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Horst Gienke 18 April 1930 in Schwerin 26 Februar 2021 in Demmin 1 war von 1972 bis 1989 Bischof der Evangelischen Landeskirche Greifswald und von 1973 bis 1976 und 1987 bis 1989 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Union EKU in der DDR Nach seinem Rucktritt 1989 aufgrund eines Misstrauensvotums der Landessynode wurde bekannt dass Gienke als inoffizieller Mitarbeiter der DDR Staatssicherheit registriert war Horst Gienke 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rucktritt als Bischof 3 Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHorst Gienke wurde als Sohn eines Beamten geboren Nach dem Abitur an der Goethe Oberschule in Schwerin studierte er von 1948 bis 1953 in Rostock evangelische Theologie Danach war er Gemeindepfarrer in Blankenhagen bei Ribnitz und in Rostock Von 1964 bis 1972 war Gienke Leiter des Predigerseminars der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs in Schwerin 1970 wurde er fur das Amt des Bischofs der Mecklenburgischen Landeskirche vorgeschlagen die Synode wahlte jedoch Heinrich Rathke ins Bischofsamt Am 1 Januar 1972 wurde er zum Landessuperintendenten von Schwerin berufen Im Marz 1972 wurde Gienke als Nachfolger von Friedrich Wilhelm Krummacher zum Bischof der damaligen Evangelischen Landeskirche Greifswald gewahlt bis 1968 und ab 1990 Pommersche Evangelische Kirche An Gienkes Amtseinfuhrung nahm seitens des SED der damalige Staatssekretar fur Kirchenfragen der DDR Hans Seigewasser teil 2 Gienke weihte 1977 als ersten Kirchen Neubau in einem DDR Neubaugebiet das St Nikolai Gemeindezentrum in Stralsund Knieper West ein entstanden im ersten Kirchenbauprogramm in der DDR Von 1973 bis 1976 und 1987 bis 1989 war er Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Union EKU in der DDR 1980 wurde ihm die Ehrendoktorwurde der Sektion Theologie der Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald verliehen Im November 1989 wurde Gienke dessen autoritares Amtsverstandnis 3 sowie dessen SED nahe Amtsfuhrung zunehmend kritisiert worden waren von der Landessynode zum Rucktritt aufgefordert und im Anschluss mit seiner Zustimmung in den vorlaufigen Ruhestand versetzt 4 Im April 2010 wurdigte die Pommersche Evangelische Kirche Gienke aus Anlass seines 80 Geburtstages mit einem Empfang im Haus der Stille auch Friedrich Wilhelm Krummacher Haus in Weitenhagen bei Greifswald 5 Gienke war verheiratet und hatte zwei Kinder Rucktritt als Bischof BearbeitenAm 11 Juni 1989 wurde in Greifswald in einem Festakt unter Anwesenheit von Erich Honecker der Dom St Nikolai nach umfangreicher Sanierung wieder eingeweiht Das Projekt wurde auf Initiative des Greifswalder Dompredigers Joachim Puttkammer in erheblichen Masse von der Krupp Stiftung gefordert da der Sachwalter der Stiftung Berthold Beitz in Greifswald aufgewachsen war und so seine Verbundenheit mit der Stadt zum Ausdruck bringen wollte Es war aber auch in Kirchenkreisen umstritten weil fur viele andere Kirchenbauten Geld fehlte 6 Besonders die von Gienke ohne Rucksprache mit Synode und Kirchenleitung erfolgte Einladung Honeckers stiess auf Ablehnung Der Festgottesdienst mit Honecker und Beitz war einer der letzten grosseren offentlichen Auftritte Honeckers Als am 19 Juli 1989 ein Briefwechsel zwischen Gienke und Honecker im SED Organ Neues Deutschland veroffentlicht wurde 7 in dem die Kirchenblatter wegen ihrer kritischen Berichterstattung uber die Domeinweihung angegriffen wurden geriet Gienke immer mehr unter Druck Im September 1989 forderte schliesslich der Greifswalder Pfarrkonvent die Mitglieder der Kirchenleitung schriftlich auf dem Bischof das Misstrauen auszusprechen Gleichzeitig wurde Gienke aufgefordert sein Amt niederzulegen Die Kirchenleitung stellte sich jedoch nach heftigen Kontroversen am 21 September 1989 hinter Gienke Die Landessynode folgte dieser Position auf ihrer anschliessenden Herbsttagung nicht sondern sprach Gienke am 5 November 1989 mit 32 zu 30 Stimmen das Misstrauen aus da seit langerer Zeit ein tiefgreifender zunehmender Vertrauensschwund im Blick auf die Amtsfuhrung des Bischofs eingetreten sei 8 Nach einer Bedenkzeit zog Gienke die Konsequenz und trat von seinem Amt zuruck Die Kirchenleitung versetzte Gienke daraufhin in den Ruhestand Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit BearbeitenNach Gienkes Rucktritt wurde bekannt dass dieser vom Ministerium fur Staatssicherheit MfS seit 1972 als IM Inoffizieller Mitarbeiter Orion gefuhrt worden war 9 10 11 In der Folgezeit wurden diese Berichte durch wissenschaftliche Untersuchungen bestatigt 12 13 14 Die Bezirksverwaltung Rostock des Ministeriums fur Staatssicherheit hatte Gienke als IM unter der Nummer I 1066 72 registriert 15 Nach eigener Aussage hat Gienke bis 1989 insgesamt 37 vertrauliche Gesprache mit MfS Offizieren gefuhrt in denen es um grundsatzliche Fragen nach politischen Entscheidungen sowie dem inneren und wirtschaftlichen Gefuge des Staates gegangen sei 16 Diese Gesprache verstiessen klar gegen den allgemeinen Konsens in den Landeskirchen der DDR dass unabhangig von den konkreten Inhalten kirchlicherseits keinerlei Kontakte zum MfS unterhalten werden sollten 12 Nachdem seine Identitat als Inoffizieller Mitarbeiter des MfS aufgedeckt worden war bestritt Gienke sich bewusst als IM zur Verfugung gestellt zu haben und stellte sich in seiner 1996 erschienenen Autobiographie als Opfer einer Diffamierungskampagne einer westdeutschen Journaille dar die seinen Ruf als Bischof ruinieren wolle um damit das Image der Kirche zu beschadigen 17 Das genaue Ausmass der Zusammenarbeit zwischen Gienke und der Staatssicherheit kann nicht geklart werden da die aus sechs Banden bestehende Akte nicht im Bestand der BStU vorhanden ist 18 Nach Angaben der Bundesbeauftragten fur die Stasi Unterlagen wurde die Akte im Zuge der Wende am 4 Dezember 1989 vernichtet 19 Artur Amthor Gienkes damaliger Stasi Gesprachspartner erklarte Gienke habe zwar Gesprache mit der Stasi gefuhrt jedoch nicht als IM gearbeitet 20 Amthor war von Dezember 1989 bis Marz 1990 also in dem Zeitraum in dem die Akte des IM Orion vernichtet wurde als Bezirksleiter der Stasi Nachfolgebehorde Amt fur Nationale Sicherheit fur die Vernichtung von Aktenbestanden der Stasi im Bezirk Rostock verantwortlich Veroffentlichungen BearbeitenVon Bethlehem bis Jerusalem Unterwegs im Land der Bibel Evangelische Haupt Bibelgesellschaft Berlin Altenburg 1990 ISBN 3 7461 0096 8 Dome Dorfer Dornenwege Lebensbericht eines Altbischofs Hinstorff Rostock 1996 ISBN 3 356 00696 7 Literatur BearbeitenRahel von Sass Der Greifswalder Weg Die DDR Kirchenpolitik und die evangelische Landeskirche Greifswald von 1980 bis 1989 Herausgegeben von der Landesbeauftragten Mecklenburg Vorpommern fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehem DDR Schwerin 1998 ISBN 3 933255 08 2 Irmfried Garbe Wolfgang Nixdorf Hrsg Dom St Nikolai Greifswald Gemeindekirche zwischen Politik und Polemik Studien zur Greifswalder Landeskirche und zur Wiedereinweihung des Domes 1989 Herausgegeben im Auftrag der Landessynode der Pommerschen Evangelischen Kirche Schwerin 2005 ISBN 3 935749 43 0 Uwe Funk Gienke Horst In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Horst Gienke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Horst Gienke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Horst Gienke in der Landesbibliographie MV Friedrich Wilhelm Graf Rezension Sachbuch Rechtfertigung des begnadigten Sunders In FAZ net 9 Januar 1997 abgerufen am 1 Marz 2021 Rezension zu Horst Gienke Dome Dorfer Dornenwege Lebensbericht eines Altbischofs Einzelnachweise Bearbeiten Evangelisch Lutherische Kirche in Norddeutschland vom 26 Februar 2021 Nachruf fur fruheren Bischof der Evangelischen Landeskirche Greifswalds 1972 1989 Altbischof Horst Gienke verstorben von Annette Klinkhardt abgerufen am 27 Februar 2021 Horst Gienke Internationales Biographisches Archiv 24 1997 vom 2 Juni 1997 im Munzinger Archiv abgerufen am 4 August 2009 Artikelanfang frei abrufbar Dem Theologen Friedrich Wilhelm Graf zufolge vertrat Gienke schon bei seinem Amtsantritt als Bischof ein autoritares katholisierendes Amtsverstandnis Friedrich Wilhelm Graf Rechtfertigung des begnadigten Sunders In Frankfurter Allgemeine Zeitung 9 Januar 1997 Nr 7 S 6 Pommerscher Altbischof Horst Gienke wird 75 Jahre alt 1 2 Vorlage Toter Link www kirche mv de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven 14 April 2005 auf kirche mv de Empfang zum 80 Geburtstag von Altbischof Horst Gienke Memento vom 15 Mai 2010 im Internet Archive 26 April 2010 auf kirche mv de Frank Pergande Ein Nachruf und seine Folgen In der pommerschen Kirche wird uber die DDR Vergangenheit gestritten wieder einmal In Frankfurter Allgemeine Zeitung 14 November 2015 S 12 Ilko Sascha Kowalczuk Endspiel Die Revolution von 1989 in der DDR Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58357 5 S 342 online Landeskirchliches Archiv Greifswald Pressestelle der Evangelischen Landeskirche Greifswald Hrsg Greifswalder Informationsdienst Nr 4 1989 S 1 Einer im Niemandsland In Der Spiegel Nr 8 1992 S 24 f online Wir hatten sie im Griff In Der Spiegel Nr 17 1992 S 40 ff online Lamm unter Wolfen In Der Spiegel Nr 23 1993 S 65 online a b Rahel von Sass Der Greifswalder Weg Die DDR Kirchenpolitik und die evangelische Landeskirche Greifswald von 1980 bis 1989 S 48f Robert F Goeckel Der Weg der Kirchen in der DDR In Heydemann Kettenacker Hrsg Kirchen in der Diktatur Drittes Reich und SED Staat Funfzehn Beitrage Gottingen 1993 S 177f Clemens Vollnhals Die kirchenpolitische Abteilung des Ministeriums fur Staatssicherheit In Ders Hrsg Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit Eine Zwischenbilanz 2 Auflage Berlin 1997 S 91 Thomas Auerbach Matthias Braun Bernd Eisenfeld Gesine von Prittwitz Clemens Vollnhals Hauptabteilung XX Staatsapparat Blockparteien Kirchen Kultur politischer Untergrund MfS Handbuch Herausgeber Der Bundesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Abteilung Bildung und Forschung Berlin 2008 S 96 Anmerkung 38 PDF Horst Gienke Dome Dorfer Dornenwege Lebensbericht eines Altbischofs Rostock 1996 S 379f Horst Gienke Dome Dorfer Dornenwege Lebensbericht eines Altbischofs Rostock 1996 zitiert bei Friedrich Wilhelm Graf Rechtfertigung des begnadigten Sunders In Frankfurter Allgemeine Zeitung 9 Januar 1997 Nr 7 S 6 Rahel von Sass Der Greifswalder Weg Die DDR Kirchenpolitik und die evangelische Landeskirche Greifswald von 1980 bis 1989 S 49 Anm 152 Thomas Auerbach Matthias Braun Bernd Eisenfeld Gesine von Prittwitz Clemens Vollnhals Hauptabteilung XX Staatsapparat Blockparteien Kirchen Kultur politischer Untergrund MfS Handbuch Herausgeber Der Bundesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Abteilung Bildung und Forschung Berlin 2008 S 96 Anmerkung 38 PDF Artur Amthor Ruhe in Rostock Vonwegen Berlin 2009 S 139f VorgangerAmtNachfolgerFriedrich Wilhelm KrummacherBischof der Pommerschen Evangelischen Kirche 1972 1989Eduard BergerRatsvorsitzende und Leitende Bischofe der EKU bis 1953 APU Ratsvorsitzende der EK ap U 1951 1972 Heinrich Held 1951 57 Kurt Scharf 1957 60 Joachim Beckmann 1960 63 Ernst Wilm 1963 69 Hans Joachim Frankel 1970 72 Ratsvorsitzende der EKU Bereich West Karl Immer 1972 75 Hans Thimme 1975 81 Gerhard Brandt 1981 87 Hans Martin Linnemann 1987 91 Ratsvorsitzende der EKU Bereich Ost Horst Gienke 1972 76 Werner Krusche 1976 79 Eberhard Natho 1979 83 Gottfried Forck 1984 85 Joachim Rogge 1989 91 Ratsvorsitzende der EKU 1992 2003 Joachim Rogge 1992 93 Peter Beier 1994 96 Eduard Berger 1996 98 Helge Klassohn 1998 2000 Manfred Sorg 2000 03 Normdaten Person GND 119432439 lobid OGND AKS LCCN n97105004 VIAF 42486132 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gienke HorstKURZBESCHREIBUNG deutscher Geistlicher Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche inoffizieller Mitarbeiter der DDR StaatssicherheitGEBURTSDATUM 18 April 1930GEBURTSORT SchwerinSTERBEDATUM 26 Februar 2021STERBEORT Demmin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Horst Gienke amp oldid 223824501