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Heinrich Friedrich Albert 12 Februar 1874 in Magdeburg 1 November 1960 in Wiesbaden war Minister der Weimarer Republik parteilos im Kabinett Wilhelm Cunos erster Staatssekretar der Reichskanzlei der Weimarer Republik Wirtschaftsattache im Auftrag des Kaiserreiches in New York Jurist und Aufsichtsratsvorsitzender der Ford Motor Company AG von 1937 bis 1945 Heinrich Albert 1932 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinrich Friedrich Albert wurde am 12 Februar 1874 als zweiter Sohn des Privatbankiers Friedrich Albert in Magdeburg geboren Die Erziehung im Elternhaus orientierte sich an den Wertvorstellungen des katholischen Glaubens In Magdeburg besuchte er das Gymnasium zum Kloster unserer lieben Frauen Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaft an den Universitaten von Munchen Leipzig Jena wo er auch Mitglied des Corps Thuringia Jena wurde und an der Universitat Halle Ab 1895 wurde er als Referendar in Magdeburg tatig war ab 1901 als Rechtsassessor im Bereich der Justiz als Hilfsrichter und Gerichtsassessor in Magdeburg eingesetzt Dann wurde er am 30 September 1901 in das Reichsamt des Innern berufen und war hier im Referat fur Messen und Ausstellungen tatig Hier wurde er 1904 als Attache im Buro des Reichskommissars Theodor Lewald fur die Weltausstellung 1904 in St Louis eingesetzt Nach seiner Ruckkehr 1905 aus St Louis erfolgte sein Einsatz im Kartellreferat Hier verfasste er die Denkschrift uber das deutsche Kartellwesen Fur die Weltausstellung in Brussel war er ab 1908 in gleicher Position bestellt Wahrend der Weltausstellung hielt er sich 1910 in Brussel auf und lernte hier den deutschen Diplomaten Carl Gottlieb Bunz 1843 1918 kennen Albert war ab 1911 im Range eines Vortragenden Rates und fuhrte den Titel Geheimer Regierungsrat 1 Ab Mitte 1914 wurde Heinrich Albert von seiner Behorde vom Kriegsdienst freigestellt erhielt aber als kaiserlicher Geheimrat und Wirtschaftsattache den Auftrag der deutschen Einkaufs und Liefergenossenschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Organisation zur Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln und benotigten Rohstoffen aufzubauen 2 In New York am 27 August 1914 angekommen bezog er im Gebaude der Hamburg Amerika Linie HAL Broadway 41 45 sein Buro Generalvertreter der HAL war seit Anfang 1914 Carl Bunz Eines seiner ersten Aktivitaten in den USA war dass sich Albert mit dem deutschen Botschafter Johann Heinrich Graf von Bernstorff 1862 1939 der seit 1908 in Washington akkreditiert war bekannt machte Bei seinen Aktivitaten in den USA vermied Albert es mit seiner staatlichen Beauftragung offentlich in Erscheinung zu treten sondern gab sich als Privatmann und fugte auf Visitenkarten und der Briefpost 3 seinem Namen die Bezeichnung Geheimrat an Zu seinen Aufgabenfeldern ab August 1914 gehorten die Materialbeschaffung die Versendung der Waren nach Deutschland die Geldbeschaffung und Finanzierung von Geschaften Aber es kamen bereits 1914 auch die Beschaffung von Kriegsmaterial bzw kriegswichtiger Rohstoffe die Verbreitung deutschfreundlicher Publikationen Massnahmen zur Schadigung der Feinde Deutschlands und nicht naher bestimmtes Sonstiges dazu Zu den beiden militarischen Attaches der deutschen Botschaft in Washington dem Militarattache Franz von Papen 1879 1969 und dem Marineattache Karl Boy Ed 1872 1930 die beide ihr New Yorker Buro in unmittelbarer Nahe zu seines Buros hatten pflegte er eine sehr intensive Arbeitsbeziehung Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges hatten Boy Ed und von Papen unter Tarnung ihrer diplomatischen Position ein nachrichtendienstlich tatiges Spionage und Sabotagenetzwerk agierend in den USA Kanada und Mexiko aufgebaut In hohem Masse finanzierte Albert diese geheimen Aktivitaten durch die von ihm beschafften Finanzmittel mit Dem Netzwerk der beiden Attaches gehorten weiterhin der fruhere deutsche Diplomat und seit 1914 Generalvertreter der Hamburg Amerika Linie Carl Gottlieb Bunz 1843 1918 der Konsul Franz Bopp 1862 1929 der Mitarbeiter der deutschen Botschaft Franz von Rintelen 1878 1949 der Nachrichtenoffizier Horst von der Goltz 1884 der Gehilfe des Militarattaches Wolf Walter von Igel 1888 1970 der Vertreter der Firma Krupp in den USA Hans Tauscher 1867 1941 und weitere auch fur bestimmte Aufgabenstellung kurzfristig ins Land geholte oder angeworbene Personen an Uber getarnte Firmen die Einrichtung von regionalen Nachrichtenburos organisierten sie Waffen und Materialkaufe sammelten an militarischen und neuralgischen Punkten kriegswichtige Informationen begingen Pass und Visaverletzungen verstiessen gegen Zoll und Divisengesetze der USA mit dem Ziel dem deutschen Kriegsgegner Grossbritannien Schaden zuzufugen Auch nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges fuhrten sie diese nachrichtendienstlichen Tatigkeiten unter Missachtung des Neutralitatsstatus der USA fort Sie planten die Sprengung von bestimmten Eisenbahnlinien um den Transport kriegswichtiger Guter zu behindern die Sprengung von militarischen Umschlagsplatzen und anderer militarischer Schnittpunkte Sie warben massiv Fachpersonal aus amerikanischen Rustungsbetrieben ab und versuchten Streiks in kriegswichtigen Betrieben auszulosen 4 Heinrich Albert geriet 1915 in den Fokus der Offentlichkeit als ihm am 14 August in der New Yorker Untergrundbahn seine Aktentasche von Karl Burke einem Angehorigen des amerikanischen Secret Service gezielt entwendet wurde Die Tasche enthielt Dokumente die Beweise fur die gegen die 1915 vom amerikanischen Kongress verabschiedeten Neutralitatsgesetze verstossenden konspirativen Aktivitaten der deutschen diplomatischen Vertreter in den Vereinigten Staaten von Amerika lieferten 5 Da jedoch der Diebstahl von Unterlagen eines akkreditierten Vertreters eines anderen Landes gegen die internationalen Vereinbarungen verstiess konnte die amerikanische Regierung mit diesen illegal zutage geforderten Beweisen keine gerichtlichen Verfahren anstreben Sie galten aber als Bestatigung der bereits in Ermittlungen gegen einzelne Gruppenmitglieder und besonders auch gegen Albert zusammengetragenen Verdachtsmomente uber die erfolgten Verletzungen der amerikanischen Gesetze Deshalb spielten die Behorden diese Dokumente den Zeitungen zu damit sie der Offentlichkeit bekannt gemacht werden konnten Mehrere Gerichtsverhandlungen gegen unterschiedliche Personen aus diesem Netzwerk fanden 1916 und 1917 in den USA statt 6 Infolgedessen wurden unter anderem Carl Boy Ed und Franz von Papen 1916 des Landes verwiesen Nach Verkundung des Kriegseintritts der Vereinigten Staaten von Amerika am 2 Februar 1917 und dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Deutschland kehrte Heinrich Albert nach Hause zuruck Von 1917 bis 1918 fungierte er als Treuhander des in Deutschland befindlichen Vermogens feindlicher Staaten Botschaftsgebaude Finanzmittel etc Ubernahm von 1918 bis 1919 den Posten als Prasident des Reichsamts zur Verwertung von nach dem Kriegsende disponibel gewordenen Heeresgutern Daraufhin wurde er 1919 im Range eines Unterstaatssekretars zum Leiter der Reichskanzlei berufen In dieser Funktion wurde er 1920 Staatssekretar 7 Albert war im Kabinett Cuno von November 1922 bis April 1923 der letzte Reichsschatzminister da das Ministerium schliesslich ins Reichsfinanzministerium eingegliedert wurde 8 Danach ubernahm er das Reichsministerium fur Wiederaufbau In Anspielung auf den Sachverhalt des Diebstahls seiner Tasche 1915 in den Vereinigten Staaten wurde Albert zu dieser Zeit auch spottisch Minister ohne Portfeuille Minister without portfolio genannt 1923 wurde Albert von Gustav Stresemann das Amt des Reichskanzlers angetragen das er ablehnte Nach dem Ende der Regierung Cuno 1923 profilierte sich Heinrich Albert als einer der auf die USA spezialisierten deutschen Wirtschaftsanwalte welche die wichtigsten Transaktionen amerikanischer Unternehmen in Deutschland abwickelten 9 So beriet er zunachst seit 1924 auch den Ford Konzern um spater selbst in massgeblicher Fuhrungsfunktion fur dessen Tochtergesellschaften in Europa tatig zu sein 10 und wurde am 11 Juni 1937 Aufsichtsratsvorsitzender der Ford Motor Company AG 10 Im Mai 1932 hatte er auch fur anderthalb Jahre die Generaldirektion des in Bremen angesiedelten Norddeutschen Lloyd ubernommen 9 Am 18 Januar 1926 wurde ihm die Ehrendoktorwurde der Technischen Hochschule Braunschweig verliehen 11 Familie Bearbeiten Heinrich Albert heiratete 1905 Ida geborene Hansen Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor Christian Friedrich geboren 1906 die Tochter Elisabeth geboren 1908 und der Sohn Hans geboren 1909 Am 1 November 1960 verstarb Heinrich Albert in Wiesbaden Literatur BearbeitenReichshandbuch der Deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Erster Band Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 S 13 ISBN 3 598 30664 4 Marie Luise Recker Parlamentarismus in Europa Deutschland England und Frankreich im Vergleich S 74 Fn 32 Munchen 2004 Oldenbourg Johannes Reiling Deutschland safe for democracy Untertitel Deutsch amerikanische Beziehungen aus dem Tatigkeitsbereich Heinrich F Alberts kaiserlicher Geheimrat in Amerika erster Staatssekretar der Reichskanzlei der Weimarer Republik Reichsminister Betreuer der Ford Gesellschaften im Herrschaftsgebiet des Dritten Reiches 1914 bis 1945 Amerika und Deutschland zwischen Krieg und Frieden Verachtung und Bewunderung Feindschaft und Freundschaft Franz Steiner Verlag Stuttgart 1997 Johannes Reiling Gesellschaft und Diplomatie im transatlantischen Kontext Festschrift fur Reinhard R Doerries zum 65 Geburtstag Heinrich Wala Hrsg Steiner Stuttgart 1999 USA Studien Band 11 S 158 Artikel uber Geheimrat Albert Chef der Reichskanzlei 109343 Deutsche Allgemeine Zeitung Berlin Nr 113 vom 8 Marz 1919 Artikel uber Reichsminister Heinrich F Albert geboren zu Magdeburg 1874 109343 Deutsche Allgemeine Zeitung Berlin Nr 511 vom 24 Nov 1922 Artikel uber Albert Endeavors To Form Stopgap German 114429 New York Evening Post New York NY Nr 9 vom 26 November 1923 Artikel zu Case Loss Tripped Albert 114429 New York Evening Post New York NY Nr 9 vom 26 November 1923 Artikel uber Dr Albert Chancellor 011523 The Journal of commerce and commercial New York NY Nr 2945 vom 27 Nov 1923Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Albert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Heinrich Friedrich Albert in den Historischen Pressearchiven der ZBW Heinrich Friedrich Albert im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Heinrich Friedrich Albert in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer RepublikEinzelnachweise Bearbeiten Johannes Reiling Deutschland safe for democracy Untertitel Deutsch amerikanische Beziehungen aus dem Tatigkeitsbereich Heinrich F Alberts kaiserlicher Geheimrat in Amerika erster Staatssekretar der Reichskanzlei der Weimarer Republik Reichsminister Betreuer der Ford Gesellschaften im Herrschaftsgebiet des Dritten Reiches 1914 bis 1945 Amerika und Deutschland zwischen Krieg und Frieden Verachtung und Bewunderung Feindschaft und Freundschaft Franz Steiner Verlag Stuttgart 1997 S 14ff Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Erster Band Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 S 13 ISBN 3 598 30664 4 obwohl Heinrich Albert in einzelnen Publikationen oder Artikeln als Dr Albert angesprochen wurde gibt es aus der Zeit seines Studiums und in den Archiven betreffenden Universitaten keine Nachweise dass er den Doktorgrad erworben hat Johannes Reiling Deutschland safe for democracy Untertitel Deutsch amerikanische Beziehungen aus dem Tatigkeitsbereich Heinrich F Alberts kaiserlicher Geheimrat in Amerika erster Staatssekretar der Reichskanzlei der Weimarer Republik Reichsminister Betreuer der Ford Gesellschaften im Herrschaftsgebiet des Dritten Reiches 1914 bis 1945 Amerika und Deutschland zwischen Krieg und Frieden Verachtung und Bewunderung Feindschaft und Freundschaft Franz Steiner Verlag Stuttgart 1997 S 128ff Artikel zu Case Loss Tripped Albert 114429 New York Evening Post New York NY Nr 9 vom 26 November 1923 Johannes Reiling Deutschland safe for democracy Untertitel Deutsch amerikanische Beziehungen aus dem Tatigkeitsbereich Heinrich F Alberts kaiserlicher Geheimrat in Amerika erster Staatssekretar der Reichskanzlei der Weimarer Republik Reichsminister Betreuer der Ford Gesellschaften im Herrschaftsgebiet des Dritten Reiches 1914 bis 1945 Amerika und Deutschland zwischen Krieg und Frieden Verachtung und Bewunderung Feindschaft und Freundschaft Franz Steiner Verlag Stuttgart 1997 S 78ff Akten der Reichskanzlei Abgerufen am 17 September 2019 Artikel uber Reichsminister Heinrich F Albert geboren zu Magdeburg 1874 109343 Deutsche Allgemeine Zeitung Berlin Nr 511 vom 24 Nov 1922 a b Marie Luise Recker Parlamentarismus in Europa Deutschland England und Frankreich im Vergleich S 74 FN 32 Munchen 2004 Oldenbourg a b Johannes Reiling Gesellschaft und Diplomatie im transatlantischen Kontext Festschrift fur Reinhard R Doerries zum 65 Geburtstag Heinrich Wala Hrsg Steiner Stuttgart 1999 USA Studien Band 11 S 158 Albert Heinrich 1874 1960 Reichsminister a D Dr Ing E h Memento vom 26 Juni 2013 im Internet Archive PDF 214 kB auf biblio tu bs deChefs der Reichskanzlei Christoph von Tiedemann 1878 Franz Johannes von Rottenburg 1881 1891 Friedrich Wilhelm von Loebell 1907 Arnold Wahnschaffe 1909 1917 Curt Baake 1918 19 Heinrich Friedrich Albert 1919 1921 Heinrich Hemmer 1921 22 Eduard Hamm 1922 23 Werner von Rheinbaben 1923 Adolf Kempkes 1923 Franz Bracht 1923 24 Franz Kempner 1925 26 Hermann Punder 1926 1932 Erwin Planck Hans Heinrich Lammers 1933 1945 Siehe auch Reichskanzlei und Liste der Staatssekretare der ReichskanzleiReichsschatzminister des Deutschen Reichs Georg Gothein Wilhelm Mayer Gustav Bauer Hans von Raumer Gustav Bauer Heinrich AlbertKabinett Cuno 22 November 1922 bis 12 August 1923 Wilhelm Cuno Reichskanzler parteilos Frederic von Rosenberg parteilos Rudolf Oeser DDP Rudolf Heinze DVP Andreas Hermes Zentrum Johann Becker DVP Karl Muller Zentrum Hans Luther parteilos Heinrich Brauns Zentrum Otto Gessler DDP Wilhelm Groener parteilos Karl Stingl BVP Heinrich Albert parteilos Normdaten Person GND 116263709 lobid OGND AKS LCCN n98061957 VIAF 759226 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Albert Heinrich FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker und letzter ReichsschatzministerGEBURTSDATUM 12 Februar 1874GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 1 November 1960STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Friedrich Albert amp oldid 220948862