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Die Weimarer Nationalversammlung offiziell verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung war das verfassunggebende Parlament der Weimarer Republik Es tagte vom 6 Februar 1919 bis zum 21 Mai 1920 Tagungsort war bis zum September 1919 nicht die politisch aufgeheizte Reichshauptstadt Berlin sondern das Weimarer Nationaltheater Den Vorsitz der ersten Sitzung am 6 Februar 1919 fuhrte Wilhelm Pfannkuch SPD als Altersprasident Eine Ubersicht uber alle Mitglieder der Versammlung gibt die Liste der Mitglieder der Nationalversammlung von 1919 15 Pfennig Sondermarke der Reichspost 1919 zur Nationalversammlung 1919 Entwurf Ernst BohmPostkarte der Nationalversamm lung Poststempel vom 1 Juli 1919 in Weimar Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Prasident und Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt 3 Beratung des Versailler Vertrages und Bildung des Kabinetts Bauer 3 1 Erklarung Scheidemanns 3 2 Rucktritt des Kabinetts Scheidemann Bildung der Regierung Bauer 3 3 Allgemeine Entrustung 3 4 Keine Alternative 4 Verfassungsberatungen 4 1 Staatsbezeichnung 4 2 Staatsgliederung 4 3 Flaggenfrage 4 4 Reichsprasidentenamt 4 5 Referenden Volksentscheide und Volksbegehren 4 6 Reichsverwaltung 4 7 Rechtspflege 4 8 Grundrechte und pflichten Allgemein 4 9 Grundrechte und pflichten Einzelberatung 4 10 Todesstrafe 4 11 Zensur 4 12 Familienrecht 4 13 Jugendfursorge 4 14 Versammlungsrecht 4 15 Beamtenrecht 4 16 Kirche und Staat 4 17 Bildungspolitik 4 18 Verhaltnis von Staat Wirtschaft und Eigentum 4 19 Annahme 5 Weitere Tatigkeiten 5 1 Steuern und Finanzen 5 2 Sonstiges 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Verordnung uber die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung im Reichsgesetzblatt vom 20 November 1918Im Zuge der Novemberrevolution 1918 war sowohl von Seiten des eigenmachtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II verkundenden Reichskanzlers Max von Baden als auch aus den Reihen der Mehrheits Sozialdemokraten die Forderung nach moglichst rascher Einrichtung einer Nationalversammlung erhoben worden die uber die zukunftige Staatsform des Deutschen Reiches entscheiden sollte Der Rat der Volksbeauftragten die provisorische Regierung beschloss dies am 30 November 1918 und setzte die Wahl fur den 19 Januar 1919 fest Wahlberechtigt waren nach der Verordnung alle deutschen Manner und Frauen die am Wahltag das 20 Lebensjahr vollendet haben womit zum ersten Mal Frauen reichsweit Wahlrecht hatten Auch der Reichskongress der Arbeiter und Soldatenrate Reichsratekongress stimmte am 19 Dezember diesem Regierungsbeschluss mit deutlicher Mehrheit zu womit eine ebenfalls mogliche Entwicklung hin zu einer Raterepublik endgultig gestoppt war Wegen des Spartakusaufstands war man sich daruber einig dass die Nationalversammlung zunachst nicht in Berlin tagen sollte Die Entscheidung uber den Tagungsort bereiteten der Reichstagsdirektor und ein Geheimrat vor indem sie im Januar 1919 vier mogliche Orte Bayreuth Nurnberg das Volkshaus Jena und das Hoftheater Weimar sondierten Zuvor hatten sich mehrere weitere Orte ins Gesprach gebracht Die Wahl fiel am 14 Januar 1919 auf Weimar 1 Prasident und Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt Bearbeiten nbsp Tafel am Deutschen Nationaltheater in WeimarNach den Wahlen vom 19 Januar trat die Nationalversammlung am 6 Februar 1919 in Weimar zusammen Sie wahlte den SPD Politiker Eduard David zu ihrem Prasidenten Dieser trat kurz darauf in die Regierung ein sodass die Nationalversammlung am 14 Februar 1919 den Zentrums Abgeordneten und bisherigen Vizeprasidenten Constantin Fehrenbach zu seinem Nachfolger wahlte Am 11 Februar trat das am Vortag verabschiedete Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt in Kraft und die Nationalversammlung wahlte den bisherigen Regierungschef Friedrich Ebert SPD zum vorlaufigen Reichsprasidenten Das von ihm eingesetzte Kabinett Scheidemann basierte auf der Weimarer Koalition mit SPD dem Zentrum und der DDP Beratung des Versailler Vertrages und Bildung des Kabinetts Bauer BearbeitenErklarung Scheidemanns Bearbeiten Am 12 Mai 1919 tagte die Nationalversammlung erstmals in Berlin in der Neuen Aula der Universitat Sie nahm dort eine Erklarung von Ministerprasident Philipp Scheidemann uber die Friedensbedingungen entgegen und debattierte anschliessend daruber Der Sozialdemokrat Scheidemann nannte in seiner Rede unter grossem Beifall aller Parteien die Bedingungen der Entente einen Gewaltfrieden der das deutsche Volk erdrosseln solle Die territorialen wirtschaftlichen und politischen Forderungen wurden Deutschland die Luft zum Leben nehmen Diese Bedingungen seien nicht annehmbar und standen in krassem Gegensatz zu den Zusicherungen die US Prasident Woodrow Wilson gemacht habe Die Reichsregierung konne diesen Bedingungen nicht zustimmen und werde Gegenvorschlage machen die auf Wilsons 14 Punkte Programm beruhen Der preussische Ministerprasident Paul Hirsch sicherte der Reichsregierung im Namen der Gliedstaaten des Deutschen Reiches die volle Unterstutzung zu und kritisierte ebenfalls die Bedingungen der Entente scharf Auch die Redner aller Parteien von USPD bis DNVP erklarten die Forderungen der Entente fur nicht annehmbar so bezeichnete der DVP Vorsitzende und spatere Reichsaussenminister Gustav Stresemann die Friedensbedingungen der Siegermachte wortlich als Ausfluss des politischen Sadismus Lediglich der USPD Vorsitzende Hugo Haase verband seine Ablehnung der Entente Forderungen mit scharfen Angriffen auf die Reichsregierung und warf ihr vor durch die Burgfriedenspolitik im Krieg die derzeitige Lage erst verursacht zu haben Rucktritt des Kabinetts Scheidemann Bildung der Regierung Bauer Bearbeiten Nachdem das Kabinett Scheidemann am 20 Juni 1919 wegen der Ablehnung seiner Gegenvorschlage durch die Entente und die dadurch entstehende Uneinigkeit uber die Frage der Unterzeichnung des Versailler Vertrages zuruckgetreten war warb der neue Ministerprasident Gustav Bauer der einer Regierung von SPD und Zentrum vorstand fur die Vertragsunterzeichnung kritisierte aber weiter einzelne Bestimmungen insbesondere uber die Auslieferung von Deutschen an die Entente und die Aufburdung der Kriegsschuld alleine an Deutschland Er verband seinen Aufruf zur Zustimmung jedoch mit dem Hinweis dass es dem Deutschen Reich unmoglich sein werde alle wirtschaftlichen Bedingungen des Vertrages zu erfullen und bedauerte dass es nicht moglich gewesen sei der Entente weitere Zugestandnisse abzuringen Allgemeine Entrustung Bearbeiten Auch die Redner von SPD und Zentrum Paul Lobe und Adolf Grober verurteilten den Vertrag Insbesondere wandten sie sich gegen die im Vertragsentwurf der Entente getroffene Feststellung Deutschland sei allein schuld am Krieg gewesen Sie sprachen sich aber im Namen ihrer Fraktionen fur eine Annahme aus da die Alternative nur die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen sei was zu noch schlimmeren Ergebnissen fuhren wurde Dagegen sprach sich Eugen Schiffer der bisherige Reichsfinanzminister im Namen der Mehrheit der DDP Abgeordneten gegen die Annahme des Vertrages aus Er erinnerte die beiden Regierungsparteien an den Ausruf des bisherigen Reichskanzlers Philipp Scheidemann vom 12 Mai dass die Hand verdorren musse die diesen Vertrag unterzeichne Er sehe nicht dass sich die Lage seither geandert habe Auch DNVP und DVP wandten sich strikt gegen den Vertrag Die USPD hingegen billigte als einzige Oppositionspartei den Versailler Vertrag Ihr Vorsitzender Hugo Haase nannte die zur Entscheidung stehende Frage ein furchtbares Dilemma in dem sich die Nationalversammlung befinde Er kritisierte den Vertrag zwar ebenfalls scharf wies wie schon die Vertreter der Regierungsparteien auf die Folgen hin die entstehen wurden wenn man den Vertrag ablehne In namentlicher Abstimmung votierten 237 Abgeordnete fur die Unterzeichnung des Friedensvertrages 138 stimmten mit Nein funf enthielten sich Wahrend SPD bis auf den Abgeordneten Valentin Schafer Zentrum bis auf neun Abgeordnete und USPD den Versailler Vertrag billigten lehnten DDP bis auf sieben Abgeordnete DNVP DVP Deutsch Hannoversche Partei und die beiden Abgeordneten von Braunschweigisch Niedersachsischer Partei August Hampe bzw Schleswig Holsteinischer Bauern und Landarbeiter Demokratie Detlef Thomsen den Vertrag ab Es enthielten sich die Abgeordneten des Bayerischen Bauernbundes und mit Georg Heim und Martin Irl zwei bayerische Zentrumsabgeordnete Wahrend die sieben mit Nein stimmenden Zentrumsabgeordneten uberwiegend aus Gebieten kamen die durch den Friedensvertrag von der Abtrennung vom Deutschen Reich bedroht waren wie z B der Saarlander Bartholomaus Kossmann oder der Oberschlesier Thomas Szczeponik war unter den sieben DDP Abgeordneten die fur die Unterzeichnung des Vertrages durch die Reichsregierung stimmten auch der Fraktionsvorsitzende Friedrich von Payer der sich mit seiner Auffassung in seiner Fraktion nicht durchsetzen konnte Dagegen stimmte unter anderem Ludwig Quidde ein damals bekannter Pazifist und DDP Abgeordneter 1927 Friedensnobelpreis Keine Alternative Bearbeiten nbsp William Orpen The Signing of Peace in the Hall of Mirrors Die Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28 Juni 1919Nachdem die Reichsregierung den Staaten der Entente noch am selben Tage in einer Note mitgeteilt hatte den Vertrag vorbehaltlich der Bestimmungen zur Kriegsschuld und der Auslieferung von Deutschen an die Siegermachte zu unterzeichnen antwortete fur jene der franzosische Ministerprasident Georges Clemenceau noch am Abend des 22 Juni der Vertrag konne nur in seiner Gesamtheit angenommen oder abgelehnt werden In der Sitzung der Nationalversammlung am 23 Juni teilte Ministerprasident Bauer dem Plenum diese Haltung der Entente mit und stellte fest dass die Regierung keine Wahl mehr habe sie musse den Vertrag unterzeichnen Meine Damen und Herren Keinen Protest heute mehr keinen Sturm der Emporung Unterschreiben wir das ist der Vorschlag den ich ihnen im Namen des gesamten Kabinetts machen muss Die Grunde die uns zu diesem Vorschlag zwingen sind dieselben wie gestern nur trennen uns jetzt eine Frist von knappen vier Stunden vor der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten Einen neuen Krieg konnen wir nicht verantworten selbst wenn wir Waffen hatten Wir sind wehrlos wehrlos ist aber nicht ehrlos Gewiss die Gegner wollen uns an die Ehre daran ist kein Zweifel aber dass dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zuruckfallen wird dass es nicht unsere Ehre ist die bei dieser Welttragodie zugrunde geht das ist mein Glaube bis zum letzten Atemzug Wahrend Eugen Schiffer DDP und Rudolf Heinze DVP deren Parteien die Annahme des Vertrages am Vortage abgelehnt hatten in ihren Reden ausdrucklich feststellten dass auch die Befurworter des Vertrages ausschliesslich aus vaterlandischer Gesinnung und Uberzeugung so Schiffer wortlich handeln wurden auch wenn man anderer Meinung uber den richtigen Weg sei so ausserte sich der DNVP Redner Georg Schultz in dieser Frage nicht eindeutig Die Ratifizierung durch das Gesetz uber den Friedensschluss zwischen Deutschland und den alliierten und den assoziierten Machten erfolgte schliesslich am 9 Juli 1919 mit ahnlichen Stimmenverhaltnissen Lediglich die Mehrheit der Abgeordneten des Bayerischen Bauernbundes die sich bei der ersten Abstimmung uber die Unterzeichnung noch enthalten hatten stimmten nunmehr dem Ratifizierungsgesetz zu Verfassungsberatungen Bearbeiten Hauptartikel Weimarer Verfassung nbsp Zweck der Nationalversammlung die Verabschiedung einer VerfassungStaatsbezeichnung Bearbeiten Nachdem der Verfassungsausschuss unter Vorsitz von Conrad Haussmann DDP seine Beratungen durchgefuhrt hatte begann am 2 Juli 1919 die Zweite Lesung des Verfassungsentwurfs in der Ausschussfassung im Plenum der Nationalversammlung Die USPD beantragte dabei den Namen des deutschen Staates von Deutsches Reich in Deutsche Republik zu andern Ihr Abgeordneter Oskar Cohn fuhrte aus nur so konne der Bruch mit der uberholten fruheren Ordnung deutlich gemacht werden Zudem werde das Wort Reich im Franzosischen und Englischen mit empire ubersetzt was einen fatalen Anklang an den uberwunden geglaubten Imperialismus habe Das Festhalten an der alten Bezeichnung musse im Ausland geradezu den Eindruck erwecken Deutschland habe immer noch ein imperialistisches Machtstreben Wahrend die SPD dem USPD Antrag zustimmte sprach sich Bruno Ablass fur die DDP gegen die Forderung der USPD aus Er begrundete dies damit dass die Bezeichnung Reich nicht mehr fur eine Monarchie stehe und auch bei der Staatsbezeichnung Frankreich keiner auf die Idee komme es handele sich um ein Kaiserreich sondern allgemein bekannt sei dass es sich um eine Republik handele Noch weiter ging Clemens von Delbruck von der DNVP der kritisierte die Formulierung Das Deutsche Reich ist eine Republik Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus in Artikel 1 des Verfassungsentwurfes sei eine nicht hinzunehmende radikale Umwalzung Staatsgliederung Bearbeiten In einer weiteren Debatte am 2 Juli forderte Cohn fur die USPD die Bildung eines Einheits statt eines Bundesstaates Ein einheitliches Staatsgebilde ohne eigenstandige Gliedstaaten konne viel effizienter arbeiten ausserdem seien die Gliedstaaten nur ein Relikt der alten monarchistischen Zeit In diesem Punkt traten die Redner der anderen Parteien seiner Argumentation entgegen indem sie darauf hinwiesen dass bereits der jetzige Entwurf ein deutlicher Schritt in Richtung der Starkung der Reichsgewalt sei Hervorgehoben wurden dabei u a die Ersetzung des einflussreichen Staatenhauses durch den beratenden Reichsrat die Schaffung von Reichspost und bahn sowie die Abschaffung der preussischen Sonderrechte Erich Koch von der DDP wies darauf hin dass es gerade die zeitweise von der USPD dominierten Staaten Bayern und Braunschweig gewesen seien die besonders partikularistisch gewesen seien und damit die Schritte hin zu einer Starkung der Reichsgewalt erschwert hatten Die Forderungen der USPD seien also unglaubwurdig Am 22 Juli wurde das Thema der Staatsgliederung noch einmal bezuglich der Frage der Neugliederung des Reiches und der Veranderung der Grenzen der Bundesstaaten behandelt Der Verfassungsausschuss hatte vorgeschlagen dass Veranderungen auf Vorschlag der jeweils betroffenen Bundesstaaten mit einfacher Mehrheit und gegen deren Willen mit zwei Drittel der Stimmen im Reichstag und im Reichsrat beschlossen werden konnten Letztere Moglichkeit wollten die Deutschnationalen streichen so dass lediglich eine Grenzveranderung mit Zustimmung der betroffenen Lander moglich sein sollte SPD Zentrum und DDP hingegen wollten auch fur Neubildungen von Staaten gegen den Willen der betroffenen Staaten die einfache Mehrheit ausreichen lassen Dies zielte vor allem auf Plane zur Aufteilung Preussens in mehrere kleinere Bundesstaaten wie sie von Teilen des rheinischen Zentrums gefordert wurden Der SPD Abgeordnete Wilhelm Sollmann begrundete dies damit dass Preussen und Bayern durch Zusammenwirken im Reichsrat jegliche Anderung gegen ihren Willen verhindern konnten Dies sei nicht sachgerecht Der trierische Zentrumsabgeordnete Ludwig Kaas befurchtete sogar dass es bei Ablehnung des Anderungsvorschlages zur Abspaltung der Rheinlande vom Deutschen Reich kommen konnte Der rheinische DDP Abgeordnete Bernhard Falk ein Anhanger der Einheitsstaatslosung sprach sich ebenfalls fur den Anderungsantrag aus weil auch aus seiner Sicht die Gefahr bestehe dass die Partikularisten im Rheinland sich ansonsten vom Reiche trennen wurden Dagegen lehnte Albrecht Philipp von der DNVP den Anderungsantrag ab Er habe uberhaupt keine Einwande wenn sich zum Beispiel Braunschweig der preussischen Provinz Hannover anschliessen wolle oder die thuringischen Lande zu einem einheitlichen Bundesstaat Thuringen vereinigt wurden Eine Loslosung der Rheinprovinz oder Hannovers von Preussen oder die Hinzufugung preussischer Gebiete zu einem Grossthuringen lehnte er jedoch ab Die Zertrummerung Preussens sei das Kriegsziel der Feinde Deutschlands gewesen und mit der geforderten Moglichkeit die Landergrenzen auch gegen die Zustimmung Preussens zu andern werde Deutschland seines Ruckgrates beraubt Auch Rudolf Heinze von der rechtsliberalen DVP sprach sich gegen eine Aufgliederung Preussens aus aber hielt die Vorschlage der DNVP fur zu weitgehend und sprach sich fur den Vorschlag von SPD Zentrum und DDP mit der Massgabe aus dass auch dem Vorschlag zugestimmt werde eine Anderung der Landergrenzen gegen den Willen der betroffenen Bundesstaaten fur die kommenden zwei Jahre auszusetzen Der USPD Vorsitzende Hugo Haase sprach sich hingegen auch in dieser Debatte fur einen Einheitsstaat und gegen Partikularismus aus Schlussendlich sprach sich die Mehrheit der Nationalversammlung fur den Antrag der Parteien der Weimarer Koalition aus Flaggenfrage Bearbeiten Ebenfalls am 2 Juli wurde uber die Farben des Reiches debattiert Die Redner von SPD und Zentrum sprachen sich fur Schwarz Rot Gold DVP und DNVP hingegen fur die alten Farben des Kaiserreiches Schwarz Weiss Rot aus Die USPD verlangte Deutschland moge eine rote Flagge als Zeichen der Revolution fuhren Bei der DDP trat zwar die Mehrheit fur die bisherige Flagge ein aber eine grosse Minderheit sprach sich fur die neuen Farben aus nbsp Schwarz Rot Gold oderReichsinnenminister Eduard David SPD legte die Auffassung der Reichsregierung dar nach der fur Schwarz Rot Gold spreche dass es die Farben der grossdeutschen nationalen Zusammengehorigkeit seien Es seien die Farben der Urburschenschaft und auch der Revolution von 1848 Schwarz Rot Gold stehe fur den Wunsch nach deutscher Einheit statt Kleinstaaterei Schwarz Weiss Rot hingegen stehe fur die kleindeutsche preussisch dominierte Losung von 1871 Fur die DVP erwiderte Wilhelm Kahl er halte einen Wechsel der Reichsfarben nicht fur notig und auch inhaltlich fur falsch Insbesondere stehe Schwarz Weiss Rot nicht fur Imperialismus und Unterdruckung sondern fur die Verdienste die Preussen um Deutschland habe und fur die Reichseinheit von 1871 wahrend Schwarz Rot Gold fur das Scheitern der Reichsidee von 1848 stehe Wer Schwarz Weiss Rot durch Schwarz Rot Gold ersetze der sorge dafur dass grosse Kreise der Bevolkerung der neuen Ordnung von vorneherein feindlich gegenuberstehen mussten nbsp Schwarz Weiss RotWilhelm Laverrenz DNVP spielte ebenfalls auf die Reichseinheit von 1871 an Er ging aber noch weiter und sprach den Farben Schwarz Rot Gold ab fur das gesamte Volk zu stehen Die Soldaten im Weltkrieg hatten fur Schwarz Weiss Rot gekampft und seien nach ihrer unbesiegten Ruckkehr auch mit diesen Farben begeistert empfangen worden Diese Farben durfe die Regierung dem Volk nicht nehmen Schwarz Rot Gold hingegen verkorpere einerseits das Scheitern von 1848 andererseits sei es im Bruderkrieg von 1866 von den Feinden Preussens getragen worden Wie auch Kahl wies er zudem darauf hin dass Schwarz Weiss Rot als Handelsflagge geeigneter sei da es auf dem Meer weithin zu sehen sei Zwei Flaggen eine fur den Staat und eine fur die Handelsmarine seien aber nicht sinnvoll auch wenn SPD Zentrum und DDP das beantragen wurden da es keinem Menschen in einem auslandischen Hafen zu verdeutlichen sei warum das deutsche Konsulat eine andere Fahne tragt als das Schiff vor Anker am selben Ort Carl Wilhelm Petersen von der DDP sprach sich fur das Beibehalten der alten schwarz weiss roten Farben aus zeigte aber auch Respekt vor denjenigen Abgeordneten die sich in Erinnerung an die burgerliche Revolution von 1848 fur Schwarz Rot Gold entschieden hatten Er kritisierte die Uberhohung der Frage durch die Redner der anderen Parteien und forderte mehr auf die praktischen Auswirkungen zu sehen Seiner Ansicht nach gefahrde ein Flaggenwechsel vor allem den Aussenhandel weil Schwarz Weiss Rot fur deutschen Fleiss und deutsche Qualitatswaren stehe wahrend Schwarz Rot Gold im Ausland unbekannt sei nbsp oder doch RotFur die USPD begrundete Oskar Cohn den Antrag Rot als Farbe des deutschen Staats zu fuhren damit dass Rot die Farbe der Revolution und des Freiheitsgedankens sei Jeglicher Fortschritt sei mit der Farbe Rot verbunden Schon in dieser Debatte deutete sich an dass der Flaggen und Farbenstreit auch nach Verabschiedung der Verfassung weitergehen wurde Hermann Molkenbuhr von der SPD warf dem Hamburger Petersen vor die hanseatischen Kaufleute hatten nach der Reichseinigung 1871 mit den gleichen handelspolitischen Argumenten gegen Schwarz Weiss Rot und fur die alten Flaggen der Hansestadte gekampft mit denen nun von ihnen der Wechsel zu Schwarz Rot Gold bekampft werde Aber auch der damalige Flaggenwechsel habe dem Export und der Handelsschifffahrt nicht geschadet Ludwig Quidde der spatere Friedensnobelpreistrager stellte die Auffassung derer in der DDP dar die sich fur Schwarz Rot Gold aussprachen Er sprach sich daruber hinaus vehement fur einen Kompromiss bezuglich der Handelsflagge aus und unterstutzte den Antrag diese in Schwarz Weiss Rot zu belassen ihr aber eine schwarz rot goldene Gosch beizugeben Im Ergebnis der Debatte wurden die Farben Schwarz Rot Gold am 3 Juli 1919 mit 211 Stimmen bei 90 Gegenstimmen von einer breiten Mehrheit als neue deutsche Nationalfarben angenommen Reichsprasidentenamt Bearbeiten nbsp Flagge des Reichsprasidenten 1919 1921Am 4 Juli wurde unter anderem uber die Frage des Reichsprasidenten beraten Wahrend sich Hugo Haase fur die USPD gegen das Amt eines Reichsprasidenten aussprach und eine Kollegialregierung praferierte forderte auf der Gegenseite Albrecht Philipp DNVP dem Reichsprasidenten eine noch grossere Machtfulle zu geben als dieses schon von den Regierungsparteien geplant war Ausserdem wollte er die Wahlbarkeit analog der US amerikanischen Verfassung auf diejenigen Personen beschranken die als Deutsche geboren sind Beide Vorschlage wurden jedoch abgelehnt Am 22 Juli wurde uber die Frage beraten ob Angehorige der bis 1918 in den Einzelstaaten regierenden Hauser als Reichsprasident wahlbar sein sollten Wahrend die beiden sozialdemokratischen Parteien dies ausschliessen wollten sprachen sich Zentrum DNVP DVP und DDP dafur aus diesen Passus nicht in die Verfassung aufzunehmen da es dem Volk obliege selbst zu entscheiden wen es wahlen wolle Sie konnten sich damit jedoch nicht durchsetzen Referenden Volksentscheide und Volksbegehren Bearbeiten Die Debatte am 7 Juli war von der Frage der Referenden gepragt Wahrend sich Rudolf Heinze fur die DVP gegen jede Art der Volksgesetzgebung aussprach und Simon Katzenstein SPD diese gegenuber dem Verfassungsentwurf noch ausgebaut wissen wollte und dabei von Oskar Cohn USPD unterstutzt wurde teilte Clemens von Delbruck mit die DNVP sei in dieser Frage gespalten Es gebe Befurworter die auf die beharrenden Krafte im Volke vertrauten wahrend andere Teile der Fraktion sich strikt gegen die Volksgesetzgebung aussprachen Er selbst vertrete eine Mittelposition und sei der Auffassung dass fur Falle in denen Reichstag und Reichsrat keine Einigung finden konnten das Referendum eine gute Moglichkeit sei diesen Dissens durch das Volk entscheiden zu lassen Ausserdem sprach er sich fur eine Regelung aus die dem Reichsprasidenten das Recht gebe das Volk uber vom Reichstag verabschiedete Gesetze entscheiden zu lassen Das Volksbegehren hingegen lehne er ab Reichsinnenminister Hugo Preuss fur die Reichsregierung und Erich Koch fur die DDP unterstutzten grundsatzlich die Volksgesetzgebung inklusive des Volksbegehrens in der Form des Verfassungsentwurfes sprachen sich aber gegen einzelne Aspekte des SPD Antrages aus die ihnen zu weit gingen Keiner der diversen Anderungsantrage erhielt schliesslich eine Mehrheit so dass die Volksgesetzgebung schliesslich in Form der Ausschussvorlage beschlossen wurde Reichsverwaltung Bearbeiten nbsp Auch die Frage der Rechtspflege beschaftigte die Nationalversammlung Ebenfalls am 7 Juli wurde der Abschnitt uber die Reichsverwaltung beraten Grosste Anderungen gegenuber den Regelungen im Kaiserreich waren die Feststellung dass das Deutsche Reich endgultig ein einheitliches Wirtschaftsgebiet bilde und die Ansiedlung der Gesetzgebungskompetenz im Steuerrecht beim Reich Auch die Vereinheitlichung des Post und des Eisenbahnwesens die insbesondere die Rechte der suddeutschen Staaten einschrankte war eine Neuerung Rechtspflege Bearbeiten Am 10 Juli beschaftigte sich die Nationalversammlung mit der Rechtspflege Wichtige Neuerungen waren dabei die Einrichtung der Verwaltungsgerichtsbarkeit und eines Staatsgerichtshofes sowie die Beschrankung der Militargerichtsbarkeit auf Kriegszeiten Auch wurde die Unabhangigkeit der Gerichte in die Verfassung aufgenommen Der Antrag der USPD Volksgerichte zu schaffen wurde hingegen von den anderen Parteien abgelehnt Grundrechte und pflichten Allgemein Bearbeiten Die Beratung der Grundrechte und Grundpflichten wurde am 11 Juli aufgenommen Streitig war einerseits die Frage ob uberhaupt Grundrechte und pflichten in die Verfassung aufgenommen werden sollten und andererseits um welche es gehe Der von Friedrich Naumann im Ausschuss vorgelegte Text wurde dabei allseits als zu lyrisch abgelehnt Fur die DVP sprach sich Rudolf Heinze ausdrucklich gegen einen Grundrechtekatalog in der Verfassung aus Ein solcher greife zu stark in die Befugnisse der Einzelstaaten und auch in die Privatautonomie z B zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein Ausserdem sei der vorliegende Katalog zu detailliert und regele Angelegenheiten die der einfachen Spezialgesetzgebung vorbehalten sein sollten Er verwies dabei auf Einzelvorschriften aus dem Disziplinarrecht und dem Strafprozessrecht die nunmehr ohne Not Verfassungsrang erhielten Fur die DDP argumentierte Erich Koch dass die Grundrechte lediglich Richtschnur und Schranke der Gesetzgebung seien und nicht direkt in die einzelnen Rechtsverhaltnisse eingreifen sollten Auch die DDP wiewohl Anhangerin eines solchen Kataloges halte den Grundrechtekatalog fur zu umfangreich geraten Damit die Verfassungsberatung aber zugig zu einem Ende komme sollte der jetzt vorliegende Katalog moglichst unverandert verabschiedet werden es sei ein Kompromiss der zwar einige Mangel enthalte insgesamt aber noch tragbar sei Reichsminister Hugo Preuss kritisierte die Ausweitung die der Grundrechtekatalog im Verfassungsausschuss gegenuber dem Entwurf erfahren habe Er musse im Namen der Reichsregierung daher so wortlich die Vaterschaft der Grundrechte bestreiten Er forderte eine Selbstbeschrankung des Verfassungsgebers man musse und konne nicht alles in der Verfassung regeln Das Beispiel der Paulskirchenverfassung von 1849 die letztendlich an dem andauernden Streit uber die Grundrechte gescheitert sei mahne zur Bescheidung Der bayerische Zentrumsabgeordnete Konrad Beyerle einer der massgeblichen Autoren des ausgeweiteten Grundrechtekatalogs nahm diesen gegen den Vorwurf der Beliebigkeit in Schutz Es sei wichtig elementare Wahrheiten der Rechtskultur auch in der Verfassung zu verankern und sie so aus dem Alltag der gewohnlichen Gesetzgebung herauszuheben Zudem sei es wichtig auch die Bekenntnisse des neuen Staats in die Verfassung aufzunehmen Dies geschehe durch Grundrechte und Grundpflichten Unterstutzung erfuhr Beyerle in dieser Auffassung durch den Sozialdemokraten Max Quarck der auch auf die erzieherische Wirkung der Grundrecht verwies Quarck sprach sich jedoch dafur aus zu prufen ob der Katalog nicht doch noch an der einen oder anderen Stelle einer Veranderung bedurfe Es seien ausreichend Antrage dazu gestellt worden die nicht der Forderung Kochs nach unveranderter Annahme en bloc zum Opfer fallen durften Grundrechte und pflichten Einzelberatung Bearbeiten Am 15 Juli begann dann die Einzelberatung der Grundrechte Die Sozialdemokratin Marie Juchacz sprach sich sowohl fur eine umfassende Gleichberechtigung der Geschlechter und nicht nur fur eine grundsatzliche wie der Verfassungsentwurf als auch fur Abschaffung jeglicher Adelspradikate aus In gleicher Weise argumentierte auch Luise Zietz von der USPD die die Gleichberechtigung allerdings auch noch auf den Bereich des burgerlichen Rechts erweitert wissen wollte In ihrer Erwiderung lehnte Christine Teusch vom Zentrum mit 30 Jahren die jungste Abgeordnete der Versammlung die vollige Gleichstellung ab weil man der physischen und psychischen Grundanlage des Weibes gerecht bleiben musse so Teusch wortlich Fur die DDP sprach sich Hermann Luppe dafur aus der Entwurfsfassung zu folgen und Adelstitel lediglich noch als Namensbestandteil zu erhalten ohne daraus Vorrechte herleiten zu konnen Er begrundete dies damit dass bei vielen Namenszusatzen er nannte besonders Ludwig van Beethoven vollig unklar sei ob es sich um Adelstitel handele oder nicht Wurde man dem Antrag von USPD und SPD folgen sei daher bei vielen Personen unklar welchen Namen sie nun zu fuhren hatten Auch was die vollstandige Gleichberechtigung von Mannern und Frauen angehe pladierte er fur die Ausschussfassung schliesslich konne und wolle man Frauen nicht zum Wehrdienst heranziehen womit dann allerdings ihnen auch das Recht abgesprochen werden musse in einer fur sie ohnehin verschlossenen Armee Offizier werden zu konnen Graf von Posadowsky Wehner argumentierte fur die Deutschnationalen sowohl fur den Erhalt des Adels als auch und vor allem fur die weitere Vergabe von Orden und Ehrenzeichen fur letztere vor allem weil sie ein Anerkenntnis des Staates fur geleistete Dienste seien Diese Auffassung unterstutzte fur die Volkspartei auch der Abgeordnete Rudolf Heinze Im Namen einer Minderheit innerhalb der beiden Rechtsparteien DVP und DNVP sprach sich Oskar Maretzky fur die Abschaffung jeglicher Adelsbezeichnungen aus er vertrete das selbstbewusste Burgertum das im Adel mehr Schaden als Nutzen sehe Da sich keiner der zahlreichen Anderungsantrage durchsetzen konnte wurde der spatere Artikel 109 schliesslich in der Entwurfsfassung angenommen Ebenfalls keine Veranderungen gab es am Text des Artikels 110 der sich mit dem Staatsburgerschaftsrecht befasst und weiteren an jenem Tage behandelten Grundrechtsartikeln Todesstrafe Bearbeiten nbsp Heftige Diskussionen loste die Frage der Todesstrafe aus Mit der Frage der Todesstrafe begann die Debatte am 16 Juli Fur die Sozialdemokraten begrundete der Rechtsprofessor Hugo Sinzheimer die Forderung die Formulierung Die Todesstrafe ist abgeschafft wie sie heute im Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland enthalten ist in die Reichsverfassung aufzunehmen Er wurde in diesem Punkt von Oskar Cohn USPD unterstutzt Vehement gegen die Abschaffung der Todesstrafe sprachen sich die deutschnationalen Adelbert Duringer und Franz Heinrich Koltzsch sowie Wilhelm Kahl von der DVP aus Wahrend Kahl zugestand es konne ein Zeitpunkt kommen zu dem auf die Todesstrafe verzichtet werden konne dieser sei aber noch nicht erreicht lehnten die beiden DNVP Abgeordneten die Abschaffung der Todesstrafe grundsatzlich ab Wahrend Duringer sich auf rechtliche Aspekte beschrankte begrundete der Pfarrer Koltzsch die Todesstrafe theologisch und berief sich darauf schon die Bibel fordere wer Menschenblut vergosse dessen Blut solle auch durch Menschen vergossen werden Fur die DDP forderte Conrad Haussmann die Abschaffung der Todesstrafe war aber der Auffassung dass diese Frage einer einfachgesetzlichen Regelung im Rahmen der Strafrechtsreform vorbehalten bleiben und nicht in die Verfassung eingehen sollte Mit 153 zu 128 Stimmen bei zwei Enthaltungen lehnte die Nationalversammlung die beantragte Abschaffung der Todesstrafe in der Verfassung ab Zensur Bearbeiten Am selben Tage sprach sich fur die Deutschnationalen Franz Heinrich Koltzsch fur eine Verfassungsbestimmung aus die den notigen Schutz gegen Schund und Schmutz biete Ihm entgegnete Otto Nuschke fur die Demokraten dass zur Bekampfung pornographischer Filme Theaterstucke und Literatur die allgemeinen Strafgesetze ausreichend seien Die Zensur wie sie von den Deutschnationalen gefordert wurde sei ein Relikt aus der Zeit der Karlsbader Beschlusse Der USPD Abgeordnete Wilhelm Koenen lehnte ebenfalls jede Form der Zensur ab forderte jedoch dass Auffuhrungen fur Jugendliche den Behorden und gemeinnutzigen Organisationen vorbehalten bleiben mussten weil zumindest die Jugend vor der Geschaftemacherei der Kapitalisten geschutzt werden musste Wahrend der Antrag der USPD abgelehnt wurde kam die Versammlung dem Wunsch der DNVP insoweit nach dass zumindest fur Filme eine Zensurregelung die durch ein Reichsgesetz erfolgen konne zulassig sei Diese Regelung wurde spater durch das Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund und Schmutzschriften vom 18 Dezember 1926 auch eingefuhrt Familienrecht Bearbeiten Spater am Tage befasste sich die Versammlung mit der Frage der Gleichstellung der unehelichen Mutter und Kinder mit Ehefrauen und ehelichen Kindern Die Sozialdemokratin Elisabeth Rohl forderte eine vollige Gleichstellung Sie wurde in dieser Auffassung von Luise Zietz USPD unterstutzt Die Grunderin des Sozialdienstes katholischer Frauen Agnes Neuhaus Zentrum lehnte derart weitgehende Forderungen fur ihre Partei ab Sicherlich musse man insbesondere den Kindern helfen aber eine vollige Gleichstellung wurde den Unterschied zwischen der Ehe und dem illegitimen Verhaltnis verwischen und sei daher aus christlicher Sicht nicht hinzunehmen Elisabeth Bronner unterstutzte fur die DDP die Forderung die Lage der unehelichen Kinder wie Mutter zu verbessern Die vollige rechtliche Gleichstellung sei jedoch nicht sinnvoll weil sie uber das Ziel hinausschiesse und neue Probleme aufwerfe Wichtiger und richtiger als die vollige Gleichstellung die nicht praktikabel sei sei deshalb die Verankerung einer besonderen Fursorgepflicht des Staates fur Mutter uberhaupt Dies betreffe sowohl uneheliche als auch besonders kinderreiche Mutter Fur die Deutschnationalen lehnte Anna von Gierke die vorliegenden Antrage von SPD USPD und DDP ab Die Gleichstellung unehelicher Mutter mit Ehefrauen und unehelicher Kinder mit ehelichen Kindern sei eine Entwertung der Familie Sie sei immer bereit einzelne Notstande zu lindern dabei durfte aber nicht das gesellschaftliche Zusammenleben das durch die Ehe gekennzeichnet sei ruiniert werden Um Muttern bessere Moglichkeiten zur Erziehung ihrer Kinder zu geben unterstutzte sie die Forderung nach einem Erziehungsgeld oder auch nach einem Mindestlohn fur die Vater der das Existenzminimum der Familie decken musse Nach lebhafter Debatte lehnte die Nationalversammlung die Antrage von SPD USPD und DDP genauso ab wie einen Antrag der USPD das gesamte Gesundheitswesen zu verstaatlichen und einem Reichsgesundheitsministerium zu unterstellen Jugendfursorge Bearbeiten Mit der Debatte um die Jugendfursorge begann die Sitzung am 17 Juli 1919 Wilhelmine Kahler forderte fur die SPD eine zentralisierte Jugendfursorge durch das Reich und die Ersetzung aller privaten und konfessionellen Fursorgeeinrichtungen durch staatliche Einrichtungen Ausserdem durften lediglich geprufte Erzieher und Padagogen als Leiter derartiger Institutionen tatig sein Sie wurde durch Lore Agnes USPD unterstutzt die daruber hinaus neben einer Ausweitung der staatlichen Fursorge auch ein Verbot der Heimeinweisung von Kindern und Jugendlichen aus politischen oder religiosen Grunden verlangte Im Gegensatz zu den Vertreterinnen der politischen Linken stellte Agnes Neuhaus vom katholischen Zentrum die aus ihrer Sicht vorhandenen Vorteile der konfessionellen Jugendhilfe gegenuber der staatlichen Fursorge heraus Die konfessionellen Einrichtungen seien effizienter und erfolgreicher als die staatlichen Heime Deswegen solle beim Staat lediglich die Aufsicht verbleiben Unterstutzung fand sie bei der deutschnationalen Anna von Gierke die aus protestantischer Sicht fur die christliche Jugendhilfe pladierte und dabei an Bodelschwingh in Bethel und an Wicherns Rauhes Haus erinnerte Gegen die Beschrankung der Leitungen von Jugendhilfeeinrichtungen auf ausgebildete Padagogen und Erzieher sprach sich Erich Koch DDP aus und verwies auf das Beispiel Pestalozzis der als einfacher Landmann unter solcher Regelung nie hatte tatig sein konnen Mit der Mehrheit der burgerlichen Parteien lehnte die Nationalversammlung die Antrage von SPD und USPD ab ein Zentrumsantrag die Rolle der Familie bei der Erziehung starker zu betonen wurde hingegen von SPD USPD und DDP abgelehnt und scheiterte so ebenfalls Versammlungsrecht Bearbeiten Im Anschluss widmete sich die Nationalversammlung der Versammlungsfreiheit Gustav Raute forderte fur die USPD eine Streichung des Passus der eine Anmeldepflicht fur Versammlungen unter freiem Himmel ermoglichte Er verglich diese Bestimmung mit dem alten Vereinsgesetz das Versammlungen einer Genehmigungspflicht unterworfen hatte Fur die Reichsregierung wandte sich Hugo Preuss gegen diese Forderung Eine Anmeldepflicht sei notwendig weil die Verwaltung schon aus Sicherheitsgrunden wissen musse wer wann wo aufmarschiere mit einer Genehmigungspflicht habe dies nichts zu tun Beamtenrecht Bearbeiten In der folgenden Debatte um das Beamtenrecht ging es weniger um die Frage wie dieses ausgestaltet werden solle als darum ob es spezieller Regelungen in der Verfassung bedurfe oder ob nicht eine einfachgesetzliche Regelung ausreiche Wahrend Sozialdemokraten und USPD moglichst weitgehende Festlegungen in der Verfassung verlangten sprachen sich die burgerlichen Parteien fur detaillierte Regelungen erst in der Spezialgesetzgebung aus Einen wirklich inhaltlichen Dissens gab es bei der Frage wie die Beamten ausgewahlt werden sollten Wahrend Oskar Cohn fur die USPD die Volkswahl der Beamten forderte wurde dies von den ubrigen Parteien abgelehnt Ebenfalls unterschiedliche Auffassungen gab es zur Frage ob Beamtinnen aus dem Dienst ausschieden sollten wenn sie heirateten Wahrend der Entwurf der Verfassung das sogenannte Lehrerinnenzolibat beibehalten wollte forderte die Sozialdemokratin Toni Pfulf dessen Abschaffung weil es ungerecht sei und der Gleichberechtigung von Mann und Frau entgegenstehe Sie fand dabei auch die Unterstutzung der linksliberalen Marie Baum der rechtsliberalen Clara Mende und der USPD Hingegen stutzte Maria Schmitz Zentrum die Vorsitzende des Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen die Ausschussfassung konnte sich jedoch damit nicht durchsetzen Kirche und Staat Bearbeiten Grosse Auseinandersetzungen brachte der Themenbereich Kirche und Staat mit sich der am Nachmittag des 17 Juli behandelt wurde Wahrend der protestantische Juraprofessor Wilhelm Kahl DVP sich fur die im Ausschuss vorgeschlagenen Regelungen wie sie noch heute uberwiegend in Kraft sind einsetzte und hierin schon eine deutliche Trennung zwischen Staat und religiosen Institutionen sah forderte Max Quarck fur die Sozialdemokratie eine noch starkere Trennung Der DDP Vorsitzende und evangelische Pfarrer Friedrich Naumann sah in der beginnenden Trennung von Kirche und Staat insbesondere fur die evangelischen Landeskirchen eine neue Epoche anbrechen da die evangelische Kirche bisher in den Bundesstaaten in denen sie Staatskirche gewesen war viel enger mit dem Staat verwoben gewesen sei als die romisch katholische Kirche Er verwies jedoch darauf dass es in den Landeskirchen auch viele Mitglieder gebe die den staatlichen Schutz weiterhin wunschten Da der schutzende Staat jedoch auch ein druckender Staat sei trete er fur die Trennung der Kirche vom Staat ein Dies sei jedoch zumindest fur den Protestantismus mit seinen 22 Landeskirchen ein sich erst langsam entwickelnder Prozess der Zeit brauche Darauf erwiderte der deutschnationale Abgeordnete Karl Veidt ebenfalls evangelischer Pastor er werde ob der Trennung von Kirche und Staat keinen Jubelhymnus anstimmen Man musse bedenken dass die Staatskirche ihr Gutes gehabt habe so seien die evangelischen Landeskirchen wahrhaft nationale Kirchen gewesen Ausserdem hatte die territoriale Organisation dafur gesorgt dass die zunachst auseinanderdriftenden einzelnen Gemeinden nach der Reformation in eine einigende Organisation gebracht worden seien Der USPD Abgeordnete Fritz Kunert hingegen forderte eine vollstandige Trennung von Kirche und Staat so musse das Recht zur Erhebung von Kirchensteuern abgeschafft werden und die Religionsgemeinschaften durften auch nicht das Privileg behalten beim Militar in Gefangnissen und Krankenhausern religiose Handlungen zu vollziehen Schliesslich forderte er Kirchenbesitz solle durch erhohte Besteuerung zur Finanzierung staatlicher Aufgaben herangezogen werden Auffallig war dass sich das Zentrum kaum an dieser Debatte beteiligte Lediglich Joseph Mausbach trat als Berichterstatter des Verfassungsausschusses auf und stellte den Lauf der Beratungen im Ausschuss dar Offenbar fuhlten sich die Katholiken weniger von den neuen Regelungen betroffen als die Protestanten Bildungspolitik Bearbeiten Das Gebiet der Bildungspolitik war Thema der Beratungen am 18 Juli Auch dieses Politikfeld wurde von der Frage des Verhaltnisses von Kirche und Staat uberlagert da fast ausschliesslich die Frage des Religionsunterrichts und der kirchlichen Schulaufsicht strittig war Wahrend die politische Linke den Einfluss der Kirche auf die Schule ganzlich beseitigen wollte warben Zentrum DVP und DNVP fur die Beibehaltung des kirchlichen Einflusses in unterschiedlicher Intensitat Der SPD Abgeordnete Heinrich Schulz und Zentrums Fraktionschef Adolf Grober stellten den Weimarer Schulkompromiss ihrer Fraktionen vor nachdem die Bekenntnisfrage offen gelassen werden solle und in jeder Gemeinde die Eltern selbst uber die Einrichtung von Konfessionsschulen Simultanschulen oder weltlichen Schulen entscheiden sollten Richard Seyfert von der DDP spaterer sachsischer Erziehungsminister sprach sich hingegen fur eine bekenntnisfreie staatliche Schule aus in der alleine der Religionsunterricht getrennt nach Konfessionen unter Verantwortung der Religionsgemeinschaften erteilt werden solle Dagegen wandte sich heftig der DNVP Abgeordnete Gottfried Traub der die Konfessionsschule verteidigte Daneben sprach sich Traub der spater eine der fuhrenden Personen des Kapp Putsches werden sollte dafur aus dass alle Kreise des Volkes eine rein nationale Erziehung erhalten sollten Dagegen unterstutzte der bayerische Zentrumsabgeordnete Martin Irl zwar grundsatzlich die Kompromisslinie zwischen seiner Partei und den Sozialdemokraten forderte aber einige Modifikationen z B die Mindestschulpflicht von acht Jahren betreffend Er konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen Gegen die Entscheidungsfreiheit der Eltern in der Schulfrage sprach sich der DVP Parlamentarier August Beuermann aus weil er furchtete diese wurde den Kulturkampf des 19 Jahrhunderts wieder eroffnen und Zwist zulasten der Kinder in die Gemeinden tragen Verhaltnis von Staat Wirtschaft und Eigentum Bearbeiten Die Debatten am 21 Juli drehten sich um das Verhaltnis von Staat und Wirtschaft Die Mehrheit im Verfassungsausschuss hatte sich dafur ausgesprochen die wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen unter das Primat der Gewahrleistung eines menschenwurdigen Daseins fur alle zu stellen und den Grundsatz der Gerechtigkeit in den Vordergrund des Wirtschaftslebens zu rucken Die wirtschaftliche Freiheit musse eine soziale Funktion erfullen Die Vertragsfreiheit das Eigentum und das Erbrecht sollten dabei zwar gewahrleistet bleiben aber dem Vorbehalt des Gesetzes unterliegen fuhrte der SPD Abgeordnete Hugo Sinzheimer als Berichterstatter des Ausschusses aus Das Wucherverbot und die Nichtigkeit sittenwidriger Rechtsgeschafte sollten dabei Verfassungsrang erhalten Auch fur die Sozialpflichtigkeit des Eigentums und eine grundsatzliche Verankerung der Erbschaftsteuer in der Reichsverfassung hatte sich der Verfassungsausschuss ausgesprochen Ausfluss der Sozialpflichtigkeit war auch die Einfuhrung der Moglichkeiten einer Verstaatlichung von Unternehmen der Beteiligung der offentlichen Hand an der Unternehmensverwaltung und des staatlichen Einspruchs gegen sozialwidrige Unternehmensentscheidungen die der Verfassungsausschuss vorschlug Letzteres Instrument sollte insbesondere gegen Wirtschaftskartelle und Trusts wirken Als Staatsziel wurde im Entwurf die Schaffung eines reichseinheitlichen Arbeitsrechts postuliert Wahrend sich der Ausschuss nicht auf eine verfassungsmassige Absicherung des Streikrechts einigen konnte sollte die Koalitionsfreiheit Verfassungsrang erhalten Ausserdem sollten Arbeiterrate als Interessenvertretungen der Arbeitnehmerschaft und Wirtschaftsrate als gemeinsame Organe von Arbeitnehmern und gebern geschaffen werden ohne die bisherigen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbande zu ersetzen Der Reichswirtschaftsrat sollte ein eigenes Gesetzesinitiativrecht an den Reichstag erhalten In der Aussprache kritisierte der USPD Abgeordnete Alfred Henke den Ausschussentwurf Er bemangelte dass kein sozialistischer Geist durch die Zeilen weht sondern sich die burgerliche Weltanschauung in der Verfassung behaupte Er prophezeite dass die kapitalistische Ausbeutung bleiben werde Dies sei gerade auch deshalb so weil der Verfassungsentwurf das Eigentum an Produktionsmitteln gewahrleiste Die Verfassung habe letztlich das Ziel den Kapitalismus zu erhalten Deshalb durfe die Revolution nicht beendet werden Ohne Rucksicht auf die besitzenden Klassen musse sofort mit der Verwirklichung des Sozialismus begonnen werden Die USPD beantragte daher grosse Teile der Wirtschaftsverfassung zu streichen und festzuschreiben dass die Produktionsmittel und die Warenproduktion vergesellschaftet werden sollten Sie scheiterte jedoch mit ihren entsprechenden Antragen Fur die DVP forderte Rudolf Heinze dass im Falle von Enteignungen uber die Hohe der Entschadigung der Rechtsweg eroffnet werden solle um eine gerichtliche Nachprufung zu ermoglichen Erganzend dazu beantragte das Zentrum dass Enteignungen des Reiches gegenuber Landern Gemeinden und gemeinnutzigen Verbanden ausschliesslich gegen Entschadigung zulassig sein sollten Sein Abgeordneter Johann Leicht begrundete dies damit dass das Eigentum dieser Korporationen ohnehin schon im Dienste der Allgemeinheit stehe weshalb es nicht anginge hier zu entschadigungslosen Enteignungen zu kommen Wahrend sich das Zentrum mit seinem Antrag durchsetzen konnte verfiel der DVP Wunsch nach einer Rechtsweggarantie der Ablehnung Der SPD Abgeordnete Nikolaus Osterroth beantragte fur seine Fraktion festzuschreiben dass alle Bodenschatze und Naturkrafte in Gemeineigentum zu uberfuhren seien Private Regale und Nutzungsrechte daran seien entschadigungslos aufzuheben Den radikaleren Forderungen der USPD widersprach er heftig und hielt Alfred Henke den Satz so stellen wir uns den Sozialismus nicht vor wie manche Leute die aus der Geheimschlachterei ein halbes Schwein nach Hause tragen und glauben das sei Sozialismus entgegen Zudem warf er den Unabhangigen Sozialdemokraten vor sie zerstorten die Einheitsfront der Werktatigen Gegen die Vergesellschaftung der Bodenschatze sprach sich Albrecht Philipp von der DNVP aus der befurchtete uber kurz oder lang konnte jeder Bodenertrag als Bodenschatz angesehen werden und somit auch die Ertrage der Landwirtschaft sozialisiert werden Fur die linksliberale DDP lehnte deren Abgeordneter Fritz Raschig die entschadigungslose Enteignung der Regale und Nutzungsrechte ebenfalls ab seine Fraktion praferiere stattdessen eine Regelung die die Bodenschatze und Naturkrafte lediglich unter Aufsicht des Staates stelle Dieser DDP Antrag wurde in allen Punkten von der Mehrheit abgelehnt Der SPD Antrag die privaten Regale und Nutzungsrechte aufzuheben fand im Gegensatz zur Frage der Kollektivierung der Bodenschatze und Naturkrafte eine knappe Mehrheit 132 Ja Stimmen 118 Nein Stimmen eine Enthaltung August Hampe einziger Abgeordneter der welfisch orientieren Braunschweigisch Niedersachsischen Partei sprach sich gegen die Aufhebung der Fideikommisse aus wie sie der Verfassungsausschuss vorgesehen hatte Der Fideikommiss sei ein gelungener germanischer Rechtsgedanke Seine Abschaffung wurde zu erheblichen Verwerfungen und insbesondere auch zur Abwanderung wichtiger Kulturguter ins Ausland vor allem nach Amerika fuhren Unterstutzt wurde er in dieser Forderung vom hessischen DVP Abgeordneten Johann Becker der insbesondere eine Gefahr fur die mittlere und kleinere Landwirtschaft sah da das Hofer und Anerbenrecht einzelner Lander das den Schutz vor Zersplitterungen der Bauernhofe hatte ebenfalls fideikommissarischen Charakter hatte und durch diese Verfassungsbestimmung ebenfalls gefahrdet sei Der SPD Abgeordnete Simon Katzenstein hingegen verteidigte die Ausschussfassung als notwendig um der Zusammenballung immer grosserer Bodenbestande in den Handen weniger Privater entgegenzuwirken Felix Waldstein von der DDP widersprach insbesondere Becker in der Annahme dass auch das Hofe und Anerbenrecht betroffen sei Er unterstutzte die Aufhebung der Fideikommisse weil diese nur das Ziel hatten dem Untuchtigen Hilfe zu geben statt dem Tuchtigen freie Bahn zu verschaffen Die Antrage auf Erhalt der Fideikommisse wurden samtlich von der Mehrheit abgelehnt Diskussionen gab es auch um den Umgang mit Bodenwertsteigerungen die nicht durch Arbeits oder Kapitaleinsatz verdient wurden Wahrend die Linksparteien diese vollumfanglich dem Staat zugutekommen lassen wollte beantragte Hermann Bruckhoff fur die DDP eine Einschrankung dahingehend dass diese Wertsteigerung lediglich fur die Gesamtheit nutzbar gemacht werden solle Der DDP Antrag wurde auch von der rechtsliberalen DVP unterstutzt wahrend die DNVP noch weitergehend lediglich eine Abschopfung des Wertzuwachses durch Besteuerung zulassen wollte Die Mehrheit der Nationalversammlung folgte hier dem DDP Antrag so dass der Ausschussvorschlag insoweit abgeandert wurde Die DNVP Fraktion beantragte eine Formulierung aufzunehmen nach der der Schutz des Mittelstandes vor Ausbeutung und Aufsaugung eine wichtige Aufgabe von Gesetzgebung und Verwaltung sei Ihr Abgeordneter Wilhelm Bruhn begrundete dies damit dass der Mittelstand durch den Weltkrieg besonders hart getroffen worden sei Zudem bedrohe das Grosskapital die kleinen und mittelstandischen Betriebe besonders Ein Beispiel seien die Warenhausgrundungen die fur den kleinen Einzelhandel verheerend wirkten Nachdem auf Antrag der DDP im DNVP Antrag das Wort Ausbeutung durch Uberlastung geandert worden war wurde der Antrag mehrheitlich angenommen Grossere Diskussionen gab es auch um die verfassungsmassige Verankerung der Arbeiter und Wirtschaftsrate Der DNVP Abgeordnete Clemens von Delbruck sah darin ein Kind der russischen Revolution dem die Deutschnationalen grundsatzlich ablehnend gegenuberstanden Dem Reichswirtschaftsrat konne man aber trotzdem ein Gutes abgewinnen er sei namlich als berufsstandische Kammer des gesamten schaffenden Volkes ein Gegengewicht gegen die Uberspannung des Parlamentarismus und gegen die Herrschaft des Parlaments Anton Erkelenz von der DDP befurwortete zwar die Einfuhrung von Arbeiter und Wirtschaftsraten er lehnte es hingegen ab den Raten Entscheidungs oder Kontrollkompetenzen zu geben sie sollten lediglich beratende Funktion haben Der USPD Abgeordnete Wilhelm Koenen hingegen verlangte ein Vetorecht der Arbeiterrate gegen gesetzliche Entscheidungen Ausserdem mussten in den Wirtschaftsraten die Arbeiter ein Ubergewicht gegenuber den Unternehmern besitzen Gegen beide Vorschlage wandte sich der Zentrumsabgeordnete Franz Ehrhardt der dadurch eine Belastung des gesamten offentlichen Lebens drohen sah Annahme Bearbeiten Am 31 Juli 1919 nahm die Nationalversammlung nach wesentlichen Anderungen am ursprunglichen Entwurf die Weimarer Verfassung mit grosser Mehrheit an Es gab 262 Ja Stimmen von SPD DDP Zentrum 75 Nein Stimmen von DVP DNVP Bayerischem Bauernbund USPD und 1 Enthaltung Somit erhielt die Verfassung eine Zustimmung von 77 5 Prozent Weitere Tatigkeiten Bearbeiten nbsp Eisenbahn Freifahrschein fur die Abgeordneten der Nationalver sammlungSteuern und Finanzen Bearbeiten Die Weimarer Nationalversammlung war nicht nur mit der Ausarbeitung einer Verfassung beschaftigt sondern fungierte zugleich auch als Parlament und ubte dessen legislative Funktion aus So wurde zum Beispiel die gesamte Neuregelung des Finanz und Steuerwesens durch eine programmatische Rede des Reichsministers der Finanzen Matthias Erzberger von der Zentrumspartei am 8 Juli 1919 eingeleitet Die Beratung befasste sich zwar formal lediglich mit der ersten Lesung von zehn Steuergesetzen ging jedoch in ihrer Wirkung weit daruber hinaus Mit der Verabschiedung des Gesetzes uber die Zahlung der Zolle in Gold vom 19 Juli 1919 das mit grosser Mehrheit und nur gegen die Stimmen der USPD verabschiedet wurde wurden die Einfuhrzolle bis auf die 1914 abgeschafften Lebensmittelzolle ihrem tatsachlichen Wert nach wieder auf den Vorkriegsstand gebracht Sonstiges Bearbeiten Mit der Verabschiedung des Reichssiedlungsgesetzes am 19 Juli 1919 wurde ein erster Schritt in Richtung auf eine Landreform getan Am selben Tage wurde auch die Kleingarten und Kleinpachtlandordnung verabschiedet Ab 30 September 1919 tagte die Nationalversammlung im nun sanierten Reichstagsgebaude in Berlin 2 Wahrend des Kapp Putsches wich sie kurzzeitig nach Stuttgart aus und tagte dort am 18 Marz 1920 Die Nationalversammlung loste sich am 21 Mai 1920 auf Nach der Reichstagswahl am 6 Juni 1920 trat der 1 Reichstag an die Stelle der Nationalversammlung Am 13 Januar 1920 wahrend die Nationalversammlung in zweiter Lesung das Betriebsrategesetz verhandelte fand vor dem Reichstagsgebaude eine Demonstration gegen das Gesetz statt Dazu hatten unter anderem die linken Oppositionsparteien USPD und KPD aufgerufen etwa 100 000 Menschen versammelten sich daraufhin Die Wachmannschaft des Gebaudes schoss nach einzelnen Handgreiflichkeiten in die Menge 42 Personen starben uber 100 wurden verletzt Damit handelte es sich um die blutigste Demonstration der deutschen Geschichte 3 Literatur BearbeitenHeiko Bollmeyer Der steinige Weg zur Demokratie Die Weimarer Nationalversammlung zwischen Kaiserreich und Republik Historische Politikforschung Band 13 Campus Verlag Frankfurt am Main New York 2007 ISBN 978 3 593 38445 0 Axel Weipert Vor den Toren der Macht Die Demonstration am 13 Januar 1920 vor dem Reichstag In JahrBuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 11 Jahrgang Heft 2 2012 ISSN 1610 093X S 16 32 Rainer Gruhlich Geschichtspolitik im Zeichen des Zusammenbruchs Die Deutsche Nationalversammlung 1919 20 Revolution Reich Nation Droste Verlag Dusseldorf 2012 ISBN 978 3 7700 5309 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weimarer Nationalversammlung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Rede zur Eroffnung der Nationalversammlung Friedrich Ebert Quellen und Volltexte Text des Reichstagswahlgesetzes vom 30 November 1918 Birte Forster Mareike Konig Hedwig Richter Parlamentarierinnen in der Weimarer Nationalversammlung 1919 Portrats in 280 Zeichen In hypotheses org 26 Juni 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Heiko Holste Die Nationalversammlung gehort hierher In FAZ Bilder und Zeiten Nr 8 10 Januar 2009 Z1 Reichstagsgebaude in der Weimarer Republik Information des Deutschen Bundestags zum Reichstagsgebaude abgerufen am 18 Marz 2017 Zu der Demonstration siehe die ausfuhrliche Untersuchung von Axel Weipert Vor den Toren der Macht Die Demonstration am 13 Januar 1920 vor dem Reichstag In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 11 Jahrgang Heft 2 Berlin 2012 S 16 32 Deutsche Parlamente Deutscher Bund Deutsches Reich 1848 1849 und Erfurter Union Bundestag 1815 1848 und 1850 1866 Frankfurter Nationalversammlung 1848 1849 Erfurter Unionsparlament 1850 Norddeutscher Bund Konstituierender Reichstag 1867 Reichstag 1867 1870 Bundesrat 1867 1870 Deutsches Reich Deutsches Kaiserreich Reichstag 1871 1918 Bundesrat 1871 1918 Weimarer Republik Weimarer Nationalversammlung 1919 1920 Staatenausschuss 1919 Reichstag 1920 1933 Reichsrat 1919 1933 1934 Zeit des Nationalsozialismus Reichstag 1933 1945 1938 umbenannt in Grossdeutscher Reichstag Deutsche Demokratische Republik Volkskammer 1949 1990 Landerkammer 1949 1952 1958 Bundesrepublik Deutschland Bundestag seit 1949 Bundesrat seit 1949 Normdaten Korperschaft GND 37473 8 lobid OGND AKS LCCN n80001215 VIAF 123148361 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weimarer Nationalversammlung amp oldid 228105818