priorat erhoben wurde Das Kloster wurde am 3 Juni 1834 durch einen Beschluss des Grossrats aufgehoben sein Archiv befindet sich heute im Stiftsarchiv St Gallen 26 Weiteres Bearbeiten Hauptartikel Wiboradabrunnen St Gallen Dioszesan Eremitin Bearbeiten Seit 2011 gibt es mit Schwester Fabienne Bucher im Bistum St Gallen die erste moderne Diozesan Eremitin die direkt dem Bischof unterstellt ist Sie bezieht sich in ihrer Tradition dezidiert auf Wiborada Am 18 Marz 2017 empfing die die Eremitinnenweihe 27 Fabienne Bucher war zuvor seit 1997 Spitalseelsorgerin am Kantonsspital St Gallen 28 Literaturhaus amp Bibliothek Wyborada Bearbeiten Hauptartikel Literaturhaus amp Bibliothek Wyborada Die Bibliothek Wyborada wurde 1986 als Frauenbibliothek vom Verein Wyborada gegrundet und 1990 um eine Fonothek erganzt Sie befindet sich in der Davidstrasse in St Gallen und halt Werke uber aktuelle und historische Frauenthemen vor Wiboradazelle Bearbeiten Im Jahr 2021 wurde im Zuge des Wiborada Projektes 2021 2026 an der Aussenwand der Kirche St Mangen an der Stelle an der sich die historische Wiboradazelle befunden haben soll ein holzerner Nachbau der Zelle errichtet Initiatorin des Wiborada Projektes ist die St Galler Theologin und Seelsorgerin Hildegard Aepli 29 Im Gedenken an Wiborada wird die Zelle im Mai eines jeden Jahres als experimenteller Raum fur moderne Inklusen genutzt Aepli war die erste Inklusin 9 weitere Freiwillige liessen sich 2021 jeweils fur sieben Tage in diese holzerne Zelle einschliessen In den nachfolgenden Jahren wurde die Zahl der Freiwilligen auf funf reduziert 30 Die Laufzeit des Projektes wurde bis 2026 verlangert dem 1100 Todesjahr Wiboradas Die Zelle ist zwolf Quadratmeter gross und verfugt uber elektrisches Licht sowie Bett Tisch und Stuhle sowie zwei Fenster eines wurde eigens fur das Projekt baulich in die Kirchenwand eingebracht und hat eine Verbindung in den Innenraum der Kirche Besucherinnen und Besucher der Kirche haben die Moglichkeit Furbitten zu notieren die die eingeschlossene Person gegen Ende des Tages in ihre Gebete einschliesst Ein zweites Fenster fuhrt aus der Zelle in den Aussenraum und ermoglicht Gesprache mit Passantinnen und Passanten Hildegard Aepli versteht das Projekt als ein Mahnmal fur vergessene Frauengeschichte 30 Die Bewerbung als Inklusin oder Inkluse ist uber ein Formular auf der Projektwebsite moglich Literatur BearbeitenSekundarliteratur Bearbeiten Gereon Becht Jordens Recentiores non deteriores Zur Uberlieferungsgeschichte und Textgeschichte der Vita S Wiboradae Ekkeharts I von St Gallen in Dorothea Walz Hrsg Scripturus vitam Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart Festgabe fur Walter Berschin zum 65 Geburtstag Mattes Heidelberg 2002 S 807 816 Walter Berschin Vitae Sanctae Wiboradae Die altesten Lebensbeschreibungen der heiligen Wiborada Mitteilungen zur vaterlandischen Geschichte Band 51 Historischer Verein des Kantons St Gallen St Gallen 1983 Peter Erhart Wiborada In Historisches Lexikon der Schweiz Adolf Fah Die hl Wiborada Jungfrau und Martyrin Buchdruckerei Jos Zehnder St Fiden 1926 Ann Katrin Gasslein Gregor Emmenegger Hrsgg Wiborada von St Gallen Neuentdeckung einer Heiligen Theologisch bedeutsame Orte der Schweiz Band 2 Schwabe Basel 2022 ISBN 978 3 7965 4500 9 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae Ein Heiligen Leben des 10 Jahrhunderts im Zeitbild In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 88 Jg 1970 S 1 208 Friedrich Lauchert Wiborada In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 42 Duncker amp Humblot Leipzig 1897 S 304 306 Gabriele Lautenschlager Wiborada In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 15 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 077 8 Sp 1472 1473 Artikel Artikelanfang im Internet Archive teilweise veraltete Informationen Anna Sartory Wiborada Gedenkspiel in funf Bildern zur Tausendjahrfeier ihres Todes 926 St Gallen 1926 Karsten Uhl Der Pobel der nicht in gebildeten Wendungen zu sprechen versteht Unterschiede zwischen der Kultur des Volkes und der Kultur der Eliten in den Viten der Heiligen Wiborada In Medium Aevum Quotidianum Bd 36 1997 S 103 118 Romane Bearbeiten Dagmar Schifferli Wiborada die Heilerin Historischer Roman Pendo Verlag AG Zurich 1998 Knaur Munchen 1999 ISBN 3 426 61127 9 Dorothe Zurcher Stabilitas Loci Der Weg der Wiborada Historischer Roman IL Verlag Zurich 2018 ISBN 978 3 906240 78 7 Joseph Victor von Scheffel Wiboradas Reclusa 3 Kapitel In Ekkehard 1855 https www deutschestextarchiv de book show scheffel ekkehard 1855Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiborada Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des WiboradaprojektsEinzelnachweise Bearbeiten Walter Berschin Vitae Sanctae Wiboradae S 54 57 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae literarhistorische Analyse S 33 122 Gereon Becht Jordens Sprachliches in den Vitae S Wiboradae II Dabei ein Walthariuszitat in der jungeren Vita In Mittellateinisches Jahrbuch 24 25 1989 1990 S 1 9 hier S 7 9 Walter Berschin Vitae Sanctae Wiboradae S 10 Albert Boeckler Das Stuttgarter Passionale Augsburg 1923 Gereon Becht Jordens Recentiores non deteriores siehe Literatur Johannes Duft Sankt Wiborada in der Literatur eines Jahrhunderts Broschure S n S l 1984 S 4 Walter Berschin Vitae Sanctae Wiboradae S 23 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae S 114 115 Iris Hutter Schoner Wohnen Standesgemass Wohnen zwischen 900 und 1600 anhand der Anlagen Altenburg Burg Klingen und Schloss Altenklingen Amt fur Archaologie des Kantons Thurgau Frauenfeld 2023 ISBN 978 3 905405 25 5 S 169 172 Wiberat reclusa est In Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 1 Annales et chronica aevi Carolini Hannover 1826 S 78 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Apud Sanctum Gallum beata virgo Wiborada arcius inclusa est In Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 5 Annales et chronica aevi Salici Hannover 1844 S 112 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Zitiert nach Walter Berschin Vitae Sanctae Wiboradae S 1 Walter Berschin Vitae Sanctae Wiboradae S 2 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae Die Datierung von Wiboradas Tod S 148 150 Ernst Tremp Wiborada und andere heiligen Frauen In Frauen im Galluskloster Katalog zur Ausstellung in der Stiftsbibliothek St Gallen Verlag am Klosterhof St Gallen St Gallen 2006 ISBN 3 906616 77 0 S 52 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae S 130ff Monche und Ritter suchen den Schutz der Sitter St Galler Tagblatt Noemi Heule 2018 abgerufen am 16 Mai 2020 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae S 154 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae S 162f Ann Katrin Gasslein und Gregor Emmenegger Die erste Schweizer Heilige eine Neuentdeckung In Ann Katrin Gasslein und Gregor Emmenegger Hrsg Wiborada von St Gallen Schwabe Verlag Basel 2022 ISBN 978 3 7965 4500 9 S 9 26 Julia Nehmiz St Gallen Kunstlerin Lika Nussli mit Wiborada Performance In tagblatt ch 27 April 2023 abgerufen am 19 Mai 2023 Zum Ganzen vergleiche Walter Berschin Das sanktgallische Wiborada Offizium des XI Jahrhunderts In Terence Bailey Laszlo Dobszay Studies in Medieval Chant and Liturgy in Honour of David Hiley Musicological Studies 87 Institute of Musicology Budapest 2007 S 79 85 Zum Ganzen vergleiche Johannes Duft Heiliger Wein heilender Wein Die Weinsegnung an den Festtagen St Gallus und St Wiborada Bogendrucke aus dem Haus Zur Grunen Thur Ersparnisanstalt der Stadt St Gallen 1999 ISBN 3 9520021 8 6 Eva Irblich Die Vitae sanctae Wiboradae S 169 Josef Reck St Wiborada in St Gallen In Helvetia Sacra Abt III Die Orden mit Benediktinerregel Band 1 Fruhe Kloster die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz Francke Verlag Berlin 1986 S 1934ff Esther Vorburger Bossart Erforscht und Vergessen In Ann Katrin Gasslein und Gregor Emmenegger Hrsg Wiborada von St Gallen Schwabe Verlag Basel 2022 ISBN 978 3 7965 4500 9 S 144 145 Erich Gmunder Schwester Fabienne Bucher ist Eremitin In tposcht ch Tuufner Poscht Die Dorfzeitung von Teufen Verein Tuufner Poscht 9 November 2013 abgerufen am 20 Mai 2023 Julia Nehmiz St Galler Wiborada Projekt Zu Besuch bei den Eingeschlossenen In tagblatt ch 27 Mai 2021 abgerufen am 19 Mai 2023 a b Julia Nehmiz St Galler Wiborada Projekt wird bis 2026 weitergefuhrt In tagblatt ch 21 April 2022 abgerufen am 19 Mai 2023 nbsp Dieser Artikel wurde am 27 August 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 11880717X lobid OGND AKS LCCN n85318252 VIAF 33453975 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME WiboradaALTERNATIVNAMEN Wyborada WiberatKURZBESCHREIBUNG Inklusin in St Gallen Heilige der katholischen KircheGEBURTSDATUM 9 JahrhundertSTERBEDATUM 1 Mai 926STERBEORT St Gallen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiborada amp oldid 239388497