Das Haus der Weimarer Republik ist ein im Juli 2019 eröffnetes Museum am Theaterplatz in Weimar, das die Weimarer Republik, die Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung und die Entstehung der Demokratie in Deutschland thematisiert.
Fassade, 2019 | |
Daten | |
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Ort | Weimar |
Art | Geschichtsmuseum |
Architekt | Architekturbüro Muffler |
Eröffnung | 2019 |
Betreiber | Weimarer Republik e. V. |
Leitung | Anne Meinzenbach |
Website |
Geschichte Bearbeiten
Die Anfang des 19. Jahrhunderts nach Entwürfen des Baumeisters Clemens Wenzeslaus Coudray errichtete klassizistische Wagenremise wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als Kulissenmagazin des Nationaltheaters genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie durch Bomben leicht beschädigt. Das östlich angrenzende, ehemalige Zeughaus (später Künstlerheim) wurde hingegen stärker getroffen und später bis auf das Erdgeschoss abgetragen. Mitte der 1950er Jahre wurde der Coudray-Bau entkernt und zur Kunsthalle umgebaut, wobei die Hauptachse des Gebäudes bis in die Ruine des ehemaligen Zeughauses hinein erweitert wurde. 1994 wurde an diesem Ort das Weimarer Bauhaus-Museum eröffnet, welches 2019 in ein eigenes Gebäude umzog.
Am 31. Juli 2019 – 100 Jahre nach der Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung – wurde hier das Haus der Weimarer Republik eröffnet. Die zentrale Erinnerungsstätte an die erste deutsche Demokratie entstand direkt gegenüber vom Deutschen Nationaltheater, wo 1919 die Abgeordneten der Nationalversammlung tagten. Der Verein Weimarer Republik e. V. erinnert mit dem Museum an ein wichtiges Stück deutscher Geschichte. Das Haus soll der Begegnung, dem Austausch und der Diskussion dienen. Seit seiner Gründung im Jahr 2013 verfolgte der Verein das Ziel, die Weimarer Republik in ihrer Geburtsstadt stärker zu thematisieren. Der Baustart erfolgte im November 2018. Für das Bauvorhaben erhielt die Stadt Weimar als Eigentümerin des Gebäudes eine Bundesförderung aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“. In das Projekt wurden rund 3,9 Millionen Euro, davon 3 Millionen Euro vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und rund 600.000 Euro aus Städtebaufördermitteln investiert. Der Verein übernahm den Innenausbau und unterhalt das Haus.
Fotoansichten aus der Ausstellung Bearbeiten
Dauerausstellung Bearbeiten
Die Dauerausstellung zeigt ein Gesamtbild der Weimarer Republik. In sechs Kapiteln wird die Zeit durch Exponate, Bilder und Filme erlebbar gemacht. Neben Medienstationen und interaktive Spielen gibt es Zeitkapseln, in denen Filmaufnahmen einschneidende Jahre durch Nachvertonung wieder zu Leben erweckt werden. Die Ausstellung wurde von der Ausstellungsagentur musealis kuratiert und realisiert. Begleitend zur Dauerausstellung wurde am 31. Juli 2019 auch ein Besucherzentrum eröffnet. Es besteht aus einem Foyer, einem Café mit Shop und einem Kinoraum, in dem ein Einführungsfilm gezeigt wird, der einen Überblick zur Weimarer Republik gibt. Bis Mitte September 2019 konnten mehr als 10.000 Besucher verzeichnet werden.
Anregung aktueller Debatten Bearbeiten
Im April 2023 initiierte das Haus der Weimarer Republik eine Werbekampagne, mit der zur Diskussion über Demokratie angeregt werden soll. In verschiedenen Städten der Region Mittelthüringen sowie auf einem Weimarer Stadtbus finden sich Slogans der Form „Demokratie ist ...“, etwa „Demokratie ist wie der Bus: Nimmt alle mit“. Besonderes Aufsehen in den sozialen Medien erregte dabei „Demokratie ist, wenn du sagen darfst, dass du nichts mehr sagen darfst.“ Demokratie sei ohne Meinungsfreiheit nicht vorstellbar und sie funktioniere nur, wenn es Debatten gebe, so Geschäftsführer Stephan Zänker. Es müsse auch mit Blick auf Vertreter aus dem Umfeld der „Montagsspaziergänger“, die irrigerweise annähmen, Opfer von Cancel Culture zu sein, bedacht werden, dass Widerspruch erlaubt ist.
Organisation Bearbeiten
Leitung Bearbeiten
Die Leitung des Museums liegt bei Anne Meinzenbach.
Wissenschaftlicher Beirat Bearbeiten
Dem Verein Weimarer Republik e.V. stand ein wissenschaftlicher Beirat bei der Erarbeitung des Museumskonzept zur Verfügung:Ursula Büttner, Alexander Gallus, Kathrin Groh, Christoph Gusy, Anke John, Marcus Llanque, Walter Mühlhausen, Wolfgang Niess, Wolfram Pyta, Alf Rößner, Thomas Schleper, Arnulf Scriba, Jochen Voit, Kerstin Wolff, Eric Wrasse, Vera Zahnhausen
Hörfunk Bearbeiten
- Edda Dammmüller: Die Weimarer Verfassung tritt in Kraft (am 14.08.1919) WDR ZeitZeichen vom 14. August 2019. (Podcast 14:51 Min., verfügbar bis 11. August 2029.) [Sendung zum Museum]
Literatur Bearbeiten
- Paul Kahl: Die Weimarer Museen. Ein erinnerungskulturelles Handbuch. Sandstein, Dresden 2022, ISBN 978-3-95498-635-4, S. 135–141.
Weblinks Bearbeiten
- hdwr.de – Offizielle Website des Hauses der Weimarer Republik
Einzelnachweise Bearbeiten
- Süddeutsche de GmbH, Munich Germany: "Haus der Weimarer Republik" eröffnet am 31. Juli. Abgerufen am 8. August 2019.
- (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom 18. Januar 2022; abgerufen am 31. August 2021. am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Website Haus der Weimarer Republik, Geschichte (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom 18. Januar 2022; abgerufen am 15. Januar 2021. am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Zur Geschichte des »Zeughofes« in Weimar, Dipl.-Ing. Architekt Dietmar Gummel, 1994/2010
- Rolf Bothe: Clemens Wenzeslaus Coudray: 1775–1845; ein deutscher Architekt des Klassizismus, Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 2013, ISBN 978-3-412-20871-4, S. 418 f.
- Haus der Weimarer Republik eröffnet - Von Wurzeln und Visionen der deutschen Demokratie. Deutschlandradio, 30. Juli 2019, abgerufen am 8. August 2019.
- Haus der Weimarer Republik: Ein nationaler Erinnerungsort | Weimarer Republik. Weimarer Republik e. V., abgerufen am 9. August 2019.
- Baustart am Haus der Weimarer Republik | Weimarer Republik. Abgerufen am 9. August 2019.
- Marvin Reinhart: „Wenn du sagen darfst, dass du nichts mehr sagen darfst“: Verein Weimarer Republik wirbt mit Stadtbus und provokantem Slogan. In: Thüringische Landeszeitung. Funke Mediengruppe, 13. April 2023, abgerufen am 5. Mai 2023.
- (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Weimarer Republik e.V., archiviert vom 12. August 2019; abgerufen am 29. Juli 2019. am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.