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Als Prasidialkabinette bezeichnet man gemeinhin die letzten drei Reichsregierungen der Weimarer Republik von 1930 bis 1933 unter Heinrich Bruning Zentrum Franz von Papen parteilos und Kurt von Schleicher parteilos Zuweilen ist auch von einer Prasidialdiktatur die Rede manchmal wird aber auch zwischen einer Prasidialregierung und einer Prasidialdiktatur unterschieden wobei der Unterschied zwischen Bruning und den beiden anderen Kanzlern gemeint ist siehe unten 1 Nach Art 53 Weimarer Reichsverfassung wurde jedes Reichskabinett vom Reichsprasidenten mittels Notverordnung eingesetzt Der entscheidende Unterschied zu vorigen Minderheitsregierungen und charakteristisch fur diese letzte Phase der Weimarer Republik war dass Reichsprasident Paul von Hindenburg die Reichsregierung auf besondere Weise stutzen musste Er machte dazu vom Artikel 48 der Verfassung Gebrauch dem zufolge der Reichsprasident Notverordnungen mit Gesetzeskraft ausfertigen durfte Auch wenn der Reichstag diese Notverordnungen mit einfacher Mehrheit aufheben konnte liess sich dadurch die Gesetzgebungstatigkeit des Parlaments umgehen Grunde fur Hindenburg dieses Mittel einzusetzen waren neben der Kompromissunfahigkeit der Flugelparteien im Streit um die Arbeitslosenversicherung seine erklarte Absicht die SPD aus der Regierungsverantwortung zu drangen Dies fuhrte zum Bruch der Grossen Koalition unter Reichskanzler Hermann Muller am 27 Marz 1930 Kabinett Muller II Anschliessend hatten SPD Zentrumspartei Bayerische Volkspartei und Deutsche Demokratische Partei auch ohne die kompromissunwillige Deutsche Volkspartei zwar immer noch eine Mehrheit gehabt doch die burgerlichen Parteien unterstutzten lieber den neuen Kanzler Heinrich Bruning vom Zentrum Bei den Reichstagswahlen vom 14 September 1930 verloren die republikfreundlichen Parteien die NSDAP erhielt 18 3 Prozent der Wahlerstimmen Die Kabinette Bruning I und Bruning II waren burgerliche Minderheitskabinette Die in der Regierung nicht vertretene SPD tolerierte im Gegensatz zu KPD DNVP und NSDAP diese Kabinette wobei der Haushalt des Kabinetts Bruning I zwischenzeitlich noch von der SPD abgelehnt wurde was Hindenburg mit der Auflosung des Reichstags erwiderte Nachdem Bruning von Hindenburg im Mai 1932 entlassen worden war anderte sich dies Die SPD war nicht bereit Brunings Nachfolger Papen zu tolerieren und nach den Neuwahlen am 31 Juli hatten KPD und NSDAP auch ohne SPD eine negative Mehrheit im Reichstag So bedeutete allein schon der regulare Zusammentritt des Reichstags eine Gefahrdung fur die Regierung da dort sogleich deren Rucktritt gefordert wurde Durch Auflosung des gerade neugewahlten Reichstags bei dessen erster Sitzung entsprechend einer Verordnung von Hindenburgs verschaffte sich die Regierung Papen etwas Luft Reichsprasident von Hindenburg aber wollte die instabilen Prasidialkabinette nicht weiter fortfuhren und stattdessen wieder ein Kabinett auf parlamentarischer Grundlage sehen So stimmte er nachdem auch Papens Nachfolger Kurt von Schleicher gescheitert war der Koalitionsregierung Hitlers zu die am 30 Januar 1933 ihr Amt antrat Sie war gebildet von NSDAP und DNVP unter Beteiligung von Papens und erhielt erst nach erneuter Reichstagsauflosung und den Neuwahlen am 5 Marz eine parlamentarische Mehrheit Inhaltsverzeichnis 1 Gemassigte Prasidialkabinette Bruning 1 1 Errichtung 1 2 Mechanismus 1 3 Scheitern 2 Reine Prasidialkabinette Papen und Schleicher 3 Gesetzgebungspraxis unter den Prasidialregierungen 4 Ubergang zur nationalsozialistischen Diktatur Hitler 5 Lehren aus den Prasidialkabinetten 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGemassigte Prasidialkabinette Bruning Bearbeiten Hauptartikel Kabinett Bruning I und Kabinett Bruning II Errichtung Bearbeiten Bereits im Fruhjahr 1929 hatte Schleicher mit Bruning uber eine geplante Hindenburg Regierung gesprochen die mit Hilfe von Notverordnungen regieren sollte Am 26 Dezember trafen beide erneut zusammen diesmal waren auch Reichswehrminister Wilhelm Groener der ehemalige DNVP Abgeordnete Gottfried Treviranus und Hindenburgs Staatssekretar Otto Meissner sie alle versuchten Bruning zu uberreden nach Verabschiedung der Youngplan Gesetze im Marz 1930 die Fuhrung einer Regierung zu ubernehmen die sich auf Artikel 48 stutzen sollte Bruning zogerte noch 2 Im Januar 1930 erorterte Meissner mit Kuno von Westarp dem Fraktionsvorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei die Moglichkeit nach Verabschiedung des Youngplans eine antiparlamentarische und antimarxistische Regierung zu installieren die ohne Unterstutzung der SPD und ohne das Vertrauen des Reichstags auskommen sollte 3 Am 1 Marz 1930 willigte Bruning gegenuber Hindenburg ein ein Kabinett ohne die SPD zu bilden Dabei fasste er bereits Neuwahlen ins Auge die er auf den Sommer 1930 terminieren wollte 4 Am 27 Marz 1930 scheiterte die Grosse Koalition unter Hermann Muller SPD im Streit um ein halbes Prozent Beitrag zur Arbeitslosenversicherung nachdem sich der Reichsprasident entgegen seinen vorangegangenen Versprechen geweigert hatte diesem Kabinett die Vollmachten des Artikels 48 der Weimarer Reichsverfassung zu gewahren 5 Schon drei Tage spater ernannte Hindenburg Heinrich Bruning zum neuen Reichskanzler Das neue Kabinett bestand aus Mitgliedern der bisherigen Regierungsfraktionen mit Ausnahme der Sozialdemokraten und wurde um Vertrauensleute Hindenburgs vom ehemaligen konservativen Flugel der DNVP erweitert Dadurch hatten Schleicher und der Reichsprasident entscheidenden Einfluss auf die Regierung nach Einschatzung des Berliner Historikers Henning Kohler war der Reichskanzler nur ihr Juniorpartner fur die Erledigung der laufenden Geschafte 6 Nach den Vorstellungen des Reichsprasidenten und seiner Berater sollte mit der neuen Regierung eine Rechtswendung vollzogen werden Obwohl sie im Reichstag keine Mehrheit hatte bestand sie Misstrauensantrage von Seiten der SPD und der KPD da Teile der Deutschnationalen sie gegen den Willen Alfred Hugenbergs vorerst unterstutzten Aber schon nach wenigen Wochen stimmten SPD KPD NSDAP und jetzt auch Teile der DNVP gegen eine Vorlage Brunings zur Deckung des Reichshaushaltes Diese enthielt Steuererhohungen und Leistungseinschrankungen bei der Arbeitslosenversicherung Bruning verhandelte zunachst mit der SPD um zu einem Kompromiss zu gelangen gab dies jedoch von sich aus fruh auf da er befurchtete die Unterstutzung der gemassigten Rechtsparteien zu verlieren wenn er eine Abmachung mit der SPD abschlosse Nachdem der Reichstag also die Deckungsvorlage abgelehnt hatte wurde dieselbe in Form von zwei Notverordnungen Hindenburgs in Kraft gesetzt Dabei stutzte sich der Reichsprasident Hindenburg auf Art 48 der Weimarer Verfassung das Notstandsgesetz Solche Notverordnungen konnten aber jederzeit wieder vom Reichstag ruckgangig gemacht werden Und genau das passierte auch zwei Tage spater den zwei Notverordnungen mit knapper Mehrheit wurden sie auf Antrag der Sozialdemokraten ausser Kraft gesetzt Brunings Deckungsvorlage schien damit endgultig gescheitert Doch direkt nach dieser Abstimmung die die zwei Notstandsgesetze ausser Kraft setzte verlas Bruning im Reichstag ein Dekret des Reichsprasidenten das den Reichstag aufloste Acht Tage spater wurden von der Regierung durch den Reichsprasidenten der diese unterstutzte die beiden Notverordnungen in verscharfter Form wieder in Kraft gesetzt nur dass diesmal kein Reichstag bestand der sie wieder fur nichtig hatte erklaren konnen 7 Die Neuwahlen des Reichstages vom 14 September 1930 die wegen der hindenburgschen Auflosungsanordnung anstand fand vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise statt die im Fruhjahr 1930 in Deutschland eingesetzt hatte Die Frankfurter Zeitung bezeichnete sie als Erbitterungswahlen 8 Das Ergebnis war fatal Die NSDAP konnte ihre Sitzzahl von 12 auf 107 Sitze erhohen und war damit plotzlich zweitstarkste Partei Hindenburg liess durchblicken er werde den Reichstag sofort wieder auflosen wenn dieser die Notverordnungen erneut ablehnen sollte Neuwahlen wurden aber lediglich fur die KPD und insbesondere fur die NSDAP von Vorteil sein Daher entschloss sich die SPD in dieser Zwickmuhle gefangen die Politik Brunings zu tolerieren Mit den Stimmen der Sozialdemokraten wurden die Misstrauensantrage von Seiten der DNVP der NSDAP und der KPD gegenuber der Regierung Bruning fortan abgelehnt Die SPD musste jetzt eine Politik mittragen auf die sie keinen Einfluss hatte 9 Mechanismus Bearbeiten Nun setzte der Mechanismus der gemassigten Prasidialregierungen ein 10 Wenn ein Gesetzesentwurf der Regierung keine Mehrheit im Reichstag fand setzte der Reichsprasident diesen in Form einer Notverordnung in Kraft obwohl die Verfassung diese Notverordnungen nur fur Notsituationen vorgesehen hatte In der Verfassung Art 48 war nicht festgelegt worden wie eine Notsituation zu definieren sei und wer sie feststellen konne Es hiess dazu nur Das Nahere regelt ein Reichsgesetz Ein solches Gesetz ist jedoch nie verabschiedet worden Wenn der Reichstag das Recht wahrnahm die Aufhebung der Notverordnung vom Reichsprasidenten zu verlangen oder dem Reichskanzler sein Misstrauen aussprach loste der Reichsprasident gemass Artikel 25 der Verfassung das Parlament auf Neuwahlen mussten laut Verfassung nach spatestens sechzig Tagen abgehalten werden und der gewahlte Reichstag spatestens nach weiteren 30 Tagen zusammentreten In diesen neunzig Tagen konnte das Kabinett mit Notverordnungen regieren die der Reichsprasident erliess Sowohl die Exekutive als auch die Legislative lag nun beim Reichsprasidenten und beim Reichskanzler der die Notverordnungen gegenzeichnen musste Die Gewaltenteilung war somit grossteils aufgehoben 1931 entstanden lediglich 34 vom Reichstag verabschiedete Gesetze aber 44 Notverordnungen Dieses relativ stabile System Bruning 11 basierte auf der parlamentarischen Tolerierung der Regierung durch die SPD Der Reichstag hatte mit Mehrheit die Notverordnungen ausser Kraft setzen konnen Die SPD verhinderte dies jedoch weil sie in Bruning das kleinere Ubel im Vergleich zu den Kommunisten und Nationalsozialisten sah Ferner hatte der Reichstag mit Zweidrittelmehrheit eine Volksabstimmung uber die Absetzung des Reichsprasidenten entscheiden konnen Art 43 oder den Reichsprasidenten beim Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich Art 59 anklagen konnen Scheitern Bearbeiten Mit der Tolerierung durch die SPD konnte Bruning bis Mai 1932 vergleichsweise stabil regieren obwohl er als Hungerdiktator verschrien war 12 Seine scharfe Austeritats und Deflationspolitik verscharfte die Weltwirtschaftskrise und liess breite Schichten verarmen Diese Praxis stand im Widerspruch zu seinem ursprunglichen Auftrag namlich antimarxistisch zu regieren Der Widerspruch spitzte sich zu als im Fruhjahr 1932 die Wiederwahl Hindenburgs anstand Gegenkandidaten waren der Kommunist Ernst Thalmann und Adolf Hitler als Kandidat der NSDAP Wieder willigte die SPD ein das kleinere Ubel zu unterstutzen und Hindenburg wurde mit ihrer Hilfe wiedergewahlt Dieser nahm es dem Reichskanzler aber ubel ihn in Abhangigkeit von den bismarckschen Reichsfeinden gebracht zu haben den Katholiken und den Sozialdemokraten 13 Das Verbot der SA und SS vom 13 April 1932 schien die Reichsregierung noch weiter nach links zu rucken Das widersprach den Planen der Kamarilla um Hindenburg denn Schleicher hatte vor die SA in die illegale Aufrustung der Reichswehr die er plante einzubeziehen Dadurch sollte die NSDAP an den Staat herangefuhrt und dadurch gezahmt werden Das SA Verbot musste da storen 14 In der Folge musste Groener als Reichswehrminister zurucktreten 15 Einen weiteren Grund fur den Sturz Brunings bildete die Osthilfeverordnung die von den ostpreussischen Grundbesitzern zu denen auch der Reichsprasident selbst gehorte stark kritisiert wurde Als Hindenburg daraufhin erklarte er werde keine Notverordnung Brunings mehr unterzeichnen trat am 30 Mai das gesamte Kabinett zuruck die aussenpolitischen Erfolge wie die Stundung der Reparationszahlungen fur ein Jahr 20 Juni 1931 Hoover Moratorium nutzten ihm nichts mehr 16 Damit war die Zeit der gemassigten Prasidialkabinette die noch durch eine wenngleich rudimentare Mitverantwortung des Parlaments gekennzeichnet war voruber Es begann die Zeit der reinen Prasidialkabinette die ohne oder gar gegen den Reichstag regierten 17 oder in der Terminologie Karl Dietrich Brachers auf die Phase des Machtverlusts unter Bruning folgte die Phase des Machtvakuums unter seinen Nachfolgern 18 Reine Prasidialkabinette Papen und Schleicher Bearbeiten Hauptartikel Kabinett Papen und Kabinett Schleicher Der nachste Reichskanzler wurde Franz von Papen vom aussersten rechten Flugel der Zentrumspartei Aufgrund des von ihm gebildeten Kabinetts der Barone wurde er aus der Partei ausgeschlossen Schleicher hatte am 8 Mai 1932 mit Adolf Hitler vereinbart dass die NSDAP die neue Regierung tolerieren wurde als Gegenleistung hatte ihm Schleicher die Aufhebung des SA Verbots und eine Auflosung des Reichstags zugesagt Papen hielt sich an diese Zusage woraufhin es im Wahlkampf zu burgerkriegsartigen Zusammenstossen zwischen der wieder zugelassenen SA und ihren Gegnern kam 19 Die NSDAP nutzte das Ergebnis der Konferenz von Lausanne wo Papen nicht die erhoffte Totalstreichung der Reparationen hatte durchsetzen konnen um bereits im Juli die Tolerierungszusage wieder aufzukundigen 20 Bei den Reichstagswahlen vom 31 Juli 1932 wurde die NSDAP mit 37 3 Prozent der abgegebenen Stimmen starkste Partei Gemeinsam mit den Kommunisten die 14 3 Prozent erhielten hatte sie eine negative Mehrheit im Parlament Der Reichstag war damit lahmgelegt 21 Am 12 September erlitt die Regierung Papen eine beispiellose Niederlage als ihr der Reichstag mit 512 zu nur 42 Stimmen das Misstrauen aussprach Papen war schon mit einer Auflosungsorder Hindenburgs in die Sitzung gekommen doch hatte Reichstagsprasident Hermann Goring ihn absichtsvoll ignoriert 22 Fur den 6 November 1932 wurden nun erneute Neuwahlen angesetzt Papen hatte noch versucht Hindenburg dazu zu bewegen keinen Wahltermin festzulegen doch war der Reichsprasident vor diesem offensichtlichen Verfassungsbruch zuruckgeschreckt 23 Die Reichstagswahlen vom 6 November 1932 erbrachten eine gesunkene Stimmenzahl fur die NSDAP 33 1 statt 37 3 anderten aber nichts an der verfahrenen Situation dass die beiden Parteien die die Weimarer Republik radikal ablehnten gemeinsam eine Mehrheit hatten 24 Dennoch betraute Hindenburg mit der Regierungsbildung erneut Papen der nun offen dafur pladierte den Ausnahmezustand zu erklaren Man solle den handlungsunfahigen Reichstag erneut auflosen und die Neuwahlen aussetzen bis mit einem Abklingen der Weltwirtschaftskrise auch der politische Radikalismus abgeklungen sei Bis dahin musse man mit Unterstutzung der Reichswehr gegen die Verfassung regieren Dieses Vorhaben verhinderte Schleicher indem er bei seinem Untergebenen Eugen Ott ein Planspiel in Auftrag gab das zeigte dass im Falle eines Burgerkriegs die Reichswehr den bewaffneten Kraften der Nationalsozialisten und der Kommunisten unterlegen sein wurde 25 Papen trat daraufhin zuruck und Hindenburg ernannte am 3 Dezember 1932 Schleicher zum Reichskanzler Nachdem sein Plan einer Querfront aller sozial orientierten Krafte von den Freien Gewerkschaften uber den Arbeitnehmerflugel des Zentrums bis zum linken Flugel der NSDAP um Gregor Strasser gescheitert war pladierte er ebenfalls fur einen Staatsstreich Der Reichstag solle aufgelost werden ohne einen Termin fur Neuwahlen festzulegen Als Hindenburg dies erneut ablehnte trat Schleicher am 28 Januar 1933 zuruck 26 Gesetzgebungspraxis unter den Prasidialregierungen BearbeitenIm Verlauf der Prasidialkabinette ist eine deutliche Gewichtsverschiebung weg von der Gesetzgebungskompetenz des Reichstages hin zu den Prasidialkabinetten zu verzeichnen die mit prasidialen Notverordnungen regierten worauf Karl Dietrich Bracher aufmerksam machte 27 1930 1931 1932Vom Reichstag beschlossene Gesetze 98 34 5Prasidiale Notverordnungen 5 44 66Sitzungstage des Reichstages 94 41 13Ubergang zur nationalsozialistischen Diktatur Hitler Bearbeiten Hauptartikel Kabinett Hitler Adolf Hitler hatte am 23 November 1932 uber den Staatssekretar Otto Meissner den Antrag zur Fuhrung eines Prasidialkabinetts gestellt 28 aber Reichsprasident Hindenburg lehnte diesen Antrag am 24 November 1932 unter anderem mit der Befurchtung ab dass ein von Hitler gefuhrtes Prasidialkabinett sich zwangslaufig zu einer Parteidiktatur mit allen ihren Folgen fur eine ausserordentliche Verscharfung der Gegensatze im deutschen Volke entwickeln wurde was er Hindenburg vor seinem Eid und seinem Gewissen nicht verantworten konnte 29 Am 30 Januar 1933 wurde Hitler dann trotzdem durch Hindenburg zum neuen Reichskanzler ernannt nachdem es ihm mit von Papens Hilfe gelungen war eine Koalitionsregierung zusammenzustellen das sogenannte Kabinett der nationalen Konzentration die mit 41 4 NSDAP 33 1 DNVP 8 3 allerdings im Reichstag keine Mehrheit hatte Hitlers Kabinett der nationalen Konzentration war also zunachst siehe unten nach wie vor ein Prasidialkabinett Franz von Papen wurde Hitlers Vizekanzler Die Ernennung Hitlers war durch Artikel 53 der Weimarer Verfassung gedeckt Hitler schien in Kontinuitat zu seinen Vorgangern zu stehen verfugte im Unterschied zu seinen Vorgangern aber uber eine Massenbasis Die Zeit von Hitlers Prasidialkabinett endete im Marz mit der Reichstagswahl 1933 Jetzt hatte sein Kabinett auch die parlamentarische Mehrheit NSDAP 43 9 DNVP 8 0 Die Regierungsparteien waren nicht mehr von einem Misstrauensvotum bedroht und hatten eine Mehrheit fur Reichsgesetze so dass die Notverordnungen des Reichsprasidenten nicht mehr notig waren Zur Absicherung seiner Macht arbeitete Hitler dennoch auf ein Ermachtigungsgesetz hin Ein solches Gesetz erlaubte in der Weimarer Zeit dass die Regierung gesetzesvertretende Verordnungen erlassen durfte Dies entsprach nicht der Verfassung aber es galt als statthaft wenn das Gesetz vom Reichstag mit Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde Hitlers Ermachtigungsgesetz vom 24 Marz 1933 ging daruber weit hinaus Die Regierung durfte seitdem sogar Gesetze erlassen und dabei die Reichsverfassung ganzlich missachten Lehren aus den Prasidialkabinetten BearbeitenDie Vater und Mutter des Grundgesetzes 1948 1949 wollten aus den tatsachlichen oder vermeintlichen Fehlern der Weimarer Reichsverfassung lernen Darum haben sie die Stellung des Bundesprasidenten eher geschwacht So erfullt er normalerweise nur reprasentative und staatsnotarielle Aufgaben Er ist zwar mit der Gegenzeichnung und Ausfertigung neuer Bundesgesetze wodurch diese erst Gultigkeit erlangen betraut kann diese aber nur in sehr eingeschrankten Fallen zum Beispiel bei offensichtlicher Verfassungswidrigkeit verweigern Er hat also insbesondere kein materielles Vetorecht In besonderen Ausnahmesituationen keine regierungsfahige Mehrheit im Bundestag kann der Bundesprasident das Parlament auflosen Eine Entmachtung des Bundestages kann er als Gesetzgebungsnotstand aber nur auf kompliziertem Wege auf Antrag der Bundesregierung und mit Zustimmung des Bundesrates zeitlich befristet beschliessen Eine Auflosung des Bundestages erfolgte in der Geschichte der Bundesrepublik bisher drei Mal 1972 1982 und 2005 Sie wurden jeweils bewusst vom Bundeskanzler und der Mehrheit des Bundestages herbeigefuhrt um gewunschte Neuwahlen zu erreichen Die Entmachtung durch Gesetzgebungsnotstand kam hingegen noch nie vor Eine Reaktion auf die Reichsverfassung war die Funf Prozent Hurde im Bundeswahlgesetz Nur solche Parteien konnen ins Parlament einziehen die mindestens funf Prozent der abgegebenen gultigen Zweitstimmen auf sich vereinigen Die Regelung soll verhindern dass kleine Parteien die parlamentarische Arbeit erschweren oder unmoglich machen In der Weimarer Republik war die Zahl der Parteien im Reichstag besonders in der vierten und funften Legislaturperiode 1928 bis 1930 bzw 1930 bis 1932 relativ hoch Es wird vermutet dass eine Funfprozenthurde den traditionellen Parteien zugutegekommen ware so dass stabile parlamentarische Mehrheiten leichter hatten entstehen konnen Einzelnachweise Bearbeiten So zum Beispiel Peter Longerich Deutschland 1918 1933 S 325 Johannes Hurter Wilhelm Groener Reichswehrminister am Ende der Weimarer Republik 1928 1932 Oldenbourg Munchen 1993 S 241 ff Karl Dietrich Bracher Die Auflosung der Weimarer Republik Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie Taschenbuchausgabe Droste Dusseldorf 1984 S 288 f Philipp Heyde Das Ende der Reparationen Deutschland Frankreich und der Youngplan Schoningh Paderborn 1998 S 73 f Hans Mommsen Aufstieg und Untergang der Weimarer Republik 1918 1933 Ullstein Berlin 1997 S 347 356 Henning Kohler Deutschland auf dem Weg zu sich selbst Eine Jahrhundertgeschichte Hohenheim Verlag Stuttgart 2002 S 221 Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930 1933 Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Bd 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1992 S 24 120 Gabor Steingart Die Machtfrage Ansichten eines Nichtwahlers Piper Munchen 2009 S 112 Ernst Rudolf Huber Ausbau Schutz und Untergang der Weimarer Republik Deutscher Verfassungsgeschichte seit 1789 Bd VII Kohlhammer Stuttgart 1984 S 778 ff Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930 1933 Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Bd 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1992 S 121 125 und 202 207 Auch zum Folgenden Ernst Rudolf Huber Ausbau Schutz und Untergang der Weimarer Republik Deutscher Verfassungsgeschichte seit 1789 Bd VII Kohlhammer Stuttgart 1984 S 810 817 u o Philipp Heyde Das Ende der Reparationen Deutschland Frankreich und der Youngplan Schoningh Paderborn 1998 S 97 f Henning Kohler Deutschland auf dem Weg zu sich selbst Eine Jahrhundertgeschichte Hohenheim Verlag Stuttgart 2002 S 236 ff Der Begriff stammt ursprunglich aus der rechtsextremen Polemik gegen Bruning siehe Eduard Stadtler Schafft es Bruning Berlin 1931 S 29 vgl Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930 1933 Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Bd 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1992 S 241 Philipp Heyde Das Ende der Reparationen Deutschland Frankreich und der Youngplan Schoningh Paderborn 1998 S 179 Henning Kohler Deutschland auf dem Weg zu sich selbst Eine Jahrhundertgeschichte Hohenheim Verlag Stuttgart 2002 S 249 f Eberhard Kolb Die Weimarer Republik Oldenbourg Munchen 1988 S 134 Johannes Hurter Wilhelm Groener Reichswehrminister am Ende der Weimarer Republik 1928 1932 Oldenbourg Munchen 1993 S 328 352 Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930 1933 Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Bd 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1992 S 800 865 Henning Kohler Deutschland auf dem Weg zu sich selbst Eine Jahrhundertgeschichte Hohenheim Verlag Stuttgart 2002 S 260 Karl Dietrich Bracher Die Auflosung der Weimarer Republik Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie Taschenbuchausgabe Droste Dusseldorf 1984 S 255 und 463 Gotthard Jasper Die gescheiterte Zahmung Wege zur Machtergreifung Hitlers 1930 1934 Suhrkamp Frankfurt am Main 1986 S 88 93 Philipp Heyde Das Ende der Reparationen Deutschland Frankreich und der Youngplan Schoningh Paderborn 1998 S 444 Eberhard Kolb Die Weimarer Republik Oldenbourg Munchen 1988 S 134 Richard J Evans Das Dritte Reich Bd I Aufstieg Deutsche Verlagsanstalt Munchen 2004 S 394 ff Hagen Schulze Weimar Deutschland 1917 1933 Siedler Berlin 1994 S 384 ff Eberhard Kolb Die Weimarer Republik Oldenbourg Munchen 1988 S 136 Eberhard Kolb Die Weimarer Republik Oldenbourg Munchen 1988 S 136 und 253 Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930 1933 Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Bd 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1992 S 1028 ff Heinrich August Winkler Weimar Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie Beck Munchen 1993 S 581 f Gerhard Schulz Von Bruning zu Hitler Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930 1933 Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Bd 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1992 S 1034 1044 Zitiert nach Karl Dietrich Bracher Demokratie und Machtvakuum Zum Problem des Parteienstaats in der Auflosung der Weimarer Republik In derselbe Hrsg Weimar Selbstpreisgabe einer Demokratie Dusseldorf 1980 S 129 Bundesarchiv Nr 226 Adolf Hitler an Staatssekretar Meissner 23 November 1932 Bundesarchiv Nr 227 Staatssekretar Meissner an Adolf Hitler 24 November 1932Weblinks Bearbeitenhttp www dhm de lemo html weimar innenpolitik kabinette Parlamentarische Lahmungskrise und Etablierung der Prasidialkabinette Bayerische Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Das Kabinett Papen Bayerische Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Das Kabinett Kurt von Schleicher Bayerische Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prasidialkabinett amp oldid 236528511