Rockenberg ist eine Gemeinde in der Wetterau in Hessen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Koordinaten: 50° 26′ N, 8° 44′ O | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Wetteraukreis | |
Höhe: | 152 m ü. NHN | |
Fläche: | 16,14 km2 | |
Einwohner: | 4545 (31. Dez. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 282 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35519 | |
Vorwahl: | 06033 | |
Kfz-Kennzeichen: | FB, BÜD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 40 022 | |
LOCODE: | DE ROC | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Obergasse 12 35519 Rockenberg | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Olga Schneider (Dorfpartei) | |
Lage der Gemeinde Rockenberg im Wetteraukreis | ||
Geografie Bearbeiten
Geografische Lage Bearbeiten
Rockenberg liegt im nordwestlichen Teil des Wetteraukreises in Mittelhessen. Durch das Gemeindegebiet fließt der im Vogelsberg entspringende Fluss Wetter. Rockenberg liegt etwa fünf Kilometer von der Bundesautobahn 5 und ca. acht Kilometer von der Bundesautobahn 45 entfernt. Rockenberg zählt zum nördlichen Rand des Rhein-Main-Gebiets. Nach Gießen sind es 25 km, nach Marburg 35 km und nach Frankfurt 40 km. Der nächste Bahnhof mit Personenverkehr befindet sich in Butzbach.
Nachbargemeinden Bearbeiten
Rockenberg grenzt im Norden an die Stadt Münzenberg, im Osten an die Gemeinde Wölfersheim, im Süden an die Stadt Bad Nauheim und die Gemeinde Ober-Mörlen sowie im Westen an die Stadt Butzbach.
Gemeindegliederung Bearbeiten
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Oppershofen und Rockenberg. Der OT Rockenberg zählt 2.297 Einwohner, der OT Oppershofen 1.940 (Stand 12/2013). Die Gemeindeverwaltung befindet sich im Ortsteil Rockenberg.
Infrastruktur Bearbeiten
Landesstraßen führen nach Bad Nauheim, Münzenberg, Södel und Griedel. Die Butzbach-Licher Eisenbahn wird nur noch als Museumsbahn genutzt. Regelmäßige Busverbindungen gibt es nach Butzbach und Bad Nauheim. Rockenberg besitzt eine Grundschule (Sandrosenschule) mit Außenstelle in Oppershofen. In beiden Ortsteilen befinden sich Kindertagesstätten. Es gibt diverse Einrichtungen des Einzelhandels und es bestehen mehrere Praxen im Bereich der Gesundheitsfürsorge. Sowohl Rockenberg als auch der Ortsteil Oppershofen sind durch Neubaugebiete stark gewachsen.
Wirtschaft Bearbeiten
Die Wirtschaft ist geprägt von mittelständischen Betrieben. Die Landwirtschaft, einst wichtigster Wirtschaftsfaktor, spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Ein größerer Wirtschaftsfaktor ist die seit dem 19. Jahrhundert bestehende Justizvollzugsanstalt Rockenberg (JVA). Viele Bewohner pendeln regelmäßig in das Rhein-Main-Gebiet und nach Gießen.
Geschichte Bearbeiten
Frühgeschichte Bearbeiten
Die Römer gaben um 260 n. Chr. den Limes auf und zogen sich hinter den Rhein zurück. Aus dem 4./5. Jahrhundert wurde im Jahr 2022 ein großes Gräberfeld der germanischen Siedler (vermutlich Alamannen) im Süden Rockenbergs ausgegraben, das 334 Brandbestattungen und 71 Körperbestattungen umfasst. Damit handelt es sich um den mit Abstand größten Gräberfund der Antike in Hessen. Neben vielen Kindergräbern traten auch Waffengräber zutage. Grabbeigaben wie Schalen und Gefäße deuten auch nach dem Abzug der Römer auf Handelsbeziehungen mit den Germanen. Nach der Restaurierung durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen ist eine Ausstellung der Funde in maximal fünf Jahren vorgesehen.
Mittelalter Bearbeiten
Rockenberg wurde erstmals 1191 als Roggenberch urkundlich erwähnt.
Von der Ritterfamilie, die sich nach Rockenberg benannte, kommen folgende namentlich in Urkunden vor: Henricus de Rocgenberc, 1229. 1237. Johannes de Rochenburg 1324–1326. Herr Johann von Rockenberg, der Vater des Ritters Wernher von Rockenberg, 1329. 1334.
Die umfriedete Burg war Zentrum des Ortes. Errichtet wurde sie von Johannes von Bellersheim um das Jahr 1317. Nachdem im 15. Jahrhundert das Dorf befestigt wurde, erweiterte man auch die Burg Rockenberg. Bis zum 17. Jahrhundert wechselten immer wieder die Besitzer, die Burg diente bis dahin als Wohnsitz. In der Folge wurden dort Ställe und Lager eingerichtet. Rockenberg war im Mittelalter in wechselndem Besitz. So gehörte es bis 1255 zur Herrschaft Münzenberg, danach zu Falkenstein, Eppstein und 1535 den Grafen von Stolberg-Königstein. Ab 1581 gehörte Rockenberg samt Kloster Marienschloss zum Besitz des Kurbistums Mainz im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
19. Jahrhundert Bearbeiten
Erst die Herrschaft Napoleons in Deutschland änderte die Verhältnisse grundlegend. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde das Marienkloster säkularisiert und die Nonnen mussten es verlassen. Nach der Auflösung des Hl. Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 wurde Rockenberg dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugesprochen. Die Burg wechselte in den Besitz des Freiherrn von Wiesenhütten, der die Anlage als Gutshof bis 1915 bewirtschaftete. 1811 wurde aus dem ehemaligen Kloster Marienschloss ein Gefängnis. Der Anschluss Rockenbergs an die Main-Weser-Bahn wurde 1847 durch Widerstand der Grundstückseigner verhindert. Ab ca. 1870 entstanden auf dem Gelände von Rockenberg Quarzitsteinbrüche verschiedener Firmen und die um 1854 gegründete Zigarrenfabrik wurde in eine Kofferfabrik umgewandelt.
20. Jahrhundert Bearbeiten
Ab 1906 fand der Bau der Butzbach-Licher-Eisenbahn statt. Seit 1913 besitzt Rockenberg elektrisches Licht.
Über die Inhaftierung verschiedener Persönlichkeiten in der JVA wird auch in Rockenberg das Regime des Dritten Reichs sichtbar. So saß ab 1933 bis 1938 der Landtagsabgeordnete der KPD Wilhelm Hammann dort ein. Prominentester Insasse war der Gewerkschafter und Sozialdemokrat Wilhelm Leuschner im Jahr 1933. Ein weiterer Häftling war 1944 Jean Jülich (Widerstandsgruppe Edelweisspiraten). Beim Angriff eines alliierten Tieffliegers am 27. März 1945 wurden zwei Gebäude total, zwei teilweise zerstört. Es gab sechs Todesopfer. Am 29. März 1945 rückten amerikanische Streitkräfte in Rockenberg ein.
Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Oppershofen in die Nachbargemeinde Rockenberg eingegliedert.
Politik Bearbeiten
Gemeindevertretung Bearbeiten
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes vorläufiges Ergebnis, in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:
Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | ||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | ||
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 38,9 | 9 | 41,6 | 10 | 42,5 | 10 | 47,8 | 11 | 49,0 | 11 |
DP | Dorfpartei | 28,4 | 6 | 29,4 | 7 | 24,7 | 6 | 13,4 | 3 | 7,5 | 2 |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 20,1 | 5 | 10,4 | 2 | 14,5 | 3 | 7,2 | 2 | — | — |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 12,6 | 3 | 18,5 | 4 | 18,3 | 4 | 21,9 | 5 | 27,5 | 6 |
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | — | — | — | — | — | — | 9,7 | 2 | 15,9 | 4 |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | |
Wahlbeteiligung in % | 63,8 | 57,7 | 58,9 | 57,2 | 49,9 |
Vorsitzender der Gemeindevertretung: Johannes Weil (CDU)
Bürgermeister Bearbeiten
Schultheiße:
- 1654–1684: Johann Heinrich Streb
- 1684–1710: Hans Kaspar Windhäuser
- 1711–1737: Johann Enders Heinstadt
- 1737–1755: Johann Heinrich Jakobi
- 1755–1781: Jakob Weckler
- 1782–1793: Johann Jakob Dietz
- 1794–1821: Franz Dietz
- 1821–1822: Philipp Dietz
Großherzogliche Bürgermeister:
- 1822–1842: Anton Dietz
- 1842–1849: Philipp Streb
- 1849–1864: Adam Wettner
- 1864–1878: Georg Krämer
- 1878–1884: Johann Georg Landvogt
- 1884–1901: Karl Wolf
- 1902–1919: Anton Wettner
Bürgermeister:
- 1919–1938: Peter Landvogt
- 1938–1945: Reinhold Preuß
- 1945–1958: Heinrich Weckler III (CDU)
- 1958–1984: Josef Weckler (CDU)
- 1984–1990: Karl Maria Weckler (CDU)
- 1990–2003: Patrick Bingel (SPD)
- 2004–2022: Manfred Wetz (parteilos)
- seit 2022: Olga Schneider (Dorfpartei)
Olga Schneider (Dorfpartei) wurde am 26. September 2021 mit 53,6 % der Stimmen gewählt. Die zwei Gegenkandidaten schnitten folgend ab: Johannes Weil (CDU) 37,9 %, John Schuh (parteilos) 8,5 % Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt. Die vergangenen Bürgermeisterwahlen lieferten folgende Ergebnisse:
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Die letzte Bürgermeisterwahl fand am 8. November 2015 statt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten
Geologie/Umwelt Bearbeiten
Rockenberg besitzt am nördlichen Ortsrand eine Sandgrube. Die Grube ist ein bedeutender Fundort für Sandrosen, die durch Baryt statt Gips gebildet sind. Ein Teilbereich, die „Hölle von Rockenberg“ ist seit 1993 Naturschutzgebiet. Seit 1999 ist der Gewässerbereich Schutzgebiet für die Europäische Sumpfschildkröte. Das Projekt wird vom Frankfurter Zoo sowie von ehrenamtlichen Biologen betreut. Weitere Schutzgebiete sind die „Klosterwiesen“ in Rockenberg und der „Wingertsberg“ im OT Oppershofen.
Bauwerke Bearbeiten
- Marienschloss, ein ehemaliges Kloster der Zisterzienserinnen, welches heute als Justizvollzugsanstalt für Jugendliche fungiert. Es wurde vermutlich als Nachfolgeinstitut einer Klause errichtet und erhielt seine Umwandlung in ein Nonnenkloster 1337/38 mit Stiftungsurkunde von 1338 durch Ritter Johann von Bellersheim gen. von Rockenberg und seiner Gemahlin Gertrud, genannt Gezele von Düdelsheim. Die Marienkirche Rockenberg mit vollständig erhaltener Innenausstattung wurde 1749 fertiggestellt.
- Burg Rockenberg; Wohnturm um 1317 errichtet
- Kurmainzisches Kellereigebäude, 1719 an den Burgkomplex angebaut
- Schweizer Haus, um 1870 erbaut. Denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Burganlage.
- Altes Rathaus Oppershofen, erbaut 1725–29
- Gustav-Adolf-Kirche, Evangelische Kirche, erbaut 1908
- Katholische Kirche St. Gallus in Rockenberg von 1754 mit einem mittelalterlichen Turm
- Wetterbrücke in Oppershofen
- Alter Bahnhof, der in Sommermonaten als Station der Museumszüge der Eisenbahnfreunde Wetterau auf der Butzbach-Licher Eisenbahn dient.
Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten
- Christi Himmelfahrt: Frühlingsfest der Freiwilligen Feuerwehr Rockenberg
- 1. Wochenende im Oktober: Kirmes
Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten
- Bardo von Mainz (* um 980–1051), geboren im Ortsteil Oppershofen, Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs
- Franz Adam Landvogt (1889–1953), sozial-karitativer Pfarrer
- Heinrich Weckler (1894–1958), Landwirt und Politiker, Landtagsabgeordneter (Zentrum)
Literatur Bearbeiten
- Johann Jakob Gesser: Rockenberg – Ein Wetterauer Dorf im Spiegel der Geschichte. Rockenberg 1950
- Dieter Wolf: Zur Baugeschichte der mittelalterlichen Kirche von Rockenberg und ihres Kirchturms. In: Kath. Pfarrgemeinde St. Gallus Rockenberg (Hrsg.): 1250 Jahre St. Gallus Rockenberg. Eine Pfarrei im Wandel der Zeiten. 1754–2004. Rockenberg 2004, S. 49–66, Anm. S. 309–312.
- Literatur über Rockenberg nach GND In: Hessische Bibliographie
- Literatur zu Rockenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Weblinks Bearbeiten
- Website der Gemeinde Rockenberg
- Website Ortsteil Oppershofen
- Rockenberg, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Rockenberg bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise Bearbeiten
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- hessenschau.de: Archäologen legen Sensationsfund in der Wetterau frei, abgerufen am 28. Mai 2022.
- Rockenberg, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 1. September 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 4. November 2014.
- Georg Wilhelm Justin Wagner (Grossherzoglich hessischer Geometer): Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen. Dritter Band, Provinz Oberhessen, Darmstadt 1830, über Rockenberger Personen in Urkunden, S. 240
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- (Nicht mehr online verfügbar.) Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom ; abgerufen im April 2016.
- (Nicht mehr online verfügbar.) Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom ; abgerufen im April 2011.
- (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom ; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 2. April 2021.
- ↑ Bürgermeister-Direktwahlen in Rockenberg. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
- Marienschloss