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Der Junkernhof ist das einstige Herrenhaus eines ehemals adeligen Freihofs und ein Kulturdenkmal in Usingen im sudhessischen Hochtaunuskreis Er wurde ehemals auch als von Schlettenscher Ritterhof oder von Schildeckscher Junkernhof bzw von Schildecksches Gut bezeichnet Das zweistockige Fachwerkhaus mit massivem Kellergeschoss und Walmdach entstand in seiner heutigen Form nach dem grossen Stadtbrand von 1692 und wird heute als Wohnhaus genutzt Es steht an der Wilhelmjstrasse 15 gegenuber der Einbiegung der Zitzergasse Junkernhof UsingenDer Junkernhof 2016 Der Junkernhof 2016 Alternativname n von Schlettenscher Ritterhof von Schildeckscher Junkernhof von Schildecksches Gut Wachenheimscher Hof Staat DeutschlandOrt UsingenEntstehungszeit 1692 93Burgentyp OrtslageErhaltungszustand WohnhausStandische Stellung Niederer AdelBauweise Bruchstein und FachwerkGeographische Lage 50 20 N 8 32 O 50 33425 8 5353888888889 Koordinaten 50 20 3 3 N 8 32 7 4 OJunkernhof Hessen p3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Der heutige Bau 2 Die Anlage 3 Wissenswertes 4 Fussnoten 5 Quellen und WeblinksGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Die Grabplatte Reinhards von Schletten an der LaurentiuskircheDas Gelande des heutigen Junkernhofs lag innerhalb der nach 1360 errichteten Stadtmauer und wurde im Laufe der Zeit mit mehreren Hausern bebaut von diesen sind heute noch drei Keller erhalten Im Jahre 1563 kaufte Reinhard von Schletten 1609 1 der in der Folge als Nachfolger seines Schwiegervaters Emmerich von Stockheim 2 von 1568 bis 1609 als Nassauisch Weilburger Amtmann zu Usingen und Altweilnau in Usingen residierte von Graf Philipp IV von Nassau Weilburg ein in unmittelbarer Nachbarschaft seines als Mitgift seiner Ehefrau Amalie erworbenen Wohnhauses gelegenes Haus genannt die alte Badstube Im Dezember 1570 gestattete ihm Graf Philipp auf dem Gelande dieser beiden Hauser und dem daneben zur Westpforte und dort durch die Stadtmauer fuhrenden Weg den Schlettens Ehefrau von ihrem Vater Emmerich und dessen Frau Margarethe geb von Wachenheim geerbt hatte einen Neubau errichten zu durfen 3 1586 kaufte er ein weiteres Anwesen das zwischen seinem Haus und der Kirche lag Das gesamte Grundstuck wurde an seiner Westseite auf etwa 90 Meter Lange von der Stadtmauer begrenzt fur deren Verteidigung der Besitzer zu sorgen hatte Nach dem Tod Reinhard von Schlettens 1609 erbte Philipp Heinrich von Wachenheim das auf den Grundmauern von drei abgebrochenen Hausern erbaute reprasentative Wohnhaus das mit der Hofreite und den dazu gehorigen 60 ha Land einen freiadeligen Hof bildete Philipp Heinrich von Wachenheim war von 1611 bis 1637 nassauischer Amtmann zu Usingen 4 Ob der Hof beim Stadtbrand von 1624 betroffen war ist nicht uberliefert beim zweiten Stadtbrand im Jahre 1635 dem u a die Kirche das Pfarrhaus und die Schule zum Opfer fielen war es wahrscheinlich der Fall 1639 erbte Philipp Heinrichs Sohn Ludwig Heinrich von Wachenheim 1668 als Nachfolger seines Vaters Amtmann in Usingen den Hof Seine zweite Ehefrau und Witwe Katharina Eleonore geb Diede zum Furstenstein 1705 heiratete in dessen zweiter Ehe Hans Eitel Diede zum Furstenstein 1624 1685 5 Burggraf der Burggrafschaft Friedberg und lebte nach dessen Tod und bis zum Stadtbrand 1692 im Wachenheimischen Hof dem Vorgangerbau des heutigen Junkernhofs mit dessen stuckierten Decken ornamentierten Bodenfliesen und prachtigen Kachelofen Am Abend des 23 April 1692 brach in einer Scheune des Wachenheimischen Hofs ein Brand aus der sich schnell ausbreitete und die westliche Unterstadt und die nordliche Oberstadt nahezu vollstandig einascherte Neun Menschen verloren ihr Leben Insgesamt 65 Hofreiten 12 Wohnhauser 7 Scheunen und 5 Stalle zumeist mit Stroh gedeckt fielen dem Feuer zum Opfer Zwei Pferde vier Ochsen 29 Kuhe 46 Rinder 194 Schafe und 141 Schweine verbrannten Verursacher war einer der Knechte der verwitweten Burggrafin der in der Scheune geraucht hatte Der heutige Bau Bearbeiten Der Wiederaufbau des Herrenhauses erfolgte schon 1692 93 Dabei erhielt es grundsatzlich sein heutiges Aussehen Sowohl die erhalten gebliebenen Keller als auch ein etwa vier Meter breiter Streifen der alten Strasse zur Westpforte der heutigen Wilhelmjstrasse vor dem Haus wurden uberbaut und auf der mit Bauschutt teilweise verfullten und eingeebneten Brandstelle wurde ein grosses funfachsiges Fachwerkhaus errichtet Die heute wieder freigelegten Schmuckelemente des Fachwerks unter den Fenstern zeigen dass es zunachst nicht verputzt war Das Dachgeschoss unter dem recht steilen Walmdach diente als Schutt und Trockenboden fur Getreide es wurde durch insgesamt 15 mit Netzen oder Gittern bewehrte Dachgauben beluftet Nach dem Tod der Burggrafin im Jahre 1705 erbte ihre Enkelin den Hof und deren Ehemann Levin von Kniestedt 1638 1719 Wurttembergischer Rat und Oberstallmeister zu Stuttgart und Obervogt zu Leonberg 6 verkaufte das Anwesen bereits im folgenden Jahr an Gerhard Georg Vogel spater als Gerhard Georg von Schildeck geadelt 1725 furstabtlich fuldischer Geheimrat Kanzler und Amtmann auf der Burg Bieberstein Dieser verpachtete den Hof umgehend und es folgte eine Geschichte haufig wechselnder Besitzer und Nutzungen Im Jahre 1787 gelangte der Hof von Schildecks Erben uber den Usinger Kammerrat Hebel an den Landesherrn Furst Karl Wilhelm von Nassau Usingen der dem Gut seinen rechtlichen Sonderstatus entzog es zunachst wieder verpachtete dann aber schrittweise die Landereien und den Hof selbst an steuerpflichtige Burger verkaufte 1809 ersteigerte ein Flanellfabrikant die Hofreite und richtete 1810 darin eine Farberei ein Das Herrenhaus verkaufte er 1826 an einen Vorfahren der heutigen Besitzer Ein ortlicher Landwirt kaufte 1839 die Hofreite und einen Teil der dazugehorigen Landereien betrieb dort Landwirtschaft braute Bier und gerbte Leder Im Wohnhaus mieteten sich ab 1837 der Prokurator August Wilhelm Wilhelmj 1813 1910 7 des von 1832 bis 1849 in Usingen ansassigen nassauischen Hof und Appellationsgerichts 8 und nach ihm Seminaristen des 1851 im Usinger Schloss eroffneten evangelischen Lehrerseminars ein 9 Im Saal des Obergeschosses wurde um 1832 das sog Casino mit Billardzimmer eingerichtet wohl in der Folge des Gerichtumzugs von Wiesbaden nach Usingen damit Mitglieder der sog hoheren Gesellschaft Usingens sich dort treffen und unterhalten konnten Auch eine Gastwirtschaft eine Poststelle und eine Spar und Darlehenskasse waren im spaten 19 Jahrhundert zeitweise in dem Gebaude zuhause 1929 wurden die inzwischen baufalligen gewordenen Wirtschaftsgebaude hinter dem Wohnhaus ein Farberhaus von dem eine Wasserleitung zur dahinter liegenden Wiese fuhrte und ein Stall fur 12 Pferde und 12 Kuhe abgerissen Ein Schafstall fur die Uberwinterung von bis zu 200 Schafen war bereits fruher abgerissen worden Die Fundamente dieser Gebaude sind noch heute im Garten zu sehen Das Wohnhaus wurde zeitgemass modernisiert und als Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung genutzt Dabei wurden vermutlich die bisherigen Dachgauben entfernt Etwa 1935 stellte das Casino seinen Betrieb ein und das Usinger Museum bezog die Raumlichkeiten 1945 nach der Besetzung Usingens durch amerikanische Truppen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs richteten sie zunachst ihre Kommandantur im Junkernhof ein aus dem Museum gingen in dieser Zeit allerlei historische Ausstellungsstucke verloren In den ersten Nachkriegsjahren wurden neben der Eigentumerfamilie auch Evakuierte und Heimatvertriebene im Haus untergebracht Nachdem diese nach und nach anderweitig Unterkunft gefunden hatten war das Haus ziemlich verwohnt und stand schliesslich zur Halfte leer Nach einigem Zogern beschloss die Erbengemeinschaft die Sanierung des Baus und dabei moglichst viel der Originalsubstanz zu bewahren und das Fachwerk der Fassade freizulegen 1998 begann man mit der Entrumpelung des Anwesens und im Jahre 2002 begann mit Unterstutzung der Stadt Usingen und des Landes Hessen die bauhistorische Untersuchung und Sanierung des Gebaudes durch die Hausgemeinschaft Junkernhof Die Anlage BearbeitenDer Junkernhof ist ein schmuckes Fachwerkhaus auf massivem Kellergeschoss traufstandig zur Wilhelmjstrasse Er steht an der Stelle dreier kleiner 1692 zerstorten Hauser von denen zwei nicht miteinander verbundene Gewolbekeller und ein sehr niedriger dritter Keller unter dem Haus erhalten sind An der westlichen Schmalseite besteht die Hausmauer im Erdgeschoss aus einem Stuck der einstigen Stadtmauer Das dortige Fenster befindet sich an der Stelle an der sich fruher die enge Westpforte der Stadtmauer befand Bei Bauarbeiten fur das heute benachbarte Geschaftsgebaude stiess man auf die Fundamente eines ehemals dort stehenden Wachturms Ebenfalls fand man bei der Renovierung des Junkernhofs ab 1998 unter meterhohem Bauschutt die noch gut verlegten Pflastersteine des ehemaligen Torwegs Die Hauptfassade ist funfachsig mit Doppelfenstern und mittigem Portal uber einer kurzen Aussentreppe nur die Fenster rechts westlich im Erdgeschoss haben eine sechsfache Reihung seit dort fur die Schalterhalle der dort gegen Ende des 19 Jahrhunderts einige Jahre ansassigen Spar und Leihkasse zusatzliche Fenster in die Front gesetzt wurden In der ostlichen Schmalseite befinden sich jeweils zwei Doppelfenster in beiden Geschossen Die westliche Schmalseite hat nur ein Doppelfenster im Erdgeschoss und ein kleines Fenster mittig im Obergeschoss Das lange Zeit verputzte Fachwerk ist wieder freigelegt ausgenommen an den heute durch Bretterverschalung geschutzten Wetterseiten im Westen und Suden des Obergeschosses Die Brustungsgefache unter den Fenstern des Obergeschosses sind mit genasten Brustungsstreben und Feuerbocken verziert Auf der Gartenseite im Suden wurden bei der letzten Renovierung ein Wintergarten und ein Balkon im ersten Stock angefugt Das schiefergedeckte hohe Walmdach ist auf der Strassenseite von vier und auf den beiden Schmalseiten von jeweils zwei Dachgauben durchbrochen Bis mindestens 2016 befanden sich dort lediglich mehrere kleine Dachlukenfenster Die Dachkonstruktion besteht aus funf liegenden Stuhlen Wissenswertes Bearbeiten nbsp Denkmal fur August WilhelmjSchrag gegenuber von seinem Geburtshaus an der Ecke Klaubergasse Bahnhofstrasse steht ein Denkmal fur den bekannten Violinisten August Wilhelmj Sohn des von 1837 bis 1849 im Junkernhof lebenden Gerichtsprokurators Wilhelmj Fussnoten Bearbeiten Sein Epitaph befindet sich in der der Laurentiuskirche in Usingen Die von Stockheim sind eine niederadlige Familie die uber mehrere Generationen als Verwaltungsbeamte und Diplomaten in den Diensten der Grafen von Nassau und der Pfalzgrafen bei Rhein standen Mindestens zwei Vertreter wurden als Vizedom des Rheingaus eingesetzt Ihren Namen verdankte die Familie dem Stockheimer Obergericht welches ihr 1398 durch Ruprecht von der Pfalz verliehen worden war Die Familie besass dann den Stockheimer Hof in Idstein und weitere Urkunde HHStAW Bestand 135 Nr U 260 Philipp Graf von Nassau Saarbrucken gestattet dem Reinhard von Schletten Amtmann zu Usingen den hinter dessen Haus durch die Stadtmauer zu Usingen fuhrenden Wegn den dessen Frau von ihrem Vater dem verstorbenen Emmerich von Stockheim ererbt hat und die dabei gelegene alte Badstube zu einem Neubau verwenden zu durfen vom 21 Dezember 1570 Die Grabplatte seiner ersten Ehefrau Agatha Rosina geb von Thungen 1572 1623 befindet sich ebenfalls in der Laurentiuskirche in Usingen Diede zum Furstenstein Hans Eitel Hessische Biografie Stand 14 Januar 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 22 Marz 2023 Er war 1672 als Stallmeister und Kammerjunker in die Dienste des Herzogs Karl Eugen von Wurttemberg getreten Er und seine Familie wurden 1706 in die unmittelbare freie Reichsritterschaft in Schwaben aufgenommen Er wurde spater ein europaweit bekannter Weinhandler und war der Vater des Violinisten August Wilhelmj 1845 1908 Es befand sich vorher und nachher in Wiesbaden siehe Hof und Appellationsgericht Wiesbaden Heinrich Lewin Das Konigliche paritatische Lehrerseminar in Usingen vormals Herzogliches Landes Seminar zu Idstein in Nassau Festschrift zur Jubelfeier des 50jahrigen Bestehens der Anstalt am 20 September 1901 Plaum Wiesbaden 1901 S 76Quellen und Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelmjstrasse 15 Usingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des Junkernhofs Geschichtsverein Usingen Virtueller Rundgang durch den heutigen Junkernhof Geschichtsverein Usingen Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Hochtaunuskreis Usingen Wilhelmjstrasse 15 Junkernhof In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Personlicher Bericht des Teileigentumers Ulrich Wurz aufgezeichnet von Peter HeckertBurgen und Schlosser in Hessen im Hochtaunuskreis Ringwall Altkonig Burg Altweilnau Bassenheimer Palais Burg Binzelberg Ringwall Bleibeskopf Burg Bommersheim Brendelburg Drusenkuppel Wehrheim 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