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Adam Olearius eigentlich Oehlschlegel oder Olschlager getauft 24 September 1599 in Aschersleben 1 22 Februar 1671 auf Schloss Gottorf heute zu Schleswig war ein deutscher Schriftsteller Gelehrter und Diplomat Beigesetzt wurde er in der Schleswiger Dreifaltigkeitskirche Adam Olearius von Jurgen Ovens Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Reisen nach Russland und Persien 1 2 Am Gottorfer Hof 2 Werke 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Kasan nbsp Nischni Nowgorod nbsp Isfahan nbsp Das Titelblatt der Orientalischen Reise aus dem Jahr 1647 nbsp Titelkupfer der Gottorffischen Kunst Cammer 1666 nbsp Schleswig Dreifaltigkeitskirche Gedenktafel Adam OleariusAdam Olearius war der Sohn des Schneiders Adam Oehlschlegel und dessen Ehefrau Maria Porst Er wuchs in einfachen Verhaltnissen auf Dennoch schaffte er es 1620 sich an der Universitat Leipzig fur das Fach Theologie zu immatrikulieren Nebenbei studierte er auch Philosophie und Mathematik 1627 wurde Olearius der Titel eines Magisters der Philosophie verliehen und funf Jahre spater in denen er erst an der Nikolaischule und dann an der Thomasschule unterrichtet hatte avancierte er zum Assistenten der philosophischen Fakultat in Leipzig Ausserdem wurde er als Kollegiat der Kleineren Furstenstiftung gefordert Reisen nach Russland und Persien Bearbeiten 1633 wechselte er in den Dienst von Herzog Friedrich III von Schleswig Holstein Gottorf Der Herzog plante eine wirtschaftliche Anbindung Norddeutschlands an Russland Deshalb stattete er eine Gesandtschaft aus welche am 6 November 1633 in Altona unter der Leitung des Kaufmanns Otto Bruggemann und des herzoglichen Rats Philipp Crusius startete 2 Das erste Ziel dieser Delegation war Moskau wo sie am 14 August 1634 eintraf Die Delegation umfasste 120 Personen und Olearius gehorte ihr als Sekretar an Das Ziel der Gesandtschaft war ein Handelsabkommen mit Zar Michail Fjodorowitsch Romanow zu vereinbaren Da der Zar aber ausserst unrealistische Vorstellungen uber die ihm zustehenden Zolleinnahmen hatte scheiterte die Gesandtschaft in ihrem eigentlichen Auftrag Trotzdem wurde sofort nach der Ruckkehr nach Gottorf am 6 April 1635 mit den Vorbereitungen einer weiteren Expedition an den persischen Hof begonnen 3 Diese sollte zu einem Handelsabkommen mit Persien fuhren und die dort herrschenden Safawiden zu einem Bundnis gegen die Osmanen bewegen Auch diese Reise leiteten Otto Bruggemann und Philipp Crusius Olearius fungierte wieder als Sekretar Sie wurden u a vom Reisenden Johann Albrecht von Mandelslo sowie dem Dichter und Mediziner Paul Fleming begleitet Am 22 Oktober 1635 startete man wiederum in Altona schiffte sich in Travemunde ein erreichte am 29 Marz 1636 Moskau und setzte die Reise am 30 Juni desselben Jahres uber Nischni Nowgorod wolgaabwarts fort In Astrachan wollte man am 10 Oktober mittels eines selbstgebauten Schiffes das Kaspische Meer uberqueren erlitt aber nahe Derbent Schiffbruch Am 22 Dezember 1636 wurde die Reise uber Land fortgesetzt Am 30 Dezember erreichte die Gesandtschaft Schamacha die Hauptstadt der Provinz Schirwan dort pausierte sie bis 27 Marz 1637 In dieser Zeit fuhrte Olearius astronomische Ortsbestimmungen durch traf sich mit einheimischen Wissenschaftlern und lernte Persisch 4 Am 3 August 1637 erreichte die Delegation endlich die Hauptstadt Isfahan Da sich die Mitglieder allen voran offenbar Otto Bruggemann ausserst selbstherrlich auffuhrten und die Safawiden bruskierten scheiterte die Mission recht bald Am 21 Dezember 1637 brach die Gesandtschaft wieder nach Hause auf ohne etwas erreicht zu haben Johann Albrecht von Mandelslo trennte sich von der Gruppe und reiste weiter nach Indien Der Rest der Gruppe reiste auf einer beschwerlichen Route durchs Elburs Gebirge und erreichte am 14 Juni 1638 wieder das Kaspische Meer Ab hier gestaltete sich die weitere Ruckreise wie die Hinreise Olearius trennte sich wegen schwerer Zerwurfnisse mit Bruggemann von der Gruppe und reiste ab Reval voraus Bruggemann selbst traf mit der restlichen Reisegesellschaft am 1 August 1639 wieder in Gottorf ein Er wurde fur das vollstandige Scheitern der Mission und die finanziellen Verluste alleine verantwortlich gemacht obwohl anscheinend Crusius der Leiter der Expedition war und daher zum Tode verurteilt und am 5 Mai 1640 wegen Inkompetenz offentlich hingerichtet Uber beide Reisen veroffentlichte Olearius ausfuhrliche Reisebeschreibungen 1647 Mit diesem Bericht begrundete er die wissenschaftliche Reisebeschreibung in Deutschland Zugleich korrigierte er die seit Ptolemaus vertretene Ansicht das Kaspische Meer hatte seine grosste Ausdehnung in Ost West Richtung auf die korrekte Nord Sud Richtung Ebenfalls von grosser Bedeutung sind seine Ubersetzungen aus dem Persischen Ein Gronland gewidmetes Kapitel ist einer der fruhesten zuverlassigen Berichte uber die Kultur und Sprache der Inuit 5 Am Gottorfer Hof Bearbeiten 1639 wurde Olearius von Herzog Friedrich III zum Hofmathematiker ernannt Zehn Jahre spater avancierte Olearius auch zum Hofbibliothekar Als solcher war er auch mit dem Aufbau der noch heute existierenden Gottorfischen Kunstkammer betraut Nachdem sein Reisegefahrte Crusius schon 1639 die Kaufmannstochter Maria Muller geehelicht hatte in deren Vaterhaus in Reval die Expedition mehrfach eingekehrt war heiratete Olearius ein Jahr spater ihre Schwester Catharina Mit ihr hatte er drei Tochter und einen Sohn 1644 stellte der Herzog ihm Bauland und holz fur ein Haus in Schleswig Friedrichsberg nahe Schloss Gottorf zur Verfugung Durch Herzog Wilhelm IV von Sachsen Weimar wurde Olearius 1651 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen Der Herzog verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Vielbemuhete und das Motto in der Fremde Als Emblem wurde ihm die moskowitische Pomeranzen zugedacht Im Kothener Gesellschaftsbuch findet sich Olearius Eintrag unter der Nr 543 Dem Publikationszwang der Gesellschaft gemass dichtete er das Epigramm Wird ein Gelehrter nicht die Kunst zu Werken legen so wird er eben sein wie Wolken ohne Regen dd dd dd Als Hofmathematiker wurde er 1654 weit uber die Grenzen bekannt als er den sogenannten Gottorfer Riesenglobus mit 3 01 m Durchmesser konstruierte Auch um die Kirche bemuhte Olearius sich indem er die bis dahin plattdeutsche Agende ins Hochdeutsche ubertrug Diese Agende erschien 1665 und war in Schleswig Holsteins Kirchen bis zur Einfuhrung der von Jacob Georg Christian Adler konzipierten rationalistischen Agende zum Teil noch langer in Gebrauch und wurde 1850 nachgedruckt Adam Olearius veroffentlichte ausserdem die Reiseberichte von Jurgen Andersen und Volquard Iversen im Jahr 1669 unter dem Titel Orientalische n Reisebeschreibungen Werke BearbeitenAuserlesene Gedichte hrsg Wilhelm Muller Leipzig 1822 Bibliothek deutscher Dichter d 17 Jhs 9 Lustige Historie woher das Tabacktrincken kompt Schleswig 1643 Vermehrte Newe Beschreibung Der Muscowitischen und Persischen Reyse So durch gelegenheit einer Holsteinischen Gesandtschaft an den Russischen Zaar und Konig in Persien geschehen Schleswig 1656 Reprint Tubingen Niemeyer 1971 Digitalisat Munchen Moskowitische und persische Reise die holsteinische Gesandtschaft 1633 1639 Schleswig 1656 Repr Stuttgart Thienemann 1986 ISBN 3 522 60650 7 Kurtze Erinnerung und Bericht von der grossen und erschrecklichen Sonnen Finsterniss so dieses 1630 Jahrs den letzten Maij sich sehen lassen Leipzig 1630 Digitalisat Wolfenbuttel Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Reise So durch Gelegenheit einer Holsteinischen Legation an den Konig in Persien geschehen Worinnen Derer Orter und Lander durch welche die Reise gangen als furnemblich Russland Tartarien und Persien sampt ihrer Einwohner Natur Leben und Wesen fleissig beschrieben und mit vielen Kupfferstucken so nach dem Leben gestellet gezieret Durch M Adamum Olearium Ascanium Saxonem Furstl Schlesswig Holsteinischen Hoff mathemat Item Ein Schreiben des WolEdeln et c Johann Albrecht Von Mandelslo worinnen dessen OstIndianische Reise uber den Oceanum enthalten Zusampt eines kurtzen Berichts von jetzigem Zustand des eussersten Orientalischen KonigReiches Tzina Schleswig 1647 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Digitalisat Wolfenbuttel Persianischer Rosenthal Hamburg 1654 Digitalisat Wolfenbuttel Ausfuhrliche Beschreibung der kundbaren Reyse Nach Muscow und Persien So durch gelegenheit einer Holsteinischen Gesandschafft von Gottorff auss an Michael Fedorowitz den grossen Zaar in Muscow und Schach Sefi Konig in Persien geschehen Schleswig 1663 Digitalisat Wolfenbuttel Gottorfische Kunst Cammer Schleswig 1666 Digitalisat Wolfenbuttel Teil 1 Teil 2 Bei seinem literarischen Schaffen benutzte Olearius des Ofteren folgende Pseudonyme Ascanius Olivarius Ascanius d Oliva AdOnis Adonis Sleidanus oder AOnides Literatur BearbeitenKirsten Baumann Constanze Koster Uta Kuhl Adam Olearius Neugier als Methode Tagungsband zur internationalen Tagung Der Gottorfer Hofgelehrte Adam Olearius Neugier als Methode Schleswig 2015 Michael Imhof Verlag Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0551 6 Faramarz Behzad Adam Olearius Persianischer Rosenthal Untersuchungen zur Ubersetzung von Saadis Golestan im 17 Jahrhundert Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1970 Elio C Brancaforte Visions of Persia mapping the travels of Adam Olearius Harvard University Press Cambridge MA 2003 ISBN 0 674 01221 6 Eckardt Opitz Adam Olearius In Die unser Schatz und Reichtum sind 60 Portrats aus Schleswig Holstein Christians Hamburg 1990 ISBN 3 7672 1115 7 S 36 40 F Prinz Von den Historien fremder Volker des Adam Olearius Gesandtschaftsreisen durch Russland und Persien In Damals Band 24 1994 S 850 866 Karl Rauch Seidenstrasse uber Moskau die grosse Reise von Adam Olearius nach Moskau und Isphahan zwischen 1633 und 1639 Pfeiffer Munchen 1960 Gerhard Dunnhaupt Adam Olearius 1599 1671 In Personalbibliographien zu den Drucken des Barock Band 4 Hiersemann Stuttgart 1991 ISBN 3 7772 9122 6 S 2979 3004 Claus Priesner Olearius Adam In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 517 519 Digitalisat Friedrich Ratzel Olearius Adam In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 269 276 und die Korrekturen am Ende des Artikels Olearius Adam In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 25 Leipzig 1740 Sp 1166 f Ersch Gruber Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste F A Brockhaus Leipzig 1832 3 Sektion 3 Teil S 37 online Literarisch behandelt wurde Olearius Leben in Erich Maletzke Ein turbulentes Leben Adam Olearius Gottorfer Hofgelehrter Ein dokumentarischer Roman Wachholtz Neumunster 2011Erwahnt wird Olearius in Daniel Kehlmanns Roman Tyll 2017 wo er in Begleitung von Paul Fleming mit Athanasius Kircher unterwegs ist Sie disputieren wahrend einer Reise in der Kutsche 6 Alle drei treffen dabei auf Tyll Ulenspiegel Siehe auch BearbeitenRezeption persischer Literatur im deutschsprachigen RaumWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Adam Olearius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Adam Olearius Quellen und Volltexte Literatur von und uber Adam Olearius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Druckschriften von und uber Adam Olearius im VD 17 Digitalisierte Drucke von Adam Olearius im Katalog der Herzog August BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Taufregister Aschersleben St Stephani Crusius wurde spater im schwedischen Estland als Statthalter benannt Erich Kuhlmann Moscowitische Reisebeschreibung des Adam Olearius Eine holsteinische Gesandtschaft des 17 Jahrhunderts am Zarenhof In Zeitschrift Archiv fur deutsche Postgeschichte Heft 2 1973 Schriftleitung Georg Lechner Frankfurt am Main 1973 ISSN 0003 8989 S 136 155 Claus Priesner Olearius Adam In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 517 519 Digitalisat Verena Traeger Olearius Adam In Mark Nuttall Hrsg Encyclopedia of the Arctic Band 3 Routledge New York und London 2005 ISBN 978 1 57958 439 9 S 1573 1575 englisch Daniel Kehlmann Tyll Rowohlt Reinbek 2017 S 347 393 Normdaten Person GND 118736256 lobid OGND AKS LCCN n85215301 VIAF 100205492 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Olearius AdamALTERNATIVNAMEN Oehlschlegel Adam Olschlager AdamKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und SchriftstellerGEBURTSDATUM getauft 24 September 1599GEBURTSORT AscherslebenSTERBEDATUM 22 Februar 1671STERBEORT Schloss Gottorf heute zu Schleswig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adam Olearius amp oldid 238585318