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Ingermanland schwedisch und deutsch finnisch Inkeri russisch Ingermanlandiya Ingermanlandija oder Ingriya Ingrija estnisch Ingeri oder Ingerimaa lat Ingria ist eine historische Provinz im nordwestlichen Russland rund um das heutige Sankt Petersburg Sie wird im Westen vom Fluss Narva im Sudwesten vom Peipussee begrenzt Die historische Grenze zu Karelien bildete die Sestra finnisch Siestarjoki Johannisbeerefluss obsolet Rajajoki Grenzfluss schwedisch Systerback Schwesterbach Ingermanland gelb in St Petersburg und dem umliegenden Leningrader Gebiet dessen Verwaltungszentrum die Stadt Gattschina mit einem roten Punkt markiert ist Inhaltsverzeichnis 1 Bevolkerung 2 Geschichte 3 Religion 4 Literatur 5 Medien 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBevolkerung BearbeitenDie lutherischen Finnen im Ingermanland werden als Ingermanlander oder Ingermanlandfinnen bezeichnet Da sie manchmal auch Ingrier genannt werden kommt es immer wieder zu Verwechslungen mit den ebenfalls in der Region lebenden Ischoren deren Alternativbezeichnung ebenfalls Ingrier ist Im Finnischen werden die Ischoren inkerikot genannt die Ingermanlandfinnen inkerilaiset oder inkerinsuomalaiset Zwei weitere finno ugrische Volksgruppen in der Region sind die Woten und Wepsen Ischoren Woten und Wepsen sind mehrheitlich orthodoxen Glaubens Die Ischorische und die Wotische Sprache sind vom Aussterben bedroht Die Wepsische Sprache wird immerhin noch von etwa 1600 Personen gesprochen Die ursprungliche Bevolkerung Ingermanlands sind die Woten und die im 10 Jahrhundert aus Karelien eingewanderten Ischoren Im 17 Jahrhundert siedelten sich zudem Schweden und Finnen an Die ingermanlandischen Finnen bildeten in vielen Gebieten Ingermanlands bis in die 1930er Jahre die Mehrheit der Bevolkerung 1917 waren es noch etwa 140 000 1 Schon bald nach der Grundung Sankt Petersburgs stellten die Russen in diesem sumpfigen und vorher dunn besiedelten Gebiet allerdings die Bevolkerungsmehrheit Geschichte BearbeitenDas Land war die Mitgift der schwedischen Konigstochter Ingegard die 1019 Jaroslaw den Weisen heiratete den Herrscher von Nowgorod Die Legende besagt sogar das Land sei nach ihr benannt Es stellte seither einen Teil Nowgorods und spater Russlands dar In der Folge des Ingermanlandischen Krieges gehorte es als Provinz Schwedisch Ingermanland seit 1617 zu Schweden Im Grossen Nordischen Krieg brachte der russische Kaiser Peter der Grosse Ingermanland wieder unter seine Kontrolle und liess 1703 im sumpfigen Delta der Newa flussabwarts der alten schwedischen Befestigung Nyenschanz mit dem Bau der Peter und Paul Festung beginnen Aus ihr entwickelte sich Sankt Petersburg die neue Hauptstadt des Zarenreiches In der Zeit davor waren die wichtigsten Burgen und damit auch Ansiedlungen die Festungen Schlusselburg schwedisch Noteborg am Ausgang des Ladogasees und Koporje Mit dem Frieden von Nystad 1721 fiel Ingermanland auch offiziell wieder an Russland Nach der Oktoberrevolution 1917 gab es eine kurzlebige Unabhangigkeitsbewegung die von Finnland aus operierte und 1919 1920 sogar einen Teil Nordingermanlands erobern konnte Die provisorische Regierung liess eigene Briefmarken drucken die heute unter Sammlern sehr begehrt sind Mit dem Frieden von Dorpat fiel das Gebiet 1920 an Sowjetrussland und die spatere Sowjetunion Wahrend des Zweiten Weltkriegs flohen die meisten Ischoren Woten und Finnen nach Finnland mussten aber auf Geheiss Stalins zuruckkehren Sie wurden daraufhin nach Sibirien deportiert Die nationalsozialistische Fuhrung plante das Ingermanland zu kolonisieren Gemass der nationalsozialistischen Germanisierungspolitik sah der Generalplan Ost vor im Ingermanland Deutsche in sogenannten Reichsmarken zu 50 kolonisiert und Siedlungsstutzpunkten zu 25 kolonisiert anzusiedeln Grosse Teile der Einwohner sollten ausgesiedelt werden 2 Heute stehen Kultur und Sprache der Woten und Ischoren vor dem Aussterben Religion Bearbeiten nbsp Marienkirche in St PetersburgDie ingermanlandischen Finnen waren bzw sind zumeist evangelisch lutherisch 3 Die Ingermanlandisch lutherische Kirche war Teil der Evangelisch Lutherischen Kirche im Russischen Reich ELK Bis ins spate 19 Jahrhundert war Deutsch die Sprache der Leitung der Ingermanlandisch lutherischen Kirche 4 Der Bischofssitz war an der Marienkirche in Sankt Petersburg 1937 liess Stalin die evangelischen Kirchen in Ingermanland schliessen Heute ist die Evangelisch Lutherische Kirche des Ingermanlandes in Russland nach der Evangelisch Lutherischen Kirche in Russland der Ukraine in Kasachstan und Mittelasien ELKRAS die zweite grossere lutherische Kirchenorganisation in Russland Sie hat ihren Sitz in Sankt Petersburg Die russischsprachigen Einwohner gehoren zumeist zur Russisch Orthodoxen Kirche Literatur BearbeitenA Soom Den Ingermanlandska staderna och freden i Stolbova 1617 In Svio Estonica Arsbok utgiven av Svensk Estniska Samfundet vid Tartu Universitet Akadeemilise Rootsi Eesti Seltsi aastaraamat Tartu 1936 S 34 45 A Soom Ivangorod als selbstandige Stadt 1617 1649 In Sitzungsberichte der Gelehrten Estnischen Gesellschaft Opetatud Eesti Seltsi aastaraamat 1935 Tartu 1937 S 215 315 Antti Karppinen Ingermanland eine historische Region am Schnittpunkt von Westen und Orthodoxie In Florian Anton Leonid Luks Hrsg Deutschland Russland und das Baltikum Beitrage zu einer Geschichte wechselvoller Beziehungen Festschrift zum 85 Geburtstag von Peter Krupnikow Schriften des Zentralinstituts fur Mittel und Osteuropastudien 7 Bohlau Verlag Koln Weimar 2005 ISBN 3 412126055 S 55 66 Eino Karhu Nation building in Finnland und Ingermanland Essay und Autobiographie Studien zur Geschichte Ost und Ostmitteleuropas 5 Schafer Herne 2007 ISBN 978 3 933337 49 8 A L Rogachevskij Yuridicheskie pamyatniki Ingermanlandii XVII nachala XVIII v v Istoricheskom arhive Estonii v Tartu Ingermanlands Rechtsdenkmaler des 17 bis Anfang des 18 Jhs im Historischen Archiv Estlands in Dorpat In Pravovaya sistema obshestva problemy teorii i praktiki Trudy mezhdunarodnoj nauchno prakticheskoj konferencii Sankt Peterburg 12 noyabrya 2010 g Sost S V Volkova N I Malysheva SPb Izdat Dom S Peterb gos un ta 2011 ISBN 978 5 288 05252 1 S 438 447 Medien BearbeitenHeimat in der Fremde Ingrier in Finnland Regie Ritva Leino Europaische Rundfunkunion 2005 Weblinks BearbeitenKarte von Ingermanland ca 1734Einzelnachweise Bearbeiten Ott Kurs Ingria The broken landbridge between Estonia and Finland In GeoJournal Vol 33 Nr 1 1994 ISSN 0343 2521 S 107 113 doi 10 1007 BF00810142 Wolfgang Michalka Hrsg Der Zweite Weltkrieg Analysen Grundzuge Forschungsbilanz Im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamtes herausgegeben Lizenzausgabe Seehamer Weyarn 1997 ISBN 3 932131 38 X Olga Kurilo Identitatswandel des Luthertums in Russland im Spannungsfeld von Kultur und Nationalitat In Peter Maser Christian Erdmann Schott Hrsg Beitrage zur ostdeutschen Kirchengeschichte Bd 8 Berlin Riga Vilnius Breslau Beitrage aus vier internationalen Konferenzen Verein fur ostdeutsche Kirchengeschichte Munster 2007 ISBN 978 3 9808538 3 5 S 69 86 hier S 81 Rene Wyberg Luther der wichtigste Finne In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9 Oktober 2017 S 12 Normdaten Geografikum GND 4026988 7 lobid OGND AKS VIAF 236344155 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ingermanland amp oldid 234921071