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WRV ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter WRV Begriffsklarung aufgefuhrt Die Weimarer Verfassung auch Weimarer Reichsverfassung kurz WRV amtlich Die Verfassung des Deutschen Reichs war die am 31 Juli 1919 in Weimar beschlossene am 11 August unterzeichnete und am 14 August 1919 verkundete erste demokratische Verfassung Deutschlands Mit ihr wurde das Deutsche Reich zu einer foderativen Republik mit einem gemischt prasidialen und parlamentarischen Regierungssystem BasisdatenTitel Die Verfassung des Deutschen ReichsKurztitel Weimarer Reichsverfassung Abkurzung WRV Art VerfassungGeltungsbereich Deutsches ReichRechtsmaterie VerfassungsrechtFundstellennachweis 401 2Erlassen am 11 August 1919RGBl S 1383Inkrafttreten am 14 August 1919Ausserkrafttreten De facto durch die Verordnung des Reichsprasidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28 Februar 1933 und das Ermachtigungsgesetz vom 24 Marz 1933Weblink Text der WRV vom 11 August 1919 RGBl 1919 S 1383Bitte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung beachten Die Schluss Seite der Weimarer Reichsverfassungsurkunde mit den Unterschriften Friedrich Eberts und der Mitglieder der Regierung BauerDie Verkundung der Verfassung des Deutschen Reichs im Reichsgesetzblatt am 14 August 1919Die Weimarer Verfassung loste das am 10 Februar 1919 erlassene Gesetz uber die vorlaufige Reichsgewalt ab das die wichtigsten kunftigen Verfassungsorgane und ihre Zustandigkeiten beschrieb Manche ihrer Artikel waren an die Paulskirchenverfassung von 1849 angelehnt Manche flossen ihrerseits in das heute geltende Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland ein Nach dem Ort ihrer Verabschiedung wird das Deutsche Reich fur die Dauer seiner demokratischen Periode von 1919 bis 1933 als Weimarer Republik bezeichnet Der 11 August nahm in den Folgejahren den Charakter eines Nationalfeiertags an wenngleich er diesen Status nie offiziell erhielt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Verfassung 1 1 Ursprunge 1 2 Zum Namen der Verfassung 1 3 Der Prozess der Verfassungsgebung 1 4 Fortgeltung der Verfassung nach 1933 2 Inhalt der Verfassung 2 1 Aufbau der Weimarer Verfassung 2 2 Zustandigkeiten des Reichs 2 2 1 Gesetzgebung 2 2 2 Regierung und Verwaltung 2 2 3 Rechtsprechende Gewalt 2 3 Staatsorgane 2 3 1 Reichstag 2 3 2 Reichsprasident 2 3 3 Reichsregierung 2 3 4 Reichsrat 2 3 5 Staatsgerichtshof 2 4 Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen 2 4 1 Erster Abschnitt Die Einzelperson 2 4 2 Zweiter Abschnitt Das Gemeinschaftsleben 2 4 3 Dritter Abschnitt Religion und Religionsgesellschaften 2 4 4 Vierter Abschnitt Bildung und Schule 2 4 5 Funfter Abschnitt Das Wirtschaftsleben 2 4 6 Ubergangs und Schlussbestimmungen 3 Bewertung 4 Verfassungstag 5 Einordnung in die deutsche Verfassungstradition 5 1 Vergleich mit der Reichsverfassung von 1867 1871 5 2 Einfluss auf das Grundgesetz 5 3 Vergleich mit dem Grundgesetz 5 4 Vergleich mit den DDR Verfassungen 6 Philatelistisches 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte der Verfassung BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Die Deutsche Revolution 1848 49 war Teil einer europaweiten Revolutionsbewegung In ihr kam der Widerstand gegen die vorherrschende monarchische Ordnung nach der Restauration zum Ausdruck In ihrem Gefolge wurde die Verfassung des geplanten Deutschen Reichs am 27 Marz 1849 in der Paulskirche in Frankfurt am Main von der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung nach langen Diskussionen beschlossen Amtlich verkundet wurde sie einen Tag spater Aufgrund des Tagungsortes der Nationalversammlung wird sie als Paulskirchenverfassung oder auch Frankfurter Reichsverfassung bezeichnet Die Paulskirchenverfassung sah die Schaffung einer Erbmonarchie mit konstitutionellen Zugen vor Zu diesem Zweck trug die Kaiserdeputation dem preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV die deutsche Kaiserkrone an Dieser berief sich auf das Gottesgnadentum und lehnte ab Damit scheiterte die Verfassung des Paulskirchenparlaments Am 16 April 1871 trat die Bismarcksche Reichsverfassung als Verfassung des neu gegrundeten Deutschen Reiches in Kraft Sie ging aus der Verfassung des Norddeutschen Bundes von 1867 hervor die zunachst am 1 Januar 1871 durch eine Verfassung des Deutschen Bundes gleichen Inhaltes ersetzt worden war Die von Otto von Bismarck gepragte Verfassung besass keinen Grundrechtsteil sondern beschrankte sich auf Bestimmungen fur die Zustandigkeiten der einzelnen staatlichen Organe Sie sah ausserdem weiterhin die damals in Europa ubliche konstitutionelle Monarchie als Staatsform vor 2 Die Bismarcksche Reichsverfassung wurde erst durch das Inkrafttreten der Weimarer Verfassung 1919 abgelost die sich an der Paulskirchenverfassung orientierte und wieder einen Grundrechtsteil enthielt Staatstheoretisch wurde die Weimarer Verfassung von der Parlamentarismustheorie Robert Redslobs beeinflusst die uber den Vater der Weimarer Verfassung Hugo Preuss konkreten Eingang in den Verfassungstext erhielt Zum Namen der Verfassung Bearbeiten Die offizielle Bezeichnung fur das Dokument lautet Verfassung des Deutschen Reichs Um es begrifflich von der offiziell genauso genannten Bismarckschen Reichsverfassung abzugrenzen wird es in Geschichtswissenschaft und Publizistik nach seinem Entstehungsort Weimar als Weimarer Verfassung oder Weimarer Reichsverfassung bezeichnet Der Prozess der Verfassungsgebung Bearbeiten nbsp Wahlaufruf auf der Titelseite des Illustrierten Blatts Januar 1919 Deutsche Schafft nach innen und aussen Klarheit nbsp Gedenktafel am Deutschen Nationaltheater Weimar gestaltet von Walter Gropius 1921 3 Am 19 Januar 1919 fanden die Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung statt Frauen besassen sowohl das aktive als auch passive Wahlrecht Die Sitze wurden nach dem Verhaltniswahlrecht verteilt Die SPD war die starkste Fraktion und bildete mit dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei DDP die so genannte Weimarer Koalition Am 6 Februar 1919 trat die Nationalversammlung das erste Mal im Deutschen Nationaltheater in Weimar zusammen Berlin war nicht der Tagungsort weil dort Unruhen die Unabhangigkeit und Sicherheit der Abgeordneten gefahrdeten Die Wahl Weimars war wohl auch als Zeichen fur die Anknupfung an die Humanitatsideale der Weimarer Klassik gemeint hatte aber vor allem militarische Grunde das zuerst vorgesehene Erfurt ware im Angriffsfall schlechter zu verteidigen gewesen Am ersten Entwurf fur eine Verfassung war der Staatssekretar des Reichsamts des Inneren und spatere Reichsminister des Innern Hugo Preuss massgeblich beteiligt nachdem die zwischenzeitlichen Erwagungen des Rats der Volksbeauftragten Max Weber in dieses Amt zu berufen nicht umgesetzt wurden Da fast alle politischen Strukturen der Kaiserzeit wie zum Beispiel der Bundesrat die in der Reichsverfassung von 1871 festgeschrieben waren wegfielen oder bedeutungslos wurden kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Parteien die Anhanger der Monarchie waren und denen welche die Republik befurworteten Am 31 Juli 1919 beschloss die Nationalversammlung die Verfassung in ihrer endgultigen Form mit 262 zu 75 Stimmen dabei waren 84 Abgeordnete abwesend Am 11 August 1919 unterzeichnete Reichsprasident Friedrich Ebert die Weimarer Verfassung in Schwarzburg Sie trat mit ihrer Verkundung am 14 August 1919 in Kraft RGBl 1919 S 1383 Der 11 August wurde zum Nationalfeiertag der Weimarer Republik weil er an die Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland erinnern sollte Fortgeltung der Verfassung nach 1933 Bearbeiten Die Weimarer Verfassung galt auch nach der Machtergreifung der NSDAP am 30 Januar 1933 formell fort Sie wurde jedoch durch verfassungsdurchbrechende Gesetze und Verordnungen weitgehend ausser Kraft gesetzt 4 zunachst durch die Verordnung des Reichsprasidenten zum Schutz von Volk und Staat besser bekannt als Reichstagsbrandverordnung vom 28 Februar 1933 Die Verordnung annullierte die 81 Mandate der Kommunistischen Partei Deutschlands und machte den Weg frei fur die notwendige Zweidrittelmehrheit zur Verfassungsanderung die das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich Ermachtigungsgesetz ermoglichten Das zunachst auf vier Jahre befristete Gesetz wurde am 23 Marz 1933 verabschiedet und spater mehrmals verlangert Den Schlussstrich zog das von der Reichsregierung Hitler am 1 August 1934 erlassene Gesetz uber das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches 5 dessen 1 das Amt des Reichsprasidenten mit dem des Reichskanzlers vereinigte und festhielt dass mit dem Ableben Paul von Hindenburgs alle bisherigen Befugnisse des Reichsprasidenten auf den Fuhrer und Reichskanzler Adolf Hitler ubergehen Mit diesem Gesetz hat Hitler sich der Instanz des Reichsprasidenten mit Hindenburgs Tod am 2 August 1934 entledigt die ihn gem Art 53 WRV hatte sturzen und damit die Ruckkehr zur WRV herbeifuhren konnen 6 Die Vereinigung beider Amter haben in einer Volksabstimmung uber das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs am 19 August 1934 dem offiziellen Ergebnis zufolge fast 90 der Abstimmenden bejaht Fuhrende Kommentatoren der NS Zeit haben bereits 1933 die Weimarer Verfassung als ausser Kraft gesetzt betrachtet und das Ermachtigungsgesetz als Vorlaufiges Verfassungsgesetz des neuen Deutschlands bezeichnet Den Ubergang der verfassungsgebenden Gewalt auf die Reichsregierung und damit die Beseitigung dessen Vorbehaltes dass Reichsrat und Reichstag unangetastet bleiben regelte dann Artikel 4 des Gesetzes uber den Neuaufbau des Reichs vom 30 Januar 1934 Nach dieser Betrachtungsweise ist die Weimarer Verfassung gegenstandslos geworden 7 Auch mit der Ubernahme der Regierungsgewalt durch den Alliierten Kontrollrat am 5 Juni 1945 blieb die Weimarer Verfassung weiterhin ausser Funktion Durch das Grundgesetz das am 23 Mai 1949 mit der Grundung der Bundesrepublik Deutschland in Kraft trat wurde die WRV nicht explizit aufgehoben Gem Art 140 GG sind die Bestimmungen zu Religion und Religionsgesellschaften der Art 136 137 138 139 und 141 WRV vom 11 August 1919 Bestandteil des Grundgesetzes Dazu der ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio Formell und ausdrucklich wurde die Verfassung nie ausser Kraft gesetzt weder durch die Naziherrschaft noch durch alliiertes Besatzungsrecht Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes das eine vollgultige Verfassung ist muss aber nach allgemeinen Prinzipien der Verfassungsablosung durch neue Verfassungsgebung siehe Art 146 GG hier vom spatesten Zeitpunkt eines auch formellen Ausserkrafttretens der Weimarer Verfassung ausgegangen werden 8 Gem Art 123 Abs 1 GG gilt ausserdem Art 109 Abs 3 Satz 2 WRV bezuglich der namensrechtlichen Behandlung von Adelsbezeichnungen als einfaches Bundesrecht fort Danach gelten Adelsbezeichnungen nur als Teil des Namens und durfen nicht mehr verliehen werden 9 10 Inhalt der Verfassung BearbeitenDie Verfassung war der deutschen Verfassungstradition gemass funktional in drei Teile aufgeteilt Einerseits wurde im Aussenverhaltnis die Zustandigkeit des Reichs von der Zustandigkeit der Reichslander die ehemaligen Bundesstaaten des Kaiserreichs abgegrenzt Verbandszustandigkeit des Reiches Andererseits stellte die Verfassung ein Organisationsstatut dar in dem die Staatsorgane des Reichs benannt und ihre Kompetenzen untereinander festgesetzt wurden Organzustandigkeit Soweit die Vorschriften der Reichsverfassung die Organzustandigkeit regelten stellte die Verfassung Binnenrecht dar Eine dritte Art von Vorschriften regelte das Verhaltnis zwischen den Burgern und dem Staat Anders als die Bismarcksche Reichsverfassung enthielt die Weimarer Reichsverfassung im zweiten Hauptteil einen umfassenden Grundrechtskatalog Zunachst werden die Zustandigkeiten des Reichs dargestellt danach ein Uberblick uber die Staatsorgane Reichstag Reichsprasident und Reichsregierung Reichsrat Staatsgerichtshof und ihre Kompetenzen gegeben Zuletzt wird auf das Verhaltnis zwischen Burgern und Reich eingegangen Grundrechte Grundpflichten Aufbau der Weimarer Verfassung Bearbeiten nbsp Bucheinband der Weimarer VerfassungPraambel Erster Hauptteil Aufbau und Aufgaben des Reichs Erster Abschnitt Reich und Lander Zweiter Abschnitt Der Reichstag Dritter Abschnitt Der Reichsprasident und die Reichsregierung Vierter Abschnitt Der Reichsrat Funfter Abschnitt Die Reichsgesetzgebung Sechster Abschnitt Die Reichsverwaltung Siebter Abschnitt Die Rechtspflege Zweiter Hauptteil Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen Erster Abschnitt Die Einzelperson Zweiter Abschnitt Das Gemeinschaftsleben Dritter Abschnitt Religion und Religionsgesellschaften Vierter Abschnitt Bildung und Schule Funfter Abschnitt Das Wirtschaftsleben Ubergangs und SchlussbestimmungenZustandigkeiten des Reichs Bearbeiten Die Verfassung folgt dem Prinzip der begrenzten Einzelermachtigung Wo nicht das Reich durch die Verfassung ausdrucklich fur zustandig erklart wurde waren die Reichslander berufen im Zweifel fur die Reichslander Die Zustandigkeiten des Reichs wurden aber im Vergleich zu der Bismarckschen Reichsverfassung erheblich ausgeweitet Gesetzgebung Bearbeiten Das Reich konnte nur dort gesetzgeberisch tatig werden wo die Verfassung ihm ausdrucklich einen Titel zusprach Dabei wurde zwischen Gesetzgebungstiteln unterschieden auf deren Sachgebiet nur das Reich regulierend tatig werden durfte Art 6 WRV ausschliessliche Gesetzgebung Titeln bei denen die Lander Recht setzen konnten soweit das Reich nicht tatig geworden ist Art 7 f WRV sog konkurrierende Gesetzgebung und Titeln auf die das Reich nur bei dem Bedurfnis einer reichseinheitlichen Regelung ein Gesetz stutzen durfte Art 9 WRV Auch war eine Rahmengesetzgebungskompetenz in Art 10 WRV vorgesehen Soweit das Reich Gesetze erlassen hatte brach Reichsrecht das Landesrecht das Landesrecht wurde insoweit nichtig Umfasste die ausschliessliche Gesetzgebung noch Bereiche die traditionell dem Reiche oblagen Staatsvertrage und Kolonialwesen Staatsangehorigkeit Freizugigkeit im Reichsgebiet Ein und Auswanderung Auslieferung Wehrrecht Munzwesen Zollrecht einschliesslich die Einheit des Zoll und Handelsgebietes und der Freizugigkeit des Warenverkehrs Post und Fernmeldewesen ging die konkurrierende Gesetzgebung weit uber das Gewohnte hinaus Neben den tradierten Gegenstanden des Reichsrechts Justizpolitik Burgerliches Recht Handelsrecht Strafrecht Prozessrecht und Strafvollstreckungsrecht Innenpolitik Passrecht Fremdenpolizei Press Vereins Versammlungswesen Sozial und Arbeitspolitik Arbeitsrecht Sozialversicherungen Einrichtung beruflicher Vertretungen fur das Reichsgebiet Verkehrspolitik Seeschifffahrt Eisenbahn Binnenschifffahrt Fahrzeugverkehr zu Lande im Wasser und in der Luft Wirtschaftspolitik Versicherungswesen Bankwesen Borsenwesen Gewerberecht Vergesellschaftung Enteignungsrecht Handel das Mass und Gewichtswesen die Ausgabe von Papiergeld waren Gesetzgebungskompetenzen bezuglich des Armenwesens der Wandererfursorge der Fursorge fur die Kriegsteilnehmer und ihre Hinterbliebenen Einrichtung beruflicher Vertretungen fur das Reichsgebiet Strassenbau Bergbau Gesundheitswesen Veterinarwesen Verkehr mit Nahrungs und Genussmitteln Kustenfischerei Pflanzenschutz Theater und Lichtspielwesen und insbesondere uber das Abgabenrecht Steuern und Beitrage einschliesslich des dazugehorenden Verfahrensrechts neu Politisch bedeutete diese Zustandigkeit des Reichs fur die Lander dass das Reich nicht mehr ihr Kostganger war sondern es nunmehr die Moglichkeit hatte die eigenen Einnahmen festzulegen Es konnte sogar diejenigen Steuern bestimmen welche den Landern zuflossen Das Reich hatte dabei lediglich auf die Lebensfahigkeit der Lander Rucksicht zu nehmen Machtpolitisch bedeutend konnte auch die Bedurfnisgesetzgebung uber das Ordnungs und Polizeirecht sein von dem das Reich allerdings keinen Gebrauch machte Daher blieb das Landerpolizeirecht bestehen Selbst in traditionellen Landerangelegenheiten wie der Schul und Hochschulpolitik konnte das Reich Rahmengesetze erlassen Die Rahmengesetzgebung erstreckte sich auch auf die Rechte und Pflichten der Religionsgesellschaften das wissenschaftliche Buchereiwesen das Recht der Beamten der Lander und sonstigen Korperschaften das Bodenrecht die Bodenverteilung das Ansiedlungs und Heimstattenwesen die Bindung des Grundbesitzes das Wohnungswesen die Bevolkerungsverteilung und das Bestattungswesen Vollig neu waren die Elemente der direkten Demokratie in der Weimarer Verfassung Uber Volksbegehren und Volksentscheid hatte das Volk die Moglichkeit auf die Gesetzgebung einzuwirken Gemass Artikel 73 Absatz 3 war ein Volksentscheid durchzufuhren wenn mindestens 10 der Wahlberechtigten einen solchen mit einem Volksbegehren verlangte Der Reichstag konnte einen Volksentscheid durch unveranderte Verabschiedung eines Gesetzes mit dem Inhalt des Volksbegehrens abwehren Durch Volksentscheid konnte ein Beschluss des Reichstags nur ausser Kraft gesetzt werden wenn sich die Mehrheit der Wahlberechtigten an der Abstimmung beteiligte Der Reichsprasident konnte bestimmen dass ein Gesetz durch einen Volksentscheid bestatigt werden musste Art 73 Regierung und Verwaltung Bearbeiten Die Reichsverwaltung folgt zunachst der deutschen Verfassungstradition Reichsgesetze werden durch die Behorden der Lander ausgefuhrt Danach war scheinbar die Gesetzgebungszustandigkeit gegenuber der Verwaltungszustandigkeit uberschiessend geregelt Landesgesetze wurden durch die Lander in eigenen Angelegenheiten ausgefuhrt das Gleiche galt fur Reichsgesetze es sei denn die Reichsverfassung sah einen Vollzug durch Reichsbehorden vor Vollig abweichend von der Bismarckschen Reichsverfassung und dem Grundgesetz der heutigen Verfassung Deutschlands konnte das Reich aber durch einfaches Reichsgesetz die Vollzugszustandigkeit an sich ziehen Art 14 WRV Ein solches Reichsgesetz loste noch nicht einmal die Zustimmungspflicht des Reichsrats aus Damit stand dem Reich die politische Macht zu durch Reichsgesetz den Vollzug von Reichsrecht mit der Gesetzgebungszustandigkeit des Reiches gleichzuschalten Die Aufsicht uber die Ausfuhrung von Reichsgesetzen durch die Lander stand der Reichsregierung zu Die Reichsregierung konnte fur die Gesetze die durch die Lander ausgefuhrt wurden mit Zustimmung des Reichsrats Verwaltungsvorschriften erlassen Sie konnte Landesbehorden anweisen Zum Zwecke der Aufsicht konnte sie zu den obersten Landesbehorden und mit deren Zustimmung zu den mittleren und unteren Behorden Beauftragte entsenden Eine einheitliche Reichsverwaltung von Verfassung wegen bestand z B fur den Auswartigen Dienst die Zoll und Verbrauchssteuerverwaltung das Post und Fernmeldewesen die Reichsbahn die Reichswasserstrassenverwaltung Die Abgabenverwaltung war allerdings Landersache Das Reich konnte jedoch den Landern Weisungen hinsichtlich der Durchfuhrung der Reichsabgabengesetze machen und Kontrollbehorden einrichten Rechtsprechende Gewalt Bearbeiten Den Landern blieb nur bei der Rechtsprechung die gewohnte Zustandigkeit Die Lander waren Gerichtsherren soweit nicht das Reich von Verfassungs wegen Gerichtsherr war Durch einfaches Reichsgesetz konnte sich das Reich nicht die Zustandigkeit fur die Gerichte schaffen Nach der Verfassung war ein Reichsgericht vorgesehen es wurde auch ein Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich eingerichtet Die bisher bestehende Militargerichtsbarkeit des Reiches wurde zugunsten der ordentlichen Gerichtsbarkeit aufgelost Auch sollten sowohl beim Reich wie bei den Landern Verwaltungsgerichte bestehen Ein Reichsverwaltungsgericht wurde allerdings erst 1942 ins Leben gerufen Staatsorgane Bearbeiten nbsp Die Verfassung der Weimarer RepublikDas Deutsche Reich hatte nach der Weimarer Reichsverfassung den Reichstag den Reichsprasidenten die Reichsregierung den Reichsrat und den Staatsgerichtshof als Staatsorgane Das Reich handelte durch seine Staatsorgane Durch Artikel 1 der Verfassung wurde die neue Staatsform einer Republik konstituiert Die Wahl von Reichstag und Reichsprasident durch das Deutsche Volk die Moglichkeit des Volkes uber Volksentscheid und Volksbegehren auf die Gesetzgebung einzuwirken bildete die vom Volk ausgehende Staatsgewalt in Form einer gemischt reprasentativ plebiszitaren Demokratie Volkssouveranitat Auch das betonte Art 1 WRV noch einmal Jedes Land das Bestandteil des Deutschen Reichs ist muss eine freistaatliche Verfassung haben und seine Volksvertretung muss in einer allgemeinen gleichen unmittelbaren und geheimen Verhaltniswahl von Mannern und Frauen bestimmt werden Art 17 WRV damit wurde gesichert dass die innere Grundstruktur von Reich und Landern gleich ist Reichstag Bearbeiten Das wichtigste Organ war der vom Volk gewahlte Reichstag welcher die Gesetzgebung legislative Gewalt ausubte und die Reichsregierung uberprufte Die Moglichkeit eines Misstrauensvotums pragte den Parlamentarismus Der Reichstag wurde auf vier Jahre gewahlt Es wurde das Prinzip der Verhaltniswahl angewandt das heisst die Zusammensetzung des Parlaments entsprach genau dem Verhaltnis der abgegebenen Stimmen Schon unter der Reichsverfassung von 1871 herrschte ein gleiches Wahlrecht Die Abgeordneten die in allgemeiner geheimer gleicher und unmittelbarer Verhaltniswahl von Personen uber 20 Jahren bestimmt werden Art 22 sind als Vertreter des Volkes nur ihrem Gewissen unterworfen und nicht an Auftrage gebunden Art 21 Der Reichstag kann gemass Artikel 25 vom Reichsprasidenten aufgelost werden jedoch nur einmal aus dem gleichen Anlass Jedoch kann der Reichstag mit einer Zweidrittelmehrheit eine Volksabstimmung uber die Absetzung des Reichsprasidenten beschliessen Art 43 Ausserdem wurde festgesetzt dass die Reichsverfassung durch den Reichstag nur bei Anwesenheit von mindestens zwei Dritteln der gesetzlichen Mitgliederzahl mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der Anwesenden oder durch eine Mehrheit der Stimmberechtigten bei einem Volksentscheid der auf Grund eines Volksbegehrens stattfindet geandert werden kann Art 76 Die verfassungsandernde Gewalt war inhaltlich vollkommen frei sie war insbesondere nicht an bestimmte Staatsstrukturgrundbestimmungen z B Gewaltenteilung Foderalismus usw gebunden Die Verfassungsanderung musste nicht in der Verfassung selbst erfolgen sondern konnte auch im Wege von Einzelgesetzen mit Verfassungsrang vorgenommen werden Verfassungsanderungen konnten zeitlich befristet werden Diese weitgehende Freiheit des Reichstags versetzte ihn in die Lage zeitlich befristete Verfassungsanderungen in Einzelgesetzen zu beschliessen welche eine Ubertragung der Gesetzgebungsbefugnis auf die Reichsregierung vorsahen Ermachtigungsgesetz Reichsprasident Bearbeiten Der Reichsprasident wird vom ganzen deutschen Volke gewahlt Er muss mindestens 35 Jahre alt sein Art 41 Die Amtszeit des Reichsprasidenten betragt sieben Jahre der Reichstag kann mit einer Zweidrittelmehrheit eine Volksabstimmung uber die Absetzung des Reichsprasidenten beschliessen Art 43 Der Reichsprasident ist volkerrechtlicher Vertreter des Reiches Art 45 Oberbefehlshaber uber die gesamte Wehrmacht des Reichs Art 47 Er kann zur Wiederherstellung des Reichsfriedens Grundrechte ausser Kraft setzen und die zur Wiederherstellung der offentlichen Sicherheit und Ordnung notigen Massnahmen treffen Art 48 Abs 2 Letztere Kompetenz wurde in Staatspraxis und Rechtswissenschaft als Befugnis verstanden Notverordnungen zu erlassen Um die Macht des Parlaments einzuschranken wurde das Amt des Reichsprasidenten mit weit reichenden Kompetenzen ausgestattet Er war in seiner Position mit dem starken Staatsoberhaupt der konstitutionellen Monarchie vergleichbar Ersatzkaiser Der Reichsprasident ernannte und entliess die Mitglieder der Reichsregierung reprasentierte das Volk ernannte auf Vorschlag des Reichsrates Richter und hatte den Oberbefehl uber die Reichswehr Besonders die Art 25 Auflosung des Reichstags und 48 Recht bei Gefahrdung der Ordnung Grundrechte ausser Kraft zu setzen zeigten sehr deutlich seine starke Machtposition Reichsregierung Bearbeiten Die Reichsregierung bestand aus dem Reichskanzler und den von diesem vorgeschlagenen Reichsministern die wie auch der Kanzler selbst vom Reichsprasidenten ernannt Art 52 und 53 und nicht vom Reichstag gewahlt wurden Die Reichsregierung bildete ein echtes Kollegialorgan innerhalb dessen jeder Reichsminister innerhalb seines Sachgebiets selbstandig entschied Ressortprinzip Nach Art 56 Satz 2 WRV leitete jeder Reichsminister den ihm anvertrauten Geschaftszweig selbstandig und unter eigener Verantwortung gegenuber dem Reichstag Die Reichsminister hatten der Reichsregierung alle Gesetzentwurfe ferner Angelegenheiten fur welche Verfassung oder Gesetz dieses vorschreiben sowie Meinungsverschiedenheiten uber Fragen die den Geschaftsbereich mehrerer Reichsminister beruhrten zur Beratung und Beschlussfassung zu unterbreiten Fur grundsatzliche Fragen und Angelegenheiten der Abstimmung zwischen den Ressorts war der Reichskanzler im Rahmen seiner Richtlinienkompetenz zustandig Art 56 Satz 1 WRV Alternativ konnte auch das Kabinett mit Stimmenmehrheit entscheiden bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Reichskanzlers Art 58 WRV Die Reichsregierung gab sich mit Genehmigung des Reichsprasidenten eine Geschaftsordnung Die Reichsregierung hatte ein Gesetzesinitiativrecht im Reichstag Auch im Reichsrat besass sie ein Antragsrecht Sie war uberdies oberste Aufsichtsbehorde fur die Ausfuhrung der Reichsgesetze durch die Lander Die Reichsregierung konnte mit Zustimmung des Reichsrats einheitliche Verwaltungsvorschriften erlassen Sie konnte sogar allgemeine Anweisungen an die Landerbehorden betreffend die Ausfuhrung von Reichsgesetzen im Einzelfall geben Sie war ermachtigt zur Uberwachung der Ausfuhrung der Reichsgesetze zu den Landeszentralbehorden und mit ihrer Zustimmung zu den unteren Behorden Beauftragte zu entsenden Sowohl der Reichskanzler als auch die Reichsminister mussen zurucktreten wenn der Reichstag ihnen das Vertrauen entzieht Art 54 Diese Vorschrift welche ein parlamentarisches Regierungssystem zur Folge hatte fand ihre Vorlauferregelung in der Oktoberverfassung Uber dieses destruktive Misstrauensvotum konnte der Reichstag jeden einzelnen Reichsminister und nicht nur die Reichsregierung insgesamt sturzen ohne dass fur eine neue Reichsregierung oder fur einen neuen Reichsminister im Reichstag eine parlamentarische Mehrheit vorhanden ware In der Praxis wurde dieses destruktive Misstrauensvotum von der NSDAP und der KPD ab dem Zeitpunkt ab welchem die Weimarer Koalition keine parlamentarische Mehrheit mehr hatte genutzt um die Regierungen zu sturzen ohne dass die fahig gewesen waren gemeinsam eine Koalitionsregierung zu bilden Art 54 trug wesentlich zur Destabilisierung der Republik bei was sich in insgesamt 21 Regierungen der Weimarer Republik ausserte Reichsrat Bearbeiten Als weiteres Verfassungsorgan wurde der Reichsrat gebildet Er vertrat die Lander bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Reichs Art 60 WRV Die Anzahl der Stimmen der einzelnen Lander war abhangig von der Grosse und Einwohnerzahl des Landes Art 61 Abs 1 WRV Allerdings durfte nach Art 61 Abs 1 S 4 WRV kein Land durch mehr als zwei Funftel aller Stimmen vertreten sein Dies hatte zur Folge dass Preussen lediglich 26 der insgesamt 66 Stimmen erhielt Bei strikter Durchfuhrung des proportionalen Prinzips hatten Preussen 53 Stimmen zugestanden An zweiter Stelle stand Bayern mit 11 Stimmen Der Reichsrat setzte sich nach Art 63 Abs 1 S 1 WRV aus Vertretern der Landesregierungen zusammen Jedoch wurde gem Art 63 Abs 1 S 2 WRV die Halfte der preussischen Stimmen nach Massgabe eines Landesgesetzes von den preussischen Provinzialverwaltungen bestellt Somit entsandte die preussische Staatsregierung lediglich 13 Vertreter wohingegen die restlichen 13 Stimmen durch je einen Vertreter der 13 preussischen Provinzen wahrgenommen wurden Die Vertreter der Landesregierungen besassen ein imperatives Mandat wahrend die Vertreter der preussischen Provinzen uber ein freies Mandat verfugten Artikel 61 Abs 2 sah vor dass Deutschosterreich nach seinem Anschluss an das Deutsche Reich was am Ende nicht geschehen ist das Recht der Teilnahme am Reichsrat erhielt Der Reichsrat besass das Recht sein Veto gegen die Beschlusse des Reichstags einzulegen Ausserdem durfte er Vorschlage fur die Besetzung des Reichsgerichts machen Er hatte im Gegensatz zu Reichsprasident und Reichstag nur einen sehr geringen Anteil an der Macht in der Weimarer Republik allgemein wird er als schwacher bewertet als der Bundesrat im Kaiserreich bzw in der Bundesrepublik Staatsgerichtshof Bearbeiten Nach Massgabe eines Reichsgesetzes wurde ein Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich errichtet Der Staatsgerichtshof war zustandig insbesondere fur Verfassungsstreitigkeiten innerhalb eines Landes in dem kein Gericht zu ihrer Erledigung besteht sowie uber Streitigkeiten nichtprivatrechtlicher Art zwischen verschiedenen Landern oder zwischen dem Reiche und einem Lande auf Antrag eines der streitenden Teile Ferner war der Staatsgerichtshof fur die Prasidenten Reichskanzler oder Ministeranklage auf Antrag des Reichstags mit der Behauptung zustandig dass der Reichsprasident der Reichskanzler oder ein Reichsminister schuldhaft die Reichsverfassung oder ein Reichsgesetz verletzt habe Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen Bearbeiten Erster Abschnitt Die Einzelperson Bearbeiten Der erste Abschnitt des Zweiten Hauptteiles erklart die Gleichheit aller Deutschen vor dem Gesetz und die Abschaffung der Standesunterschiede Art 109 Rechtsgleichheit ist also noch ein Burgerrecht kein Menschenrecht wie nach dem Grundgesetz Es werden keine weiteren Adelstitel verliehen der Staat verleiht keine Orden und Ehrenzeichen und kein Deutscher darf auslandische Titel oder Orden annehmen Art 109 Es werden weiterhin die Unverletzlichkeit der Wohnung Art 115 und das Recht auf freie Meinung und deren Ausserung zugesichert Genau wie die Frankfurter Reichsverfassung enthielt die Weimarer Verfassung zudem einen Artikel der sogenannten fremdsprachigen Volksteilen z B Litauern Sorben und Polen das Recht auf Gebrauch ihrer Sprache zusicherte Art 113 Zweiter Abschnitt Das Gemeinschaftsleben Bearbeiten Der zweite Abschnitt regelt den Schutz von Ehe und Mutterschaft Art 119 die Versammlungsfreiheit Art 123 die Wahlfreiheit Art 125 und die Gleichberechtigung weiblicher Beamter Art 128 Beamte sind nicht Diener einer Partei sondern der gesamten Gesellschaft Art 130 Dritter Abschnitt Religion und Religionsgesellschaften Bearbeiten Im dritten Abschnitt werden Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit garantiert 11 Auf eine Staatskirche wird verzichtet damit war das bis dahin noch geltende landesherrliche Kirchenregiment abgeschafft nach dem der Landesherr Trager der Regierungsgewalt in der evangelischen Landeskirche war In Artikel 138 wird der Verfassungsauftrag erteilt die Staatsleistungen an die Kirchen abzulosen Vierter Abschnitt Bildung und Schule Bearbeiten Der vierte Abschnitt erklart dass der Staat das Schulwesen beaufsichtigt Es gibt offentliche Schulen und eine allgemeine Schulpflicht Gemass dem Weimarer Schulkompromiss sollte ein erganzendes Reichsschulgesetz die demokratische Ausgestaltung des Schulwesens naher bestimmen Im Ubrigen wird in diesem Abschnitt der Denkmalschutz als Aufgabe des Staates festgesetzt Funfter Abschnitt Das Wirtschaftsleben Bearbeiten Der funfte Abschnitt regelt das Wirtschaftsleben und schreibt was fur diese Zeit eher ungewohnlich war auch soziale Rechte Art 162 fest So muss laut Artikel 151 Abs 1 Satz 1 das Wirtschaftsleben den Grundsatzen der Gerechtigkeit mit dem Ziele der Gewahrleistung eines menschenwurdigen Daseins fur alle entsprechen Die wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen wird gewahrleistet findet ihre Grenzen aber an diesen Grundsatzen Im Artikel 153 Abs 3 heisst es Eigentum verpflichtet Sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein fur das Gemeine Beste Zudem wird das Recht auf eine angemessene Wohnung Art 155 erwahnt und Mutter Kranke und Alte besonders geschutzt Art 161 Ausserdem enthalt dieser Abschnitt die Regelung des Erbrechtes und die Schaffung eines einheitlichen Arbeitsrechts Der Schutz von Urheberrechten Art 158 und von Arbeitnehmerrechten wird garantiert was auch die Bildung von Betriebsraten beinhaltet Der Verfassungsauftrag einen Reichswirtschaftsrat zu schaffen blieb bis zum Ende der Weimarer Republik unerfullt Lediglich ein Vorlaufiger Reichswirtschaftsrat trat 1920 ins Leben Art 161 bis 164 Ubergangs und Schlussbestimmungen Bearbeiten Die Ubergangs und Schlussbestimmungen regeln das Inkrafttreten der einzelnen Artikel der Verfassung Es wird zudem bestimmt dass die Nationalversammlung bis zum Zusammentritt des ersten Reichstages dessen Position ubernimmt Bewertung Bearbeiten1925 lautete eine zeitgenossische als ruckblickend bezeichnete Einschatzung Wenn man die Weimarer Verfassung ruckblickend uberschaut dann erkennt man dass sie nicht ohne Mangel und Fehler ist Aber von welcher Verfassung konnte und musste man das nicht sagen uberhaupt von welchem Menschenwerke gilt das nicht Jedenfalls war sie ein Segen fur unser Volk schon dadurch dass sie zustande kam Denn ohne sie waren wir nicht so schnell zu einer einigermassen ruhigen staatlichen Tatigkeit gekommen Und mag auch manchmal unter dem Zwang der Verhaltnisse von der Verfassung abgewichen worden sein in den grossen Linien hat man sich daran gewohnt dass sie unser oberstes Recht darstellt Jeder der sein Vaterland wahrhaft liebt wird nicht frevelhaft es etwa dahin kommen lassen dass die Ehrfurcht vor dem Werte einer Verfassung schwindet und man sie mit unlauteren Mitteln bekampft Das darf naturgemass nicht heissen dass sie starr und unabanderlich ist Nicht Umsturz sondern naturgemasse Um und Weiterbildung fuhrt in gesunder Weise weiter Friedrich Stahl 12 Es wird immer wieder diskutiert inwieweit einzelne Teile der Weimarer Verfassung zum Untergang der Republik beigetragen haben Dabei wurden den Verfassern der Verfassung Versaumnisse vorgeworfen die letztendlich mit zum Untergang der ersten deutschen Demokratie beigetragen haben sollen Viele der Konstruktionsfehler mussen jedoch kritisch diskutiert werden und die innen wie aussenpolitischen und gesellschaftlichen Umstande unter denen die Verfassung entstand berucksichtigt werden Des Weiteren muss der Umstand Beachtung finden dass der Parlamentarische Rat von 1949 aus den Fehlern der Weimarer Verfassung lernen konnte die Verfasser der Weimar Verfassung um den Berliner Staatsrechtler und Kommunalpolitiker Hugo Preuss aber bis auf den Versuch der Paulskirche kein vergleichbares Vorbild hatten Ausserdem muss man beachten dass eine Verfassung nur einen Rahmen abzugeben vermag der durch konkrete Politik auszufullen ist aber auch unausgefullt bleiben kann 13 Die fehlende Sperrklausel und das fehlende Parteiverbot fur verfassungswidrige Parteien haben es ermoglicht dass zu viele Parteien in das Parlament gelangt sind Aber 1919 hatte man eine Sperrklausel eben deswegen abgelehnt weil damit der Wahlerwille eingeschrankt bzw verfalscht worden ware Bei einer Sperrklausel nach bundesdeutschem Muster waren auch die beiden liberalen Parteien ab 1930 aus dem Reichstag verschwunden Der Reichstag hatte nach der Reichstagswahl 1930 nur noch aus SPD KPD NSDAP dem Zentrum und der nationalistisch reaktionaren DNVP bestanden was an der Unregierbarkeit wohl nur wenig geandert hatte Andererseits kann eine Sperrklausel neue Parteien nicht immer aus dem Parlament halten siehe das Beispiel der Grunen bei der Bundestagswahl 1983 Ausserdem ist die Weimarer Republik nicht an den Splitterparteien zugrunde gegangen sondern an der Starke der KPD und der NSDAP denn als diese gegen Ende der Weimarer Republik im Reichstag stark wurden schwanden die Splitterparteien dahin Ubrigens hat auch das absolute Mehrheitswahlrecht des Kaiserreiches ahnlich viele Parteien ins Parlament gelassen Es sei ein schwerer Fehler gewesen die Parteien nicht in der Verfassung zu erwahnen bzw ein einziges Mal negativ in einem anderen Zusammenhang Tatsachlich aber gab es damals auf der Welt kaum eine Verfassung die die politischen Parteien erwahnte In anderen Staaten werden Parteien entweder ebenfalls uber ein einfaches Parteiengesetz oder aber durch das Vereinsgesetz kontrolliert Schon wahrend der Verfassungsverhandlungen entbrannten heftige Auseinandersetzungen uber die Stellung des Reichsprasidenten Unter anderem Max Weber pladierte fur einen starken vom Parlament unabhangigen und vom Staatsvolk direkt gewahlten Reichsprasidenten Die Ausschussmehrheit entschied sich fur einen starken Reichsprasidenten vor allem aus Misstrauen gegenuber dem parteipolitisch gespaltenen Parlament 14 15 Sie wollten diesem einen vom Volk legitimierten politischen Fuhrer als Verkorperung des ganzen Staates gegenuberstellen der zur Not auch ohne das Parlament handeln kann Der Reichsprasident war folglich mit umfassenden Befugnissen ausgestattet worden er konnte den Reichskanzler berufen oder entlassen Art 53 er konnte den Reichstag auflosen Art 25 er hatte die sogenannte Diktaturgewalt inne das heisst er hatte das Recht zur Reichsexekution zum Einsatz der Reichswehr und zum Erlass von Notverordnungen zur Wiederherstellung der offentlichen Sicherheit und Ordnung Art 48 Aus dieser Machtfulle leitet sich auch die heutige Kritik am Amt des Reichsprasidenten ab Er konnte die Republik in sogenannten Notfallen in eine Art Diktatur mit sich selbst an der Spitze umwandeln Das Gefahrliche war ausserdem dass das Parlament so aus seiner politischen Verantwortung fluchten konnte 16 Problematisch war auch z B die Praxis so genannte verfassungsdurchbrechende Reichsgesetze zu beschliessen Dabei durften Gesetze der Verfassung widersprechen wenn sie von einer Zweidrittelmehrheit unterstutzt wurden Die vier Ermachtigungsgesetze gehoren zu dieser Entwicklung Das Grundgesetz schreibt daher vor dass eine Verfassungsanderung in einer expliziten Anderung des Verfassungstextes bestehen muss Die Praxis ist jedoch abermals nicht so sehr der Verfassung anzulasten sondern der Politik Allerdings Ohne die Flexibilitat der Weimarer Verfassung bzw ihrer pragmatischen Anwendung hatte die Republik vielleicht die ersten funf Jahre nicht uberstanden Die Weimarer Verfassung erschien so erfolgreich dass in der ersten osterreichischen Republik Teile davon namentlich die Stellung des Prasidenten durch die Novelle des Bundes Verfassungsgesetzes von 1929 ubernommen wurden Die Grunde fur das Scheitern der Republik konnen daher nicht allein in den in der Verfassung angelegten machtstrukturellen Mangeln gesehen werden hinzu kamen eine grosse Distanz vieler noch an die Monarchie und die monarchische Vaterfigur gewohnter Burger zur parlamentarischen Demokratie die Uneinigkeit der Demokraten die wirtschaftlichen Probleme der damaligen Zeit der Zivilisationsbruch des Weltkrieges der auch zu einer Verrohung der Menschen gefuhrt hatte der politische Extremismus und schliesslich auch das Handeln der politischen Akteure wie Franz von Papen Kurt von Schleicher und Reichsprasident Paul von Hindenburg Verfassungstag Bearbeiten Hauptartikel Verfassungstag Weimarer Republik nbsp Verfassungstag 1923 Menschenmenge am Brandenburger Tor nbsp 3 RM Munze zum Verfassungstag 11 August 1922Der Verfassungstag am 11 August war von 1921 bis 1932 Nationalfeiertag der Weimarer Republik Reichsprasident Ebert hatte die Verfassung an seinem Urlaubsort am Esstisch unterzeichnet eine grosse feierliche Zeremonie fur die Unterzeichnung ware seinem Charakter fremd gewesen Dennoch ordnete die Regierung Wirth am 11 August 1921 an den Verfassungstag erstmals zu feiern und die Gebaude aller Reichsbehorden entsprechend zu beflaggen Die in der Folge unter der Regie von Reichskunstwart Edwin Redslob immer aufwendiger gestalteten Verfassungstage in Berlin zogen viele Besucher an 1 und wurden noch am 11 August 1932 abgehalten Erst die Nationalsozialisten schafften den Brauch ab Die Intensitat der Feiern wich dabei jedoch im Reich regional teils erheblich voneinander ab In Hessen Baden und Preussen war der 11 August offizieller Feiertag in anderen Orten feierten die Angestellten der Reichsbehorden alleine wahrend die jeweiligen Landesbehorden den Tag ignorierten 17 Eine bedeutende Rolle bei der Gestaltung der Feierlichkeiten kam dem Reichsbanner Schwarz Rot Gold zu bei welchem der 11 August fester Bestandteil des eigenen Festkalenders war 18 Einordnung in die deutsche Verfassungstradition BearbeitenVergleich mit der Reichsverfassung von 1867 1871 Bearbeiten nbsp Schaubild fur die Verfassung des Deutschen Reiches vom 16 April 1871 mit Stellvertretungsgesetz 1878Das Deutsche Kaiserreich war eine konstitutionelle Monarchie Laut Verfassung war der preussische Konig stets der Kaiser das Staatsoberhaupt Er ernannte und entliess den Reichskanzler den einzigen verantwortlichen Minister Gesetze wurden vom Reichstag Parlament und vom Bundesrat Vertretung der Gliedstaaten gleichberechtigt beschlossen Der Reichskanzler war fast immer auch preussischer Ministerprasident und Mitglied im Bundesrat Damit beherrschte er de facto den Bundesrat und schlug auf diese Weise Gesetze vor was er als Reichskanzler nicht konnte Auch die Auflosung des Reichstags geschah uber den Bundesrat In den meisten ubrigen konstitutionellen Monarchien wie in Preussen konnte der Monarch selbst Gesetze vorschlagen und das Parlament auflosen Im Reich hingegen war er bzw der Kanzler dazu auf den Bundesrat angewiesen Die Amterverbindung von Reichskanzler und preussischem Ministerprasident uberwand den Gegensatz von Reich und Preussen wie er in der Weimarer Republik eine Rolle spielen sollte Ausserdem waren die Bundesstaaten uber den Bundesrat weitaus enger an der Reichsgesetzgebung beteiligt als spater uber den Reichsrat Im Kaiserreich gab es ebenso wie in der Weimarer Republik eine antiborussische Klausel der zufolge Preussen im Bundesrat bzw Reichsrat weniger Stimmen hatte als es der Bevolkerungszahl entsprochen hatte Im Kaiserreich hatte der Reichstag hochstens indirekt einen Einfluss auf den Reichskanzler Bei der Ernennung eines Kanzlers wurde berucksichtigt ob er mit dem Reichstag zusammenarbeiten konnte Zu einer parlamentarischen Regierung ist es lange nicht gekommen weil sich im Reichstag keine tragfahige Koalition bilden konnte Die Gegensatze zwischen den Parteien waren zu gross Erst im Jahr 1917 wurde Hertling der erste Reichskanzler auf parlamentarischer Grundlage Noch im Oktober 1918 wurde die Verfassung dahingehend reformiert dass der Reichskanzler auch formell das Vertrauen des Reichstags benotigte Wegen der baldigen Novemberrevolution blieb die Reform aber bedeutungslos Anders als die Frankfurter Reichsverfassung von 1849 die Unionsverfassung von 1850 und die preussische Verfassung von 1850 hatte die Verfassung des Kaiserreichs keinen eigentlichen Grundrechtskatalog Ein bedeutendes Grundrecht war die Freizugigkeit fur die Angehorigen der Gliedstaaten die in jedem Teil des Norddeutschen Bundes bzw Deutschen Reiches wohnen durften Indigenat Art 3 Einfluss auf das Grundgesetz Bearbeiten Als der Parlamentarische Rat zwischen dem 1 September 1948 und dem 23 Mai 1949 in Bonn das Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland GG ausarbeitete orientierte er sich an der Weimarer Verfassung Man lernte sozusagen aus ihren Fehlern und der legalen Machtergreifung in der Zeit des Nationalsozialismus Das Grundgesetz ahnelt der Weimarer Verfassung in vielen Punkten enthalt aber auch grosse Unterschiede So spielt der Bundesprasident nicht die herausragende Rolle wie der Reichsprasident Insgesamt wurde die Gewaltenteilung neu austariert mit dem Bundesverfassungsgericht als Huter der Verfassung 19 20 Wahrend der Weimarer Republik sah ein grosser Teil der Staatsrechtslehrer die Grundrechte lediglich als Staatsziele an obwohl die Weimarer Reichsverfassung die Grundrechte als solche bezeichnete Nach dieser Vorstellung banden die Grundrechte nur die Verwaltung nicht jedoch den Gesetzgeber Dem Grundgesetz zufolge stellen die Grundrechte hingegen eindeutig unmittelbar geltendes Recht dar Art 1 Abs 3 GG das die gesamte Staatsgewalt einschliesslich Legislative bindet Daruber hinaus durfen die Grundrechte in ihrem Wesensgehalt nicht angetastet werden Art 19 Abs 2 GG Der verfassungsandernde Gesetzgeber darf die Grundrechtsartikel des Grundgesetzes abandern nur sind die in den Art 1 und 20 GG niedergelegten Grundsatze unantastbar Art 79 Abs 3 GG Art 140 GG bestimmt dass die Art 136 Art 137 Art 138 Art 139 und Art 141 der Weimarer Verfassung Bestandteile des Grundgesetzes sind Sie werden auch als Religionsartikel oder inkorporierte Artikel der Weimarer Reichsverfassung 21 bezeichnet und bilden den Kern des geltenden Staatskirchenrechts Die Ablosung von Staatsleistungen gem Art 138 1 durch die Landesgesetzgebung fur die der Bund die Grundsatze aufstellt wurde bis heute nicht verwirklicht Vergleich mit dem Grundgesetz Bearbeiten nbsp Schaubild zur Verfassungsordnung des Grundgesetzes von 1949Im Gegensatz zur Weimarer Republik ist die Bundesrepublik Deutschland keine Prasidial sondern eine parlamentarische Demokratie 22 Der Deutsche Bundestag wird direkt vom Volk gewahlt Art 38 Abs 1 GG und wahlt wiederum den Bundeskanzler Art 63 GG Dieser bestimmt die Richtlinien der Politik und ist dem Parlament verantwortlich Art 65 Art 67 GG Der Bundesprasident wird von der Bundesversammlung gewahlt Art 54 Abs 1 Satz 1 GG Seine Aufgaben im politischen System der Bundesrepublik Deutschland liegen jenseits der Tagespolitik In der Weimarer Reichsverfassung standen die Grundrechte nicht am Anfang des Textes anders als im Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland von 1949 Bei den sozialen Grundrechten ist das Grundgesetz allerdings zuruckhaltender als die Weimarer Verfassung Wahrend die Weimarer Verfassung in ihrem funften Abschnitt zum Teil detailliert soziale Rechte festschreibt ubernahm das Grundgesetz im Wesentlichen nur den Satz dass Eigentum verpflichte Art 14 Abs 2 Satz 1 GG und definiert die Bundesrepublik bewusst zuruckhaltend als sozialen Bundesstaat Art 20 Abs 1 GG Die Macht des Bundesprasidenten wurde vom Grundgesetz zugunsten des Bundeskanzlers und der Regierung stark eingeschrankt Anordnungen und Verfugungen des Bundesprasidenten bedurfen zu ihrer Gultigkeit der Gegenzeichnung durch den Bundeskanzler oder den zustandigen Bundesminister Art 58 Abs 1 GG Heute hat der deutsche Bundesprasident vor allem eine reprasentative Funktion Mit der Gegenzeichnung Ausfertigung und Verkundung von Gesetzen bestatigt er bereits vom Parlament getroffene Entscheidungen Art 82 Abs 1 GG 23 Die Stellung der Regierung wurde gestarkt Sie ist nur vom Vertrauen des Deutschen Bundestags abhangig und nicht wie fruher vom Reichstag und dem Reichsprasidenten Der Bundestag kann einen Kanzler nur dadurch absetzen dass er gleichzeitig einen neuen wahlt konstruktives Misstrauensvotum Dieses Verfahren sorgt fur mehr Stabilitat da sich in der Weimarer Zeit politische Gruppierungen zu einer Abwahl des Kanzlers vereinen konnten ohne jedoch einen eigenen Kandidaten vorschlagen zu mussen In der Weimarer Republik konnte man auch den Reichsministern das Vertrauen entziehen Verfassungsanderungen mussen anders als in Weimarer Zeit jetzt explizit sein Verfassungsdurchbrechende Gesetze die mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit zustande kommen andern nicht die Verfassung notwendig ist eine Verfassungstextanderung Art 79 Abs 3 GG besagt ferner dass die in Art 1 und Art 20 niedergelegten Grundsatze sowie die Bundesstaatlichkeit nicht beruhrt werden durfen Bundeslander konnen zwar nach Volksabstimmungen in ihrem Gebietsumfang oder in ihrer Zahl verandert werden jedoch ist eine Abschaffung nicht moglich Die im Artikel 20 GG festgeschriebene Gewaltenteilung kann nicht ausser Kraft gesetzt werden Die Ewigkeitsklausel des Art 79 Abs 3 GG bindet die pouvoir constitue verfasste Gewalt Staatsgewalt Ob sie auch die pouvoir constituant verfassungsgebende Gewalt bindet ist umstritten Die Bundeslander sind durch den Bundesrat starker in die Gesetzgebung eingebunden als fruher durch den Reichsrat Der Reichsrat besass zwar ein Vetorecht jedoch war dies eher schwach Den Oberbefehl uber die Armee hatte der Reichsprasident heute der Bundesverteidigungsminister im Verteidigungsfall der Bundeskanzler Auch dies sollte man nicht uberbewerten so hat der osterreichische Bundesprasident ebenfalls den Oberbefehl das hat fur die Verfassungspraxis aber kaum Bedeutung Was es in einer ernsten innenpolitischen Krise bedeuten konnte ist nicht vorhersehbar Das Grundgesetz spricht zwar von Wahlen und Abstimmungen allerdings sind Volksentscheide ausser zur Neugliederung der Lander auf Bundesebene abgeschafft allein auf Landesebene sind sie vollstandig moglich Diese Partizipationsmoglichkeit wurde eingeschrankt da sie in der Weimarer Zeit von den Kommunisten Nationalsozialisten und anderen Parteien zur Propaganda genutzt wurde und da die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg der deutschen Bevolkerung misstrauten Vergleich mit den DDR Verfassungen Bearbeiten nbsp Schaubild fur die Verfassung der DDR von 1949 Mit einem Prasidenten der Republik und einer Landerkammer sowie einer Volksgesetzgebung ahnelt die Verfassungsordnung oberflachlich der von Weimar nbsp Schaubild fur die Verfassung der DDR von 1968 74 Die Lander der DDR wurden bereits 1952 und die Landerkammer 1958 abgeschafft Seit 1960 ersetzte der Staatsrat den Prasidenten der Republik Der Verfassungsausschuss des Deutschen Volksrats erstellte bis Oktober 1948 den Entwurf fur eine Verfassung der deutschen demokratischen Republik der als eine Synthese der burgerlich demokratischen Weimarer Verfassung dem SED Verfassungsentwurf vom November 1946 mit Gewalteneinheit und Wirtschaftsplanung sowie den funf Landesverfassungen der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands SBZ angesehen werden kann 24 In der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik von 1949 finden sich in 80 von 144 Artikeln Ahnlichkeiten mit der WRV 25 deren sozialstaatliche Elemente sie durch ein allgemeines Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Fortschritt Praambel durch eine starkere Ausgestaltung der sozialen Grundrechte Art 15 18 und detaillierte Regelungen uber die Wirtschaftsordnung Art 19 29 fortentwickelte 26 Die DDR beschrieb sich in ihrer Verfassung als ein demokratischer parlamentarischer und foderaler Rechtsstaat was die tatsachlichen Machtverhaltnisse im zentralisierten Einparteienstaat unter der Herrschaft der SED jedoch nicht widerspiegelte 27 So heisst es uber das Wirtschaftsleben in der WRV Art 151 1 Die Ordnung des Wirtschaftslebens muss den Grundsatzen der Gerechtigkeit mit dem Ziele der Gewahrleistung eines menschenwurdigen Daseins fur alle entsprechen In diesen Grenzen ist die wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen zu sichern Die DDR Verfassung Art 19 verzichtet auf die wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen 1 Die Ordnung des Wirtschaftslebens muss den Grundsatzen sozialer Gerechtigkeit entsprechen sie muss allen ein menschenwurdiges Dasein sichern Das politische System der DDR wich erheblich von dem der WRV ab Wahrend die Bundesrepublik anstelle des Reichsprasidenten vor allem den Bundeskanzler gestarkt hatte war nach Art 50 der DDR Verfassung die Volkskammer hochstes Organ der Republik Die DDR Regierung sollte aus Vertretern aller Fraktionen nach Fraktionsstarke zusammengestellt werden Die WRV uber den Kanzler und die Richtlinien der Politik Art 56 Der Reichskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und tragt dafur gegenuber dem Reichstag die Verantwortung Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Reichsminister den ihm anvertrauten Geschaftszweig selbstandig und unter eigener Verantwortung gegenuber dem Reichstag Die DDR Verfassung Art 98 betont die Bedeutung des Parlaments 1 Der Ministerprasident bestimmt die Richtlinien der Regierungspolitik nach Massgabe der von der Volkskammer aufgestellten Grundsatze Er ist dafur der Volkskammer verantwortlich 2 Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Minister den ihm anvertrauten Geschaftszweig selbstandig unter eigener Verantwortung gegenuber der Volkskammer Die zweite Verfassung von 1968 war sozialistisch und verankerte die fuhrende Rolle der SED 28 Aus der Verfassung von 1974 verschwand der Bezug zur deutschen Nation Stattdessen war die DDR nun fur immer und unwiderruflich mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verbundet 29 Philatelistisches BearbeitenMit dem Erstausgabetag 1 August 2019 gab die Deutsche Post AG zur Erinnerung an die Weimarer Reichsverfassung ein Postwertzeichen im Nennwert von 95 Eurocent mit dem Text das deutsche reich ist eine republik die staatsgewalt geht vom volke aus 100 jahre weimarer reichsverfassung heraus Der Entwurf stammt vom Grafikdesigner Jens Muller aus Dusseldorf Siehe auch BearbeitenHaus der Weimarer Republik Wahlrecht der Weimarer RepublikLiteratur BearbeitenWalter Jellinek Insbesondere Entstehung und Ausbau der Weimarer Reichsverfassung In Gerhard Anschutz Richard Thoma Hrsg Handbuch des Deutschen Staatsrechts Band I Tubingen 1930 12 Kommentare Gerhard Anschutz Die Verfassung des Deutschen Reiches vom 11 August 1919 14 Auflage Berlin 1933 fotomechanischer Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1960 Fritz Poetzsch Heffter Handkommentar der Reichsverfassung vom 11 August 1919 Ein Handbuch fur Verfassungsrecht und Verfassungspolitik 3 Auflage Berlin 1928 Monographien Udo Di Fabio Die Weimarer Verfassung Aufbruch und Scheitern Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 72388 9 Jorg Detlef Kuhne Die Entstehung der Weimarer Reichsverfassung Grundlagen und anfangliche Geltung Schriften des Bundesarchivs 78 Dusseldorf 2018 ISBN 978 3 7700 1636 5 Grundlegend Christoph Gusy Die Weimarer Reichsverfassung Mohr Siebeck Tubingen 1997 ISBN 3 16 146818 X Sammelbande Horst Dreier Christian Waldhoff Hrsg Das Wagnis der Demokratie Eine Anatomie der Weimarer Reichsverfassung Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 72676 7 Eberhard Eichenhofer Hrsg 80 Jahre Weimarer Reichsverfassung Was ist geblieben Mohr Siebeck Tubingen 1999 ISBN 3 16 147167 9 Aufsatze Milan Kuhli Zur Verfassung von Weimar eine Einfuhrung In Juristische Ausbildung JURA 2009 S 321 329 Kai von Lewinski Weimarer Reichsverfassung und Grundgesetz als Gesellen und Meisterstuck In Juristische Schulung JuS 2009 S 505 511 Lars Clausen Drei soziologische Anlaufe in der Verfassungskrise Tonnies Weber Schelsky In Uwe Carstens u a Hrsg Verfassung Verfasstheit Konstitution Books on Demand Norderstedt 2008 ISBN 978 3 8370 4858 2 S 23 39 Werner Frotscher Direkte Demokratie in der Weimarer Verfassung In Deutsches Verwaltungsblatt DVBl 1989 S 541 549 Christoph Gusy Die Entstehung der Weimarer Reichsverfassung In Juristenzeitung JZ 1994 S 753 763 Christoph Gusy Das Demokratieprinzip der Weimarer Reichsverfassung In Juristische Ausbildung Jura 1995 S 226 234 Christoph Gusy Vom Deutschen Reich zur Weimarer Republik In Juristenzeitung JZ 15 16 1999 S 758 Felix Hammer Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 11 August 1919 die Weimarer Reichsverfassung In Juristische Ausbildung Jura 2000 S 57 63 Hans Mommsen Ist die Weimarer Republik an Fehlkonstruktionen der Reichsverfassung gescheitert In Detlef Lehnert Christoph Muller Hrsg Vom Untertanenverband zur Burgergenossenschaft Nomos Verlagsgesellschaft Baden Baden 2003 ISBN 3 8329 0067 5 Johannes Rux Direkte Demokratie in der Weimarer Republik In Kritische Vierteljahresschrift fur Gesetzgebung und Rechtswissenschaft KritV 2002 S 273 297 Reinhard Mussgnug 90 Jahre Weimarer Reichsverfassung Zum 11 August 2009 PDF 184 kB In Zeitschrift fur das Juristische Studium 2009 S 346 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Verfassung des Deutschen Reichs 1919 Quellen und Volltexte nbsp Commons Weimarer Verfassung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Verfassung des Deutschen Reichs Weimarer Reichsverfassung vom 11 August 1919 in der Fassung des Gesetzes uber die Anderung der Reichsverfassung vom 17 Dezember 1932 RGBl I S 547 Die deutschen Verfassungen Synopse ausgewahlter Bestimmungen aus den Verfassungen von 1849 1871 1919 1949 PDF Verwaltung des Deutschen Bundestages Mai 2006 Die demokratischste Demokratie der Welt Jan Philipp Schaefer Die Aktualitat der Weimarer Verfassung im Jahr 2019 auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten a b Manuela Achilles With a Passion for Reason Celebrating the Constitution in Weimar Germany In Central European History Band 43 Nr 4 Dezember 2010 S 666 689 doi 10 1017 s0008938910000750 Kirsch Martin Monarch und Parlament im 19 Jahrhundert Der monarchische Konstitutionalismus als europaischer Verfassungstyp Frankreich im Vergleich Gottingen 1999 Frank Boblenz Die Gedenktafel fur die Weimarer Verfassung von 1919 am Deutschen Nationaltheater Weimar Ein Thuringer Auftragswerk fur Walter Gropius Die grosse Stadt Das kulturhistorische Archiv von Weimar Jena 2009 S 24 39 Vgl Die Verfassung des Deutschen Reiches 11 August 1919 mit Hinweisen zu faktischen Anderungen durch die Gesetze der 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Hrsg Die neue Volkshochschule Bibliothek fur moderne Geistesbildung Band 4 Verlagsbuchhandlung E G Weimann Leipzig 1925 S 45 Focus uber die Weimarer Verfassung Eberhard Kolb Die Weimarer Republik Oldenbourg Munchen 1984 S 19 Ausschnitt Memento vom 19 September 2011 im Internet Archive Hans Boldt Die Weimarer Reichsverfassung In Karl Dietrich Bracher Manfred Funke und Hans Adolf Jacobsen Hrsg Die Weimarer Republik 1918 1933 Politik Wirtschaft Gesellschaft Droste Verlag Dusseldorf 1987 S 61 f Ausschnitt Memento vom 6 September 2011 im Internet Archive Zeiten und Menschen 1 Schoningh ISBN 3 14 024962 4 S 324 Nadine Rossol Performing the Nation in Interwar Germany Sport Spectacle and Political Symbolism 1926 1936 Houndmills 2010 ISBN 978 0 230 21793 5 ISSN 0265 6914 Marcel Bohles Im Gleichschritt fur die Republik das Reichsbanner Schwarz Rot Gold im Sudwesten 1924 bis 1933 ISBN 978 3 8375 1485 8 Starken und Schwachen der Weimarer Reichsverfassung Eine Gegenuberstellung PDF 111 kB Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Ausarbeitung vom 22 Juni 2012 Christoph Gusy Die Weimarer Verfassung und ihre Wirkung auf das Grundgesetz ZNR 2010 S 208 224 Hans D Jarass in Jarass Pieroth Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland Kommentar 3 Auflage Munchen 1995 Art 140 Rn 1 Prasidialdemokratie bpb 2019 Gerd Strohmeier Der Bundesprasident Was er kann darf und muss bzw konnte durfte und musste ZfP 2008 S 175 198 Heike Amos Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik 7 Oktober 1949 1000dokumente de abgerufen am 19 Marz 2019 Markus Wurz Die Entstehung der DDR Verfassung und Fuhrungsrolle der SED Lebendiges Museum Online abgerufen am 19 Marz 2019 Fragen zur DDR Verfassung im Vergleich mit dem Grundgesetz PDF 280 kB Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Ausarbeitung vom 29 April 2009 S 4 Andreas Grau Neue Verfassung Lebendiges Museum Online abgerufen am 19 Marz 2019 DDR Verfassung Gluckliches Leben In Der Spiegel Nr 6 1968 online Winfried Strater Vor 50 Jahren Erst die zweite Verfassung der DDR war sozialistisch Deutschlandfunk 9 April 2018 Normdaten Werk GND 4149364 3 lobid OGND AKS LCCN no90012188 VIAF 213095936 Anmerkung Ansetzungsform GND Verfassung 1919 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weimarer Verfassung amp oldid 236072235