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Die auch der Tjost auch das Tjostieren das Tjosten oder Lanzenstechen ist ein ritterliches Zweikampfspiel mit der Lanze zu Pferd Dabei reiten zwei Ritter in voller Rustung und mit stumpfen oder anderweitig praparierten Lanzen Rennspiess genannt seit dem Spatmittelalter jeweils rechts und links einer Beschrankung Tilt aufeinander zu um durch einen gezielten Lanzenstoss den Gegner vom Pferd zu stossen oder was eher die Regel war einen Treffer an Schild oder Kubelhelm bzw spater Stechhelm des Gegners zu landen Tjost wird weiterhin bei heutigen Ritterspielen veranstaltet Darstellung eines Tjosts im Codex Manesse um 1300 Turnierwaffen und rustungen 16 bis 17 Jahrhundert Turnierrustungen aus der Dresdner Rustkammer 16 bis 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Regeln 3 Rezeption 4 Tjosten als Sport 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 Siehe auch 8 WeblinksEntwicklung BearbeitenDas Tjosten begann im Hochmittelalter als ritterliches Kampftraining Popular als Schau fur Volk und Adel im Rahmen der mittelalterlichen Ritterturniere wurde es seit dem 12 Jahrhundert Das Wort Tjost ist eine Entlehnung aus dem Altfranzosischen joster und erscheint in den Ritterromanen des Hochmittelalters erstmals im spaten 12 Jahrhundert Erec Die Tjost wird unter anderem ausfuhrlich und in vielen Wiederholungen in Wolfram von Eschenbachs Roman Parzival beschrieben Im 15 Jahrhundert verschwindet das Wort weitgehend die Tjoste des 16 Jahrhunderts wurden zeitgenossisch als Stechen und Rennen bezeichnet Fur jede der beiden Disziplinen gab es spezielle Rustungen beziehungsweise spezielle Rustungsteile das Stech und Rennzeug Die Tjost galt mancherorts als die Konigsdisziplin des Turnieres Der Sieger einer Tjost erhielt vom Verlierer haufig dessen Ausrustung also Waffen Rustung und Pferd Aus diesem Grund konnten die Teilnehmer der Tjoste hohe Verluste und ebenso hohe Gewinne erzielen Als Folge davon gab es Ritter die von Turnier zu Turnier reisten und sich durch die erfolgreiche Teilnahme an Tjosten ihren Lebensunterhalt verdienten bzw zu einem gewissen Reichtum kamen Spatestens seit dem 15 Jahrhundert war die Tjost als militarisches Training nicht mehr relevant und entwickelte sich deswegen als Sport weiter Besonders unter Kaiser Maximilian I Beiname Der letzte Ritter entstand ab den 1490er Jahren eine regelrechte Tjost Industrie mit Wettkampfen unter diversen Regeln und mit unterschiedlichen speziell entworfenen Ausrustungen Paulus Hector Mair erstellte in den 1540er Jahren eine Liste von mehr als einem Dutzend unterschiedlicher Tjost Arten Diese Wettkampfe wurden im Verlaufe des 16 Jahrhunderts weiterhin gepflegt auch von der burgerlichen Schicht wie beim Gesellen Stechen in Nurnberg 1561 Ebenso in England wo zu Ehren der Konigin Elisabeth I jahrliche Accession Day tilts durchgefuhrt wurden nbsp Das verhangnisvolle Turnier in Paris von 1559 bei dem Konig Henry II teilnahm deutsche Radierung Dagegen wurde die Tjost in Frankreich verboten nachdem 1559 Konig Heinrich II bei einem Unfall ums Leben kam nachdem ein Lanzensplitter durch die Augenhohle in den Schadel eingedrungen war nbsp Gregor Baci mit TurnierverletzungIm 16 Jahrhundert erlitt der ungarische Edelmann Gregor Baci eine schwere Kopfverletzung durch eine Turnierlanze die durch sein rechtes Auge den Kopf durchbohrte Diese Verletzung soll er noch um ein Jahr uberlebt haben Nach dem Ende des 16 Jahrhunderts starb die Tjost rasch aus Eine spate Veranstaltung fand noch bei der Hochzeitsfeier des englischen Konigs Karl I im Jahre 1625 statt Im 19 Jahrhundert kam der Sport im Zuge von Romantik und Historismus wieder in grosseres Interesse und wird seitdem weiterhin gepflegt Eingedenk der Verletzungsgefahr trotz stumpfer Waffen und spezieller Turnierrustung sprachen verschiedene Fursten und auch der Papst sich zeitweise gegen die Tjost als eitlen und gefahrlichen Zeitvertreib aus was der Beliebtheit des Sports allerdings bis zu seinem oben beschriebenen Niedergang im Barock zunachst wenig Abbruch tat Parallel zur Tjost wurden aber auch andere Formen des Lanzenstechens entwickelt so waren Wettkampfe im Ringreiten bis ins Rokoko gebrauchlich Formen des Ringelstechens finden sich heute bei vielen Mittelalterfesten zum Beispiel die Quintana in Ascoli Piceno und im Pferdesport in Formen des Ringreitens wieder Regeln BearbeitenIm Hochmittelalter in dem der vom ritterlichen Ehrbegriff gepragte Krieg in der Regel stark ritualisiert war waren die Ubergange zwischen dem Turnier als friedlichem Wettstreit und ernsthafter Kampfentscheidung manchmal fliessend auch da es in Schlachten zu dieser Zeit ublich war ritterliche Gegner eher gefangen zu nehmen als zu toten wodurch Reiterkampfe manchmal vergleichsweise unblutigen Charakter hatten andererseits glichen Turniere beizeiten kleinen Schlachtfeldern oder grossen Handgemengen wie im Buhurt Noch im Hundertjahrigen Krieg im Zuge des Krieges der beiden Johannas ging das Turnier der Dreissig in die Geschichte ein Wurde in der Anfangszeit des Tjostens also noch mit wenigen Sicherheitsvorschriften und teils bis zum Tod gekampft a l Outrance 1 2 so wurden die Tjoste in ihrer Entwicklung zunehmend eingeschrankt und unblutiger und nahmen mehr und mehr sportlichen als kriegerischen Charakter an In England wurde etwa im Jahre 1292 das Statutum Armorum erlassen nach dem keine scharfen Waffen zugelassen waren sowie Schwerter ohne Spitze und Lanzen stumpf zu sein hatten Ebenso wie es die Ehre gebot durfte ein gefallener Gegner nicht weiter attackiert und ihm musste die Gelegenheit gegeben werden dass seine Knappen ihm aufhalfen Zuwiderhandlungen wurden mit Verlust von Pferd und Waffen sowie mit drei Jahren Kerker und Verhandlung vor dem koniglichen Ehrengericht bestraft 3 Obwohl bei manchen Turnieren die Lanzen mit Sollbruchstellen versehen wurden das Absitzen mit dem Weiterkampf zu Fuss eingestellt und nur noch der Sieg nach Punkten angestrebt wurde gab es im Turnier dennoch weiterhin nicht selten Verletzungen und auch einige Todesfalle nbsp Der Folgende Absatz ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst In einer beliebten Variante musste ein Ritter fur einen Sieg drei Punkte erreichen Ein Treffer an Schild und Helm gab einen Punkt Wenn man den Gegner vom Pferde stiess bekam man dafur zwei Punkte Der Tod des Gegners gab drei Punkte und somit den Sieg auch wenn ein todlicher Ausgang des Tjosts nicht beabsichtigt war Gab es weder Treffer noch ein Absatteln des Feindes gab es keine Punkte Der Tjost wurde so lange wiederholt bis die erforderliche Punktezahl erreicht wurde Wenn es am Ende des Turniers noch immer unentschieden stand gewann derjenige der als Letzter sein Visier hochklappte Rezeption BearbeitenDas in Norddeutschland beliebte Ringreiten hat sich aus dem mittelalterlichen Turnier beziehungsweise dem Lanzenstechen entwickelt In der Oberlausitz und Nordbohmen gibt es den Volksbrauch des Ritterstechens Dabei wird versucht eine Ritterfigur mit einer Lanze und verbundenen Augen ins Herz zu treffen Die Quintana von Ascoli ist seit 1377 belegt In vielen Ritterfilmen werden Tjoste thematisiert Beispiele hierfur sind die Filme Ritter aus Leidenschaft und Ivanhoe Der schwarze Ritter nbsp Ritter bei einem modernen Tjost Turnier Chambines 2015 Tjosten als Sport BearbeitenTjosten wird heute noch als Sport ausgeubt In der International Jousting League sind ca 300 Mitglieder aus 21 Staaten organisiert 4 In Deutschland ist die International Jousting League mit der Deutschen Tjostvereinigung vertreten 5 Literatur BearbeitenJosef Fleckenstein Hrsg Das ritterliche Turnier im Mittelalter Beitrage zu einer vergleichenden Formen und Verhaltensgeschichte des Rittertums Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte Bd 80 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1985 ISBN 3 525 35396 0 Peter Jezler Peter Niederhauser Elke Jezler Hrsg Ritterturnier Geschichte einer Festkultur Begleitbuch zur Ausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen Quaternio Verlag Luzern 2014 ISBN 978 3 905924 23 7 Einzelnachweise Bearbeiten Mark Dennis joust a l outrance The Heraldry Society of Scotland Edinburgh 2004 Jousting In Tony Collins John Martin Wray Vamplew Hrsg Encyclopedia of traditional British rural sports Routledge London u a 2005 ISBN 0 415 35224 X Statutum Armorum In Encyclopaedia Britannica Online Zugriff am 4 April 2009 International Jousting League Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot users skynet be abgerufen am 6 Mai 2012 Deutsche Tjostvereinigung abgerufen am 6 Mai 2012Siehe auch BearbeitenBuhurt mittelalterlicher Kampf von Reitergruppen Tent pegging moderner berittener Wettkampf mit Lanze und anderen Waffen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tjost Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tjost amp oldid 236437794