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Carl Wilhelm Kaisen 22 Mai 1887 in Hamburg 19 Dezember 1979 in Bremen war ein deutscher Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD Von 1920 bis 1928 sowie 1933 war er Mitglied der Bremischen Burgerschaft Zwischen 1928 und 1933 bekleidete er das Amt des Senators fur Wohlfahrtswesen in Bremen Die Zeit des Nationalsozialismus in Bremen verbrachte er mit seiner Familie als Landwirt im heutigen Bremer Stadtteil Borgfeld damals noch eine landliche Gemeinde Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beriefen ihn die Vertreter der amerikanischen Besatzungsmacht erneut in den Senat Sie beforderten ihn kurz darauf zu dessen Prasidenten und damit zum Bremer Burgermeister Kaisen pragte den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau der Hansestadt bis zu seinem Ausscheiden aus dem Senat im Jahr 1965 entscheidend Er pladierte fur die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland und die europaische Einigung Innerhalb der SPD vertrat er damit offentlich Positionen die bis Ende der 1950er Jahre deutlich von der ablehnenden Haltung des SPD Parteivorstands abwichen Kaisen gilt in Bremen als Symbolfigur des Wiederaufbaus nach 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 1 1 Familiarer Hintergrund und Schulzeit 1 2 Eintritt in die Arbeitswelt und Militardienst 2 Vorkriegsengagement in der Arbeiterbewegung 2 1 SPD Eintritt und erste Karriereschritte 2 2 Berlin und neue Berufsperspektive 3 Erster Weltkrieg 3 1 Soldat an der Westfront 3 2 Heirat 3 3 Kriegsende 4 Politik in Bremen in den Jahren der Weimarer Republik 4 1 Wechsel an die Weser 4 2 Journalistische Arbeit 4 3 Abgeordneter der Burgerschaft 4 4 Senator 5 Im Borgfelder Exil 5 1 Vom Senator zum Siedler 5 2 Politische Abstinenz 5 3 Landwirtschaft 6 Wiederaufbau Bremens 6 1 Im Zentrum der Bremer Politik 6 2 Sicherung der Bremer Eigenstandigkeit 6 3 Entnazifizierung 6 4 Verhaltnis zu Kommunisten 6 5 Wirtschaftlicher Wiederaufbau 6 6 Wiederaufbau der Stadt 7 Deutschlandpolitische und bundesdeutsche Initiativen 7 1 Ministerprasidentenkonferenzen 7 2 Initiativen bis zur Grundung der Bundesrepublik 7 3 Initiativen nach der Staatsgrundung 8 Europa Idee 8 1 Europarat 8 2 Montan Union 8 3 Europaische Verteidigungsgemeinschaft 8 4 Europaische Wirtschaftsgemeinschaft 8 5 Dienstreisen ins westeuropaische Ausland 8 6 Pro europaische Nichtregierungsorganisationen 9 Verhaltnis zur Parteispitze der SPD 9 1 Konflikte mit Schumacher 9 2 Ausgleich mit Ollenhauer 10 Herbst der Ara Kaisen 10 1 Deutschlandpolitik bis Mitte der 1960er Jahre 10 2 Bremer Politik zwischen 1960 und 1965 10 3 Nachfolgeregelungen und Rucktritt 11 Politiker im Ruhestand 11 1 Privatmann 11 2 Ratgeber und Forderer von Hans Koschnick 11 3 Publizist des Regierungsflugels 12 Rezeption 12 1 Ehrungen 12 2 Literaturlage und Forschung 13 Anhang 13 1 Siehe auch 13 2 Werke 13 3 Literatur 13 4 Weblinks 13 5 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenFamiliarer Hintergrund und Schulzeit Bearbeiten nbsp Wilhelm Kaisen links mit Eltern und Geschwistern um 1900Wilhelm Kaisen wurde in Hamburg Eppendorf als zweites von funf Kindern geboren Sein Vater Henrik Hinrich war gelernter Maurer arbeitete spater jedoch als Fabrikarbeiter Seine Mutter Minna geborene Janzen war als Tochter eines Gutsverwalters im Kreis Pinneberg geboren worden und lebte wie ihr Ehemann schon einige Jahre in Hamburg Die Familie zog vor der Choleraepidemie von 1892 aus dem Arbeiterquartier Eppendorf in das noch landlich gepragte Hamburg Alsterdorf Weil der Vater als Bauarbeiter insbesondere im Winter haufig arbeitslos war trugen Ehefrau und Kinder zum Familieneinkommen bei 1 Zu den wichtigsten Kindheitserinnerungen Kaisens gehorte die Wertschatzung von Arbeit die den Lebensunterhalt sicherstellte Zugleich schatzte er den familiaren Zusammenhalt in seinem Elternhaus der auch fur sein spateres Leben pragend sein sollte Schliesslich genoss der junge Wilhelm die regelmassigen Aufenthalte auf dem Gutshof nahe Elmshorn bei seinen Grosseltern mutterlicherseits 2 Wilhelm besuchte von 1893 bis 1900 die Volksschule in Alsterdorf Sein Lehrer forderte ihn sodass Wilhelm Kaisen das letzte Schuljahr auf einer weiterfuhrenden Schule in Eppendorf verbringen konnte Sein Wunsch Lehrer zu werden zerschlug sich da die Eltern das Schulgeld nicht aufbringen konnten und weil Wilhelm sich in der Knabenschule in Eppendorf nicht wohlfuhlte 1900 begann er als ungelernte Kraft in der Seifenfabrik C Puhlmann amp Sohn in Alsterdorf in welcher sein Vater seit Jahren beschaftigt war 3 Eintritt in die Arbeitswelt und Militardienst Bearbeiten nbsp Kaisen im Alter von 19 JahrenSeine ersten Arbeitsjahre verbrachte Kaisen als Fabrikarbeiter in der Produktion von Seifen spater von Schuhcreme Von 1905 bis 1907 liess er sich zum Stuckateur ausbilden dieses Handwerk erlebte in der Zeit des Jugendstils eine starke Nachfrage Sein neuer Beruf fuhrte Kaisen bis 1914 in einer lang anhaltenden Boomphase an verschiedene Orte Norddeutschlands und Danemarks einschliesslich Kopenhagen 4 Von Oktober 1907 bis September 1909 leistete Kaisen seinen Militardienst beim Feldartillerie Regiment Nr 9 der Preussischen Armee in Itzehoe Er wurde zwar von einigen Vorgesetzten schikaniert weil er seit seinem 18 Lebensjahr eingeschriebenes Mitglied der Sozialdemokratischen Partei war betrachtete die Rekrutenzeit aber ruckblickend durchaus wohlwollend Es war ihm nach eigener Einschatzung gelungen zu beweisen dass auch Vertreter der Arbeiterklasse und bekennende Sozialdemokraten gute Soldaten abgeben konnen nicht allein solche aus besseren Kreisen Seine Leistungen fanden Anerkennung Er verliess das Militar als Unteroffiziersanwarter und mit Auszeichnung fur seine Fahigkeiten als Schutze 5 Vorkriegsengagement in der Arbeiterbewegung BearbeitenSPD Eintritt und erste Karriereschritte Bearbeiten 1905 trat Wilhelm Kaisen in die SPD ein Bereits sein Vater besass seit langer Zeit ein Parteibuch der SPD Dieser hatte die Repression gegen die Partei in den Zeiten des Sozialistengesetzes 1878 1890 noch selbst erlebt Nicht allein familiare Grunde waren fur den Eintritt Wilhelm Kaisens ausschlaggebend Ihn motivierte auch sein eigenes Erleben der Fabrikarbeit die Rechtsstellung der Arbeiter und die alltaglichen Erfahrungen mit Unfallgefahren und der mangelhaften Arbeitshygiene Die Partei machte Interessierten zudem Bildungsangebote Kaisen nutzte die Abendkurse des Arbeiterbildungsvereins in Barmbek und erwarb Kenntnisse in Soziologie und Nationalokonomie Gleichzeitig beteiligte er sich an innerparteilichen Diskussionsveranstaltungen und schulte seine rhetorischen Fahigkeiten Es gelang Kaisen rasch in der Partei vorwartszukommen dabei half ihm die fuhrende Stellung seines Vaters im Parteidistrikt Fuhlsbuttel Wilhelm wurde gleich nach seinem Parteieintritt Schriftfuhrer und war von Anfang 1911 bis zum Ersten Weltkrieg Vorsitzender dieses Distrikts Seinen ersten grossen offentlichen Auftritt hatte er bei der Maifeier der Fuhlsbuttler Genossen im Jahr 1913 1907 zwei Jahre nach seinem Parteieintritt schloss er sich der freigewerkschaftlichen Organisation der Stuckateure Gipser und Weissbinder an Berlin und neue Berufsperspektive Bearbeiten Das politische Talent Kaisens fiel in der Hamburger Landesorganisation der SPD auf Vom 1 Oktober 1913 bis zum 31 Marz 1914 besuchte er auf ihren Vorschlag die Reichsparteischule der SPD in Berlin Zu den Lehrkraften die ihn am starksten beeindruckten gehorte Rosa Luxemburg die in den Fachern Nationalokonomie und Wirtschaftsgeschichte unterrichtete Der Leiter der Parteischule Heinrich Schulz beeindruckte Kaisen ebenfalls Er unterwies seine Zuhorer in Zeitungslehre und technik In seinem Kurs lernte er auch seine spatere Ehefrau Helene Schweida kennen die einzige Frau unter den 31 Teilnehmern Die Genossen aus Bremen hatten sie delegiert Von Berlin nach Hamburg zuruckgekehrt strebte Kaisen eine Karriere im sozialdemokratischen Zeitungswesen an Wenige Wochen spater konnte er seinen ersten Erfolg vorweisen Das Hamburger Echo druckte am 17 Mai 1914 seinen Artikel der mit klassisch marxistischem Vokabular die fur den Kapitalismus typischen okonomischen Krisen beschrieb 6 Erster Weltkrieg BearbeitenSoldat an der Westfront Bearbeiten Kaisen wurde im Zuge der Mobilmachung nach Hamburg Bahrenfeld einberufen und dort einem aus Reservisten zusammengestellten Artillerieregiment zugeteilt Diese Einheit wurde am 3 August 1914 nach Frankreich verlegt und verbrachte den gesamten Krieg bis November 1918 an der Westfront Gleich nach Kriegsbeginn wurde Kaisen zum Unteroffizier befordert Kaisen war in Flandern und Nordfrankreich nicht direkt im Stellungskrieg sondern im ruckwartigen Frontbereich eingesetzt Er wurde zum Feldwebel befordert und erhielt das Hanseatenkreuz sowie das Eiserne Kreuz II Klasse Heirat Bearbeiten In den Kriegsjahren korrespondierte er mit Helene Schweida uber politische und private Themen Am 1 Mai 1916 heirateten sie wahrend eines Fronturlaubes in Worpswede Aus der Ehe gingen zwei Sohne und zwei Tochter hervor Kaisen blieb wahrend des Krieges wie die Mehrheit der Hamburger Sozialdemokraten der vaterlandischen Linie der SPD und Gewerkschaftsfuhrung treu Seine Frau hingegen neigte der Unabhangigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands USPD zu In Bremen hatte sich bereits vor dem Krieg ein starker linker Flugel etabliert der auch in den Kriegsjahren die politische Diskussion in der ortlichen Sozialdemokratie dominierte In den Briefen die sie sich in der zweiten Kriegshalfte schrieben behandelten die Eheleute ihre Zukunftsperspektiven Sie hegten unter anderem Plane nach Danemark oder in die Vereinigten Staaten auszuwandern Kriegsende Bearbeiten Nach dem Zusammenbruch der militarischen Widerstandskraft des Kaiserreichs ab Herbst 1918 und dem Beginn der Novemberrevolution wahlten seine Regimentskameraden Kaisen zum Vorsitzenden des Soldatenrats Er legte grossten Wert auf eine rasche geordnete und verlustfreie Ruckfuhrung seines Regiments Dieses Vorhaben gelang kurz vor Weihnachten 1918 waren die Truppen wieder in Hamburg 7 Politik in Bremen in den Jahren der Weimarer Republik BearbeitenWechsel an die Weser Bearbeiten Die Hamburger Landesorganisation der SPD berief Kaisen nach seiner Ruckkehr in den erweiterten Fuhrungskreis der Partei Zugleich sorgte sie dafur dass er beim ortlichen Arbeitsamt angestellt wurde wo er neben vielen Anderen damit befasst war die zuruckstromenden Soldaten wieder in die Arbeitswelt zu integrieren und Arbeiter aus Rustungsbetrieben in der Friedensproduktion zu beschaftigen Seine schwangere Frau der erste gemeinsame Sohn Niels kam am 6 Marz 1919 zur Welt blieb in Bremen und erlebte die politischen Ereignisse im Zuge der Bremer Raterepublik ihre Zerschlagung und die nachfolgenden Streikaktionen Die Bremer SPD hatte nach diesen Geschehnissen erheblich an Ansehen und Einfluss in der Arbeiterschaft verloren und die Linke hatte in Bremen bereits in den Vorkriegs und Kriegsjahren erhebliches Gewicht besessen Der SPD Bezirk Hamburg Nordwest zustandig fur das Elbe Weser Dreieck einschliesslich der Stadte Hamburg und Bremen entschloss sich zu einer umfassenden Neuorganisation der Partei und zur Verbesserung der Offentlichkeitsarbeit in Bremen In diesem Zusammenhang nahm Kaisen im Juni 1919 das Angebot an als Journalist bei der Ende Januar 1919 gegrundeten SPD Zeitung Bremer Volksblatt tatig zu werden 8 Journalistische Arbeit Bearbeiten In der Redaktion war Kaisen fur Lokalpolitik zustandig Trotz seiner geringen praktischen journalistischen Erfahrung erwarb er sich rasch auch den Respekt von Kollegen die fur konkurrierende Arbeiterzeitungen tatig waren so zum Beispiel von Alfred Faust der die damals zur USPD gehorende Bremer Burger Zeitung leitete und Jahrzehnte spater Sprecher des Bremer Senats wurde Kaisen entwickelte sich in der Redaktion des Volksblatts zur unangefochtenen Fuhrungspersonlichkeit Er wurde gut ein Jahr nach seinem Eintritt in die Redaktion zum Chefredakteur des Volksblatts bestellt Seine Artikel zeigten den Unterschied zwischen sozialdemokratischer Politik und der der burgerlichen Parteien auf Er ging scharf mit jenen Kraften um die die parlamentarische Demokratie aus reaktionaren Motiven heraus angriffen Ablehnend stand er allen Revolutionierungsversuchen von links gegenuber Kaisen hielt damit den Kurs den die Parteifuhrung der Mehrheitssozialdemokratie deutschlandweit vorgab Der USPD gegenuber signalisierte er die Bereitschaft zur politischen Zusammenarbeit wies zugleich aber darauf hin dass diese Partei solche Angebote schon mehrfach ausgeschlagen hatte Nach dem Zusammenschluss von Mehrheitssozialdemokratie und USPD wurden die USPD Blatter eingestellt und die Redaktionen mit der des Bremer Volksblattes zusammengelegt Kaisen wurde Chefredakteur der neuen Zeitung die ab 1 Oktober 1922 den Titel Bremer Volkszeitung trug Diesen Posten behielt er bis Anfang Mai 1925 Anschliessend widmete er sich starker seinen Aufgaben als Burgerschaftsabgeordneter 9 Abgeordneter der Burgerschaft Bearbeiten In der SPD war es ublich fuhrende Redakteure fur Parlamentsmandate zu nominieren Bei Wilhelm Kaisen kamen weitere Faktoren hinzu die dazu fuhrten dass er fur die Bremer Burgerschaft kandidierte Das Ansehen der Bremer SPD litt unter der Handlungsweise jener Fuhrungskrafte die in den Zeiten der Novemberrevolution der Bremer Raterepublik und der nachfolgenden Unruhen fast ausschliesslich auf Ruhe und Ordnung gepocht hatten Die Exponenten dieser Politik auf dem rechten Parteiflugel wurden am 6 Juni 1920 bei den Wahlen zur Bremer Burgerschaft abgestraft die Partei verlor ein Drittel der Stimmen im Vergleich zu den Wahlen im Marz 1919 10 Am 6 Juni 1920 fanden zugleich die Wahlen zum Reichstag statt Hier verlor die SPD fast die Halfte der Wahler die noch am 19 Januar 1919 bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung in Bremen fur sie votiert hatten 11 Kaisen gehorte ab Sommer 1920 zur geschrumpften SPD Fraktion in der neuen Burgerschaft Er hatte sich nach seiner Ubersiedlung nach Bremen neben seiner journalistische Tatigkeit auf vielen Diskussions und Schulungsveranstaltungen als Redner beziehungsweise Hauptreferent profiliert In innerparteilichen Diskussionen hatte er dafur pladiert das Bundnis mit der Bremer USPD zu suchen und sich nur dann auf Bundnisse mit burgerlichen Parteien einzulassen wenn die USPD in die Koalitionen einbezogen werden wurde Kaisen traf mit dieser Auffassung die Stimmung der Mehrheit in der Bremer SPD Insgesamt handelte er nicht als Parteirechter sondern als Mann der Basis Seinen ersten grossen parlamentarischen Auftritt hatte Kaisen als er fur die SPD den Antrag begrundete die Stadtwehr aufzulosen Diese hatte sich in den Augen der Arbeiterparteien von einer anfanglichen Polizeireserve zunehmend zu einem Instrument der Gewalt gegen die Arbeiterschaft entwickelt Das gemeinsame Anliegen von SPD USPD und Kommunistischer Partei Deutschlands KPD scheiterte jedoch am Widerstand des burgerlichen Senats 12 In den folgenden zwei Jahren profilierte sich Kaisen innerhalb der SPD Burgerschaftsfraktion als Sozialpolitiker Er forderte eine deutliche Erhohung der Transferzahlungen fur Rentner Arbeitslose und Wohlfahrtsempfanger Sein sozialpolitisches Engagement liess ihn in die Fuhrungsriege der Fraktion aufrucken Im Wechsel mit dem SPD Fraktionsvorsitzenden Emil Theil hielt Kaisen seit 1923 Grundsatzreden zur Haushaltspolitik Merkmal seines Aufstiegs in der Partei war auch seine Delegation auf alle SPD Parteitage zwischen 1920 und 1927 Seit 1922 war er auch stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Hamburg Nordwest 13 Senator Bearbeiten Im April 1928 trat Wilhelm Kaisen das Amt des Senators fur Wohlfahrtspflege an das auch die bremische Arbeitsmarktpolitik zu steuern hatte Er gehorte dem Senat an der bis 1933 von SPD Deutscher Demokratischer Partei DDP und Deutscher Volkspartei gebildet wurde 14 Mit dem Eintritt in den Bremer Senat beendete die SPD ihr jahrelanges Oppositionsdasein Diese Entwicklung ahnelte der auf Reichsebene wo die SPD ab Mitte 1928 als Teil der Regierung Muller Reichsminister und Reichskanzler stellte Dem Wohlfahrtsressort kam in Zeit der Weltwirtschaftskrise erhebliche Bedeutung zu denn die Zahl der zu versorgenden Personen stieg ebenso die finanziellen Aufwendungen fur die Arbeitslosen Betrugen die Fursorgeaufwendungen in Bremen Anfang 1929 monatlich etwa 100 000 Reichsmark so lagen sie vier Jahre spater bei uber 1 Million Reichsmark Die Auswirkungen der Krise traten im Vergleich zum Reich relativ spat ein sie trafen die Stadt mit ihrer spezifischen an Handel Schifffahrt und Schiffbau orientierten Wirtschaft jedoch hart Hohepunkt der Krise war Mitte 1931 der Zusammenbruch des Nordwolle Konzerns Der Konkurs fuhrte zum Totalverlust eines kurz vorher gewahrten Bremer Staatskredits Weiterhin zog er die Zahlungsunfahigkeit der Danat Bank damals drittgrosste Bank in Deutschland sowie der grossten Bank Nordwestdeutschlands der Schroder Bank nach sich Die Belastungen durch die Konkurse der Nordwolle und der Schroder Bank waren so gross dass die Bremer Eigenstaatlichkeit zeitweise gefahrdet war Unter diesen fiskalischen Bedingungen bemuhte sich Kaisen die Fursorgeleistungen fur die steigende Zahl der Bedurftigen aufrechtzuerhalten Innerhalb der SPD verschaffte er sich mit seinem Engagement grosses Ansehen Seine Amtsfuhrung uberzeugte auch die burgerlichen Koalitionspartner Selbst politische Gegner zollten ihm Respekt 15 Innerparteilich stieg Kaisen ab 1928 zum ersten Mann in Bremen auf Dies lag neben seiner Politik als Wohlfahrtssenator auch an seinem unbeirrten Eintreten fur die Republik insgesamt fur die sozialdemokratische Regierungsbeteiligung auf Reichsebene sowie fur die sich ab 1930 anschliessende Tolerierungspolitik der SPD gegenuber den Prasidialkabinetten Heinrich Brunings Bei der Burgerschaftswahl Ende November 1930 trat Kaisen als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten an Im Februar 1931 ruckte er in das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Bremer SPD auf 16 Im Borgfelder Exil BearbeitenVom Senator zum Siedler Bearbeiten Am 6 Marz 1933 wenige Wochen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung mussten die SPD Senatoren Kaisen Sommer und Klemann aus dem Senat ausscheiden In den darauf folgenden Wochen setzte die SPD in Bremen darauf den Nationalsozialisten keinen Vorwand fur Gewalt und Verfolgung zu liefern Sie hoffte vergeblich durch einen strikten Legalitatskurs die Zerschlagung der Arbeiterbewegung zu verhindern Die Organisationen wurden jedoch im Zuge des nationalsozialistischen Herrschaftsausbaus verboten Dies betraf auch die Bremer Volkszeitung in deren Redaktion Kaisen nach seinem Ausscheiden aus dem Senat wieder eingetreten war In wenigen Wochen drohte Kaisen somit von allen Einkommensquellen abgeschnitten zu werden sobald die neuen Machthaber die Zahlung von Ubergangsgeldern an den Ex Senator einstellen wurden Kaisen wurde zusammen mit den ubrigen Mitgliedern des Bremer SPD Vorstands am 12 Mai 1933 verhaftet 17 Im Unterschied zu vielen anderen inhaftierten Sozialdemokraten wurde er im Gefangnis nicht misshandelt und kam nach zwolf Tagen wieder frei Allerdings blieb die Internierung fur ihn der an Recht und Gesetz glaubte ein einschneidendes Ereignis zumal seine Frau aufgrund seiner Verhaftung schwer erkrankte Kaisen sann auf eine Moglichkeit mit seiner Familie in Deutschland zu bleiben und seinen Lebensunterhalt zu bestreiten sich aber gleichzeitig dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen Er bewarb sich um eine Siedlerstelle in Borgfeld einer damals noch landlichen Gemeinde im Osten Bremens an der Niederung der Wumme Kaisen erwarb im Sommer 1933 die letzte dieser Siedlungsstellen die zirka zwei Kilometer vom Ortsrand von Borgfeld entfernt war und so dem Ruckzugswunsch Kaisens entgegenkam Nach der Errichtung des Siedlungshauses zog er im Dezember 1933 mit seiner Familie zu der auch der Vater seiner Ehefrau gehorte von der Stadt aufs Land 18 Politische Abstinenz Bearbeiten Um sich und seine Familie nicht in Gefahr zu bringen vermied es Kaisen strikt sich politisch beziehungsweise im Untergrund zu betatigen Sein Vorsatz sich quasi unsichtbar zu machen gelang Er und seine Angehorigen blieben in ihrer inneren Emigration weitgehend unbehelligt Bis 1944 interessierte sich die Gestapo nur einmal fur ihn Kurz nach Ostern 1935 fragte sie ihn in Borgfeld aus um Informationen fur einen Prozess gegen Bremer Mitglieder des Reichsbanners Schwarz Rot Gold zu erhalten Kaisen vermied es zudem sich in der Stadt zu zeigen Nach dem gescheiterten Attentat vom 20 Juli 1944 auf Adolf Hitler geriet Kaisen im Zuge der Aktion Gitter allerdings in die Gewalt der Gestapo Sie verhaftete ihn am 27 August 1944 liess ihn jedoch noch am Abend des gleichen Tages wieder frei Die notgedrungene politische Abstinenz bedeutete nicht dass er alle Verbindungen zu fruheren Mitstreitern abbrach Diese Kontakte waren jedoch nie auf Konspiration angelegt sondern dienten in erster Linie der Pflege personlicher Bekanntschaften Wenn es die Zeit und die Arbeit zuliessen beschaftigte sich Kaisen mit sozialistischen Schriften Auf sie konnte er zugreifen weil sein Schwiegervater uber eine umfangreiche Sammlung entsprechender Literatur verfugte die er mit nach Borgfeld gebracht hatte Mit einigen wenigen Sozialdemokraten stand Kaisen in Briefkontakt Dazu gehorten der langjahrige Reichstagsprasident Paul Lobe der fruhere Innenminister Preussens und des Reichs Carl Severing sowie Alfred Faust 19 Landwirtschaft Bearbeiten Kaisen der als Kind bereits Bekanntschaft mit der Landwirtschaft gemacht hatte nahm die Herausforderungen seiner neuen bauerlichen Existenz an Dabei zeigte er so viel Ehrgeiz und Geschick dass seine Nachbarn oft erfahrene Landwirte rasch ihre anfangliche Skepsis gegenuber dem Stadter Kaisen aufgaben und nachbarschaftliche Unterstutzung und Rat anboten Zunachst konzentrierten sich Kaisen und seine Familienmitglieder auf den Anbau von Gemuse auf dem insgesamt 30 Morgen grossen Hof 20 das an einen Laden in der Umgebung verkauft oder direkt vertrieben wurde Der Anbau von Kartoffeln und Getreide sowie die Viehhaltung dienten dem Eigenbedarf Die Ertrage aus dem Verkauf des Gemuses gestatteten das Pachten anliegender Felder Sie ermoglichten ausserdem im begrenzten Umfang Milchwirtschaft zu betreiben Kaisen identifizierte sich mit seiner neuen Arbeit so sehr dass er sie auch nach dem Zweiten Weltkrieg nie aufgab Er blieb der Landwirtschaft eng verbunden besorgte allmorgendlich seinen Hof und lebte seit 1933 ununterbrochen in der Borgfelder Flur 21 Wiederaufbau Bremens BearbeitenIm Zentrum der Bremer Politik Bearbeiten In den letzten Kriegstagen suchte der amerikanische Historiker Walter L Dorn spater Verfasser des Entnazifizierungsgesetzes 22 und Berater des amerikanischen Militargouverneurs fur Deutschland General Lucius D Clay 23 Kaisen in Borgfeld auf Im Auftrag der amerikanischen Besatzungstruppen bat er ihn sich am politischen Wiederaufbau in Bremen zu beteiligen und sich fur den Eintritt in den Senat bereitzuhalten Kaisen ubernahm daraufhin wie in der Weimarer Zeit den Posten des Senators fur das Wohlfahrtswesen Mit dem von den Amerikanern ernannten Regierenden Burgermeister Erich Vagts kam er gut aus obwohl dieser bereits im Sommer 1945 aufgrund seiner Vergangenheit als Amtstrager im Dritten Reich zunehmend in die Kritik geriet und von den Amerikanern schliesslich fallen gelassen wurde Am 1 August 1945 wurde Kaisen selbst durch die Besatzungsbehorden zum Prasidenten des Senats berufen In dieser Funktion pflegte er intensive Arbeitskontakte zu den amerikanischen Behorden und kooperierte mit ihnen zu beiderseitiger Zufriedenheit Die Akzeptanz Kaisens bei den Amerikanern kam unter anderem dadurch zum Ausdruck dass sie ihn auch zum Prasidenten der ersten Nachkriegsburgerschaft beriefen 24 Kaisen hielt es fur zwingend geboten die Lasten des Wiederaufbaus auf moglichst alle Schultern zu verteilen Darum war er stets ein Verfechter von moglichst breit aufgestellten Koalitionsregierungen die ein Bundnis von Kaufmannschaft und Arbeitern darstellen sollten Das galt auch wenn die SPD nach Burgerschaftswahlen absolute Mehrheiten errang nbsp Der Senat Kaisen II am 6 Januar 1946 im Bremer RathausKaisens Amtsverstandnis war gepragt durch die Vorrangstellung die dem Senat in Kaisens Augen gegenuber der Burgerschaft und damit auch allen Parteien zukam Fur die SPD und die SPD Fraktion hiess dies dass sie sich der Politik des Senats und seines Prasidenten zu fugen und sie zu unterstutzen hatten Im Rahmen dieser Politikvorstellungen konnte Kaisen insbesondere gegenuber Parteigenossen durchaus autokratisch oder gar autoritar auftreten Innerhalb des Senats legte er trotz seiner Stellung als Prasident Wert auf das in Bremen tradierte Kollegialitatsprinzip auf ressortubergreifende Koordination der Politik sowie auf Reprasentation dieser Politik gegenuber den Besatzungsbehorden und in anderen Teilen Deutschlands Seine Bescheidenheit in der personlichen Lebensfuhrung sowie seine geradlinige unverkrampfte Art machten ihn in Bremen weit uber die Parteigrenzen hinaus glaubwurdig und popular was sich insbesondere in Wahlkampfen und Wahlergebnissen zeigte Im Senat zahlte Justizsenator Theodor Spitta der 1920 und erneut 1947 die Landesverfassungen konzipierte zu Kaisens Vertrauten Gleiches galt fur Finanzsenator Wilhelm Nolting Hauff der wie Kaisen fur eine strikt an den Einnahmen orientierte Haushaltsfuhrung eintrat Auch Innensenator Adolf Ehlers arbeitete eng mit Kaisen zusammen und wurde Anfang der 1960er Jahre von diesem als Nachfolger im Amt des Senatsprasidenten auserkoren In bundespolitischen Fragestellungen verliess sich Kaisen auf den Rat von Karl Carstens damals Beauftragter Bremens beim Bund Zum engsten Berater Kaisens avancierte Alfred Faust seit Mitte 1950 Pressesprecher des Bremer Senats 25 Sicherung der Bremer Eigenstandigkeit Bearbeiten Mit der Gleichschaltung der Lander hatten die nationalsozialistischen Machthaber 1933 auch die Bremer Souveranitat abgeschafft Als eines ihrer Hauptanliegen arbeiteten fuhrende Bremer Politiker nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf die Wiedererlangung und Sicherung der Bremer Eigenstandigkeit hin Ein Ansatzpunkt zur Umsetzung dieses Ziels lag in der Rolle Bremens und seines Umlandes fur die amerikanische Besatzungszone Absprachen zwischen Grossbritannien und den Vereinigten Staaten hatten zur Bildung einer amerikanischen Enklave in der britischen Besatzungszone gefuhrt Sie sollte zur Versorgung der amerikanischen Besatzungszone in der Mitte und im Suden Deutschlands dienen Im Auftrag von Erich Vagts legte Theodor Spitta am 9 Mai 1945 ein Gutachten vor welches die Wiederherstellung der Eigenstandigkeit Bremens empfahl Kaisen stimmte diesem Gutachten zu er nahm allerdings in der Folgezeit auf Bedenken Rucksicht die Vertreter von Gebieten links und rechts der Unterweser geaussert hatten Diese Gebiete Preussens bzw Oldenburgs wollten nicht von Bremen aus regiert werden In Gesprachen der zustandigen amerikanischen und britischen Stellen uber die administrative Ordnung im Unterweserraum einigte man sich im Dezember 1945 darauf Bremen das Hafengebiet an der Wesermundung und die Stadt Wesermunde der amerikanischen Enklave zuzuschlagen nbsp Proklamation Nr 3 der amerikanischen Militarbehorden die den Status Bremens als eigenstandiges Land festlegtDie Gegner der Bremer Eigenstandigkeit verstummten damit allerdings nicht Die Fuhrung des Landes Hannover beziehungsweise Niedersachsens wollte weiterhin die amerikanische Enklave in das eigene Gebiet ubernehmen Kaisen und sein Senat lehnten solche Plane mit dem Hinweis ab Bremen habe wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft eine Sonderaufgabe fur Gesamtdeutschland durch die besondere Orientierung der Stadt auf Seehandel und Schifffahrt Die amerikanische Militarregierung unterstutzte den Senat in dieser Frage Ende Oktober 1946 kamen die britischen und amerikanischen Stellen schliesslich zu einer Ubereinkunft in der Streitfrage Bremen sollte auch zukunftig nicht in die britische Zone eingegliedert werden Am 21 Januar wurde schliesslich ruckwirkend zum 1 Januar 1947 mit der Proklamation Nr 3 das Land Bremen gebildet das aus der Stadt Bremen dem Landgebiet Bremen dem Stadtkreis Wesermunde und dem Bremischen Hafen an der Wesermundung bestand Der Senat unter Kaisen galt fortan als Landesregierung Am 10 Marz 1947 folgte die Umbenennung von Wesermunde in Bremerhaven Spitta koordinierte im Laufe des Jahres 1947 die Arbeiten an der Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen Den kontrovers diskutierten Entwurf der am 1 August 1947 von der Verfassungsdeputation verabschiedet worden war liess Kaisen in umstrittenen Punkten andern Die Modifikationen betrafen vor allem Sozialisierungsmoglichkeiten Mitbestimmungsfragen und Fragen des Schulwesens Am 15 September 1947 wurde der uberarbeitete Entwurf von der Burgerschaft mit grosser Mehrheit verabschiedet und von der Bevolkerung am 12 Oktober 1947 per Volksentscheid angenommen Im Vorfeld der Grundung der Bundesrepublik Deutschland und in den 1950er Jahren kursierten im Zuge der Diskussionen uber die Neugliederung des Bundesgebietes Plane zur Konstituierung eines Nordweststaates unter Einbeziehung Bremens und Hamburgs Kaisen lehnte diese Uberlegungen ab Er betrachtete die beiden Hansestadte als Treuhander Gesamtdeutschlands in Fragen des Aussenhandels eine Funktion die die Eigenstandigkeit Bremens und Hamburgs begrunde 26 Entnazifizierung Bearbeiten Auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsbehorden wurden in Bremen nach dem Ende des Dritten Reiches wie in ganz Deutschland alle nationalsozialistischen Organisationen aufgelost die NS Symbole aus der Offentlichkeit entfernt und alle Personen aus der offentlichen Verwaltung entlassen die vor dem 1 Mai 1937 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei eingetreten waren oder als begeisterte Anhanger galten Deutschlandweit standen die Entnazifizierungsprozesse seit Ende 1947 im Schatten des heraufziehenden Kalten Krieges In Bremen erwies sich das angewandte Fragebogen und Spruchkammerverfahren als wenig effektiv Kaisen hielt die Entnazifizierung fur eine notwendige Voraussetzung fur Schaffung des demokratischen Staates Zugleich sprach er den Besatzungsmachten aber das Recht ab uber eine deutsche Schuld zu urteilen Wichtiger als Fragebogen und Spruchkammern war fur Kaisen die Auseinandersetzung jedes Einzelnen mit seinem Verhalten im Dritten Reich Nur durch diese Reflexion sei Einsicht in fehlerhaftes Verhalten zu gewinnen Den gewahlten formalen Weg der Entnazifizierung machte Kaisen mitverantwortlich dafur dass in der Verwaltung dringend benotigtes Fachpersonal fehlte und die wirtschaftliche Wiederbelebung anfangs nur schleppend vorankam Es kam ihm darauf an die als Belastung empfundenen Entnazifizierungsprozeduren rasch abzuschliessen Ab 1948 hatten die Amerikaner bis dahin die am starksten an einer grundlichen politischen Reinigung interessierte Besatzungsmacht ebenfalls andere politische Hauptziele die in der Eindammung des als Gefahr wahrgenommenen Kommunismus Moskauer Pragung zusammenliefen Auch sie strebten nun ein Ende der Entnazifizierung an die 1949 weitgehend abgeschlossen war Dennoch kam es zu einem offentlichen Konflikt mit den Amerikanern in dem Kaisen scharfe Worte wahlte Joseph Francis Napoli der in Bremen fur die Entnazifizierung verantwortliche US Offizier 27 kritisierte nach seiner Ruckkehr in die Vereinigten Staaten offentlich die Bremer Entnazifizierungspraxis Charles Richardson Jeffs Direktor der Bremer Militarregierung schloss sich diesem Urteil an Kaisen wies die Vorwurfe emport zuruck vor allem deswegen weil beide ihn vorher in dieser Frage nicht konsultiert hatten obwohl sie ein ausgesprochen gutes Verhaltnis zum Bremer Senatsprasidenten pflegten Jedoch erwiesen bereits zeitgenossische Untersuchungen die Berechtigung der amerikanischen Kritik Eine Ende 1949 vom zustandigen Senator fur politische Befreiung Alexander Lifschutz vorgelegte Untersuchung zeigte dass von den 400 000 in Bremen per Bogen befragten Erwachsenen nur 16 500 ein Spruchkammerverfahren zu gewartigen hatten Zirka 800 davon wurden in die obersten drei Kategorien eingeordnet galten also als Hauptschuldige Belastete oder Minderbelastete Viele von ihnen wurden bis 1952 auf dem Gnadenweg zu Mitlaufern herabgestuft 28 Kaisen liess sich auch fur Vorstosse gewinnen die auf die Begnadigung verurteilter Kriegsverbrecher zielten So wandte sich 1952 der Anwalt von Erwin Schulz der im Nurnberger Einsatzgruppen Prozess 1948 zu 20 Jahren Gefangnis verurteilt und 1951 zu 15 Jahren begnadigt worden war an Kaisen Schulz verantwortete als Fuhrer des Einsatzkommandos 5 der Einsatzgruppe C zahlreiche Massenmordaktionen im Reichskommissariat Ukraine Sein Anwalt bat um eine Befurwortung eines Gnadenaktes Kaisen setzte sich beim amerikanischen Hohen Kommissar Walter J Donnelly sowie bei seinem Nachfolger James Bryant Conant fur Schulz ein In seiner Bremer Zeit habe dieser sich gegenuber inhaftierten Sozialdemokraten stets ehrenhaft verhalten Die Bemuhungen hatten Erfolg 1954 wurde Schulz aus der Justizvollzugsanstalt Landsberg auf Bewahrung entlassen 29 Verhaltnis zu Kommunisten Bearbeiten Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren in Bremen viele Sozialdemokraten geneigt mit den Kommunisten eng zusammenzuarbeiten Nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED in der sowjetischen Besatzungszone im April 1946 kuhlte diese Bereitschaft deutlich ab Kaisen kam das entgegen denn er hielt die ideologischen Differenzen beider Parteien fur unuberbruckbar Seine Haltung der KPD gegenuber war ausschliesslich von pragmatischen Gesichtspunkten gepragt Zunachst wollte er verhindern dass die KPD durch Opposition gegen die Entscheidungen des Nachkriegssenats Popularitatsgewinne erzielen konnte Er band sie durch die Berufung von Adolf Ehlers und Hermann Wolters in die Regierung ein Nachdem beide KPD Funktionare aus Protest gegen die Grundung der SED zur SPD ubergetreten waren hielt Kaisen an Kathe Popall fest die seit Sommer 1945 als Senatorin amtierte Zugleich berief er Albert Hausler in den Senat Kaisen anderte diese Einbindung von KPD Mitgliedern Anfang 1948 vor allem deswegen weil er kaum noch einen Nutzen darin erblickte Der Koreakrieg war Anlass fur die Errichtung der Landesbehorde fur Verfassungsschutz sowie fur die Aufstellung von Bereitschaftspolizei Einheiten Hinzu kamen die Auflosung von Burgerschaftsausschussen und ihre Neubildung ohne Mitglieder der KPD Fraktion Ausserdem erhielten KPD Funktionare keine Einladungen mehr zu Senatsempfangen Trotz dieser Ausgrenzungspolitik beteiligte sich Bremen nicht an Versuchen alle Tarnorganisationen der KPD zu verbieten Auch Beamte wurden in Bremen nicht auf eine etwaige KPD Mitgliedschaft uberpruft Kaisen hielt Uberlegungen die KPD zu verbieten fur falsch Er pladierte dafur die Auseinandersetzung nicht mit juristischen Mitteln zu fuhren sondern mit Argumenten Das KPD Verbot kritisierte Kaisen offentlich als unklug In Bremen kam es im Unterschied zu anderen Bundeslandern nicht zu Prozessen gegen Kommunisten nachdem diese ihre politische Tatigkeit nach dem KPD Verbot fortgesetzt hatten 30 Wirtschaftlicher Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Marz 1949 Im Bremer Hafen wird Baumwolle aus den USA geloscht Finanziert wird sie aus Mitteln des Marshallplans In den Nachkriegsjahren war fur Kaisen die Wiederbelebung des Hafens des Handels der Schifffahrt und des Schiffbaus von zentraler Bedeutung Es galt die Maxime zunachst den Hafen zu fordern und erst dann die Stadt Nachdem der Hafen bereits Ende der 1940er Jahre ungefahr die Umschlage der besten Vorkriegsjahre erreicht hatte unter anderem weil die amerikanischen Stellen die Raumung der Hafenbecken und die Wiederinstandsetzung der Kaianlagen tatkraftig unterstutzten wandte Kaisen seine Aufmerksamkeit der Schifffahrt und dem Schiffbau zu Die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens fuhrten zur Beschlagnahme deutscher Handelsschiffe Ferner untersagten sie den Bau von grosseren Schiffen auf deutschen Werften In Bremen traf die Beschrankung des Schiffbaus insbesondere die AG Weser Ihr Bestand war vor allem deshalb in Gefahr weil sie zunachst als Objekt der Demontage vorgesehen war und die Krupp AG die Aktienmehrheit an der Grosswerft hielt ein Unternehmen dessen Eigentumer der Haupttaterschaft an nationalsozialistischen Verbrechen verdachtigt wurden Die Demontageplane zerschlugen sich angesichts des Kalten Krieges die Anlagen gingen nicht wie vorgesehen in die Sowjetunion sondern blieben an der Weser Intensive Bemuhungen zur Lockerung der Restriktionen im Schiffbau fuhrten Ende 1949 im Petersberger Abkommen zum Erfolg Um auf die Aufhebung verbliebener Beschrankungen hinzuwirken reiste Kaisen Mitte 1950 fur sechs Wochen in die Vereinigten Staaten Eine verbindliche Zusage fur die vollige Freigabe des deutschen Schiffbaus erreichte er mit seinem Besuch jedoch nicht Den Durchbruch brachte hier ebenfalls der Korea Krieg Mittel des Marshallplans konnten nun auch im Schiffbau eingesetzt werden Zugleich konnten auslandische Reedereien von nun an Auftrage an deutsche Werften vergeben Die vollige Aufhebung der Beschrankungen des deutschen Schiffbaus fuhrte auch in Bremen zu einem Boom bis zum Ende der 1950er Jahre Die Ansiedlung der Klockner Hutte in Bremen bildete Mitte der 1950er Jahre einen weiteren Akzent der von Kaisen koordinierten Bremer Wirtschaftspolitik Nach Bekanntwerden entsprechender Absichten des Eisen und Stahlunternehmens leitete der Senat Ende 1953 umgehend alle notwendigen Vorarbeiten ein Es gelang Bremen im September 1954 schliesslich sich gegen den moglichen Alternativstandort Wesel durchzusetzen Fur diesen Erfolg galt Kaisens regelmassige Vortragstatigkeit im Ruhrgebiet mit als ausschlaggebend in seinen Vortragen hatte er mehrfach die Vorteile einer engen Verbindung von Ruhr und Waterkant herausgestellt 31 Wiederaufbau der Stadt Bearbeiten nbsp Neubaugebiet Bremen Vahr Aufnahme von 1960Die Schaffung von Wohnraum durch Instandsetzung und Neubau stand in den ersten Jahren hinter den Anstrengungen zuruck die Bremer Wirtschaft wieder in Gang zu bringen Bis zur Wahrungsreform lenkte der Bremer Senat kaum Gelder in den Wohnungsmarkt Wenn sie flossen gingen sie ausschliesslich an private Investoren Die grassierende Wohnungsnot konnte auch durch so genannte Kaisen Hauser instandgesetzte Gartenhauser oder Behelfsunterkunfte nicht gemildert werden 32 Rege Bautatigkeit setzte im Zentrum Bremens erst Anfang 1950 ein als der Verkehrswegeplan fur die Bremer Innenstadt verabschiedet war Eine Ausweitung der Bautatigkeit in andere Stadtteile erfolgte ab Mitte 1950 nach Inkrafttreten des Bundeswohnungsbaugesetzes Nun traten Stadt und Land Bremen als Investoren auf Aufgrund seiner Erfahrungen befurwortete Kaisen grundsatzlich den Bau von Eigenheimen und landlichen Kleinsiedlungen fur Arbeiter Dennoch stimmte er dem Bau von inzwischen umstrittenen Grosssiedlungen zu die insbesondere von den Gewerkschaften gefordert wurden Die gewerkschaftliche Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA errichtete ab 1954 im Osten Bremens die Gartenstadt Vahr Im Mai 1957 legte Kaisen den Grundstein fur die Grosssiedlung Neue Vahr In rund vier Jahren Bauzeit entstanden etwa 10 000 Wohnungen fur 30 000 Menschen Ende 1960 war der Wiederaufbau mit diesen Grossbauprojekten weitgehend abgeschlossen Kaisen wurde in diesen Jahren zum Symbol des Wiederaufbaus und zur dominierenden politischen Kraft in Bremen 33 Deutschlandpolitische und bundesdeutsche Initiativen BearbeitenMinisterprasidentenkonferenzen Bearbeiten nbsp 4 Juli 1947 In Celle tagt der Landerrat der Britischen Zone Kaisen vorne links mit Hinrich Wilhelm Kopf vorne in der Mitte und Hermann Ludemann vorne rechts Nach Kaisens Ansicht hatten die Deutschen fur einen langeren Zeitraum das Selbstbestimmungsrecht verwirkt Dennoch pladierte er dafur zur Verbesserung der Gesamtlage von deutscher Seite Initiativen zu ergreifen Auf seine Einladung hin trafen sich am 28 Februar und 1 Marz 1946 die Chefs der Provinzialverwaltungen und provisorischen Landerregierungen der britischen Zone mit den Ministerprasidenten der Lander der amerikanischen Zone Alle von Kaisen eingeladenen Personen erschienen zu dieser Konferenz die der uberzonalen Koordination dienen sollte allein der bayerische Ministerprasident Wilhelm Hoegner SPD sandte nur einen Beobachter Auf Vorschlag des Ministerprasidenten von Wurttemberg Baden Reinhold Maier Demokratische Volkspartei dem sich Kaisen nachdrucklich anschloss empfahl die Konferenz in der britischen Zone einen Landerrat zu etablieren wie er in der amerikanischen Zone bereits existierte Darauf aufbauend sollte ein Nord Sud Rat ins Auge gefasst werden Die anwesenden Vertreter der amerikanischen Besatzungsmacht unterstutzten diese Absichten die Vertreter der britischen Besatzungsbehorden lehnten sie jedoch ab So blieb diese erste Bremer Zusammenkunft ohne greifbares Ergebnis wenngleich sie als erstes zonenubergreifendes Treffen ein Zeichen setzte Ein weiteres Resultat lag im Beginn der langjahrigen engen Zusammenarbeit von Kaisen und Maier Kaisen beabsichtigte bei seinen Anstrengungen zur interzonalen Koordination die Instanzen der Sowjetischen Besatzungszone SBZ gleichberechtigt einzubinden Wahrend eines Besuchs in Thuringen regte er dementsprechend ein Treffen mit den Ministerprasidenten der SBZ an Deutschland durfe sich nicht durch den Eisernen Vorhang trennen lassen In seinem offentlichen Bericht uber die Reise nach Thuringen relativierte er Bedeutung und Folgen der SED Grundung die er als nur ausserliche Gleichschaltung wertete Fur diese Einschatzung erntete er harsche Kritik durch die SPD Fuhrung um Kurt Schumacher Anfang Oktober 1946 tagten in Bremen erneut Ministerprasidenten Kaisen hatte zuvor Vertreter aus der amerikanischen und der britischen Zone eingeladen sowie erstmals Reprasentanten der Lander die in der Franzosischen Besatzungszone beziehungsweise der SBZ lagen Druck der franzosischen und der sowjetischen Stellen verhinderte jedoch deren Teilnahme Die Rumpfkonferenz verabschiedete trotzdem den ambitionierten Beschluss in naher Zukunft einen Deutschen Landerrat einzurichten Dieser Rat bestehend aus den Ministerprasidenten der Lander sollte die provisorische deutsche Zentralgewalt bilden Die mit diesem Beschluss aufgezeigte Vision unterschied sich deutlich von den Realitaten in Bremen wo im Oktober 1946 nicht Vertreter aus vier sondern allein aus zwei Zonen konferierten Im Juni 1947 initiierte der neue bayerische Ministerprasident Hans Ehard Christlich Soziale Union CSU die Munchener Ministerprasidentenkonferenz Sie wurde von Kaisen begrusst denn an ihr sollten erstmals die funf Ministerprasidenten aus der SBZ mitwirken Sie reisten jedoch noch vor dem eigentlichen Konferenzbeginn wieder ab weil man ihrem Vorschlag nicht folgte zunachst uber die gesamtdeutschen politischen Strukturen zu sprechen statt sich ausschliesslich auf Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu konzentrieren Vor diesem Hintergrund verflogen die Hoffnungen rasch mit denen Kaisen zur Konferenz angereist war Auf dem Treffen selbst sprach er uber die Lage der deutschen Kriegsgefangenen deren unverzugliche Freilassung er forderte Dieses Anliegen wurde von den Anwesenden nachdrucklich mitgetragen Ferner legte er seinen Kollegen dar welche Aufgabe Bremen seiner Meinung nach im gegenwartigen Deutschland ubernehmen konne 34 Initiativen bis zur Grundung der Bundesrepublik Bearbeiten Eine deutsche politische Zentralgewalt fur Gesamtdeutschland ruckte angesichts der sich entwickelnden Deutschen Teilung in immer weitere Ferne Kaisen setzte sich aus diesem Grund dafur ein die Bildung eines Weststaates der die drei westlichen Besatzungszonen umfassen sollte voranzutreiben Aus diesem Grund forderte er im April 1948 von den Besatzungsmachten nicht die Militargouverneure sondern deutsche Vertreter in die internationalen Gremien zu entsenden die mit dem Marshallplan eingerichtet worden waren Die Frage der Reprasentation Deutschlands durch Deutsche war damit offen angesprochen Dass mit Schritten hin zu einem Weststaat die Spaltung in Deutschland vertieft werden wurde erschien auch Kaisen als das kleinere Ubel gegenuber einer Fortdauer der wirtschaftlichen Misere im Nachkriegsdeutschland Ein westdeutscher Staat musse die Interessen der Ostdeutschen treuhanderisch ubernehmen bis eine gesamtdeutsche Losung in Reichweite sei Die Abweichung des Bremer Senatsprasidenten von der Deutschland Konzeption des SPD Vorstands der die Einheit Deutschlands priorisierte und zugleich in den Parteien nicht in den Ministerprasidenten das Gegenuber der Besatzungsmachte sah war unubersehbar Die Besatzungsbehorden hielten sich jedoch nicht an die Parteien sondern beauftragen am 1 Juli 1948 die Ministerprasidenten durch die Ubergabe der Frankfurter Dokumente mit der zeitnahen Einberufung einer Versammlung die eine Verfassung fur den Weststaat erarbeiten sollte Bereits wenige Tage zuvor war in den Westzonen eine Wahrungsreform durchgefuhrt worden nbsp Kaisen im Gesprach mit Hanns Haberer wahrend der Rittersturz KonferenzDie Ministerprasidenten die die Dokumente auf der Rittersturz Konferenz behandelten hatten Sorge fur die endgultige Teilung Deutschlands verantwortlich gemacht zu werden wenn sie den in den Frankfurter Dokumenten enthaltenen Forderungen vollstandig und sofort folgen wurden Sie baten erfolgreich darum nicht von einer Verfassung und einer verfassungsgebenden Versammlung zu sprechen sondern von einem Grundgesetz und von einem Parlamentarischen Rat Mit den Frankfurter Dokumenten wurden die Ministerprasidenten ebenfalls aufgefordert Vorschlage fur eine Neugliederung der Lander vorzulegen In dieser Frage furchtete Kaisen Angriffe auf die Eigenstandigkeit Bremens Einen Monat spater legte er darum zusammen mit seinem Hamburger Amtskollegen Max Brauer eine Denkschrift vor die die Sonderrolle Bremens und Hamburgs begrunden sollte Den aufkommenden Debatten um eine Landerneugliederung im Norden Deutschlands schoben Brauer und Kaisen so einen Riegel vor Kaisens Engagement galt in den nachfolgenden Monaten dem Ziel die SPD zur Zustimmung zum Grundgesetz zu bewegen Die Chancen standen hier lange schlecht Schumacher wollte ein Deutschland das auf internationaler Ebene gleichberechtigt war Einschrankungen deutscher Souveranitat seien nicht hinnehmbar Ein Einlenken Schumachers und der SPD in dieser Frage hatte nach Meinung der Parteifuhrung dem Gegenspieler Schumachers Recht gegeben Der Vorsitzende der Christlich Demokratischen Union Deutschlands CDU und spatere erste Bundeskanzler Konrad Adenauer hielt die Frage voller deutscher Souveranitat fur zweitrangig Prioritat habe zunachst die Bildung einer westdeutschen Zentralgewalt Erhebliche Differenzen bestanden zwischen Schumacher und den Westalliierten zudem in der Frage ob der Weststaat eher wie von den Besatzungsmachten gefordert foderalistisch oder wie von Schumacher gewollt starker zentralistisch aufgebaut werden sollte Immer wieder versuchte Kaisen Schumacher von seinem Kurs abzubringen die SPD in Opposition zur sich abzeichnenden Entwicklung zu halten Es gelang ihm jedoch nicht Die SPD liess von ihrer Drohung dem Grundgesetz nicht zuzustimmen erst ab als die Alliierten im April 1949 Zugestandnisse machten die vor allem der Starkung der Bundesebene des neuen Weststaates galten 35 Initiativen nach der Staatsgrundung Bearbeiten Nach der Grundung der Bundesrepublik ging der Einfluss der Ministerprasidenten in der Deutschlandpolitik stark zuruck Der Bundesrat war im Vergleich zu Bundesregierung und Bundestag kein gleichwertiges Machtzentrum Fur deutschlandpolitische Initiativen musste Kaisen sich daher andere Buhnen suchen Nach den fur die SPD enttauschenden ersten Wahlen zum Bundestag vom 14 August 1949 pladierte Kaisen dafur eine Grosse Koalition aus CDU und SPD zu bilden Dies entsprach seiner Vorstellung Wiederaufbauanstrengungen gemeinsam anzugehen Fur Kaisen hatte eine solche Konstellation durchaus die Aussicht auf ein Ministeramt mit sich gebracht In der SPD war das Projekt einer Grossen Koalition jedoch nicht mehrheitsfahig genauso wenig wie in der CDU Schumacher einerseits und Adenauer andererseits argumentierten strikt gegen entsprechende Vorschlage und setzten sich durch Eine weitere Gelegenheit zur bundespolitischen Profilierung bot das Amt des Bundesprasidenten Im Kreise der Ministerprasidenten galt Kaisen als ein moglicher Anwarter auf dieses Amt Adenauer allerdings war nicht bereit Theodor Heuss fallen zu lassen Heuss war als gemeinsamer Kandidat von Union und Freier Demokratischer Partei FDP die Minister seiner Regierung stellte auserkoren Kurt Schumacher liess sich schliesslich selbst als Kandidat der SPD aufstellen Er wollte mit dieser Kandidatur ein Zeichen gegen das Kabinett Adenauer setzen welches er vehement ablehnte Kaisen blieb fortan darauf verwiesen die begrenzten Moglichkeiten des Bundesrates zu nutzen wenn er in der Deutschlandpolitik mitwirken wollte Im Bundesrat verhielt sich Bremen allerdings zuruckhaltend und vermied offene Konfrontationen mit der Bundesregierung Kaisen war stattdessen an guten Beziehungen zu Adenauer und dem Bund interessiert und setzte deshalb Carstens und spater den CDU Politiker Heinrich Barth 36 als Bremer Beauftragten beim Bund ein Daruber hinaus stimmte Kaisen mit den Grundzugen der Adenauerschen Aussenpolitik uberein Auch er hielt eine klare Westbindung sowie die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik fur geboten weil er in der Sowjetunion eine expansionistische Macht erblickte Die Ubereinstimmung zwischen Kanzler und Kaisen ging so weit dass das Nachrichtenmagazin Der Spiegel uber Spekulationen berichtete Kaisen konnte der erste Aussenminister unter Adenauer werden 37 Trotz grundsatzlicher Zustimmung sah Kaisen in Wiederbewaffnung und Westintegration zugleich Belastungen Zum einen befurchtete er wiederholt offentlich steigende Verteidigungsetats konnten zu Lasten jener Mittel gehen die beim wirtschaftlichen Wiederaufbau dringend benotigt wurden Zum anderen sprach Kaisen die Verschlechterung der deutsch sowjetischen Beziehungen offen an die sich 1955 nach der Grundung der Westeuropaischen Union und nach dem Beitritt Deutschlands zur NATO ergeben hatten Kaisens Einschatzung nach verringerten diese Schritte die Anreize fur die Sowjetunion in der Deutschlandfrage zu ernsthaften Fortschritten zu kommen Das wiederum konnte seiner Meinung nach zu einer zunehmenden Entfremdung der Bevolkerung diesseits und jenseits der innerdeutschen Grenze fuhren In diesem Zusammenhang pladierte Kaisen dafur fruhzeitig Mittel zuruckzustellen die im Falle einer Wiedervereinigung fur Unterstutzungsmassnahmen in Ostdeutschland einzusetzen waren Dieser Vorschlag verhallte ebenso ohne grosse Resonanz wie Kaisens Anfang 1959 formulierter Hinweis sowjetische Forderungen wie sie im Berlin Ultimatum zum Ausdruck kamen nicht einfach nur abzulehnen sondern sie mit konstruktiven Gegenvorschlagen zu beantworten 38 Europa Idee BearbeitenEuroparat Bearbeiten Die Teilung Deutschlands und Europas beendete Bremens Handelsbeziehungen mit dem ostlichen Deutschland und den osteuropaischen Landern Kaisen bemuhte sich deshalb intensiv um Ersatz fur diese verlorenen Verbindungen Auch in diesem Punkt bot seiner Ansicht nach der Marshallplan grosse Chancen beabsichtigte dieser doch die umfassende wirtschaftliche Erholung Westeuropas Die Forderung europaischer Einigungsbestrebungen unterstutzte er nachdrucklich und warnte seine Parteigenossen wiederholt davor die Oppositionspolitik in das Feld der Aussenpolitik zu tragen Eine erste grosse Chance auf dem Weg zu einem geeinten Europa erblickte Kaisen im Europarat Die Bundesrepublik Deutschland wurde 1950 vom Ministerrat des Europarats zum Beitritt aufgefordert Da aber an das Saarland ebenfalls eine solche Einladung erging lehnte die SPD Fuhrung einen Beitritt ab Die Bundesrepublik wurde dort nur wie ein Mitglied minderen Rechts behandelt werden Kaisen hielt die Ablehnung des Beitritts durch die SPD Fuhrung fur falsch und stimmte dabei mit den Burgermeistern von Berlin und Hamburg Ernst Reuter und Max Brauer uberein Bundestag und Bundesrat entschieden sich mit Mehrheit fur einen Beitritt der Bundesrepublik Damit ergab sich fur Kaisen die Aussicht Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarats zu werden denn der Bundesrat forderte zunachst dass von den 18 deutschen Delegierten sechs dem Bundesrat angehoren sollten Kurt Schumacher vereitelte die Chancen sozialdemokratischer Europabefurworter wie Kaisen und Brauer weil er das Recht auf Wahl dieser Delegierten ausschliesslich dem Bundestag zusprach 39 Montan Union Bearbeiten Der vom franzosischen Aussenminister Robert Schuman im Mai 1950 vorgelegte Plan zur Schaffung eines gemeinsamen Marktes fur Kohle und Stahl bot ebenfalls Perspektiven fur ein Zusammenwachsen der Staaten Westeuropas Kurt Schumacher opponierte Kaisen bewertete diese Plane hingegen uneingeschrankt positiv Er versprach sich davon weitere Chancen fur die Bremer Wirtschaft fur die europaische Stahl und Kohlebranche sah er durch eine Starkung ihrer internationalen Wettbewerbsfahigkeit Vorteile Zugleich betonte Kaisen Deutschland werde in die Organe der Montan Union als gleichberechtigter Partner eintreten Seine Unterstutzung der Montan Union brachte ihm erneut eine Ruge der Parteifuhrung ein ohne dass diese seinem Engagement Abbruch tun konnte 40 Europaische Verteidigungsgemeinschaft Bearbeiten Im Zuge des Kalten Krieges wurden Plane zur wirtschaftlichen politischen und militarischen Vereinigung Westeuropas nahezu gleichzeitig vorangetrieben Bereits 1949 war die NATO gegrundet worden Im Zuge des Korea Krieges forderte die amerikanische Seite ein starkeres militarisches Engagement der Lander Westeuropas zur Verteidigung der Freien Welt und erwog in diesem Zusammenhang die Aufstellung deutscher Militareinheiten eine Vorstellung die in den Benelux Landern und in Frankreich zunachst starke Bedenken hervorrief Aufbauend auf dem im Oktober 1950 vorgelegten Pleven Plan nahmen die Benelux Staaten Frankreich die Bundesrepublik und Italien Verhandlungen zur Bildung einer Europaischen Verteidigungsgemeinschaft EVG auf die im Mai 1952 zu einem Abkommen fuhrten Eine entsprechende Militarorganisation sollte gegrundet werden Kaisen hielt die EVG fur politisch richtig denn fur ihn war die Gefahr eines sowjetischen Angriffs auf Westeuropa real Zudem sah er auch bei der Bildung gemeinsamer militarischer Einrichtungen die Chance fur Deutschland in Europa mehr und mehr als gleichberechtigter Partner wahrgenommen zu werden Ferner empfand er das Junktim als vorteilhaft das den EVG Beitritt Deutschlands mit dem so genannten Deutschlandvertrag verknupfte Dieser sollte zur endgultigen Beendigung aller Besatzungsrechte sowie zur vollen Souveranitat der Bundesrepublik fuhren Kaisen stand mit seinen Einschatzungen abermals im Widerspruch zur SPD Fuhrung Diese sah in einer deutschen Beteiligung an Militarbundnissen wie der EVG oder der NATO vor allem die Gefahr der erstrebten Wiedervereinigung Deutschlands unuberwindbare Hurden in den Weg zu stellen An zwei wichtigen Punkten waren sich die Parteifuhrung und Kaisen jedoch einig Die Entscheidung uber einen Beitritt der Bundesrepublik durfe der Bundestag nur mit Zweidrittelmehrheit fallen denn hier stehe eine Verfassungsanderung an Zudem sollte die Entscheidung erst in der zweiten Legislaturperiode getroffen werden denn der Wahler habe bei der Bundestagswahl von 1949 nicht wissen konnen dass bis 1953 eine Entscheidung von solcher Tragweite anstehen wurde Kaisen arbeitete in der Folgezeit heraus dass die Verfassungsmassigkeit der Vertrage zweifelsfrei geklart sein musse andernfalls konne er ihnen nicht zustimmen Dieses Vorgehen ermoglichte es ihm die Balance zu halten zwischen seiner inhaltlichen Zustimmung zur Politik Adenauers einerseits und der Parteiraison andererseits auf der die SPD Fuhrung auch nach dem Tod Kurt Schumachers 1952 bestand Im Mai 1953 stimmte der Bundesrat den Planen uber die Grundung der EVG zu ohne dass das Bundesverfassungsgericht zuvor uber die Vereinbarkeit dieser Plane mit dem Grundgesetz geurteilt hatte Bremen votierte in dieser Bundesratsabstimmung zwar mit Nein und hielt sich damit an die Vorgabe der SPD Fuhrung Inhaltlich blieb Kaisen aber auch nach der Ratifikation von der Richtigkeit der EVG uberzeugt Zur Bildung der EVG kam es dennoch nicht Die franzosische Nationalversammlung lehnte Ende August 1954 die Ratifizierung wegen der Sorge uber eine deutsche Wiederaufrustung ab Der Beitritt Deutschlands zur NATO der im Herbst 1954 mit den Pariser Vertragen beschlossen wurde war aus Kaisens Sicht kein ausreichender Ersatz fur die Mitgliedschaft in der EVG denn es fehlte ihm hier die gemeinsame europaische Dimension 41 Europaische Wirtschaftsgemeinschaft Bearbeiten Anfang 1955 nahmen die Aussenminister der Mitgliedstaaten der Montan Union die Ausdehnung des gemeinsamen Marktes auf andere Wirtschaftsbereiche und die Bildung gemeinsamer Strukturen zur zivilen Nutzung der Kernenergie in Angriff Beides fuhrte im Fruhjahr 1957 mit dem Romischen Vertragen zur Bildung der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG und der Europaischen Atomgemeinschaft EURATOM Fruhzeitig setzte sich Kaisen fur eine Unterstutzung dieser Vorhaben ein weil er die wirtschaftlichen Vorteile sah die diese Entwicklung fur Deutschland und fur Bremen nach sich ziehen wurde Er setzte sich in diesem Zusammenhang uber Stimmen Bremer SPD Senatoren hinweg die forderten der Bundesrat musse bei der Benennung von Mitgliedern der deutschen Delegation fur diese neuen europaischen Gemeinschaftsorgane ein gewichtiges Wort mitsprechen ein Ansinnen das der Bundestag strikt ablehnte Kaisen wollte die beiden europaischen Gemeinschaftsprojekte nicht durch Beharren auf Delegationsprinzipien verzogert oder sogar gefahrdet wissen 42 Dienstreisen ins westeuropaische Ausland Bearbeiten Kaisen unternahm eine Reihe von Dienstreisen ins europaische Ausland und knupfte personliche Kontakte zu Politikern der nationalen und der lokalen Ebene zu Behordenvertretern und zu Journalisten Auch machte er sich mit den besonderen Verhaltnissen vor Ort personlich vertraut Wo es moglich war verband er diese Auslandsreisen mit Besuchen landwirtschaftlicher Betriebe um sich auch in dieser Hinsicht ein eigenes Bild zu machen Eine der wichtigsten Reisen dieser Art fand im Fruhjahr 1951 statt Sie fuhrte Kaisen nach Frankreich Die einwochige Reise konnte als Gegenbesuch fur den Empfang verstanden werden den Bremen im Oktober 1950 Andre Francois Poncet dem franzosischen Hohen Kommissar bereitet hatte Zum Arbeitsprogramm der Frankreich Reise die Francois Poncet stark gefordert hatte gehorte ein Treffen mit dem franzosischen Aussenminister Schuman sowie mit der Fuhrung der franzosischen Sozialisten von der Section francaise de l Internationale ouvriere SFIO Fur Schuman und die franzosischen Genossen war Kaisen ein interessanter Gesprachspartner weil er als Sozialdemokrat wie sie selbst die Montan Union befurwortete Zugleich hatte Adenauer Kaisen vor dessen Abreise mit Instruktionen fur das Gesprach mit Schuman versorgt Auftrage denen Kaisen gern nachkam Einige Reisen fuhrten ihn nach Belgien Das Ziel der ersten im Mai 1951 unternommenen Visite war Antwerpen wo sich Kaisen vor allem fur die Verhaltnisse im Hafen und die Moglichkeiten von Bremen und Antwerpen interessierte sich in der europaischen Konkurrenz mit anderen Hafenstadten zu behaupten Mit dem langjahrigen Burgermeister der Stadt Lode Craeybeckx 43 entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft Im Jahr 1953 reiste Kaisen inoffiziell nach Brussel und traf dort im Rahmen eines als privat deklarierten europaischen Diners fuhrende belgische Politiker Wirtschaftsvertreter und Journalisten Ein Jahr spater trat er offiziell in der belgischen Hauptstadt auf Er hielt einen Vortrag in dem er sich nachdrucklich fur die europaische Einigung starkmachte Diese Reise war mit der deutschen Botschaft und mit dem Auswartigen Amt abgesprochen Beide Brusselreisen kamen auf Veranlassung von Paul Henri Spaak zustande einem Fuhrer der Belgischen Sozialistischen Partei und mehrfachen Premier des Landes Im Herbst 1953 besuchte Kaisen Grossbritannien Diese Reise blieb ohne nennenswerten politischen Ertrag denn die Briten verhielten sich gegenuber den europaischen Einigungsinitiativen auf dem Kontinent seit langerem reserviert 44 Pro europaische Nichtregierungsorganisationen Bearbeiten Kaisen wirkte in einer Reihe von Gruppierungen mit die sich dem Gedanken der europaischen Einigung verschrieben hatten Dazu gehorte der vom amerikanischen Theologen Frank Buchman gelenkte Kreis Moralische Aufrustung Diese Gruppe strebte durch eine sittliche Erneuerung eine Versohnung von Arbeitern und Kapitaleigentumern an und trat dabei kommunistischen Ideologien kampferisch entgegen Kaisen lud Vertreter dieser Gruppierung 1949 nach Bremen ein und arrangierte ein Treffen mit allen Senatsmitgliedern Seit 1951 ging er auf Distanz zum Kreis um Buchman weil er meinte diese Gruppe wolle ihn fur ihre Zwecke vereinnahmen zu denen ein militanter Antikommunismus gehorte Eine andere Institution zur Forderung des Europa Gedankens erblickte Kaisen in der Evangelischen Akademie Hermannsburg Er trat dort ab 1950 mehrfach als Referent auf und nutze dies zur Prasentation seiner vom SPD Vorstand abweichenden Europavorstellungen In der Europa Union wirkte Kaisen ebenfalls mit Erstmals erhielt er fur einen internationalen Kongress der Europabewegung der im Mai 1947 in Den Haag tagte eine Einladung Er leistete dieser Einladung jedoch nicht Folge weil die SPD Fuhrung allen eingeladenen Sozialdemokraten die Teilnahme verbot Im November 1949 liess sich Kaisen in das Amt des Vorsitzenden des Bremer Landesverbands der Europa Union wahlen Als eine seiner ersten Amtshandlungen lud er den SFIO Vertreter Andre Philip ein der der Mouvement socialiste pour les Etats Unis d Europe MSEUE vorstand und unter den franzosischen Sozialisten als ausgewiesener Pro Europaer galt 45 Dieser Kontakt sollte drei Jahre spater dazu fuhren dass Kaisen den Vorsitz der deutschen MSEUE Sektion ubernahm Zu deutschland oder europaweiten Aktivitaten Kaisens innerhalb der Europa Union kam es jedoch vorerst nicht 1950 wurde er zwar zunachst in das Prasidium der Europa Union gewahlt Er trat dieses Amt jedoch nicht an Wie sich herausstellte hatten fuhrende Vertreter der Europa Union offenbar beabsichtigt mit einer Wahl Kaisens Carlo Schmid abzustrafen der bis dahin zum Prasidium der Europa Union gehorte sich bei Entscheidungen im Bundestag allerdings strikt an die Linie von Schumacher gehalten hatte Im Fruhjahr 1951 legte Kaisen sein Amt als Bremer Landesvorsitzender der Europa Union nieder Paul Henri Spaak und Andre Philip drangten Kaisen in die Fuhrung der deutschen MSEUE einzutreten und ihr damit in der Bundesrepublik zu grosserem Gewicht zu verhelfen Im November 1953 ubernahm er den Vorsitz der deutschen Sektion Die Senatskollegen Ehlers und Annemarie Mevissen zogen ebenfalls in dieses Gremium ein In der Presse wurde dieser Vorstoss breit diskutiert und als Vorzeichen fur eine europapolitische Wende der SPD gedeutet Die Parteifuhrung um Erich Ollenhauer betrachtete diesen Schritt indes mit Argwohn Der Einzug in die Fuhrung der deutschen MSEUE Sektion war zugleich ein Sprungbrett fur weitere Amter 1953 nahm er als einziger prominenter deutscher Sozialdemokrat auf Einladung Spaaks am Kongress der Europabewegung in Den Haag teil Mitte 1954 wurde Kaisen erneut ins Prasidium der Europa Union gewahlt diesmal nahm er die Wahl mit Einverstandnis der SPD Fuhrung an Seine Mitarbeit in der MSEUE stellte Kaisen ein als es im August 1954 zu einem Eklat kam Kaisen und Brauer hatten fur einen internationalen MSEUE Kongress in Mailand fruhzeitig abgesagt In den Presseerklarungen der MSEUE wurde jedoch behauptet beide hatten sich in Mailand wahrend des Kongresses fur die MSEUE und die europaische Sache exponiert In der zweiten Halfte der 1950er Jahre reduzierte Kaisen sein europapolitisches Engagement Dies lag zum einen daran dass die SPD sich nach der verlorenen Bundestagswahl von 1957 programmatisch umorientierte eine Entwicklung die mit dem Godesberger Programm ihren vorlaufigen Abschluss fand und nicht Kaisen sondern andere wie Carlo Schmid Herbert Wehner und Fritz Erler offentlich mit diesem auch europapolitischen Wandel verbunden wurden Zum anderen kam der europaische Einigungsprozess ins Stocken nicht zuletzt weil der europaskeptische Charles de Gaulle in Frankreich ins Machtzentrum geruckt war 46 Verhaltnis zur Parteispitze der SPD BearbeitenKonflikte mit Schumacher Bearbeiten Die andauernden Konflikte mit Schumacher ergaben sich zunachst aus den unterschiedlichen Aufgaben die sich beiden jeweils stellten Kaisen war als Burgermeister dafur verantwortlich dass der wirtschaftliche und materielle Wiederaufbau in Bremen moglichst zugig voranging Wie alle anderen Landerchefs musste er sich dabei mit der zustandigen Besatzungsmacht arrangieren Schumachers Ziel war die Reorganisation der Partei und die Entwicklung von politischen Konzepten fur Gesamtdeutschland Konfliktverscharfend wirkte der Anspruch fuhrender Sozialdemokraten in den Landern bei grundlegenden Entscheidungen der Partei mit beteiligt zu werden Dieser Anspruch kollidierte mit dem unbedingten innerparteilichen Machtanspruch Schumachers der sich seit dem Winter 1945 1946 als erster Mann der Partei etabliert hatte In Bezug auf Kaisen und Schumacher kamen weitere Aspekte hinzu Schumacher misstraute allen fuhrenden Sozialdemokraten die vor 1933 nicht den gleichen kampferischen Ton gegen die Nationalsozialisten angeschlagen hatten wie er selbst oder andere militante Sozialisten wie Carlo Mierendorff Theodor Haubach oder Julius Leber Zudem hielt er Kaisen fur ein Parteimitglied das ihm intellektuell unterlegen war Daruber hinaus verlangten beide Politiker in ihren Reihen jeweils Gefolgschaft und erreichten diese auch Mitspracheforderungen Kaisens beziehungsweise Unterwerfungsanspruche Schumachers erzeugten bei deren Aufeinandertreffen erhebliche Spannungen Ein Hohepunkt der konfliktreichen Beziehung ergab sich aus den beruhmten Worten Schumachers an die Adresse Adenauers den er in der Nacht vom 24 auf den 25 November 1949 im Plenarsaal des Deutschen Bundestages einen Bundeskanzler der Alliierten nannte und darauf fur 20 Tage von Bundestagssitzungen ausgeschlossen wurde Die Parteifuhrung forderte die Gliederungen der SPD anschliessend zu offentlichen Protestkundgebungen auf Kaisen hielt sowohl die Worte Schumachers als auch die Protestaufrufe fur falsch Seiner Meinung nach trieben sie die SPD in die Rolle einer nationalistischen Opposition gegen die Alliierten ein Zustand der fur Deutschland und die Partei hochst gefahrlich sei Kaisen hielt das Petersberger Abkommen das Schumacher so gegen Adenauer aufbrausen liess zudem fur richtig weil es das Ende der Demontagen bedeutete und einen Weg zur diplomatischen Gleichberechtigung der Bundesrepublik aufzeigte Kaisen formulierte seine scharfe Kritik an Schumacher nicht nur in Briefen an den Parteivorstand sondern am Jahresende 1949 auch offentlich in Zeitungsbeitragen unter anderem im Weser Kurier und in der Welt Diese Veroffentlichungen fuhrten im Parteivorstand zu heller Emporung und sorgten fur den endgultigen Bruch zwischen Schumacher und Kaisen Im Mai 1950 wurde Schumachers Kurs in der Aussenpolitik auf dem Hamburger Parteitag der SPD ausdrucklich bestatigt Schumacher hatte die Abstimmung daruber zu einer Vertrauensfrage gemacht Kaisen wegen einer USA Reise nicht anwesend verlor seinen Sitz im Parteivorstand dem er seit dem 9 Mai 1946 angehort hatte Als einziger der sozialdemokratischen Regierungschefs zahlte er fortan nicht mehr zu diesem Parteigremium 47 Ausgleich mit Ollenhauer Bearbeiten nbsp Erich Ollenhauer Foto von 1953Nach dem Tod von Kurt Schumacher im August 1952 ubernahm Erich Ollenhauer das Amt des SPD Vorsitzenden Kaisen fiel der Umgang mit ihm deutlich leichter denn wie er gab sich auch Ollenhauer im Wesentlichen als Anhanger pragmatischer Politik Das fuhrte mit dazu dass in seiner Amtszeit sowohl eine Organisationsreform als auch die Formulierung eines neuen Grundsatzprogramms gelangen Ausserdem erleichterte das personliche Auftreten Ollenhauers Kaisen den Kontakt Der neue Parteivorsitzende war wie Kaisen fur seine bescheidene personliche Lebensfuhrung bekannt wie Kaisen kam Ollenhauer aus dem proletarischen Milieu Die SPD anderte mit dem Antritt Ollenhauers jedoch keineswegs ihren Kurs Sie verblieb weiterhin in Opposition zur Adenauerschen Aussenpolitik Fur Kaisens Positionen sprach aber das Ergebnis der Bundestagswahl 1953 Die SPD verlor leicht und verharrte bei unter 30 Prozent der Stimmen die CDU CSU gewann dagegen 15 Prozentpunkte hinzu und erreichte einen Stimmenanteil von uber 45 Prozent Mit ihren Koalitionspartnern verfugte die Union im zweiten Bundestag uber eine Zweidrittelmehrheit Das Wahlergebnis der SPD wich in Bremen auffallend vom Bundestrend ab Hier gewann die SPD 4 6 Prozentpunkte hinzu Journalisten und einige Sozialdemokraten deuteten diesen Effekt als Resultat der Europa Positionen Kaisens Der Prasident des Bremer Senats nutzte dieses Ergebnis allerdings nicht fur eine Generalabrechnung mit der Partei Allen weitergehenden Uberlegungen zu einer Sammlung der innerparteilichen Opposition gegen die Parteifuhrung erteilte er ohnehin eine Absage Er mahnte jedoch offentlich an zukunftig wesentlich starker auf die Belange jener Sozialdemokraten einzugehen die in den Landern Regierungsverantwortung trugen Nach der Burgerschaftswahl in Bremen 1955 die SPD konnte sich deutlich von 39 1 auf 47 7 Prozent der Stimmen verbessern und errang die Mehrheit der Sitze verstummten die letzten Kritiker Kaisens aus dem Apparat der Parteispitze Er bildete eine Koalition mit CDU und FDP und wurde am 28 Dezember 1955 bestatigt Kaisens endgultige Rehabilitierung erfolgte nachdem die SPD in Reaktion auf ihr erneut enttauschendes Abschneiden bei der Bundestagswahl von 1957 uber eine Organisationsreform die letzten Getreuen Schumachers aus der Fuhrung verdrangt hatte und zur Koordination von Bundes und Landerebene einen Beirat einrichtete dem Kaisen ab Herbst 1959 vorstand Im November 1960 zog Kaisen schliesslich wieder in den Parteivorstand ein Das Formulieren grundsatzlich anderer Positionen war fur Kaisen freilich nicht mehr notig denn die Partei hatte sich seit Mitte der 1950er Jahre erheblich in Richtung eines pragmatischen Politikverstandnisses verandert Sie stellte sich nicht mehr als kompromissloser Widerpart der Regierungsparteien auf sondern als bessere Partei Ihre Fuhrungskrafte legten Wert darauf Gemeinsamkeiten mit der Regierung herauszustellen und sprachen von einer Gemeinsamkeits Politik 48 Trotz dieser Veranderungen wurde Kaisen nicht zur Personifikation der neuen SPD Bereits 1962 verzichtete Kaisen darauf sich wieder in den Parteivorstand wahlen zu lassen Er uberliess seinen Platz Adolf Ehlers Wenig spater gab er schliesslich das Amt des Vorsitzenden des Parteirats ab 49 Herbst der Ara Kaisen BearbeitenDeutschlandpolitik bis Mitte der 1960er Jahre Bearbeiten nbsp Wilhelm Kaisen Mitte 1959 bei einem Empfang des Bundesrates in BonnKaisen war sich bewusst dass der Einfluss der Ministerprasidenten in der Deutschland und Aussenpolitik zu Beginn der 1960er Jahre deutlich geringer war als in den ersten Nachkriegsjahren Dennoch versuchte er bei passenden Gelegenheiten in diesen Themenfeldern weiterhin Akzente zu setzen Grund gab ihm dafur die Politik Adenauers der die Westintegration der Bundesrepublik zwar erfolgreich vorangetrieben hatte dem es aber an Initiative mangelte das Verhaltnis zur Sowjetunion zu entspannen Stattdessen verlegte sich die Bundesregierung allein auf den Alleinvertretungsanspruch der in der Hallstein Doktrin Ausdruck fand Kaisen selbst war nicht gewillt die Teilung Deutschlands hinzunehmen Im September 1960 sprach er bei einer Kundgebung aus Anlass des Tages der Heimat Er verurteilte mit scharfen Worten die Vertreibung der Deutschen nach 1945 und betonte dass die Gebiete des Deutschen Reiches jenseits von Oder und Neisse bis zum Abschluss eines Friedensvertrages als deutsches Staatsgebiet zu gelten hatten Der Deutschlandplan den die SPD im Marz 1959 vorlegte wurde von Kaisen unterstutzt Hier sah er eine Basis um uber Verhandlungen zu einer Konfoderation und anschliessend zu einer Wiedervereinigung zu kommen Kaisen verteidigte diesen Plan nachdrucklich gegen Stimmen die meinten der Deutschlandplan stelle eine Gefahr fur die Westbindung der Bundesrepublik dar und konne uber kurz oder lang zu ihrer Bolschewisierung fuhren Den Bau der Berliner Mauer im August 1961 lastete Kaisen zu wesentlichen Teilen der starren Deutschlandpolitik Adenauers an Er machte sich jedoch keine grossen Hoffnungen dass dieses Ereignis zu einem Kurswechsel fuhren wurde nbsp Charles de Gaulle und Konrad Adenauer Juli 1961Die starke Orientierung Adenauers an Frankreich und de Gaulle hielt Kaisen ebenfalls fur problematisch Seinerseits unterstrich er immer wieder die Wichtigkeit guter deutsch amerikanischer Beziehungen Unter anderem deshalb reiste er im Herbst 1962 fur mehrere Wochen in die Vereinigten Staaten Diese Reise fiel zeitlich zusammen mit der Kubakrise Im Gefolge dieser Krise warnte Kaisen wiederholt offentlich davor die USA konnten sich aus Europa zuruckziehen wenn Frankreich weiterhin versuche Europa auf Kosten der Amerikaner fur franzosische Grossmachtambitionen zu instrumentalisieren Das faktische Scheitern eines deutsch franzosischen Sonderbundes der 1963 aus de Gaulles Sicht im Elysee Vertrag hatte begrundet werden sollen bedauerte Kaisen darum nicht Zum Verdruss Kaisens fuhrte der im Herbst 1963 vollzogene Wechsel im Kanzleramt von Adenauer zu Ludwig Erhard zu keinem grundlegenden Wandel in der Deutschlandpolitik Kaisen hatte zwar in seinem ersten Treffen mit dem neuen Kanzler eine neue deutschlandpolitische Initiative angeregt zu greifbaren Ergebnissen fuhrten seine Vorschlage jedoch nicht Eine letzte grosse aussenpolitische Initiative Kaisens kam nicht mehr zum Zuge Kaisen entschloss sich im Herbst 1964 Moskau einen offiziellen Besuch abzustatten eine entsprechende Einladung lag seit Anfang 1958 vor Die entsprechenden konkreten Reiseplanungen verschoben sich jedoch mehrfach weil er von Seiten der Bundesregierung zunachst gebeten wurde den fur Ende Oktober 1964 geplanten Besuch Nikita Chruschtschows abzuwarten Der dann fur das Fruhjahr 1965 in Aussicht genommene Moskaubesuch Kaisens zerschlug sich weil Chruschtschow wenige Tage vorher uberraschend entmachtet wurde Die erneuerte Einladung Kaisens durch die sowjetischen Stellen lehnte Kaisen schliesslich endgultig ab weil der Besuchstermin nur in der Zeit nach seinem Rucktritt als Prasident des Senats zu realisieren gewesen ware 50 Bremer Politik zwischen 1960 und 1965 Bearbeiten nbsp Das Bremer Rathaus Aufnahme vom 10 Mai 1962In der Burgerschaftswahl vom 11 Oktober 1959 triumphierte Wilhelm Kaisen Er errang nach einem Wahlkampf der fast ausschliesslich auf seine Person zugeschnitten war 54 9 Prozent der Stimmen Dennoch gelang es nicht die Koalition aus SPD FDP und CDU fortzusetzen die Bremer CDU stellte getrieben von der Bundes CDU in den Koalitionsverhandlungen Forderungen auf die ihrem Abschneiden bei der Wahl kaum entsprachen Fortan bildeten SPD und FDP einen Koalitionssenat Der Zusammenbruch der Borgward Gruppe im Sommer 1961 fuhrte erstmals zu grosserer offentlicher Kritik an wirtschaftspolitischen Entscheidungen des Senats denn mit dem Konkurs gingen zuvor gewahrte Senatsburgschaften verloren Zugleich galt die Bestellung des Sanierers Johannes Semler als Fehlgriff weil er Aufsichtsratsvorsitzender von BMW war dem damals scharfsten Rivalen von Borgward Insbesondere die finanziellen Belastungen die dem Land Bremen durch den Zusammenbruch des Autoherstellers entstanden nahm Kaisen zum Anlass offentlich seinen Grundsatz zu wiederholen die Ausgabenpolitik des Staates habe sich zwingend nach den Staatseinnahmen zu richten Aus diesem Grund lehnte er staatliche Hilfe fur Bremer Werften ab die Anfang der 1960er Jahre unter der nachlassenden Schiffbaukonjunktur litten Auch Rufen nach einem Ausbau des stadtbremischen Hafens dessen Engpasse immer offensichtlicher wurden trat Kaisen aufgrund dafur nicht hinreichender Haushaltsmittel entgegen Kaisens Pochen auf strikter Haushaltsdisziplin weckte gegen Ende seiner Amtszeit zunehmend den Unwillen der Nachwuchspolitiker in der Bremer SPD In der Fraktion erhielten jene Krafte Zulauf die zudem auf eine eigenstandigere Artikulation der SPD Interessen im Senat drangten Der Wortfuhrer dieser Gruppe war Fraktionsfuhrer Richard Boljahn Insgesamt sollte nach Meinung dieser Politiker der Einfluss der Burgerschaft zu Lasten des Senats wachsen Das einzige neue Projekt das Kaisen nachdrucklich forderte und fur das er bereit war fiskalische Risiken einzugehen war die Grundung der Universitat Bremen Weil Kaisen dennoch bestrebt war die finanziellen Belastungen zu minimieren trat Bremen in langwierige Verhandlungen mit dem Bund und mit anderen Bundeslandern ein Im Fruhjahr 1964 gelang die Einigung auf eine Mischfinanzierung Plane einer Grundsteinlegung im Jahr 1965 zerschlugen sich jedoch Erst zum Wintersemester 1971 1972 also lange nach dem Ausscheiden Kaisens aus der Bremer Politik erfolgte die Aufnahme des Vorlesungsbetriebs 51 Nachfolgeregelungen und Rucktritt Bearbeiten Bereits vor der Burgerschaftswahl von Oktober 1959 stellten fuhrende Sozialdemokraten Uberlegungen an wer Kaisen nachfolgen sollte wenn dieser einmal nicht mehr zur Verfugung stehen wurde Sie strebten an neben Kaisen rechtzeitig einen zweiten Mann aufzubauen Kaisen selbst favorisierte Adolf Ehlers Dieser war dazu nach kurzem Zogern bereit Der Wechsel im Amt des Senatsprasidenten war SPD intern fur das Jahr 1963 geplant das Jahr der nachsten Burgerschaftswahlen Offentlich scheute sich Kaisen jedoch diesen Schritt bekannt zu geben weil er moglichst uber die gesamte Legislaturperiode uneingeschrankt als Senatsprasident tatig sein wollte Erst auf dem Landesparteitag der Bremer SPD am 28 Oktober 1962 gab Kaisen den Entschluss bekannt bei der Burgerschaftswahl 1963 nicht mehr als Spitzenkandidat der SPD anzutreten Die Delegierten nominierten anschliessend Ehlers zum Spitzenkandidaten Eine schwere Erkrankung die Ehlers zwang seine politische Karriere zu beenden zerschlug diese Planung Anfang 1963 Kaisen selbst wurde gebeten die SPD in den Wahlkampf zu fuhren eine dritte Kraft hinter Kaisen und Ehlers stand nicht bereit Die SPD fuhrte den Wahlkampf ohne ihren Spitzenkandidaten derart prominent herauszustellen wie dies 1959 geschehen war Die Bremer SPD bemuhte sich stattdessen materielle Wahrzeichen des Wiederaufbaus und der Modernitat Bremens in den Mittelpunkt zu stellen die Neue Vahr moderne Hafenanlagen Schwimmbader Schulen Auch diese Strategie kam beim Wahler an die SPD erreichte am 29 September 1963 54 7 Prozent der Stimmen Auch nach dieser Wahl vermied es Kaisen der Offentlichkeit einen Rucktrittstermin zu nennen Richard Boljahn forderte ihn darum am 15 Marz 1964 auf einem Landesparteitag unmissverstandlich dazu auf denn Willy Dehnkamp der als Kaisens Nachfolger auserkoren war brauche ausreichend Zeit um sich in die Amtsgeschafte eines Bremer Burgermeisters einzuarbeiten Kaisen erklarte daraufhin am 17 Marz 1964 dass er Mitte Juli 1965 zurucktreten werde Obwohl sich Kaisen offentlich bemuhte herunterzuspielen dass Boljahn ihn nachdrucklich zur Bekanntgabe eines Rucktrittstermins aufgefordert hatte nagte dessen offentlicher Appell an ihm Erschwerend kam hinzu dass es in den Folgemonaten innerhalb des Bremer Senats gelegentlich Widerstand gegen Vorschlage und Entscheidungen Kaisens gab Er war nicht mehr so durchsetzungsfahig wie er es einst gewesen war Am 17 Juli 1965 nahm Kaisen im Rahmen eines grossen Festaktes an dem fuhrende Vertreter des Bundes der Lander des Senats und der Burgerschaft teilnahmen seinen Abschied Dabei wurde Kaisen mit der Bremer Ehrenburgerschaft und mit der Bremischen Ehrenmedaille in Gold ausgezeichnet 52 Politiker im Ruhestand BearbeitenPrivatmann Bearbeiten In den ersten zwei Jahren nach seinem Rucktritt machte sich Kaisen in der Offentlichkeit rar Allein eine Dankesveranstaltung der Bremer SPD im August 1965 fur sein politisches Lebenswerk und ein offentlicher Festakt in der Universitat Hamburg im Februar 1966 aus Anlass der Verleihung des Freiherr vom Stein Preises an Kaisen bildeten hier die Ausnahme Kaisen half bei der Bewirtschaftung seines Hofes und kummerte sich um seine mittlerweile pflegebedurftig gewordene Ehefrau Helene bis zu deren Tod Anfang September 1973 Im Winter 1967 1968 verfasste er zudem seine Lebenserinnerungen 53 Ratgeber und Forderer von Hans Koschnick Bearbeiten nbsp Hans Koschnick 1968Die Burgerschaftswahl vom 1 Oktober 1967 endete mit einer Niederlage der SPD Sie erreichte diesmal nur 46 Prozent der Stimmen ein Verlust von fast neun Prozentpunkten fur den Willy Dehnkamp die Verantwortung ubernahm Sein Nachfolger im Amt des Senatsprasidenten wurde Hans Koschnick Koschnick der gezielt das politische Erbe Kaisens anzutreten gedachte suchte demonstrativ den Rat Kaisens telefonisch schriftlich und durch Besuche in Borgfeld Kaisen setzte mehrfach sein Ansehen bei den Bremer Genossen ein um Koschnick insbesondere in dessen Anfangszeit beim Aufbau einer starken Stellung in der Partei und gegenuber der SPD Burgerschaftsfraktion zu helfen So trat er beispielsweise im Mai 1968 erstmals seit seinem Rucktritt wieder auf einem Landesparteitag der Bremer SPD auf und pladierte dafur Koschnick bei seinem Vorhaben zu unterstutzen den Notstandsgesetzen im Bundesrat zuzustimmen Die Aktivitaten der ausserparlamentarischen Opposition stiessen bei Kaisen grundsatzlich auf wenig Verstandnis So hielt er beispielsweise die Bremer Strassenbahnunruhen von 1968 in einem Brief an Adolf Ehlers fur weitgehend grundlos Einer Rehabilitation der Theorie in der Partei wie sie der junge Henning Scherf 1972 bei seinem Amtsantritt als Vorsitzender der Bremer SPD in Aussicht stellte erteilte Kaisen gleichfalls eine Absage 54 Publizist des Regierungsflugels Bearbeiten In den 1950er Jahren hatte Herbert Wehner zu den engsten Vertrauten Schumachers gezahlt und dessen Vorsatz unterstutzt Kaisen aus dem SPD Vorstand zu verdrangen Das Verhaltnis von Kaisen und Wehner verbesserte sich nachhaltig nachdem dieser 1969 zum Fraktionsfuhrer der SPD im Bundestag gewahlt wurde und Kaisen als jemanden betrachtete der seit Jahrzehnten fur eine dauerhafte Regierungsfahigkeit der SPD im Bundnis mit burgerlichen Parteien pladiert hatte eine Festlegung die Wehner auch fur die SPD Ende der 1960er Jahre fur zukunftsweisend hielt Kaisen wurdigte Wehner seinerseits 1976 mit einem Beitrag zu einer Festschrift zu dessen 70 Geburtstag Insbesondere seine Rolle bei der Umwandlung der SPD von einer Arbeiterpartei in eine Volkspartei sowie Wehners Grundsatzrede im Deutschen Bundestag am 30 Juni 1960 in der dieser den Kurswechsel der SPD in der Aussen Deutschland und Bundnispolitik formulierte 55 hob Kaisen dabei lobend hervor Diese publizistische Wurdigung Wehners reihte sich in eine lose Folge weiterer Beitrage Kaisens fur sozialdemokratische Medien ein Dabei bettete er aktuelle Entwicklungen in der Bundesrepublik und in der SPD in grossere geschichtliche Zusammenhange Aus seinen Betrachtungen versuchte Kaisen gezielt Lehren fur die Gegenwart abzuleiten Insgesamt sollten diese Veroffentlichungen aus seiner Sicht dazu beitragen die SPD darin zu bestarken die in vielen Jahrzehnten erreichte politische Gleichstellung der Arbeiterschaft abzusichern und zugleich das Streben nach gerechteren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhaltnissen fortzusetzen Die Wirtschafts Energie und die Nachrustungspolitik Helmut Schmidts unterstutzte er dabei nachdrucklich gegen wachsende Widerstande aus den Reihen seiner eigenen Partei Kaisens letzter Beitrag war dem Parteitag von 1979 in Berlin gewidmet seine Betrachtungen erschienen wenige Wochen vor seinem Tod In diesem Aufsatz unterstutzte er erneut die Energiepolitik Schmidts und sprach sich fur eine vorbehaltlose Unterstutzung der Regierung aus Kaisen zeigte sich damit auch nach seiner aktiven politischen Laufbahn als Mitglied des gouvernementalen Flugels in der Sozialdemokratie 56 nbsp Grab von Wilhelm und Helene Kaisen auf dem Riensberger Friedhof 2014 Wilhelm Kaisen starb 1979 nach kurzem Aufenthalt im Bremer Zentral Krankenhaus St Jurgen Er wurde zusammen mit seiner Frau Helene auf dem Riensberger Friedhof begraben Grab Nr F0164 Rezeption BearbeitenEhrungen Bearbeiten nbsp Kaisenbuste in Borgfeld nbsp Sondermarke der Bundespost vom 5 Mai 1987 nbsp Kaisen Denkmal in der Bremer InnenstadtKaisen wurde 1965 Ehrenburger der Hansestadt Bremen Er erhielt 1965 die Bremische Ehrenmedaille in Gold In Bremen wurde die Grosse Weserbrucke am 1 Januar 1980 in Wilhelm Kaisen Brucke umbenannt Eine Schule in der Bremer Neustadt tragt seinen Namen Die Burgermeister Kaisen Allee in Bremen Borgfeld wurde 2000 nach ihm benannt Das Kaisen Haus im Rhododendron Park Bremen erhielt seinen Namen Am 1 August 1980 erhielt der Container Terminal Bremerhaven den Namen Container Terminal Bremerhaven Wilhelm Kaisen In Bremerhaven ist ein Platz nach ihm benannt und in Dusseldorf eine Strasse In der Nahe des Ortsamtes von Borgfeld findet sich eine 1985 von Christa Baumgartel angefertigte Kaisenbuste Heute noch werden die bewohnten Nachkriegshauser in den Bremer Kleingarten umgangssprachlich als Kaisenhauser bezeichnet Dort besteht seit 2008 ein Museum Die Wilhelm Kaisen ein 1978 gebauter Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbruchiger DGzRS wurde nach ihm benannt Das Beiboot tragt den Namen Helene den Vornamen seiner Frau Helene Kaisen Die Deutsche Bundespost ehrte Kaisen 1987 aus Anlass seines 100 Geburtstages mit einer Sonderbriefmarke Ebenfalls zum 100 Geburtstag Wilhelm Kaisens wurde eine Medaille aus Silber herausgegeben Die 1995 in Bremen gegrundete Wilhelm und Helene Kaisen Stiftung 57 kummert sich um das Andenken an das Ehepaar und dabei insbesondere um den Ausbau der Gedenk und Dokumentationsstatte die im fruheren Borgfelder Wohnhaus beziehungsweise in der dortigen Scheune eingerichtet ist Am 22 Mai 2012 wurde anlasslich von Kaisens 125 Geburtstag in den Bremer Wallanlagen Ecke Herdentorsteinweg das von Christa Baumgartel gestaltete Kaisen Denkmal eingeweiht 58 Literaturlage und Forschung Bearbeiten Zum 90 Geburtstag Kaisens erschien 1977 eine Dokumentation uber Kaisen die unter dem Titel Zuversicht und Bestandigkeit von Hans Koschnick herausgegeben wurde Aus Reden Zeitungsberichten Briefen Sitzungsprotokollen und anderem Quellenmaterial zeichnete sie Kaisens Leben und Wirken nach 1980 ein Jahr nach Kaisens Tod erschien im Auftrag des Senats der Freien Hansestadt Bremen ebenfalls eine Dokumentation mit dem Titel Begegnungen mit Wilhelm Kaisen In diesem Werk wurde das Leben Kaisens durch die Eindrucke von mit ihm bekannten und befreundeten Personen dargestellt Dazu gehorten unter anderem Sozialdemokraten Politiker anderer Parteien Wirtschaftsvertreter und Journalisten Haufig wurde durch Bezugnahme auf entsprechende Reden Briefe oder sonstigen Mitteilungen nicht allein der Blick dieser Menschen auf Kaisen vorgestellt die Dokumentation versuchte Kaisen ebenfalls durch seine Reaktion auf diese Personen naher zu bringen Insbesondere seine Korrespondenz mit diesen Zeitgenossen wurde dafur herangezogen Im Bremischen Jahrbuch einem Periodikum des Staatsarchivs Bremen veroffentlichte die Historikerin Renate Meyer Braun 1989 einen Aufsatz der das konfliktreiche Verhaltnis von Kaisen und dem SPD Vorstand in den 1950er Jahren beleuchtete Sie nutzte hierbei insbesondere den Briefwechsel zwischen Alfred Faust und Fritz Heine Zwei Jahre spater portratierte sie Kaisen in einem weiteren Aufsatz Sie legte dabei den Schwerpunkt auf Kaisens Aktivitaten zwischen Mitte 1945 und der Grundung der Bundesrepublik Mitte 1949 In dieser Zeit agierte Kaisen in seiner Funktion als westdeutscher Ministerprasident wie ein Treuhander des deutschen Volkes denen die Aufsatzsammlung gewidmet ist in der der Beitrag von Meyer Braun erschien Im Jahr 2000 legte der Historiker Karl Ludwig Sommer schliesslich eine umfassende politische Biographie uber Wilhelm Kaisen vor Sie ist durch das intensive Ausschopfen des vorhandenen Quellenmaterials das umfangreichste Werk zum Thema Anhang BearbeitenSiehe auch Bearbeiten Bremer Burgermeister Liste der Bremer Senatoren Liste der Sozialsenatoren von Bremen Senat Vagts Senat Kaisen I Senat Kaisen II Senat Kaisen III Senat Kaisen IV Senat Kaisen V Senat Kaisen VI Senat Kaisen VIIWerke Bearbeiten Bereitschaft und Zuversicht Schriften zur Wirtschafts und Kulturgeschichte Bremens und Niedersachsens Bremer Schlussel Verlag Bremen 1947 Verzeichnis der Schriften Kaisens in der Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung BonnLiteratur Bearbeiten Franklin Kopitzsch Kaisen Carl Wilhelm In derselbe und Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Personenlexikon Bd 3 Wallstein Verlag Gottingen 2006 ISBN 3 8353 0081 4 S 189 f Hans Koschnick Hrsg und Einleitung Zuversicht und Bestandigkeit Wilhelm Kaisen Eine Dokumentation Rover Bremen 1977 ISBN 3 87681 069 8 Renate Meyer Braun Rebell Wilhelm Kaisen Sein Verhaltnis zum SPD Vorstand im Spiegel eines Briefwechsels zwischen Alfred Faust und Fritz Heine aus den Jahren 1950 bis 1956 In Bremisches Jahrbuch Band 67 Bremen 1989 S 109 139 Renate Meyer Braun Bremen Wilhelm Kaisen In Walter Muhlhausen Cornelia Regin Hrsg Treuhander des deutschen Volkes Die Ministerprasidenten der westlichen Besatzungszonen nach den ersten freien Landtagswahlen Politische Portrats In Kasseler Forschungen zur Zeitgeschichte Bd 9 Verl Kasseler Forschungen zur Zeitgeschichte Melsungen 1991 S 163 180 ISBN 3 925523 06 5 Hartmut Muller Hrsg Begegnungen mit Wilhelm Kaisen Hauschild Verlag Bremen 1980 ISBN 3 920699 33 5 Hartmut Muller Bei Rosa Luxemburg lernen sie Nationalokonomie Helene Schweida und Wilhelm Kaisen 1913 1914 auf der Parteischule in Berlin Eine Zeitreise In Bremisches Jahrbuch Band 82 Bremen 2003 S 205 223 Hartmut Muller Wieder einmal habe ich vergessen dass ich nur eine Frau bin Frauenalltag zwischen Politik und Liebe Helene Kaisen im Ersten Weltkrieg In Bremisches Jahrbuch Band 85 Bremen 2006 S 4 26 Karl Ludwig Sommer Wilhelm Kaisen Eine politische Biographie Hrsg Wilhelm und Helene Kaisen Stiftung Bremen J H W Dietz Nachf Bonn 2000 ISBN 3 8012 0293 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Kaisen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wilhelm Kaisen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Wilhelm Kaisen in den Historischen Pressearchiven der ZBW Liste der Schriften von Wilhelm Kaisen in der Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung Bonn Wilhelm Kaisen auf Wilhelm und Helene Kaisen Stiftung Rudolf Morsey Der versteckte Staatsmann In FAZ Rezension des Buches von Karl Ludwig Sommer Hauptquelle dieses Artikels abgerufen am 15 Januar 2009 Alles nette Leute In Der Spiegel Nr 31 1965 S 23 online zum Amtsende Einzelnachweise Bearbeiten Zum familiaren Hintergrund Kaisens siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 23 28 Zu den Pragungen Kaisens in seiner Kindheit siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 28 30 sowie S 23 f und S 120 Zu seiner Schulkarriere siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 33 f Siehe ferner Begegnungen mit Wilhelm Kaisen S 11 Zu Kaisens Zeit als Stuckateur siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 34 f Zum Wehrdienst Kaisens siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 34 und S 50 f Zu Kaisens Aktivitaten in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung von 1905 bis zum Kriegsausbruch siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 35 45 Zur Zeit Kaisens an der Reichsschule der SPD siehe zudem H Muller Bei Rosa Luxemburg lernen sie Nationalokonomie Uber Kaisens Kriegsjahre berichtet K L Sommer Wilhelm Kaisen S 47 62 Das Verhaltnis von Wilhelm und Helene Kaisen analysiert zudem H Muller Wieder einmal habe ich vergessen dass ich nur eine Frau bin Zu Kaisens Tatigkeiten von Dezember 1918 bis zu seinem Wechsel nach Bremen im darauffolgenden Sommer siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 62 und S 70 72 Zu Kaisens journalistischer Arbeit in den Anfangsjahren der Republik siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 72 S 74 76 und S 84 Ubersicht uber die Ergebnisse der Burgerschaftswahlen von 1919 bis 1933 in Bremen Ubersicht uber die Ergebnisse der Reichstagswahlen von 1919 bis 1933 in Bremen Zu Kaisens parteipolitischer Profilierung siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 77 81 Zum Aufstieg Kaisens in Fraktion und Partei siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 85 87 In der Liste der Bremer Senatoren steht Kaisen in den folgenden Jahren mehrfach K L Sommer Wilhelm Kaisen S 97 f Theodor Spitta einer der fuhrenden Kopfe der burgerlichen Senatoren schrieb 1938 uber Kaisen Auch war unter den in den Senat eintretenden sozialdemokratischen Sentatoren neben Burgermeister Deichmann ein Mann von besonderer Begabung fur die Verwaltung Senator Kaisen Mitglied des Senats 1928 1930 der sich rasch in die Senatsgeschafte einarbeitete und wegen seiner fachkundigen und sachlichen Leistung des Fursorgewesens auch in weiten Kreisen des Burgertums Anerkennung fand Theodor Spitta Dr Martin Donandt Burgermeister in Bremen Ein bremisches Lebens und Zeitbild Bremen 1938 S 130 zitiert nach Begegnungen mit Wilhelm Kaisen S 72 Die Weser Zeitung schlug sich nach der Machtergreifung schrittweise auf die Seite der neuen Machthaber Am 4 Marz 1933 stimmte sie in den Chor derjenigen ein die die Entfernung der SPD Senatoren aus dem Bremer Senat begrussten Wortlich hiess es Jeder dieser drei Senatoren mag seine Verdienste haben Vor allem wissen wir die Leistung des Senators Kaisen auf dem Gebiete der sozialen Fursorge zu wurdigen Die Zeit ist aber abgelaufen zitiert nach Zuversicht und Bestandigkeit Wilhelm Kaisen Eine Dokumentation S 65 Zur Amtsfuhrung Kaisens als Senator fur Wohlfahrt zu den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Bremer Wirtschaft und den Bremer Arbeitsmarkt sowie zum Aufstieg Kaisens in den Reihen der Bremer SPD zwischen 1928 und 1933 siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 94 100 sowie S 106 f Fritz Peters Bremen zwischen 1933 und 1945 Eine Chronik Bremen 1951 S 24 Zum Legalitatskurs der Bremer SPD zur Haft Kaisens und zur Umsiedlung nach Borgfeld siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 111 121 Zu Art und Ausdrucksformen von Kaisens vorpolitischen Betatigungsformen wahrend des Dritten Reiches siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 122 124 S 132 133 S 136 138 Hinweis in vorwarts 5 2012 S 25 Wer war s von Lothar Pollahne Zu Kaisens Aktivitaten als Landwirt wahrend der NS Zeit siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 121 f und S 128 130 Text des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus Siehe Nachruf Walter L Dorn In Der Spiegel Nr 10 1963 online und die biografischen Angaben in Neuanfang auf Trummern Die Tagebucher des Bremer Burgermeisters Theodor Spitta 1945 1947 hrsg von Ursula Buttner Mit einer Einleitung von Werner Jochmann Biographische Quellen zur deutschen Geschichte nach 1945 Bd 13 Oldenbourg Munchen 1992 S 117 ISBN 3 486 55938 9 Kaisen blieb 20 Jahre lang Bremer Burgermeister Zum Abschnitt Im Zentrum der Bremer Politik siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 139 166 Zur Entwicklung von der amerikanischen Enklave bis zur Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen und dem Einfluss Kaisens dabei siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 179 189 Siehe ferner R Meyer Braun Bremen Wilhelm Kaisen S 168 f Zu Napoli siehe die entsprechenden Angaben auf der Website des Nationalfriedhofs Arlington Zur Entnazifizierung in Bremen und der Haltung Kaisens in der Entnazifizierungsdebatte siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 189 205 sowie R Meyer Braun Bremen Wilhelm Kaisen S 170 f Grundlegend ist hier Hans Hesse Konstruktionen der Unschuld Die Entnazifizierung am Beispiel von Bremen und Bremerhaven 1945 1953 Veroffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen Bd 67 Hrsg Adolf E Hofmeister Dissertation an der Freien Universitat Berlin Bremen 2005 ISBN 3 925729 46 1 Zu den Aktivitaten des Senats fur Erwin Schulz siehe Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 S 779 784 Zur Haltung Kaisens gegenuber der KPD siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 205 211 Zum Wiederaufbau der Bremer Wirtschaft und Kaisens Mitwirkung daran siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 212 226 Siehe hierzu die Informationen eines Projekts zur Bewahrung der Kaisen Hauser Memento vom 23 April 2009 im Internet Archive Zum Wohnungsbau in Bremen nach dem Zweiten Weltkrieg in der Ara Kaisen siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 226 234 Die Einschatzung zur dominierenden Stellung Kaisens finden sich dort auf S 234 Fur den Artikelabschnitt Ministerprasidentenkonferenzen siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 240 256 Zu Kaisens Initiativen im Zeitraum von der Munchner Ministerprasidentenkonferenz bis zur Verabschiedung des Grundgesetzes durch den Parlamentarischen Rat siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 259 275 Stichwortartige Informationen zu Barth im Bundesarchiv Horensagen In Der Spiegel Nr 17 1952 S 3 online Zu bundes und deutschlandpolitischen Initiativen Kaisens nach 1949 siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 275 291 Zu Kaisens Haltung gegenuber dem Europarat siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 303 308 Zu Kaisens Haltung gegenuber der Montan Union siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 309 316 Zur Haltung Kaisens in der Frage der EVG siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 316 327 Zur Haltung Kaisens der EWG gegenuber siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 328 331 Informationen Memento vom 15 Juni 2008 im Internet Archive auf der Website der Zeitung Gazet von Antwerpen niederl Zu Kaisens Dienstreisen ins europaische Ausland siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 331 342 Mouvement socialiste pour les Etats Unis d Europe Sozialistische Bewegung fur die Vereinigten Staaten von Europa Uber Kaisens Mitarbeit in Organisationen die den europaischen Einigungsgedanken forderten referiert K L Sommer Wilhelm Kaisen S 342 361 Zum Verhaltnis von Kaisen und Schumacher siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 363 372 und S 375 392 Zu dieser neuen Strategie der Gemeinsamkeits Politik siehe insbesondere Kurt Klotzbach Der Weg zur Staatspartei Programmatik praktische Politik und Organisation der deutschen Sozialdemokratie 1945 bis 1965 Verlag J H W Dietz Nachf Berlin Bonn 1982 ISBN 3 8012 0073 6 S 497 532 Zum Verhaltnis von Ollenhauer und Kaisen siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 372 375 und S 393 405 Zum Bremer Ergebnis der SPD bei den Bundestagswahlen und seiner zeitgenossischen Interpretation siehe dort S 395 f Uber die deutschland und aussenpolitischen Aktivitaten Kaisens in der ersten Halfte der 1960er Jahre berichtet K L Sommer Wilhelm Kaisen S 411 430 Zu den Problemen in den letzten funf Jahren der Ara Kaisen vergleiche K L Sommer Wilhelm Kaisen S 430 456 Der Hinweis auf den Einfluss der Bundes CDU auf die Bremer CDU bei den Koalitionsverhandlungen Ende 1959 Anfang 1960 findet sich dort auf S 431 Zur Regelung der Amtsnachfolge siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 456 474 Zum Festakt vom 17 Juli 1965 siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 9 13 Uber den weitgehenden Ruckzug Kaisens aus der Offentlichkeit berichtet K L Sommer Wilhelm Kaisen S 475 482 Zur Funktion Kaisens als Mentor fur Hans Koschnick siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 484 490 Zur Rede Wehners am 30 Juni 1960 siehe Christoph Meyer Herbert Wehner Biographie Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2006 S 230 336 ISBN 3 423 24551 4 Ausschnitte der Tonbandaufzeichnung dieser Rede in Microsoft Encarta Zu den publizistischen Beitragen die Kaisen im hohen Alter verfasste und zur Entwicklung des Verhaltnisses von Kaisen und Wehner siehe K L Sommer Wilhelm Kaisen S 492 507 Eine Liste der Aufsatze Kaisens findet sich in der Datenbank der Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung Einige Aufsatze sind dort online einsehbar Siehe dazu den Link im Abschnitt Weblinks Homepage der Wilhelm und Helene Kaisen Stiftung Rudolf Matzner Wilhelm Kaisen Ein Denkmal zu Ehren des Altburgermeisters In Heimat Rundblick Geschichte Kultur Natur Nr 100 1 2012 Fruhjahr 2012 Druckerpresse Verlag ISSN 2191 4257 S 24 Burgermeister der Freien Hansestadt Bremen seit 1945 Johannes Schroers 1945 Erich Vagts 1945 Wilhelm Kaisen 1945 1965 Willy Dehnkamp 1965 1967 Hans Koschnick 1967 1985 Klaus Wedemeier 1985 1995 Henning Scherf 1995 2005 Jens Bohrnsen 2005 2015 Carsten Sieling 2015 2019 Andreas Bovenschulte seit 2019 Siehe auch Bremer BurgermeisterPrasidenten der Burgerschaft der Freien Hansestadt Bremen seit 1946 Wilhelm Kaisen 1946 August Hagedorn 1946 1966 Hermann Engel 1966 1970 Dieter Klink 1971 1995 Reinhard Metz 1995 1999 Christian Weber 1999 2019 Antje Grotheer 2019 Frank Imhoff 2019 2023 Antje Grotheer seit 2023 Sozialsenatoren der Freien Hansestadt Bremen seit 1945 Wilhelm Kaisen Adolf Ehlers Willy Ewert Gerhard van Heukelum Annemarie Mevissen Johannes Degener Karl Krammig Walter Franke Henning Scherf Sabine Uhl Irmgard Gaertner Fichtner Christine Wischer Hilde Adolf Karin Ropke Willi Lemke komm Ingelore Rosenkotter Anja Stahmann Claudia Schilling nbsp Dieser Artikel wurde am 16 Januar 2009 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118559397 lobid OGND AKS LCCN n81076507 VIAF 35248496 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaisen WilhelmALTERNATIVNAMEN Kaisen Carl Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdBB Bremer BurgermeisterGEBURTSDATUM 22 Mai 1887GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 19 Dezember 1979STERBEORT Bremen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Kaisen amp oldid 238751646