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Das Haus Leiningen Heidesheim ab 1803 Leiningen Neudenau war eine grafliche Linie des Adelshauses Leiningen und regierte von 1787 bis 1801 die Grafschaft Leiningen Heidesheim im heutigen Rheinland Pfalz von 1803 bis 1806 die Grafschaft Leiningen Neudenau im heutigen Baden Wurttemberg danach gehorte sie zu den Standesherren im Grossherzogtum Baden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung des Hauses 2 Die Grafschaft Leiningen Heidesheim 3 Die Grafschaft Leiningen Neudenau 4 Varia 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung des Hauses BearbeitenDas Adelsgeschlecht Leiningen Heidesheim gehorte der Hardenburger auch Dagsburger Linie des Hauses Leiningen an Der aus diesem Familienzweig entstammende Graf Johann Ludwig von Leiningen Falkenburg 1643 1687 lebte bzw regierte in Guntersblum bei Worms und hatte aus einer ersten inoffiziellen Verbindung mit Amalie Sybille von Daun Tochter des Wilhelm Wirich von Daun Falkenstein einen unehelichen Sohn 1673 mit gleichem Namen wie der Vater der von der regularen Erbfolge ausgeschlossen war Der Vater Graf Johann Ludwig von Leiningen Falkenburg verliess seine Lebensgefahrtin Amalie Sybille von Daun mit der er nach eigenen Angaben in einer Gewissensehe gelebt hatte und verheiratete sich 1678 mit Sophia Sibylla Grafin von Leiningen Westerburg Oberbronn Die aus dieser nunmehr offiziellen Verbindung hervorgehenden Nachkommen wurden in der Linie Leiningen Falkenburg erbberechtigt erloschen jedoch 1774 im Mannesstamm nachdem sie sich zuvor in die beiden Unterlinien Leiningen Falkenburg Guntersblum und Leiningen Falkenburg Heidesheim aufgeteilt hatten Aus dem letzteren erloschenen Zweig Falkenburg Heidesheim entstammte Maria Luise Albertine zu Leiningen Dagsburg Falkenburg 1729 1818 die Grossmutter Konig Ludwig I von Bayern Beim Erloschen des Mannesstammes der Linie Leiningen Falkenburg zogen die Verwandten aus der Linie Leiningen Dagsburg Hardenburg 1779 gefurstet alle Besitzungen von Leiningen Falkenburg an sich Der uneheliche Sohn des Grafen Johann Ludwig von Leiningen Falkenburg der den gleichen Namen wie der Vater trug hatte sich mit Ernestina Grafin von Velen und Meggen verheiratet Deren Sohn Johann Franz 1698 heiratete Charlotte Grafin von Walderode Eckhausen verwitwete Grafin von Formentini Die beiden Sohne jenes Paares Wilhelm Carl und Wenzel Joseph verklagten ihre Verwandten die Fursten von Leiningen Dagsburg Hardenburg beim Reichshofrat auf Herausgabe des 1774 eingezogenen Besitzes ihres Urgrossvaters bzw reklamierten ihre Rechte auf Sukzession in ihrem Leiningen Falkenburgischen Familienstamm von der sie bisher wegen der unehelichen Geburt ihres Grossvaters ausgeschlossen waren Durch Entscheidungen des Reichshofrates vom 15 Februar 1782 vom 4 Februar 1783 und vom 19 August 1784 wurden ihre Anspruche als berechtigt anerkannt Hierauf kam es schliesslich zwischen ihnen und den Fursten von Leiningen Dagsburg Hardenburg am 17 Januar 1787 zu einem Vergleich durch den sie zu Souveranen der beiden Leiningen Falkenburgischen Amter Guntersblum und Heidesheim mit den dort existierenden Schlossern der ausgestorbenen Linie erklart wurden Den Rest des eingezogenen Leiningen Falkenburgischen Besitzes verblieb bei den Fursten zu Leiningen Dagsburg Hardenburg So entstanden als Fortsetzung des bisher als erloschen geltenden Familienstammes Leiningen Falkenburg die beiden eigenstandigen Grafenhauser Leiningen Heidesheim unter Graf Joseph Wenzel und Leiningen Guntersblum unter dessen Bruder Wilhelm Carl Die Grafschaft Leiningen Heidesheim Bearbeiten nbsp Eingang zum Schlosspark Heidesheim 2011 nbsp Schlosspark Heidesheim 2011 Die Grafschaft Leiningen Heidesheim wurde 1787 gegrundet nachdem durch Reichshofratsentscheidung von 1784 die Leininger Familienlinie Leiningen Falkenburg als nicht mehr erloschen galt und die noch lebenden mannlichen Nachkommen als legitim in der Erbfolge anerkannt waren Das fruhere Territorium war 1774 von den nachsten Verwandten aus der Linie Leiningen Dagsburg Hardenburg eingezogen worden und wurde nun nach der gerichtlichen Entscheidung teilweise an die Linie Leiningen Falkenburg zuruckerstattet Bei den legitimen Erben handelte es sich um zwei Bruder aus der falkenburgischen Familienlinie namlich um Wilhelm Carl 1737 1832 und Wenzel Joseph 1738 1825 2 Wilhelm Carl erhielt aus dem Besitz seiner Vorfahren das ehemals leiningen falkenburgische Amt Guntersblum zuruck und errichtete dort seinen eigenen graflichen Staat Leiningen Guntersblum welcher spater infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 auf die rechte Rheinseite nach Billigheim transferiert wurde und dann Leiningen Billigheim hiess Der jungere Bruder Wenzel Joseph Geheimer Rat und Vize Obermarschall des Trierer Kurfursten Clemens Wenzeslaus von Sachsen 3 erhielt das alte leiningen falkenburgische Amt Heidesheim zuruck das die Pfalzischen Ortschaften Heidesheim Colgenstein Muhlheim an der Eis Kindenheim und Erpolzheim sowie drei Viertel des Dorfes Steinbach am Donnersberg umfasste 4 Die Residenz dieses Zwergstaates von dem nur die drei Dorfer Heidesheim Colgensteil und Muhlheim territorial zusammenhingen wahrend die anderen Gemeinden Exklaven waren richtete der Graf auf dem bereits existierenden Schloss Heidesheim ein 5 6 Beide neuen Grafschaften Leiningen Guntersblum und Leiningen Heidesheim waren als einzige Leininger Territorien katholisch wodurch auch die katholische Religion in jenen fast rein protestantischen Gebieten wieder in bescheidenem Mass auflebte So richtete Wenzel Joseph in seinem Heidesheimer Schloss eine katholische Hauskapelle ein die offenbar auch als inoffizielle Pfarrkirche der dortigen Katholiken diente da hier die Heiligen Ole aufbewahrt wurden Es ist in den Wormser Weihetagebuchern dokumentiert dass Weihbischof Stephan Alexander Wurdtwein am 1 September 1791 eine Pyxis weihte die zur Aufbewahrung der Hl Ole in der Hauskapelle des Grafen Wenzel von Leiningen Heidesheim diente 7 Einziger Graf von Leiningen Heidesheim war Wenzel Joseph 1738 1825 der mit seiner Gattin Maria Margareta Katharina Elisabeth Ferdinanda Walburga Eva Freiin von Sickingen zu Ebernburg 1741 1795 und ihren sechs Kindern einen Sohn namens Klemens Wilhelm und funf Tochter bis zur Vertreibung durch die franzosische Revolutionsarmee in Heidesheim lebte Das Schloss brannten die Franzosen 1794 im Ersten Koalitionskrieg nieder die Grafenfamilie floh 8 Vom Heidesheimer Schloss ist nur noch die Parkanlage erhalten 9 Durch den 1797 geschlossenen Frieden von Campo Formio endgultig bestatigt durch den Vertrag von Luneville 1801 fiel die Grafschaft Leiningen Heidesheim an Frankreich und wurde dem Departement du Mont Tonnerre mit Regierungssitz in Mainz einverleibt Ab 1816 kam die ehemalige Grafschaft an den neuen Rheinkreis des Konigreichs Bayern Die Grafschaft Leiningen Neudenau Bearbeiten nbsp Schloss Neudenau Sitz der Grafen ab 1803 nbsp Schloss Neudenau BergfriedBeim Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden die linksrheinischen Souverane deren Territorien an Frankreich gefallen waren mit bisher geistlichen Besitztumern auf der rechten Rheinseite entschadigt Der inzwischen verwitwete Graf Wenzel Joseph von Leiningen Heidesheim erhielt die ehedem kurmainzische Kellerei Neudenau mit dem dortigen Schloss wo er ab 1803 mit seiner Familie residierte sowie die Orte Herbolzheim und Stein am Kocher Der Graf verheiratete sich im gleichen Jahr wieder und hatte mit seiner zweiten Gattin Maria Viktoria Crescentia Josephina Freiin von Grunberg nochmals einen Sohn namens Klemens August Wenzeslaus 1805 1862 Er wurde auf Schloss Neudenau geboren 10 und der Name der Grafschaft bzw des Geschlechtes wechselte von Leiningen Heidesheim zu Leiningen Neudenau Auch in Neudenau war Graf Wenzel Joseph nur eine kurze Regierungszeit beschieden Schon 1806 mediatisierte man den Kleinstaat Leiningen Neudenau und verleibte ihn dem Grossherzogtum Baden ein Graf Wenzel Joseph verlor zum zweiten Mal seine Souveranitat und war nun nur noch ein dem badischen Grossherzog untergebener Standesherr In dieser Eigenschaft gehorten er und seine Nachfolger automatisch der Ersten Kammer der Badischen Standeversammlung an Graf Wenzel Joseph starb am 15 Januar 1825 zu Neudenau und sein Sohn Klemens Wilhelm aus erster Ehe trat als Graf in die Standesherrschaft ein Dieser starb bereits am 17 November 1826 und wurde von seinem Halbbruder aus der zweiten Ehe des Vaters August Clemens Wenzeslaus 1805 1862 beerbt Beim Tod dessen Sohnes Karl Theodor Ernst August Wenzeslaus Graf zu Leiningen Herr zu Herbolzheim 1844 1910 starb das Grafenhaus Leiningen Heidesheim bzw Leiningen Neudenau 1910 im Mannesstamm aus 11 12 Da Graf Karl Theodor 1844 1910 1869 eine nicht standesgemasse Ehe mit einer Frau aus burgerlicher Herkunft eingegangen war gab er die Standesherrschaft Leiningen Neudenau an seinen jungeren Bruder Maximilian 1853 1899 ab der diese jedoch 1876 per Familienvertrag an den nachsten Bruder Emich 1855 1896 abtrat Als Emich 1896 kinderlos starb hatte sein 1882 geborener Neffe Emich Max 1882 1901 die Nachfolge antreten konnen Da dieser aber noch nicht volljahrig war und bereits 1901 im Alter von 18 Jahren ohne Nachkommen starb war die Standesherrschaft Leiningen Neudenau ab 1896 nicht mehr in der Ersten Kammer der Badischen Standeversammlung vertreten Varia BearbeitenDie nachtragliche Anerkennung der sogenannten Gewissensehe und die daraus resultierende Erbberichtigung der Nachkommen bzw der Rechtsstreit daruber stellte einen juristischen Prazedenzfall dar uber den sich auch viele zeitgenossische Rechtsgelehrte ausserten z B Johann Ludwig Kluber 1762 1837 und Karl Friedrich Dieck 1798 1847 In ihrem grossen Familientitel fugten die graflichen Familienangehorigen seit 1803 auch das Attribut Herr zu Herbolzheim bei Das Wappen der Grafen von Leiningen Heidesheim war das Leininger Stammwappen also in Blau drei rot bewehrte silberne Adler uberhoht von einer Grafenkrone 13 Die Wappen der benachbarten und verwandten Grafschaften Leiningen Neudenau und Leiningen Billigheim wurden auf einem Schild vereinigt 1807 in das grosse Staatswappen des Grossherzogtums Baden eingefugt 14 Literatur BearbeitenGenealogisches Staats Handbuch Band 66 Verlag Franz Varrentrapp Frankfurt am Main 1835 Scan aus der Quelle G Hassel Genealogisch Historisch Statistischer Almanach Weimar 1824 Scan aus der Quelle Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste Sektion 2 Teil 43 1889 Artikel Leiningen Auszug aus der Quelle Johann Ludwig Kluber Abhandlungen und Beobachtungen fur Geschichtskunde Staats und Rechtwissenschaften Band 2 Frankfurt am Main 1834 Scan aus der Quelle Leiningen Heidesheim betreffend Karl Friedrich Dieck Die Gewissensehe Legitimation durch nachfolgende Ehe und Missheirath nach ihren Wirkungen auf die Folgefahigkeit der Kinder in Lehen und Fideicommissen Halle 1838 Scan zum Fall Leiningen Heidesheim aus der QuelleEinzelnachweise Bearbeiten Zur Entstehung der Seitenlinie im Haus Leiningen Zu Graf Wenzel Joseph von Leiningen Heidesheim Zur Tatigkeit fur den Erzbischof von Trier Beschreibung des Amtes Heidesheim Grafschaft Leiningen Heidesheim Ende des 18 Jahrhunderts Beschreibung von Schloss Heidesheim durch Carl Friedrich Barth der dort vor der Ruckgabe eine Lehranstalt eingerichtet hatte Beschreibung von Schloss Heidesheim 1770 Zur Weihe einer Pyxis fur die grafliche Hauskapelle in Heidesheim Zur Einascherung des Schlosses in Heidesheim bei Grunstadt Zu den Resten des Heidesheimer Schlosses Genealogieseite Leiningen siehe unter Sektion 3 Genealogische Seite zum letztverstorbenen mannlichen Spross von Leiningen Heidesheim bzw Leiningen Neudenau Zu Karl Theodor Ernst August Wenzeslaus von Leiningen Neudenau Zum Wappen von Leiningen Heidesheim Zum Badischen Wappen von 1807 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leiningen Heidesheim amp oldid 222504688