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Die Grafschaft Holzappel auch Holzapfel 1 war eine reichsunmittelbare Grafschaft zur Zeit des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation die 1643 von Graf Peter Melander von Holzappel begrundet wurde Die Grafschaft gehorte dem Niederrheinisch Westfalischen Reichskreis an und kam 1806 als Standesherrschaft zum Herzogtum Nassau Wappen des ersten Grafen und der Grafschaft Holzappel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Regentin Agnes 1 3 Unter Elisabeth Charlotte 1 4 Nachgeschichte 2 Territorium 3 Siehe auch 4 Quellen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Die Esterau Praedia Astine war eine kleine Grundherrschaft mit zwolf Dorfern rund um das heutige Holzappel im Rhein Lahn Kreis in Rheinland Pfalz Peter Melander von Holzappel als Peter Eppelmann geboren stieg wahrend des Dreissigjahrigen Krieges zum Feldmarschall des kaiserlichen Heeres in Deutschland auf 1641 wurde er zum Grafen von Holzappel ernannt Mit dem Vermogen das er in den Kriegsjahren zusammenbrachte erwarb er 1643 die Esterau mit der Vogtei Isselbach und Eppenrode vom hoch verschuldeten Furstentum Nassau Hadamar Kaiser Ferdinand III erhob die kleine Herrschaft bald darauf zur Freien Reichsunmittelbaren Grafschaft Holzappel Regentin Agnes Bearbeiten Nach seinem Tod in der Schlacht bei Zusmarshausen nahe Augsburg Mai 1648 wurde Graf Holzappel in der Furstengruft Melandergruft der reformierten Johanneskirche des damaligen Esten dem heutigen Holzappel beigesetzt Er hatte seine Tochter Elisabeth Charlotte 1640 1701 zur Erbin bestimmt Da diese jedoch minderjahrig war trat Melanders Witwe und Elisabeths Mutter die geborene Grafin Agnes von Effern 1656 in das Erbe ein Agnes erweiterte das Gebiet der Grafschaft 1656 durch den Kauf der angrenzenden Burg und Herrschaft Schaumburg fur 40 000 Gulden von der verarmten Grafschaft Leiningen Westerburg womit die Grafschaft nunmehr Holzappel Schaumburg hiess Dabei war Holzappel reformiert und Schaumburg lutherisch Der Erwerb stattete die Grafschaft in Gestalt der Schaumburg auch mit dem zuvor fehlenden herrschaftlichen Gebaude aus Agnes war neben der Regierung der Grafschaft vor allem mit dem Eintreiben hoher Summen befasst die ihr Mann zuvor an mehrere Adlige verliehen hatte insbesondere an Fursten des Hauses Nassau wozu sie mehrere Gerichtsprozesse fuhrte In weiteren Prozessen gegen den Vormund ihrer Tochter erreichte sie dass diese nicht mit ihrer Volljahrigkeit sondern erst mit dem Tod Agnes die Herrschaft ubernahm Nach dem Tod Peter Melanders versucht zunachst Johann Ludwig von Nassau Hadamar seinen Sohn Johann Ernst mit Elisabeth Charlotte zu verheiraten um so die Esterau wieder zuruckzugewinnen Nachdem Johann Ernst 1651 ebenfalls gestorben war heiratete die Erbgrafin 1653 2 den Fursten Adolf von Nassau Dillenburg und wurde somit Furstin von Nassau Schaumburg Unter Elisabeth Charlotte Bearbeiten Nach dem Tod von Agnes im Jahr 1656 trat das Furstenpaar die Herrschaft uber Holzappel Schaumburg an Die Grafschaft scheint in den folgenden Jahrzehnten keine wichtige politische Rolle im Vergleich zu den Dillenburger Kerngebieten gespielt zu haben Adolf strebte lediglich juristischen Auseinandersetzungen um Zahlungsanspruche aus den Darlehensvergaben Melanders an und versuchte wenig erfolgreicher das Munzpragerecht als Folge der Reichsgrafenwurde seines Schwiegervaters zu nutzen Nach dem Tod Adolfs 1676 wurde Elisabeth Charlotte Regentin von Holzappel Schaumburg wahrend Nassau Dillenburg weitgehend unter die Regentschaft von Mitgliedern aus dem Haus ihres Mannes fiel Sie nahm 1677 Residenz auf der Schaumburg und liess diese ausbauen unter anderem durch die Errichtung eines neuen Wirtschaftshofs Von 1683 an liess sie in Cramberg Silbermunzen pragen Der Munzbetrieb wurde allerdings nur zwei Jahre lang regular betrieben und nach mehreren Wiederaufnahmeversuchen 1689 ganz eingestellt 1688 erhob die Regentin das Dorf Esten zur Stadt Holzappel entliess die Bewohner aus der Leibeigenschaft und etablierte dort einen Wochenmarkt Die Einrichtung von Jahrmarkten war wegen der grossen Konkurrenz von alteren Jahrmarkten in der Umgebung nicht erfolgreich Im Stadtkern liess Elisabeth Charlotte mehrere Wohnhauser sowie 1697 ein Schulhaus und 1700 ein Armenhaus errichten 1704 entstand ein neues Rathaus Auch in den Dorfern der Grafschaft entstanden in dieser Zeit Schulhauser errichtet Elisabeth Charlotte warb zur Peuplierung ihrer Grafschaft gezielt Glaubensfluchtlinge an insbesondere Protestanten aus Frankreich Im September 1687 erreichten die rund 100 Waldenser aus dem heute italienischen Val Chisone Holzappel Schaumburg 1689 und 1690 folgten rund 200 Wallonen aus Frankreich und der Pfalz Von diesen ersten Fluchtlingsgruppen blieben aber nur wenige Familien in der Grafschaft weil kaum Siedlungsflachen fur sie vorhanden waren 1699 folgte aber eine grossere Gruppe Waldenser die aus ihrer Heimat Savoyen zunachst in die Schweiz gefluchtet waren und von dort ins Reich weiterziehen sollten Pieter Valckenier niederlandischer Botschafter in der Schweiz und der Waldenserpfarrer Henri Arnaud trieben die Vermittlung der Fluchtlinge in verschiedene Territorien voran und verhandelten dazu auch mit Elisabeth Charlotte Am 27 Juli 1699 kamen 57 Personen aus dieser Gruppe in Holzappel Schaumburg an Am 20 August erhielten sie per Los zehn Bauplatze und damit die Keimzelle des nach der Regentin benannten Dorfs Charlottenberg Am 26 Mai 1700 leisteten die Waldenser den Untertaneneid auf Elisabeth Charlotte Nachgeschichte Bearbeiten Das Haus Nassau Schaumburg war in der mannlichen Linie 1676 mit ihrem Stifter Adolf ausgestorben Nach dem Tod seiner Witwe ging die Grafschaft aufgrund der Heirat seiner Tochter Charlotte von Nassau Schaumburg 1672 1700 mit Lebrecht von Anhalt Bernburg 1669 1727 an das Haus Anhalt Bernburg Damit wurde die Nebenlinie Anhalt Bernburg Schaumburg Hoym begrundet Im Rahmen der Rheinbundakte 1806 wurde die Grafschaft Holzappel dem Herzogtum Nassau einverleibt und dort Teil des Amtes Diez Den alten Landesherren blieben noch standesrechtliche Vorrechte Die Nebenlinie Anhalt Bernburg Schaumburg Hoym erlosch in der mannlichen Linie am 24 Dezember 1812 mit dem Fursten Victor II Die standesherrlichen Rechte an der Grafschaft Holzappel Schaumburg und die Eigentumsrechte an den dort befindlichen Gutern wurden uber seine alteste Tochter Hermine an deren Ehemann Erzherzog Joseph Anton von Osterreich 1847 und dann auf ihren Sohn Erzherzog Stefan vererbt Stefan musste 1848 im Zuge der Revolution seine Heimat Ungarn verlassen nannte sich in der Folge Furst von Schaumburg Er baute 1850 1855 die Schaumburg in neugotischer Form aufwendig zu dem heutigen Schloss Schaumburg um Nach seinem kinderlosen Tod 1867 fiel die Grafschaft an seinen Neffen den Prinzen Georg Ludwig von Oldenburg 1855 1939 Georg Viktor Waldeck Pyrmont erhob dagegen Einspruch und prozessierte bis zum Reichsgericht das ihm 1887 in letzter Instanz Recht gab und ihm die Grafschaft zusprach Die Grafschaft wurde 1918 aufgelost Von 1643 bis 1806 hatte Anhalt Bernburg vorher der Graf von Holzappel einen Sitz im Westfalischen Reichsgrafenkollegium 3 Territorium BearbeitenIm 17 Jahrhundert gehorten zur Grafschaft Holzappel 3 Esterau Esten das spatere Holzappel Laurenburg mit der gleichnamigen Burg Langschied Geilnau Kalkofen Dornberg Scheid Horhausen Bergen Bruchhausen Billenstein Zum Hahne Kirchhain und Gerschhausen Vogtei Isselbach Isselbach Ruppenroth Eppenroth und Obernhof Siehe auch BearbeitenListe der Grafschaften DeutschlandsQuellen BearbeitenArchivalien zur Grafschaft Holzappel im Hessischen Hauptstaatsarchiv WiesbadenLiteratur BearbeitenMeyers Konversationslexikon S 411 412 Martin Bruck Politik im Duodezformat Entstehung und Entwicklung der Reichsgrafschaft Holzappel Schaumburg in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts Staatsexamensarbeit Abteilung fur Neuere Geschichte Eberhard Karls Universitat Tubingen 2007Einzelnachweise Bearbeiten H Grote Stammtafeln Leipzig 1877 Martin Bruck Politik im Duodezformat In Nassauische Annalen 121 2010 S 47 a b Wilhelm von der Nahmer Handbuch des Rheinischen Particular Rechts Entwickelung der Territorial und Verfassungsverhaltnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins vom ersten Beginnen der franzosischen Revolution bis in die neueste Zeit Band 3 Sauerlander Frankfurt am Main 1832 S 576 online bei Google Books Territorien und Stande des Niederrheinisch Westfalischen Reichskreises des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1500 1806 Hochstifte Furstbistumer Utrecht bis 1528 Minden bis 1648 Verden bis 1648 Cambrai bis 1678 Luttich Munster Osnabruck Paderborn Corvey ab 1792 Stifter Furstabteien Stablo Malmedy Corvey bis 1792 Kornelimunster Werden Essen Herford Thorn EchternachWeltliche Furstentumer Julich Berg Kleve Geldern bis 1548 Minden ab 1648 Nassau Dillenburg Oldenburg ab 1774 Ostfriesland seit 1667 Lippe seit 1789 Moers ab 1706 Verden ab 1648 Grafschaften und Herrschaften Bentheim Manderscheid bis 1546 Bronkhorst bis 1719 Diepholz Hoya Lippe Grafschaft 1528 1789 Moers bis 1541 Nassau Dillenburg bis 1664 Oldenburg bis 1774 Ostfriesland bis 1667 Pyrmont Reichenstein Rietberg Salm Reifferscheid Sayn Schaumburg 1647 48 geteilt in Schaumburg Lippe und Hessen Kassel Spiegelberg Steinfurt Tecklenburg Virneburg Wied Winneburg und Beilstein Anholt Blankenheim und Gerolstein Gemen Gimborn Gronsveld Hallermund Holzappel Kerpen und Lommersum Myllendonk Reckheim Schleiden Utrecht bis 1548 Wickrath WittemFreie Reichsstadte Aachen Cambrai Herford bis 1547 Koln Dortmund Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Holzappel amp oldid 236712255