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Die Herren von Hirschhorn waren eine ritterliche Familie mit Stammsitz Hirschhorn die zahlreiche Guter im Tal des unteren Neckars im Kleinen Odenwald im Kraichgau und am Rhein besass Die umfangreichen Besitztumer gingen vor allem auf Erwerbungen von Engelhard I und seinem Enkel Hans V von Hirschhorn im 14 und fruhen 15 Jahrhundert zuruck Die Familie starb 1632 im Mannesstamm aus Das Wappen der Familie zeigt eine aufgerichtete Hirschstange mit funf Enden Wappen der Herren von Hirschhorn aus Scheiblers Wappenbuch Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Abstammung und erste Nennung 1 2 Ausbau der Herrschaft unter Engelhard I um 1350 1 3 Engelhard II unter Reichsacht 1364 1383 1 4 Blute unter Hans V um 1400 1 5 Finanzkrise im 15 Jahrhundert 1 6 Zeit der Reformation 1 7 Erloschen der Familie 1 8 Zerfall der Herrschaft 2 Siehe auch 3 Quellen Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Der einstige Stammsitz Burg Hirschhorn nbsp Engelhard I von Hirschhorn 1361 Detail seines Epitaphs in der Ersheimer KapelleAbstammung und erste Nennung Bearbeiten Die Herren von Hirschhorn werden 1270 mit Johann von Hirschhorn erstmals genannt Ihren Stammsitz hatten sie in Hirschhorn wo sie um 1220 die Burg Hirschhorn auf einem Lehen des Klosters Lorsch errichtet hatten Die Herkunft der Familie liegt weitgehend im Dunkeln allerdings gibt es Hinweise wonach die Hirschhorner von den Herren von Harfenberg aus Heddesbach einer Nebenlinie der Edelfreien von Steinach abstammen oder mit diesen fruh verschwagert gewesen sein konnten Ausbau der Herrschaft unter Engelhard I um 1350 Bearbeiten Albrecht von Hirschhorn der Sohn des 1270 erwahnten Johann erhielt 1314 von Rudolf I die von den verarmten Harfenbergern an die Pfalzgrafschaft gegangene Harfenburg in Heddesbach als Pfand Albrechts Sohn Engelhard I von Hirschhorn nachgewiesen 1336 1361 war Geldgeber mehrerer Herren und erhielt von diesen umfangreiche Pfander Von Pfalzgraf Ruprecht I erhielt er unter anderem Sinsheim Mosbach Weissenburg Meckesheim Ober Schonmattenwag 1353 ausserdem Neckarau und Burg Rheinhausen mit dem zugehorigen Dorf Mannheim Von Mainz erhielt er 1356 Starkenburg Heddesheim und Bensheim Kaiser Karl IV verpfandete ihm 1360 die Stuber Zent einen etwa den gesamten Kleinen Odenwald umfassenden Landstrich mit all seinen Orten Durch die Ubernahme des so genannten Lindenberger Lehens von Conrad IV von Erbach das die Feste Lindenberg und verschiedenen Besitz und Rechte in den Dorfern Gonheim Alsheim Gronau Walsheim Maudach Flomersheim Hessheim Konigsbach Ruppertsberg Ellerstadt und Haselbach umfasste gelang es Eberhard I auch auf dem linken Rheinufer Fuss zu fassen 1355 erwarb er ausserdem die gesamte Herrschaft Bebenburg mit 24 Ortschaften und 1350 vom Johanniterorden das Tempelhaus in Neckarelz Auf Engelhard I geht weiterhin auch der umfangreiche Ausbau der Burg Hirschhorn die Burgkapelle und die Erneuerung der Ersheimer Kapelle zuruck in der er auch 1361 beigesetzt wurde Laut einer Urkunde vom 8 Oktober 1358 hatten Engelhard von Hirschhorn und seine Gattin Elisabeth dem neu gegrundeten Liebfrauenstift Neustadt den Pfarrsatz zu Ellerstadt geschenkt weshalb fur sie alljahrlich den Tag nach St Franziskus am dortigen Sakramentsaltar eine herrliche Messe zu singen sei bzw dies nach ihrem Ableben an den Todestagen geschehen soll 1 Engelhard II unter Reichsacht 1364 1383 Bearbeiten Engelhards gleichnamiger Sohn fuhrte nach dem Tod des Vaters zunachst dessen Expansionsbestrebungen fort wurde danach aber in langwierige Fehden verwickelt u a mit seinem vom Pfalzgrafen unterstutzten Schwager Burkhard Sturmfeder als auch mit dem seit 1364 als Lehnsherren der Burg Hirschhorn auftretenden Bistum Mainz Die Fehden mit dem Mainzer Erzstift drehten sich dabei auch mehrfach um eine Reliquie den Finger des Hl Georg den Engelhard II entwendet und nicht wieder herausgegeben haben soll Durch seine diversen Fehden fiel Engelhard II schliesslich 1364 unter Reichsacht wurde von Pfalzgraf Ruprecht gefangen genommen und bei seinem Schwiegervater Conrad IV von Erbach jahrelang in Gefangenschaft gehalten Wahrend der Zeit der Reichsacht ging ein Teil des Hirschhorner Besitzes verloren so z B 1378 die Stuber Zent an die Kurpfalz Die Reichsacht wurde erst nach knapp 20 Jahren durch den romisch deutschen Konig Wenzel 1383 aufgehoben Blute unter Hans V um 1400 Bearbeiten nbsp Grabmal fur Hans V und Philipp I in der Klosterkirche HirschhornDem Sohn Eberhards II Hans V von Hirschhorn 1426 gelang es den durch die Reichsacht des Vaters verkleinerten Besitz wieder zu mehren und ihn auf ein neues Hochstmass auszudehnen Hans V war Jurist und pfalzgraflicher Hofmeister ausserdem Rat in mehreren Stadten u a in Mainz Worms Speyer Strassburg und Frankfurt Nach der Wahl des Pfalzgrafen Ruprecht III zum deutschen Konig im Jahr 1400 war Hans V fur rund zehn Jahre koniglicher Gesandter nach dem Tod des Konigs 1410 war er neben dem Speyerer Bischof Raban von Helmstatt unter den Vollstreckern seines Testaments Hans V erhielt fur geliehene Geldmittel zahlreiche Pfander 1403 wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Eberhard mit der 1364 geschleiften und zwischenzeitlich teilweise neu erbauten Zwingenburg belehnt die dann unter den Hirschhorner wieder vollends aufgebaut wurde Nach 1403 erwarben die Hirschhorner von den vormaligen Besitzern den verarmenden Herren von Zwingenberg praktisch deren gesamte fruhere Herrschaft Zwingenberg die aus im Umland verstreuten Gutern bestand Auf Hans V geht ausserdem das 1393 verfasste und 1411 bestatigte Hirschhornische Hausgesetz zuruck das den Stammsitz die Burg und das 1391 zur Stadt erhobene Hirschhorn als unteilbaren Familienbesitz festschrieb und fur den restlichen Besitz Verpfandungen sowie Abtretungen als Wittum verbot Gemeinsam mit seiner Frau Iland geb Wild und Rheingrafin zu Dhaun 1431 seinen Brudern Eberhard 1420 und Conrad I Domherr zu Mainz und Kantor in Speyer 1413 sowie seinem Neffen Conrad um 1409 stiftete er 1406 auch das Karmeliterkloster Hirschhorn Die zahlreichen Erwerbungen und Stiftungen des Hans V fuhrten jedoch ab 1416 in seinen letzten zehn Lebensjahren auch zu einer wirtschaftlichen Krise der Familie Finanzkrise im 15 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Grabmal fur Melchior von Hirschhorn und Kunigunde von Oberstein entstanden um 1475 in der Klosterkirche HirschhornUnter Hans VI dem Sohn Hans V weitete sich die Finanzkrise aus auch weil Hans VI nach 1430 in eine langwierige Fehde mit dem Wurzburger Bischof Johann II von Brunn wegen Jahren zuvor geliehenen Geldes verwickelt wurde in deren Verlauf der Bischof durch Hans VI sogar zeitweise gefangen genommen wurde Doch auch nach diesem Druckmittel blieben dringend benotigte Ruckzahlungen und Zinszahlungen aus Wurzburg aus so dass die Bruder Hans VI und Philipp trotz der Verbote im Hausgesetz Teile des Besitzes verpfandeten Unter Philipps Sohnen Caspar Melchior und Otto setzten sich Schulden und Verpfandungen fort obwohl ihnen der Kurfurst 1462 und 1474 sogar die Erhebung einer Sondersteuer zum Abbau ihrer Schulden genehmigt hatte Erst um 1500 scheint die Krise uberwunden zu sein als unter Caspars Sohn Hans VIII von Hirschhorn wieder Neuerwerbungen zu verzeichnen waren Hans VIII erhielt auch die zwischenzeitlich an den Mosbacher Pfalzgrafen Otto II abgetretene Zwingenburg als Erblehen zuruck Zeit der Reformation Bearbeiten nbsp Otto von Hirschhorn und seine Gemahlin Margarete von HandschuhsheimDie Sohne Hans VIII waren Philipp II 1522 Georg 1543 und Engelhard III 1529 Philipp II wurde 1522 noch nach katholischem Brauch bestattet wahrend Engelhard III bei seinem Tod 1529 bereits zum evangelischen Glauben ubergetreten war 1525 verboten die Hirschhorner den Klosterbrudern die Ordenstracht 1528 beriefen sie protestantische Prediger die vom Kloster bezahlt werden mussten Engelhards III Sohn Hans IX von Hirschhorn 1569 fuhrte nach dem Tode Georgs 1543 die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet vollends durch auch indem er 1546 die katholische Messe verbot und letztlich das Kloster in Hirschhorn aufhob Ausserdem erliess er um 1558 eine einheitliche Rechtsordnung fur seine Herrschaft Da er der einzige mannliche Nachkomme war und zur damaligen Zeit die Kindersterblichkeit hoch war sicherte er trotz zweier junger Sohne 1556 seiner Tochter Marie die mit Bernhard II Goler von Ravensburg verheiratet war das Recht der Lehensfolge fur den Fall des Aussterbens der Familie im Mannesstamm zu Hans IX Sohne Ludwig I und Philipp III erreichten jedoch das Erwachsenenalter und hatten ihrerseits auch Sohne so dass der Besitz zunachst weiter in der Familie blieb Ludwig I baute die mittelalterliche Burg in Hirschhorn zu ihrer heutigen Gestalt im Stil der Renaissance um Erloschen der Familie Bearbeiten nbsp Wappen des Friedrich von Hirschhorn datiert 1593 am Rathaus in EschelbachLudwig I 1583 und sein Bruder Philipp III 1585 machten das aufgehobene Kloster in Hirschhorn zum Witwensitz ihrer Mutter starben beide selbst erst 40 jahrig und hinterliessen minderjahrige Sohne Ludwigs Sohn Ludwig II 1584 1618 kam erst nach dem Tod des Vaters zur Welt Philipps Sohn Friedrich III 1580 1632 war beim Tod des Vaters erst funf Jahre alt Das Leben der Neffen die zunachst von Vormundern vertreten wurden war von Tragik uberschattet Friedrich III hat bei einem Turnier in Heidelberg am 14 Dezember 1600 seinen Vetter den 17 jahrigen Johann V von Handschuhsheim den letzten Spross seines Geschlechts so verwundet dass dieser im Januar 1601 starb Friedrich war in erster Ehe mit Ursula von Sternenfels verheiratet die gemeinsamen Kinder verstarben jedoch alle im Kindesalter Ludwig II hatte einen Sohn der 1607 im Kindesalter starb wahrend der Vater auch nur 34 Jahre alt wurde Bereits mit dem Tode Ludwigs II begannen 1618 Streitigkeiten um das Familienerbe das die Witwe Ludwigs fur eine uberlebende Tochter beanspruchte was Friedrich III mit Verweis auf das Hausrecht von 1393 ablehnte nbsp Hirschhorn Epitaph in der Klosterkirche Hirschhorn nbsp Wappen der Herren von Hirschhorn aus Siebmachers WappenbuchNach Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges musste Friedrich III weitere Einschnitte erdulden Die katholischen Krafte erzwangen dass das Kloster in Hirschhorn wieder eroffnet wurde dessen Kirche damit nicht mehr der evangelischen Gemeinde des Ortes zur Verfugung stand fur die Friedrich ab 1628 eine neue Kirche die Marktkirche in Hirschhorn errichten liess 1629 starb seine erste Frau In zweiter Ehe war Friedrich ab 1630 mit Agnes von Helmstatt verheiratet im selben Jahr verfasste er wegen einer schweren Krankheit und angesichts des Fehlens eines Nachkommen sein Testament in dem er seine Halbschwester Maria von Sternenfels mit dem gesamten Allodialbesitz und Erblehen begunstigte wohingegen alle anderen Erben nur mit beweglichen Gutern bedacht wurden Aufgrund des Kriegsgeschehens lebte das Paar zeitweilig im Schutz der Stadt Heilbronn Ihr gemeinsamer spatgeborener und einziger Sohn Anselm Casimir 1631 in Heilbronn verstarb im August 1632 im Sauglingsalter sechs Wochen spater am 22 September 1632 starb auch der Vater Die Sarge des Ritters und seines Sohnes wurden erst 1880 bei Renovierungsarbeiten in der Heilbronner Kilianskirche wiederentdeckt Zahlreiche Epitaphe und Stifterwappen der Familie sind in deren traditionellen Begrabnisstatten der Karmeliter Klosterkirche in Hirschhorn und der Ersheimer Kapelle erhalten Zerfall der Herrschaft Bearbeiten Beim Tode Friedrichs III hatte dessen Allodial und Lehensbesitz noch uber 100 Dorfer umfasst Nach seinem Tode zogen die Lehnsherren darunter der Kaiser die Kurpfalz das Erzstift Mainz das Bistum Speyer und das Bistum Wurzburg ihren Lehensbesitz wieder an sich wobei es bereits dabei zu Streitigkeiten um die Zugehorigkeit bestimmter Gebiete kam Die einzelnen Lehen gingen an verschiedene Herren Das kaiserliche Lehen Rothenberg bei Hirschhorn und Finkenbach kam an den Grafen Adam Philipp XI von Cronberg sowie bald darauf an dessen Erben Kraft Adolf Otto das Kurpfalzer Lehen in Siegelsbach ging an Freiherr Franz Melchior von Wiser das Lindenberger Lehen wurde vom Bistum Speyer teils an Johann Reinhard von Sotern vergeben teils auch an den fruheren hirschhornischen Registrator Ferdinand Feldgeschrey als Lohn fur seine Klarung der Lehensverhaltnisse Ein Speyrer Lehen ging an Wolfgang Hartmann von Dalberg Hirschhorn selbst kam an Rudolf Raitz von Frentz danach an die von der Recke und war ab 1700 noch fur ein Jahrhundert Mainzer Amtssitz doch verfielen Burg und Stadt zusehends Ein Rechtsstreit zwischen der Kurpfalz und den Herren Goler von Ravensburg um ihnen aus dem Testament von 1556 zustehende Anteile an der Zwingenburg zog sich bis 1746 hin Die Anteile wurden schliesslich den Goler zugesprochen um anderntags von der Kurpfalz zuruckgekauft zu werden Siehe auch BearbeitenListe frankischer Rittergeschlechter Adolf Schmitthenner beschrieb die Familie Hirschhorn in seinem Roman Das deutsche Herz Quellen Literatur BearbeitenRobert Irschlinger Zur Geschichte der Herren von Hirschhorn Verlag Der Odenwald 1969 Eberhard Lohmann Die Herrschaft Hirschhorn Studien zur Herrschaftsbildung eines Rittergeschlechts Darmstadt Marburg 1986 Thomas Steinmetz Die Abstammung der Herren von Hirschhorn sowie die Entstehung ihrer Burg und Herrschaft In Geschichtsblatter Kreis Bergstrasse 30 1997 S 40 55 Eberhard Lohmann Hrsg Die Weistumer und Dorfordnungen der Herrschaft Hirschhorn Darmstadt 2001 Hansulrich Schuppel Hrsg Die Gemeyn Ordttnung der Herren von Hirschhorn aus dem Jahre 1558 im Dorfbuch zu Rothenberg Erbach 2002 Christina Kimmel Hans V von Hirschhorn im Dienst der Kurpfalz Ein Ritter aus dem Neckartal am Heidelberger Hof im 14 und 15 Jahrhundert Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 1999 ISBN 978 3 89735 124 0 Anke Stosser Herrschaften zwischen Rhein und Odenwald In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 S 152 170 bes S 168 170 Hartmut Riehl Auf den Spuren der Adelsgeschlechter in Sinsheim Verlag Regionalkultur Sinsheim 2020 ISBN 978 3 95505 182 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hirschhorn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thomas Steinmetz Hirschhorn Adelsfamilie In Historisches Lexikon BayernsEinzelnachweise Bearbeiten Franz Xaver Glasschroder Neue Urkunden zur Pfalzischen Kirchengeschichte im Mittelalter Verlag der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften Speyer 1930 Seite 22 Urkundenregest Nr 41 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hirschhorn Adelsgeschlecht amp oldid 236959675