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Im Livlandisch Estnischen Kriegsschauplatz von 1700 bis 1710 im Grossen Nordischen Krieg eroberten russische Truppen sukzessive die schwedische Provinz Schwedisch Estland und Schwedisch Livland Konnten die Schweden zunachst die alliierten Angriffe auf beide Provinzen 1700 und 1701 erfolgreich abwehren machte sich in den Folgejahren die numerische Unterlegenheit gegenuber den russischen Streitkraften immer deutlicher bemerkbar Karl XII zog den Grossteil der schwedischen Ressourcen auf den Polnischen Kriegsschauplatz und betrachtete den Livlandisch Estnischen Kriegsschauplatz als nachrangig obwohl hier die meisten Gefechte als auch die hochsten Verluste unter allen Kriegsschauplatzen auf schwedischer Seite anfielen Livlandisch Estnischer KriegsschauplatzTeil von Grosser Nordischer KriegDie Schlacht von NarvaDatum 1700 bis 1710Ort Schwedisch Livland Schwedisch EstlandAusgang russischer SiegFolgen russische Eroberung Livlands und EstlandsKonfliktparteienSchweden Schweden Russland Zarentum 1699 RusslandKurfurstentum Sachsen SachsenBefehlshaberSchweden Karl XII Russland Zarentum 1699 Peter I Truppenstarke10 000 Mann 1702 40 000 Mann 1702 VerlusteIn den Gefechten 17 431 Getotete In den Gefechten 24 150 Getotete Russen 1100 Getotete SachsenSchlachten und Belagerungen des Grossen Nordischen Krieges 1700 1721 1 Phase Schwedische Dominanz 1700 1709 Danischer Kriegsschauplatz 1700 Humlebaek Tonning I Livland Estnischer Kriegsschauplatz 1700 1708 Riga I Jungfernhof Varja Puhhajoggi Narva Petschora Duna Rauge Erastfer Hummelshof Embach Tartu Narva II Wesenberg I Wesenberg II Ingermanland Finnischer Kriegsschauplatz ab 1701 Archangelsk Ladogasee Noteborg Nyenschanz Newa Systerback Petersburg Wyborg I Porvoo Newa II Koporje II Kolkanpaa Litauisch weissrussischer Kriegsschauplatz 1702 1706 Vilnius Saladen Jakobstadt Gemauerthof Mitau Grodno I Olkieniki Njaswisch Klezk Ljachawitschy Polnischer Kriegsschauplatz 1702 1706 Klissow Pultusk Thorn Lemberg Warschau Posen Punitz Tillendorf Rakowitz Praga Fraustadt Kalisch Russischer Kriegsschauplatz 1708 1709 Grodno II Golowtschin Moljatitschi Rajowka Lesnaja Desna Baturyn Koniecpol Weprik Opischnja Krasnokutsk Sokolki Poltawa I Poltawa II2 Phase Schweden in der Defensive 1710 1721 Baltischer und Finnischer Kriegsschauplatz bis 1714 Riga II Wyborg II Pernau Kexholm Reval Hogland Palkane Storkyro Nyslott Hanko Schwed Norwegischer Kriegsschauplatz 1710 1721 Helsingborg Koge Bucht Bottnischer Meerbusen Frederikshald I Dynekilen Fjord Goteborg I Stromstad Trondheim Frederikshald II Marstrand Osel Goteborg II Sodra Staket Gronham Sundsvall Norddeutscher Kriegsschauplatz 1711 1716 Elbing Wismar I Lubow Stralsund I Greifswalder Bodden I Stade Rugen Gadebusch Altona Tonning II Stettin Fehmarn Wismar II Stralsund II Jasmund Peenemunde Greifswalder Bodden II Stresow Inhaltsverzeichnis 1 Truppenstarke 2 Befehlshaber der Streitkrafte 3 Kriegsverlauf 3 1 Sachsischer Angriff auf Riga 3 2 Russische Belagerung Narvas 3 3 Entsatz Narva und Riga durch die schwedische Armee 3 4 Russische Kriegsplane nach der Schlacht bei Narva 3 5 Zerschlagung der livlandischen Armee 3 6 Festigung der russischen Position im Baltikum 4 Folgen 5 Ubersichtskarte 6 Schlachten des Kriegsschauplatzes 7 Literatur 8 EinzelnachweiseTruppenstarke Bearbeiten nbsp Die schwedischen Besitzungen im BaltikumDie baltischen Provinzen Schwedens mussten zusatzlich nationale Milizen aufstellen um die wenigen vorhandenen Linientruppen zu erganzen In Estland wurden vier solcher Infanterieregimenter aufgestellt In Livland war die Aufstellung anders organisiert da der schwedische Generalgouverneur Zweifel hinsichtlich der Zuverlassigkeit der lokalen Soldaten hatte Er stellte 13 Milizenbataillone zu je 300 Mann auf Auf der Insel Osel wurde ein 500 Mann starkes Bataillon Milizen aufgestellt Dies brachte die Gesamtzahl der Infanterie Milizen in beiden Provinzen auf 7000 Mann Es wurden noch vier Dragonerschwadronen als Miliz ausgehoben Die Gesamtkraft dieser Einheiten lag bei unter 1000 Mann Trotz des Krieges wurden die Zahl der Miliz nicht weiter angehoben 1700 wurde uber das Einteilungswerk das schwedische Rekrutierungssystem der Fruhen Neuzeit insgesamt 6600 Mann in elf Regimenter und Bataillone rekrutiert Dies stellte die eigentliche Armeebasis fur Livland und Estland dar Effektiv befanden sich in Livland und Estland nie mehr als 10 000 Mann auf schwedischer Seite unter Waffen Die hohen Ausfalle in den Gefechten gegen die ubermachtige russische Armee konnten mit lokalen als auch entsandten schwedischen Verstarkungen nicht ausgeglichen werden Spatestens Ende 1702 verfugten die Schweden in Livland und Estland nicht mehr uber operative Fahigkeiten sondern beschrankten sich nur noch auf die Verteidigung der festen Platze Riga Reval Pernau an der Ostseekuste Das Hinterland blieb vollig ungeschutzt und wurde regelmassig von russischen Kosaken verheert Russischerseits standen im Regelfall Krafte von 40 000 Mann fur aktive Kriegshandlungen auf schwedischem Territorium zur Verfugung In den russischen Feldzugen von 1702 oder 1704 wurden Uberlegenheitsverhaltnisse von 4 1 oder daruber erreicht Die russischen Krafte hatten zwei grosse Militarstutzpunkte in unmittelbarer Nahe der schwedischen Provinzen im Baltikum Dies waren Pleskau und Nowgorod Beide Standorte hatten eigene Schiffswerften Pleskau am Peipussee und Nowgorod an der Mundung des Wolchows Beide Stutzpunkte wurden durch vorgelagerte Verteidigungsstellungen bei Petschory und Gdov geschutzt Von beiden Stutzpunkten bildeten regelmassig den Ausgangspunkt fur die russischen Unternehmungen und Feldzuge in Livland Estland und Ingermanland Letztere Provinz bildete mit Finnland einen eigenen Kriegsschauplatz Befehlshaber der Streitkrafte BearbeitenBefehlshaber der Schweden Befehlshaber der Russen Befehlshaber der SachsenWolmar Anton von Schlippenbach Boris Scheremetew Otto Arnold PaykullGeorg Johann Maydell Anikita Repnin Johann Reinhold von PatkulErik Dahlberg Christian Bauer Jacob Heinrich von FlemmingHenning Rudolf Horn Fjodor Apraxin Adam Heinrich von SteinauCarl Gustaf Rehnskiold Awtonom GolowinNiels Stromberg Charles de CroyOtto Vellingk Alexanderh ImeretinskiIwan TrubezkoiAdam WeideKriegsverlauf BearbeitenSachsischer Angriff auf Riga Bearbeiten nbsp Die Beschiessung der Burg Kokenhusen in Livland durch sachsische Truppen Herbst 1700 zeitgenossischer Druck nbsp Blockade der Stadt Riga durch die polnischen und sachsischen Truppen im Jahr 1700Am 12 Februar 1700 drang General Jacob Heinrich von Flemming an der Spitze von etwa 14 000 sachsischen Soldaten in Livland ein um die Provinz und ihre Hauptstadt Riga einzunehmen 1 Generalgouverneur Livlands war der Feldmarschall Graf Erik von Dahlberg gleichzeitig Schwedens beruhmtester Festungsbaumeister der seine Hauptstadt in einen exzellenten Verteidigungszustand versetzte Angesichts der starken Mauern Rigas nahmen die Sachsen zunachst das benachbarte Dunamunde ein 13 15 Marz 1700 das von August II sogleich in Augustusburg umbenannt wurde 2 Danach richteten die sachsischen Truppen eine Blockade vor Riga ein ohne jedoch die Festung ernstlich anzugreifen Nach acht Wochen ergriffen hingegen Dahlbergs Schweden die Initiative und schlugen die Sachsen im Gefecht bei Jungfernhof 6 Mai 1700 Die sachsischen Truppen wichen hinter die Duna aus und warteten zunachst auf Verstarkung Als diese im Juni 1700 unter Generalfeldmarschall Adam Heinrich von Steinau eintraf begleitete sie August II personlich Steinau ging im Juli wieder zum Angriff uber schlug ein schwedisches Detachement unter General Otto Vellingk in der Nahe von Jungfernhof und begann die eigentliche Belagerung von Riga Als die Belagerung kaum Fortschritte erzielte beschloss man auf sachsischer Seite zunachst grossere Teile Livlands zu sichern Aus diesem Grund wurde im Herbst auch die Burg Kokenhusen belagert und am 17 Oktober 1700 erobert Danach suchten die Sachsen ihre Winterquartiere in Kurland auf 3 Die schwedischen Truppen in Livland rekrutierten sich uberwiegend aus Esten Letten und Finnen und waren vorerst auf sich allein gestellt Es kam ihnen jedoch zugute dass sich der livlandische Adel nicht gegen die schwedische Herrschaft erhob Stattdessen kam es im Zuge des sachsischen Einmarsches zu Bauernrevolten was die Adligen umso mehr an die schwedische Krone anlehnen liess 4 Ursprunglich hatten die Alliierten vereinbart dass Russland gleich nach dem Friedensschluss mit dem Osmanischen Reich moglichst jedoch im April 1700 den Krieg gegen Schweden eroffnen sollte Doch die Friedensverhandlungen zogen sich in die Lange und Peter I zogerte trotz des Drangens von August II sich am Krieg zu beteiligen Erst Mitte August 1700 gelang eine Verstandigung mit den Osmanen und am 19 August erklarte Peter I Schweden schliesslich den Krieg Er tat dies jedoch in volliger Unkenntnis der Tatsache dass am Vortag mit Danemark bereits ein wichtiger Verbundeter der Koalition weggefallen war In einem Bericht hielt der niederlandische Gesandte am 3 September deshalb fest Wenn diese Neuigkeit vierzehn Tage fruher eingetroffen ware so zweifle ich sehr ob S Czarische Majestat sich mit ihrer Armee in Marsch gesetzt oder S Majestat dem Konig von Schweden den Krieg erklart hatte 5 Russische Belagerung Narvas Bearbeiten nbsp Narwafeldzug Karls XII nbsp Schlacht bei Narva am 20 30 Novemberaus Johann Christoph Brotze Sammlung verschiedener Lieflandischer MonumenteAllerdings hatte Peter I bereits im Sommer 1700 eine Armee an den schwedischen Grenzen aufstellen lassen die zu einem grossen Teil aus jungen nach westeuropaischem Vorbild ausgebildeten Rekruten bestand Insgesamt wurden die Streitkrafte in drei Divisionen unter den Generalen Golowin Weide und Repnin geteilt Zu diesen stiessen noch einmal 10 500 Kosaken so dass sich die Gesamtstreitmacht auf etwa 64 000 Mann belief Von diesen stand jedoch noch ein grosser Teil im Landesinneren 6 Mitte September ruckte eine russische Vorhut in schwedisches Territorium ein und am 4 Oktober 1700 begann die russische Hauptarmee mit etwa 35 000 Soldaten die Belagerung von Narva Peter I hatte vor dem Krieg Ingermanland und Karelien fur sich reklamiert um einen sicheren Zugang zur Ostsee zu erhalten Narva lag zwar nur 35 Kilometer von den russischen Grenzen entfernt aber in dem von August II beanspruchten Livland Bei den Verbundeten regte sich deshalb Misstrauen gegenuber dem Zaren und man furchtete dass dieser Livland fur sich erobern wollte Drei Grunde sprachen jedoch fur Narva als Ziel des russischen Angriffs Es lag sudlich von Ingermanland und konnte den Schweden als Einfallstor in diese Provinz dienen Es lag unweit der russischen Grenzen und war damit ein logistisch relativ einfach zu erreichendes Ziel Wichtig war nicht zuletzt dass fast der gesamte Handel Russlands nach Westen uber Riga und Narva lief und der Zar ungern beide Stadte im Besitz Augusts II gesehen hatte 7 Entsatz Narva und Riga durch die schwedische Armee Bearbeiten nbsp Entsatz der Stadt NARVA und der Moscowiter grosse Niederlage den 20 21 des Novembermonats 1700 datiert nach schwedischem Kalender Befestigungen Truppenbewegungen Batterien der Schlacht bei Narva gezeichnet von Zacharias Wolf Unterdessen hatte Karl XII seine Armee bis zum 24 August 1700 wieder aus Danemark abgezogen Seitdem bereitete er in Sudschweden eine Expedition nach Livland vor um dort den sachsischen Truppen entgegenzutreten Trotz der drohenden Herbststurme verliess Karl am 1 Oktober Karlskrona und erreichte am 6 Oktober Parnu Die schwedischen Verbande hatten Verluste durch heftige Sturme hinnehmen mussen Trotzdem wurde die Flotte sofort wieder zuruckgeschickt um weitere Soldaten und die schwere Artillerie zu uberfuhren Da er den alten Dahlberg in Riga siegreich fand und die Sachsen bereits in den Winterquartieren beschloss er sich gegen die russische Armee bei Narva zu wenden Er verlegte seine Truppen nach Reval wo er weitere Verstarkung aus der Region versammelte und seine Verbande mehrere Wochen exerzieren liess Am 13 November 1700 brach er mit etwa 10 500 Soldaten nach Osten auf Der Marsch im kalten Wetter und fast ohne jeden Nachschub erwies sich als schwierig doch am 19 November erreichten die Schweden die russischen Stellungen Am folgenden Tag kam es schliesslich zur Schlacht bei Narva 20 30 November 1700 in der die schwedischen Truppen die zahlenmassig weit uberlegene russische Armee vernichtend schlugen Im Verlauf der Kampfe und bei der darauf folgenden Flucht loste sich das russische Heer nahezu vollstandig auf und verlor praktisch die gesamte Artillerie Allerdings waren auch die geringen schwedischen Krafte geschwacht und auch sie mussten nachdem Narva wieder befreit worden war zunachst ihre Winterquartiere beziehen 8 nbsp Bombardierung der Festung Dunamunde durch koniglich schwedische Truppen im Jahr 1701Nach den ublichen Heerschauen begann am 17 Juni 1701 der schwedische Vormarsch uber Wolmar und Wenden nach Riga Karl plante sein Heer zwischen Kokenhusen und Riga uber die Duna zu setzen Die Sachsen hatten dieses Vorgehen vermutet und an mehreren Ubergangsstellungen entlang der Duna Feldbefestigungen errichtet Beide Heere standen sich erstmals am 8 Julijul 19 Juligreg bei Riga an der Duna gegenuber Die sachsisch russische Armee war mit 25 000 Mann der etwa 20 000 Schweden zahlenden Armee leicht uberlegen 9 Dieser Vorteil ging jedoch verloren da der sachsische Oberbefehlshaber Adam Heinrich von Steinau sich durch schwedische Ablenkungsmanover tauschen liess und seine Einheiten entlang der Duna zersplitterte So gelang es der schwedischen Infanterie den reissenden Fluss zu uberqueren und einen Bruckenkopf an dem von den Sachsen gehaltenen Flussufer zu bilden Die sachsische Armee erlitt in der sich anschliessenden Schlacht an der Duna eine Niederlage konnte sich aber sammeln und bis auf preussisches Territorium geordnet zuruckziehen Die russischen Truppen zogen sich ebenso von der erneuten Niederlage geschockt nach Russland zuruck Russische Kriegsplane nach der Schlacht bei Narva Bearbeiten nbsp Der russische Feldmarschall Boris Petrowitsch Scheremetew trug mit seinen Siegen gegen die Schweden entscheidend zum russischen Erfolg bei Karl XII war nach dem Sieg in der Schlacht bei Narva Ende November 1700 mit seiner Hauptarmee nach Suden gezogen um den Kampf gegen August II zu fuhren Den Oberbefehl uber die schwedischen Ostseebesitzungen ubertrug er in Finnland Generalmajor Abraham Kronhjort in Livland Oberst Wolmar Anton von Schlippenbach und in Riga Generalmajor Karl Magnus Stuart Die schwedischen Kriegsschiffe im Ladogasee und im Peipussee wurden von Admiral Gideon von Numers kommandiert Die russische Armee war zu dem Zeitpunkt kein ernstzunehmender Gegner mehr Aufgrund der sich daraus ergebenden Siegesgewissheit lehnte Karl russische Friedensangebote ab Die taktische Uberlegenheit der Schweden uber die Russen hatte sich als Vorurteil auch im Denken Karls verfestigt der von der geringen Bedeutung der russischen Schlagkraft so uberzeugt war dass er seine Kriegsanstrengungen selbst dann noch auf den polnischen Kriegsschauplatz konzentrierte als schon ein grosser Teil Livlands und Ingermanlands unter russischer Kontrolle war Durch die Verlagerung der schwedischen Hauptmacht auf den polnischen Kriegsschauplatz erhohten sich jedoch die Chancen Peters I den Krieg zu einem gunstigeren Verlauf zu fuhren und den gewunschten Ostseezugang fur Russland zu erobern Zar Peter nutzte den Abzug der schwedischen Armee und liess die verbliebenen russischen Krafte nach dem Desaster von Narva ihre Aktivitaten in den schwedischen Baltikumprovinzen wieder aufnehmen Die Kriegsstrategie der Russen setzte auf Ermattung des Gegners Dies sollte durch Streifzuge und stetige Angriffe verbunden mit dem Aushungern der Bevolkerung durch Zerstorung der Ortschaften und Felder erreicht werden Gleichzeitig sollten die russischen Soldaten durch den stetigen Kampf an die schwedische Kriegstaktik mit ihren heftigen Attacken in der Schlacht gewohnt werden Den Zeitgewinn durch die Abwesenheit der schwedischen Armee nutzte Zar Peter um unter enormen Anstrengungen seine Armee wieder aufrusten und reorganisieren zu lassen So berief er auslandische Experten die die Truppen ausgestattet mit modernen Waffen in den Methoden der westeuropaischen Kriegsfuhrung schulen sollten Um die bei Narva verlorengegangene Artillerie schnell wieder aufzubauen liess er Kirchenglocken konfiszieren um aus ihnen Kanonen giessen zu lassen Auf dem Ladogasee und dem Peipussee liess er Hunderte von Kanonenbooten bauen Die russische Armee verfugte bereits im Fruhjahr 1701 wieder uber 243 Kanonen 13 Haubitzen und 12 Morser 10 Durch neue Rekrutierungen verstarkt bestand sie 1705 wieder aus 200 000 Soldaten nach den 34 000 verbliebenen im Jahr 1700 10 Um seine Kriegsplane diplomatisch zu unterstutzen liess der Zar parallel zu den Beistandsbekundungen gegenuber August II auch einen Unterhandler nach Kopenhagen entsenden um Danemark zu einer Invasion auf Schonen zu bewegen Da der schwedische Reichsrat eine Streitkraft bis an den Sund vorrucken liess scheiterten die Bundnisplane und die Danen verschoben ihren Angriff auf spater Die schwedischen Krafte im Baltikum unter Oberst von Schlippenbach waren nur sehr schwach und zudem in drei autonome Korps getrennt 11 Jedes dieser Korps war fur sich zu schwach um den russischen Kraften mit Erfolg entgegentreten zu konnen zumal sie nicht koordiniert gefuhrt wurden 12 Zudem setzten sich diese Truppen nicht aus den Stammregimentern zusammen sondern aus neugeworbenen Rekruten Schwedische Verstarkungen wurden primar dem polnischen Kriegsschauplatz zugefuhrt so dass ein strategisch wichtiger Punkt nach dem anderen von der russischen Armee erobert werden konnte Zerschlagung der livlandischen Armee Bearbeiten nbsp Schlacht bei ErastferMitte 1701 fuhrten zuerst schwedische und dann russische Krafte Streifzuge nach Ingermanland und Livland durch und marschierten in das jeweils gegnerische Gebiet wo sie sich mehrere Scharmutzel lieferten Die russischen Krafte hatten sich wieder soweit erholt dass sie zu begrenzten Offensiven in der Lage waren Von den russischen Hauptquartieren bei Pskow und Nowgorod ruckte im September eine etwa 26 000 Mann starke Streitmacht sudlich des Peipussees nach Livland ein Bei dem anschliessenden Feldzug gelang es dem schwedischen General Schlippenbach im September 1701 mit einer nur 2 000 Mann starken Abteilung das etwa 7 000 Mann zahlende russische Hauptheer unter Boris Scheremetjew in zwei Treffen bei Rauge und Kasaritz zu schlagen wobei die Russen 2 000 Soldaten verloren Dessen ungeachtet unternahmen russische Armeeteile aber weiterhin begrenzte Angriffe auf livlandisches Gebiet denen die zahlenmassig unterlegenen Schweden immer weniger entgegenzusetzen hatten nbsp Gefecht bei HummelshofWahrend der zweiten grossen Invasion in Livland unter der Fuhrung von General Boris Scheremetjew besiegten russische Streitkrafte am 30 Dezember 1701 in der Schlacht von Erastfer erstmals eine 2 200 bis 3 800 Mann starke schwedisch livlandische Armee unter dem Kommando von Schlippenbach Die schwedischen Verluste wurden auf etwa 1 000 Mann geschatzt 13 Nachdem die siegreichen Russen die Gegend geplundert und zerstort hatten zogen sie sich wieder zuruck da Scheremetjew einen Angriff Karls XII befurchtete der sich mit einer starken Heeresmacht in Kurland aufhielt Aus schwedischer Sicht liessen die ungleichen Krafteverhaltnisse eine erfolgreiche Verteidigung Livlands immer unwahrscheinlicher erscheinen zumal die bisherige Geringschatzung der Russen nach ihrem jungsten Sieg kaum noch gerechtfertigt schien Karl lehnte dennoch die Ruckkehr nach Livland ab und entsandte lediglich einige Erganzungstruppen Als Karl im Sommerfeldzug des Jahres 1702 von Warschau nach Krakau marschierte und damit den nordlichen Kriegsschauplatz entblosste sah Peter erneut die Gelegenheit fur einen Einfall Von Pskow aus uberschritt ein 30 000 Mann starkes Heer die schwedisch russische Grenze und erreichte am 16 Juli Erastfer Dort erzielte die russische Armee am 19 Juli gegen die etwa 6 000 Mann zahlenden Schweden in dem Gefecht bei Hummelshof oder Hummelsdorf nahe Dorpat und bei Marienburg in Livland entscheidende Siege wobei nach schwedischen Angaben 840 eigene Tote und 1 000 Gefangene in der Schlacht selbst und weitere 1 000 wahrend der anschliessenden Verfolgung durch die Russen zu beklagen waren 14 Die Schlacht bedeutete das Ende der livlandischen Armee und den Ausgangspunkt der russischen Eroberung Livlands Da die verbliebenen schwedischen Krafte zu schwach waren um sich den Russen in einer offenen Feldschlacht entgegenzustellen fielen Wolmar und Marienburg sowie die landlichen Gebiete Livlands noch im August in russische Hand Es folgten ausgedehnte Verwustungen und Zerstorungen Livlands Nach den Plunderungen zog sich die russische Armee nach Pskow zuruck ohne das eroberte Gebiet zu besetzen Festigung der russischen Position im Baltikum Bearbeiten nbsp Kupferstich der Belagerung der Festung Narwa durch russische Truppen nbsp Gefecht am Embach im Mai 1704Auch nach den russischen Erfolgen im Newa Umland war Karl nicht zu einer Verstarkung der livlandischen Streitkrafte oder zu einem personlichen Eingreifen auf diesem Kriegsschauplatz bereit obwohl er Anfang 1704 im nahegelegenen Westpreussen seine Winterquartiere bezogen hatte So mussten auf seinen Befehl hin samtliche Aushebungen auf dem schwedischen Kernland nach Polen gefuhrt werden und im Juli 1704 entblosste der Schwedenkonig Livland noch weiter als er mit 30 000 Mann nach Warschau zog um die Wahl seines Favoriten zum polnischen Konig zu sichern Weitere Kampfe wurden auf dem Peipussee ausgetragen dessen Beherrschung eine Voraussetzung fur die Eroberung Livlands war Hier dominierten zunachst noch die Schweden die uber 14 Boote mit 98 Kanonen verfugten Um dem zu begegnen bauten die Russen wahrend der Wintermonate 1703 04 eine Anzahl von Booten Anfang Mai 1704 gelang damit die vollige Vernichtung der schwedischen Flotte Durch die Kontrolle des Sees konnten die russischen Streitkrafte fur die weiteren Eroberungszuge nun auch uber die Binnengewasser versorgt werden Bereits im Sommer 1704 wurde eine russische Armee unter dem Kommando von Feldmarschall Ogilvy 1651 1710 von Ingermanland zur Eroberung von Narva geschickt Gleichzeitig stiess eine weitere Armee gegen Dorpat vor Ziel dieser Operationen war die Einnahme dieser wichtigen Grenzfestungen um dadurch das im Vorjahr eroberte Ingermanland mit der geplanten Hauptstadt zu schutzen und Livland zu erobern Ein schwedischer Entsatzversuch unter Schlippenbach mit 1 800 verbliebenen Soldaten scheiterte unter Verlust der gesamten Streitkraft Anfang Juni wurde Dorpat eingeschlossen und am 14 Juli 1704 fiel die Stadt in russische Hand Bereits im April war Narwa von 20 000 Russen unter Anwesenheit Peters I eingeschlossen worden Drei Wochen nach Dorpat fiel am 9 August auch diese Festung nach einem heftigen Sturmangriff und schweren Kampfen in der Stadt Bei der Eroberung Narwas wurden 1 725 Schweden gefangen genommen Dennoch waren 1707 nur noch wenige Hauptorte und Festungen im Baltikum in schwedischer Hand darunter Riga Pernau Arensburg und Reval Der erwartete Angriff Karls auf Russland fuhrte indes zu einer Pause auf diesem Kriegsschauplatz Die russischen Siege waren bisher immer durch eine deutliche zahlenmassige Uberlegenheit sichergestellt worden Die Taktik konzentrierte sich auf die Schwachpunkte des Gegners mit Angriffen auf isolierte schwedische Festungen mit kleinen Garnisonen Am Anfang vermied es die russische Armee noch grossere Festungen anzugreifen Die planmassige Anwendung der Taktik der verbrannten Erde war ein Kennzeichen der Kriegsfuhrung seitens der Russen Ihr Ziel war das Baltikum als schwedische Basis fur weitere Operationen untauglich zu machen Zahlreiche Einwohner wurden durch die russische Armee verschleppt Viele von ihnen endeten als Leibeigene auf den Gutern hoher russischer Offiziere oder wurden als Sklaven an die Tataren oder die Osmanen verkauft 15 Durch die erfolgreichen Einsatze im Baltikum hatte die russische Armee an Selbstvertrauen gewonnen Sie bewiesen dass sich die Zarenarmee in wenigen Jahren effektiv entwickelt hatte nbsp Belagerung von Riga 1710Wahrend Karl XII beim Sultan uber den Kriegseintritt des Osmanischen Reichs verhandelte vollendete Zar Peter die Eroberung von Livland und Estland Die Russen eroberten im Juni 1710 durch Belagerung von Wyborg am 4 Juli 1710 kapitulierte Riga nach langerer Belagerung durch die Truppen des Feldmarschalls Scheremetjew Am 14 August 1710 kapitulierte nach kurzer Belagerung Pernau Nach der Kapitulation von Arensburg und der Einnahme der Insel Osel durch die Russen war Reval die heutige estnische Hauptstadt Tallinn die letzte Festung die Schweden in Livland behauptete Nach dem russischen Feldzug durch Livland im Spatsommer 1704 waren die Befestigungen umfassend erneuert und erweitert worden und auch die Garnison wurde auf fast 4 000 Mann aufgestockt Die Belagerung der Stadt durch russische Truppen begann Mitte August 1710 Anfang August war die Pest ausgebrochen deren Verbreitung sich durch den Zuzug von Fluchtlingen und die daraus resultierende Uberbevolkerung noch beschleunigte Die Situation verschlechterte sich derart dass die schwedische Fuhrung schliesslich am 29 September die Kapitulation unterzeichnete und die Stadt dem russischen Kommandeur Apraxin uberliess Folgen Bearbeiten1721 wurde Schweden zum Frieden gezwungen Der Krieg entschied auch uber das Schicksal von Estland und Livland Von etwa 350 000 Bewohnern Livlands und Estlands vor Kriegsausbruch waren 1721 nur noch etwa 120 000 am Leben Die Verheerung des Landes durch die Russen die Kampfhandlungen als auch die Verschleppung der Zivilbevolkerung in die Sklaverei nach Russland als auch die Pest und Hungersnote fuhrten zu massiven Bevolkerungsverlusten die erst nach Jahrzehnten wieder ausgeglichen werden konnten Livland das fortan zu Russland gehorte konnte noch einige Zeit seine innere Autonomie wahren Kaiser Peter stattete die Stande im Nystadter Frieden 1721 mit volkerrechtlich verbindlichen Privilegien aus die von allen nachfolgenden Kaiserinnen und Kaisern bis zu Alexander II 1855 bestatigt wurden Die Privilegien umfassen Glaubensfreiheit deutsche Verwaltung deutsche Sprache deutsches Recht Estland Livland und Kurland ab 1795 werden deswegen auch als die deutschen Ostseeprovinzen Russlands bezeichnet Ubersichtskarte Bearbeiten nbsp Livlandisch Estnischer Kriegsschauplatz Baltische Staaten nbsp Jungfernhof 1700 Riga 1700 Riga 1709 nbsp Duna 1701 nbsp Puhhajoggi Pass 1700 nbsp Narva 1700 Narva 1704 nbsp Varja 1700 nbsp Wesenberg 1704 Wesenberg 1708 nbsp Petschora 1701 nbsp Dorpat 1704 nbsp Embach 1704 nbsp Rauge 1701 nbsp Erastfer 1701 nbsp Hummelshof 1702 nbsp Wolmar 1702 nbsp Marienburg 1702 nbsp Pernau 1710 nbsp Reval 1710 Gefechte auf dem Livlandisch Estnischen KriegsschauplatzSchlachten des Kriegsschauplatzes BearbeitenSchlachten auf dem Livlandisch Estnischen Kriegsschauplatz Schlacht Datum Schwedische Krafte Alliierte Krafte Schwedische Verluste Alliierte Verluste ErgebnisGefecht bei Jungfernhof 5 Juni 1700 3200 1500 k A k A Schwedischer SiegBelagerung von Riga 12 Februar 1700 Oktober 1700 4000 18 000 k A k A Schwedischer SiegGefecht bei Varja 7 November 1700 800 5000 280 Getotete und Verwundete 1500 Getotete Verwundete und Gefangene Schwedischer SiegSchlacht bei Narva 30 November 1704 12 300 37 000 667 Getotete 1247 Verwundete 9000 Getotete 20 000 Gefangene Schwedischer SiegGefecht bei Petschora 23 Februar 1701 4100 6000 30 Getotete 60 Verwundete 500 Getotete Schwedischer SiegSchlacht an der Duna 19 Juli 1701 14 000 29 000 100 Getotete 400 Verwundete 1300 Getotete und Verwundete 700 Gefangene Schwedischer SiegGefechte bei Rauge 15 September 1701 2000 7000 100 Getotete und Verwundete 2000 Getotete Verwundete und Gefangene Schwedischer SiegSchlacht bei Erastfer 9 Januar 1702 3470 18 087 700 Getotete 350 Gefangene 1000 Getotete 2000 Verwundete Russischer SiegGefecht bei Hummelshof 29 Juli 1702 6000 23 969 840 Getotete 2000 Gefangene 1500 Getotete und Verwundete Russischer SiegGefecht am Embach 7 Mai 1704 570 7317 190 Getotete 142 Gefangene 58 Getotete 162 Verwundete Russischer SiegBelagerung von Tartu 4 Juni 13 Juli 1704 5000 21 000 810 Getotete und Verwundete 317 Getotete 400 Verwundete Russischer SiegBelagerung von Narva 27 Juni bis 9 August 1704 4500 45 000 2700 Getotete 1800 Gefangene 359 Getotete 1340 Verwundete Russischer SiegSchlacht bei Wesenberg 26 Juni 1704 1400 8000 400 Getotete 600 Gefangene k A Russischer SiegGefecht bei Wesenberg 16 August 1708 1500 3300 704 Getotete 244 Gefangene 16 Getotete 53 Verwundete Russischer SiegBelagerung von Riga 14 November 1709 4 Juli 1710 13 400 40 000 8000 Getotete 9800 Getotete Russischer SiegBelagerung von Pernau 16 August 1708 1000 6000 880 Getotete k A Russischer SiegBelagerung von Reval 18 August 30 September 1710 4000 15 000 1420 Getotete k A Russischer SiegLiteratur BearbeitenAnders Fryxell Lebensgeschichte Karl s des Zwolften Konigs von Schweden Nach dem schwedischen Original frei ubertragen von Georg Friedrich von Jenssen Tusch 5 Bde Vieweg Braunschweig 1861 Band 1 Peter Hoffmann Peter der Grosse als Militarreformer und Feldherr 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Robert K Massie Peter der Grosse Sein Leben und seine Zeit Frankfurt Main 1987 S 268 Heinz von Zur Muhlen Baltisches historisches Ortslexikon Band 2 Koln 1990 S 132 Knut Lundblad Geschichte Karl des Zwolften Konigs von Schweden Nach dem schwedischen Original ubersetzt berichtigt und erweitert von Georg Friedrich von Jenssen Tusch Band 1 Hamburg 1835 S 41 55 Georg Piltz August der Starke Traume und Taten eines deutschen Fursten Berlin Ost 1986 S 92 f Zit nach Georg Piltz August der Starke Traume und Taten eines deutschen Fursten Berlin Ost 1986 S 92 f Henry Vallotton Peter der Grosse Russlands Aufstieg zur Grossmacht Munchen 1996 S 165 Robert K Massie Peter der Grosse Sein Leben und seine Zeit Frankfurt Main 1987 S 288 f Im Einzelnen zum Narva Feldzug Robert K Massie Peter der Grosse Sein Leben und seine Zeit Frankfurt Main 1987 S 290 301 Anders Fryxell Lebensgeschichte Karl s des Zwolften Konigs von Schweden Nach dem schwedischen Original frei ubertragen von Georg Friedrich von Jenssen Tusch 5 Bde Vieweg Braunschweig 1861 Band 1 S 118 a b Christopher Duffy Russia s Military Way to the West Origins and Nature of Russian Military Power 1700 1800 London 1981 S 17 Sie bestanden im Jahr 1701 aus etwa 3 100 Mann Feldtruppen einer 2 000 Mann starken Garnison in Dorpat 150 Mann in Marienburg sechs kleineren Kriegsschiffen mit 300 Mann sowie Landmiliz Zahlen nach Angaben von W A v Schlippenbach Peter Englund The Battle that Shook Europe Poltava and the Birth of the Russian Empire Pearson Education Verlag New York 2003 S 39 William Young International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great A Guide to the Historical Literature Lincoln 2004 Kapitel 8 The Struggle for Supremacy in the North and the Turkish Threat in Eastern Europe 1648 1721 S 414 516 hier S 452 Nach dem offiziellen russischen Bericht von der Schlacht sollen 5 000 Schweden getotet worden sein bei eigenen Verlusten von 400 Mann Rossiter Johnson The Great Events by Famous Historians S 324 Peter Englund The Battle that Shook Europe Poltava and the Birth of the Russian Empire Pearson Education Verlag New York 2003 S 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Livlandisch Estnischer Kriegsschauplatz amp oldid 234942167