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Das Kabinett Scheidemann war das erste Kabinett der Reichsregierung in der Zeit der Weimarer Republik Es trat am 13 Februar 1919 zum ersten Mal zusammen Es war verantwortlich bis 20 Juni 1919 es folgte das Kabinett Bauer Das Kabinett Scheidemann war mit inneren Unruhen und der Frage nach der Annahme der alliierten Bedingungen des Friedensvertrags von Versailles konfrontiert Da Philipp Scheidemann eine Unterzeichnung ablehnte trat er zuruck Dies bedeutete das Ende des Kabinetts Kabinett ScheidemannErste Reichsregierung der Weimarer RepublikMinisterprasident Philipp ScheidemannWahl 1919Legislaturperiode NationalversammlungErnannt durch Reichsprasident Friedrich EbertBildung 13 Februar 1919Ende 20 Juni 1919Dauer 127 TageVorganger Rat der VolksbeauftragtenNachfolger Kabinett BauerZusammensetzungPartei en SPD Zentrum und DDPReprasentationNationalversammlung 330 423 Erste Kabinettssitzung des Kabinetts Scheidemann am 13 Februar 1919 in Weimar V l Ulrich Rauscher Pressechef der Reichsregierung Robert Schmidt Ernahrung Eugen Schiffer Finanzen Philipp Scheidemann Reichsministerprasident Otto Landsberg Justiz Rudolf Wissell Wirtschaft Gustav Bauer Arbeit Ulrich von Brockdorff Rantzau Auswartiges Eduard David ohne Portefeuille Hugo Preuss Inneres Johannes Giesberts Post Johannes Bell Kolonien Georg Gothein Schatz Gustav Noske Reichswehr Inhaltsverzeichnis 1 Regierungsbildung 2 Kompetenzen 3 Zusammensetzung des Kabinetts 4 Verfassungsordnung 5 Revolutionare Unruhen 6 Sozialisierung der Wirtschaft 7 Kriegsschuldfrage und Friedensvertrag 8 Liste der Kabinettsmitglieder 9 Einzelnachweise 10 QuellenRegierungsbildung BearbeitenAus der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19 Januar 1919 ging die SPD mit 37 9 als starkste Partei hervor Die USPD kam auf 7 6 der Stimmen Die starkste burgerliche Partei war die DDP mit 18 5 Zentrum und Bayerische Volkspartei kamen zusammen auf 19 7 Die DNVP kam auf 10 3 und die DVP auf nur 4 4 1 Gegen die SPD war eine Regierungsbildung kaum denkbar Aber anders als von den einen gehofft und von den anderen befurchtet war eine sozialistische Mehrheitsregierung nicht moglich Eine sozialistische Minderheitsregierung war aber denkbar unrealistisch Diese hatte unter standigem Druck der burgerlichen Opposition gestanden und zudem waren die Gegensatze zwischen SPD und USPD zu gross Denkbar ware auch eine Regierung von SPD und DDP gewesen Aber da die Demokraten befurchteten von dem starkeren Partner dominiert zu werden lehnten sie diese Moglichkeit ab und brachten das Zentrum als dritten Koalitionspartner mit ins Spiel Diese Weimarer Koalition bedeutete die Neuauflage der Zusammenarbeit im letzten Reichskabinett des Prinzen von Baden aus dem Oktober 1918 2 Die SPD machte zur Bedingung dass die Koalitionspartner die ruckhaltlose Anerkennung der republikanischen Staatsform eine Finanzpolitik mit scharfer Heranziehung von Vermogen und Besitz und tiefgreifende Sozialpolitik und Sozialisierung der hierzu geeigneten Betriebe mittragen wurden Mit der DDP wurde die SPD schnell einig Im Zentrum gab es durchaus Stimmen die eine Koalition mit der SPD ablehnten Vor allem Matthias Erzberger ist gelungen eine Mehrheit fur die Beteiligung in der Zentrumsfraktion zu organisieren 3 Vorubergehend setzte nach der Wahl zur Nationalversammlung der Rat der Volksbeauftragten seine Regierung fort bis am 11 Februar Friedrich Ebert zum vorlaufigen Reichsprasidenten ernannt wurde der Philipp Scheidemann mit der Regierungsbildung beauftragte Kompetenzen Bearbeiten Schaubild zum Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt vom 10 Februar 1919In verfassungsrechtlicher Hinsicht unterschied sich die Regierung von ihren Vorgangern und Nachfolgern Sie wurde nach dem Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt gebildet Viele Bestimmungen darin waren unklar Ein grosser Unterschied zu den Vorganger und Nachfolgekabinetten bestand darin dass es sich um ein reines Kollegialorgan handelte Der Ministerprasident hatte keinerlei herausgehobenen Kompetenzen Tatsachlich wurde er nicht einmal im Gesetz erwahnt Erst in dem Erlass des Reichsprasidenten betreffend die Errichtung und Bezeichnung der obersten Reichsbehorden vom 21 Marz 1919 wurde die Position erwahnt Der Reichsministerprasident war daher eigentlich nur Moderator und Diskussionsleiter Im Ubrigen hatte es im Kaiserreich im Grunde nur den Reichskanzler als Reichsminister gegeben Nunmehr waren dessen Kompetenzen auf die verschiedenen Minister aufgeteilt Fur ihre Ministerien waren die Ressortchefs selbst verantwortlich Durch die Konstruktion waren Streitigkeiten zwischen den Ministerien und den Ministern vorprogrammiert Unklar war auch wer die Geschafte des Reiches fuhrte Im Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt war dies der Reichsprasident In dem Erlass vom 21 Marz war dies jedoch das Reichsministerium Die Reichskanzlei war ein blosses Hilfsorgan des Ministerprasidenten und des Kabinetts insgesamt war aber kein Instrument um den Einfluss Scheidemanns gegenuber den anderen Ministern zu erhohen Anfangs war Curt Baake fruher sozialdemokratischer Journalist Leiter der Reichskanzlei Ihm folgte am 3 Marz der Laufbahnbeamte Heinrich Albert 3 Zusammensetzung des Kabinetts Bearbeiten Philipp Scheidemann Ulrich von Brockdorff Rantzau 1918 Hugo Preuss Erzberger 1919 als Abgeordneter der Weimarer NationalversammlungStatt des traditionellen Titels Reichskanzler war Scheidemanns Amtsbezeichnung Prasident des Reichsministeriums oder Reichsministerprasident Die Ernennung Scheidemanns war vollig unumstritten Scheidemann war ein guter Redner aber eher konfliktscheu Er sah sich im Kabinett als eine Art Moderator vermittelte bei Streitigkeiten und erwies sich als pragmatisch und undogmatisch Im Parlament vertrat er die Grundlinien der Regierung und stellte dabei zumeist das Gemeinsame in den Vordergrund 3 4 Es gab hinsichtlich der sozialdemokratischen Minister eine deutliche personelle Kontinuitat zum letzten Rat der Volksbeauftragten Otto Landsberg wurde Justizminister Gustav Noske der wohl umstrittenste sozialdemokratische Politiker war schon im Rat der Volksbeauftragten fur Militarfragen zustandig und ubernahm nun das Reichswehrministerium Rudolf Wissell vom Gewerkschaftsflugel der SPD wurde Reichswirtschaftsminister Problematisch war dass er als solcher einen dogmatischen Kurs mit dem Ziel von strukturellen Veranderungen in Richtung Gemeinwirtschaft verfolgte und damit auf erheblichen Widerstand im Kabinett stiess Auch Gustav Bauer kam aus den Gewerkschaften und hatte sich als Experte fur den Arbeitsschutz hervorgetan Bereits im Kabinett von Max von Baden leitete er das neue Reichsarbeitsministerium dem er auch wahrend der Revolution und in der Regierung Scheidemann vorstand Ahnliches galt auch fur Robert Schmidt der 1918 Unterstaatssekretar im Reichsernahrungsamt gewesen war und nun das Reichsernahrungsministerium ubernahm Eduard David galt vor dem Krieg als einer der fuhrenden Kopfe des revisionistischen Flugels der SPD Er war 1918 Unterstaatssekretar im Auswartigen Amt gewesen und hatte zusammen mit Karl Kautsky begonnen die Kriegsschuldfrage zu untersuchen Als Minister ohne Portefeuille blieben Friedens und Kriegsschuldfrage seine Hauptaufgabe 3 Das Zentrum hatte mit Matthias Erzberger Johannes Bell und Johannes Giesberts drei Minister im Kabinett Scheidemann Matthias Erzberger kam aus den christlichen Gewerkschaften und hatte in der Endphase des Krieges als Staatssekretar und Leiter der deutschen Waffenstillstandskommission eine wichtige Rolle gespielt Als Minister ohne Geschaftsbereich war er weiterhin mit den Friedensverhandlungen betraut und war daruber hinaus eine der zentralen Figuren des Kabinetts Bell ubernahm das Reichskolonialministerium und Giesberts das Reichspostministerium Beide spielten aber kaum eine nennenswerte Rolle in der Regierung 3 Von der DDP gehorten Hugo Preuss Georg Gothein und Eugen Schiffer dem Kabinett an Preuss war Professor fur Staatsrecht und seit November 1918 Staatssekretar im Reichsamt des Inneren Er war mit dem Entwurf der neuen Reichsverfassung beauftragt und war im Kabinett Scheidemann Innenminister Dort spielte er uber selten behandelte Verfassungsfragen hinaus kaum eine Rolle und liess sich bei den Sitzungen meist vertreten Gothein war Handelskammersyndikus gewesen und im Kabinett Scheidemann zunachst Minister ohne Geschaftsbereich dann Reichschatzminister Er spielte im Kabinett eine Rolle als liberales marktwirtschaftliches Gegengewicht zu Wissell Schiffer hatte fruher den Nationalliberalen angehort und hatte schon im Kaiserreich Karriere in der Regierung als Staatssekretar des Reichsschatzamtes gemacht Vor allem als Finanzfachmann weniger als Parteivertreter wurde er ins Kabinett berufen Er trat im April 1919 zuruck Seine Nachfolge trat Bernhard Dernburg an der im Kaiserreich Staatssekretar im Reichskolonialamt gewesen war Obwohl Ulrich Graf Brockdorff Rantzau nicht der DDP angehorte wurde der Berufsdiplomat dieser Partei zugerechnet Er wurde zum Aussenminister berufen Keiner Partei zugeordnet war Oberstleutnant Joseph Koeth als Sachkenner Reichsminister fur wirtschaftliche Demobilmachung Mit dem Ende der Demobilmachung und der Auflosung seines Ministeriums trat er am 30 April 1919 zuruck Der preussische Kriegsminister Oberst Walther Reinhardt gehorte dem Kabinett an hatte aber dort kein Stimmrecht Der Leiter des Marineamtes Vizeadmiral Maximilian Rogge hatte offiziell weder Sitz noch Stimmrecht nahm aber dennoch standig an den Sitzungen teil Nach Auflosung des Reichsmarineamtes und Grundung der Admiralitat trat im Marz 1919 Konteradmiral Adolf von Trotha an seine Stelle und wurde auch offiziell Mitglied des Kabinetts 3 Verfassungsordnung BearbeitenIn die Zeit des Kabinetts Scheidemann fiel die grundlegende Entscheidung uber die zukunftige politische Ordnung Verfassungsfragen spielten in den Kabinettssitzungen aber nur eine geringe Rolle Das Ringen um die Gestalt der Verfassung konzentrierte sich auf die Nationalversammlung und insbesondere auf den Verfassungsausschuss Nur Einzelfragen wie die Ubertragung der Eisenbahnen in Reichsverantwortung oder die Einbeziehung der Arbeiterrate in die Verfassung wurden im Kabinett starker thematisiert Dabei gelang es gegen den Widerstand Bayerns und des preussischen Ministers Wilhelm Hoff die Ubertragung der Eisenbahnen auf das Reich durchzusetzen Die Einbeziehung der Arbeiterrate in die Verfassung war in den vom Kabinett gebilligten Verfassungsentwurfen von Hugo Preuss nicht vorgesehen Aber die Regierung sah sich zeitweise auf Druck der Arbeiter zu Zugestandnissen gezwungen Im Zuge der der Debatte wurde die Frage dann aber immer weiter entscharft Vom Machtanspruch der Rate war im 165 kaum etwas ubrig geblieben 3 Revolutionare Unruhen BearbeitenVordringliche Aufgabe der Regierung war die Sorge um die Lage im Inneren Ein Grossteil der Bevolkerung litt unter der Teuerung und Versorgungsschwierigkeiten In die Zeit des Kabinetts Scheidemann fiel eine zweite revolutionare Phase Es gab separatistische Bewegungen sowohl im Westen wie im Osten des Reiches Problematisch fur die Bekampfung dieser Tendenzen im Rheinland war dass die Regierung in den besetzten Gebieten nur uber einen begrenzten Einfluss verfugte Auch in der Provinz Posen gab es Bestrebungen sich vom Reich zu losen Militarisch war Posen vollig in polnischer Hand Es kam zu Grenzkonflikten und der Regierung drohte die Gefahr dass die deutsche Bevolkerung dort eigenmachtig handeln konnte 3 In grossen Streikwellen versuchten Arbeiter vor allem im Ruhrgebiet zusatzlich zu den Errungenschaften der Novemberrevolution weitere Ziele durchzusetzen Sozialisierungsbewegung im Ruhrgebiet Lohnbewegungen und Forderungen nach Arbeitszeitverkurzung verbanden sich dabei mit grundsatzlichen Fragen der Herbeifuhrung eines Ratesystems oder der Sozialisierung der Industrie Dem grossen Streik im Januar folgten weitere im Februar und April Die Ziele und Trager waren dabei unterschiedlich Eine nicht unbedeutende Rolle spielten dabei Syndikalisten und Kommunisten Da die Bewegungen teilweise mit Gewalttatigkeiten verbunden waren musste es zu einer Konfrontation mit der Regierung Scheidemann kommen Diese setzte dabei zur Bekampfung der vermeintlich bolschewistischen Gefahr nicht zuletzt auf politisch meist weit rechts stehende Freikorps Mit Verhandlungen und Gewalt wurde die Streikbewegung niedergeschlagen 5 Vor allem vom linken Flugel der USPD getragen kam es auch in Mitteldeutschland zu einer Bewegung die eine starkere Mitbestimmung der Arbeiter in den Betrieben forderte Nachdem Verhandlungen gescheitert waren kam es Ende Februar zum Generalstreik an dem sich drei Viertel der Arbeiter in Mitteldeutschland beteiligten Die Regierung reagierte darauf mit einer Doppelstrategie Einerseits liess sie Halle an der Saale militarisch besetzten und andererseits versprach sie den Forderungen durch Einfuhrung von Betriebsraten entgegenzukommen Auf Basis der Empfehlungen der Sozialisierungskommission versprach sie eine Sozialisierung des Kohle und Kalibergbaus durchzufuhren Auf dieser Basis konnte der Generalstreik in Mitteldeutschland Anfang Marz beendet werden 6 Auch in Berlin begann am 4 Marz ein Generalstreik Dieser war aber deutlich politischer als in den beiden anderen genannten Gebieten Hier ging es um die Umsetzung von Beschlussen des Reichsratekongresses Nachdem sich Mehrheitssozialdemokraten USPD und Gewerkschaften vom Streik zuruckgezogen hatten wurde der Streik nur noch von der KPD getragen Vor allem Gustav Noske trug die Verantwortung dafur dass die Berliner Marzkampfe mit Gewalt niedergeschlagen wurden Etwa 1000 Personen fielen den Kampfen zum Opfer darunter auch zahlreiche Unbeteiligte und Unbewaffnete 7 Einmarsch von Regierungstruppen in MunchenIn dieser Zeit entstanden in verschiedenen Teilen des Reiches Raterepubliken die die zentrale Regierung nicht anerkannten Darunter war die Bremer Raterepublik Das bekannteste Beispiel war die Munchner Raterepublik die nach der Ermordung des Ministerprasidenten Kurt Eisner am 21 Februar entstand und verschiedene Phasen durchlief Die erste Phase dauerte vom 7 bis 13 April Die Raterepublik wurde vor allem von Intellektuellen getragen Dem folgte eine kommunistisch dominierte Phase Gegen die drohende Zerschlagung durch die Zentralregierung bildete sich eine Rote Armee Tatsachlich befahl Noske Regierungstruppen und Freikorps gegen die Raterepublik gewaltsam vorzugehen Geschwacht auch durch innere Streitigkeiten ihrer Anhanger wurde die Bewegung von den Truppen niedergeschlagen Dabei verloren hunderte Menschen darunter auch zahlreiche Zivilisten ihr Leben In Munchen gab die Ratebewegung der politischen Rechten und dem Antisemitismus Auftrieb Mit der Niederschlagung der Munchener Raterepublik endete die zweite Phase der Revolution 8 Sozialisierung der Wirtschaft BearbeitenTrotz der Versprechungen der Regierung blieb die konkrete Umsetzung der Sozialisierung eng begrenzt Wichard von Moellendorff Staatssekretar im Reichswirtschaftsministerium legte ein Konzept der Gemeinwirtschaft vor das allerdings nicht so sehr auf sozialistischen sondern konservativen Vorstellungen beruhte Er stellte sich eine zugunsten der Volksgemeinschaft planmassig betriebene und gesellschaftlich kontrollierte Volkswirtschaft vor Dabei sollte das Privateigentum an Produktionsmitteln gewahrt aber offentlich kontrolliert werden Daneben zielte Moellendorf aber gleichzeitig auf die zunachst zeitlich beschrankte Beseitigung des Streikrechts ab Der Minister Rudolf Wissell machte sich dieses Konzept zu Eigen 9 Dagegen erhob sich auch innerhalb des Kabinetts aus unterschiedlichen Grunden heftiger Widerspruch Robert Schmidt argumentierte dass die Vorstellungen nur wenig mit dem Erfurter Programm der SPD zu tun hatte das ausdrucklich die Abschaffung der privaten Produktionsmittel vorsah Fur den Liberalen Georg Gothwein lief das Konzept auf geregelte Planwirtschaft und eine Verewigung der Zwangswirtschaft in kapitalistischer zunftlerischer Form hinaus 10 Konkretisiert wurde die Sozialisierung durch zwei Gesetze zur Kohle und Kaliwirtschaft Dabei wurden die Eigentumsverhaltnisse nicht in Frage gestellt sondern Zwangssyndikate eingefuhrt Im Reichskohlen wie auch im Reichskalirat sassen zwar auch Arbeitnehmervertreter aber die Arbeitgeber hatten dort die Mehrheit Ein weiteres Gesetz zur Sozialisierung wurde von der Nationalversammlung am 13 Marz beschlossen Danach war das Reich befugt Unternehmen per Gesetz in die Gemeinwirtschaft zu uberfuhren Bezeichnend fur den Umgang mit der Sozialisierungsfrage durch die Regierung war dass sie den Bericht der Sozialisierungskommission mit der Empfehlung der Sozialisierung des Kohlebergbaus erst der Nationalversammlung zuleitete als mit der Verabschiedung der genannten Gesetze uber die Sozialisierungsfrage bereits faktisch entschieden worden war 10 Kriegsschuldfrage und Friedensvertrag Bearbeiten Deutsche Friedensunterhandler vor ihrer Abfahrt ins Hotel Trianon Von links Leinert Melchior Giesberts Brockdorff Rantzau Landsberg SchuckingIm Marz 1919 befasste sich das Kabinett in Anwesenheit von Friedrich Ebert mit der Kriegsschuldfrage Mit Blick auf die Friedenskonferenz in Versailles war es nach Meinung des Reichsprasidenten notig zu einer klaren Position zu kommen Dabei sollten die Verfehlungen des kaiserlichen Regimes klar benannt werden und Ebert pladierte sogar fur einen entsprechenden Prozess Die Mehrheit des Kabinetts mit Ausnahme des ehemaligen Nationalliberalen Eugen Schiffer unterstutzte dies Im April befasste sich die Regierung erneut mit der Kriegsschuldfrage nachdem die Untersuchung von Karl Kautsky vorlag Die Akten liessen keinen Zweifel an der Mitschuld Deutschlands am Kriegsausbruch Wahrend Johannes Bell sich gegen eine Veroffentlichung aussprach pladierte Eduard David dafur Scheidemann hat sich an der Diskussion offenbar nicht beteiligt Das Kabinett kam in dieser Frage nicht zu einer Einigung aber der Reichsministerprasident empfahl vorlaufig von einer Veroffentlichung abzusehen Im Juni 1919 erschien ein Weissbuch des Auswartigen Amtes das eher beschonigend war Erst Ende 1919 erschienen die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch ohne in nennenswerter Weise noch das offentliche Urteil beeinflussen zu konnen 11 Fur die Alliierten stand die Kriegsschuld der Deutschen ohnehin fest unklar muss bleiben welche Wirkung eine rechtzeitige Veroffentlichung der Dokumente gehabt hatte In Versailles wurde der deutschen Friedensdelegation am 7 Mai 1919 die Friedensbedingungen der Alliierten ubergeben Die Reichsregierung hatte es im Vorfeld versaumt die Offentlichkeit uber mogliche harte Bedingungen vorzubereiten Die Mehrheit hoffte immer noch auf einen vergleichsweise gunstigen Verstandigungsfrieden und war entsprechend emport uber die harten Bedingungen Dazu gehorten unter anderem erhebliche Gebietsverluste zu Gunsten des neuen polnischen Staates im Osten und im Westen der Verlust von Elsass Lothringen an Frankreich Auch die Kolonien waren endgultig verloren Das deutsche Militarpotential sollte massiv beschnitten werden Fortan sollte die Reichswehr nicht mehr als 100 000 Soldaten umfassen Hinzu kamen noch nicht vollstandig bezifferte Reparationsleistungen Im Artikel 231 des Vertrages wurde Deutschland und seinen Verbundete als Schuldige am Ausbruch des Krieges bezeichnet 12 Die Regierung stand nun vor der schwierigen Frage ob sie diese Bedingungen annehmen sollte oder nicht Anfangs dominierten diejenigen die eine Unterzeichnung des Friedensvertrages ablehnten Die Ablehnungsfront schien das gesamte politische Spektrum von den Deutschnationalen bis hin zur SPD aber auch Gewerkschaften und Arbeitgeber zu umfassen Entsprechend ausserten sich der Reichsaussenminister und auch Scheidemann Dieser sagte in einer Versammlung Welche Hand musste nicht verdorren die sich und uns in diese Fessel legt 13 Im Kabinett lehnten vor allem die Minister der DDP die Friedensbedingungen strikt ab Dem schlossen sich von der SPD Otto Landsberg und Gustav Bauer und vom Zentrum Johannes Giesberts an Dabei spielte die Hoffnung eine Rolle durch eine harte Haltung doch noch eine Milderung bewirken zu konnen Dagegen sprach sich Matthias Erzberger als Leiter der deutschen Friedensdelegation aber auch Eduard David und Gustav Noske aus Sie warnten bei einer Ablehnung vor einer volligen Besetzung Deutschlands 14 Innerhalb der Nationalversammlung zeigten sich die Fraktionen von SPD und Zentrum gespalten Eine knappe Mehrheit der SPD Fraktion erklarte sich am 12 Mai gegen die Annahme der Bedingungen Die Situation geriet in Bewegung als die Alliierten am 16 Juni auf die deutschen Gegenvorschlage antworteten Dabei wurden die Bedingungen nur wenig abgemildert und hinsichtlich der Kriegsschuldfrage wurde die Haltung nicht nur bestatigt sondern verscharft Ausserdem wurde der deutschen Seite eine Frist von funf Tagen eingeraumt in denen eine Entscheidung notig ware Der Aussenminister Ulrich Graf Brockdorff Rantzau und die DDP blieben bei ihrer ablehnenden Haltung Das Zentrum wollte unter Protest zustimmen Vor der SPD Fraktion drohten Scheidemann und Landsberg mit Rucktritt gleichwohl zeichnete sich auch dort eine Zustimmung ab Dahinter stand der Bericht Noskes dass an militarischen Widerstand nicht zu denken sei Auch war die Versorgungslage nach wie vor katastrophal Im Kabinett wurde heftig uber die Frage der Annahme gestritten Dabei waren Befurworter und Gegner einer Annahme gleich stark Als die Konflikte sich im Kabinett am Abend des 19 Juni verharteten traten Scheidemann Brockdorff Rantzau und Landsberg zuruck Dies war das Ende des Kabinetts Scheidemann 15 Liste der Kabinettsmitglieder BearbeitenKabinett Scheidemann 13 Februar 1919 bis 20 Juni 1919Ministerprasident Philipp Scheidemann SPDStellvertreter des Ministerprasidenten Eugen Schiffer bis 19 April 1919 DDP Bernhard Dernburg ab 30 April 1919 DDPAuswartiges Amt Ulrich Graf von Brockdorff Rantzau parteilosInneres Hugo Preuss DDPJustiz Otto Landsberg SPDFinanzen Eugen Schiffer bis 19 April 1919 DDP Bernhard Dernburg ab 30 April 1919 DDPWirtschaft Rudolf Wissell SPDErnahrung Robert Schmidt SPDArbeit Gustav Bauer SPDReichswehr Gustav Noske SPDVerkehr und Kolonien Johannes Bell ZentrumPost Johannes Giesberts ZentrumSchatz Georg Gothein ab 21 Marz 1919 DDPReichsminister ohne Geschaftsbereich Eduard David SPD Matthias Erzberger Zentrum Georg Gothein bis 21 Marz 1919 DDPEinzelnachweise Bearbeiten Das Deutsche Reich Andreas Gonschior Wahl zur Nationalversammlung 1919 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 70f a b c d e f g h Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Kabinett Scheidemann Bd 1 Einleitung II Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 72 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 72 74 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 74f Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 75f Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 78 82 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 84f a b Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 85 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 87f Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 89 91 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 91 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 92 Heinrich August Winkler Weimar 1918 1933 Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 93Quellen BearbeitenDas Kabinett Scheidemann 13 Februar bis 20 Juni 1919 bearbeitet von Hagen Schulze Boppard am Rhein Haraldt Boldt Verlag 1971 Akten der Reichskanzlei 1 OnlineversionVorgangerRegierung DeutschlandsNachfolgerKabinett EbertKabinett Scheidemann 1919Kabinett BauerReichsregierungen des Deutschen Reiches in der Zeit der Weimarer Republik Ebert Scheidemann Bauer Muller I Fehrenbach Wirth I Wirth II Cuno Stresemann I Stresemann II Marx I Marx II Luther I Luther II Marx III Marx IV Muller II Bruning I Bruning II Papen Schleicher Hitler bis 24 Marz 1933 Nationalsozialistische Kabinette Hitler Goebbels Schwerin von KrosigkKabinett Scheidemann 13 Februar 1919 bis 20 Juni 1919 Philipp Scheidemann Ministerprasident SPD Eugen Schiffer DDP Bernhard Dernburg DDP Ulrich Graf von Brockdorff Rantzau parteilos Hugo Preuss DDP Otto Landsberg SPD Rudolf Wissell SPD Robert Schmidt SPD Gustav Bauer SPD Gustav Noske SPD Johannes Bell Zentrum Johannes Giesberts Zentrum Georg Gothein DDP Eduard David SPD Matthias Erzberger Zentrum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kabinett Scheidemann amp oldid 228032127