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Isaac von Sinclair 3 Oktober 1775 in Homburg vor der Hohe 29 April 1815 in Wien war ein deutscher Diplomat und Schriftsteller Sinclair war Freund des Dichters Friedrich Holderlin Isaac von Sinclair Gemalde von Favorin Lerebours 1808 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Freundschaften mit Jacob Zwilling Casimir Boehlendorff Friedrich Holderlin u a 1 3 Hochverratsprozess 1 4 Sinclair als Diplomat und Schriftsteller 1 5 Tod in Wien 2 Siehe auch 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten nbsp Sinclairs Geburtshaus in Bad HomburgIsaac von Sinclair stammte aus einer ursprunglich in Schottland beheimateten Familie deren Familienname Sinclair St Clair eine anglo normannische Herkunft Clan Sinclair andeutet Wahrscheinlich wurde schon sein Vater Alexander Adam von Sinclair 1 um das Jahr 1713 in Deutschland geboren 2 Alexander von Sinclair war Jurist und hatte seit 1733 in Jena studiert 3 Im April 1752 trat er in Bad Homburg eine Stelle als Erzieher des damals dreijahrigen Sohnes des Landgrafen Friedrich IV von Hessen Homburg an und erzog in den folgenden vierzehn Jahren diesen nach seinen calvinistisch pietistischen Uberzeugungen Der Vater starb 1778 als Isaac erst drei Jahre alt war Isaac von Sinclair wurde nun zusammen mit den jungeren Kindern des Landgrafen Friedrich V der sein Pate war erzogen 3 Von 1792 bis 1793 studierte er an der Universitat Tubingen Rechtswissenschaft 4 und von 1793 bis 1795 an der Universitat Jena und trat anschliessend im Jahr 1796 in die Dienste des Landgrafen 2 Freundschaften mit Jacob Zwilling Casimir Boehlendorff Friedrich Holderlin u a Bearbeiten Nachdem Sinclair im Mai 1794 sein Studium in Jena begonnen hatte lernte er dort vermutlich bei den philosophischen Vorlesungen Fichtes auch Holderlin kennen Wahrend seines Studiums wurde er Mitglied im Harmonistenorden 5 Er war ein begeisterter Befurworter der Franzosischen Revolution stand einigen Mitgliedern der Gesellschaft der freien Manner nahe und nahm aktenkundig auch an einem der damals haufigen Studententumulte teil Er wirkte ab 1796 in der bzw fur die Landgrafschaft Hessen Homburg und blieb in freundschaftlicher und fordernder Verbindung mit Holderlin Holderlin ging nachdem er sich vom Hause Gontard in Frankfurt am Main getrennt hatte Ende September 1798 nach Homburg und blieb dort bis zum Juni 1799 Sinclair lud Holderlin nach dem Tode Susette Gontards im Juni 1804 erneut nach Homburg ein brachte ihn in einer Wohnung unter und zahlte dem niedergeschlagenen Dichter aus eigener Tasche das Gehalt eines Hofbibliothekars 6 Spatestens 1805 trat eine Entfremdung ein als Holderlin den wegen Hochverrat angeklagten Sinclair belastete Im August 1806 teilte Sinclair der Mutter Holderlins mit dass er nicht mehr fur seinen Freund sorgen konne da Homburg mediatisiert werde Als am 11 September 1806 die Mediatisierung Homburgs vollzogen wurde wurde gleichzeitig Holderlin nach Tubingen in das von Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth geleitete Universitatsklinikum geschafft Holderlin hat Sinclair in seinem Roman Hyperion in der Gestalt des Alabanda verewigt In dem Gedicht An Eduard schliesst der Dichter mit dem Revolutionar Sinclair ein bruderliches Bundnis Ruckblickend hat Bettina von Arnim in ihrem Briefroman Die Gunderode 1840 Sinclair St Clair in langeren Passagen geschildert Weitere wichtige Freundschaften fur Sinclair waren seine intime Beziehung zu dem Philosophiestudent und Offizier Jacob Zwilling bei dessen Tod am 22 Oktober 1809 er einen Nervenschlag erlitt sowie neben anderen vor allem auch mit dem Dichter Casimir Ulrich Boehlendorff 7 Hochverratsprozess Bearbeiten Ein gravierender Einschnitt im Leben Sinclairs und Holderlins war der Hochverratsprozess gegen Sinclair und einige seiner Freunde in dem zeitweise auch gegen Holderlin ermittelt wurde Im Zusammenhang mit einer Staatslotterie mit der Hessen Homburg seine maroden Finanzen sanieren wollte wurde Anfang 1804 der Hochstapler Aaron Levi bzw Anton Leopold Wetzlar engagiert dessen Charme Sinclair erlegen war und dem er geraten hatte sich als Alexander Wilhelm Ludwig Blankenstein taufen zu lassen 8 Als Sinclair die Betrugereien Blankensteins aufdecken und Massnahmen gegen ihn ergreifen wollte schwarzte Blankenstein ihn am 29 Januar 1805 beim Kurfursten Friedrich I von Wurttemberg an der schon langer im Kampf mit den Landschaft genannten Standen lag Blankenstein berief sich auf eine Tafelrunde im Juni 1804 in Stuttgart an der neben ihm und Sinclair auch der Ludwigsburger Burgermeister Christian Friedrich Baz teilgenommen habe der einer der radikalen Fuhrer der wurttembergischen Stande war Blankenstein behauptete im Zusammenhang mit diesem Treffen sei geplant worden den Kurfursten zu ermorden und dadurch eine Revolution anzuzetteln Der Kurfurst dessen Untertan Sinclair nicht war erwirkte vom Homburger Landgrafen Sinclairs Verhaftung Sinclair wurde am 26 Februar 1805 nach Wurttemberg gebracht und inhaftiert eine Kommission machte ihm Baz und anderen angeblichen Mitverschworenen den Prozess Holderlin blieb nur deshalb von weiteren Nachstellungen verschont weil er als nicht vernehmungsfahig galt Der Homburger Arzt und Hof Apotheker Muller berichtete in einem Gutachten vom 9 April 1805 Holderlin sei zerruttet sein Wahnsinn sei in Raserei ubergegangen er habe immer wieder gerufen Ich will kein Jakobiner sein und Sinclair schwere Vorwurfe gemacht Der Prozess forderte schliesslich zutage dass bei dem Treffen zwar einige bose Worte gegen den Kurfursten gefallen waren dass aber niemals ein tatsachlicher Umsturzplan vorgelegen hatte so dass man Sinclair letztlich am 9 Juli 1805 nach Homburg in die Freiheit gehen liess Sinclair als Diplomat und Schriftsteller Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Dorotheenstrasse 6Sinclair vertrat die Interessen Hessen Homburgs und seines Landgrafen Friedrich V von Hessen Homburg in vielen diplomatischen Missionen und fuhrte zeitweise auch die Regierungsgeschafte Seinem Einsatz war es mitzuverdanken dass auf dem Wiener Kongress das ein Jahrzehnt zuvor mediatisierte Hessen Homburg seine volle Souveranitat zuruckerhielt Sinclair wurde im Spatherbst 1805 auf eine diplomatische Mission nach Berlin geschickt und wohnte mit seiner Mutter bei Charlotte von Kalb Mittlerweile nicht mehr zu den Idealen der Franzosischen Revolution stehend trat Sinclair hier mit antinapoleonischen bzw franzosenfeindlichen Zirkeln in Kontakt Er forderte vermehrt eine Ruckbesinnung auf das fruhere deutsche Reich das der Adel erneuern solle Er wurde zu einem Verfechter der kommenden Befreiungskriege und soll auch sehr religios geworden sein Sinclair wurde um den neuen politischen Zielen Ausdruck zu verleihen in den folgenden Jahren vermehrt schriftstellerisch tatig beteiligte sich an Zeitschriften und gab eigene Gedichtbande heraus Unter dem Anagramm Crisalin schrieb er 1806 1807 eine Dramentrilogie zum Cevennenkrieg in der er den Aufstand der Hugenotten gegen die franzosische Zentralgewalt als Beispiel fur die eigenen Unternehmungen gegen Napoleon Bonaparte darstellte eine Thematik die spater von Ludwig Tieck wieder aufgegriffen wurde Sinclair schrieb auch zwei umfangreiche philosophische Werke Wahrheit und Gewissheit 1811 1813 und Versuch einer durch Metaphysik begrundeten Physik 1813 und kontaktierte dazu auch Hegel Die Dichtungen und die philosophischen Werke Sinclairs wurden schon zu seinen Lebzeiten nur wenig beachtet und waren bald vergessen Tod in Wien Bearbeiten Wahrend des Wiener Kongresses wurde Sinclair Mitglied der Adels Vereinigung Kette Er konnte die Anliegen von Hessen Homburg weitgehend durchsetzen und wollte sich am Feldzug gegen den am 1 Marz 1815 aus Elba zuruckgekehrten Napoleon beteiligen Am 20 April 1815 starb seine Mutter Es konnte sein dass diese Nachricht ihn sehr erregte Sinclair galt als leicht aufbrausend und hatte schon mehrere Schlaganfalle erlitten Am 29 April starb er im Alter von 39 Jahren an einem weiteren Schlaganfall im Hause eines Schneiders namens Wanka mit dem er in sexuellem Kontakt gestanden haben soll Geruchte um seinen angeblichen Tod in einem Wiener Bordell durften eher dem Zweck gehuldigt haben Sinclair vom Ruch des Naturwidrigen zu befreien 9 Siehe auch BearbeitenSinclair Haus Geburtshaus Sinclairs Werke BearbeitenDer Anfang des Cevennenkrieges Ein Trauerspiel in funf Aufzugen o O 1806 Das Ende des Cevennenkrieges Ein Trauerspiel in funf Aufzugen o O 1806 Uber dichterische Composition uberhaupt und uber lyrische insbesondere erschienen in Glaube und Poesie Zum Fruhlinge des Jahres 1806 Eine Sammlung von Dichtungen und Bruchstucken in Prosa hrsg von Lucian Berlin 1806 Der Gipfel des Cevennenkrieges Ein Trauerspiel in funf Aufzugen o O 1807 Wahrheit und Gewissheit 3 Bde Frankfurt a M 1811 13 Versuch einer durch Metaphysik begrundeten Physik Frankfurt a M 1813 Wahrheit und Gewissheit Erster Band Berlin 1811 hrsg von Christoph Binkelmann Stuttgart Bad Cannstatt 2015 ISBN 978 3 7728 2521 7 10 Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Sinclair John Freiherr In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 35 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1877 S 2 f Digitalisat Friedrich Otto Sinclair Isaak von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 387 389 Werner Kirchner Der Hochverratsprozess gegen Sinclair Ein Beitrag zum Leben Holderlins Insel Frankfurt am Main 1969 Ursula Brauer Alexander Adam von Sinclaire Die Erziehungsakten fur Friedrich V Ludwig von Hessen Homburg Gutachten und Berichte uber eine Furstenerziehung Fragmente eines Furstenspiegels 1752 1766 in Mitteilungen des Vereins fur Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg vor der Hohe Band 42 1993 27 92 Ursula Brauer Isaac von Sinclair Eine Biographie Stuttgart 1993 Klett Cotta ISBN 3 608 91009 3 Ursula Brauer Zur Vorgeschichte von Holderlins zweitem Homburger Aufenthalt 1804 1806 Der Briefwechsel zwischen seiner Mutter und Isaac von Sinclair in MittVGBadHomburg 44 1995 65 89 Ursula Brauer Friedrich Holderlin und Isaac von Sinclair Stationen einer Freundschaft in Uwe Beyer Hrsg Holderlin Lesarten seines Lebens Dichtens und Denkens Wurzburg 1997 19 48 Hannelore Hegel Isaak von Sinclair zwischen Fichte Holderlin und Hegel Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der idealistischen Philosophie Frankfurt am Main 1999 2 Ursula Brauer Isaac von Sinclair In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 26 Bautz Nordhausen 2006 ISBN 3 88309 354 8 Sp 1372 1389 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 29 Ursula Brauer Sinclair Isaac Freiherr von Pseudonym Crisalin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 455 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Isaac von Sinclair im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Sinclair Alexander Adam von bei deutsche biographie de a b Friedrich Otto Sinclair Isaak von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 387 389 a b Ursula Brauer Sinclair Isaac Freiherr von Pseudonym Crisalin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 455 f Digitalisat Sinclair Isaac Freiherr von Pseudonym Crisalin gt Johann Kreuzer Hrsg Holderlin Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart Weimar 2002 ISBN 978 3 476 01704 8 S 39 Karl Hoede Burschen heraus Zur Erinnerung an den Ursprung der alten Burschenherrlichkeit Frankfurt am Main 1962 S 55 Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann Ein biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum uberarb Taschenbuchausgabe Suhrkamp Frankfurt 2001 ISBN 3 518 39766 4 S 664 Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann Ein biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum uberarb Taschenbuchausgabe Suhrkamp Frankfurt 2001 ISBN 3 518 39766 4 S 663 Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann Ein biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum uberarb Taschenbuchausgabe Suhrkamp Frankfurt 2001 ISBN 3 518 39766 4 S 663f Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann Ein biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum uberarb Taschenbuchausgabe Suhrkamp Frankfurt 2001 ISBN 3 518 39766 4 S 664f Dirk Pilz Am Anfang ist der Zweifel Rezension in Frankfurter Rundschau v 23 November 2015 Memento vom 25 November 2015 im Internet Archive Normdaten Person GND 118614622 lobid OGND AKS LCCN n89600185 VIAF 163149106006968490573 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sinclair Isaac vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und SchriftstellerGEBURTSDATUM 3 Oktober 1775GEBURTSORT Bad Homburg vor der HoheSTERBEDATUM 29 April 1815STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isaac von Sinclair amp oldid 235916832