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Dieser Artikel beschreibt den Theologen und Bischof des 20 Jahrhunderts Zu seinem fast gleichnamigen Urgrossvater siehe Friedrich Wilhelm Krummacher Friedrich Wilhelm Gustav Adolf Daniel Theodor Krummacher 3 August 1901 in Berlin 19 Juni 1974 in Altefahr war ein evangelischer Theologe und von 1955 bis 1972 Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche Krummacher 1960Signatur Krummachers Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Krummacher Haus in WeitenhagenFriedrich Wilhelm Krummacher war der Sohn des spateren Hofpredigers Theodor Krummacher und dessen Frau Elisabeth geborene Grafin von der Goltz Die Familie Krummacher hatte uber Generationen hochrangige Geistliche in Preussen hervorgebracht Friedrich Wilhelm Krummacher studierte in Berlin Tubingen und Greifswald Theologie und schloss sein Studium 1927 mit einer kirchenhistorischen Dissertation uber die Niederrheinische Erweckungsbewegung ab Er war 1925 in Berlin ordiniert und danach als Hilfsprediger in Berlin Wannsee eingesetzt worden Danach wurde er zum Provinzialvikar der Kurmark berufen deren Generalsuperintendent Otto Dibelius war Dibelius wurde spater ein wichtiger Forderer und Wegbegleiter von Krummacher Von 1928 bis 1933 war Krummacher Pfarrer in Essen Werden 1933 trat Krummacher in die NSDAP ein und wurde im gleichen Jahr in das fur die Okumene zustandige Kirchliche Aussenamt der Deutschen Evangelischen Kirche berufen wo er als Kirchenrat fur die deutschen evangelischen Auslandsgemeinden in Europa verantwortlich war Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde Krummacher als Divisionspfarrer zur Wehrmacht einberufen Im November 1943 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde in das fur die Sowjetunion politisch bedeutsame Gefangenenlager Krasnogorsk gebracht Dort grundeten sich 1943 unter sowjetischer Regie das Nationalkomitee Freies Deutschland und der Bund Deutscher Offiziere Unter dem Eindruck der verbrecherischen Kriegsfuhrung der Nationalsozialisten schloss sich Krummacher beiden Gruppen an und wurde zum aktiven Mitbegrunder des Kirchlichen Arbeitskreises innerhalb des Nationalkomitees In dieser Rolle und als fruherer hoher Kirchenbeamter wurde er von der sowjetischen Fuhrung offensichtlich als kunftiger kirchlicher Gewahrsmann in der sowjetischen Besatzungszone auserkoren denn im August 1945 wurde er zusammen mit der sogenannten Gruppe Ulbricht nach Berlin entlassen Ruckblickend wurde dem Kirchlichen Arbeitskreis vorgeworfen sich zu sehr der sowjetischen Propaganda angenahert zu haben Besonders kontrovers wird dabei ein Aufruf an alle katholischen und evangelischen Geistlichen in den ostlichen Gebieten Deutschlands vom 15 Juli 1944 beurteilt Lasst euch nicht schrecken durch die Angst vor der Roten Armee Sie kommt nicht als Feind des deutschen Volkes sondern allein als Feind Hitlers und seiner Trabanten Gerade als Christen die schon immer dem Nationalsozialismus ablehnend gegenuberstanden habt ihr nichts zu befurchten Sobald die Front uber eure Stadte und Dorfer hinweggegangen ist werdet ihr wieder eurer friedlichen Beschaftigung nachgehen Ihr Pfarrer werdet wieder an den Altaren und auf den Kanzeln stehen und ungehindert und in aller Offentlichkeit euren Seelsorgedienst ausuben Darum keine Panik Gebt beim Herannahen russischer Truppen zu erkennen dass ihr die friedliche Bevolkerung seid Geht ihnen mit vorangetragenen Kreuzen oder weissen oder schwarz weiss roten Fahnen als Zeichen eurer friedlichen Gesinnung entgegen Verhindert dass in eurer Umgebung geschossen wird Veranlasst die deutschen Soldaten den Kampf einzustellen und tragt so als Christen zur Vermeidung weiterer sinnloser Blutopfer bei Verhaltet euch korrekt gegenuber den Besatzungsbehorden und lasst euch durch niemanden zu dem Wahnsinn eines aktiven oder passiven Widerstandes verleiten Es liegt allein an euch wie euch die Rote Armee behandelt Gerd R Ueberschar Das Nationalkomitee Freies Deutschland und der Bund Deutscher Offiziere Krummacher wurde zunachst in eine Pfarrstelle in Berlin Weissensee und zum Superintendenten fur Berlin Land berufen 1946 ubernahm er das Amt eines Berliner Generalsuperintendenten Er war nun wieder unter Dibelius tatig der 1945 Bischof in Berlin Brandenburg geworden war Bereits 1945 hatte Krummacher als Mitbegrunder die heute noch bestehende evangelische Wochenzeitung Die Kirche ins Leben gerufen Nachdem die sowjetische Besatzungsmacht in ihrer Zone Internierungslager fur politische Haftlinge eingerichtet hatte bemuhte sich Krummacher um die kirchliche Betreuung der Gefangenen Als 1954 der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche von Scheven starb setzte sich Dibelius der inzwischen auch Vorsitzender der Kirchlichen Ostkonferenz geworden war fur Krummacher als dessen Nachfolger ein denn er versprach sich von seinem Zogling einen Gegenpol zum regierungsfreundlichen Thuringer Bischof Moritz Mitzenheim Am 10 Februar 1955 wurde Krummacher von der pommerschen Synode als Bischof mit Sitz in Greifswald gewahlt nbsp Bischof Krummachers Dienstvilla in Greifswald Rudolf Petershagen Allee 3 nbsp Erinnerungstafel an Bischof Krummacher am Haus Rudolf Petershagen Allee 3Krummachers Amtsantritt fiel zusammen mit der Verschlechterung des Verhaltnisses zwischen der DDR Regierung und den Kirchen hervorgerufen vor allem durch die Forderung einer Loyalitatserklarung gegenuber dem sozialistischen Staat der Behinderung der kirchlichen Jugendarbeit und der Einfuhrung der staatlich geforderten Jugendweihe Im Gegensatz zu Bischof Mitzenheim setzte sich Krummacher in den Gesprachen mit der DDR Fuhrung vehement fur die Unabhangigkeit der DDR Kirchen und die ungehinderte Religionsausubung ein Als die Regierung erkannte dass sich Krummacher entgegen den fruheren Hoffnungen nicht fur ihre Kirchenpolitik instrumentalisieren liess versuchte sie ihn durch Hetzkampagnen und Schikanen gefugig zu machen allerdings vergeblich Auch die Versuche ihn wegen seiner fruheren nationalsozialistischen Haltung zu diskreditieren blieben fruchtlos Durch den Staatssicherheitsdienst wurde ein fuhrender Jurist im Greifswalder Konsistorium als Spitzel auf den Bischof angesetzt Am 14 Juni 1960 wahlten die ostdeutschen Bischofe Krummacher wiederum auf Initiative von Dibelius einstimmig zum neuen Vorsitzenden der Kirchlichen Ostkonferenz Die DDR Regierung sah dies als Affront gegen ihren Favoriten Mitzenheim an und weigerte sich lange Zeit Krummacher als Verhandlungsfuhrer der Kirchen anzuerkennen Erst als zu erkennen war dass Mitzenheims Anbiederungskurs und die damit verbundenen Alleingange zu seiner Isolierung innerhalb der Kirche fuhrten wurde Krummacher akzeptiert Dieser spielte inzwischen auch eine bedeutende Rolle in okumenischen Gremien und war Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD dem gesamtdeutschen Zusammenschluss aller evangelischen Landeskirchen geworden Da die EKD den Souveranitatsbestrebungen der DDR im Wege stand tat sich ein neues Konfliktfeld auf In seiner Doppelfunktion als ostdeutscher Kirchenfuhrer und ranghoher gesamtdeutscher Kirchenvertreter geriet Krummacher erneut in ein schwieriges Verhaltnis zur DDR Fuhrung Sein konsequentes Eintreten fur die kirchliche Einheit uber die innerdeutsche Grenze hinweg fand auf kirchlicher Ebene in Ost wie in West breite Unterstutzung sodass er bis 1969 standig zum Vorsitzenden der Kirchlichen Ostkonferenz die sich spater in Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen in der DDR umbenannte wiedergewahlt wurde Zuletzt hatte er sich vehement gegen eine Abspaltung der DDR Kirchen von der EKD eingesetzt und mit immer neuen Vorschlagen versucht die Einheit der evangelischen Kirche zu bewahren Letztlich konnte er sich nicht gegen die Haltung der neuen Generation der ostdeutschen Kirchenfuhrer durchsetzen und am 10 Juni 1969 wurde der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR unter Lostrennung von der EKD gegrundet Nachdem Krummacher noch erreicht hatte dass in die Bundesordnung ein Passus uber das Bekenntnis zur besonderen christlichen Gemeinschaft in Deutschland aufgenommen wurde setzte er sich danach fur enge Kontakte zwischen Bund und EKD ein 1972 ging Krummacher in den Ruhestand und liess sich in Altefahr auf Rugen nieder Seine Landeskirche setzte ihm mit dem Friedrich Wilhelm Krummacher Haus einem kirchlichen Begegnungszentrum in Weitenhagen bei Greifswald ein Denkmal Mit seiner Frau Helga hatte Krummacher sieben Kinder Sigrid Hans Henrik Irmtraud Friedhelm Helga Bernd Dietrich und Christoph 1 Schriften BearbeitenGottfried Daniel Krummacher und die niederrheinische Erweckungsbewegung im 19 Jahrhundert Arbeiten zur Kirchengeschichte Bd 24 ISSN 1861 5996 de Gruyter Berlin u a 1935 als Herausgeber Ernst Oskar Petras Lasset euch versohnen mit Gott Ein Buch vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt am Main Evangelische Verlags Anstalt Berlin 1957 Ruf zur Entscheidung Predigten Ansprachen Aufsatze 1944 1945 Dokumente aus dem Arbeitskreis fur Kirchliche Fragen beim Nationalkomitee Freies Deutschland VOB Union Verlag Berlin 1965 Gottes bunte Gnade Predigten Bibelarbeiten Vortrage und Aufsatze Evangelische Verlags Anstalt Berlin 1973 Literatur BearbeitenFriedrich Bartsch Werner Rautenberg Hrsg Gemeinde Gottes in dieser Welt Festgabe fur Friedrich Wilhelm Krummacher zum sechzigsten Geburtstag Evangelische Verlags Anstalt Berlin 1961 Wolfgang Breithaupt Hrsg Friedrich Wilhelm Krummacher und das Haus der Stille eine Dokumentation der Vortrage zur Namensgebung am 20 und 21 Juni 1998 Friedrich Wilhelm Krummacher Haus Weitenhagen 1998 Aulikki Makinen Der Mann der Einheit Bischof Friedrich Wilhelm Krummacher als kirchliche Personlichkeit in der DDR in den Jahren 1955 1969 Greifswalder theologische Forschungen Bd 5 Lang Frankfurt am Main u a 2002 ISBN 3 631 39843 3 Zugleich Helsinki Univ Diss 2002 Aulikki Makinen Friedrich Wilhelm Krummacher der Mann der Einheit in Zeitgeschichte regional Mitteilungen aus Mecklenburg Vorpommern 6 Jg 2002 Heft 2 S 39 44 Kurzbiografie zu Krummacher Friedrich Wilhelm In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Wilhelm Krummacher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Friedrich Wilhelm Krummacher in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Getrost und frohlich In Der Spiegel 52 1964 VorgangerAmtNachfolgerKarl von SchevenBischof der Pommerschen Evangelischen Kirche 1955 1972Horst GienkeOtto Dibelius fur ganz Berlin Generalsuperintendent fur Berlin II d h Ost 1946 1955Fritz FuhrNormdaten Person GND 121952444 lobid OGND AKS LCCN n2007017868 VIAF 36912022 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Krummacher Friedrich WilhelmALTERNATIVNAMEN Krummacher Friedrich Wilhelm Gustav Adolf Daniel Theodor vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Theologe und Bischof der Pommerschen Evangelischen KircheGEBURTSDATUM 3 August 1901GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 19 Juni 1974STERBEORT Altefahr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Wilhelm Krummacher amp oldid 231879242