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Die Burg Lindheim ist eine ehemalige Burganlage in Lindheim einem Ortsteil der Gemeinde Altenstadt im Wetteraukreis in Hessen Im Mittelalter gehorte die Burg einer grosseren Ganerbschaft niederadliger Familien welche in der ostlichen Wetterau einen bedeutenden lokalen Machtfaktor darstellte 1697 wurde an Stelle der Burg das Schloss Lindheim errichtet Von beiden Gebauden sind heute nur noch wenige Reste erhalten Im Kirchenschiff ist noch ein Teil eines alteren Rittersaals erhaltenDetail des Kirchenportals mit dem Wappen der Buches von LindheimAnsicht des Schlosses von Osten Kupferstich eines unbekannten Kunstlers 1755Gedenktafel fur Leopold von Sacher MasochMollersches Landhaus oder Schlosschen 2011Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalterliche Burg 1 2 Neuzeitliches Schloss 2 Anlage 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalterliche Burg Bearbeiten Der Ort Lindheim wurde im Jahr 930 erstmals urkundlich erwahnt und befand sich zunachst im Besitz der Herren von Munzenberg Eine erste Burganlage wurde vermutlich 1241 zerstort 1289 erhielt Konrad von Buches von Konig Rudolf die Erlaubnis in Lindheim eine neue Burg zu bauen die sich allerdings nicht am gleichen Standort befand 1 Bereits kurz nach diesem Neubau befand sich die Burganlage im geteilten Besitz mehrerer Familien 1324 von Buches von Kransberg und von Bommersheim 1391 schlossen bereits 17 Familien einen Burgfrieden im 15 Jahrhundert erhohte sich die Zahl der Ganerben auf 56 wobei es haufigere Wechsel gab Auch der Mainzer Erzbischof versuchte seit 1405 in der Burg Fuss zu fassen und unterstutzte den Ausbau finanziell Zum Ausgleich gegen Mainz unterstellten sich die Ganerben aber 1458 auch dem Pfalzgrafen Friedrich I auf dessen Seite sie in der Mainzer Stiftsfehde kampften Seit dem Beginn des 15 Jahrhunderts gingen von der Burg vermehrt Ubergriffe auf Kaufleute aus die zur Frankfurter Messe unterwegs waren Die Stadt Frankfurt liess die Burg angreifen scheiterte aber mehrmals in den Jahren 1464 1470 1485 und 1490 Frankfurt konnte damit der Raubereien nicht Herr werden 2 wahrend die Ganerben in dieser Zeit die Burg erweiterten und auch den Ort Lindheim ummauern liessen Der Ort wurde erstmals 1342 als Stadt bezeichnet und behielt als Freigericht reichsunmittelbare stadtahnliche Rechte bis 1806 3 Der Niedergang der Ganerbschaft begann mit der Sickinger Fehde 1523 und wurde beschleunigt durch den Dreissigjahrigen Krieg Der Ort wurde 1623 und 1627 zerstort eine weitere Zerstorung folgte 1645 im Hessenkrieg durch hessen darmstadtische Truppen Das Interesse am Besitz der zerstorten Burganlage zerfiel 1618 hatten die Rosenbach und Wallenstein ihren Anteil an die Herren von Schlitz genannt von Gortz verpfandet 1630 versammelten sich nur noch vier Ganerben Seit 1648 wurde der Besitz von den Herren von Oeynhausen aufgekauft Neuzeitliches Schloss Bearbeiten Christian Ludwig von Oeynhausen liess nach dem Krieg ein Schloss errichten das 1697 fertiggestellt war Zum Bau wurden Steine der Burganlage verwendet Im 18 Jahrhundert besass die Familie von Schrautenbach das Schloss 1736 nahm Carl Ernst Balthasar von Weitolshausen genannt Schrautenbach den aus Sachsen ausgewiesenen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf mit der Herrnhuter Brudergemeine kurzzeitig im Schloss auf 4 1744 wurde das Seminarium Theologicum der Herrnhuter Brudergemeine von Marienborn in das Lindheimer Schloss verlegt 5 Im Januar 1747 wurde der beruhmte Erbauungsschriftsteller Friedrich Christoph Steinhofer zum Leiter des Theologischen Seminars in Lindheim berufen In der Mitte des 19 Jahrhunderts wurden die letzten Teile der Burganlage mit Rondellen und Torhausern abgebrochen Bis zu seinem Tode im Jahr 1895 lebte der osterreichische Schriftsteller Leopold von Sacher Masoch im Mollerschen Landhaus einem Seitenflugel des Schlosses An dem Gebaude erinnert heute eine Tafel an ihn Ein Grossfeuer zerstorte 1928 die Hauptgebaude des Schlosses wobei auch die Urne mit der Asche Leopold von Sacher Masochs im Brandschutt des Schlosses verlorenging Die wenigen erhaltenen Reste des Schlosses befinden sich im Privatbesitz und sind nicht zuganglich Anlage BearbeitenBurg und Schloss Lindheim liegen in der Niederung der Nidder Von einer alteren Burganlage auf dem gegenuberliegenden Flussufer sollen bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts noch Reste in der Flur Die Alteburg sichtbar gewesen sein Die mittelalterliche Ganerbenburg entstand auf einer fast quadratischen Insel die durch Ableitung des Muhlbaches von der Nidder gebildet wurde Nach einem Brand im Jahr 1550 war das Areal zu eng geworden sodass die Siedlung jenseits der Nidder als typisches Strassendorf verlagert wurde Von der mittelalterlichen Befestigung sind nur geringe Reste erhalten darunter der Hexenturm ein kleiner Rundturm im nicht zuganglichen Schlosspark Ob der heutige freistehende Kirchturm Teil der Burganlage war ist nicht vollig gesichert 6 Im Schiff der Kirche sind Baureste eines Rittersaals enthalten im Inneren befinden sich mehrere Grabsteine der Ganerben von Lindheim Der Bautyp lasst auf eine ursprunglich nicht sakrale Nutzung des Gebaudes schliessen 7 Das Burgareal war mit mehreren Burgmannenhofen der verschiedenen Ganerben bebaut von denen sich allerdings so gut wie nichts erhalten hat Im Moller Schlosschen sind moglicherweise noch Reste eines solchen Hofes vorhanden 8 Das Moller Schlosschen ist ebenfalls der einzige nennenswerte erhaltene Teil des Lindheimer Schlosses Im Kern soll das Gebaude den Westflugel der ehemals dreiflugeligen Schlossanlage von 1697 enthalten 1841 42 liess Georg Moller den Flugel zu einem selbstandigen Herrenhaus mit seitlichen Wirtschafts und Remisentrakten erweitern Mittig tragt das Gebaude ein Zeltdach mit Dachreiter mehrere spatbarocke Wappensteine wurden wiederverwendet Zu der Anlage gehort ein Park in dem sich das Hexenturmchen befindet Das Moller Schlosschen prasentiert sich als bescheidene wohlproportionierte Anlage des Biedermeier Schloss Hexenturm und Park stehen heute aufgrund der ehemaligen Bewohner und der Bedeutung als Gesamtanlage unter Denkmalschutz Im 1930 in traditionalistischen Formen errichteten Wohnhaus sind einige Spolien des Schlossgebaudes vermauert Literatur BearbeitenKarl Ernst Demandt Geschichte des Landes Hessen 2 Auflage Barenreiter Verlag Kassel und Basel 1972 ISBN 3 7618 0404 0 S 467 Karl Ernst Demandt Die Reichsganerbschaft Lindheim in der Wetterau In Hessisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 6 1956 S 77 137 und 10 1960 S 149 211 Siegfried R C T Enders Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Abteilung Baudenkmale in Hessen Wetteraukreis I Hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1982 ISBN 3 528 06231 2 S 42 49 Rudolf Knappe Mittelalterliche Burgen in Hessen 800 Burgen Burgruinen und Burgstatten 3 Auflage Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2000 ISBN 3 86134 228 6 S 356 Joachim Schneider Ganerbschaften und Burgfrieden in der fruhen Neuzeit Relikte oder funktionale Adaptionen In Eckart Conze Alexander Jendorff Heide Wunder Adel in Hessen Herrschaft Selbstverstandnis und Lebensfuhrung vom 15 bis ins 20 Jahrhundert Historische Kommission fur Hessen Marburg 2010 ISBN 978 3 942225 00 7 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 70 S 129 148 bes S 136 141 Rolf Muller Hrsg Schlosser Burgen alte Mauern Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei Wiesbaden 1990 ISBN 3 89214 017 0 S 14 Weblinks Bearbeiten Commons Burg Lindheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burg Lindheim Wetteraukreis Burgen Schlosser Herrenhauser Stand 18 September 2018 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Schloss Lindheim Wetteraukreis Burgen Schlosser Herrenhauser Stand 8 Mai 2010 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Regesta Imperii VI Nr 2242 Knappe S 356 Demandt 1972 S 467 Schlosser Burgen alte Mauern S 14 Denkmaltopographie S 42 Schlosser Burgen alte Mauern S 14 Gottlieb Korschelt Geschichte von Herrnhut Eduard Kummer Leipzig 1853 S 75 Burgbefestigung Denkmaltopographie S 42 Ortsbefestigung Knappe S 356 Denkmaltopographie S 49 Denkmaltopographie S 42 Burgen und Schlosser in Hessen im Wetteraukreis Alteburg Kohden Schloss Assenheim Burg Bauernheim Burg Berstadt Schloss Bingenheim Burg Bisses Burg Bracht Schloss Budingen Burg Burg Grafenrode Landgrafliches Schloss Butzbach Solmser Schloss Degenfeldsches Schloss Schloss Dorheim Echzeller Burg Burgstall Enzheim Burg Friedberg Schloss Gedern Gewannekuppel Burg Glauburg Burg Griedel Schloss Gunderrode Burgruine Hardeck Deutschordensschloss Kloppenheim Burg Konradsdorf Hofgut Leustadt Leonhardisches Schloss Burg Lindheim Burg Lissberg Burg Moritzstein Burg Munzenberg Lowsches Schloss Nieder Florstadt Burg Nieder Rosbach Schloss Nidda Schloss Ober Morlen Schloss Ockstadt Schloss Ortenberg Schloss Petterweil Schloss Philippseck Burg Rockenberg Burg Sodel Burg Staden Lowsches Schloss Staden Schloss Stammheim Lowsches Schloss Steinfurth Burg Stornfels Burgstall Ulfa Burg Vilbel Burg Wolfersheim Schloss Ziegenberg 50 289435 8 985583 Koordinaten 50 17 22 N 8 59 8 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Lindheim amp oldid 235678576