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Der Wetterauer Grafenverein auch Wetterauisches Reichsgrafenkollegium oder Wetterauische Grafenbank genannt war ein Zusammenschluss graflicher Hauser aus dem Bereich der Wetterau des Westerwaldes und benachbarter Gebiete Er entstand im spaten Mittelalter und bestand formal bis zum Ende des Heiligen Romischen Reiches 1806 Die Wetterau nach Matthaus Merian Topographia Hassiae Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Geschichte 2 1 Anfange 2 2 Zweite Phase 1525 1575 2 2 1 Innere Organisation 2 2 2 Reformation 2 3 Dritte Phase zwischen 1576 und dem Dreissigjahrigen Krieg 2 3 1 Innere Organisation 2 3 2 Zweite Reformation 2 3 3 Dreissigjahriger Krieg 2 4 Spatzeit 3 Verfassung 4 Politik nach innen 5 Reichs und Aussenpolitik 6 Bewertung 7 Zitat 8 Die Mitglieder des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums 1792 8 1 Zusammensetzung 8 2 Wappen 8 3 Die Auflosung des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums 9 Literatur 10 Weblinks 11 Einzelnachweise 12 AnmerkungenVoraussetzungen BearbeitenDer Raum der Wetterau war bis in staufische Zeit und danach einerseits gepragt von koniglichen Rechten und Besitz andererseits von einer Vielzahl entstehender kleinraumiger graflicher ritterschaftlicher und stadtischer Territorien Mit dem Ende der Staufer im Reich und mit dem Aussterben der Munzenberger 1255 traten die unterschiedlichen politischen Krafte der Wetterau deutlicher hervor vor allem die grossen Familien derer von Hanau Eppstein Falkenstein und Isenburg Budingen Daneben bestanden die Friedberger Burgmannschaft die Burgmannschaft in der Pfalz Gelnhausen niederadelige Verbande die Freigerichte insbesondere Kaichen und die Stadte Friedberg Frankfurt Wetzlar und Gelnhausen Wegen einer fehlenden Hegemoniemacht der Lage des Gebiets zunachst im Spannungsfeld zwischen der Landgrafschaft Hessen und dem Erzbistum Mainz und spater in dem Bereich auf den sich hessische Hegemoniebestrebungen bezogen konnte das Konigtum seinen gestaltenden Einfluss als Bundnispartner der Wetterauer Grafen lange erhalten Dem dienten auch die bis 1419 nachweisbaren Landvogte deren Zustandigkeitsbereich aber sudlich und westlich weiter ausgriff als der spatere Wetterauer Grafenverein Die Landvogte stammten in der Regel aus den fuhrenden Familien der Region und nutzten ihre Stellung auch um eigene territoriale Interessen durchzusetzen Die spatmittelalterliche Landfriedenspolitik fuhrte zunachst zu gemischtstandischen Einungen von Rittern Herren und Grafen der Wetterau Diese Einungen stifteten regionale Identitat die selbst bei zunehmender sozialer Abgrenzung der Stande Bestand hatte Vier stabilisierende Elemente lassen sich im Ubergang von Mittelalter zu Neuzeit in der Wetterau ausmachen Die vier Reichsstadte von denen letztendlich aber nur Frankfurt auf die Dauer Bedeutung zukam ein Verbund von Rittern und weiteren Adeligen die sich in den Burgmannschaften der Burg Friedberg und der Pfalz von Gelnhausen konzentrierten eine Reihe von Ganerbschaften Reifenberg Kronberg Falkenstein Lindheim Dorheim Staden z T personenidentisch mit der vorgenannten Gruppe und der Wetterauer Grafenverein zunachst ebenfalls zumindest teilweise unter Einschluss der bereits in den Ganerbenschaften und Burgmannschaften organisierten Familien Geschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Der Wetterauer Grafenverein entstand 1422 als Nachfolgeorganisation der Landvogtei und der Landfriedenseinungen Ausloser war wohl ein Konflikt ausgelost durch Expansionsversuche der Landgrafschaft Hessen gegen die Grafen von Katzenelnbogen und anderen Herren und Grafen der Region Zu dem Wetterauer Grafenverein gehorten anfangs Grafen Katzenelnbogen 1479 erloschen Nassau Weilburg Nassau Dillenburg erst 1436 beigetreten Rieneck Solms Ziegenhain 1450 erloschen Wertheim Herren Eppstein Isenburg HanauObwohl damit erstmals alle Grafen und Herren im Raum zwischen Rhein und Vogelsberg Main und Rothaargebirge versuchten eine gemeinsame politische Organisation zu schaffen blieb deren Randbereich sowohl territorial als auch hinsichtlich der Zustandigkeiten verschwommen Weder der verfassungsrechtliche Status des Zusammenschlusses noch die Grenzen der einzelnen Herrschaftsbereiche waren exakt festgelegt Als 1479 Katzenelnbogen erlosch und das Territorium an die Landgrafschaft Hessen fiel ubernahm Nassau die Fuhrung im Wetterauer Grafenverein 1495 wurde der Bund von Nassau Solms und Hanau die seit 1429 ebenfalls den Grafentitel besassen erneuert und durch den Beitritt der Ganerbschaften Reifenberg Kronberg Falkenstein Lindheim Dorheim und Staden verstarkt Die Familien aus den Ganerbenschaften verliessen den Verein allerdings bald wieder und organisierten sich selbstandig im mittelrheinischen Kanton der Reichsritterschaft Ebenfalls 1495 erhielt der Wetterauer Grafenverein auf dem Reichstag von Worms die Reichsstandschaft und eine Kuriatstimme im Reichsfurstenrat Ab 1512 entsandte er auf Reichstage regelmassig einen Vertreter Zweite Phase 1525 1575 Bearbeiten Innere Organisation Bearbeiten Spatestens um 1525 kristallisierte sich eine weithin geschlossene Region graflicher Territorien in Wetterau und Westerwald heraus Alle Mitglieder erreichten den Status der Reichsunmittelbarkeit 1540 wurde eine standige Geschaftsfuhrung eingerichtet 1565 der Bund erneuert durch Nassau Solms Grafen von Hanau Munzenberg Grafen von Hanau Lichtenberg fur das Amt Babenhausen Wittgenstein Sayn Stolberg Konigstein Isenburg Ronneburg Leiningen Westerburg WiedIm Innern stiessen die Grafen die seit der Mitte des 16 Jahrhunderts den Ausbau ihrer Territorien zu mehr Staatlichkeit anstrebten uberall an die Grenzen des politisch Machbaren Die geringe Grosse der eigenen Herrschaftsbereiche Geleits und Zollrechte benachbarter Fursten Lehnsabhangigkeiten und der im Vergleich zu Fursten niedere standische Status stellten unuberwindliche Schwellen dar um aus den graflichen Herrschaftsbereichen vollwertige Staaten zu formen Da der grafliche territoriale Staat so ein unerfullter Traum blieb sollte der Wetterauer Grafenverein die Defizite durch gemeinsames Auftreten ausgleichen Er ermoglichte die schnelle Regulierung internen Streits und ein koordiniertes Vorgehen gegen auswartige gegen die grafliche Obrigkeit gerichtete Eingriffe Dritter Der Verbund stiftete und erhielt einen einheitlichen Polizei Munz Wirtschafts und Rechtsraum Solmser Landrecht Die dazu erlassenen Ordnungen des Grafenvereins wurden durch die Grafen in ihren Grafschaften im eigenen Namen verkundet ebenso wie die auf Grafen Reichs oder Kreistagen beschlossenen Regelungen Das war ein wichtiger Ausdruck der obrigkeitlichen Rechte des einzelnen Grafen im eigenen Territorium denn Friedenssicherung war ein Ausweis landesherrlicher Macht Der Wetterauer Grafenverein behauptete sich im 16 Jahrhundert angesichts der Territorienbildung der Landgrafen von Hessen als wichtigste Ordnungskraft in der Wetterau Dies geschah zunachst in enger Bindung an die Habsburger auch bei allen nach 1517 auftretenden konfessionellen Unterschieden Reformation Bearbeiten In der Reformation nutzten die Grafen den reformatorischen Ansatz zunachst um Geistliche zu besteuern Erst in den dreissiger Jahren wurden die entstehenden Landeskirchen mit Hilfe einzelner Kirchenordnungen neu strukturiert Und erst unmittelbar vor dem Schmalkaldischen Krieg gab der Wetterauer Grafenverein seinen konfessionsneutralen Kurs zu Gunsten eines deutlichen Bekenntnisses fur die Augsburger Konfession auf Die Kriegsvorbereitungen Kaiser Karls V zwangen die Grafen sich wenigstens verbal der vermeintlich starkeren evangelischen Gruppierung anzuschliessen denn Landgraf Philipp von Hessen der eigentliche Gegenspieler des Kaisers war ihr unmittelbarer Nachbar Wahrend des Krieges blieben die Grafen neutral und zogerten 1547 sehr lange bevor sie sich zu Unterstutzung des siegreichen Kaisers entschlossen Dessen Bundesplane lehnten sie ab und das Augsburger Interim vollzogen sie wie fast alle evangelischen Stande nur formal und hinderten in der Praxis seine Umsetzung Dritte Phase zwischen 1576 und dem Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten Innere Organisation Bearbeiten 1576 wurde die Organisation des Wetterauer Grafenvereins grundlegend reformiert Ein Korrespondenzvertrag legte fest dass die Grafen einen der ihren jahrlich wechselnd zum Ausschreibenden wahlten der die Funktion eines Sprechers und Reprasentanten des Vereins wahrnahm Er bestimmte Termin und Ort der Versammlungen und legte die Tagesordnung fest Dadurch bestimmte er Entscheidungen wesentlich vor denn Delegierte der Grafen konnten nur zu den vom Ausschreibenden vorher ubermittelten Punkten instruiert werden Zweite Reformation Bearbeiten Fur die Nachfolger Karls V die sich auf die Turkenabwehr im Osten konzentrierten spielten die Wetterauer Grafen keine grosse politische Rolle mehr Ab dem Reichstag zu Augsburg von 1566 orientierten sich die Grafen daher mehr und mehr in Richtung einer regionalen Vormacht der Kurpfalz um das Gegengewicht gegen Hessen weiter zu gewahrleisten Dies galt auch religionspolitisch Die Pfalz war reformiert die Grafen wurden es in den folgenden Jahren auch zumal deren fuhrende Kopfe am Heidelberger Hof Spitzenpositionen einnahmen Sie gewannen dadurch wieder an Bedeutung da sie den Augsburger Religionsfrieden der ja nur Lutheraner und Romisch Katholische berucksichtigte offen infrage stellten Innenpolitisch war diese Zweite Reformation fur die Grafen interessant weil der neue reformierte Klerus im Gegensatz zu den lutherischen Pfarrern keinen Ruckhalt in der Bevolkerung hatte und damit vollig vom Landesherren abhangig war Gleichwohl konnte der Konfessionswechsel der Untertanen auf dem Grundsatz cuius regio eius religio relativ problemlos durchgesetzt werden Auf der anderen Seite gingen mit dem Aussterben der Grafen von Konigstein und der Grafen von Rieneck deren Gebiete weitgehend an das Erzbistum Mainz verloren Weiter wurde eine Reihe von Grafenhausern dadurch geschwacht dass ihnen nach der Reformation der Zugang zu geistlichen Pfrunden verwehrt war und sie zur Versorgung nachgeborener Sohne Landesteilungen durchfuhren mussten Dies erschutterte das Sozialsystem der Grafenfamilien und konnte nur zum Teil dadurch ausgeglichen werden dass fur nachgeborene Sohne Gouverneurs oder Militarstellen aufgetan werden konnten Die Versuche das politische System des Reiches umzukrempeln evangelisch zu bleiben und wieder an geistliche Pfrunden zu gelangen schlug ganzlich fehlt Sowohl bei ihrer Unterstutzung des Reformationsversuchs des Kolner Erzbischofs Gebhard I von Waldburg bei dem Versuch die Generalstaaten fur ihre politischen Ziele einzuspannen als auch im Strassburger Kapitelstreit erlitten die Grafen herbe Niederlagen Andererseits war der Wetterauer Grafenverein so konsolidiert dass er als 1605 mit der Grafschaft Nassau Wiesbaden das Territorium eines Dritten Mitglieds des Grafenvereins an das Erzbistum Mainz zu fallen drohte die Drohung mit einer Mobilisierung der Landesdefension ausreichte den Erzbischof von seinem Annexionsversuch abzuhalten Die intensiven Bemuhungen der Nassau Dillenburger im letzten Viertel des 16 Jahrhunderts fuhrende calvinistische Adlige in den niederrheinischen Herzogtumern zu einer Ubernahme der Regierung zu bewegen schlugen zwar fehl 1 doch leisteten sie in Verbindung mit anderen Wetterauer Grafen und Landgraf Moritz von Hessen Kassel einen wesentlichen Beitrag zum Ubertritt der Hohenzollern 1610 13 zum Calvinismus 2 Deren Erbanspruch auf Julich Kleve Berg durch die eine calvinistische Landbrucke zwischen den Wetterauer Grafschaften und den Vereinigten Niederlanden geschaffen werden sollte konnte allerdings militarisch gegen die katholischen Machte nur teilweise durchgesetzt werden Dreissigjahriger Krieg Bearbeiten Die engere Anbindung an die Kurpfalz bedeutete aber fur die Grafschaft auch dass sie nach dem Abenteuer des Kurfursten Friedrich V als Winterkonig von Bohmen unmittelbar in die Wirren des Dreissigjahrigen Krieges hineingezogen wurden Die graflichen Territorien waren zu klein um sich wirksam wehren zu konnen Die Miliz aus ausgewahlten zweckdienlich ausgerusteten und bewaffneten Untertanen war den nun vorherrschenden Soldnerheeren vollig unterlegen Heerstrassen fuhrten mitten durch die Wetterau So bekamen die graflichen Landchen die volle Wucht der Kriegsereignisse ab Sie waren am Ende des Krieges so ausgeblutet dass sogar die beiden Wetterauer Gesandten auf dem Friedenskongress von Munster und Osnabruck wegen Geldmangel abgezogen werden mussten Gleichwohl erreichten die Grafen ihre wichtigsten Ziele Alle Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins erhielten ihren Besitz weitgehend zuruck und das reformierte Bekenntnis wurde reichsrechtlich anerkannt Auch der Regensburger Reichstag konnte zunachst nicht beschickt werden was andere Grafen nutzten sich der Wetterauer Kuriatsstimme zu bemachtigten Spatzeit Bearbeiten Die Vielschichtigkeit der Herrschaft in der Wetterau erhielt sich trotz des Bedeutungsverlustes des Grafenvereins im 17 Jahrhundert mit einigen Wandlungen bis zur Mediatisierung am Ende des alten Reiches Formal wurde der Wetterauer Grafenverein 1652 erneuert Er befasste sich fortan hauptsachlich mit der Vertretung im Reichstag bildete aber auch weiter ein gemeinsames Forum fur Rechts Polizei und Wirtschaftsangelegenheiten die sich im Rahmen der einzelnen kleinen Grafschaft nicht erfolgversprechend umsetzen liessen Mit den neu gefursteten Nassauern verlor er aber sein langjahriges Zentrum und die Westerwalder Grafen fielen aus da sie fortan zum neu gebildeten Westfalischen Grafenverein zahlten Die Wetterauer Kuriatsstimme auf dem Reichstag konnte nicht ganzlich zuruckgewonnen werden Einige sachsische und evangelische Grafen so die Schonburger aus anderen Gebieten des Reiches blieben daran beteiligt Wichtiger Einschnitt war der Eintritt des Landgrafen von Hessen des ursprunglichen Gegners in den Grafenverein als er nach dem Tod des letzten Grafen aus dem Haus Hanau Johann Reinhard III 1736 dessen Erbe in der Grafschaft Hanau Munzenberg antrat So verlor der Wetterauer Grafenverein nach dem Dreissigjahrigen Krieg zusehends seine regionale Identitat Mit der Mediatisierung am Ende des alten Reiches fielen weite Teile der Wetterau an das Grossherzogtum Hessen Darmstadt und bildeten spater dessen Provinz Oberhessen Verfassung BearbeitenIm Wetterauer Grafenverein waren im Laufe seines mehrhundertjahrigen Bestandes etwa 20 grafliche Linien vertreten Ausser den bereits genannten zahlten dazu zeitweise Nassau Saarbrucken Nassau Wiesbaden Waldeck Hatzfeld nach dem Dreissigjahrigen Krieg Holzappel nach dem Dreissigjahrigen Krieg Ortenburg ab 1662 oder 1698 Im Laufe der Zeit nahm der ursprungliche Charakter der Grafentage als Versammlung der regierenden Grafen ab Die Sitzungen wurden zunehmend mit sachkompetenten Raten beschickt was die Arbeit professionalisierte Insbesondere die Aussenvertretung der Korporation wurde eine Domane erfahrener Juristen Aber auch fur die interne Entscheidungsfindung und Organisation des Grafenvereins spielten sie seit Mitte des 16 Jahrhunderts eine zentrale Rolle Seit einer Organisationsreform 1576 wechselte der Vorsitz jahrlich zwischen den Mitgliedern Dem ausschreibenden Grafen beigegeben war ein Ausschuss aus vier weiteren Grafen Zwei Rate und ein Sekretar aus dem Personalbestand einzelner Mitglieder nahmen gegen einen festen Sold nebenamtlich die Aufgaben der zentralen Kanzlei wahr Der Versuch in Friedberg eine solche Kanzlei auch ortlich verankert einzurichten scheiterte jedoch wie so viele Projekte des Vereins an mangelnder Zahlungsmoral der Mitglieder Diese liess sich auch nicht beheben da die Korporation gegenuber ihren Mitgliedern keine einsetzbaren und wirksamen Zwangsmittel in der Hand hielt Die Hohe der von den einzelnen Mitgliedern zu zahlenden Umlage fur die Geschaftskosten und fur Projekte fuhrte immer wieder zu Streit begrundet wohl auch in extrem unterschiedlichem Zuschnitt und wirtschaftlicher Leistungsfahigkeit der einzelnen Grafschaften Die meisten Mitglieder gehorten zum Oberrheinischen einige allerdings auch zum Westfalischen Kreis Politik nach innen BearbeitenDie Korporation der Grafen konzentrierte sich nach innen auf die Wahrung des Friedens nach heutiger Terminologie auf die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung und auf gemeinsame Rechts und Wirtschaftspolitik Einsatzraum fur das militarische Landesaufgebot spater die Landesdefensionstruppen war immer das Gesamtgebiet des Grafenvereins Reichs und Aussenpolitik BearbeitenDie Korporation der Grafen war weiter wichtig um fremde Eingriffe in ihrem Einflussbereich auszuschalten notfalls auch durch die militarische Abwehr von Angriffen Bei allen gemeinsamen Aktionen im Rahmen der Aussenvertretung der Wetterauer Grafen galt dass ihr Status als individuelle Obrigkeit in ihrem eigenen Territorium moglichst wenig beeintrachtigt werden durfte Nur gemeinsam wahrnehmbare Positionen in den reichsstandischen Gremien erwiesen sich jedoch als einigendes Moment zwischen den Korporationsmitgliedern Dabei war der Reichstag das mit Abstand wichtigste Forum um Vorstellungen und Ziele gegenuber den anderen Machten zu verdeutlichen auch wenn der direkte Einfluss auf die Entscheidungsfindung gering blieb obwohl der Wetterauer Grafenverein im Reichsfurstenrat des Reichstags eine Kuriatsstimme sowie als Korporation die Reichsstandschaft erlangte Aber die blosse Anwesenheit der Grafen auf den Reichstagen sicherte ihnen ein Mindestmass an Information und ermoglichte es unliebsamen Entwicklungen fruhzeitig gegenzusteuern Zudem dokumentierte ihre Kuriatsstimme auf dem Reichstag ihren Anspruch auf prinzipielle Gleichrangigkeit mit den Fursten Die fruhzeitige Integration der Wetterauer Grafen als Korporation in dem sich formierenden Reichstag als dem zentralen Forum des sich zunehmend territorial organisierenden Reichs war mithin die grosste Barriere gegenuber den furstlichen Mediatisierungsversuchen Wahrend die Reichstagsstimme in der Aufrufordnung des Reichsfurstenrats hatte die Wetterauische Grafenbank 96 inne unstrittig war gelang es den Grafen nicht an den Deputationstagen oder an der Prasentation der Beisitzer des Reichskammergerichts beteiligt zu werden Auch auf den Kreistagen in denen jeder Graf eine eigene Stimme besass blieb der Einfluss des Wetterauer Grafenvereins gering Bewertung BearbeitenDie Zwitterstellung des Wetterauer Grafenvereins zwischen Korporation und Interessen der Einzelmitglieder hat in der wissenschaftlichen Diskussion dazu gefuhrt ihn sogar als kooperativ organisierten Staat zu bewerten Das aber ist vermutlich uberzogen Die Attribute die einen Staat ausmachen waren denn doch nicht stark genug ausgepragt Der Verband wirkte allerdings nach aussen stark genug um nach innen dort allerdings auf der Ebene der einzelnen Grafschaften ausreichend Freiraum zu schaffen um diese nach furstlichem Vorbild zu konsolidieren und intensivierte fruhstaatliche Eingriffe in die Freiheiten der Untertanen abzusichern denn dabei mussten die Grafen mit sehr starkem Widerstand im Innern rechnen Verzichteten sie aber auf diese Anpassung an die sich ausbildende territoriale Struktur des Reiches fielen sie hoffnungslos hinter die Fursten zuruck und erhohten das Risiko von diesen mediatisiert zu werden Der Grafenverein musste sich also nach aussen staatlich geben konnte und durfte sich aber in diese Richtung nicht weiterentwickeln weil das die Obrigkeitsrechte seiner Mitglieder beeintrachtigt hatte Zitat BearbeitenJe tiefer wir in das bunte Romische Reich hineingeraten um so geblumter wird die Statistik so dass wir politisch gesehen wirklich nicht mehr recht wissen wo wir uns befinden und wozu der Flecken gehort auf dem wir gehen Darmstadt Hanau Solms Burggrafschaft Kurmainz und Putter weiss wie viele Regierungen spielen hier in einem solchen Durcheinander Blindekuh dass man glauben sollte dieser Teil von Deutschland ware einmal kaputtgegangen und in aller Eile auf gut Gluck wieder zusammengekleistert worden Ich danke dem Himmel dass diese meine Reise nicht statistisch ist und dass ich mich also nicht darum kummern brauche ob Peter oder Paul hier etwas zu sagen haben Was am meisten darunter leidet sind unsere Wagen und unsere Schuhe denn die Wege scheinen ebenso wenig wie wir zu wissen wer sie instand halten musste und in dieser Ungewissheit werden sie immer schlechter 3 Die Mitglieder des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums 1792 BearbeitenZusammensetzung Bearbeiten Hanau Munzenberg Landgraf von Hessen Kassel beschicken den Reichstag nicht mehr seit 1741 Hanau Lichtenberg Landgraf von Hessen Darmstadt beschicken den Reichstag nicht mehr seit 1741 Nassau Usingen reaccedirt seit 1771 Nassau Weilburg reaccedirt seit 1771 Nassau Saarbrucken reaccedirt seit 1771 Solms Braunfels Solms Hohensolms Lich Solms Rodelheim Solms Laubach Isenburg Birstein und Solms Laubach waren gemeinsam Direktoren des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums Isenburg Birstein Isenburg Birstein und Solms Laubach waren gemeinsam Direktoren des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums Isenburg Budingen Isenburg Meerholz Isenburg Wachtersbach unierte Hauser mit einer Stimme Stolberg Gedern und Ortenberg Gedern und Ortenberg berechtigten nach Moser und Gebhardi zu 2 Stimmen die fur Ortenberg gebuhrt danach Stolberg Rossla Stolberg Wernigerode wegen Wernigerode zum Obersachsischen Reichskreis Stolberg Stolberg wegen Stolberg Sayn Wittgenstein Berleburg Sayn Wittgenstein Wittgenstein Wild und Rheingraf zu Grumbach Wild und Rheingraf zu Rheingrafenstein Beide Rheingrafen wegen Dhaun Leiningen Hardenburg Leiningen Heidesheim und Leiningen Guntersblum Leiningen Westerburg Grunstadt oder altere Christophische Linie Leiningen Westerburg Westerburg oder jungere Georgische Linie Reussen von Plauen 5 regierende Herren Greiz Schleiz Gera Ebersdorf Lobenstein zum Obersachsischen Reichskreis Schonburg 3 Herren Waldenburg Hinterglauchau Penig zum Obersachsischen Reichskreis Ortenburg zum Bayerischen Reichskreis Kriechingen seit 1765 Furst zu Wied Runkel Waldeck Der Furst von Waldeck wegen Waldeck hatte sich abgesondert Kurmainz Kurmainz wegen der Grafschaft Konigstein hatte sich abgesondert Kolb von Wartenberg Wartenberg war 1738 ausgeschlossen worden Berg 1609 erloschen Fleckenstein 1720 erloschen Hatzfeld 1769 erloschen Mansfeld 1780 erloschen Wappen Bearbeiten nbsp Hanau nbsp Nassau nbsp Solms nbsp Isenburg nbsp Stolberg nbsp Sayn nbsp Wild und Rheingrafen nbsp Leiningen nbsp Reussen von Plauen nbsp Schonburg nbsp Ortenburg nbsp Kriechingen nbsp Waldeck nbsp Konigstein Eppstein nbsp Kolb von WartenbergDie Auflosung des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums Bearbeiten Der Friede von Luneville vom 9 Februar 1801 und die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich bedeuteten bereits erhebliche Verluste fur das Wetterauische Reichsgrafenkollegium Das Gebiet von Hanau Lichtenberg auf dem linken Rheinufer Anm 1 war bereits 1797 von franzosischen Truppen besetzt worden und wurde nun auch volkerrechtlich an Frankreich Departement Bas Rhin abgetreten Nassau Saarbrucken Wild und Rheingraf zu Grumbach und Rheingrafenstein kamen zum Departement de la Sarre Leiningen Hardenburg Leiningen Heidesheim Leiningen Guntersblum Wartenberg Anm 2 kamen zum Departement du Mont Tonnerre Anm 3 Kriechingen kam zum Departement Moselle Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25 Februar 1803 wurden die Entschadigungen fur die depossedierten Reichsgrafen geregelt Es erhielten Der Landgraf von Hessen Kassel die kurmainzischen Amter Fritzlar Naumburg Neustadt und Amoneburg und die Stadt Gelnhausen 7 Der Landgraf von Hessen Darmstadt das kurkolnische Herzogtum Westfalen die kurmainzischen Amter Gernsheim Bensheim Heppenheim Lorsch Furth Steinheim Alzenau Vilbel Rockenberg Hassloch Astheim Hirschhorn die kurpfalzischen Amter Lindenfels Umstadt Otzberg sowie den Rest des Bistums Worms die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg 7 Der Furst von Nassau Usingen fur das Furstentum Saarbrucken die kurmainzischen Amter Konigstein Hochst Kronberg Rudesheim Oberlahnstein Eltville Harheim Kastel das kurpfalzische Amt Kaub den Rest des Kurfurstentums Koln 12 Der Furst von Nassau Weilburg fur die Grafschaft Saarwerden den Rest des Kurfurstentums Trier mit den Abteien Arnstein Schonau und Marienstatt 12 Die Rheingrafen vom Hochstift Munster die Reste des Amtes Horstmar unter der Bedingung gegen die Fursten von Salm eine am 26 Oktober vorigen Jahrs ubernommene Verbindlichkeit zu erfullen 3 Das Haus Leiningen wurde aus der Sakularisationsmasse des Kurfurstentums Mainz entschadigt Der Furst von Leiningen mit den Amtern Miltenberg Buchen Seligental Amorbach und Bischofsheim dazu mit den ehemals bischoflich wurzburgischen Amtern Grunsfeld Lauda Hardheim und Ruckberg den kurpfalzischen Amtern Boxberg und Mosbach sowie den Abteien Gerlachsheim und Amorbach Graf von Leiningen Guntersblum mit der Kellerei Billigheim Graf von Leiningen Heidesheim mit der Kellerei Neudenau Graf von Leiningen Westerburg alterer Linie mit der Abtei Ilbenstadt in der Wetterau Graf von Leiningen Westerburg jungerer Linie mit der Abtei Engeltal in der Wetterau 20 Der Furst von Wied Runkel fur die Grafschaft Kriechingen die kurkolnischen Amter Neuerburg und Altenwied und die Kellerei Vilmar 21 Graf von Wartenberg erhielt die Reichsabtei Rot an der Rot und das Dorf Pless der sakularisierten Kartause Buxheim Fur die im Reichsdeputationshauptschluss zugunsten Graf von Metternich sakularisierte Benediktinerabtei Ochsenhausen zahlte dieser eine jahrliche Rente von 8 150 Gulden an Graf von Wartenberg 24 Die Fursten von Nassau Usingen Nassau Weilburg Solms Braunfels Isenburg Birstein Reuss Plauen Greiz und Leiningen erhielten eine eigene Virilstimme im Reichsfurstenrat und schieden damit aus dem Wetterauischen Reichsgrafenkollegium aus 32 Das endgultige Ende des Wetterauischen Reichsgrafenkollegiums war mit der Auflosung des Heiligen Romischen Reiches beschlossen Mit der Rheinbundakte vom 12 Juli 1806 erfolgten grundlegende Veranderungen Einige Fursten traten dem Rheinbund bei wahrend die ubrigen Staaten zugunsten Frankreichs oder der Rheinbundstaaten mediatisiert wurden Der Grossherzog von Hessen Darmstadt die Fursten von Nassau Usingen Nassau Weilburg und Isenburg Birstein waren Signatarstaaten der Rheinbundakte Die Fursten von Reuss alterer Linie zu Greiz jungerer Linie zu Schleiz und jungerer Linie zu Lobenstein traten am 18 April 1807 dem Rheinbund bei ebenso das Konigreich Westphalen am 15 November 1807 Nassau Weilburg und Nassau Usingen wurden zusammen mit den rechtsrheinischen Besitzungen von Kurmainz und Kurtrier zum Herzogtum Nassau im Rheinbund vereinigt Der Grossherzog von Berg erhielt die Herrschaften Westerburg und Runkel rechts der Lahn Art 24 Der Grossherzog von Baden erhielt das Furstentum Leiningen die Vogteien Neudenau und Billigheim Anm 4 Art 24 Die Fursten von Leiningen sowie die Grafen von Leiningen Linie zu Neudenau und Leiningen Linie zu Billigheim wurden zu Standesherren mit weitgehenden Sonderrechten in Baden Der Grossherzog von Hessen Darmstadt erhielt Ilbenstadt und die von Stolberg Gedern besessenen Teile von Konigstein sowie Stolberg Ortenberg die Gebiete der Grafen von Solms ohne Hohensolms Braunfels und Greifenstein die Grafschaften Wittgenstein und Berleburg Art 24 Der Landgraf von Hessen Kassel wurde nicht in den Rheinbund aufgenommen sein Territorium wurde 1807 zum Kernland des Konigreichs Westphalen Die Fursten von Nassau Usingen und Nassau Weilburg erhielten die ubrigen Besitzungen von Wied Runkel und Wied Neuwied sowie Hohensolms Braunfels und Greifenstein Art 24 Der Furst von Isenburg Birstein erhielt die Besitzungen von Isenburg Budingen Wachtersbach und Meerholz Art 24 Stolberg Wernigerode kam 1806 zu Sachsen 1807 zum Konigreich Westphalen Stolberg Stolberg fiel 1806 an Preussen Das Amt Horstmar im Besitz der Rheingrafen fiel 1806 an das Grossherzogtum Berg 1810 an Frankreich Departement Lippe Die Grafschaft Schonburg kam 1806 zu Sachsen Anm 5 1805 erhielt Graf Joseph Karl von Ortenburg im Tausch und unter Wahrung all seiner Rechte fur seine reichsunmittelbare Grafschaft in Niederbayern das bis 1803 unter furstbischoflich bambergischer Landeshoheit stehende Klosteramt Tambach bei Coburg als neue Grafschaft Diese wurde jedoch nur wenige Monate nach dem Tausch 1806 von Bayern mediatisiert 1810 kam Hanau Munzenberg zum Grossherzogtum Frankfurt Literatur BearbeitenUrsula Braasch Der Wetterauer Grafenverein In Fred Schwind Hrsg Geschichtlicher Atlas von Hessen Textband Hessische Landesamt fur Geschichtliche Landeskunde Marburg 1984 ISBN 3 921254 95 7 S 145 148 Karl E Demandt Geschichte des Landes Hessen 2 neubearbeitete und erweiterte Auflage Barenreiter Kassel 1972 ISBN 3 7618 0404 0 S 474 480 Angela Kuhlenkampf Kuriatstimme und Kollegialverfassung der Wetterauer Grafen von 1663 1806 Ein Beitrag zur Reichsgeschichte der mindermachtigen Stande In Zeitschrift fur historische Forschung 20 1993 S 485 504 Georg Schmidt Der Wetterauer Grafenverein Organisation und Politik einer Reichskorporation zwischen Reformation und Westfalischem Frieden Elwert Marburg 1989 ISBN 3 7708 0928 9 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 52 Zugleich Tubingen Univ Habil Schr 1989 Georg Schmidt Wetterauer Grafenverein In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 S 326 346 Weblinks Bearbeiten Der Wetterauer Grafenverein Geschichtlicher Atlas von Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Wetterauer Grafenverein auf Genealogy netEinzelnachweise Bearbeiten Mostert Rolf Achim Wirich von Daun Graf zu Falkenstein 1542 1598 Ein Reichsgraf und bergischer Landstand im Spannungsgefuge von Machtpolitik und Konfession Diss phil Dusseldorf 1996 Essen 1997 Franz Josef Burghardt Zwischen Fundamentalismus und Toleranz Calvinistische Einflusse auf Kurfurst Johann Sigismund von Brandenburg vor seiner Konversion Berlin 2012 ISBN 978 3 428 13797 8 dort insbes Kurzbiografie S 103 Jens Immanuel Baggesen Das Labyrinth oder Reise durch Deutschland in die Schweiz 1789 Leipzig 1985 S 233 Anmerkungen Bearbeiten Rechtsrheinische Amter 1803 zu Baden In der Zeit der Franzosischen Revolution verkauften die Kolb von Wartenberg die Grafschaft an die Grafen von Sickingen doch fand die Ubergabe nicht mehr statt Die zugehorige Grafschaft Dagsburg Comte de Dabo war seit 1680 unter franzosischer Landeshoheit kam 1697 im Frieden von Rijswijk wieder an das Reich und 1797 zu Frankreich Departement Moselle 1806 Furstentum Leiningen sowie die Vogteien Billigheim und Neidenau links des Mains an Baden rechts des Mains zu den Furstprimatischen Staaten 1810 das zugunsten Leiningens dann Badens sakularisierte Amt Amorbach mit Miltenberg an Hessen Darmstadt Infolge des am 30 Juni 1816 zu Frankfurt a M zwischen Osterreich Preussen und Hessen Darmstadt abgeschlossenen Vertrags und nach Ubereinkunft vom 7 Juli 1816 wurden Amorbach und Miltenberg Teil des Konigreichs Bayern 1806 ging mit der Auflosung des Reiches die Reichsstandschaft verloren doch hatten die Schonburg bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens Normdaten Korperschaft GND 4231702 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wetterauer Grafenverein amp oldid 235431218