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Reichsgraf Joseph Carl Leopold Friedrich Ludwig von Ortenburg 30 August 1780 in Ortenburg 28 Marz 1831 auf Schloss Tambach bei Weitramsdorf war der alteste Sohn von Reichsgraf Karl Albrecht von Ortenburg und Grafin Christiane Luise Wild und Rheingrafin in Gaugrehweiler Er entstammte dem niederbayerischen Adelshaus Ortenburg Nach dem Tod seines Vaters ubernahm seine Mutter vormundschaftlich die Regierung der Reichsgrafschaft Ortenburg bis Joseph Carl im Jahre 1801 mit Erlangung der Volljahrigkeit die Herrschaft selbst ubernahm Seine Regierungszeit wurde gepragt durch den Tausch seiner Herrschaft Ortenburg mit der neuen Herrschaft Tambach mit Bayern und die damit verbundenen Wirrungen infolge der Auflosung des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation Reichsgraf Joseph Carl 1780 1831 Reichsgraf von Ortenburg und Graf von Ortenburg Tambach Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend 1 2 Regentschaft 1 2 1 Verkauf der Grafschaft 1 3 Herabstufung zum Standesherr 2 Nachkommen 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenJugend Bearbeiten Nach dem fruhen Tod seines Vaters Karl Albrechts im Jahre 1787 wurde Joseph Carl mit sieben Jahren nominell neuer Reichsgraf von Ortenburg Aufgrund seiner Jugend ubernahm seine Mutter Christine Luise geborene Wild und Rheingrafin die Vormundschaft Wahrenddessen studierte der junge Graf an der Universitat Leipzig und spater auch an der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Am 6 Oktober 1799 heiratete Joseph Carl Grafin Karoline zu Erbach Erbach in Erbach im Odenwald Im Jahre 1801 wurde er schliesslich von Kaiser Franz II fur volljahrig erklart womit er die Regentschaft uber die reichsunmittelbare Grafschaft Ortenburg ubernehmen durfte Regentschaft Bearbeiten Am 13 Dezember 1801 fand die traditionelle Zeremonie der Erbhuldigung durch die Untertanen auf Schloss Alt Ortenburg statt Joseph Carl ubernahm somit offiziell die Regierung von seiner Mutter Er musste jedoch rasch feststellen dass seine Mutter einen ausserst verschwenderischen Lebensstil gefuhrt hatte und ihm einen besorgniserregenden Schuldenberg von mehr als 200 000 Gulden hinterliess Um Kosten zu sparen begrenzte er die Ausgaben seiner Mutter und verwies sie ins nahe gelegene Passau wo er ihr nur einen bescheidenen Hausstand und eine ausserst geringe Leibrente zugestand Trotz dieser Sparmassnahmen gelang es ihm jedoch nicht den weiteren Schuldenanstieg zu verhindern Trotz jahrlicher Einnahmen von 36 500 Gulden aus den graflichen Betrieben dem graflichen Forst den Steuer und Handelseinnahmen der Reichsgrafschaft sowie den Einnahmen aus den bayerischen Besitzungen stieg der Schuldenberg bis ins Jahr 1804 auf ca 254 000 Gulden an Der von Joseph Carl daraufhin eingeschlagene rigorose Sparkurs verminderte die Schulden nur gering So fasste er schliesslich den Entschluss seine Grafschaft zu verkaufen Verkauf der Grafschaft Bearbeiten Joseph Carl war somit der dritte seiner Familie welcher die Reichsgrafschaft Ortenburg veraussern wollte Bereits sein Vorfahr Georg I von Ortenburg dachte 1408 nach einem jahrelangen Konflikt mit mehreren bayerischen Gefangenschaften daruber nach die Grafschaft zu veraussern Einen Schritt weiter war bereits Reichsgraf Joachim Dieser hatte nach jahrzehntelangem Konflikt mit dem Herzogtum Bayern in den 1590ern mehrfach Verhandlungen mit den bayerischen Herzogen uber einen Verkauf bzw Tausch der Grafschaft gefuhrt Diese scheiterten jedoch an der Sturheit des damaligen Herzogs Wilhelm V Nun trat Joseph Carl im Jahre 1803 mit erneuten Verkaufsabsichten an den kaiserlichen Reichsvizekanzler Gundakar von Colloredo Mansfeld heran wodurch es rasch zu Verhandlungen kam Mitte des Jahres trat der junge Graf ebenso an das Kurfurstentum Bayern heran Dieses hatte ebenso Interesse Ortenburg zu erwerben einerseits um endlich einen reinen Territorialstaat in Niederbayern zu erlangen und andererseits aus Furcht die osterreichischen Verhandlungen waren erfolgreich und es wurde ein treu ergebener Gefolgsmann der Habsburger mitten im Kurfurstentum die kaiserlichen Interessen vertreten Im November trat mit Alfred I zu Windisch Graetz schliesslich ein weiterer Kaufinteressent in die Verhandlungen ein dieser bot seine Herrschaft Stiekna in Bohmen als Tauschobjekt fur Ortenburg an Die Verhandlungen mit dem Kurfurstentum Bayern verliefen jedoch ausserst positiv sodass es bereits am 28 Februar 1804 zu einer Vertragseinigung kam darin wurde der Verkauf Ortenburgs sowie aller graflichen Besitzungen in Bayern beschlossen Im Gegenzug erhielt der Graf die Zusage eine noch zu benennende frankische Herrschaft zu erhalten ausserdem verpflichtete sich der Kurfurst die Schulden Joseph Carls zu ubernehmen Fur Joseph Carl bedeutete dies ein gutes Zeichen die Zeit des Sparens war fur ihn somit vorerst beendet Zusatzlich konnte er sich nun wieder eine deutlich positivere Zukunft vorstellen Aufgrund des Verhandlungserfolgs verliess er mit seiner Familie bereits die Reichsgrafschaft Ortenburg fur immer und zog vorubergehend zu seinen Schwiegereltern nach Erbach welche ihnen fur die Dauer der restlichen Verhandlungen das Jagdschloss Eulbach zur Verfugung stellten Im Marz 1805 prasentierte Kurfurst Maximilian IV das ehemalige Klosteramt Tambach an der Grenze zum Herzogtum Sachsen Coburg Gotha welches aus Sakularisationsgutern stammte als Tauschobjekt Fur Joseph Carl war dies ausserst bedeutend da er so naher an seine politischen Verbundeten aus dem wetterauischen Grafenkollegium heranruckte In weiteren Verhandlungen wurden darauf die zukunftigen Besitzungen und Einkunfte festgelegt Am 14 August 1805 wurde der Tauschvertrag zwischen Kurfurst Max IV Joseph von Bayern und Graf Joseph Carl unterzeichnet Joseph Carl verkaufte somit die Reichsgrafschaft Ortenburg sowie die bayerischen Besitzungen gegen die neu geschaffene Reichsgrafschaft Ortenburg Tambach Am 26 Dezember 1805 entstand durch den Frieden von Pressburg das neue Kurfurstentum Wurzburg wodurch die neue Grafschaft einen neuen machtigen Nachbarn an der Sudwestgrenze erhielt Joseph Carl ubernahm am 20 Januar 1806 offiziell die Regentschaft als neuer Landesherr von Tambach Daraufhin verliess er mitsamt seiner Familie bald Erbach in Richtung seiner neuen Grafschaft Die Huldigung des Volkes fand beim Einzug der Familie auf Schloss Tambach am 17 Februar 1806 statt Joseph Carl sah nun einer gesicherten Zukunft fur sich und seiner Familie entgegen Die Situation im Heiligen Romischen Reich Deutscher Nationen anderte sich jedoch rasch zu Ungunsten Joseph Carls Herabstufung zum Standesherr Bearbeiten Am 6 August legte Franz II die deutsche Kaiserkrone auf Druck Napoleon Bonapartes nieder das Heilige Romische Reich horte damit faktisch auf zu existieren Die Reichsgrafschaft Ortenburg Tambach verlor damit ihre Existenzberechtigung Dem vorausgegangen war die Grundung des Rheinbundes unter Fuhrung Napoleons mit weiteren 16 Staaten aus dem Reich darunter das Kurfurstentum Bayern Diese unterzeichneten die Rheinbundakte welche nicht nur ein Defensiv bzw Offensivbundnis war sondern den Unterzeichnern ermachtigte sich kleinere Herrschaftsgebiete einzuverleiben Joseph Carl meldete sich daraufhin am 21 August 1806 beim bayerischen Minister Maximilian von Montgelas mit der Furcht bei einem Beitritt des Kurfurstentums Wurzburgs zum Rheinbund seine Souveranitat zu verlieren Montgelas konnte aber die Befurchtungen von Joseph Carl vorerst beilegen Im September trat nun Ferdinand III dem Rheinbund bei und wurde neuer Grossherzog von Wurzburg Am 25 September wurde die Furcht Joseph Carls bestatigt jedoch wurde seine Grafschaft nicht von Wurzburg mediatisiert sondern durch das Kurfurstentum Bayern Ortenburg Tambach wurde somit zu einer Standesherrschaft herabgestuft was fur Joseph Carl einen immensen Einflussverlust darstellte Im Dezember trat Bayern die Standesherrschaft an Wurzburg ab Im Jahre 1810 kam es zu einem Staatsvertrag zwischen Wurzburg und dem Konigreich Bayern bezuglich der gemeinsamen Grenzen Darin wurde die Teilung Tambachs entlang der Rodach beschlossen Joseph Carl versuchte die Teilung seiner Herrschaft zu verhindern und protestierte vehement jedoch vergebens Mit dem Zerfall des Rheinbundes 1814 und durch den Beschluss des Wiener Kongresses fielen Grossteile Wurzburgs wieder an Bayern wodurch auch wieder Joseph Carls Besitz vereint wurde Joseph Carl versuchte auf dem Wiener Kongress wie viele andere Adelige ihre verlorenen Herrschafts bzw Hoheitsrechte wieder zu erlangen jedoch mit wenig Erfolg So verfasste er unter anderem die Denkschrift Souveranitatsbedruckung um auf seinen Missstand hinzuweisen Wahrenddessen war Joseph Carl in die bayerische Armee eingetreten und bekleidete am 1811 den Rang eines Obristen der Reiterei a la suite Auch in den Folgejahren blieb er in Diensten der bayerischen Armee in der er 1826 zuletzt zum Generalmajor der Reiterei a la suite ernannt wurde 1816 trat er dem Verein der durch den Rheinbund unterdruckten Reichsstande bei und hoffte dort mit Gleichgesinnten eine Moglichkeit zu finden seine verlorenen Souveranitatsrechte zuruckzuerlangen Im Jahre 1818 wurde in Bayern durch Maximilian I eine neue Verfassung eingefuhrt Darin vorgesehen war auch eine Entschadigung der Standesherren wodurch Joseph Carl den erblichen Sitz in der Kammer der Reichsrate erhielt Aufgrund der neuen politischen Moglichkeiten die sich fur ihn dadurch ergaben nahm Joseph Carl zunachst rege an den Verhandlungen des Parlaments teil So brachte er 1819 einen Gesetzesantrag zum Strafvollzug ein des Weiteren hielt er eine Ansprache im Plenum zu Angelegenheiten der Standesherren In der Folgezeit versuchte er mehrmals fur seine eingezogenen Hoheitsrechte durch das Konigreich Bayern entschadigt zu werden Nachdem diese Bemuhungen allesamt gescheitert waren verkundete er im Jahre 1821 in einem Protestschreiben an das bayerische Innenministerium enttauscht seinen Ruckzug aus der Politik mit der offiziellen Begrundung aufgrund der finanziellen Situation seines Hauses Ein Jahr spater 1822 erreichte ihn die Nachricht seiner ehemaligen Untertanen aus dem niederbayerischen Ortenburg dass das leerstehende Stammschloss Alt Ortenburg vom Konigreich Bayern verkauft bzw abgebrochen werden sollte Die Bevolkerung Ortenburgs bat ihn um Einsatz fur die Erhaltung des Wahrzeichens des Ortes Da sich Joseph Carl auf die Geschichte seines Hauses besonnen hatte hegte er den Wunsch das Schloss wieder zu erwerben So meldete er sich am 17 April 1822 bei der Regierung des Unterdonaukreises mit seiner Kaufabsicht Die Verhandlungen zogen sich uber mehrere Jahre da das Konigreich zugleich damit dem Wunsch nach der geforderten Entschadigung fur den Verlust der Hoheitsrechte uber Tambach nachkommen wollte Am 30 April 1827 wurde der Kauf schliesslich abgeschlossen das Schloss ging im Zuge der finanziellen Entschadigung mit einem angesetzten Wert von 10 000 Gulden wieder in Besitz der graflichen Familie uber Das Schloss blieb bis ins Jahr 1971 im Besitz der Grafen ehe es an einen ortsansassigen Hotelier verkauft wurde Joseph Carl verstarb mit 51 Jahren sein Nachfolger als standesherrlicher Graf von Ortenburg Tambach wurde sein altester Sohn Franz Carl Rudolf Nachkommen BearbeitenGraf Joseph Carl war mit Grafin Karoline zu Erbach Erbach verheiratet Aus dieser Ehe entstammen folgende Kinder Karoline Luise Charlotte 12 August 1800 in Regensburg 5 Januar 1801 ebenda Franz Carl Rudolf 4 August 1801 in Ortenburg 23 Februar 1876 in Tambach Graf zu Ortenburg Julie von Woellwarth Lauternburg 20 Dezember 1819 in Stuttgart 13 Januar 1883 in Tambach Friedrich Carl Ludwig 14 Januar 1805 in Erbach 10 November 1860 in Muhlhausen Ernestine Johanne Bentz 9 Dezember 1807 in Muhlhausen 23 Januar 1891 in Coburg Hermann 4 Januar 1807 in Tambach 25 Dezember 1858 ebenda Christiane Charlotte Wilhelmine 18 August 1802 in Ortenburg 1 Oktober 1854 Furst Albrecht zu Sayn Wittgenstein Berleburg 12 Mai 1777 in Berleburg 11 November 1851 ebenda Literatur BearbeitenMarkus Lorenz Der Ubergang der Grafschaft Ortenburg an Bayern im Jahr 1805 In Ortenburg Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation 1563 2013 Ortenburg 2013 S 270 280 Markus Lorenz 200 Jahre Ortenburg in Bayern Vortrag am 17 Februar 2006 Digitalisat Seiten 1 bis 6 PDF 929 kB Digitalisat Seiten 7 bis 12 PDF 879 kB Markus Lorenz Ortenburger Geschichtsblatter Der Ubergang der Grafschaft Ortenburg an Bayern im Jahr 1805 Heft 2 Griesbach im Rottal 1997 Markus Lorenz Der Ubergang der Grafschaft Ortenburg an Bayern 1805 Tradition und Umbruch in einer Adelsherrschaft Diplomarbeit im Studiengang Staats und Sozialwissenschaften Universitat der Bundeswehr Munchen Neubiberg 1996 Friedrich Hausmann Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm die Spanheimer in Karnten Sachsen und Bayern sowie deren Nebenlinien erschienen in Ostbairische Grenzmarken Passauer Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Volkskunde Nr 36 Passau 1994 S 9 62 Heinz Pellender Tambach vom Langheimer Klosteramt zur Ortenburg schen Grafschaft Historie des Graflichen Hauses Ortenburg des Klosteramtes und Schlosses Tambach 2 Auflage Coburg 1990 Karl Eduard Vehse Geschichte der deutschen Hofe seit der Reformation Die keinen deutschen Hofe Neunter Teil Die Mediatisierten Band 43 Hamburg 1858 S 204 209 Digitalisat in der Google Buchsuche Friedrich August Schmidt et al Neuer Nekrolog der Deutschen neunter Jahrgang erster Theil Ilmenau 1833 Digitalisat in der Google Buchsuche Normdaten Person GND 117148091 lobid OGND AKS VIAF 22911575 Wikipedia PersonensucheWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Carl von Ortenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Joseph Carl im CERL Thesaurus Stammbaum der Grafen von Ortenburg bis Joseph Carl Stammbaum der Grafen von Ortenburg ab Joseph CarlVorgangerAmtNachfolgerKarl AlbrechtGraf von Ortenburg 1787 1805Graf zu Ortenburg Tambach 1805 1831Franz Carl RudolfPersonendatenNAME Joseph Carl Leopold Friedrich LudwigALTERNATIVNAMEN Joseph Carl von Ortenburg Joseph Carl von Tambach Joseph Karl zu TambachKURZBESCHREIBUNG Graf zu Ortenburg Graf zu Ortenburg Tambach Graf und Herr zu Tambach Herr zu BirkenfeldGEBURTSDATUM 30 August 1780GEBURTSORT OrtenburgSTERBEDATUM 28 Marz 1831STERBEORT Tambach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Carl Leopold Friedrich Ludwig Ortenburg amp oldid 231681117