www.wikidata.de-de.nina.az
Die Burg Bommersheim ist eine ehemalige Burganlage im Ortsteil Bommersheim der Stadt Oberursel im Hochtaunuskreis in Hessen deren Fundamentreste seit 1988 teilweise freigelegt wurden Burg BommersheimRekonstruiertes Fundament Aufnahme von Westen Rekonstruiertes Fundament Aufnahme von Westen Staat DeutschlandOrt BommersheimEntstehungszeit 11 bis 12 JahrhundertBurgentyp Niederungsburg MotteErhaltungszustand Mauerreste rekonstruiertStandische Stellung MinisterialeBauweise ZweischalentechnikGeographische Lage 50 12 N 8 36 O 50 199061111111 8 60225 175 Koordinaten 50 11 56 6 N 8 36 8 1 OHohenlage 175 m u NNBurg Bommersheim Hessen Wappen derer von Bommersheim aus dem Siebmacher Wappenbuch 1605 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Anlage 2 1 Turmhugelburg 2 2 Niederungsburg 2 3 Funde 3 Denkmalschutz 4 Geschichte 4 1 Ganerbenburg 4 2 Zerstorung 4 3 Bauliche Reste 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie ehemalige Burg befand sich hinter der heutigen Kirche St Aureus und Justina an der Strasse Im Himmrich zwischen der Langen Strasse und Burgstrasse am ostlichen Ortsrand von Bommersheim Sie lag am Rand der Kalbach Niederung in der Nahe kreuzte sich die Saalburgstrasse mit der Weinstrasse ein vorromischer Handelsweg der moglicherweise im Mittelalter weiter benutzt wurde Anlage BearbeitenSamtliche Informationen zur Anlage und Baugeschichte entstammen den archaologischen Ausgrabungen der letzten beiden Jahrzehnte Durch neuzeitliche Storungen und spatere Uberbauung waren die Befunde zwar recht ausschnitthaft liefern jedoch ein anschauliches Bild zur Geschichte des kleinen Adelssitzes Turmhugelburg Bearbeiten Altester Teil der Burg ist der Turmhugel einer sogenannten Turmhugelburg Motte der an seiner Basis einen Durchmesser von 20 bis 25 Metern besass 1 Damit ware das Hugelplateau ein Platz mit etwa 10 Metern Durchmesser gewesen auf dem sich ein holzerner Wohnturm befand Die Hohe wird zwischen 2 5 und 4 m geschatzt Der Turmhugel wurde aussen durch eine holzerne Palisade oder einen Flechtwerkzaun gesichert Funde angespitzter Holzpfahle die in einem Abstand von 15 20 cm in den Boden gerammt wurden lassen beide Deutungen zu 2 Ausserdem wurde ein 1 8 m tiefer und 4 m breiter Graben festgestellt Wahrscheinlich befand sich davor ein weiterer Graben dessen Befund allerdings weniger sicher ist Die grobe Datierung der Anlage in das 11 12 Jahrhundert erfolgte im Wesentlichen aufgrund des Fundes einer bemalten Henkelscherbe Pingsdorfer Ware Der Ort Bommersheim hat zu dieser Zeit schon bestanden Seine Ersterwahnung im Lorscher Codex fallt in das Jahr 792 Siehe auch Liste deutscher Turmhugelburgen Niederungsburg Bearbeiten Die Turmhugelburg war im 13 Jahrhundert bereits zu klein geworden und man baute an ihrer Stelle eine Niederungsburg mit steinerner Ringmauer Mit dem Umbau zur Ringmauerburg wurde an Stelle des Aussenwalls eine 1 70 m starke Ringmauer errichtet und der Innenraum aufgeschuttet Das Mauerwerk wurde in Zweischalentechnik ausgefuhrt Die Burggebaude wurden innen an diese Mauer in Form einer Randhausbebauung angelehnt wahrscheinlich mit den Traufseiten nach aussen wofur die zahlreichen Funde aus dem Burggraben sprechen Der polygonale Mauerzug mit stumpfwinkligen Ecken hatte einen Durchmesser von 35 m und schloss eine Flache von etwa 1000 m ein 3 Er reicht ausserhalb der heutigen Rekonstruktion nach Sudwesten in den Friedhof der Kirche St Aureus und Justina hinein Der Innenraum war mit neuzeitlichem Schutt verfullt von den Mauern kein Sichtmauerwerk mehr vorhanden Das Laufniveau des Burghofes ist damit erodiert und Aussagen zur Innenbebauung waren aufgrund dieses Befundes nicht moglich Um die Ringmauer verlief ein mehr als 9 m breiter und etwa 2 m tiefer Graben Die fruhesten Keramikfunde aus diesem Graben datieren in die erste Halfte des 13 Jahrhunderts Der Bautyp der Niederungsburg ahnelt stark der nahe gelegenen Burg Bonames die in der gleichen Zeit erbaut wurde Funde Bearbeiten Durch Feuchtbodenerhaltung konnte besonders im Burggraben reichlich Fundmaterial geborgen werden Wegen der Zerstorung der Burg sind die spateren Funde besonders zahlreich und stellen das Inventar der Burg zu diesem fest bestimmbaren Zeitpunkt dar So haben sich im feuchten Boden ein fast vollstandiges Burghausinventar mit mittelalterlicher Keramik vorwiegend Gebrauchskeramik wie Topfe Kruge und Kacheln aber auch Nuppenbecher aus Glas sind belegt aus dem 13 bis 14 Jahrhundert sowie sorgfaltig behauene Tur und Fenstergesimse aus rotem Mainsandstein gefunden Die Essgewohnheiten der Burgbewohner waren durch Untersuchung der gefundenen Pflanzenreste und Tierknochen rekonstruierbar 4 Metallgegenstande liegen in Form von Messern und Loffeln Schlusseln eisernen Beschlagen Maultrommeln sowie Pfeilspitzen vor Prachtstuck dieser Fundgruppe ist eine eiserne Turnierlanzenspitze in Form einer Krone Von der Bekleidung der Burgbewohner haben sich vor allem Teile aus Leder erhalten Wamsteile Reste von Jacken und Gurteln sowie Schuhe Ebenfalls haufig der Kleidung zugehorig sind Beschlage Schnallen und Schliessen Nadeln Golddrahte und Perlenketten aus Bernstein und Bergkristall Zeugnis von Pilgerreisen der Bewohner geben gegossene Pilgerabzeichen sowie Jakobsmuscheln die wohl auf Reisen nach Santiago de Compostela hinweisen Der Kampf um die Burg ist durch Armbrustbolzen sowie Kanonenkugeln aus Basalt belegt Dies ist einer der fruhesten Nachweise fur den Einsatz von Steinbuchsen bei der Belagerung von Burgen Einige Jahrzehnte fruher liegt ein solcher Nachweis allerdings fur die 1351 zerstorte Burg Hohenfels im Donnersbergkreis in Form einer Sandsteinkugel vor 5 Zahlreiche Funde der Ausgrabungen sind im Vortaunusmuseum Oberursel ausgestellt Denkmalschutz BearbeitenDas Burggelande und die Bodendenkmaler in der Umgebung sind Kulturdenkmaler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz Alle Nachforschungen seien es Grabungen Schurfungen Wuhlereien auch gezielte Fundaufsammlungen und Veranderungen am Bestand sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden zu melden 6 Geschichte BearbeitenGanerbenburg Bearbeiten Im letzten Viertel des 13 Jahrhunderts wurde die Burg unter den Nachkommen und Erben von Werner II Schelm von Bommersheim Zweig der Schelme von Bergen zu einer Ganerbenburg 7 Werner II Schelm von Bommersheim erwahnt 1255 1282 Wenzelin erwahnt 1276 und Marquard erwahnt 1274 1290 es ist unklar welcher der beiden Vater der nachfolgenden Tochter ist Luccardis Luitgard am 20 Dezember unbekannten Jahres Wolfram IV von Praunheim Sachsenhausen aus der Linie der Reichserbschultheissen genannt 1302 1320 am 6 November unbekannten Jahres N von Praunheim Sachsenhausen Ruprecht Schenck zu Schweinsberg erwahnt 1308 1350 Wolf Schenck zu Schweinsberg erwahnt 1337 1374 Elisabeth von Buches Ruprecht Schenck zu Schweinsberg erwahnt ab 1367 Konrad Schenck zu Schweinsberg erwahnt ab 1367 Henne Schenck zu Schweinsberg erwahnt ab 1367 N N erwahnt 1304 1308 Frank von Cronberg Walter von Cronberg erwahnt 1318 1353 Elisabeth von Ingelheim Frank von Cronberg erwahnt 1339 1378 N N von Reifenberg Else von Cronberg erwahnt 1360 1395 Hans von Hirschhorn Lisa von Cronberg erwahnt 1364 1410 Johann Schenk von Waldeck erwahnt 1354 1404 Hedwig erwahnt 1321 1333 Johann von Cronberg Bingel erwahnt 1354 Winrich von Langenau erwahnt 1332 1354 Winrich von Langenau erwahnt 1332 1354 Johann erwahnt 1357 1384 Johann von Langenau erwahnt ab 1381 Winrich von Langenau erwahnt ab 1381 Dietrich Zenichin von Bommersheim erwahnt 1281 1304 Heilmann erwahnt 1303 1318 Irmengard von Bommersheim Sigfried von Lindau erwahnt 1336 Elisabeth von Lindau 1371 1 Hermann von Biegen 2 Peter genannt von Bechtoldsheim Kammerer von Worms 13 Marz 1387 8 Peter Kammerer von Worms Irmgard Kammerin von Worms erwahnt 1387 Dieter Landschad von Steinach erwahnt 1387 1427 Demud Kammerin von Worms erwahnt 1395 1425 Eberhard von Hirschhorn erwahnt 1380 1421 Konrad von Bommersheim erwahnt 1322 1368 Wolf von Bommersheim erwahnt 1375 1382 Wolf von Bommersheim erwahnt 1391 1444 Ruprecht von Bommersheim erwahnt 1391 1409 Zerstorung Bearbeiten nbsp Angriff auf eine Motte Burg Dinan zeitgenossische Darstellung auf dem Teppich von BayeuxGegen Ende des 14 Jahrhunderts geriet die Reichsstadt Frankfurt zunehmend in Konflikte mit den umliegenden Adeligen die sich teils im Lowenbund zusammenschlossen wahrend Frankfurt dem Rheinischen Stadtebund beitrat Hintergrund war die zunehmende Verarmung des niederen Adels dessen Angehorige Uberfalle auf Handler und Kaufleute auf dem Weg nach Frankfurt verubten sogenanntes Raubrittertum Daran hatten sich auch die Bruder Ruprecht und Wolf von Bommersheim beteiligt Am 29 Januar 1382 sagte Frankfurt den Besitzern der Burg die Fehde an und schritt offensichtlich schnell zur Tat Bereits am 9 Marz trafen die Klagen der Bommersheimer Ritter uber die Zerstorung der Burg in Frankfurt ein was den Zeitpunkt der Kriegshandlungen auf den Februar des Jahres einengt Bemuhungen der Herren von Cronberg zeitweise ebenfalls als Ganerben an der Burg beteiligt einen Entsatz der Burg durch den Erzbischof von Mainz zu organisieren waren erfolglos 9 Im Zuge dieser Strafaktion wurden durch den Rheinischen Stadtebund auch weitere Burgen der Umgebung angegriffen Zuvor wurde bereits die Schelmenburg in Bergen kampflos eingenommen sowie das Eppsteiner Schloss in Schotten Ganerbenbesitz Johanns von Rodenstein sowie einiger Schenken zu Schweinsberg zerstort worden 10 Die Burg Bommersheim wurde nicht wieder aufgebaut Die beteiligten Ganerben stritten bis weit ins 15 Jahrhundert erfolglos um Schadensersatz vor dem Reichsgericht bis der Prozess schliesslich aufgegeben wurde Bauliche Reste Bearbeiten Das Areal wurde gegen Ende des 19 Jahrhunderts zum Teil zur Anlage eines Kerbplatzes planiert worauf ihre genaue Lage in Vergessenheit geriet 11 Beim Ausheben eines Loschwasserteichs im Jahr 1941 wurden ihre Mauern angeschnitten und von Ferdinand Kutsch untersucht 12 In der Folgezeit stiess man bei Kanalarbeiten noch mehrmals auf Mauerreste so auch im Jahre 1988 als der Fund dank des gestiegenen Geschichtsbewusstseins einiger Burger und des Magistrats zu einer uber mehrere Jahre andauernden archaologischen Untersuchung fuhrte Heute ist ein Teil der Ringmauerfundamente bis zu einer Hohe von 0 50 0 70 m aufgemauert in das Freigelande eines Kinderhorts integriert Siehe auch Liste deutscher TurmhugelburgenLiteratur BearbeitenReinhard Friedrich Harro Junk Angela Kreuz Jorg Petrasch Karl Friedrich Rittershofer Peter Titzmann Christina von Waldstein Die hochmittelalterliche Motte und Ringmauerburg von Oberursel Bommersheim Hochtaunuskreis Vorbericht der Ausgrabungen 1988 bis 1991 Germania 71 1993 S 441 519 Reinhard Friedrich Zur Herkunftsbestimmung der Keramik von Burg Bommersheim vor dem Hintergrund der Keramikentwicklung in Sudhessen Zeitschrift fur Archaologie des Mittelalters 33 2005 S 173 182 Frank Lorscheider Udo Recker Stadtische Selbstbehauptung kontra ritterliche Gewalt das Ende der Burg Bommersheim im Jahr 1382 In Hessen Archaologie 2007 S 136 139 Rudolf Knappe Mittelalterliche Burgen in Hessen 800 Burgen Burgruinen und Burgstatten 3 Auflage Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2000 ISBN 3 86134 228 6 S 465 Jorg Lindenthal Kulturelle Entdeckungen Archaologische Denkmaler in Hessen Jenior Kassel 2004 S 174f ISBN 3 934377 73 4 Elsbeth Orth Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spatmittelalter Fehderecht und Fehdepraxis im 14 und 15 Jahrhundert Frankfurter Historische Abhandlungen 6 1973 bes S 134f Jorg Petrasch Karl Friedrich Rittershofer Die Burg von Bommersheim Stadt Oberursel Taunus Hochtaunuskreis Burg des niederen Adels und Ganerbenburg des Hoch und Spatmittelalters Archaologische Denkmaler in Hessen 101 Wiesbaden 1992 ISBN 3 89822 101 6 Andreas Lehnardt Ruhe im Garten Eden Zu den Funden mittelalterlicher judischer Grabsteine in Oberursel Bommersheim In Medaon Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Heft 3 2008 S 1 8 PDF zum Herunterladen Nathanja Huttenmeister Baruch ben Kalonymos Gefunden in Bommersheim In Kalonymos Beitrage zur deutsch judischen Geschichte Salomon Ludwig Steinheim Institut Hrsg Heft 4 2008 S 22 24 steinheim institut de PDF 2 6 MB Weblinks BearbeitenBurg Bommersheim Hochtaunuskreis Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 14 Mai 2014 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 29 September 2015 Vortaunusmuseum OberurselEinzelnachweise Bearbeiten Kann aufgrund der kleinteiligen Grabungsausschnitte nur geschatzt werden Nach Petrasch Rittershofer 1992 20 m nach Friedrich Junk Kreuz Petrasch Rittershofer Titzmann von Waldstein Germania 71 1993 S 449 25 m Friedrich Junk Kreuz Petrasch Rittershofer Titzmann von Waldstein Germania 71 1993 S 446 nach Petrasch Rittershofer 1992 800 m Friedrich Junk Kreuz Petrasch Rittershofer Titzmann von Waldstein Germania 71 1993 Gerd Strickhausen Bemerkungen zu fruhen Feuerwaffen im 14 Jahrhundert In Olaf Wagner Heiko Lass Hrsg wurfen hin in steine groze und niht kleine Belagerungen und Belagerungsanlagen im Mittelalter Lang Frankfurt 2006 ISBN 3 631 55467 2 Beihefte zur Mediaevistik 7 S 47 57 hier S 55 Petrasch Rittershofer 1992 S 1 Angaben nach Walther Moller Stammtafeln Westdeutscher Adels Geschlechter im Mittelalter Bd 3 Manfred Dreiss Hrsg Bibliothek Klassischer Werke der Genealogie Bd 2 3 Darmstadt 1936 ND Neustadt an der Aisch 1996 Detlev Schwennicke Europaische Stammtafeln Stammtafeln zur Geschichte der europaischen Staaten Neue Folge Bd 9 Familien vom Mittel und Oberrhein und aus Burgund Marburg 1986 Ohne ISBN Tafeln 55 Orth 1973 S 135 Zum Ablauf dieser Fehde siehe Orth 1973 S 132 135 Petrasch Rittershofer 1992 siehe Literaturliste S 3 Ferdinand Kutsch Die Burg von Oberursel Bommersheim Nassauische Heimatblatter 41 Bodenaltertumer in Nassau 1 1951 48 51Burgen und Schlosser in Hessen im Hochtaunuskreis Ringwall Altkonig Burg Altweilnau Bassenheimer Palais Burg Binzelberg Ringwall Bleibeskopf Burg Bommersheim Brendelburg Drusenkuppel Wehrheim Eichelbacher Hof Burg Eichelberg Weilrod Burg Emmershausen Burgruine Falkenstein Schloss Friedrichshof Ringwall Gickelsburg Burgruine Hattstein Ringwall Holzburg Gotisches Haus Bad Homburg Schloss Homburg Ringwall Hunerberg Burg Konigstein Schloss Kransberg Burg Kronberg Schloss Neuweilnau Burg Nurings Burg Reifenberg Ringwall Rentmauer Schnepfenburg Junkernhof Usingen Prinzenpalais Usingen Usinger Schloss Wingertsbergschlosschen Bad Homburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Bommersheim amp oldid 229354364