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Die Schelme von Bergen waren eine ritterstandische Adelsfamilie deren Stammburg im heutigen Frankfurter Stadtteil Bergen lag Bekannt sind die Schelme von Bergen durch die Sage welche die Herkunft auf Henker oder Abdecker zuruckzufuhren sucht Das Motiv wurde mehrfach rezipiert unter anderem von Heinrich Heine und Mark Twain Die Schelme von Bergen und ihr Name sind jedoch urkundlich lange vor den ersten Belegen fur den Berufsstand des Henkers als Angehorige des lokalen Ritteradels in Bergen nachweisbar Wappen der Schelme von Bergen Siebmacher Wappenbuch 1605 Schelmenburg in Bergen Enkheim 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Herkunft 1 2 Die Schelme ausserhalb Bergens 1 2 1 Schelme von Bommersheim Bornheim und Bonames 1 2 2 Schelme in Umstadt Otzberg 1 3 Spates Mittelalter 1 3 1 Stellung in der Standegesellschaft 1 3 2 Raubrittertum 1 4 Fruhe Neuzeit 1 4 1 Territorialisierungsprozess 1 4 2 Hubertuskapelle 1 5 Die letzten Schelme von Bergen 2 Stammliste 3 Wappen 4 Zum Ursprung des Namens 5 Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Name Schelm von Bergen wird erstmals am Ende des 12 Jahrhunderts urkundlich erwahnt Der erste Namenstrager gehorte einer niederadligen Familie an die etwa ein halbes Jahrhundert vorher bereits mit Besitzungen vor allem in Bergen und Rodelheim fassbar ist 1 In der Folge wurde der Beiname von zahlreichen Familienmitgliedern ubernommen die als Ganerben in vielen Burgen des Frankfurter Umlands ansassig waren Herkunft Bearbeiten Der Reichsministeriale Werner Schelm von Bergen wurde erstmals 1194 in einer Urkunde genannt Ahnliche Leitnamen lassen sich bis in die Mitte des 12 Jahrhunderts bei den Rittern von Stengazzen zuruckverfolgen Diese waren vermutlich in der nach Enkheim fuhrenden Steingasse heute Rohrborngasse ansassig Zahlreiche Angehorige der Familie sind als Ritter von Bergen belegt Das legt eine Verwandtschaft oder Abstammung nahe 2 denn der Beiname Schelm tauchte erstmals bei diesem Werner von Bergen auf wurde aber in der Folge von den meisten Zweigen beibehalten Der Name scheint zunachst auf die Person beschrankt gewesen zu sein denn erst nach dem Tod Werners erscheinen weitere Nachkommen mit dem Beinamen Davor nannten sich diese ebenfalls nur von Bergen 3 Aus dem Namen Schelm in seiner ursprunglichen Bedeutung ein Todbringer und dem Zeitpunkt der Erstnennung wurde gelegentlich auf eine Teilnahme am Dritten Kreuzzug geschlossen was aber sonst nicht zu belegen ist 3 Die unklare Herkunft des Beinamens hat zu unterschiedlichen Sagen gefuhrt Als Stammburg des Rittergeschlechts gilt die Wasserburg in Bergen auch Schelmenburg oder Gruckau genannt die Burg wurde jeweils an den Erstgeborenen der Berger Linie vererbt Die Schelme ausserhalb Bergens Bearbeiten Angehorige des Rittergeschlechts sind im hohen Mittelalter als Lehensnehmer und Ganerben im Frankfurter Raum und im fruheren Maingau urkundlich zahlreich erwahnt 4 Nicht in allen Fallen sichern Quellen eindeutig die Verwandtschaftsbeziehung Sie erschliesst sich vielfach nur aus Ahnlichkeiten im Wappen den Leitnamen der jeweiligen Familie und den Besitzverhaltnissen 5 Bereits der erste Namenstrager Werner Schelm von Bergen besass einige Guter in Rodelheim Bei der Ersterwahnung der dortigen Reichsburg im Jahr 1276 werden als Ganerben die Ritter von Praunheim von Preungesheim und von Sachsenhausen zusammen mit einem Schelm von Bergen und Dietrich Schelm von Bommersheim genannt Wahrscheinlich handelt es sich um nahe Verwandte welche die Burg geerbt hatten 6 Die gemeinsamen Vorfahren werden in den Rittern von Stengazzen oder von Bergen vermutet Im hohen Mittelalter besassen die Schelme im heutigen Rhein Main Gebiet eine weitverzweigte Verwandtschaft und traten oft als Gegner der Freien Reichsstadt Frankfurt auf Die Schelme von Bergen sind 1550 auch im frankischen Ritterkanton Odenwald nachweisbar 7 8 Dies durfte auf die von Herrmann Schelm von Bergen begrundete Linie Umstadt Otzberg zuruckzufuhren sein Schelme von Bommersheim Bornheim und Bonames Bearbeiten Die Schelme von Bommersheim lassen sich direkt auf den Reichsministerialen Werner Schelm zuruckfuhren Sein Sohn Gerlach besass in Bommersheim und Kriftel einige eppsteinische Lehen aber kaum noch in Bergen 9 In Bornheim sind um die Mitte des 14 Jahrhunderts einige Edelknechte belegt die auch uber Streubesitz in Bergen verfugten 1366 und 1367 legten die letzten dortigen Namenstrager den Frankfurter Burgereid ab 10 Die Linie der Schelme von Bonames die seit 1304 als Vogte der Burg Bonames auftraten geht auf den erwahnten Rodelheimer Ganerben Dietrich Schelm von Bommersheim zuruck Wahrscheinlich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten raumten die Bonameser Schelme 1345 der Stadt Frankfurt zunachst ein Offnungsrecht ein und verkauften die Burg schliesslich 1367 In der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts sind einige Angehorige dieses Zweigs in den geistlichen Stand ubergetreten oder wurden Frankfurter Burger 11 nbsp Allianzwappen der Gans von Otzberg links heraldisch rechts und der Schelme von Bergen rechts an der Wasserburg Schloss Nauses nbsp Allianzwappen der Herren von Boineburg mit den Schelmen von Bergen am Rodensteiner Schloss in Gross Umstadt nbsp Grabstein des Hans Andres Schelm zu Bergen in der Burgmauer der Reichsburg Friedberg in HessenSchelme in Umstadt Otzberg Bearbeiten Die Linie Umstadt Otzberg durfte von Herrmann Schelm von Bergen begrundet worden sein Deren bekanntester Vertreter war Sibold Vogt zu Umstadt Der Hauptsitz dieser Linie befand sich auf der Veste Otzberg Ein Allianzwappen der Schelme mit dem Wappen der Ganse von Otzberg ist noch an der Wasserburg Schloss Nauses erhalten auch in Gross Umstadt besassen die Schelme einen Burgmannenhof heute Rodensteiner Schloss genannt Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg und dem damit verbundenen Verlust Umstadts fur Hanau ist die Linie in Gelnhausen nachweisbar wo sie als letzte der verschiedenen Linien der Schelme von Bergen 1844 erlosch 12 Der Genealoge Johann Gottfried Biedermann stellte wohl deshalb 1751 fest dass die Schelme von Bergen aus dem frankischen Raum weggezogen seien 13 Spates Mittelalter Bearbeiten Stellung in der Standegesellschaft Bearbeiten Die ursprunglichen Besitzungen in Bergen und im Amt Bornheimerberg gerieten im Mittelalter zunehmend unter den Einfluss der Herren und Grafen von Hanau die in Bergen seit 1269 Rechte besassen und versuchten diese auszuweiten 1354 musste Sibold Schelm von Bergen die Schelmenburg an Ulrich III von Hanau ubertragen und von diesem als Lehen nehmen Die freien Ritter waren damit zu Vasallen geworden 14 Bis zum Ende des Alten Reiches gehorte Bergen damit zur Herrschaft spater Grafschaft Hanau und schliesslich zur Grafschaft Hanau Munzenberg Die Schelme von Bergen gerieten als hanauische Gefolgsleute haufig mit der Stadt Frankfurt in Konflikt Raubrittertum Bearbeiten Auch liessen sie sich wegen Verarmung wie viele Niederadlige der Region zu dieser Zeit als Raubritter zu Raububerfallen auf Frankfurter Kaufleute verleiten Sibolds Sohne Sibold IV und Gerlach IV mussten 1382 Urfehde schworen nachdem die Stadt Frankfurt die Burg in Bergen erobert hatte 15 Die Stadt behielt sich ein Offnungsrecht vor Mit dem Sieg uber Frankfurt in der Kronberger Fehde 1389 gelang es Ulrich IV von Hanau aber seine Lehnsleute von diesen Verpflichtungen zu befreien Bereits 1393 beraubte Sibold erneut Frankfurter Burger Auch von den Vettern des Umstadt Otzberger Zweigs sind solche Raubzuge bekannt Uber Sibold Vogt zu Umstadt liegt ein Fehdebrief des Siegfried Wambolt zu Umstadt aus dem Jahr 1400 vor in dem Sibold unter anderem zahlreiche Strassenraubereien vorgeworfen werden 16 Fruhe Neuzeit Bearbeiten Territorialisierungsprozess Bearbeiten Die beginnende Territorialisierung ab dem ausgehenden Mittelalter konsolidierte die Herrschaftsbereiche der Landesherren und verrechtlichte die Beziehungen zwischen den entstehenden Territorien und zu den nachgeordneten Herrschaftstragern Damit entfiel die Moglichkeit der Schelme von Bergen sich durch Raub und Fehde Einnahmen zu verschaffen Dieser Konsolidierungsprozess ordnete Bergen auch eindeutig der Grafschaft Hanau zu und das Frankfurter Interesse liess nach in Bergen Fuss zu fassen Andererseits wurden die Besitzungen der Schelme in Bergen und Seckbach durch Erbteilungen weiter verkleinert 1475 mussten die Besitzrechte in Bornheim an die Stadt Frankfurt verkauft werden Dies hatte bei der Teilung der Grafschaft Bornheimer Berg 1481 den Verbleib Bornheims zusammen mit Hausen und Oberrad bei Frankfurt zur Folge wahrend der wesentlich grossere Teil der Grafschaft Hanau zugeschlagen wurde 17 Wie bei vielen Angehorigen des niederen Adels ist mit dem 15 Jahrhundert ein wirtschaftlicher Niedergang festzustellen einzelne Zweige bestanden aber bis in das 19 Jahrhundert fort Zu Beginn des 16 Jahrhunderts konnte Adam Schelm mit der Mitgift seiner Frau Dorothea von Carben grosse Teile des schelmischen Besitzes zuruckkaufen Er veranderte den Namen der Berger Linie in Schelm von und zu Bergen und wurde zwischen 1508 und 1518 als Amtmann in Nieder Erlenbach erwahnt 18 Der Dienst fur eine Landesherrschaft als Amtmann oder Landschultheiss wurde zu einer zusatzlichen Einnahmequelle In der Reichsburg Friedberg sind zehn Burgmannen mit dem Namen Schelm im Verlauf von 400 Jahren nachgewiesen beginnend mit den oben erwahnten Sibold IV und Gerlach IV Schelm von Bergen 19 Von dem Anteil der Schelme an der Burggrafschaft Friedberg zeugen heute nur noch zwei Steindenkmaler ein Wappen des Friedrich Adolph Schelm von Bergen uber einem Eingang zur Burgkanzlei heute Schulgebaude 20 sowie ein Grabstein des Hans Andres Schelm der ursprunglich in der Burgkirche aufgestellt war 21 nbsp Ruine der Hubertuskapelle vor 1852 Hubertuskapelle Bearbeiten Die Schelme von Bergen besassen im Mittelalter eine eigene Kapelle in Bergen sudlich der Schelmenburg die Hubertuskapelle in der sich auch die Familiengrabstatte befand Sie wurde in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts erbaut 22 und brannte 1555 nach einem Blitzschlag ab Reste davon waren noch bis in das 19 Jahrhundert sichtbar 23 In den 1530er Jahren wurde in Bergen wie in der gesamten Grafschaft die Reformation eingefuhrt Endres Schelm von und zu Bergen liess 1535 den katholischen Gottesdienst in der Kapelle einstellen richtete allerdings auch keinen neuen ein und trat erst 1560 mit seinem gesamten Hofgesinde zum lutherischen Bekenntnis uber 24 Die letzten Schelme von Bergen Bearbeiten nbsp Der letzte Namenstrager Christian Ernst Schelm von Bergen gest 1844 Hauptmann in den Napoleonischen Kriegen Die zahlreichen Belege fur Familienmitglieder wurden gegen Ende des Mittelalters seltener Viele Zweige scheinen im Burger oder sogar im Bauernstand aufgegangen zu sein 25 Nach dem Ende des Mittelalters sind noch Zweige in Bergen Berkersheim und Gelnhausen fassbar 26 Einer der letzten bedeutenderen Namenstrager ist Friedrich Adolph Schelm von Bergen der seit 1664 als Eigentumer der Schelmenburg bezeugt ist Er hatte als hoher Beamter am Heidelberger Hof in kurpfalzischen Diensten gestanden Friedrich Adolph liess die alte Wasserburg in Bergen in ein kleines Schloss umbauen wobei das ehemalige Hauptwohngebaude uberbaut wurde Uber dem Portal befindet sich noch die Bauinschrift aus dem Jahr 1700 sowie das Wappen der Schelme und das der Herren von Venningen Am Eingang zur Burg liess er ein Sandsteinrelief anbringen auf dem der doppelkopfige Reichsadler zu sehen ist mit der Unterschrift SVB VMBRA ALARVM TVARVM Unter dem Schatten Deiner Flugel 27 ein Hinweis dass er sich in dieser Zeit reichlich anachronistisch als freier Reichsritter verstand Die Berkersheimer Linie endete 1704 mit dem Tod von Christoph Schelm Seine Witwe starb 1735 Anfang des 19 Jahrhunderts erlosch die Berger Linie mit dem Rittmeister und Burgdirektor der Pfalz Gelnhausen Christian Ludwig Friedrich Schelm von Bergen 1844 starb auch die Gelnhauser Linie mit dem Tod des pensionierten Frankfurter Hauptmanns Christian Ernst Schelm von Bergen aus Bis zum Ersten Weltkrieg brauten in Bergen die spateren Besitzer der Schelmenburg das Schelmenbrau da mit dem Eigentum an der Schelmenburg das Recht zum Bierbrauen verbunden war Nach den Schelmen von Bergen ist in Gelnhausen der Schelmenmarkt benannt Stammliste Bearbeiten Hauptartikel Stammliste der Schelme von BergenWappen Bearbeiten nbsp Wappen von BergenDas Wappen der Schelme von Bergen bestand aus zwei roten Bogen auf silbernem Grund Je nach Art der Darstellung sind die beiden Pfahle an ihren Enden nach aussen gebogen bei Siebmacher erscheinen sie als sich beruhrende Halbkreise Sie werden als Rippen weniger wahrscheinlich als Regenbogen oder Radfelgen gedeutet Eine Deutung als Rippen oder Totenknochen konnte mit der Sage der Schelmen in Zusammenhang stehen 28 Die Helmdecken sind in Rot und Gold Die Wappen der einzelnen Zweige unterscheiden sich meist durch hinzugefugte Sterne Kugeln Blumen oder Musterung Die Helmzier zeigt wahrscheinlich einen feuerspeienden roten Drachen oder einen Hund bei manchen Zweigen wie dem von Bonames eine Dogge Letzteres deckt sich mit der Beobachtung eines gleichen Wappentiers bei verwandten Ministerialengeschlechtern von Heusenstamm von Ovenbach von Ruckingen von Rudigheim von Selbold und einer sich nur von Bergen nennenden Adelsfamilie Bei den Herren von Hagen ist ein ganzes Tier belegt 29 Das 1950 amtlich verliehene Gemeindewappen von Bergen Enkheim nahm das Wappen des Geschlechts der Schelme von Bergen auf nbsp Denkmal des Schelm von BergenZum Ursprung des Namens BearbeitenVon der Sage die mit dem Namen der Schelmen verbunden ist sind mindestens sechs verschiedene Versionen nachweisbar Kaiser Friedrich Barbarossa hatte sich im Reichsforst Dreieich verirrt Er traf einen Karrenfuhrer den er nach dem Weg fragte und bat sich auf den Wagen setzen zu durfen Zuruck bei der Jagdgesellschaft erkannte man in dem Fuhrmann den Schelm von Bergen den der Kaiser daraufhin adelte 30 Der Schinder von Bergen reichte dem durstigen Kaiser ein Glas Wasser und wurde dafur belohnt 31 Nach Fertigstellung der Pfalz Gelnhausen legte sich Friedrich Barbarossa abends zur Ruhe und sagte Wer morgen fruh zuerst in den Schlosshof tritt sei wer es sei edlen Geschlechts Erster war dann wohl der Abdecker von Bergen 32 Nach einer anderen Sage wird Barbarossa vom Forster von Gelnhausen dem Schelm und dessen Gehilfen vor einem Hinterhalt auf dem Weg nach Wurzburg gewarnt Zum Dank erhalten die drei den Ritterschlag 33 Der Kaiser wird bei einer Schweinshatz von seinem Gefolge getrennt und sieht sich plotzlich von zwei Wildschweinen bedroht Die eine Sau kann er selbst erlegen vor dem Stoss der anderen bewahrt ihn nur der zufallig dahergekommene Schelm von Bergen Zum Dank darf er den Kaiser zu seinem Gefolge begleiten und wird dort zum Ritter geschlagen 34 Der Maskenball mit fiktivem Kaiser und Kaiserin im Palast zu Frankfurt der Schelm tanzt mit der Kaiserin und wird erkannt 35 Problematisch an der Verbindung die die Sage herzustellen sucht ist dass die Ersterwahnung des Namens 1194 deutlich vor den ersten Belegen fur berufsmassige Henker liegt Letztere traten erstmals 1276 im Augsburger Stadtrecht auf in Frankfurt selbst erst 1386 als Zuchtiger 1404 und 1406 als diephenker der Schinder sogar erst 1440 36 also in einer Zeit in der das Adelsgeschlecht den Namen schon seit vielen Generationen verwendete Es fallt jedoch auf dass sich die meisten Episoden in der Zeit Barbarossas ereignet haben sollen was der Ersterwahnung des Geschlechts und den Ursprungen der Stammburg in Bergen recht nahekommt Eine ahnliche Herkunftssage liegt fur die Forstmeister von Gelnhausen vor Rezeption Bearbeiten nbsp Das Schelmen Motiv von Mark Twain im Heimatmuseum Bergen Enkheim Die literarische Rezeption der Schelmensage begann in der Epoche der Romantik Das erste Gedicht stammte von Isaac von Sinclair 1811 1821 erschien im Rheinisch westfalischen Musenalmanach die Ballade Schelm von Bergen von Wilhelm Smets der unter dem Pseudonym Theobald schrieb 1837 widmeten der Osterreicher Johann Nepomuk Vogl und Karl Simrock der Thematik jeweils ein Gedicht Vogl stellt in seiner Bearbeitung dem Maskenball noch eine Szene mit durchgegangenem Pferdefuhrwerk im Wald voran Simrocks Ballade erschien 1837 in den Rheinsagen und nochmals 1844 in seinen Gedichten 1846 veroffentlichte Heinrich Heine seine Ballade Schelm von Bergen Er kannte die Sage spatestens seit 1821 denn er hatte damals den Musenalmanach rezensiert und kommentierte das Werk seines Bonner Kommilitonen Smets mit den Worten Der Stoff von Theobald s Schelm von Bergen ist wunderschon fast unubertrefflich doch der Verfasser ist auf falschem Wege wenn er den Volkston durch holpernde Verse und Sprachplumpheit nachzuahmen sucht 37 Auch Simrocks Ballade konnte Heine vertraut gewesen sein die beiden ehemaligen Kommilitonen standen seit 1845 wieder in personlichem Kontakt Wohl aus personlichen Grunden Heine hatte in seiner Jugend eine Romanze mit der Tochter des Dusseldorfer Scharfrichters 38 verlegte er die Handlung an den Rhein und beginnt folgendermassen Im Schloss zu Dusseldorf am Rhein Wird Mummenschanz gehalten Da flimmern die Kerzen da rauscht die Musik Da tanzen die bunten Gestalten Die aristokratische Gesellschaft tanzt gemeinsam unter Larven versteckt mit dem gemeinen Volk Besonders ausgelassen tanzt die Herzogin mit ihrem Tanzer Als sie ihn jedoch bittet die Maske abzunehmen weigert sich dieser vehement Da reisst sie ihm die Larve vom Gesicht und in der ausgelassenen Fastnachtsgesellschaft verbreitet sich Entsetzen als sich der Tanzer als der verfemte Scharfrichter von Bergen entpuppt Doch der Herzog stellt gelassen Ehre und Heiterkeit wieder her Der Herzog ist klug er tilgte die Schmach Der Gattin auf der Stelle Er zog sein blankes Schwert und sprach Knie vor mir nieder Geselle Mit diesem Schwertschlag mach ich dich Jetzt ehrlich und ritterzunftig Und weil du ein Schelm so nenne dich Herr Schelm von Bergen kunftig So ward der Henker ein Edelmann Und Ahnherr der Schelme von Bergen Ein stolzes Geschlecht Es bluhte am Rhein Jetzt schlaft es in steinernen Sargen 1880 wurde der Sagenstoff erstmals ausserhalb des deutschen Sprachraums bearbeitet Mark Twain der in den Jahren zuvor Deutschland bereiste und in Frankfurt eine englische Ubersetzung der Rheinsagen erstanden hatte fugte in seinen Erlebnisbericht A Tramp Abroad die Sage The Knave of Bergen ein Das Werk enthalt Illustrationen des Maskenballs von Walter Francis Brown Twain verstand den in Eisen gehullten tanzenden Ritter und den Henker der den Kaiser aufs Glatteis fuhrte als eine Verspottung der adligen Gesellschaft 1886 versuchte sich Johann Strauss Sohn sogar an einer komischen Oper die er aber nicht fertigstellte Das Libretto dazu stammte von Ignaz Schnitzer der zuvor den Zigeunerbaron geschrieben hatte Teile der Komposition verwendete Strauss ein Jahr spater fur seine Operette Simplicius nach dem Schelmenroman Der abenteuerliche Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen Carl Zuckmayer erhielt fur sein 1934 erschienenes Schauspiel Der Schelm von Bergen die Ehrenburgerwurde von Bergen Enkheim das damals noch selbststandige Gemeinde war Zu Beginn der 1950er Jahre schrieb der Heimatdichter Conrad Weil das volkstumliche Theaterstuck gleichen Namens Es wird regelmassig auf einer Freilichtbuhne in Bergen von einem Verein aufgefuhrt 39 Seit September 2010 steht vor der Schelmenburg in Bergen eine Bronzestatue des Schelmen geschaffen von Hans Joachim Schwital und gegossen von der Glocken und Kunstgiesserei Rincker in Sinn 40 Literatur BearbeitenHeinrich Bingemer Das Frankfurter Wappenbuchlein 2 Auflage Kramer Frankfurt 1987 ISBN 3 7829 0348 X S 33 Tafel 27 Helmut Bode Frankfurter Sagenschatz Sagen und sagenhafte Geschichten nach den Quellen und alteren Sammlungen sowie der Lersner schen Chronik neu erzahlt von Helmut Bode Verlag Waldemar Kramer Frankfurt a M zweite Auflage 1986 ISBN 3 7829 0209 2 S 113 118 Wilhelm Hans Braun Die Schelme von Bergen in Friedberg Der Grabstein des Hans Andres Schelm im Schlossgarten In Wetterauer Geschichtsblatter 6 1957 S 131 135 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen In Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 13 54 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Herausgegeben mit freundlicher Unterstutzung der Frankfurter Sparkasse von 1822 Polytechnische Gesellschaft Frankfurt 1979 Ernst Heinrich Kneschke Neues allgemeines deutsches Adels Lexicon Band 8 1868 Neudruck 1996 ISBN 3 89557 020 6 S 126f Karl Moritz Deutsche Balladen Analyse fur den Deutschunterricht Paderborn Ferdinand Schoningh 1972 ISBN 3 506 72814 8 Ernst Julius Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 Neudruck 1978 S 732 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schelme von Bergen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Schelme von Bergen in der Chronik von Bergen Enkheim auf der Homepage der Stadt Frankfurt am Main abgerufen am 20 Feb 2020 Heinrich Heine Schelm von Bergen http www reinhard doehl de forschung heine schelm htmEinzelnachweise Bearbeiten Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 16 29 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 16 21 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 15 17 a b Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 30 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 22 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 16 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 47 Cord Ulrichs Vom Lehnshof zur Reichsritterschaft Strukturen des frankischen Niederadels am Ubergang vom spaten Mittelalter zur fruhen Neuzeit Liste des Kantons Odenwald von 1550 StAL B 583 Bu 191 Franz Steiner Verlag Stuttgart Stuttgart 1997 ISBN 3 515 07109 1 S 214 215 Siehe auch Liste frankischer Rittergeschlechter S Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 30f Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 35f Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 36 38 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 33f Johann Gottfried Biedermann Geschlechts Register Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken loblichen Orts Ottenwald Kulmbach 1751 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 3 1350 1375 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Hirzel Leipzig 1894 Nr 105 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 34 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 86 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 4 1376 1400 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Hirzel Leipzig 1897 Nr 362 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 30 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 82 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 4 1376 1400 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Hirzel Leipzig 1897 Nr 865 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 14 und 34f Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 43 52 P Hupach Der Scheltbrief des Ritters Siegfried Wamboldt wider Sibold Schelm Vogt zu Grossumstadt 1400 Heimat Jahrbuch Gelnhausen 1957 S 79f Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 53 55 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 56 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 57 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg In der Burg 4 8 Ehem Burgkanzlei von 1512 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Bernhard Peter Galerie Photos schoner alter Wappen Nr 596 Friedberg Wetterau Wilhelm Hans Braun Die Schelme von Bergen in Friedberg Der Grabstein des Hans Andres Schelm im Schlossgarten In Wetterauer Geschichtsblatter 6 1957 S 131 135 Erster urkundlicher Nachweis 25 Februar 1388 anlasslich der Stiftung eines Katharinenaltars durch die Bruder Sibold und Gerlach Schelm von Bergen siehe Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Bd 4 1376 1400 Publikationen aus den koniglich preussischen Staatsarchiven Hirzel Leipzig 1897 Nr 452 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 101ff Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 58 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 54 auf S 40 erwahnt er einen Dietrich Schelm von Bergen aus der Seckbacher Linie der 1364 den Frankfurter Burgereid leistete S 30 erwahnt einen Tuchhandler Johann Schelm der 1399 in den Frankfurter Rat gewahlt wurde Ernst J Zimmermann Hanau Stadt und Land 3 Auflage Hanau 1919 Neudruck 1978 S 732 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 24 Psalm 17 8 weitere Ausfuhrungen bei Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 15 und 29f Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 S 15f Helmut Bode Frankfurter Sagenschatz Sagen und sagenhafte Geschichten nach den Quellen und alteren Sammlungen sowie der Lersner schen Chronik neu erzahlt von Helmut Bode Verlag Waldemar Kramer Frankfurt a M zweite Auflage 1986 S 113 115 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 10 dort auch Aufstellung der meisten Varianten Helmut Bode Frankfurter Sagenschatz Sagen und sagenhafte Geschichten nach den Quellen und alteren Sammlungen sowie der Lersner schen Chronik neu erzahlt von Helmut Bode Verlag Waldemar Kramer Frankfurt a M zweite Auflage 1986 S 115f Karl Lyncker Deutsche Sagen in hessischen Gauen Kassel 1854 S 151 Karl Lyncker Deutsche Sagen in hessischen Gauen Kassel 1854 S 151 152 Karl Lyncker Deutsche Sagen in hessischen Gauen Kassel 1854 S 152 Ausfuhrlicher in August Verleger Frankfurter Sagen Hirschgraben Verlag Frankfurt am Main 1977 Helmut Bode Frankfurter Sagenschatz Sagen und sagenhafte Geschichten nach den Quellen und alteren Sammlungen sowie der Lersner schen Chronik neu erzahlt von Helmut Bode Verlag Waldemar Kramer Frankfurt a M zweite Auflage 1986 S 116 118 Heinz F Friederichs Zur Fruhgeschichte der Ministerialenfamilien von Bergen und Schelm von Bergen Hanauer Geschichtsblatter 18 1962 Anm 85 Heinrich Heine Werke Briefwechsel Lebenszeugnisse Sakularausgabe Band 3 Akademie Verlag Berlin 2002 ISBN 3 05 000450 9 S 159 Werner Henschke Die Schelme von Bergen in Sage Geschichte und Dichtung Frankfurt 1979 S 124 Forder und Tragergruppe Schelmenspiel e V FAZ vom 30 September 2010 Seite 43 nbsp Dieser Artikel wurde am 27 September 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schelme von Bergen amp oldid 237636462