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Die Belagerung von Reval war eine militarische Intervention im Grossen Nordischen Krieg Wahrend der Belagerung von Riga wurde der Oberst und Kommandant von Narwa Wasilij Gothoff mit drei Dragonerregimentern nach Reval geschickt um dieses von der Landseite aus zu blockieren Nach der Eroberung von Pernau stiess der Generalleutnant Bauer mit sechs Dragonerregimentern und der Brigadier Iwanitzki mit einem Grenadierbataillon und sechs Infanterieregimentern zur Belagerungsarmee Die direkte Belagerung der Stadt begann am 18 August und endete am 30 September 1710 mit der Kapitulation der schwedischen Garnison Belagerung von RevalTeil von Grosser Nordischer KriegRevalia Tallinn um 1650 Kupferstich von Adam Olearius Datum 18 August 30 September 1710Ort Reval heutiges Tallinn die Hauptstadt von EstlandAusgang Kapitulation der schwedischen BesatzungKonfliktparteienSchweden 1650 Schweden Russland Zarentum 1699 RusslandBefehlshaberSchweden 1650 Dietrich Patkull 1 Schweden 1650 Oberst Nieroth 1 Russland Zarentum 1699 Rodion Baur 2 Russland Zarentum 1699 Wasilij GothoffTruppenstarkesechs Garnisonsregimenter 3 4000 Mann neun Dragonerregimenter 2 sechs Infanterieregimenterein GrenadierbataillonVerluste1420 Mann 4 k A Schlachten und Belagerungen des Grossen Nordischen Krieges 1700 1721 1 Phase Schwedische Dominanz 1700 1709 Danischer Kriegsschauplatz 1700 Humlebaek Tonning I Livland Estnischer Kriegsschauplatz 1700 1708 Riga I Jungfernhof Varja Puhhajoggi Narva Petschora Duna Rauge Erastfer Hummelshof Embach Tartu Narva II Wesenberg I Wesenberg II Ingermanland Finnischer Kriegsschauplatz ab 1701 Archangelsk Ladogasee Noteborg Nyenschanz Newa Systerback Petersburg Wyborg I Porvoo Newa II Koporje II Kolkanpaa Litauisch weissrussischer Kriegsschauplatz 1702 1706 Vilnius Saladen Jakobstadt Gemauerthof Mitau Grodno I Olkieniki Njaswisch Klezk Ljachawitschy Polnischer Kriegsschauplatz 1702 1706 Klissow Pultusk Thorn Lemberg Warschau Posen Punitz Tillendorf Rakowitz Praga Fraustadt Kalisch Russischer Kriegsschauplatz 1708 1709 Grodno II Golowtschin Moljatitschi Rajowka Lesnaja Desna Baturyn Koniecpol Weprik Opischnja Krasnokutsk Sokolki Poltawa I Poltawa II2 Phase Schweden in der Defensive 1710 1721 Baltischer und Finnischer Kriegsschauplatz bis 1714 Riga II Wyborg II Pernau Kexholm Reval Hogland Palkane Storkyro Nyslott Hanko Schwed Norwegischer Kriegsschauplatz 1710 1721 Helsingborg Koge Bucht Bottnischer Meerbusen Frederikshald I Dynekilen Fjord Goteborg I Stromstad Trondheim Frederikshald II Marstrand Osel Goteborg II Sodra Staket Gronham Sundsvall Norddeutscher Kriegsschauplatz 1711 1716 Elbing Wismar I Lubow Stralsund I Greifswalder Bodden I Stade Rugen Gadebusch Altona Tonning II Stettin Fehmarn Wismar II Stralsund II Jasmund Peenemunde Greifswalder Bodden II Stresow Inhaltsverzeichnis 1 Im Vorfeld 2 Belagerung 3 Die Kapitulation 4 Die Folgen 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksIm Vorfeld BearbeitenNach der Niederlage der Schweden unter Karl XII in der Schlacht bei Poltawa marschierte eine russische Armee unter Fuhrung des Zaren Peter I in die verbliebenen schwedischen Besitzungen in Livland Estland und Sudfinnland ein Nach der Eroberung der Festungen Pernau und Kexholm war Reval die Hauptstadt von Estland die letzte Befestigung der Schweden im baltischen Raum Noch wahrend der Belagerung von Riga wurde Generalleutnant Bauer mit der Belagerung von Pernau beauftragt nach der erfolgreichen Eroberung der Festung nach Reval geschickt um auch diese Festung zu erobern Im Vorfeld wurde bereits der Kommandant von Narwa Oberst Wasilij Gothoff mit drei Dragonerregimentern zur Blockade der Hafenstadt entsandt Wahrend der Belagerungen von Riga und Pernau sowie der Blockade von Reval wurde der Bevolkerung von Estland bekannt gegeben dass sie das russische Heer mit Proviant zu versehen hatten aber keine weiteren Verwustungen mehr zu befurchten hatten wie es noch in den Kampfen von 1700 bis 1709 in dieser Region der Regelfall war Diese allgemeine Richtlinie gab der russische Zar heraus um der lokalen Bevolkerung eine Loslosung von den Schweden zu vereinfachen Belagerung BearbeitenOberst Gothoff marschierte zu Beginn der Blockade nur bis etwa 15 Meilen an Reval heran Er wurde dem Generalleutnant Bauer unterstellt und dieser hielt es fur ratsam erst einmal in sicherer Entfernung zur Festung und deren Artillerie zu verweilen und die Versorgungskonvois nach Reval zu uberfallen Im April erhielt der den Befehl naher an Reval heran zu marschieren Er nahm die kleine Stadt Oberpahlen ein Die Adeligen und Landwirte erkannten nun die Gefahr die von den Russen ausging Sie brachten ihre Habseligkeiten in die Stadt und als Oberst Gothoff im August noch naher an Reval heranruckte brachten sie auch ihre Familien und sich selbst in Reval in Sicherheit Im August bezog Gothoff mit seinen Truppen am Jerwekullschen See in der Nahe von Reval Stellung Er stellte seine Posten auf und ab Ende August war es niemandem mehr moglich Reval zu verlassen oder in die Stadt zu kommen Des Weiteren liess er den Kanal welcher aus dem See in die Stadt floss und alle Brunnen sowie Muhlgraben der Stadt speiste zuschutten Dadurch verschlechterte sich die Lage in der Stadt zusehends Viele Stadthauser hatten zwar private Brunnen diese waren aber zum Teil von schlechter Wasserqualitat oder mit Salzwasser gefullt Die Bevolkerung war gezwungen Regenwasser oder verschmutztes Wasser zum zubereiten der Speisen und als Getrank zu benutzen Dies und die ubermassige Zuflucht der Landbevolkerung waren Grunde fur den Ausbruch der Pest innerhalb der Stadtmauern Am 15 August erreichte der Brigadier Iwanitzki mit einem Grenadierbataillon und sechs Infanterieregimentern die Belagerungstruppen Er bezog Stellung auf einem Berg unweit von Reval Ihm folgte am 18 August der Generalmajor Wolkonski und Generalleutnant Bauer mit ihren insgesamt sechs Dragonerregimentern welche siegreich aus Pernau kamen Wolkonskis Truppen bezogen auf dem Laksberg und die Regimenter von Generalleutnant Bauer auf dem Tonnisberg Stellung Als die Bevolkerung der Vorstadte von Reval die sich annahernden Belagerungstruppen erblickte fluchtete sie in die Festung und brannten die Vorstadte nieder Die Domvorstadt sowie die estnische Karlskirche auf dem Tonnisberg und die finnische Kirche wurden dabei zerstort Obwohl der russische Zar der estlandischen Ritterschaft und den Burgern der Stadt Immunitat Religionsfreiheit und den Erhalt des angestammten Besitzes versprochen hatte blieben sowohl die Ritter und Adeligen als auch die Burger von Reval dem Schwedenkonig treu und begannen die Verteidigung zu organisieren Wahrend der beginnenden Belagerung der Stadt kreuzten mehrfach schwedische Schiffe mit Nachschubgutern vor der Stadt und beschossen die Stellungen des Brigadiers Iwanitzki Die hierdurch erlittenen Verluste waren gering 3 Auch legten die Schiffen nicht im Hafen an einerseits wegen der grassierenden Pest und andererseits wurden die Schiffe von Hafenmeister nicht an die Pier gelassen um die Belagerung und das Bombardement nicht zu verschlimmern Man hoffte dadurch die Belagerung schneller beenden zu konnen und wollte den Hafen vor starken Zerstorungen bewahren Am 22 August wurde Reval von der Landseite her besturmt Der Angriff wurde abgewehrt und das Bombardement der russischen Artillerie setzte ein 5 Ab dem 30 August verschlechterte sich die Lage in der Stadt weiter Die Kanale in die Stadt waren komplett versiegt und die Nahrungsmittel wurden immer knapper Der Pest fielen taglich 150 170 Mann der schwedischen Besatzungstruppen zum Opfer 5 Die Geschutze auf der Festungsmauer konnten aus Mangel an Soldaten nicht mehr bedient werden nbsp Eingang zum Schwarzhaupterhaus in RevalAm 9 September schlug Oberst Nieroth einen Ausbruch vor doch der Kommandant Patkull welcher zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt war lehnte ab Auch in der am folgenden Tag abgehaltenen Ratsversammlung konnten die Ritterschaft die Gilden und die Bruderschaft der Schwarzenhaupter den Kommandanten nicht zur Durchfuhrung des Ausbruchsversuches uberreden Die Bruder der Schwarzhaupter erklarten sie waren willig fur Ihro Konigliche Majestat und der Stadt Wohlfahrt ihre Devoir Pflicht bis zum Tode zu erfullen 6 Am 24 September wurde der Ritterschaft und dem Rat der Stadt die Anordnung von Peter dem Grossen vorgelesen Die Stadt erklarte dem Generalleutnant gegenuber dass sie bis zum letzten Blutstropfen die Stadt verteidigen wurde Als weitere Antwort wurde das Sisterntor geschlossen und die Wallbesatzung mit freiwilligen Burgern der Stadt verstarkt In der Ratsversammlung vom 26 September wurde ernsthaft uber eine Ubergabe der Stadt diskutiert Die starksten Regimenter waren auf 90 Mann der Rest auf 60 70 Mann zusammengeschrumpft 6 Dennoch wurde erst am 29 September ein Unterhandler in das russische Lager gesandt um die Kapitulationsbedingungen auszuhandeln Die Kapitulation BearbeitenAm 29 September wurde die Kapitulation der schwedischen Garnison vom russischen Generalmajor Bauer angenommen In dem dazugehorigen Kapitulationsvertrag wurde der freie und ungehinderte Abzug der schwedischen Truppen einschliesslich ihrer Familien und aller Habseligkeiten festgelegt Den schwedischen Truppen wurde geboten Reval sofort zu verlassen Ihnen wurde ein ehrenhafter Abzug gewahrt So war es den Schweden erlaubt mit ihren eigenen Waffen und einer beschrankten Menge an Munition 12 Schuss pro Gewehr und acht Kanonen pro Regiment bei klingendem Spiel und wehenden Fahnen und Standarten die Stadt durch das Haupttor zu verlassen und sich auf dem Hof Wieme und den umliegenden Gutern niederzulassen bis genugend Schiffe angelandet seien um sie sicher nach Schweden zu bringen Des Weiteren wurde dem Gouverneur Patkull aus Rucksicht auf seinen schweren Krankheitszustand angeboten den Winter uber in Reval zu verbleiben Der Zar sicherte wie in seiner Universale angekundigt den Einwohnern von Reval Religionsfreiheit zu In der folgenden Nacht legte Kapitan Cornelius Anckarstjerna im Hafen von Reval an Als er vom abgeschlossenen Kapitulationsvertrag erfuhr bemachtigte er sich aller Schiffe im Hafen und nahm jeden der schwedischen Garnison an Bord der es wunschte Die russische Artillerie und die russische Marine beschossen die schwedischen Schiffe nicht Sie respektierten die Vereinbarungen des Kapitulationsvertrages 7 Die Folgen BearbeitenDer Pest die in Reval mit verheerender Wirkung grassierte fielen wahrend der Belagerung und in den folgenden Monaten etwa 15 000 Menschen zum Opfer 5 Nach der Eroberung der letzten schwedischen Festung in Estland veranstaltete der russische Zar in Sankt Petersburg ein grosses Fest und auf seinen Befehl schossen alle Geschutze der baltischen Festungen Salut Peter I sammelte in Petersburg neue Truppen und zog anschliessend mit diesen Richtung Norden um die sudlichen Provinzen Schwedens in Finnland zu erobern Einzelnachweise Bearbeiten a b Livlandische Beitrage S 143 a b Bacmeister S 360 a b Bacmeister S 362 Fryxell S 351 a b c Livlandische Beitrage S 144 a b Livlandische Beitrage S 145 Lundblad S 210Literatur BearbeitenHartwich Ludwig Christian Bacmeister Beytrage zur Geschichte Peters des Grossen Band 1 Riga 1774 Protestantische Landeskirche Livlandische Beitrage zur Verbreitung grundlicher Kunde Band 1 Berlin 1867 Knut Lundblad Georg Friedrich Jenssen Tusch Geschichte Karl des Zwolften Konigs von Schweden Band 2 Hamburg 1835 Weblinks BearbeitenKapitulationvertrag von Reval Google Book Veroffentlichung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Reval amp oldid 215044876