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Das Ubel ahd abel ibel ubil ist in der Philosophie ein Begriff der alles bezeichnet was dem Guten entgegengesetzt ist also das Schlechte Es ist vom Bosen zu unterscheiden mit dem es haufig verwechselt wird Ubel ist der allgemeinere Begriff der mehr als das Bose umfasst Alles Bose gehort zum Ubel aber nicht jedes Ubel gehort zum Bosen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Ubel und Vernunft 3 Die Wurzel allen Ubels 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDas Wort kommt bereits im Althochdeutschen als ubil vor Die Etymologie ist unsicher anscheinend bezeichnete der Begriff ursprunglich etwas was uber das als naturlich und gut Empfundene hinausgeht eine Ubertreibung welche die naturliche Ordnung stort Gemeint waren ursprunglich und auch spater im Alt und Mittelhochdeutschen am haufigsten Handlungen die gegen die angenommene sittliche Weltordnung verstossen und daher Ubeltaten sind Thematisiert wurde die Bedeutung des Begriffs Ubel vor allem weil er im Vaterunser vorkommt wo die Formulierung der lateinischen Bibel Vulgata libera nos a malo mit erlose uns von dem Ubel ubersetzt wurde Schon im Althochdeutschen wurde ubil als Ubersetzung des lateinischen Wortes malum verwendet das ebenso wie das altgriechische kakon sowohl allgemein Ubel als auch speziell Boses bezeichnet So ubersetzte Martin Luther erlose uns von dem ubel Er bemerkt dazu in seiner Auslegung deutsch des Vaterunsers fur die einfaltigen Laien 1519 unter Ubel sei zu verstehen Unfriede Teuerung Krieg Pestilenz Plagen wie auch Holle und Fegfeuer und alle peinlichen Ubel an Leib und Seel Der Begriff malum bzw Ubel wurde nicht auf das moralisch Bose eingeengt sondern auch fur Naturkatastrophen und Krankheiten verwendet In der heutigen okumenischen Fassung hingegen lautet die Ubersetzung erlose uns von dem Bosen Matthaus 6 13 Zu Eine bemerkenswerte Analyse der Auseinandersetzung um die Frage des Ubels und zugleich eine Antwort auf das Theodizee problem findet sich bei Laktanz einem der Kirchenvater Gott kann alles was er will und Schwache und Missgunst ist nicht in ihm Er kann also die Ubel wegnehmen aber er will es nicht und doch ist er darum nicht missgunstig Er nimmt sie aus dem Grunde nicht hinweg weil er wie bemerkt dem Menschen zugleich die Weisheit Vernunftigkeit verliehen hat und weil mehr Gutes und Annehmliches in der Weisheit liegt als Beschwerlichkeit in den Ubeln Denn die Weisheit bewirkt dass wir Gott erkennen und vermoge dieser Erkenntnis die Unsterblichkeit erlangen und darin besteht das hochste Gut Wenn wir also nicht vorher das Ubel erkennen so vermogen wir auch nicht das Gut zu erkennen Aber das hat sich weder Epikur noch ein anderer klar gemacht dass mit der Aufhebung der Ubel zugleich die Weisheit hinweggenommen wurde und dass keine Spur von Tugend mehr im Menschen bliebe denn das Wesen der Tugend liegt im Ertragen und Uberwinden der Bitterkeit des Ubels 1 Gottfried Wilhelm Leibniz unterscheidet zwischen metaphysischem physischem und moralischem Ubel Das metaphysische Ubel bestehe in der unvermeidlichen Endlichkeit bzw Unvollkommenheit alles Geschaffenen das notwendigerweise hinter der Vollkommenheit des Schopfers zuruckbleiben musse Als physisches Ubel bezeichnet er das Leid als moralisches Ubel die Sunde oder Schuld Immanuel Kant betont dass die lateinische Sprache nur den Begriff malum kennt wahrend die deutsche begrifflich zwischen dem Ubel und dem Bosen differenziert Das Bose ist fur Kant vom menschlichen Willen abhangig es ist das Ergebnis einer sittlichen Entscheidung und daher aus philosophischer Sicht ethisch relevant Als Ubel hingegen wird etwas dann bezeichnet wenn es einen Zustand der Unannehmlichkeit oder des Schmerzes hervorruft dies ist aus Kants Sicht an und fur sich philosophisch nicht relevant Hegel hingegen definiert das Ubel als Unangemessenheit des Seins zum Sollen Diese Definition zielt im Unterschied zu derjenigen Kants nicht auf eine Abgrenzung des Ubels vom Bosen In der philosophischen und der theologischen Diskussion uber das Ubel wird seit der Antike insbesondere die Frage erortert ob das Ubel nur eine Abwesenheit des Guten lateinisch privatio boni Mangel am Guten ist wofur vor allem der spatantike Kirchenvater Augustinus argumentierte oder ob ihm bzw dem Bosen ontologisch eine eigenstandige Existenz zukommt Ubel und Vernunft BearbeitenDer Zusammenhang von Ubel und Vernunft wird durch den spanischen Kunstler Francisco de Goya kunstlerisch in seiner beruhmten Radierung Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer Originaltitel El sueno de la razon produce monstruos 1799 verarbeitet Die Wurzel allen Ubels BearbeitenIn der Ausdrucksweise von der Wurzel allen Ubels steckt die Vorstellung dass sich die Vielzahl aller Ubel auf ein Ubel eine Wurzel eine Ursache reduzieren liesse Die Vorstellung von der Wurzel allen Ubels findet in den Debatten um die Existenz oder Nichtexistenz einer Weltvernunft und ihrer eventuellen Beschaffenheit ihren Niederschlag und ist ein bedeutender Teil der Philosophiegeschichte So nahmen einige Philosophen die Existenz einer objektiven Vernunft an ein die Welt durchwaltendes und ordnendes Prinzip als metaphysische oder kosmologische Vernunft Weltvernunft Weltgeist Logos Gott Zu diesen Philosophen gehoren z B Heraklit Plotin und Hegel Siehe auch BearbeitenMalum physicum Malum moraleLiteratur BearbeitenUbel In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 11 Schwabe Basel 2001 S 2 3 Artikel von der Redaktion verfasst Carl Friedrich Geyer Ubel I Philosophisch In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 10 Herder Freiburg im Breisgau 2001 Sp 329 f Odo Marquard u a Malum In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 5 Schwabe Basel 1980 S 651 706Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary ubel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Laktanz De ira dei 13 in Des Lucius Caelius Firmanius Lactantius Schriften aus dem Lateinischen ubersetzt von A Hartl Bibliothek der Kirchenvater 36 Kosel Munchen 1919 103 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Ubel amp oldid 237507890