www.wikidata.de-de.nina.az
Otto Gustav Nuschke 23 Februar 1883 in Frohburg 27 Dezember 1957 in Hennigsdorf war ein deutscher Politiker und CDU Vorsitzender in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR sowie stellvertretender Ministerprasident der DDR Otto Nuschke auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 1956Otto Nuschke Denkmal in dessen Geburtsstadt FrohburgGrab von Otto Nuschke auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof in Berlin Otto Nuschke Ehrenzeichen in BronzeBriefmarkenausgabe zum 100 Geburtstag Otto Nuschkes DDR 1983 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben und Beruf 2 1 Familie 2 2 Ruhestatte 3 Politik 3 1 Partei 3 2 Abgeordneter 3 3 Offentliche Amter 4 Eintritt fur Normalisierung kirchlich staatlicher Beziehungen in der DDR 5 Ehrungen 6 Veroffentlichungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenSeine Eltern waren der Leipziger Buch und Steindruckereibesitzer Gustav Otto Nuschke 1849 1924 und dessen Ehefrau Elisabeth Voigt 1853 1924 Sein Bruder Reinhard 1889 fuhrte die Druckerei noch bis 1929 weiter Leben und Beruf BearbeitenNach dem Besuch der Burgerschule in Frohburg erhielt Nuschke der evangelischen Glaubens war noch einige Zeit Privatunterricht und besuchte dann die Akademie fur graphische Kunste in Leipzig Er erlernte bei seinem Vater das Buchdruckerhandwerk 1902 wurde Nuschke Redakteur der Hessischen Landeszeitung in Marburg deren Leitung er ein Jahr spater ubernahm Wahrend dieser Zeit belegte er als Gasthorer Vorlesungen an der Philipps Universitat Marburg 1910 wechselte Nuschke als Redakteur zum Berliner Tageblatt Von 1915 bis 1930 war er Chefredakteur der Berliner Volks Zeitung 1 Am Ersten Weltkrieg nahm er als Gefreiter des Garde Landsturmbataillons Zossen teil Nuschke engagierte sich im Verband fur internationale Verstandigung im Bund Deutscher Bodenreformer und der Deutschen Friedensgesellschaft Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten bewirtschaftete er zunachst einen kleinen Hof in der Nahe von Berlin den er aber auf politischen Druck hin aufgeben musste Nuschke verhalf wahrend der NS Diktatur judischen Mitburgern zur Flucht aus Deutschland er selbst wurde mehrfach verhort und verhaftet Auf Initiative Julius Lebers nahm er Kontakt zu den Attentatern des 20 Juli 1944 auf und war von diesen als kunftiger Leiter des Rundfunks vorgesehen Nach Lebers Verhaftung musste er untertauchen und uberlebte bis Kriegsende in der Illegalitat 2 Im April 1949 war Otto Nuschke Sprecher der deutschen Delegation die am Grundungskongress der Weltfriedensbewegung in Paris teilnahm Am 17 Juni 1953 dem Tag des Volksaufstandes in der DDR wurde er von Demonstranten erkannt festgenommen uber die nahegelegene Sektorengrenze nach West Berlin gebracht und dort der Polizei ubergeben 3 4 Nach Verhoren wurde er nach 36 Stunden freigelassen ohne Schaden erlitten zu haben 5 Beim Interview mit dem RIAS bekannte er sich zu seinem Staat DDR Familie Bearbeiten Nuschke war dreimal verheiratet Er heiratete 1909 in Marburg die Konditorstochter Gertrud Matthaei 1887 1925 das Paar hatte einen Sohn Nach ihrem Tod heiratete er 1927 Mathilde Kuthmann 1900 die Ehe wurde 1933 geschieden Nach dem Krieg heiratete er 1948 Vera Gunther 1927 eine Tochter des Politikers Emil Gunther 1893 1976 mit der er einen weiteren Sohn hatte 6 Ruhestatte Bearbeiten Otto Nuschke wurde auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof in Berlin am 30 Dezember 1958 beigesetzt Die Predigt bei der kirchlichen Trauerfeier hielt Propst Heinrich Gruber in der Kapelle Unter den Trauergasten befanden sich die Bischofe Dibelius und Krummacher 7 Die Einschatzung des ehemaligen Mitarbeiters von Nuschke im Staatsapparat sowie spateren Konsistorialprasidenten Grunbaum dass der Parteivorsitzende nicht ohne christliche Substanz und innerhalb der CDU sehr einsam 8 gewesen sei mag bei Teilnahme der leitenden Kirchenleute eine Rolle gespielt haben Die Grabanlage gestaltete der Steinbildhauermeister Alfred Spate 1917 1979 aus thuringischem Muschelkalk in seiner Bildhauer und Steinmetzwerkstatt in Kayna im heutigen Burgenlandkreis 9 Spate nahm personlich an der Ubergabe des Grabmals und den beiden dazugehorigen Obelisken fur den verstorbenen Parteivorsitzenden der CDU am 17 Juni 1959 im Beisein von Gerald Gotting teil der in seiner Rede auf das geschichtstrachtige Datum einging 10 Politik BearbeitenPartei Bearbeiten Nuschke trat schon fruh der linksliberalen Freisinnigen Vereinigung bei deren Parteisekretar er 1906 im Regierungsbezirk Kassel wurde Als sich die Vereinigung 1910 mit anderen linksliberalen Parteien zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammenschloss ubernahm er diese Funktion auch in der neuen Partei Bei der Reichstagswahl 1912 kandidierte er auf Betreiben des bisherigen Abgeordneten Heinz Potthoff im Wahlkreis Waldeck Pyrmont unterlag jedoch knapp dem antisemitischen Kandidaten Georg Vietmeyer Nachdem die Wahl fur ungultig erklart wurde verzichtete er zugunsten Friedrich Naumanns auf eine erneute Kandidatur 11 1918 beteiligte er sich an der Grundung der DDP In den 1920er Jahren war er zeitweise auch stellvertretender Reichsvorsitzender der Partei Nuschke gehorte zu den Mitbegrundern des republiktreuen Reichsbanner Schwarz Rot Gold und wurde 1931 zum Generalsekretar der Deutschen Staatspartei wie die DDP nun hiess ernannt Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Nuschke im Gegensatz zum Grossteil der fruheren DDP Mitglieder nicht an der Grundung von LDPD bzw FDP sondern wurde wie auch Ferdinand Friedensburg Ernst Lemmer und Walther Schreiber 1945 Mitbegrunder der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone Nach der Entlassung des letzten frei gewahlten CDU Vorsitzenden Jakob Kaiser durch die Sowjetische Militaradministration im Dezember 1947 der CDU Vorstand unter Kaiser hatte die Teilnahme der CDU am Volkskongress abgelehnt wurde Nuschke auf dem III Parteitag der CDU im September 1948 zum Parteivorsitzenden bestimmt Abgeordneter Bearbeiten Nuschke gehorte 1919 der Weimarer Nationalversammlung an Im Jahre 1921 wurde er zum Mitglied des Preussischen Landtages dem er bis 1933 angehorte gewahlt Bei den Landtagswahlen in der SBZ 1946 wurde Nuschke Landtagsabgeordneter im Brandenburger Landtag und in Sachsen Anhalt was damals moglich war Ausserdem gehorte er dem Kreistag des Osthavellandes an Im Marz 1948 wurde er gemeinsam mit Wilhelm Pieck SED und Wilhelm Kulz LDPD Vorsitzender des Deutschen Volksrates der die Verfassung der DDR ausarbeitete Im Jahre 1949 wurde er zunachst Mitglied der Provisorischen Volkskammer der DDR Er gehorte anschliessend bis zu seinem Tode der Volkskammer an Offentliche Amter Bearbeiten Nuschke war von 1949 bis zu seinem Tode stellvertretender Ministerprasident der DDR Eintritt fur Normalisierung kirchlich staatlicher Beziehungen in der DDR BearbeitenDie Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Otto Nuschke setzte sich in den 1950er Jahren fur die Normalisierung der kirchlich staatlichen Beziehungen in der DDR ein und fuhrte dazu intensive Verhandlungen 12 Er besuchte auf Einladung des Kirchentagsprasidenten Reinold von Thadden Trieglaff den gesamtdeutschen Kirchentag in Frankfurt am Main 1956 13 Der politische Kurswechsel der DDR Regierung von Deutsche an einen Tisch zur Forderung nach Anerkennung der DDR als souveraner Staat fuhrte zu Differenzen und zur Polemik 14 wobei Nuschkes Auftreten in der Arbeitsgruppe 3 von der Ost CDU als kampferisch bezeichnet wurde 15 Bereits 1951 war Otto Nuschke zusammen mit Wilhelm Pieck Besucher des Berliner Kirchentages der unter der Losung stand Wir sind doch Bruder und ausserte sich dort zu kirchenpolitischen Fragen 16 Am 6 August 1956 empfing Otto Nuschke als Parteivorsitzender der Ost CDU eine Delegation der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland der Synodale aus den Landeskirchen in der DDR angehorten und erorterte mit ihr vor allem die Auswirkungen der allgemeinen Wehrpflicht in der BRD und die Prinzipien der Werbung von Freiwilligen fur die NVA 17 Ehrungen Bearbeiten1955 wurde ihm von der Karl Marx Universitat Leipzig die Ehrendoktorwurde verliehen Dr rer pol h c Im Jahre 1958 wurde die Jagerstrasse in Berlin Mitte in Otto Nuschke Strasse umbenannt deren Ruckbenennung erfolgte 1991 Weiterhin waren das dort an der Ecke Charlottenstrasse befindliche vormalige Haus der Ost CDU Zentrale Otto Nuschke Haus sowie die sogenannte Zentrale Schulungsstatte der CDU in Burgscheidungen nach Nuschke benannt Heute noch bestehen Dr Otto Nuschke Strassen in Rudersdorf bei Berlin Brusendorf Senftenberg Guben Konigsee Calau Rudolstadt Aue Oelsnitz Erzgebirge Greiz Zeulenroda Parchim Frohburg Bad Lobenstein Neustadt in Sachsen Lichtenstein Sachsen Furstenwalde Spree und in Lunzenau Andere Strassenbenennungen wurden nach der demokratischen Wende wieder ruckgangig gemacht Dies war neben Berlin beispielsweise die Ehrensteinstrasse in Leipzig oder die Lindenstrasse in Potsdam an der in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Zeit der DDR das Untersuchungsgefangnis fur politische Haftlinge lag Die CDU der DDR stiftete nach seinem Tod das Otto Nuschke Ehrenzeichen in den Rangen Gold Silber und Bronze das als hochste Auszeichnung der Partei an verdienstvolle Mitglieder vergeben wurde Der Lyriker Jens Gerlach widmete ihm in Dorotheenstadtische Monologe ein Gedicht 18 Das 1976 am Gendarmenmarkt in Berlin erbaute Otto Nuschke Haus wurde 2021 unter Denkmalschutz gestellt 19 Veroffentlichungen BearbeitenMensch Politiker Journalist Union Verlag Berlin 1953 Nicht nebeneinander Miteinander mit Heinrich Gruber Verlag Deutscher Friedensrat Berlin 1955 Reden und Aufsatze 1919 1950 Union Verlag Berlin 1957 Mahnung und Beispiel Reden und Aufsatze aus den Jahren 1951 1957 Union Verlag Berlin 1958 postum Ein Leben fur die Interessen des Volkes Union Verlag Berlin 1983 postum Literatur BearbeitenManfred Agethen Otto Nuschke 1883 1957 Stellvertretender Ministerprasident der DDR In Gunter Buchstab Brigitte Kaff Hans Otto Kleinmann Hrsg Christliche Demokraten gegen Hitler Aus Verfolgung und Widerstand zur Union Herausgegeben im Auftrag der Konrad Adenauer Stiftung Herder Freiburg im Breisgau 2004 ISBN 3 451 20805 9 S 383 391 Gerhard Fischer Otto Nuschke Ein Lebensbild Union Verlag Berlin 1983 DNB 830365699 Helmut Muller Enbergs Nuschke Otto In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Christian Ostermann Nuschke Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 375 f Digitalisat Rosemarie Schuder Otto Nuschke Mensch Politiker Journalist Bibliothek der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Band 1 Union Verlag Berlin 1953 DNB 453616690 Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 Gunter Wirth Otto Nuschke Christ in der Welt Band 1 Union Verlag Berlin 1965 DNB 455708401 Christoph Wunnicke Otto Nuschke In Die Blockparteien der DDR Kontinuitaten und Transformation 1945 1990 Berlin 2014 Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Band 34 S 22 29 PDF 434 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Nuschke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Nuschke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Otto Nuschke in den Historischen Pressearchiven der ZBW Otto Nuschke in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Otto Nuschke in den Akten der Reichskanzlei Digitaler Lesesaal der Konrad Adenauer Stiftung e V Gedenken an Nuschke vor Ost CDU Dienstbesprechung vom 6 Januar 1958Einzelnachweise Bearbeiten Jurgen Wilke Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert Erster Weltkrieg Drittes Reich DDR Bohlau Verlag Koln Wien 2007 S 28 Gerhard Fischer Gesellschaft der Freunde und Forderer der Agrar und Umweltwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Rostock e V Hrsg Landwirte im Widerstand 1933 1945 Begleitheft zur Ausstellung Rostock 2005 ISBN 3 86009 288 X S 65 Darstellung der Verhaftung mit RIAS Interview Darstellung der Ost CDU Manfred Hagen DDR Juni 53 Franz Steiner Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 515 06007 3 S 148 Otto Nuschke auf kas de Neue Zeit 31 Dezember 1958 S 1 Schultze Harald Im Kontext verscharfter Angriffe auf die Kirche Leipzig 2009 ISBN 978 3 374 02684 5 S 112 unter Bezugnahme auf einen Bericht des ehemaligen CDU Funktionars fur Kirchenfragen Willi Leisner gegenuber dem MfS Abbildung der Grabanlage mit vollstandiger Namensnennung des Kunstlers in der Bildunterschrift bei Gerhard Fischer Otto Nuschke Ein Lebensbild Union Verlag Berlin 1983 Bildtafeln zwischen S 144 und 145 DNB 830365699 Neue Zeit 18 Juni 1959 S 2 Vgl Thomas Nipperdey Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 18 Droste Dusseldorf 1961 S 195 Anm 3 DNB 481047409 Habilitation Gottingen Philosophische Fakultat 1961 Gunter Wirth Otto Nuschke Christ in der Welt Union Verlag Berlin 1965 S 31 Gunter Wirth Otto Nuschke Christ in der Welt Union Verlag Berlin 1965 S 28 u 32 Carola Wolf Hrsg Zwanzig Jahre Kirchentag Der Deutsche Evangelische Kirchentag zwischen 1949 und 1969 Kreuz Verlag Stuttgart 1969 S 48 Gunter Wirth Otto Nuschke Christ in der Welt Band 1 Union Verlag Berlin 1965 S 32 Gerhard Fischer Otto Nuschke Ein Lebensbild Union Verlag Berlin 1983 S 227 Zeittafel zur Geschichte der CDU Hefte aus Burgscheidungen Nr 207 Zusammengestellt von Volker Kahl Schlussredaktion Gerhard Fischer 1977 S 25 Jens Gerlach Dorotheenstadtische Monologe Aufbau Verlag Berlin 1972 S 111 114 Neu unter Denkmalschutz Gendarmenmarkt 5 Februar 2021 abgerufen am 6 Februar 2021 Parteivorsitzende der CDU der DDR Andreas Hermes Jakob Kaiser Otto Nuschke August Bach Gerald Gotting Wolfgang Heyl Lothar de Maiziere Normdaten Person GND 118589032 lobid OGND AKS LCCN n83211258 VIAF 37708946 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nuschke OttoALTERNATIVNAMEN Nuschke Otto Gustav vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DDP CDU der DDR MdNV MdL MdV und stellvertretender Ministerprasident der DDRGEBURTSDATUM 23 Februar 1883GEBURTSORT FrohburgSTERBEDATUM 27 Dezember 1957STERBEORT Hennigsdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Nuschke amp oldid 237918081