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Eine Ganerbschaft war nach altdeutschem Erbrecht das gemeinsame Familienvermogen vorwiegend Grundbesitz uber das die Ganerben nur gemeinsam verfugen konnten Nach heutigen Rechtsbegriffen entspricht dies einer Gesamthandsgemeinschaft beziehungsweise Gemeinschaft zur gesamten Hand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beispiele fur Ganerbschaften 2 1 Kunzelsau im Hohenlohekreis 2 2 Burg Eltz 2 3 Alten Limpurg 2 4 Die Ostgrenze des Hochstifts Wurzburg 2 5 Die Ganerbschaft Treffurt mit der Vogtei Dorla 2 6 Trappstadt im Grabfeld 2 7 Bonnigheim 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGanerbschaften entstanden durch die gleichzeitige Berufung mehrerer Miterben zu ein und demselben Nachlassgegenstand wie sie vor allem im Mittelalter vorwiegend aus familienpolitischen Grunden vorkamen Gegenstand solcher Rechtsverhaltnisse war meist ein gemeinschaftlich erbautes oder erobertes Schloss oder eine Burg Letztere wurde dann als Ganerbenburg bezeichnet Die friedliche Koexistenz der Erben die Regeln des taglichen Nebeneinanderlebens sowie die Nutzungs und Benutzungsrechte gemeinschaftlicher Bauteile wurden meist durch sogenannte Burgfriedensvertrage kurz Burgfrieden umfassend geregelt Ganerbschaften wurden geschlossen um ein wichtiges Familiengut wie eine Burg ungeteilt zu erhalten Obwohl sich die anfanglich sehr enge Lebensgemeinschaft der Ganerben im Laufe der Jahrzehnte allmahlich lockerte blieb die Einheit nach aussen gewahrt was sich haufig im Fuhren eines gemeinsamen Namens und Wappens ausdruckte Eine andere Erbform die Ahnliches ermoglichte war der Fideikommiss Beispiele fur Ganerbschaften BearbeitenKunzelsau im Hohenlohekreis Bearbeiten nbsp Ganerbenwappen am Alten Rathaus in KunzelsauEnde des 11 Jahrhunderts deutete sich ein Aussterben der Familie von Stein der Eigentumerin von Kunzelsau heute im Hohenlohekreis an Eine der letzten Familienangehorigen Mechthild von Stein schenkte einen Grossteil ihrer Besitzungen dem Kloster Comburg Der ubrige Besitz ging nach ihrem Tod an nahe Verwandte die Herren von Kunzelsau und die Herren von Bartenau Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Anteile vererbt teilweise oder ganzlich verkauft oder gingen durch Heirat in andere Hande uber Um 1500 besassen die Herren von Stetten 25 von Kunzelsau 20 gehorten dem Haus Hohenlohe und 15 der Reichsstadt Schwabisch Hall Weitere 10 waren im Besitz des Erzbistums Mainz dem Bistum Wurzburg gehorten 10 und 20 waren auf sonstige Besitzer verteilt Sulmeister von Hall Ritter von Bachenstein Berlichingen Crailsheim Neuenstein u a Die Anteile wechselten in der Folgezeit mehrfach die Besitzer In der Folge der Tierberger Fehde von 1488 wurde 1493 ein Burgfriedensvertrag geschlossen der die gemeinsame Verwaltung des Ortes unter einem Gemeinschaftlichen Ganerben Amts Schultheissen regelte Die Ganerben verpflichteten sich kunftig ihre Anteile nur noch untereinander nicht mehr an Fremde zu veraussern Lediglich Kloster Comburg durfte 1717 aufgrund seiner fruheren Zugehorigkeit zu der Ganerbschaft die Anteile der Herren von Stetten kaufen Im Jahre 1802 verlor der Ort seinen Status der Ganerbschaft da im Zuge der Sakularisation Burg und Flecken alleinig an die Reichsfursten von Hohenlohe fiel Allerdings wurde bereits 1806 das gesamte Gebiet durch den Herzog von Wurttemberg beschlagnahmt es war fortan Teil des Konigreichs Wurttemberg Burg Eltz Bearbeiten 1286 kam es unter den Brudern Elias Wilhelm und Theoderich von Eltz zu einer Aufspaltung des Geschlechts Dabei wurde auch der Besitz an der Burg Eltz unter den dreien aufgeteilt Fortan hatten die drei Linien Eltz Kempenich Eltz Rubenach und Eltz Rodendorf ursprunglich Eltz vom Goldenen Lowen Eltz vom Silbernen Lowen und Eltz von den Buffelhornern gemeinsame Rechte an der Burganlage Darauf weisen heute noch die nach den drei Linien benannten Wohnhauser hin das Rubenacher Haus die Rodendorfer Hauser und die Kempenicher Hauser Mit dem Aussterben der Linie Eltz Rodendorf im Jahr 1786 kam deren Anteil an die Eltz Kempenicher die 1815 auch den Rubenacher Anteil erwarben und damit Alleinbesitzer wurden Die Familie von Eltz Kempenich ist auch heute noch Eigentumerin der Burg Alten Limpurg Bearbeiten Die seit dem 14 Jahrhundert in Frankfurt am Main bestehende adlige Ganerbschaft des Hauses Alten Limpurg ist eine Familienvereinigung mit Rechtspersonlichkeit Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main Grundlage der Ganerbschaft sind die verwandtschaftlichen Beziehungen der in der Vereinigung vertretenen Familien Die Ostgrenze des Hochstifts Wurzburg Bearbeiten Eine wurzburgische Statistik von etwa 1700 weist viele ganerbisch regierte Ortschaften auf Es sind vor allem das Stiftsamt Hassfurt mit insgesamt elf Ortschaften vertraglich 1696 geregelt und das Amt Iphofen mit Huttenheim und Obernbreit die an der mittleren Ostgrenze des Hochstiftsgebietes fur eine erhebliche rechtliche Zerfaserung sorgten Dementsprechend hoch war das Konfliktpotenzial und der rechtliche Klarungsbedarf zum Beispiel mit Brandenburg Ansbach dem direkten Konkurrenten Wurzburgs im Frankischen Kreis Die Ganerbschaft Treffurt mit der Vogtei Dorla Bearbeiten Hauptartikel Ganerbschaft Treffurt Der Besitz der Herren von Treffurt mit der Stadt Treffurt im Westen Thuringens lag zwischen der Landgrafschaft Hessen im Westen dem zu Kurmainz gehorigen Eichsfeld im Norden und der wettinischen Landgrafschaft Thuringen im Suden und Osten Um die Wende zum 14 Jahrhundert wurden die Herren von Treffurt zu Raubrittern und plunderten immer wieder Dorfer in den angrenzenden Landgrafschaften Thuringen und Hessen sowie in dem zum Kurfurstentum Mainz gehorigen Eichsfeld 1333 36 kam es daraufhin zu einer Belagerung von Stadt und Burg Treffurt durch den Landgrafen von Hessen den Landgrafen von Thuringen und den Mainzer Erzbischof die 1336 mit der Vertreibung der Herren von Treffurt endete Im Burgfrieden von 1336 ubernahmen die Sieger je zu einem Drittel den gesamten Treffurter Besitz der die Ganerbschaft Treffurt mit sechs Orten und die Vogtei Dorla mit drei Orten umfasste Diese wurden seitdem von Kurmainz sowie den Landgrafschaften Hessen und Thuringen in deren Rechtsnachfolge die Landgrafschaft Hessen Kassel und das Kurfurstentum Sachsen als Ganerbschaft verwaltet Das ganerbliche Drittel der Thuringer Landgrafen ging durch die Leipziger Teilung 1485 je zur Halfte an das albertinische bzw das ernestinische Sachsen uber Letzteres gab 1588 im Vertrag von Friedewald sein Sechstel Herrschaftsanteil im Tausch an die Landgrafen von Hessen Kassel ab die seitdem uber die Halfte des Eigentumsrechts der Herrschaft Treffurt verfugten 1736 gab die Landgrafschaft Hessen Kassel ihre Halfte an Kursachsen das seitdem uber zwei Anteilsdrittel an der Herrschaft verfugte Im 18 Jahrhundert gingen die Landeshoheitsrechte des Kurfurstentums Sachsen und der Landgrafschaft Hessen an Kurmainz uber und kamen mit diesem 1802 an Preussen Die endgultige Auflosung der Ganerbschaft Treffurt erfolgte 1807 mit der Abtretung des kursachsischen Anteils und der Einverleibung in das Konigreich Westphalen Trappstadt im Grabfeld Bearbeiten Das Ganerbendorf Trappstadt in Unterfranken hat eine ausserst interessante Besitzgeschichte Wenn sich im 13 Jahrhundert noch die Grafen von Henneberg und die Kloster Theres und Veilsdorf in die Guter der Ortschaft teilten so waren es 300 Jahre spater bereits zwolf Ganerben die 1524 eine gemeinsame Dorfordnung erliessen Um 1600 war das Dorf in vier Ganerbenviertel aufgeteilt deren jedes im Wechsel fur ein Jahr den Schultheissen stellen durfte 1 Das Schloss war Besitz der Freiherren von Bibra Der Besitz der Ganerbenviertel verteilte sich wie folgt Wurzburger Untertanen ehem Kloster Theres sassen in 22 Hausern Kloster Veilsdorf ab 1699 Domkapitel Wurzburg hatte 28 Hauser Hennebergische ab 1584 sachsische Vasallen besassen 22 Hauser Weitere 9 Hauser gingen seit 1524 durch die Hande folgender Geschlechter Schott bis 1585 Echter bis 1665 Faust von Stromberg bis 1738 Grafen von und zu Eltz bis 1824 2 1656 wurde der Amtmann von Romhild als Vertreter des hennebergisch sachsischen Teils zum Direktor der Ganerbenschaft gewahlt Die Rechte des Hochstifts Wurzburg fielen 1803 an das Grossherzogtum Wurzburg des Erzherzog Ferdinand von Toskana Die Rechte der Grafschaft Sachsen Romhild vertreten durch die Herzogtumer Sachsen Meiningen und Sachsen Gotha fielen per Vertrag 1808 an das Grossherzogtum Das Grossherzogtum Wurzburg kam 1814 zu Bayern Bonnigheim Bearbeiten Im Jahr 1288 wurde die heute im Norden des Landkreises Ludwigsburg in Baden Wurttemberg gelegene Stadt von Rudolf von Habsburg gekauft Er uberliess sie 1291 seinem Sohn Graf Albrecht von Lowenstein Dessen Witwe trat ihr Erbe an Friedrich von Sachsenheim ab wodurch die Zersplitterung des Besitzes begann Durch Kauf Heirat Sterben und Erben entstand das Ganerbentum in Bonnigheim 3 Literatur BearbeitenFriedrich Karl Alsdorf Untersuchungen zur Rechtsgestalt und Teilung deutscher Ganerbenburgen Lang Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 8204 6408 5 Rechtshistorische Reihe Band 9 Christoph Bachmann Ganerbenburgen In Horst Wolfgang Bohme Burgen in Mitteleuropa Ein Handbuch Band 2 Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1355 0 S 39 41 Wilfried Dolderer Was ist eigentlich eine Ganerbenburg in MONUMENTE 6 2021 S 18 19 Deutsche Stiftung Denkmalschutz Johannes Hoops Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 11 2 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1998 ISBN 3 11 015832 9 S 85 online Helmut Naumann Das Rechtswort Ganerbe In Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Nr 71 1974 ISSN 0073 2680 S 59 153 Werner Ogris Ganerben In Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte HRG Band 1 Lfg 8 2 Auflage Schmidt Berlin 2008 ISBN 978 3 503 07912 4 Sp 1928 1930 Francis Rapp Zur Geschichte der Burgen im Elsass mit besonderer Berucksichtigung der Ganerbschaften und der Burgfrieden In Hans Patzke Hrsg Die Burgen im deutschen Sprachraum Ihre rechts und verfassungsgeschichtliche Bedeutung Band 2 Thorbecke Sigmaringen 1974 S 229 248 Robert Schneider Hrsg Neue kritische Jahrbucher fur deutsche Rechtswissenschaft Jg 5 Nr 9 Tauchnitz Leipzig 1846 S 326 327 online Karl Friedrich Krieger Ganerben Ganerbschaft In Lexikon des Mittelalters Band 4 2 Auflage dtv Munchen 2003 ISBN 978 3 423 59057 0 Sp 1105 Weblinks BearbeitenThuringisch Frankischer Geschichtsverein e V Burgfrieden und Ganerbschaft Was ist das PDF Datei 576 kB Einzelnachweise Bearbeiten Trappstadt im Rhonlexikon Memento vom 19 September 2020 im Internet Archive Ganerbenviertel von Trappstadt im Rhonlexikon Memento vom 19 September 2020 im Internet Archive Bonnigheim Stadtgeschichte Abgerufen am 27 Februar 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4155933 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ganerbschaft amp oldid 231925014