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Neuplatonismus ist eine moderne Bezeichnung fur die jungste Schulrichtung im antiken Platonismus der eine der bedeutendsten Stromungen der griechischen Philosophie war Der Neuplatonismus entstand im 3 Jahrhundert n Chr aus dem Mittelplatonismus Von Rom aus wo der Philosoph Plotin 270 eine neuplatonische Philosophenschule gegrundet hatte breitete sich die neuplatonische Bewegung uber das Romische Reich aus In der Spatantike war der Neuplatonismus die einzige ubriggebliebene Variante des Platonismus Er dominierte das gesamte philosophische Denken dieser Epoche Die anderen traditionsreichen Schulen der antiken Philosophie wie etwa der Epikureismus oder die noch im 2 Jahrhundert n Chr dominante Stoa waren hingegen weitgehend erloschen Mutmassliche Darstellung Plotins auf einem Sarkophag im Museo Gregoriano Profano Vatikanische MuseenAls letzte Reprasentanten der antiken griechischen Philosophie fuhrten die Neuplatoniker die Auseinandersetzung mit dem erstarkenden und schliesslich zur romischen Staatsreligion erhobenen Christentum die zwischen Anpassung und Widerstand schwankte Manche Neuplatoniker waren stark mit der traditionellen griechisch romischen Religion verbunden und standen in unversohnlicher Opposition zum nun herrschenden Christentum aber arrangierten sich mit den bestehenden Verhaltnissen oder waren selbst Christen Die religiosen Kontroversen der Spatantike auch innerhalb des Christentums wurden teilweise mit philosophischen Argumenten ausgetragen Dabei beschrankten sich die Kirchenvater als Wortfuhrer der Christen nicht etwa auf Polemik gegen die Heiden sondern ubernahmen auch manches aus dem Gedankengut der Neuplatoniker Wie alle Platoniker beriefen sich die Neuplatoniker auf die Lehren Platons die sie jedoch teilweise eigenwillig auslegten Sie zahlten meist auch Aristoteles zu den Platonikern obwohl dieser seinem Lehrer Platon in vielem widersprochen hatte Kennzeichnend fur den Neuplatonismus ist das Bestreben Platons Philosophie als umfassendes metaphysisches System zu interpretieren Die spaten Neuplatoniker bauten das ursprunglich relativ einfache System der Fruhzeit zu einem immer komplexeren Modell der geistigen und der sinnlich wahrnehmbaren Welt aus Innerhalb des Neuplatonismus bildeten sich verschiedene Richtungen zwischen denen gewichtige Unterschiede bestanden Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Historischer Uberblick 2 1 Vorgeschichte 2 2 Die romische Schule 2 3 Weiterentwicklung im Osten 3 Das System des Neuplatonismus 3 1 Ontologie und Kosmologie 3 1 1 Voraussetzungen 3 1 2 Das Eine 3 1 3 Der Nous 3 1 4 Die Weltseele 3 1 5 Die Zeit 3 1 6 Das Verhaltnis der Hypostasen 3 1 7 Materie und Korperwelt 3 2 Seelenlehre Ethik und Erlosungsweg 3 3 Logik 3 4 Politische Philosophie 4 Verhaltnis zu anderen philosophischen Lehren 5 Rezeption 5 1 Kirchenvater 5 2 Mittelalter 5 2 1 Lateinischsprachige Welt 5 2 2 Byzantinisches Reich 5 2 3 Arabischsprachiger Raum 5 2 4 Judische Philosophie und Kabbala 5 3 Fruhe Neuzeit 5 4 Moderne 6 Ausgaben und Ubersetzungen von Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenBegriff BearbeitenDie Begriffe Neuplatonismus und Neuplatoniker wurden erst in der Neuzeit gepragt Sie entstanden im deutschen Sprachraum spater wurden sie durch Ubersetzung in andere Sprachen international gelaufig Ab dem spaten 18 Jahrhundert bezeichnete man antike Platoniker deren zeitlicher Abstand zu Platon gross ist als Neuplatoniker oder neuere Platoniker zunachst ohne damit die Vorstellung einer bestimmten deutlich abgegrenzten Schulrichtung zu verbinden 1 Der Begriff war anfangs abwertend gemeint er sollte Verfallserscheinungen im spaten Platonismus der Antike und Missdeutung der Lehre Platons bezeichnen 2 Erst 1864 legte der Philosophiehistoriker Heinrich von Stein eine klare und eingehende Begriffsbestimmung vor Er verstand unter Neuplatonismus nur die Phase des Platonismus die mit Plotin bzw dessen Lehrer Ammonios Sakkas beginnt und stellte fest dass es sich um ein System handle das vom gesamten alteren Platonismus inhaltlich zu unterscheiden sei 3 Steins Verwendung des Begriffs setzte sich ab etwa 1900 allgemein durch 4 Da Ammonios Sakkas keine Schriften hinterliess und Versuche seine Lehre zu rekonstruieren in den Einzelheiten hypothetisch sind wird gewohnlich Plotin als Begrunder des Neuplatonismus betrachtet Das Ende des Neuplatonismus fallt ungefahr mit dem Ende der Antike im 7 Jahrhundert zusammen Das neuplatonische Denken blieb zwar auch im Mittelalter prasent und erfuhr in der Renaissance eine Wiederbelebung doch pflegt man nachantike neu platonisch orientierte Philosophen nicht Neuplatoniker zu nennen Die Bezeichnung Mittelplatonismus ursprunglich mittlerer Platonismus wurde erst im fruhen 20 Jahrhundert zur Abgrenzung des Neuplatonismus von der vorangehenden Epoche eingefuhrt Philosophiehistoriker welche die Kontinuitat zwischen Mittel und Neuplatonismus und die Schwierigkeit einer sauberen inhaltlichen Abgrenzung betonen halten die Verwendung dieser Epochenbegriffe fur problematisch 5 Gerechtfertigt ist die Periodisierung aber dadurch dass die Neuplatoniker selbst zwischen alten mittelplatonischen und neuen neuplatonischen Auslegern der Lehre Platons unterschieden woraus ersichtlich ist dass sie sich einer Zasur bewusst waren 6 Historischer Uberblick BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die von Platon gegrundete Philosophenschule die Platonische Akademie in Athen stellte spatestens 86 v Chr wegen Kriegswirren ihren Lehrbetrieb definitiv ein In den folgenden Jahrhunderten gab es kein allgemein anerkanntes Zentrum des Platonismus mehr keine organisierte Gemeinschaft der Gesamtheit der Platoniker sondern nur Schulerkreise einzelner Lehrer an verschiedenen Orten Diese Philosophen der nachakademischen Zeit nennt man heute zur Unterscheidung von den Akademiemitgliedern und den Neuplatonikern Mittelplatoniker Ihre Auffassungen waren zum Teil sehr unterschiedlich Eine wichtige Statte mittelplatonischer Aktivitat war Alexandria Dort lehrte in der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts der Platoniker Ammonios Sakkas Dieser Philosoph hinterliess keine Schriften beeinflusste aber durch seine Schuler die Entwicklung des Platonismus nachhaltig Seine schwer rekonstruierbare Lehre bildete den Ubergang vom Mittelplatonismus zum Neuplatonismus Die romische Schule Bearbeiten Der bedeutendste Schuler des Ammonios Sakkas war Plotin der nach seiner Studienzeit in Alexandria 244 nach Rom ubersiedelte und dort zu lehren begann Er war der eigentliche Begrunder des Neuplatonismus dessen Keimzelle die von ihm gegrundete romische Philosophenschule war Inwieweit Kernelemente des neuplatonischen Denkens schon bei Ammonios Sakkas vorhanden waren ist unklar 7 Plotin genoss in Rom hohes Ansehen Kaiser Gallienus schatzte und forderte ihn und seine Philosophie fand in der politischen Fuhrungsschicht Anklang Plotins beruhmtester Schuler Porphyrios bemuhte sich in seinen zahlreichen Werken den wesentlichen Gehalt der verschiedenen Lehren der griechischen Philosophie mit Ausnahme des verponten Epikureismus zusammenzufassen und in das von Plotin geschaffene System einzuordnen Indem er Plotins Schriften ordnete redigierte und veroffentlichte rettete er sie fur die Nachwelt womit er einen massgeblichen Beitrag zum Fortleben des Neuplatonismus leistete Nach dieser Ordnung sind die gesammelten Werke Plotins unter der Bezeichnung Enneaden Neuner gruppen bekannt Porphyrios scheute sich nicht manche Positionen seines hochverehrten Lehrers zu verwerfen Darin zeigt sich seine Eigenstandigkeit und Unbefangenheit Eine ausgepragte Kritikbereitschaft war auch bei spateren Neuplatonikern verbreitet Bei Meinungsverschiedenheiten formulierten sie ihre Ablehnung von Uberzeugungen ihrer Lehrer oder Kollegen oder fruherer neuplatonischer Autoren unverblumt Auch beim Loben ubten sie keine Zuruckhaltung sondern druckten ihre Bewunderung gern emphatisch aus Der erst in Athen lehrende spater im Reich von Palmyra als Berater der dortigen Herrscherin Zenobia tatige Mittelplatoniker Longinos zu seiner Zeit eine der fuhrenden Autoritaten verwarf die meisten Grundannahmen des Neuplatonismus ausserte aber seinen tiefen Respekt vor Plotins philosophischer Arbeitsweise Weiterentwicklung im Osten Bearbeiten Ein Schuler Plotins Amelios Gentilianos liess sich in Apameia in Syrien nieder und fuhrte dort den Neuplatonismus ein Als er Plotins Schule verliess und sich in den Osten des Reichs begab nahm er seine umfangreiche rund hundert Bucher umfassende Sammlung von Aufzeichnungen aus Plotins Lehrveranstaltungen mit In Syrien sehr wahrscheinlich in Apameia lehrte auch Iamblichos um 320 325 der bei Porphyrios studiert hatte spater aber als entschiedener philosophischer Gegner seines ehemaligen Lehrers hervortrat 8 Mit seiner Kritik an Lehren Plotins und des Porphyrios 9 gab Iamblichos der weiteren Entwicklung des Neuplatonismus eine neue Richtung die von derjenigen der romischen Schule deutlich abwich Seine Impulse wirkten im spateren Neuplatonismus stark nach Eine Neuerung die er einfuhrte war das Konzept der Theurgie kultisches Handeln wodurch sich der Mensch gottlichem Einfluss offnet Seine Theologie liess Raum fur den Einbau des traditionellen Polytheismus in das religios philosophische Weltbild des Neuplatonismus Durch die philosophische Begrundung der Theurgie ergab sich eine Verbindung der Philosophie mit religioser Praxis die fur den spatantiken Neuplatonismus charakteristisch wurde und dessen Rivalitat mit dem Christentum verscharfte 10 Wahrend der kurzen Regierung des philosophisch interessierten Kaisers Julian 360 363 der Iamblichos bewunderte und das Christentum zuruckdrangen wollte sollte der pagane Neuplatonismus die philosophische Basis fur die geplante Erneuerung der alten romischen Religion bilden Dieses Vorhaben scheiterte mit Julians Tod doch auch unter seinen christlichen Nachfolgern blieb die pagane philosophische Tradition am Kaiserhof von Konstantinopel prasent Der Rhetor Themistios nach 388 der die hohe Wertschatzung mehrerer Kaiser genoss setzte sich nachdrucklich fur ein politisches Handeln nach philosophischen Grundsatzen ein Ein Schuler erst des Porphyrios und dann des Iamblichos war Theodoros von Asine Theodoros verteidigte Lehrmeinungen des Porphyrios und anderer fruherer Platoniker gegen die Kritik des Iamblichos Er begrundete eine Schulrichtung die fur ihre Gegnerschaft zu Iamblichos Philosophie bekannt war Kaiser Julian erwahnte missbilligend das Geschrei der Theodoreer die Iamblichos herabsetzten 11 Eine eigene neuplatonische Philosophenschule entstand auch in Pergamon Ihr Grunder war Aidesios ein Schuler des Iamblichos Aus dieser Schule gingen mehrere namhafte Philosophen hervor Maximos von Ephesos Chrysanthios von Sardes Eusebios von Myndos und Priskos Auch Kaiser Julian nahm am Unterricht des Aidesios teil und war davon begeistert In Pergamon lehrte auch die angesehene Philosophin Sosipatra nach 362 die mit dem prominenten Neuplatoniker Eustathios verheiratet war In Athen grundete der reiche Philosoph Plutarch von Athen eine neuplatonische Philosophenschule Diese Schule betrieb Traditionspflege indem sie das einstige Gelande der Akademie in ihren Besitz brachte Allerdings ist die in moderner Literatur ofters verwendete Bezeichnung Akademie fur die neuplatonische Schule nicht korrekt Der Unterricht fand nicht auf dem Gelande von Platons Akademie statt das nur noch ein Garten war sondern in einem Privathaus Plutarchs das nach seinem Tod Sitz der Schule und Wohnstatte ihres Leiters des Scholarchen blieb Plutarchs Nachfolger als Scholarch war sein Schuler Syrianos der stark von der Denkweise des Iamblichos beeinflusst war Als bedeutendster Scholarch der Athener Schule gilt Syrianos Schuler und Nachfolger Proklos der die Schule fast ein halbes Jahrhundert lang leitete und ihre Arbeit durch seine intensive Lehrtatigkeit und seine zahlreichen Schriften pragte Da die Schule bedeutende Erbschaften von Gonnern erhielt und uber grossen Grundbesitz verfugte der uppige Ertrage einbrachte die Einkunfte betrugen insgesamt uber tausend solidi jahrlich konnten die Philosophen ungestort von materiellen Problemen ihrer Tatigkeit nachgehen 12 Schwierigkeiten ergaben sich aber aus der religiosen Konstellation Die Athener Schule war von Anfang an konsequent pagan orientiert und stand somit in Opposition zur christlichen Staatsreligion des Ostromischen Reichs Daher verbot Kaiser Justinian im Jahr 529 den paganen Unterrichtsbetrieb in Athen was zur Schliessung der neuplatonischen Schule fuhrte Die athenischen Neuplatoniker darunter Simplikios und der letzte Scholarch Damaskios verliessen zunachst Justinians Machtbereich und wanderten ins persische Sassanidenreich aus kehrten aber bald enttauscht ins Ostromische Reich zuruck Vielleicht liessen sich einige von ihnen in Carrhae nieder und setzten dort ihre Arbeit fort 13 Auch in Alexandria bestand eine bedeutende neuplatonische Schultradition Dort kam es zwischen militanten Christen und dem paganen Bevolkerungsteil im 4 und 5 Jahrhundert zu starken Spannungen Die religiosen Konflikte in der Stadt an denen auch die Juden beteiligt waren wurden mitunter gewaltsam ausgetragen und gefahrdeten den philosophischen Unterricht Religiose Gegensatze vermischten sich mit politischem Machtkampf und personlicher Rivalitat Der aufgeheizten Stimmung fiel die prominente Neuplatonikerin Hypatia 415 416 zum Opfer Sie wurde von einer christlichen Menge uberfallen und ermordet Das Verhaltnis zwischen Neuplatonismus und Christentum im ostromischen Nordafrika war aber nicht nur antagonistisch sondern es gab auch Bestrebungen die auf einen Ausgleich und sogar auf eine Verbindung abzielten Eine Synthese von Neuplatonismus und christlichem Denken hielt Synesios von Kyrene nach 412 ein Schuler Hypatias fur moglich Er war zugleich begeisterter Neuplatoniker und christlicher Bischof womit er das Konzept einer Versohnung der beiden rivalisierenden Weltanschauungen verkorperte Unter den paganen Neuplatonikern in Alexandria gab es eine gemassigte Richtung die den Ausweg aus dem Konflikt mit den Christen in religioser Zuruckhaltung sah und auf Empfindlichkeiten des christlichen Umfelds Rucksicht nahm um das traditionelle Bildungswesen zu retten Bei den Bemuhungen um Entscharfung des religiosen Gegensatzes spielte der einflussreiche Philosophielehrer Ammonios Hermeiou wohl nach 517 eine massgebliche Rolle Er schloss mit dem Patriarchen von Alexandria eine Vereinbarung mit der er die Fortdauer des Schulbetriebs sichern konnte wohl durch Verzicht auf die Propagierung provozierend wirkender religioser Aktivitaten in der Schule 14 Diese Weichenstellung gewahrleistete eine stabile Koexistenz und schuf Rahmenbedingungen die es den Christen ermoglichten sich als Horer der paganen Philosophielehrer traditionelle Bildungsguter anzueignen ohne dadurch in Gewissenskonflikte zu geraten Beigelegt war der religiose Streit damit aber nicht Johannes Philoponos ein christlicher Schuler des Ammonios Hermeiou wandte sich 529 in einer Streitschrift gegen den paganen Athener Neuplatoniker Proklos der die Lehre von der Ewigkeit der Welt vertrat und damit die christliche Schopfungsvorstellung verwarf Philoponos warf Proklos eine falsche Auslegung von Platons Dialog Timaios vor Der letzte namhafte pagane Neuplatoniker in Alexandria war Olympiodoros der Jungere nach 565 Zu seinen Schulern gehorten wahrscheinlich die Philosophen Elias und David die zumindest nominell Christen waren In der alexandrinischen Schule vielleicht bei Elias erhielt auch der Christ Stephanos von Alexandria seine philosophische Ausbildung Er wurde von dem ostromischen Kaiser Herakleios nach Konstantinopel berufen wo er im fruhen 7 Jahrhundert Unterricht erteilte und als Weltlehrer hohes Ansehen genoss So wurde der alexandrinische Neuplatonismus in die Hauptstadt des Reichs verpflanzt und erlebte dort eine letzte Blutezeit 15 Das System des Neuplatonismus BearbeitenPlotin gilt als der Schopfer des Neuplatonismus doch er betrachtete sich nicht als Neuerer sondern als treuen Anhanger der Lehre Platons und auch die spateren Neuplatoniker wollten keine neue Philosophie schaffen sondern nur Platons Weltdeutung und deren Konsequenzen korrekt darlegen Ihre Annahmen stutzten die Neuplatoniker durch Berufung auf einschlagige Stellen in Platons Werken ab Dennoch fuhrte der Neuplatonismus zu einer Umformung der Tradition und war faktisch eine neue Lehre denn es wurden aus Ansatzen Platons Konsequenzen gezogen die den Platonismus radikalisierten und neuartig ausgestalteten 16 Metaphysische Fragen dominierten wahrend die politische Philosophie mit der sich Platon intensiv beschaftigt hatte in den Hintergrund trat Ontologie und Kosmologie Bearbeiten Voraussetzungen Bearbeiten Ein grundlegendes Element des Platonismus ist die scharfe Trennung zwischen der geistigen intelligiblen und der sinnlich wahrnehmbaren Welt Die Platoniker gehen davon aus dass die Sinneswelt ein Abbild der geistigen Welt ist der sie ihre Existenz verdankt In der geistigen Welt befinden sich die platonischen Ideen Die Ideen sind die unwandelbaren Urbilder Muster der veranderlichen und stets mangelhaften dem Entstehen und Vergehen unterliegenden materiellen Dinge Als vollkommene und zeitunabhangige Muster sind sie in hoherem Masse wirklich als ihre verganglichen Abbilder die sinnlich wahrnehmbaren Einzelgegenstande und Phanomene Daher kommt ihnen ontologisch in der Lehre von der Hierarchie der seienden Dinge ein hoherer Rang zu als den Sinnesobjekten Das Niedrigere ist ein Erzeugnis des Hoheren nach dessen Vorbild es gestaltet ist und an dessen Eigenschaften es Anteil hat soweit seine Daseinsbedingungen das gestatten Es ist vom Hoheren in jeder Hinsicht abhangig wahrend das Hohere in keiner Weise auf das Niedere angewiesen ist Das Geistige ist als ubergeordneter Bereich das Allgemeinere und Einfachere das sinnlich Wahrnehmbare tritt verstreut in der Vielfalt und individuellen Besonderheit der einzelnen Sinnesobjekte in Erscheinung Im Rahmen der Vorgaben dieses Weltbilds blieben viele Fragen offen und wurden unter den Platonikern kontrovers diskutiert Dabei ging es um die Beschaffenheit der geistigen Welt um die Art ihrer Beziehung zur Sinneswelt und die Einzelheiten ihrer standigen Einwirkung auf diese Die Besonderheit der neuplatonischen Philosophie ergibt sich grossenteils aus ihren Antworten auf diese schon im Mittelplatonismus erorterten Fragen Fur den Neuplatonismus ist charakteristisch dass der Bereich des nicht sinnlich Wahrnehmbaren klarer hierarchisch strukturiert wurde als dies in den alteren Traditionen des Platonismus ublich war Die Grundstruktur ist dreiteilig es werden drei hierarchisch geordnete Prinzipien angenommen Zuoberst steht das Eine griechisch to hen darunter der uberindividuelle Geist oder Intellekt griechisch nous gefolgt vom seelischen Bereich der den untersten Teil der rein geistigen Welt bildet unmittelbar darunter beginnt die Sphare der Sinnesobjekte Den Ausgangspunkt fur die grundlegenden metaphysischen Gedankengange der Neuplatoniker bildeten Uberlegungen in Platons Dialog Parmenides Dieser Dialog spielte bei ihnen eine zentrale Rolle dort suchten sie den Kern der platonischen Weltdeutung wahrend fur die Mittelplatoniker allein der Dialog Timaios im Vordergrund gestanden hatte 17 Der Neuplatoniker Proklos stellte fest der Parmenides sei fur die Metaphysik massgeblich und der Timaios fur die Kosmologie in diesen beiden Dialogen sei das gesamte platonische Weltbild enthalten 18 Das Eine Bearbeiten Ein Hauptziel neuplatonischen Philosophierens ist die Bestimmung des Verhaltnisses von Einheit und Vielheit insbesondere die Untersuchung des Ubergangs vom Einen zum Vielen Die Einheit wird dabei stets als das Ursprungliche Ursachliche und daher Hoherrangige die Vielheit als das aus der Einheit Hervorgegangene aufgefasst Die Einheit ist allgemein umfassend und undifferenziert die Vielheit ist die Menge der aus der Einheit herausgetretenen Einzeldinge In diesem Weltbild ist das Eine die Einheit schlechthin das erste und oberste Prinzip Die Neuplatoniker mit Ausnahme von Porphyrios legten besonderen Wert darauf den absolut transzendenten Charakter dieses Prinzips herauszuarbeiten und alle sich daraus ergebenden Konsequenzen zu ziehen Das oberste Prinzip wird als vollig undifferenziert beschrieben Wegen seiner absoluten Einfachheit bildet es den aussersten Gegensatz zum Differenzierten und Mannigfaltigen Es kann keine Unterscheidung enthalten weder eine Zweiheit noch sonstige Pluralitat sondern ist schlechthin eines Daher wird es das Eine genannt Da das Einfachere dem Komplexeren stets ubergeordnet ist in dem Sinn dass es die Ursache fur dessen Existenz bildet ist das Eine notwendigerweise letztlich der Ursprung und Existenzgrund von allem und damit in der Kausalitatshierarchie das Hochste was es uberhaupt geben kann 19 Aus religioser Sicht kommt somit dem Einen als oberstem Prinzip die Funktion der vollkommenen hochsten Gottheit zu also auch die mit dem Gottesbegriff assoziierte Gute Demgemass pflegten die Mittelplatoniker das oberste Prinzip mit der Idee des Guten also dem Guten schlechthin und mit dem gottlichen Geist dem Nous gleichzusetzen So gesehen bildet es die Spitze der geistigen Welt Es gab bei den Mittelplatonikern auch eine umstrittene Tendenz Platons Schopfergott Demiurgen mit der Idee des Guten also mit dem hochsten Prinzip zu identifizieren Aus neuplatonischer Sicht ist eine solche Betrachtungs und Ausdrucksweise jedoch unangemessen Das Eine darf nicht mit dem Geist identifiziert werden denn der Geist hat notwendigerweise Inhalte und daher kommt ihm nicht Einheit zu sondern Vielheit Uberdies stellt die Aussage etwas sei geistig bereits eine positive Bestimmung dar die als solche dem absolut undifferenzierten Charakter des Einen widerspricht Jede positive Bestimmung impliziert einen Unterschied einen Gegensatz und damit Nicht Einheit Das Eine kann somit keine Idee sein auch nicht die Idee des Guten vielmehr ist es dem Geist und allen Ideen ubergeordnet Nur aus dem Blickwinkel des Denkenden erscheint es als etwas Hoheres und damit Gutes Nur aus dieser Perspektive betrachtet nicht an und fur sich kann es als gut bezeichnet werden 20 Da das Eine jenseits des Geistes ist muss ihm auch das Denken und damit das Selbstbewusstsein abgesprochen werden Man kann nicht einmal wahrheitsgemass aussagen dass das Eine ist denn das Sein als Gegenteil des Nichtseins oder das vollkommene Sein im Gegensatz zu einem geminderten Sein setzt bereits eine Unterscheidung voraus und damit etwas was dem Einen nachgeordnet ist Genau genommen ist auch die Bestimmung des Einen als Eines als einfach oder einheitlich im Sinne eines Gegensatzes zur Pluralitat eine Verkennung seiner wahren gegensatzfreien Natur uber die paradoxerweise uberhaupt keine zutreffende positive Aussage moglich ist Das Eine ist unsagbar arrheton 21 Man kann nur feststellen was es nicht ist also Negationen aussagen oder metaphorisch daruber reden und damit etwas andeuten was sich nur unzulanglich ausdrucken lasst Das Eine bleibt einem verstandesmassigen diskursiven Begreifen prinzipiell entzogen Da nach dieser Auffassung nur verneinende Aussagen uber das Eine als wahr gelten konnen wird ein solches Reden uber die Gottheit als negative Theologie bezeichnet Proklos ist der erste Autor der die Begriffe Negation apophasis und Theologie verbindet Er verwendet den Ausdruck tropos tes aphaireseōs Vorgehensweise des Entfernens 22 die Bestimmungen mussen auf dem Weg zum Einen entfernt werden Proklos empfiehlt bei den Negationen zu bleiben und durch sie das erhabene Ubermass des Einen zu zeigen Da das Eine jedem Gegensatz entzogen ist ist es auch nicht als Zusammenfall der Gegensatze im Sinne des erst spater entstandenen Konzepts der Coincidentia oppositorum zu begreifen 23 Der Nous Bearbeiten In der ontologischen Hierarchie des Neuplatonismus folgt auf das Eine unmittelbar der uberindividuelle Nous Geist Intellekt als zweithochste Hypostase Wirklichkeitsebene Er geht aus dem undifferenzierten Einen hervor er entstromt ihm doch ohne dass die Quelle selbst davon betroffen ist und sich dabei irgendwie verandert Ein solches nicht wortlich sondern metaphorisch zu verstehendes Entstromen nennt man in der philosophischen Fachsprache Emanation 24 Die Emanation wird im Neuplatonismus als Naturnotwendigkeit aufgefasst im Gegensatz zu einem willkurlichen Schopfungsakt Diese Vorstellung gehort zu den Hauptmerkmalen der neuplatonischen Denkweise Der Hervorgang prohodos ist nicht als zeitlicher Vorgang im Sinne eines Daseinsbeginns zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum zu verstehen denn der Nous existiert zeitunabhangig Gemeint ist nur dass der Nous seine Existenz dem Einen verdankt es soll eine uberzeitliche Kausalitat ausgedruckt werden Wahrend dem Einen keine Bestimmung zukommt also auch nicht das Sein gehort der Nous bereits der Welt der Differenzierung und Vielheit an deren obersten Bereich er bildet und weist daher bestimmte Merkmale auf insbesondere kann er als seiend bezeichnet werden Im Neuplatonismus ist das Sein in Bezug auf ein Ding nicht einfach vorhanden oder nicht vorhanden sondern es ist abgestuft Es gibt ein Sein im vollen Sinne und ein eingeschranktes oder gemindertes mehr oder weniger uneigentliches oder schattenhaftes Sein Nur dem Nous als oberstem Teil des Seinsbereichs kommt das Sein uneingeschrankt im vollen und eigentlichen Sinne zu Der Nous ist die Welt des reinen Denkens das sich nicht auf sinnlich wahrnehmbare Einzelgegenstande richtet sondern auf das ihnen zugrunde liegende Allgemeine die vollkommenen Ideen Fur den Nous ware es eine Minderung seiner Vollkommenheit wenn er etwas dachte was weniger vollkommen ist als er selbst Somit kann er nichts anderes denken als sich selbst das was in ihm ist Daher sind die Objekte des reinen Denkens ausschliesslich die eigenen Inhalte des Nous in ihrer Gesamtheit Daraus ergibt sich aus neuplatonischer Sicht dass der Nous aus nichts anderem als der Gesamtheit der platonischen Ideen besteht und dass er der einzige ontologische Ort der Ideen ist Diese Position formuliert Plotin in seinem beruhmten Lehrsatz Die Ideen existieren nur innerhalb des Nous Damit markiert er einen wesentlichen Unterschied zwischen Mittel und Neuplatonismus Zwar gab es schon vor Plotin Ansatze zu einer Theorie von der Immanenz der Ideen im Geist doch hat er als erster das Konzept der Identitat der Ideen mit dem Nous konsequent vertreten und begrundet was bei seinen Zeitgenossen als Neuerung galt 25 Im Unterschied zu Plotin wendet Proklos den Ansatz der negativen Theologie auch auf den Nous an Er bestreitet dass das diskursive Denken mit seinen positiven Aussagen den Nous angemessen erfassen und beschreiben kann Daher halt er nicht nur hinsichtlich des Einen sondern auch hinsichtlich des Nous ein schweigendes Betrachten fur die uberlegene Herangehensweise 26 Die Weltseele Bearbeiten An den Nous schliesst sich die dritte Hypostase an der Bereich des Seelischen der ebenfalls nicht sinnlich wahrnehmbar ist Hier befindet sich die Weltseele die den Kosmos belebt Dies ist der unterste Bereich der rein geistigen Welt unmittelbar darunter beginnt die Sinnenwelt Wie der Nous aus dem Einen geht die Weltseele aus dem Nous durch Emanation hervor sie ist eine Selbstentfaltung des Geistes nach aussen Auch hier ist das Hervorgehen nur als Metapher fur ein ontologisches Abhangigkeitsverhaltnis zu verstehen es handelt sich nicht um eine Entstehung in der Zeit Wie alles Geistige ist die Weltseele ungeschaffen und unverganglich Da sie an der Grenze zwischen der geistigen und der sinnlichen Welt steht fallt ihr im Rahmen der Weltordnung eine Lenkungsfunktion fur die unter ihr liegende Sphare der materiellen sinnlich wahrnehmbaren Dinge zu Im Unterschied zu den einzelnen Seelen der Lebewesen die in die materielle Welt hinabsteigen und sich dort mit Korpern so verbinden dass sie dadurch dem Leid ausgesetzt sind lenkt und beseelt die Weltseele ihren Korper den sinnlich wahrnehmbaren Kosmos souveran und ist daher leidfrei Ihre Freiheit kann nicht beeintrachtigt werden Sie wirkt auf den Weltkorper ein erlebt aber keine Ruckwirkung von ihm Die Zeit Bearbeiten Die Zeit fuhrte Plotin auf die Hypostase des Seelischen zuruck Er ordnete sie der Seinsebene der Weltseele zu und argumentierte gegen die physikalische Zeitkonzeption des Aristoteles der das Wesen der Zeit anhand ihrer Verbindung mit der Bewegung deren Mass sie ist bestimmte Vollig anderer Ansicht als Plotin waren Iamblichos und Proklos die der Zeit den Rang einer eigenen Hypostase verliehen und sie im Bereich des Nous also oberhalb der Seelenebene lokalisierten Damit meinten sie eine primare geistige Zeit die sie als Element der geistigen Welt von der physikalischen Zeit unterschieden Diese geistige Zeit weist zwar Punkte auf die eine Reihenfolge von fruher und spater markieren doch im Gegensatz zur physikalischen Zeit fliesst sie nicht Ein etwas anderes Konzept legte schliesslich Damaskios vor Er nahm eine Gesamtzeit sympas chronos an eine simultan existierende Realitat der gesamten Zeit als Basis der vom Menschen als Kontinuum wahrgenommenen physikalischen Zeit Der physikalischen Zeit schrieb er eine diskontinuierliche Struktur zu Er meinte dass sie aus nicht unterteilbaren Quanten bestehe da eine Aneinanderreihung von ausdehnungslosen Zeitpunkten keine Ausdehnung und somit keinen Zeitfluss ergabe 27 Eine eigene neuplatonisch gepragte Zeittheorie entwickelte schliesslich auch Augustinus von Hippo im elften Buch der Confessiones 28 Das Verhaltnis der Hypostasen Bearbeiten Plotin war der Meinung es gebe zwischen dem Einen dem Nous und der Weltseele keine vermittelnden Instanzen sondern der Ubergang vom einen zum anderen sei als unmittelbar aufzufassen Darin folgten ihm spatere Neuplatoniker nicht Plotins einfaches Modell wurde im spatantiken Neuplatonismus durch Differenzierung und Untergliederung stark erweitert und es wurden zusatzliche vermittelnde Wesenheiten eingefuhrt beispielsweise nahm Proklos Henaden als vermittelnde Instanzen zwischen dem Einen und dem Nous an Dabei blieb aber die dreigestufte Grundstruktur stets erhalten 29 Iamblichos lehrte dass sich die Wirkungen jeder Wirklichkeitsebene auf samtliche unter ihr liegenden Bereiche erstrecken Nach einer von Proklos aufgestellten Regel hingegen gilt Je hoher und damit machtvoller eine Wirklichkeitsebene ist desto tiefer reichen ihre Wirkungen hinab Beispielsweise wirkt das Seelische nur auf die Ebene der Lebewesen ein wahrend der Nous als hohere Hypostase auch das Unbelebte dem er Form verleiht zu gestalten vermag 30 Materie und Korperwelt Bearbeiten Nach der neuplatonischen Lehre wird die materielle Welt der Sinnesobjekte von der geistigen Welt hervorgebracht und von der Weltseele und den ubrigen Seelen belebt An und fur sich ist die Materie nichts aristotelisch ausgedruckt reine Potenz etwas nicht Verwirklichtes nur als Moglichkeit Bestehendes So gesehen ist sie als Nichtseiendes dasjenige was sich am starksten von der geistigen Welt dem Bereich der im eigentlichen Sinn seienden Dinge unterscheidet Damit ist sie das ontologisch Niedrigste und Unvollkommenste Da sie nichts Eigenes aufweist kann sie nur empfangen ihr Merkmal ist die grosste mogliche Passivitat 31 Hinsichtlich ihrer reinen Passivitat ahnelt diese Materie der ersten Materie bei Aristoteles Da die Neuplatoniker alles Niedrigere auf ein Hoheres zuruckfuhrten und die gesamte Wirklichkeit letztlich aus einem einzigen hochsten Prinzip ableiteten ist ihre Philosophie strikt monistisch Darin besteht ein Unterschied zum Mittelplatonismus denn bei den Mittelplatonikern gab es auch eine dualistische Richtung die in der Materie ein eigenstandiges Prinzip sah das nicht letztlich auf die Gottheit zuruckgefuhrt werden kann sondern ebenso ursprunglich ist wie diese Im neuplatonischen Monismus ist auch das Dasein der Materie ein sinnvoller Bestandteil der einheitlichen Weltordnung die in ihrer Gesamtheit von den Neuplatonikern bejaht wird Die Materie ist die letzte notwendige Folgeerscheinung hoherer Ursachen 32 Plotin bezeichnet die Materie als schlecht Er halt sie fur das Schlechteste von allem und auch fur die Ursache der Schwache und Schlechtigkeit der einzelnen Seelen die sich der Materie zuwenden und dadurch geschwacht werden Dabei ist aber zu beachten dass im monistischen Weltbild des Neuplatonismus dem Schlechten keine eigenstandige Existenz zukommt da Schlechtigkeit nur in der Abwesenheit des Guten besteht Somit ist fur Plotin die Materie nicht in dem Sinne schlecht dass ihr Schlechtigkeit als reale Eigenschaft zuzuordnen ist sondern nur in dem Sinne dass sie in der ontologischen Hierarchie am weitesten vom Guten entfernt ist 33 Im spateren Neuplatonismus werden gegen Plotins Reduzierung allen Ubels auf die Materie Einwande erhoben Iamblichos halt die Materie nicht fur schlecht da sie immerhin in der Lage sei etwas Gutes aufzunehmen 34 Auch Proklos und Simplikios lehnen es ab die Materie als schlecht zu charakterisieren Zwar fasst Proklos wie Plotin das Ubel als blossen Mangel an Gutem auf doch fuhrt er es nicht auf die Materie zuruck sondern betrachtet die Materie als neutral und nimmt eine Vielzahl von Ursachen des Schlechten an 35 Seelenlehre Ethik und Erlosungsweg Bearbeiten In allen neuplatonischen Philosophenschulen fasste man den Unterricht nicht als blosse Wissensvermittlung auf sondern es wurde von den Schulern eine Lebensweise nach philosophischen Grundsatzen erwartet Das neuplatonische Philosophieren war stark auf die Lebenspraxis des Philosophen ausgerichtet Erortert wurde die ontologische Stellung des Menschen und seine Rolle und Aufgabe im Gesamtkosmos in dem er zu beiden Bereichen dem rein geistigen und dem sinnlich wahrnehmbaren Zugang hat Dabei ging es aber nicht um den Menschen als Kompositum aus Leib und Seele sondern um ihn nur insoweit als er Seele ist denn im Platonismus ist allein die Seele das wahrnehmende und handelnde Subjekt und der Trager aller Lebensfunktionen der Korper ist nichts als ein Instrument das der Seele zeitweise zur Verfugung steht Alle philosophischen Bemuhungen galten daher letztlich dem Schicksal der unsterblichen Seele und sollten vor allem ihre Zukunft nach dem Tod des Korpers gunstig beeinflussen In der Seelenlehre vertrat Plotin ausnahmsweise eine Uberzeugung die er nicht auf Platon zuruckfuhrte sondern fur die er Originalitat in Anspruch nahm die Lehre dass die Seele einen hochsten Teil aufweist der sich bei ihrer Einkorperung nicht mit dem Korper verbindet sondern immer in der geistigen Welt verbleibt 36 Diese Sonderlehre wurde von Iamblichos und den ihm folgenden spateren Neuplatonikern verworfen Eines der Argumente des Iamblichos war dass fur den obersten Seelenteil keine standige Gemeinschaft mit dem gottlichen Bereich angenommen werden konne weil sonst alle Menschen unablassig glucklich waren 37 Auch Proklos griff Plotins Position an 38 Diese Meinungsverschiedenheiten hatten weitreichende Konsequenzen Zwar war den Neuplatonikern die Uberzeugung gemeinsam dass jede Seele aufgrund ihrer immateriellen Beschaffenheit in der geistigen Welt der sie entstammt beheimatet ist und daher dorthin zuruckkehren soll sie ist einst in die Korperwelt hinabgestiegen und mochte nun wenn sie sich der Philosophie zuwendet wieder aufsteigen Unterschiedlich waren aber je nach der jeweiligen Position in der Seelenlehre die Wege die zur Erreichung dieses Ziels eingeschlagen wurden Plotin lehrte dass sich die Seele nicht in ihrer Gesamtheit sondern nur teilweise an einen Korper binde Sie bewahre nicht nur durch ihre Denkfahigkeit die Verbindung mit dem Nous sondern ihr hochster Teil verbleibe immer in der geistigen Welt Durch diesen hochsten Teil habe sie auch wenn ihr verkorperter Teil Unheil erleidet standig Anteil an der ganzen Fulle der geistigen Welt 39 Von dieser Annahme ausgehend meinte Plotin dass die philosophische Lebensweise als Weg zur Befreiung der Seele ausreiche Wenn sie sich auf die geistige Welt ausrichte steige sie dorthin auf Erforderlich sei Pflege der Tugenden gemass Platons Lehre und unablassige Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf das Gottliche das die Seele in sich selbst finden konne Den Antrieb zu diesem Streben verschaffe der Seele ihre Sehnsucht nach dem Schonen denn die Sehnsucht lenke sie zur Quelle der Schonheit dem Nous Um das metaphysische Schone wahrnehmen zu konnen musse die Seele sich selbst schon und damit gottahnlich machen indem sie sich reinige Dies geschehe mittels der Tugend denn die Tugendhaftigkeit sei Ausdruck des Trachtens nach dem Guten und die Annaherung an das Gute fuhre zugleich auch zum Schonen da das Licht des Guten die Quelle aller Schonheit sei Ein gottliches Eingreifen von aussen sei nicht erforderlich 40 Plotin und Porphyrios behaupteten sogar ihnen sei auf diesem Weg eine Vereinigung henōsis mit der formlosen Gottheit dem Einen zuteilgeworden 41 Wahrend Platon die bildenden Kunste stark abwertete da er in ihren Erzeugnissen bestenfalls mangelhafte Abbilder sah gelangte Plotin in seiner Metaphysik des Schonen zu einer positiveren Einschatzung Dabei kam es ihm auf die wichtige Rolle des asthetischen Antriebs beim Aufstieg der Seele an Er meinte sichtbare Schonheit sei eine Manifestation des Gottlichen in der Sinnenwelt und darum fur die Menschen attraktiv Schonheit sei in Kunstwerken vermittelbar und daher konne Kunst einen wesentlichen Beitrag zum Aufstieg der Seele leisten Der Kunstler ahme nicht bloss Naturdinge nach sondern schaffe seine Werke auf der Grundlage seines Zugangs zur Welt der geistigen Urbilder Das Medium des Schonen ist im Neuplatonismus das Licht als Prinzip der Sichtbarkeit ein Bild kann durch seine Lichtnatur die geistige Quelle der Schonheit reprasentieren und dem Betrachter vergegenwartigen und ihn so auf die Urbilder hinweisen Lichtmetaphysik 42 Da Iamblichos und die ihm folgenden spatantiken Neuplatoniker die Lehre vom standigen Aufenthalt eines Seelenteils in der geistigen Welt ablehnten nahmen sie nicht wie Plotin an dass ein Philosoph ausschliesslich durch seine eigenen Bemuhungen den angestrebten Aufstieg der Seele herbeifuhren kann Sie meinten die in ihrer Gesamtheit an die Korperwelt gebundene Seele bedurfe der Hilfe durch eine aussere gottliche Macht ohne die sie nicht erlost werden konne Daher verbanden sie rituelle und theurgische Praktiken mit dem philosophischen Studium 43 Alle Neuplatoniker folgten der platonischen Seelenwanderungslehre aber in der Frage ob menschliche Seelen auch in Tierleiber eingehen waren sie unterschiedlicher Meinung Nach Plotins Lehre gibt es keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen sondern jede Seele kann prinzipiell einen menschlichen ebenso wie auch einen tierischen oder sogar pflanzlichen Korper bewohnen Fur Iamblichos und Proklos hingegen kommt nur ein menschlicher Korper als Aufenthaltsort einer menschlichen Seele in Betracht 44 Logik Bearbeiten Die Logik war als philosophische Disziplin von Aristoteles begrundet worden daher bedeutete Betatigung auf diesem Gebiet stets eine Auseinandersetzung mit dem logischen Werk dieses Denkers Aus platonischer Sicht war schon in der Zeit des Mittelplatonismus Kritik an der Kategorienlehre des Aristoteles geubt worden Der Mittelplatoniker Klaudios Nikostratos hatte bemangelt dass die Kategorienlehre nicht zwischen geistigen Dingen und Sinnesobjekten unterscheidet und die Besonderheiten der geistigen Welt nicht berucksichtigt Diesen Gesichtspunkt machte auch Plotin geltend Er argumentierte das aristotelische System biete keine universal gultige Einteilung des Seienden denn es diene nur der Beschreibung der sinnlich wahrnehmbaren Welt Auf die weitaus wichtigere geistige Welt sei das aristotelische Schema der zehn Kategorien nicht anwendbar Die Kategorie Ousia Substanz wortlich Seiendheit konne wegen der prinzipiellen Verschiedenheit der geistigen und der physischen Seinsweise nicht beide umfassen Es fehle eine Definition dieser Kategorie die ein besonderes Merkmal des Seins angibt das bei allen Arten von Sein gleichermassen vorliegt Die Kategorie der Relation sei teils von den Ideen hervorgebracht teils erst mit dem menschlichen Denken entstanden und daher fur die Ideenwelt ungeeignet Die Kategorien des Qualitativen des Orts der Lage der Zeit des Tuns des Erleidens und des Habens seien fur die geistige Welt unbrauchbar da diesen Begriffen dort nichts entspreche Ausserdem seien die zehn Kategorien des Aristoteles blosse Aussageweisen und nicht die hochsten Gattungen des Seienden Damit wendet sich Plotin gegen die Uberzeugung des Aristoteles dass das Sein in den verschiedenen Formen der Aussage selbst erscheint Er betont den Unterschied zwischen dem Sein und dessen diskursivem Ausdruck Aufgrund dieser Kritik verwirft Plotin das aristotelische Schema der zehn Kategorien Er ersetzt es fur die geistige Welt durch ein neues mit funf Kategorien Seiendheit ousia Bewegung kinesis Veranderungslosigkeit stasis Identitat und Verschiedenheit Die Bewegung halt er fur eine Notwendigkeit in der geistigen Welt da sie ein Wesensmerkmal des Lebendigen und fur das Denken erforderlich sei das Seiende sei nichts Totes 45 Auch fur die Sinnenwelt lehnt Plotin das aristotelische Kategorienschema ab dort fuhrt er ein neues System mit funf Kategorien ein Seiendheit im uneigentlichen Sinn wobei Werden eine angemessenere Bezeichnung ware Quantitat Qualitat Relation und Bewegung Von Seiendheit konne man hier im eigentlichen Sinne nicht sprechen da das physisch Seiende nur eine variable Verbindung von Materie und Gestalt Qualitaten sei Ort und Zeit seien der Relation zuzurechnen die Lage gehore zum Ort Tun und Erleiden seien keine eigenen Kategorien sondern nur Spezialfalle von Veranderung und damit zur Kategorie Bewegung gehorig Die Kategorie Haben erubrige sich 46 Porphyrios ubernahm jedoch Plotins Ablehnung der aristotelischen Logik nicht sondern war uberzeugt dass dieser Teil der Lehre des Aristoteles mit dem Platonismus vereinbar sei Seine Entscheidung die Kategorienlehre des Aristoteles zu akzeptieren war ausserordentlich folgenreich denn diese Weichenstellung bewirkte dass im gesamten spatantiken Neuplatonismus Aristoteles als massgebliche Autoritat auf dem Gebiet der Logik anerkannt wurde Die Isagoge des Porphyrios eine Einfuhrung in die aristotelische Logik wurde zum Lehrbuch im philosophischen Anfangerunterricht Am Anfang des 6 Jahrhunderts stellte Boethius fest seit der Zeit des Porphyrios habe jeder der Logik erlernen wollte mit diesem Buch begonnen 47 Politische Philosophie Bearbeiten Die politische Philosophie fand bei den Neuplatonikern relativ wenig Beachtung doch hielten sie an dem Anspruch fest auch diesen Teil des platonischen Erbes zu bewahren Plotin fasste den Plan der Neubesiedlung einer verlassenen Stadt in Kampanien Sie sollte nach den von Platon entworfenen Gesetzen regiert werden und Platonopolis heissen Dort wollte er mit seinen Schulern leben Das Vorhaben scheiterte an mangelnder Unterstutzung am Kaiserhof 48 Im 4 Jahrhundert wandte sich Themistios gegen die in Neuplatonikerkreisen verbreitete politische Zuruckhaltung und trat nachdrucklich fur eine aktive politische Rolle des Philosophen ein Er betrachtete den Herrscher als Vertreter der Gottheit der sich dieser Rolle wurdig erweisen soll indem er philosophische Lehren in der Regierungspraxis umsetzt Dem Kaiser obliege womit Themistios eine beruhmte Forderung Platons aufgreift die Aufgabe der Angleichung an Gott soweit dies moglich ist Damit werde seine Regierung zum Abbild der kosmischen Herrschaft Gottes Diesem Ziel nahere er sich durch seine Tugenden unter denen Themistios die Philanthropie als herausragende Herrschertugend hervorhebt 49 Die spatantiken Neuplatoniker befassten sich mit den staatsphilosophischen Dialogen Platons meist nicht aus Interesse an politischen Fragen sondern unter dem Gesichtspunkt der philosophischen Grundlagen der Staatstheorie 50 Theodoros von Asine und Proklos verteidigten Platons umstrittene Forderung einer weitgehenden Gleichstellung von Mannern und Frauen im Staat und sein Konzept der Qualifikation von Frauen fur Fuhrungsaufgaben 51 Noch im 6 Jahrhundert setzte sich im Ostromischen Reich der unbekannte neuplatonische Autor eines nur fragmentarisch und anonym uberlieferten Dialogs uber die Staatskunst mit der Frage nach der besten Verfassung auseinander Dabei ging er von den einschlagigen Konzepten Platons und Ciceros aus und wandte sie auf die Verhaltnisse seiner Zeit an Er thematisierte vor allem die zentrale Rolle des Kaisers und erorterte die verfassungsmassige Ordnung und Verwaltungsfragen Den Ausgangspunkt bildete wie schon bei Themistios der platonische Gedanke der Nachahmung des gottlichen Vorbilds 52 Verhaltnis zu anderen philosophischen Lehren BearbeitenBei den Neuplatonikern galten die Lehren Platons als schlechthin wahr nur die Interpretation einzelner Aussagen in seinen Werken war strittig Diese Festlegung hinderte die neuplatonischen Denker aber nicht daran aus fremden philosophischen und religiosen Traditionen Gedanken zu ubernehmen die nach ihrer Ansicht mit den Grundlinien des Platonismus vereinbar waren Insbesondere betrachteten sie Aristoteles als einen respektablen Schuler Platons dessen Werke ein auch fur Platoniker nutzliches Wissen enthielten das man sich anzueignen habe Im spatantiken neuplatonischen Schulbetrieb gehorten Schriften des Aristoteles zum propadeutischen Lehrstoff Jeder Schuler hatte erst die Lehrveranstaltungen uber die Philosophie des Aristoteles zu besuchen bevor er zu den Kursen fur Fortgeschrittene zugelassen wurde in denen Platons Dialoge behandelt wurden Man studierte erst das Organon des Aristoteles seine Schriften zur Logik dann seine Ethik und politische Philosophie anschliessend ausgewahlte naturphilosophische Schriften Physik Kosmologie und zum Abschluss der propadeutischen Studien seine Metaphysik 53 In hohem Ansehen stand bei den Neuplatonikern Pythagoras Porphyrios und Iamblichos verfassten Lebensbeschreibungen dieses Vorsokratikers Verbreitet war die Uberzeugung dass die pythagoreische Lehre mit dem Platonismus vollig ubereinstimmt 54 Die Neuplatoniker interessierten sich fur die Weisheitslehren fremder Volker Schon Plotin beabsichtigte vor seiner Ubersiedlung nach Rom sich mit der persischen und der indischen Philosophie vertraut zu machen Zu diesem Zweck schloss er sich einem romischen Heer an das gegen die Perser in den Krieg zog Das Scheitern dieses Feldzugs machte jedoch den Plan des Philosophen zunichte Ahnlichkeiten zwischen Plotins und der indischen Philosophie haben zu Vermutungen uber einen historischen Zusammenhang gefuhrt doch finden Spekulationen uber Beeinflussung des Neuplatonismus durch fernostliche Lehren in den Quellen keine Stutze In seinen Schriften befasste sich Plotin ausschliesslich mit der griechischen Tradition 55 Erst mit seinem Schuler Porphyrios der die Chaldaischen Orakel auslegte begann die Einbeziehung von Texten aus fremden Kulturen in die neuplatonische Philosophie mit Iamblichos der auch hermetische Literatur heranzog intensivierte sie sich Rezeption BearbeitenKirchenvater Bearbeiten Die Einstellung der Kirchenvater zum Platonismus war zwiespaltig Einerseits waren Philosophen wie der Mittelplatoniker Kelsos und der Neuplatoniker Porphyrios die literarischen Hauptgegner des Christentums andererseits wirkte die fur den Neuplatonismus charakteristische starke Betonung der Metaphysik und insbesondere der Einheit und Transzendenz der hochsten Gottheit auf manche christliche Theologen ansprechend Das ausgepragte Erlosungsbedurfnis war Neuplatonikern und Christen gemeinsam Im 4 Jahrhundert trug der zum Christentum konvertierte Neuplatoniker Gaius Marius Victorinus der Schriften Plotins ins Lateinische ubersetzte zur Annaherung bei 56 Zu den Benutzern seiner Plotin Ubersetzung gehorte der sehr einflussreiche Kirchenvater Augustinus 430 der in seinen theologischen Werken intensiv auf neuplatonische Gedankengange und Denkschemata zuruckgriff Beispielsweise ubernahm er aus neuplatonischer Literatur die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Bosen welche lautet dass jedes Ubel nur ein Mangel oder Defekt ist nur das Gute wird als seiend bestimmt das Ubel ist nichts als eine partielle Abwesenheit des Guten eine in ihren Auswirkungen begrenzte Storung der guten Weltordnung Augustinus meinte die Platoniker stunden dem Christentum naher als alle anderen Philosophen und nannte Porphyrios den gelehrtesten der Philosophen 57 Auch andere patristische Autoren empfingen von Plotin Anregungen Eusebios von Caesarea verglich die drei neuplatonischen Prinzipien Eines Nous Weltseele mit den drei Personen der Trinitat 58 Die antiken Theologen bejahten den Grundsatz der absoluten Transzendenz des hochsten Prinzips und die daraus abgeleitete negative Theologie Sie nutzten die Argumentationsweise der negativen Theologie insbesondere in der Auseinandersetzung mit anthropomorphen das Gottliche vermenschlichenden Vorstellungen ihrer paganen Umwelt Die negative Theologie stellte die Kirchenvater aber auch vor Probleme da die Bibel positive Aussagen uber Gott enthalt und ihm positive Eigenschaften zuschreibt Nach dem Verstandnis der antiken christlichen Grosskirche umfasst Gott in sich sowohl das absolut transzendente Eine der Neuplatoniker als auch den Nous und ist mit dem Weltschopfer Demiurgen identisch Die fur den paganen Neuplatonismus charakteristische ontologische Trennung der Hypostasen war daher aus christlicher Sicht nicht akzeptabel Das am ausfuhrlichsten ausgearbeitete und am starksten nachwirkende patristische Konzept der negativen Theologie ist dasjenige eines unbekannten spatantiken Autors der sich Dionysios nannte und im Mittelalter mit Dionysios Areopagita einem in der Apostelgeschichte erwahnten Schuler des Apostels Paulus identifiziert wurde Heute wird er als Pseudo Dionysios Areopagita bezeichnet Pseudo Dionysios ubernahm manche Begriffe und Gedanken von Proklos 59 Er ersetzte das neuplatonische Modell des stufenweisen Hervorgehens der Welt aus der ersten Ursache durch ein christliches Schopfungsmodell in welchem zwar ebenfalls eine hierarchische Stufenordnung besteht aber die Gesamtheit des Geschaffenen unmittelbar auf den unergrundlichen Schopfer zuruckgeht Pseudo Dionysios erkennt die positiven Aussagen der Offenbarung als wahr an bezieht sie aber nicht auf Gottes Wesen sondern nur auf seine Wirkung Da sie keine gultigen Aussagen uber sein Wesen sind mussen sie negiert werden In diesem Sinne bezeichnet Pseudo Dionysios Verneinungen als wahr Bejahungen als unangemessen Aber auch die Negationen erweisen sich als nicht wirklich zutreffend und mussen daher ebenfalls verneint werden Dies bedeutet jedoch nicht eine Ruckkehr zu positiven Aussagen sondern eine Hinwendung zu Uber Aussagen mit dem Prafix uber griechisch hyper lateinisch super etwa uberseiend oder ubergut Letztlich sind aber auch die Uber Aussagen nur Hilfsmittel und nicht Tatsachenbehauptungen uber das Wesen Gottes Erst durch die letzte Negation mit der man jede Art von Bestimmungen ubersteigt wird in der Annaherung an die gottliche Wirklichkeit der entscheidende Schritt getan Die Namenlosigkeit wird mit dem unaussprechlichen Namen identifiziert welcher der Grund aller Namen und Benennungen ist und als solcher alle Namen vereinigt Somit fuhrt die Vollendung der Entleerung zur vollendeten Fulle absolute Leere und absolute Fulle erweisen sich als identisch Nach der pseudo dionysischen Theologie vollbringt die Seele durch den schrittweisen Vollzug der Negationen einen Aufstieg der sie von der vertrauten Gedankenwelt abbringt und so zu Gott hinfuhrt Der nach Erkenntnis Strebende gelangt zur Einsicht in sein eigenes Nichtwissen und Nichterkennen die negative Theologie fuhrt ihn zur Wortlosigkeit und damit zum Schweigen Seine Bemuhungen mittels der auf Sinneswahrnehmungen fussenden Vorstellungen und davon ausgehenden diskursiven Denkprozesse ans Ziel zu gelangen sind gescheitert Solches Scheitern erweist sich als Voraussetzung dafur dass er eine authentische Beziehung zu Gott erlangt 60 Mittelalter Bearbeiten Lateinischsprachige Welt Bearbeiten Die Werke der griechisch schreibenden paganen Neuplatoniker blieben der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt des Westens bis ins Spatmittelalter unbekannt Neuplatonischer Einfluss machte sich aber in West und Mitteleuropa auf verschiedenen indirekten Wegen geltend Folgenreich war insbesondere die neuplatonische Pragung von Augustinus Theologie denn Augustinus war im Mittelalter eine erstrangige Autoritat Ein wichtiger Vermittler neuplatonischer Ideen war auch der spatantike Schriftsteller Macrobius Ambrosius Theodosius dessen Kommentar zu Ciceros Somnium Scipionis im Hochmittelalter bei der Aufnahme neuplatonischen Gedankenguts eine Schlusselrolle spielte vor allem auf dem Gebiet der Kosmologie 61 Eine ausserordentlich starke Nachwirkung erzielte im Mittelalter die um 525 entstandene Schrift Consolatio philosophiae Der Trost der Philosophie des spatantiken christlichen Neuplatonikers Boethius Ausserdem waren schon ab dem 9 Jahrhundert die neuplatonisch gepragten Schriften des Pseudo Dionysios in lateinischer Ubersetzung aus dem Griechischen verbreitet Sie standen in hohem Ansehen da sie als Werke eines Apostelschulers galten Intensiv rezipiert wurde im Mittelalter auch die auf einem neuplatonischen Weltbild basierende Schrift De nuptiis Philologiae et Mercurii des spatantiken romischen Gelehrten Martianus Capella ein Lehrbuch der Sieben freien Kunste Uberdies zirkulierten viele neuplatonische Lehren unter dem Namen des Aristoteles dem man sie irrtumlich zuschrieb Besonders einflussreich war die im 12 Jahrhundert ins Lateinische ubersetzte hauptsachlich auf Proklos Grundlagen der Theologie fussende fruhmittelalterliche arabische Abhandlung uber das reine Gute die den lateinischen Titel Liber de causis Buch von den Ursachen erhielt Dieses pseudo aristotelische Werk wurde zu einem der wichtigsten philosophischen Lehrbucher der Scholastik und galt als die massgebliche Darstellung von Aristoteles vermeintlicher Theologie in der man eine Erganzung seiner Metaphysik sah Ein bedeutender neuplatonisch orientierter Denker des Fruhmittelalters war der irische Gelehrte Eriugena der im 9 Jahrhundert im Westfrankenreich als theologischer und philosophischer Schriftsteller hervortrat Als Ubersetzer griechischen theologischen Schrifttums aus der Epoche der Kirchenvater als Kommentator neuplatonisch beeinflusster spatantiker Werke Enzyklopadie des Martianus Capella Uber die himmlische Hierarchie des Pseudo Dionysios und als Verfasser des theologischen kosmologischen und anthropologischen Werks Periphyseon leistete er einen gewichtigen Beitrag zur Verbreitung neuplatonischen Gedankenguts im lateinischsprachigen Westen Neuplatonisch war insbesondere seine Vorstellung eines stufenweisen Hervorgangs der Welt aus der Gottheit und einer daraus folgenden hierarchischen Ordnung von Hypostasen Aus dem Neuplatonismus ubernahm er auch das Konzept der Weltseele die er als Prinzip aller Bewegung betrachtete und die Lichtmetaphysik Mehrere kirchliche Verurteilungen von Ansichten Eriugenas im 9 und im 13 Jahrhundert behinderten allerdings die Rezeption seiner Lehre Besonders deutlich tritt der neuplatonische Einfluss im Denken Alberts des Grossen 1280 hervor Albert einer der beruhmtesten spatmittelalterlichen Gelehrten vermittelte seinerseits die neuplatonischen Anregungen seinen Schulern unter denen vor allem Ulrich von Strassburg die platonischen Themen aufgriff Erst im 13 Jahrhundert wurden Schriften spatantiker paganer Neuplatoniker im Westen zuganglich Der Gelehrte Wilhelm von Moerbeke 1286 ubersetzte einige Hauptwerke des Proklos zwei Aristoteles Kommentare des Simplikios und einen Aristoteles Kommentar des Ammonios Hermeiou ins Lateinische Das neu erschlossene neuplatonische Schrifttum insbesondere das von Proklos stammende stiess bei den spatmittelalterlichen Scholastikern auf grosses Interesse Zunachst wurde es von Thomas von Aquin ausgewertet spater setzte an der Kolner Ordenshochschule Studium generale der Dominikaner eine intensive Proklos Rezeption ein Der Dominikaner Dietrich von Freiberg um 1318 1320 einer der fuhrenden philosophischen Schriftsteller seiner Epoche erhielt von Proklos und vom Liber de causis wesentliche Anregungen An Dietrichs Uberlegungen knupfte sein neuplatonisch orientierter stark von Pseudo Dionysios beeinflusster Ordensbruder Berthold von Moosburg an der einen umfangreichen Proklos Kommentar verfasste 62 Zu den neuplatonisch orientierten Denkern des Spatmittelalters gehorte auch Meister Eckhart Im Rahmen seiner negativen Theologie mit der er sich der Auffassung des Pseudo Dionysios anschloss ausserte er sich uber die Gottheit den uberpersonlichen Aspekt der gottlichen Gesamtwirklichkeit der dem Einen der Neuplatoniker entspricht Er sprach der Gottheit nicht nur alle Eigenschaften wie Gute oder Weisheit ab sondern wie schon die paganen antiken Neuplatoniker auch das Sein Eckharts Gottheit ist uberseiend und weiselos ohne Eigenschaften durch die sie definiert werden konnte Sie ist ein grundloser Grund und eine stille Wuste eine einfaltige Stille 63 Eckhart lehrte dass die Ideen den sinnlich wahrnehmbaren Einzeldingen die Formen und damit die Existenz verleihen die formlose Materie fasste er wie die Neuplatoniker als ontologisch nichtseiend auf 64 Auch das Ubel oder Bose deutete er neuplatonisch als Minderung und teilweisen Verlust des Guten Demnach existiert es nur durch seinen jeweiligen Bezug zu dem bestimmten Guten das es beeintrachtigt Es kann das Gute mindern aber niemals ganz ausloschen Etwas durch und durch Ubles oder absolut Boses kann es nach Eckharts Uberzeugung nicht geben Im 15 Jahrhundert griff Nikolaus von Kues in seiner Metaphysik auf Gedanken des Proklos zuruck Dabei ging es vor allem um die Theorie der Einheit und ihres Verhaltnisses zur Vielheit Auch aus Schriften des Pseudo Dionysios und Alberts des Grossen bezog Nikolaus Gedankengut neuplatonischen Ursprungs 65 Byzantinisches Reich Bearbeiten Im Byzantinischen Reich bemuhte sich im 11 Jahrhundert Michael Psellos um eine Wiederbelebung der neuplatonischen Tradition Psellos war ein guter Plotinkenner Er und sein Schuler Johannes Italos beschaftigten sich auch mit der zuvor wenig beachteten Philosophie des Proklos In der Folgezeit wurde Proklos von byzantinischen Gelehrten intensiv rezipiert Dagegen wandte sich im 12 Jahrhundert der Bischof Nikolaos von Methone mit einer gegen die Theologie des Proklos gerichteten Schrift Er versuchte die Unvereinbarkeit der neuplatonischen Theologie mit der christlichen insbesondere der Trinitatslehre nachzuweisen 66 Im Spatmittelalter verfasste der aus kirchlicher Sicht argumentierende Gelehrte Nikephoros Choumnos eine Streitschrift gegen die Seelenlehre Plotins Im 15 Jahrhundert vertrat der Gelehrte und Philosoph Georgios Gemistos Plethon ein eifriger Anhanger des Platonismus einige Lehren Plotins 67 Arabischsprachiger Raum Bearbeiten In der islamischen Welt wurde neben einigen Dialogen Platons fruh auch mittel und neuplatonisches Schrifttum ins Arabische ubersetzt teils direkt aus dem Griechischen teils uber den Umweg des Syrischen Hierzu gehoren arabische Paraphrasen von Teilen der Enneaden Plotins die auf ein im 9 Jahrhundert im Umkreis des Philosophen al Kindi entstandenes in seiner ursprunglichen Fassung nicht erhaltenes Werk zuruckgehen Auch Proklos Schrift Grundlagen der Theologie wurde ins Arabische ubersetzt und interpretierend bearbeitet Sie beeinflusste islamische Philosophen und Theologen und war die Hauptquelle der im 9 Jahrhundert entstandenen arabischen Abhandlung uber das reine Gute Kalam fi mahd al khair Beliebt war eine in einer langeren und einer kurzeren Fassung verbreitete Abhandlung die unter dem irrefuhrenden Titel Theologie des Aristoteles bekannt ist Sie enthalt weitschweifige Ausfuhrungen die grossenteils Ubersetzungen oder Paraphrasen aus den Buchern IV VI der Enneaden sind wobei jedoch Plotins Aussagen mit fremdem Material vermischt und teilweise verfalscht sind 68 Zahlreiche Gelehrte darunter Avicenna ibn Sina 1037 schrieben arabische Kommentare zur Theologie Avicenna gehort mit al Kindi und al Farabi 950 zu den bekanntesten mittelalterlichen muslimischen Philosophen die in der Metaphysik und Seelenlehre neuplatonische Konzepte ubernahmen Judische Philosophie und Kabbala Bearbeiten Der Begrunder der neuplatonischen Stromung in der mittelalterlichen judischen Philosophie war der aus Agypten stammende spater in Kairouan im heutigen Tunesien lebende Denker Isaak ben Salomon Israeli um 932 Sowohl seine Schopfungslehre und Kosmologie als auch seine Anthropologie ist von neuplatonischem Einfluss gepragt In seiner Weltentstehungslehre verbindet er die traditionelle judische Schopfungsvorstellung mit der neuplatonischen Kosmogonie Im Sinne der judischen Tradition nimmt er an dass Gott eine Schopfung aus nichts vorgenommen habe Creatio ex nihilo Im Gegensatz zur konventionellen religiosen Lehre bezieht er jedoch die Idee einer Schopfung aus dem Nichts nicht auf die Gesamtheit der Dinge sondern nur auf die erste Form die er vollkommene Weisheit und reinen Glanz nennt und die erste geistige Materie Dieses Werk Gottes setzt er mit der zweithochsten Hypostase gleich Der Intellekt ist die Frucht der Verbindung der ersten Form mit dem ersten Stoff Aus dem Intellekt gehen alle ubrigen Dinge in einem abgestuften Prozess hervor Sie haben ihre Ursache somit nicht direkt sondern nur mittelbar in Gott Ein unmittelbarer Ausfluss des Intellekts ist die vernunftbegabte Weltseele Sie weist bei Isaak die drei Teile auf welche die aristotelische Seelenlehre der menschlichen Seele zuschreibt Vernunftseele sinnlich wahrnehmende und vegetative Seele Diese Teile fasst Isaak als drei eigenstandige Hypostasen auf 69 In der Lehre vom Aufstieg der Seele folgt Isaak der Auffassung des Proklos Der Aufstieg soll nicht wie bei Plotin eine Vereinigung mit dem Einen Gott selbst ermoglichen sondern nur bis zum Bereich des Intellekts oder der Weisheit fuhren Dieses Ziel kann die Seele nach Isaaks Ansicht schon wahrend des irdischen Lebens erreichen 70 Ein weiterer namhafter judischer Neuplatoniker war der im muslimischen Spanien al Andalus lebende Philosoph und Dichter Solomon ibn Gabirol um 1057 Sein philosophisches Hauptwerk Die Lebensquelle fand in lateinischer Ubersetzung Fons vitae in der christlichen Welt viel Resonanz und trug zur Starkung der neuplatonischen Stromung in der Philosophie der Scholastik bei Ibn Gabirol ubernimmt das neuplatonische Emanationskonzept Die hochste Hypostase der Schopfung ist unmittelbar aus Gott herausgeflossen bzw nach judischer Vorstellung von ihm aus dem Nichts geschaffen Die ubrigen Hypostasen sind der jeweils nachsthoheren Stufe entsprungen und haben somit ihren Ursprung nur mittelbar in Gott Je niedriger eine Hypostase in der Entstehungs und Rangordnung ist desto komplexer ist sie Ibn Gabirol ubernimmt auch das neuplatonische Konzept der Weltseele die bei ihm wie bei den antiken Neuplatonikern aus dem universellen Intellekt hervorgegangen ist 71 Zu den mittelalterlichen judischen Denkern deren Ansichten einen relativ starken neuplatonischen Einfluss erkennen lassen gehoren auch Bachja ben Josef ibn Paquda 72 Abraham bar Chijja Abraham ben Meir ibn Ezra 73 und Josef ben Jakob ibn Zaddiq 74 Noch starker als bei den judischen Philosophen machte sich die neuplatonische Denkweise in der Kabbala bemerkbar wo nicht nur die Praexistenz der Seele gelehrt wurde die Seelen der noch nicht geborenen Menschen warten auf ihre Inkarnation sondern auch die Seelenwanderung die in kabbalistischem Schrifttum seit dem 12 Jahrhundert vorkommt 75 Der Kabbalist Azriel von Gerona um 1238 identifizierte die Sefirot Emanationen der Kabbala mit neuplatonischen Hypostasen 76 Ein bekannter judischer Neuplatoniker des 13 Jahrhunderts war der in Toledo lebende Philosoph Isaak ben Abraham ibn Latif der sich kritisch mit der Kabbalistik seiner Zeit auseinandersetzte 77 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Marsilio Ficino in der Handschrift Florenz Biblioteca Medicea Laurenziana Plut 82 15 fol 1r 15 Jahrhundert In der Renaissance setzte gegen Ende des 15 Jahrhunderts eine intensive Plotin Rezeption ein Bahnbrechend war die Arbeit des humanistischen Platonikers Marsilio Ficino der 1484 1486 Plotins Schriften ins Lateinische ubersetzte und sie anschliessend aus der Perspektive seines christlichen Neuplatonismus kommentierte In seinem Hauptwerk der 1482 veroffentlichten Platonischen Theologie machte Ficino Plotins Lehre zum Grundstock seines ontologischen Systems Seine Uberzeugung dass Plotin ein vorzuglicher Ausleger Platons sei druckte er drastisch aus indem er schrieb dass Platons Urteil uber Plotin so lauten wurde wie die Worte Gottes bei der Verklarung des Herrn Dies ist mein geliebter Sohn an dem ich uberall Gefallen finde auf ihn hort Mt 17 5 LUT 78 Einen inhaltlichen Unterschied zwischen den Lehren in Platons Werken die nun im griechischen Originaltext und in lateinischer Ubersetzung zuganglich waren und der neuplatonischen Platondeutung sahen die Renaissance Humanisten nicht Plotin und Proklos galten als hervorragende Vertreter der platonischen Tradition 1519 erschien in Rom eine lateinische Ubersetzung der Theologie des Aristoteles die fortan auch im Westen als authentisches Werk des Aristoteles galt Dieser Irrtum fuhrte dazu dass man Aristoteles zu Unrecht eine neuplatonische Denkweise unterstellte Zwar wurde seine Autorschaft schon im 16 Jahrhundert bestritten unter anderem von Martin Luther und Petrus Ramus doch erst 1812 konnte Thomas Taylor zeigen dass die Theologie auf Plotins Enneaden fusst Im 16 Jahrhundert schatzten christliche Philosophen und Dichter die neuplatonische Seelenlehre die ihnen Argumente fur die individuelle Unsterblichkeit der menschlichen Seele bot 79 Resonanz fand der Neuplatonismus bei den englischen Philosophen Henry More 1687 und Ralph Cudworth 1688 die zu den Cambridger Platonikern gehorten Diese Gruppe verfugte uber eine gute Kenntnis von Plotins Lehre und sah in ihm einen getreuen Wahrer von Platons Erbe Im 18 Jahrhundert brachte man dem Neuplatonismus meist wenig Verstandnis entgegen Theologen sahen in der seit Ficino verbreiteten Verschmelzung von Christentum und plotinischer Philosophie eine Verfalschung der christlichen Botschaft dem Zeitgeist der Aufklarung war das religios metaphysische Denken der antiken Neuplatoniker fremd Im deutschen Sprachraum pflegten Philosophiehistoriker ihre Verachtung fur den Neuplatonismus nicht zu verhehlen Man hielt ihn fur eine Missdeutung von Platons Lehre die diese bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet habe und sprach abwertend von einer eklektischen Elemente verschiedener Systeme kombinierenden Richtung Die anfangs unprazis verwendete Bezeichnung Neuplatonismus wurde erst im letzten Drittel des 18 Jahrhunderts gebrauchlich 80 Folgenreich war die scharfe Verurteilung der neuplatonischen Philosophie als Schwarmerei in Johann Jakob Bruckers Historia critica philosophiae 1742 Aufgeschlossenheit zeigte hingegen George Berkeley er setzte sich mit Plotin auseinander und zitierte ihn haufig in seiner Schrift Siris 81 Moderne Bearbeiten Einen wichtigen Beitrag zur Popularisierung des Platonismus im englischen Sprachraum leistete der Schriftsteller und Ubersetzer Thomas Taylor 1835 der sich nachdrucklich zur platonischen Tradition bekannte und daher auch Thomas Taylor der Platoniker genannt wurde Seine englischen Ubersetzungen von Texten der Neuplatoniker Plotin Porphyrios Iamblichos Synesios und Proklos machten breitere gebildete Kreise mit dem Neuplatonismus naher bekannt In Deutschland setzte im spaten 18 Jahrhundert vereinzelt ein neues Interesse am Neuplatonismus ein das sich um die Jahrhundertwende intensivierte Hegel betrachtete die Entstehung des Neuplatonismus als wichtige Zasur in der Geistesgeschichte vergleichbar dem Aufkommen des Platonismus und des Aristotelismus Er sah im Neuplatonismus die Vollendung der gesamten antiken Philosophie Die Metaphysik des Proklos hielt er fur den abschliessenden Hohepunkt des antiken Denkens An ihr schatzte er besonders die Vermehrung der Hypostasen Durch die Differenzierung der Hypostasenordnung habe Proklos den Neuplatonismus zu einem reich gegliederten und voll entfalteten System gemacht Dabei handelt es sich nach Hegels Verstandnis um ein System universaler Vermittlung das die verschiedenen Seinsstufen kontinuierlich auseinander hervorgehen lasst und sie zugleich durch die vermittelnden Zwischenstufen und die Verbindungen der Stufen untereinander zur hochsten moglichen Einheit und Ganzheit fuhrt Das neuplatonische absolut transzendente Eine deutete Hegel zum reinen Sein um Besonderes Gewicht legte er auf die von Proklos entwickelte Vorstellung einer triadischen dreiheitlichen Gestalt alles Seienden insbesondere jeder Denkbewegung Die drei Elemente sind bei Proklos das Verharren in der Einheit der Hervorgang von etwas aus der Einheit und dessen Ruckkehr in die Einheit in Hegels Terminologie handelt es sich um die Dreieinigkeit des Allgemeinen des Besonderen und des Einzelnen Einen Mangel des Neuplatonismus sah Hegel darin dass der Hervorgang der Wirklichkeit aus dem Ubersein des Einen nicht erklart wird sondern unbegreiflich bleibt da die negative Theologie einer Erklarung entgegensteht In seinem eigenen System versuchte Hegel daher die negative Theologie zu uberwinden und den Hervorgang der Wirklichkeit aus dem Absoluten als Notwendigkeit zu begreifen 82 Bei Schelling ist eine besondere Nahe zu Plotins Denken erkennbar was schon seinen Zeitgenossen auffiel Die Spuren von Schellings Auseinandersetzung mit dem Neuplatonismus zeigen sich etwa in seiner Theorie von der Weltseele als Prinzip der Naturerklarung im Rahmen einer hoheren Physik und in seinem Verstandnis des Absoluten als absolute Indifferenz das heisst als bestimmungslose Einheit der Identitat und Differenz 83 Arthur Schopenhauer tadelte Plotins Darstellungsweise er billigte ihm zwar erhebliche philosophische Einsicht zu war aber der Meinung es handle sich nicht um eigene Erkenntnisse des Neuplatonikers sondern um Weisheit orientalischen Ursprungs 84 Bei der Einschatzung des Neuplatonismus in der altertumswissenschaftlichen Forschung dominierten im 19 und fruhen 20 Jahrhundert kritische Stimmen wobei Plotin zwar als bedeutender Philosoph gewurdigt wurde aber die Urteile uber die spateren Neuplatoniker uberwiegend ungunstig ausfielen So schrieb 1864 Heinrich von Stein Man hatte es der griechischen Philosophie gonnen mogen dass sie mit Plotin geendigt hatte etwa wie man es einem verwundeten Helden wunscht auf dem Schlachtfelde selbst zu sterben und nicht erst nach dem langen Elend eines klaglichen Krankenbetts Aber ein solches Loos war dem Neuplatonismus nicht beschieden er musste noch lange zucken und bluten und in aller Knechtschaft des Aberglaubens und der Unwissenheit sich herumtreiben bis es mit ihm ganz zu Ende ging 3 Johann Eduard Erdmann sah eine tiefe Kluft zwischen Platon und den Neuplatonikern 85 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff schatzte zwar Plotin und manche Werke spatantiker Neuplatoniker zog aber die Bilanz das neuplatonische Schrifttum sei uberwiegend ungeniessbar es handle sich ab der Zeit des Iamblichos grossenteils um windige Spekulation die sich unterfangt die Wolken zu ballen weil sie den festen Boden der Wissenschaft unter den Fussen verloren hat 86 Ein intensiv und kontrovers diskutiertes Thema der neueren Forschung ist die Frage nach Plotins Verhaltnis zu den alteren Traditionen des Platonismus und nach dem Ausmass seiner Eigenstandigkeit Hans Joachim Kramer betonte in seiner wegweisenden Untersuchung Der Ursprung der Geistmetaphysik 1964 die Ubereinstimmungen zwischen Plotins Lehren und denen fruherer Platoniker bis zuruck in die Zeit der Alten Akademie 87 Hinsichtlich der fruher oft abschatzig beurteilten Leistungen der spateren Neuplatoniker macht sich heute eine positivere Einschatzung geltend Wahrend Porphyrios in der alteren Forschung hauptsachlich als Erklarer und Verbreiter plotinischen Gedankenguts galt wird seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts seine Eigenstandigkeit starker herausgearbeitet und gewurdigt Zu einer differenzierten und insgesamt positiven Wurdigung der Philosophie des Proklos hat besonders Werner Beierwaltes beigetragen 88 Auch Iamblichos dem fruher die Rolle eines Verderbers der griechischen Rationalitat und des Hauptschuldigen am Niedergang des Neuplatonismus zugewiesen wurde wird seit dem spaten 20 Jahrhundert unbefangener beurteilt 89 Ausgaben und Ubersetzungen von Quellen BearbeitenHeinrich Dorrie Matthias Baltes Hrsg Der Platonismus in der Antike Grundlagen System Entwicklung Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 1987ff griechische und lateinische Texte mit deutscher Ubersetzung bisher erschienen Bande 1 7 1 und Indexband zu 1 4 Shmuel Sambursky Shlomo Pines Hrsg The Concept of Time in Late Neoplatonism Texts with Translation Introduction and Notes The Israel Academy of Sciences and Humanities Jerusalem 1971 Shmuel Sambursky Hrsg The Concept of Place in Late Neoplatonism Texts with Translation Introduction and Notes The Israel Academy of Sciences and Humanities Jerusalem 1982 ISBN 965 208 049 7 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellung Fritz Peter Hager Neuplatonismus In Theologische Realenzyklopadie Band 24 de Gruyter Berlin New York 1994 ISBN 3 11 014596 0 S 341 363 Einfuhrungen und Gesamtdarstellungen Werner Beierwaltes Denken des Einen Studien zur neuplatonischen Philosophie und ihrer Wirkungsgeschichte Klostermann Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 465 01637 8 Lloyd P Gerson Hrsg The Cambridge History of Philosophy in Late Antiquity 2 Bande Cambridge University Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 87642 1 Wolfgang Gombocz Die Philosophie der ausgehenden Antike und des fruhen Mittelalters Geschichte der Philosophie hrsg von Wolfgang Rod Band 4 C H Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 31268 3 S 151 229 Jens Halfwassen Plotin und der Neuplatonismus C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51117 1 Anthony C Lloyd The Anatomy of Neoplatonism Clarendon Press Oxford 1990 ISBN 0 19 824229 8 Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 Schwabe Basel 2018 ISBN 978 3 7965 2629 9 Teilband 5 2 S 1247 1456 und Teilband 5 3 S 1857 2193Aufsatzsammlungen Riccardo Chiaradonna Franco Trabattoni Hrsg Physics and Philosophy of Nature in Greek Neoplatonism Brill Leiden 2009 ISBN 978 90 04 17380 4 Cristina D Ancona Hrsg The Libraries of the Neoplatonists Brill Leiden 2007 ISBN 978 90 04 15641 8 Jens Halfwassen u a Hrsg Seele und Materie im Neuplatonismus Soul and Matter in Neoplatonism Winter Heidelberg 2016 ISBN 978 3 8253 6291 1 Maria Christine Leitgeb Stephane Toussaint Herbert Bannert Hrsg Platon Plotin und Marsilio Ficino Studien zu den Vorlaufern und zur Rezeption des Florentiner Neuplatonismus Osterreichische Akademie der Wissenschaften Wien 2009 ISBN 978 3 7001 6600 9 Pauliina Remes Svetla Slaveva Griffin Hrsg The Routledge Handbook of Neoplatonism Routledge London New York 2014 ISBN 978 1 84465 626 4 Clemens Zintzen Hrsg Die Philosophie des Neuplatonismus Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 ISBN 3 534 06669 3 Untersuchungen zu einzelnen Themen Werner Beierwaltes Neuplatonisches Denken als Substanz der Renaissance In Studia Leibnitiana Sonderheft 7 1969 S 1 16 Lutz Bergemann Kraftmetaphysik und Mysterienkult im Neuplatonismus Ein Aspekt neuplatonischer Philosophie Saur Munchen Leipzig 2006 ISBN 3 598 77846 5 Dirk Cursgen Henologie und Ontologie Die metaphysische Prinzipienlehre des spaten Neuplatonismus Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2007 ISBN 978 3 8260 3616 3 Sebastian R P Gertz Death and Immortality in Late Neoplatonism Studies on the Ancient Commentaries on Plato s Phaedo Brill Leiden 2011 ISBN 978 90 04 20717 2 Udo Hartmann Der spatantike Philosoph Die Lebenswelten der paganen Gelehrten und ihre hagiographische Ausgestaltung in den Philosophenviten von Porphyrios bis Damaskios Habelt Bonn 2018 ISBN 978 3 7749 4172 4 Dominic J O Meara Platonopolis Platonic Political Philosophy in Late Antiquity Clarendon Press Oxford 2003 ISBN 0 19 925758 2 Walter Pagel Religion and Neoplatonism in Renaissance medicine Hrsg von Marianne Winder London 1985 Sara Rappe Reading Neoplatonism Non discursive Thinking in the Texts of Plotinus Proclus and Damascius Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 65158 1 Carlos G Steel The Changing Self A Study on the Soul in Later Neoplatonism Iamblichus Damascius and Priscianus Koninklijke Academie voor Wetenschappen Letteren en Schone Kunsten van Belgie Brussel 1978 Gerd Van Riel Pleasure and the Good Life Plato Aristotle and the Neoplatonists Brill Leiden 2000 ISBN 90 04 11797 0 Rezeptionsgeschichte Lenn E Goodman Hrsg Neoplatonism and Jewish Thought State University of New York Press Albany 1992 ISBN 0 7914 1340 3 Raif Georges Khoury Jens Halfwassen Hrsg Platonismus im Orient und Okzident Neuplatonische Denkstrukturen im Judentum Christentum und Islam Winter Heidelberg 2005 ISBN 3 8253 5006 1 Verena Olejniczak Lobsien Claudia Olk Neuplatonismus und Asthetik Zur Transformationsgeschichte des Schonen De Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 019225 4 Eugene N Tigerstedt The Decline and Fall of the Neoplatonic Interpretation of Plato Societas Scientiarum Fennica Helsinki 1974 ISBN 951 653 037 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Neuplatonismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Arthur Hilary Armstrong Neo Platonism In Philip P Wiener Hrsg Dictionary of the History of Ideas Bd 3 New York 1973 S 371 378 Edward Moore Eintrag in J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Christian Wildberg Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3 Clemens Zintzen Die Wertung von Mystik und Magie in der neuplatonischen Philosophie PDF 7 2 MB International Society for Neoplatonic StudiesAnmerkungen Bearbeiten So etwa Anton Friedrich Busching vgl Jens Lemanski Von Brucker zu Augustinus Probleme mit der Geschichte des Begriffs gt Neuplatonismus lt S 33 52 In Christian Bermes Ulrich Dierse Michael Erler Hrsg Archiv fur Begriffsgeschichte Band 53 Felix Meiner Verlag Hamburg 2011 ISSN 0003 8946 auf core ac uk 1 hier S 35 37 Belege bei Helmut Meinhardt Neuplatonismus In Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 6 Basel 1984 Sp 754 756 hier 755 a b Heinrich von Stein Sieben Bucher zur Geschichte des Platonismus Teil 2 Gottingen 1864 Nachdruck Frankfurt am Main 1965 S 295f 316 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Hrsg Der Platonismus in der Antike Bd 1 Stuttgart Bad Cannstatt 1987 S 44 Marco Zambon Middle Platonism In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 561 576 hier 561f Belege bei Matthias Baltes Mittelplatonismus In Der Neue Pauly Band 8 Metzler Stuttgart 2000 Sp 294 300 hier 294 Eine Untersuchung Auseinandersetzung mit alteren Forschungsmeinungen und skeptische Bilanz bietet Thomas Alexander Szlezak Plotin und die geheimen Lehren des Ammonios In Helmut Holzhey und Walther Ch Zimmerli Hrsg Esoterik und Exoterik der Philosophie Basel 1977 S 52 69 Siehe auch Hans Rudolf Schwyzer Ammonios Sakkas der Lehrer Plotins Opladen 1983 S 72 78 Jens Halfwassen Plotin und der Neuplatonismus Munchen 2004 S 21 Zu Apameia als Sitz der Schule des Iamblichos siehe John Dillon Iamblichos de Chalkis In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 824 836 hier 828f Michael von Albrecht Hrsg Jamblich Peri tou Pythagoreiou biou Pythagoras Legende Lehre Lebensgestaltung Darmstadt 2002 S 15f Zur Bedeutung der Theurgie bei Iamblichos und den seiner Auffassung folgenden Neuplatonikern siehe Gregory Shaw Theurgy Rituals of Unification in the Neoplatonism of Iamblichus In Traditio 41 1985 S 1 28 Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 Beate Nasemann Theurgie und Philosophie in Jamblichs De mysteriis Stuttgart 1991 S 215 282 Julian Brief 12 Bidez Cumont Brief 18 Weis Zu den Einkunften siehe Heinrich Dorrie Matthias Baltes Hrsg Der Platonismus in der Antike Bd 1 Stuttgart Bad Cannstatt 1987 S 267 550f Diese Hypothese ist stark umstritten Einen Uberblick uber die altere Forschungsdiskussion bietet Philippe Hoffmann Damascius In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 2 Paris 1994 S 562f Vgl Paul Foulkes Where was Simplicius In The Journal of Hellenic Studies 112 1992 S 143 Udo Hartmann Geist im Exil Romische Philosophen am Hof der Sasaniden In Monika Schuol u a Hrsg Grenzuberschreitungen Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum Stuttgart 2002 S 123 160 hier 138f Polymnia Athanassiadi Persecution and response in late paganism the evidence of Damascius In The Journal of Hellenic Studies 113 1993 S 1 29 hier 24 29 Rainer Thiel Simplikios und das Ende der neuplatonischen Schule in Athen Stuttgart 1999 S 42 55 Robin Lane Fox Harran the Sabians and the late Platonist movers In Andrew Smith Hrsg The Philosopher and Society in Late Antiquity Swansea 2005 S 231 244 Pantelis Golitsis Les Commentaires de Simplicius et de Jean Philopon a la Physique d Aristote Tradition et Innovation Berlin 2008 S 20f Edward Watts Where to Live the Philosophical Life in the Sixth Century Damascius Simplicius and the Return from Persia In Greek Roman and Byzantine Studies 45 2005 S 285 315 Ilsetraut Hadot Dans quel lieu le neoplatonicien Simplicius a t il fonde son ecole de mathematiques et ou a pu avoir lieu son entretien avec un manicheen In The International Journal of the Platonic Tradition 1 2007 S 42 107 Zu der Vereinbarung und ihrem mutmasslichen Inhalt siehe Richard Sorabji Divine names and sordid deals in Ammonius Alexandria In Andrew Smith Hrsg The Philosopher and Society in Late Antiquity Swansea 2005 S 203 213 Vgl Leendert Gerrit Westerink Hrsg Prolegomenes a la philosophie de Platon Paris 1990 S XIII XV Zur spaten alexandrinischen Schule siehe Leendert Gerrit Westerink Hrsg Prolegomenes a la philosophie de Platon Paris 1990 S XVII XLII Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 11 Luc Brisson Jean Francois Pradeau Plotinus In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 577 596 hier 582f Proklos In Platonis Timaeum I 12 30 13 7 Zum Einen und seiner Transzendenz siehe Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 38 72 Siehe dazu Carlos Steel The One and the Good Some Reflections on a Neoplatonic Identification In Arjo Vanderjagt Detlev Patzold Hrsg The Neoplatonic Tradition Jewish Christian and Islamic Themes Koln 1991 S 9 25 hier 18f Plotin Enneaden V 3 13 1f Eine Sondermeinung vertritt allerdings Porphyrios fur den das oberste Prinzip nicht etwas Uberseiendes sondern das absolute Sein ist Proklos In Platonis Parmenidem 1128 Dirk Westerkamp Via negativa Munchen 2006 S 17f Zur Geschichte und Problematik der Emanationsvorstellung siehe Heinrich Dorrie Emanation In Heinrich Dorrie Platonica minora Munchen 1976 S 70 88 Jens Halfwassen Plotin und der Neuplatonismus Munchen 2004 S 64f 74 77 Arthur H Armstrong The Negative Theology of Nous in Later Neoplatonism In Horst Dieter Blume Friedhelm Mann Hrsg Platonismus und Christentum Munster 1983 S 31 37 Siehe dazu Shmuel Sambursky Der Begriff der Zeit im spaten Neuplatonismus In Clemens Zintzen Hrsg Die Philosophie des Neuplatonismus Darmstadt 1977 S 475 495 Samuel Sambursky Shlomo Pines Hrsg The Concept of Time in Late Neoplatonism Jerusalem 1971 S 18 21 74 Katrin Stepath Gegenwartskonzepte Wurzburg 2006 S 112 114 Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 155 157 Anthony C Lloyd The Anatomy of Neoplatonism Oxford 1990 S 106 Zu Plotins Materie Lehre siehe Hubert Benz Materie und Wahrnehmung in der Philosophie Plotins Wurzburg 1990 S 85 177 Zum neuplatonischen Monismus siehe Karin Alt Weltflucht und Weltbejahung Stuttgart 1993 S 55 60 Karin Alt Weltflucht und Weltbejahung Stuttgart 1993 S 63 81 Fritz Peter Hager Die Materie und das Bose im antiken Platonismus In Clemens Zintzen Hrsg Die Philosophie des Neuplatonismus Darmstadt 1977 S 427 474 hier 455f Zu diesem Unterschied zwischen den Positionen Plotins und des Proklos siehe Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 182 192 Fritz Peter Hager Die Materie und das Bose im antiken Platonismus In Clemens Zintzen Hrsg Die Philosophie des Neuplatonismus Darmstadt 1977 S 427 474 hier 444 469 Plotin Enneaden IV 8 8 Zur Argumentation des Iamblichos siehe Carlos G Steel The Changing Self A Study on the Soul in Later Neoplatonism Iamblichus Damascius and Priscianus Brussel 1978 S 38 45 Zu Proklos Kritik an Plotin siehe Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 174 182 Carlos G Steel The Changing Self A Study on the Soul in Later Neoplatonism Iamblichus Damascius and Priscianus Brussel 1978 S 46f Zu dieser Lehre siehe Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 167 205 Zu Plotins Lehre vom Aufstieg der Seele siehe Carlos G Steel The Changing Self A Study on the Soul in Later Neoplatonism Iamblichus Damascius and Priscianus Brussel 1978 S 34 38 Euree Song Aufstieg und Abstieg der Seele Gottingen 2009 S 18 23 37 60 Venanz Schubert Plotin Freiburg 1973 S 64 82 Porphyrios Vita Plotini 23 Jens Halfwassen Die Idee der Schonheit im Neuplatonismus und ihre christliche Rezeption in Spatantike und Mittelalter In Raif Georges Khoury Jens Halfwassen Hrsg Platonismus im Orient und Okzident Heidelberg 2005 S 161 173 Zur Rolle der Theurgie siehe Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 113 138 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Hrsg Der Platonismus in der Antike Bd 6 2 Stuttgart Bad Cannstatt 2002 S 358 382 Plotin Enneaden IV 7 9 23 24 V 4 2 43 VI 9 2 24 25 Siehe dazu Michele Abbate Die Interpretation des Vorsokratikers Parmenides bei Plotin Die Begrundung der Identitat von Sein und Denken In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge 30 2006 S 188 191 Zu Plotins Kategorienlehre siehe Klaus Wurm Substanz und Qualitat Berlin 1973 S 135 166 221 262 Silvia L Tonti Plotins Begriff der intelligiblen Materie als Umdeutung des platonischen Begriffs der Andersheit Wurzburg 2010 S 131 138 Boethius In isagogen Porphyrii commenta editio prima 1 5 Porphyrios Vita Plotini 12 Dominic J O Meara Platonopolis Oxford 2003 S 206 208 Siehe dazu Heinrich Dorrie Matthias Baltes Hrsg Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 206 209 Dominic J O Meara Platonopolis Oxford 2003 S 83 86 Eine englische Ubersetzung des Dialogs mit ausfuhrlicher Einleitung bietet Peter Bell Three Political Voices from the Age of Justinian Liverpool 2009 Philippe Hoffmann What was Commentary in Late Antiquity The Example of the Neoplatonic Commentators In Mary Louise Gill Pierre Pellegrin Hrsg A Companion to Ancient Philosophy Malden 2006 S 597 622 hier 605 613 Gregor Staab Pythagoras in der Spatantike Munchen 2002 S 110 115 441 461 Dominic J O Meara Pythagoras Revived Oxford 1989 S 25 29 101 105 114ff Eine Forschungsubersicht hierzu bietet Albert M Wolters A Survey of Modern Scholarly Opinion on Plotinus and Indian Thought In R Baine Harris Neoplatonism and Indian Thought Norfolk Virginia 1982 S 293 308 Vgl Frits Staal Advaita and Neoplatonism A Critical Study in Comparative Philosophy Madras 1961 Appendix ab S 235 Vgl William M Indich Consciousness in Advaita Vedanta Delhi 1980 ab S 115 Zum Neuplatonismus des Marius Victorinus siehe Marcia L Colish The Neoplatonic Tradition The Contribution of Marius Victorinus In Arjo Vanderjagt Detlev Patzold Hrsg The Neoplatonic Tradition Jewish Christian and Islamic Themes Koln 1991 S 57 74 Zu Augustinus Neuplatonismus Rezeption siehe Wilhelm Geerlings Libri Platonicorum Die philosophische Bildung Augustins In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon in der abendlandischen Geistesgeschichte Darmstadt 1997 S 60 70 Christian Schafer Unde malum Die Frage nach dem Woher des Bosen bei Plotin Augustinus und Dionysius Wurzburg 2002 S 217 249 Eusebios Praeparatio evangelica 11 16f und 11 20 Zum Neuplatonismus in der Theologie des Pseudo Dionysios siehe Werner Beierwaltes Dionysios Areopagites ein christlicher Proklos In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon in der abendlandischen Geistesgeschichte Darmstadt 1997 S 71 100 Sarah Klitenic Wear John Dillon Dionysius the Areopagite and the Neoplatonist Tradition Despoiling the Hellenes Aldershot 2007 Dirk Westerkamp Via negativa Sprache und Methode der negativen Theologie Munchen 2006 S 23 36 Zu Macrobius Neuplatonismus siehe Stephen Gersh Middle Platonism and Neoplatonism The Latin Tradition Bd 2 Notre Dame Indiana 1986 S 493 595 Tengiz Iremadze Konzeptionen des Denkens im Neuplatonismus Zur Rezeption der Proklischen Philosophie im deutschen und georgischen Mittelalter Dietrich von Freiberg Berthold von Moosburg Joane Petrizi Amsterdam 2004 Meister Eckhart Predigt 48 Die deutschen Werke Bd 2 S 420f Niklaus Largier Hrsg Meister Eckhart Werke Bd 1 Frankfurt a M 1993 S 508f Predigt 2 Die deutschen Werke Bd 1 S 43f Niklaus Largier Hrsg Meister Eckhart Werke Bd 1 Frankfurt a M 1993 S 34 37 Predigt 42 Die deutschen Werke Bd 2 S 309 Niklaus Largier Hrsg Meister Eckhart Werke Bd 1 Frankfurt a M 1993 S 456f Heribert Fischer Meister Eckhart Freiburg 1974 S 76 78 80f Zu Nikolaus Proklos Rezeption siehe Werner Beierwaltes Procliana Frankfurt a M 2007 S 165 222 Burkhard Mojsisch Platonisches und Platonistisches in der Philosophie des Nikolaus von Kues In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon in der abendlandischen Geistesgeschichte Darmstadt 1997 S 134 141 Linos Benakis Neues zur Proklos Tradition in Byzanz In Gilbert Boss Gerhard Seel Hrsg Proclus et son influence Zurich 1987 S 247 259 Georgi Kapriev Byzanz In Christoph Horn u a Hrsg Platon Handbuch Stuttgart 2009 S 433 439 hier 435f Christopher M Woodhouse George Gemistos Plethon The Last of the Hellenes Oxford 1986 S 74f Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Bd XXI 1 Stuttgart 1951 Sp 471 592 hier 499 508 Remi Brague La philosophie dans la Theologie d Aristote Pour un inventaire In Documenti e studi sulla tradizione filosofica medievale Bd 8 1997 S 365 387 Peter Adamson The Arabic Plotinus A Philosophical Study of the Theology of Aristotle London 2002 Zu Isaaks Neuplatonismus siehe Karl Erich Grozinger Judisches Denken Bd 1 Frankfurt am Main 2004 S 502 521 Sarah Pessin Jewish Neoplatonism Being Above Being and Divine Emanation in Solomon ibn Gabirol and Isaac Israeli In Daniel H Frank Oliver Leaman Hrsg The Cambridge Companion to Medieval Jewish Philosophy Cambridge 2003 S 91 110 hier 101 105 Tamar M Rudavsky Medieval Jewish Neoplatonism In Daniel H Frank Oliver Leaman Hrsg History of Jewish Philosophy New York 1997 S 154 156 Zu ibn Gabirols Neuplatonismus siehe Sarah Pessin Jewish Neoplatonism Being Above Being and Divine Emanation in Solomon ibn Gabirol and Isaac Israeli In Daniel H Frank Oliver Leaman Hrsg The Cambridge Companion to Medieval Jewish Philosophy Cambridge 2003 S 91 110 hier 94 100 Siehe dazu Colette Sirat A History of Jewish Philosophy in the Middle Ages Cambridge 1985 S 81 83 Siehe dazu Hermann Greive Studien zum judischen Neuplatonismus Die Religionsphilosophie des Abraham ibn Ezra Studia Judaica Forschungen zur Wissenschaft des Judentums Band 7 Berlin New York 1973 Zu ibn Zaddiq siehe Colette Sirat A History of Jewish Philosophy in the Middle Ages Cambridge 1985 S 86 88 Karl Erich Grozinger Judisches Denken Bd 2 Frankfurt am Main 2005 S 140 144 Gunter Stemberger Seele III Judentum In Theologische Realenzyklopadie Bd 30 Berlin 1999 S 740 744 hier 743f Boaz Huss Seelenwanderung II Judentum In Theologische Realenzyklopadie Bd 31 Berlin 2000 S 4 6 Zum Neuplatonismus in der fruhen Kabbalistik siehe Moshe Idel Jewish Kabbalah and Platonism in the Middle Ages and Renaissance In Lenn E Goodman Hrsg Neoplatonism and Jewish Thought Albany 1992 S 319 351 hier 325 331 Shoey Raz Latif Isaac b Abraham ibn In Encyclopaedia Judaica 2 Auflage Bd 12 Detroit 2007 S 506f Zu Ficinos Plotin Rezeption siehe Clemens Zintzen Plotin und Ficino In Jens Holzhausen Hrsg psyxh Seele anima Festschrift fur Karin Alt zum 7 Mai 1998 Stuttgart 1998 S 417 435 Henri D Saffrey Florence 1492 The Reappearance of Plotinus In Renaissance Quarterly Bd 49 1996 S 488 506 Zur von Ficino gepragten Neuplatonismus Rezeption in diesen Kreisen siehe Francoise Joukovsky Le regard interieur Themes plotiniens chez quelques ecrivains de la Renaissance francaise Paris 1982 S 19 21 37 41 Belege bei Helmut Meinhardt Neuplatonismus In Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 6 Basel 1984 Sp 754 756 hier 755 Material zur Plotin Rezeption im 17 und 18 Jahrhundert ist zusammengestellt bei Max Wundt Plotin und die Romantik In Neue Jahrbucher fur das klassische Altertum Geschichte und deutsche Literatur und fur Padagogik Bd 35 Abteilung 1 Jahrgang 18 1915 S 649 672 hier 649 658 Zu Berkeley siehe Naguib Baladi Plotin et l immaterialisme de Berkeley Temoignage de la Siris In Revue internationale de philosophie Jahrgang 24 Nr 92 1970 S 338 347 Zu Hegels Verstandnis des Neuplatonismus siehe Werner Beierwaltes Platonismus und Idealismus Frankfurt am Main 1972 S 144 187 Jens Halfwassen Hegel und der spatantike Neuplatonismus Bonn 1999 S 14 17 92 98 118 126 150 159 273 298 386 399 463 468 Venanz Schubert Plotin Freiburg 1973 S 19 24 Werner Beierwaltes Das wahre Selbst Frankfurt a M 2001 S 182 227 Werner Beierwaltes Platonismus und Idealismus 2 Auflage Frankfurt a M 2004 S 100 144 202 214 222 226 233f Harald Holz Geist in Geschichte Idealismus Studien Wurzburg 1994 S 201 232 240 Arthur Schopenhauer Parerga und Paralipomena Bd 1 hrsg Ludger Lutkehaus Zurich 1994 S 64f Siehe dazu Wolfgang L Gombocz Die Philosophie der ausgehenden Antike und des fruhen Mittelalters Munchen 1997 S 152 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff u a Die griechische und lateinische Literatur und Sprache 3 Auflage Leipzig 1912 S 282 Eine forschungsgeschichtliche Ubersicht bietet Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 45 51 Werner Beierwaltes Proklos Grundzuge seiner Metaphysik 2 Auflage Frankfurt am Main 1979 S 1 23 mit forschungsgeschichtlicher Ubersicht Thomas Stacker Die Stellung der Theurgie in der Lehre Jamblichs Frankfurt am Main 1995 S 16 26 John F Finamore John M Dillon Hrsg Iamblichus De anima Leiden 2002 S 9 Henry J Blumenthal Gillian Clark Hrsg The Divine Iamblichus Philosopher and Man of Gods London 1993 S 1f Das vernichtende Urteil der alteren Forschung formulierte zusammenfassend Ulrich von Wilamowitz Moellendorff in Ulrich von Wilamowitz Moellendorff u a Die griechische und lateinische Literatur und Sprache 3 Auflage Leipzig 1912 S 281 nbsp Dieser Artikel wurde am 28 Februar 2012 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4041862 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neuplatonismus amp oldid 238361181