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Die Geschichte der Stadt Andernach umfasst die Entwicklungen auf dem heutigen Gebiet der Stadt Andernach von der ersten Besiedlung bis zur Gegenwart Wappen von Andernach Inhaltsverzeichnis 1 Vor und Fruhgeschichte 2 Romerzeit 3 Mittelalter 4 Reformationszeit 5 Andernach im Dreissigjahrigen Krieg 6 Zerstorung der Stadt 1689 7 Franzosische Zeit 8 Preussische Zeit 9 Das 20 Jahrhundert 10 Das 21 Jahrhundert 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseVor und Fruhgeschichte Bearbeiten nbsp Andernacher Fund aus der letzten KaltzeitDie Siedlungsgeschichte des Andernacher Raumes umfasst etwa 500 000 Jahre Im Stadtteil Miesenheim Fundstelle Miesenheim I fanden sich Tierknochen und Steinwerkzeuge aus dem Altpalaolithikum mit einem Alter von fast 600 000 Jahren Sie wurden in Monrepos erforscht Am Ende der letzten Kaltzeit also vor etwa 15 000 Jahren siedelten sich erneut Menschen an Andernach und das gegenuber auf der anderen Rheinseite befindliche Gonnersdorf gehoren zu den wichtigsten Fundplatzen dieser Zeit siehe auch Venusfigurinen von Andernach Sie werden von Monrepos erforscht Die wichtigsten Fundstucke aus dieser Zeit sind ein Vogel geschnitzt aus der abgeworfenen Stange eines Rentiers Tier und Menschendarstellungen auf Schieferplatten sowie Frauenstatuetten aus Elfenbein Aus der Jungsteinzeit also der Zeit ab etwa 5000 v Chr finden sich Spuren der Bandkeramiker der Michelsberger Kultur und der Rheinischen Becherkultur Zur Zeit der Urnenfelderkultur ab etwa 1300 v Chr lasst sich fur das gesamte Neuwieder Becken eine relativ dichte Besiedlung nachweisen Abgelost wurde die Urnenfeldkultur durch die eisenzeitliche Hunsruck Eifel Kultur die von 600 v Chr bis 250 v Chr dauerte Deren jungerer Abschnitt wird der La Tene Kultur zugerechnet deren Trager die Kelten waren Im Zentrum der Altstadt kann spatestens aus dem 3 Jahrhundert v Chr eine Siedlung der La Tene Zeit nachgewiesen werden Romerzeit Bearbeiten nbsp Romischer GrabsteinAndernach gilt als eine der altesten romischen Siedlungen Deutschlands Bereits im Gallischen Krieg liess Gaius Iulius Caesar 55 v Chr in der Nahe von Andernach zwischen dem heutigen Weissenthurm und Neuwied in nur zehn Tagen eine Rheinbrucke bauen 53 v Chr wiederholte er diese Leistung oberhalb von Urmitz Die Siedlung Antunnacum ist eine vorromische Grundung In spataugusteischer tiberischer Zeit ab ca 20 n Chr wurde dort ein romisches Kastell errichtet Zeitweilig war eine Raterkohorte im Kastell stationiert Kopie des Firmus Grabsteins im Stadtmuseum Nach dem Bataveraufstand begann Kaiser Titus Flavius Domitianus mit dem Bau des Limes der fur zwei Jahrhunderte Frieden schuf Es entstand eine offene Siedlung mit einem Hafen in dem Muhlsteine aus Basalt und Tuffsteine aus den Steingruben bei Mayen und der Pellenz verladen wurden Etwa um 260 durchbrachen die Franken den Limes was die Romer zur Preisgabe des rechten Rheinufers zwang Es wurde nun notwendig die bis dahin offenen Stadte am Rhein zu befestigen Es kam jedoch immer wieder zu Germaneneinfallen bei denen auch Andernach zerstort wurde 359 wurde die Stadt durch den romischen Kaiser Julian ein letztes Mal neu befestigt Zu dieser Zeit hatte das Kastell vier Tore und 14 Rundturme einer zwischen Westtor Kolner Tor auf der heutigen Hochstrasse und Rhein vor dem heutigen Runden Turm vier weitere an der Westseite sudlich des Westtors einschliesslich eines Eckturms daneben zwei an der Sudseite bis zum Sudtor sudliche Kirchstrasse sechs weitere Turme bis zum Osttor Hochstrasse Schaarstrasse entlang der Sudostmauer und ein weiterer Turm zwischen Osttor und Rhein Die Nordseite wies neben dem Nordtor nordliche Kirchstrasse keine Turme auf In der notitia dignitatum wird Andernach als Kastell bezeichnet in dem eine Abteilung der legio Acincensis stationiert war 395 konnte Stilicho noch einmal die Rheingrenze in voller Lange sichern musste dann aber die Legionen zum Schutz Italiens abziehen Die rheinischen Gebiete wurden den Franken uberlassen die spatestens mit dem Sieg des Frankenkonigs Chlodwig I uber den letzten romischen Heermeister Syagrius im Jahr 486 unbestritten die neuen Herren waren Mittelalter Bearbeiten nbsp Der Runde Turm Wahrzeichen der Stadt von Sudsudosten aus gesehenZur Zeit der Merowinger gehorte Andernach zunachst zu Austrasien und wurde Konigssitz Venantius Fortunatus der in Metz am Hofe von Konig Sigibert I lebte berichtet in seinem Gedicht De navigio suo Uber seine Schiffsreise aus dem Jahre 588 von einer Fahrt die Mosel hinab nach Andernach und Leutesdorf mit dem jungen Merowingerkonig Childebert II 570 595 1 Die Konigsburg lat villa regia durfte an der Stelle der romischen Kommandantur am Merowingerplatz zwischen romischem Nord und Osttor gelegen haben bis 2008 Gelande der Firma Weissheimer Konig Dagobert I hielt sich oft in der Andernacher Residenz auf 859 trafen sich die Konige Karl II der Kahle Ludwig II der Deutsche und Lothar II auf der Rheininsel Krumme Werth heute Halbinsel Namedyer Werth um uber ein grosseres Treffen zu beraten Nachdem unter den Karolingern Austrasien und Neustrien vereinigt wurden wurde Andernach eine der koniglichen Pfalzen Im Vertrag von Meersen fiel Andernach 870 dann an Ludwig II den Deutschen und wurde so Teil des entstehenden deutschen Reiches Nach dem Tode Ludwigs im Jahre 876 verlangte Karl II der Kahle der Herrscher des Westreiches von Ludwig III die Herausgabe der linksrheinischen Gebiete und begann mit der militarischen Eroberung Zwischen Andernach und Kettig kam es im selben Jahr zu einer Schlacht Erste Schlacht bei Andernach bei der Karl der Kahle vernichtend geschlagen wurde und die Zugehorigkeit Andernachs zum Ostreich sichergestellt wurde aus dem sich das Heilige Romische Reich entwickelte In den Jahren 882 und 883 wurde die Stadt wahrend der Raubzuge der Wikinger in den Rheinlanden dreimal gebrandschatzt Die Normannen uberfielen zudem das Suburbium sowie die Kloster und Kirchen ausserhalb der Stadt darunter auch die Abtei St Stephan aus dem 7 Jahrhundert Damit endete auch die seit 866 bestehende jahrelange Handelsbeziehung mit Haithabu Herzog Giselbert von Lothringen und Herzog Eberhard von Franken die Fuhrer des grossen Aufstandes gegen Konig Otto I verlieren gegen die konradinischen Gefolgsleute Ottos I Konrad Kurzbold und Udo am 2 Oktober 939 bei Andernach Schlacht und Leben Zweite Schlacht von Andernach In den folgenden Jahrhunderten geriet Andernach in den Gegensatz der beiden Erzstifte Koln und Trier die beide versuchten die reichsunmittelbare Stadt unter ihre Herrschaft zu bekommen Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde 1114 unter anderem der alte Konigshof vernichtet Am 1 August 1167 konnte das Erzstift Koln sich durchsetzen Aus Dankbarkeit fur den Sieg bei Tusculum schenkte Kaiser Friedrich I die Herrlichkeit und den Reichshof Andernach mit Munz und Zollrecht an seinen Reichskanzler und Erzbischof von Koln Rainald von Dassel 2 Sofort nach der Schenkung wurde die im Gebiet von Andernach liegende und zerstorte Burg Rheineck zur Absicherung der Schenkung durch das Erzstift Koln wieder aufgebaut um einen erneuten Zugriff auf die Burg durch die Pfalzgrafen bei Rhein zu verhindern Fur die Leitung der Burg ernannten die Kolner Fursterzbischofe anfangs nicht erbberechtigte Burggrafen 3 Durch die Machtubernahme im Bereich Andernach geriet die Stadt nun unmittelbar in die Auseinandersetzung um den deutschen Konigsthron zwischen Otto IV aus dem Hause der Welfen und Philipp aus dem Hause der Staufer der 1198 die Stadt eroberte und in Brand stecken liess Dabei wurde auch die alte Stadtkirche bis auf den heutigen Glockenturm vernichtet 1194 hatte Kaiser Heinrich VI sie dem Trierer Erzbischof Johann I geschenkt was diesen zu einem grosseren Neubau der Bischofskirche veranlasste 1198 1220 Andernach gehorte weltlich zum Erzstift Koln unterlag aber der geistlichen Jurisdiktion des Erzbischofs von Trier nbsp Stich von Matthaus Merian von 1646In den folgenden Jahren wuchs die Stadt bestandig so dass die romischen Stadtmauern zum Teil niedergelegt und die Stadt nach Osten erweitert wurde An der Sudostecke schloss sich die Burg des Kolner Landesherrn als separate Wehreinheit an die Stadtmauer an Sie hatte ein eigenes Tor nach draussen Sudostecke gegenuber der Salierstrasse und eines in die Stadt Hochstrasse Die vollstandige mittelalterliche Wehranlage sicherte die Stadt mit funf Doppeltoren Kolnpforte Coellenporzen im Westen Kirchpforte Kirchporzen im Suden Schafpforte Schafporzen im Suden Burgpforte Burgporzen Koblenzer Tor mit Zugbrucke im Osten und Kornpforte Korenporzen Rheintor im Norden als Haupttore und funf kleinere Pforten von Ost nach West Schreiberspforte Moerspforte Neupforte ostlich der Kornpforte Fischpforte Trierpforte nahe dem Runden Turm in der Rheinmauer mit benachbarten Wehrerkern sowie mit 15 Turmen Bergfried Pulverturm beide zur Burg gehorig 10 Halbrundmauerturmen vier an der Westmauer sechs an der Sudmauer Zollturm Nordostecke Burgerturm rechteckiger Mauerturm an der Ostmauer Runder Turm Haupt und Wartturm der Stadtmauer seit 1453 an der Nordwestecke sowie mit einem 30 Meter breiten und 5 Meter tiefen Graben auf der Landseite vom Zollturm bis hinter das Kolner Tor Die Kirchpforte besass ein eigenes zweischenkliges Vorwerk Ravelin und war als Doppeltor mit zwei Torhausern errichtet dem hinteren in der Mauerflucht dem vorderen unmittelbar am Stadtgraben vor der Mauer mit Brucke beide mit einer Doppelmauer verbunden Die Kornpforte hatte ebenfalls zwei Torhauser einem hinter der Mauerflucht und ein zweites als gewaltiges angebautes Vorwerk mit Seitenvorwerken Vorbauten nach Osten parallel zur Mauer und nach Westen ausgefuhrt Daruber lief auch der Zugang zur Stadt wie auf einem Stich von Matthaus Merian von 1646 deutlich zu sehen ist Das Vorwerk selbst endete unmittelbar am Rheinufer das damals nahe der Stadtmauer verlief so dass ein Zutritt von Norden so nicht moglich war Das Ufer vor der Mauer diente bis zum Krahnen als Hafen Besonders der Bereich am Rhein unterlag im Laufe der Zeit starken Veranderungen In dieser Zeit beherbergte Andernach mehrere Kloster neben dem Minoritenkloster nahe der Burg die Propstei des Benediktiner Klosters Malmedy Stablo mit Klosterkirche nahe der Schaarstrasse entstanden aus dem merowingischen Konigshof und spater das Annunziatenkloster seit 1652 im Osten der Stadt nahe dem heutigen Museum Ausserhalb lagen St Thomas im Sudosten der Stadt und auf dem Martinsberg St Martin Bis 1349 war eine Judengemeinde in der Stadt nachweisbar deren Wohngebiet vermutlich sudlich des Marktplatzes westlich der Schafbachstrasse und grossteils zwischen heutiger Eisen und Kramgasse zum Markt hin anzusiedeln ist Ein nicht mehr vorhandener Halbrundturm der sudlichen Stadtmauer zwischen Kirchpforte und Schafspforte wurde Judenturm genannt Ihre Synagoge stand zur Eisengasse hin sudlich des Areals des Historischen Rathauses heutiges Foyer mit Judenbad Mikwe s u und grosser Backstube Infolge der Judenpogrome ausgelost durch die grosse Pestepidemie die sich 1347 von Suditalien aus uber fast ganz Europa ausbreitete wurde die Judengemeinde 1349 aus der Stadt getrieben Ende des 14 Jahrhunderts 1381 ist eine zweite Judengemeinde bekundet Da die erste Synagoge samt Grundstucken in christliche Hande ubergegangen war hatte die neue Gemeinde keinen nachgewiesenen Synagogenbau sondern feierten ihre Zusammenkunfte vermutlich in einem Wohnhaus Gegen Mitte des 15 Jahrhunderts musste auch die zweite Judengemeinde die Stadt verlassen Obwohl vereinzelt Juden im Stadtgebiet wohnten konnte sich erst wieder im 19 Jahrhundert nach 1860 eine dritte Judengemeinde an anderer Stelle in der Stadt etablieren Zur selben Zeit verscharften sich zunehmend die Gegensatze zwischen dem Landesherrn und den verbundeten Stadten Andernach Bonn Koblenz und Koln Als die Andernacher jedoch ohne Rucksprache mit den Verbundeten die Burg sturmten und niederrissen hielten sich diese zuruck und Andernach wurde 1367 von den Truppen des Landesherrn erobert Zuvor war bereits 1365 der eintragliche Zoll durch Fursterzbischof Engelbert III der aus dem Hause Mark stammte von Andernach nach Linz verlegt worden In dieser Zeit verschuldete sich die Stadt stark was neben anderen der Familie der Geldhandlerin Reynette Bonenfant zu Vermogen verhalf 1407 wurde erstmals der Rat der Stadt Andernach urkundlich erwahnt In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts wurde Andernach in den Burgundischen Krieg 1474 1477 verwickelt In der auch Kolner Stiftsfehde genannten Auseinandersetzung unterstutzte Andernach mit ca 150 Buchsenschutzen den vom Kolner Domkapitel ernannten erzstiftlichen Administrator Hermann von Hessen der 1480 selbst Erzbischof von Koln wurde und Kaiser Friedrich III aus dem Hause Habsburg gegen den Kolner Fursterzbischof Ruprecht der aus dem Hause Rhein stammte und den von ihm zu Hilfe gerufenen Karl I den Kuhnen Herzog von Burgund Als dessen Truppen am 16 Februar 1475 dem Julianentag aus der mit ihm verbundeten Stadt Linz am Rhein die von den Andernachern errichtete Erdbefestigung bei Kripp mit einer Kanone beschossen explodierte das Pulvermagazin und totete fast alle Andernacher Schutzen In Anerkennung fur den Blutzoll verlegte der Kaiser im selben Jahr den Rheinzoll nach Andernach zuruck und stiftete einen kaiserlichen Altar im Andernacher Mariendom Drei Wappen von Andernach Hermanns IV von Hessen und Kaiser Friedrichs III auf den Gewolbeschlusssteinen erinnern noch heute daran Reformationszeit BearbeitenDer Beginn des 16 Jahrhunderts war auch in Andernach in vielerlei Hinsicht eine unruhige Zeit Soziale Spannungen gab es innerhalb der Verwaltung der Stadt War hier bislang der Adel vorherrschend gewesen gelang es der Burgerschaft in den folgenden Jahrzehnten zunehmend an Einfluss zu gewinnen 1522 gelang es den Zunften mit dem Achterstuhl besser bekannt als der Achter eine dauerhafte Vertretung ihrer Interessen gegenuber dem Rat durchzusetzen Die Taufer aus den Niederlanden erregten in der Stadt soziale Unruhen so dass der Rat strafend gegen sie einschritt 1543 trat der Kolner Fursterzbischof Hermann V der aus dem Hause Wied stammte zum Luthertum uber schickte Prediger nach Andernach und verlangte vom Rat deren Anstellung Nach der Abdankung Hermanns V im Jahre 1547 gingen dessen Nachfolger gegen die Lutheraner vor die sich jedoch in der Stadt halten konnten 1573 uberwies Fursterzbischof Salentin der aus dem Hause Isenburg stammte und auch in dieses zuruckkehrte dem Rat 1000 Gulden zur Erneuerung der bereits 1433 erwahnten Lateinschule Der Rat hatte seine Bitte mit dem Wunsch begrundet die Kinder in der waren rechten catholischen Religion zu erziehen Als 1582 auch der Kolner Fursterzbischof Gebhard I der aus dem Hause der Reichserbtruchsesse von Waldburg stammte zum Protestantismus ubertrat kam es erneut zu einer fur die Altglaubigen bedrohlichen Lage Der Rat liess das Kolner Tor schliessen Es kam jedoch zunachst zu keinen Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof der bereits im Jahr darauf abgesetzt wurde und vor seinem Nachfolger Ernst der aus dem Haus Wittelsbach stammte in die Niederlande fliehen musste In der Folge kam es dann aber wahrend des Kolnischen Kriegs 1583 1588 auch Truchsessischer Krieg genannt zu einem Uberfall auf die Stadt durch niederlandische Truppen unter dem brabanter Heerfuhrer Olivier van den Tempel Er war im Auftrag Gebhards aus den Niederlanden an den Rhein gekommen um dessen Nachfolger Ernst zu bekampfen und im sudlichen Teil des Erzstifts Soldaten zu werben Der Angriff mittels einer Petarde auf die Kornpforte Rheintor die dabei teilweise zerstort wurde scheiterte am Widerstand der Andernacher Burger Dieser Uberfall und die fruheren Vorkommnisse von 1365 und 1475 wurden zu Quellen der Backerjungensage nbsp Schwedische Truppen belagern 1632 die Stadt AndernachAndernach im Dreissigjahrigen Krieg BearbeitenWahrend der ersten 14 Jahre des Dreissigjahrigen Kriegs blieb Andernach von direkten Kriegseinwirkungen verschont Dies anderte sich aber als am 10 November 1632 der schwedische General Wolf Heinrich von Baudissin von der Stadt Unterhaltsleistungen fur die schwedische Armee verlangte Als die Stadt dies nicht sofort zusagte wurde Andernach in der Nacht vom 16 auf den 17 November 1632 besetzt und ausgeplundert Als im Marz 1633 der Graf von Isenburg die Stadt beschoss zerstorten die Schweden die Befestigungsanlagen steckten die Stadt in Brand und zogen sich zuruck Als sie am 15 Dezember desselben Jahres erneut versuchten die Stadt zu besetzen wurden sie jedoch von den Burgern der Stadt daran gehindert Ein letztes Mal geriet die Stadt in Gefahr als 1646 der franzosische Marschall Turenne die Stadt 5 Tage lang beschiessen liess die Belagerung dann aber aufgab da er auf unerwarteten Widerstand stiess Zerstorung der Stadt 1689 Bearbeiten nbsp Stich von Ri Wilson nach Zeichnung von Wm Tombleson Ruine der kurkolnischen Burg mit Koblenzer Tor um 1810 dazwischen die ehem Minoritenkirche St Nikolaus re Hospitalkirche vorm Kirche des Annunziatenklosters li Dadenbergturm mit Helm Bergfried mit barocker Haube Der Pfalzer Erbfolgekrieg 1688 1697 fuhrte erneut zu schweren Belastungen der Stadt Im Kampf um das Erzbistum Koln hatte Ludwig XIV Andernach besetzen lassen Als Kurfurst Friedrich III von Brandenburg sich 1689 der Stadt nur langsam aus Richtung Bonn naherte plunderten die franzosischen Truppen die Stadt zerstorten das kurfurstliche Schloss und schleiften alle Befestigungen Allein der Runde Turm widerstand einem Sprengversuch Nur ein gewaltiges Loch erinnert heute noch an dieses Ereignis In der Nacht vom 30 April auf den 1 Mai 1689 wurde die Stadt dann in Brand gesteckt nachdem alle Loschwerkzeuge vernichtet worden waren Von 400 Hausern wurden nur 74 verschont Das folgende 18 Jahrhundert war zu Beginn gepragt vom langsamen Wiederaufbau der ruinierten Stadt wobei neue Besatzungen und Truppendurchzuge wahrend des Spanischen Erbfolgekrieges letztlich zu einer volligen Verschuldung und Verarmung der Stadt fuhrten Die Einwohnerzahl sank deutlich unter 2000 1790 1790 Einwohner Am Ende des Jahrhunderts stand eine Stadt in der die wirtschaftliche Entwicklung durch mittelalterliche Zunfte und hohe Zolle behindert wurde Eine allgemeine Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhaltnissen verbreitete sich unter den Burgern der Stadt und bereitete den Nahrboden fur die kommenden Ereignisse die Franzosische Revolution und ihre Folgen Franzosische Zeit Bearbeiten nbsp Freiheitsbaum im RheinlandIm Frieden von Luneville fiel Andernach am 9 Februar 1801 mit allen linksrheinischen Gebieten an Frankreich Obwohl diese Periode nur bis 1814 dauerte fand in dieser Zeit doch eine vollige Umwalzung der gesellschaftlichen und rechtlichen Verhaltnisse statt Die Vorrechte des Adels und der Kirche wurden beseitigt die noch weitgehend mittelalterliche Verwaltungsstruktur der Stadt aufgehoben Dieser Wandel vollzog sich aber nur allmahlich Am 22 Oktober 1794 wurde Andernach von franzosischen Truppen besetzt Als aber am 4 Oktober 1797 Andernacher Patrioten einen Freiheitsbaum errichten wollten wurde dies von der Burgerschaft verhindert Auch verweigerten viele alte Beamte der franzosischen Republik den Treueid Der von den Franzosen eingesetzte Burgermeister forderte sogar die Wiedereinsetzung von Adel und Kirche in ihre Besitztumer Hinter einer revolutionaren Fassade blieb also die alte Ordnung zunachst bestehen Dies andert sich grundlegend erst mit der Schaffung der Kantonsverwaltung Zusammen mit 18 umliegenden Gemeinden wurde Andernach zum Kanton Andernach zusammengeschlossen wobei die Stadt als Kantonshauptort keinerlei Sonderstatus hatte Mit dem Verwaltungsgesetz vom 17 Februar 1800 wurde dann die Mairie Andernach geschaffen zu der neben Andernach die Gemeinden Brohl Eich Miesenheim Namedy und Nickenich gehorten Mit der Sakularisation der Kloster Stifte und kirchlichen Korperschaften wurden auch die letzten Reste der alten Standeordnung beseitigt In Andernach blieb lediglich der Dom als Pfarrkirche ubrig Als dann aber in der Nacht zum 1 Januar 1814 russische Truppen Andernach besetzten wurde dies keineswegs von allen Burgern als Befreiung empfunden Preussische Zeit Bearbeiten nbsp Abriss des Wollgassenturmes Grabenturms 1880 fur einen besseren Zugang zum BahnhofMit dem Ende des Wiener Kongresses wurde die Stadt dann am 5 April 1815 ein Teil Preussens Fur die Verwaltung der Stadt hatte dies zunachst keine Folgen 1816 lehnten die rheinischen Stadte eine Ubernahme der Steinschen Stadteordnung ab da sie hinter die mit der franzosischen Ordnung erreichten Fortschritte und Freiheiten zuruckfiel Bis zum Inkrafttreten der preussischen Gemeindeordnung fur die Rheinprovinz 1845 blieb daher die franzosische Munizipalverwaltung im Wesentlichen unverandert bestehen Am 2 Marz 1857 erhielt Andernach dann durch konigliche Kabinettsordre als dritter Ort mit 143 anderen Stadten in den heutigen Bundeslandern Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Hessen Saarland und im Nachbarland Belgien mit der Rheinischen Stadteordnung von 1856 Aachen erhielt sie am 13 Juni 1856 als erste Stadt wieder ein selbstandiges Stadtrecht Bis in die 1860er Jahre stagnierte die wirtschaftliche Entwicklung weitgehend Zwar verlegte die Familie Remy 1797 die Fabrikation von Walzblech von Neuwied nach Andernach um Zugang zum franzosischen Markt zu bekommen Spatestens 1841 wurde die linksrheinische Produktion jedoch wieder eingestellt Auch andere Industrien wanderten ab oder verschwanden als die Vorteile der Anbindung an Frankreich endeten Ubrig blieb nur eine leistungsfahige Landwirtschaft Es begann aber schon eine Ausdehnung der Stadt 1819 fiel die Stadtmauer zur Rheinseite In den folgenden Jahren verschwanden die Tore Richtung Mayen und Koln 1852 bis 1854 erfolgte der Bau der privatwirtschaftlich finanzierten Mayen Andernach Neuwieder Aktienstrasse 1858 erhielt Andernach einen Bahnhof an der neu gebauten Rheintaleisenbahn Im selben Jahr trennte sich durch den Entscheid vom 6 November 1858 des damaligen Burgermeisters von Andernach Land und Andernach Stadt Ferdinand Josef Weygold verwaltungstechnisch Andernach Land von der Stadt Andernach von Heinrich Bynz als Burgermeister weitergefuhrt Es war die Geburtsstunde der heutigen Verbandsgemeinde Pellenz 1878 bis 1880 erfolgte der Bau der Eisenbahnlinie Andernach Mayen Dabei erfolgten weitere Mauerdurchbruche wie die Niederlegung des Wollgassenturmes einer der elf Halbrundmauerturme oft als Grabenturm oder falschlich als Grabentor dort gab es kein Tor bezeichnet oder der torartige Durchbruch des Ottenturms Halbrundmauerturm nahe der Burg eine Zeit lang als Gansetor bezeichnet Langsam kam es zur Ansiedlung neuer Betriebe 1861 die Trasswerke Meurin 1864 die Malzerei Weissheimer 1865 die Leistenfabrik Wagner Besonders die Malzereien entwickelten sich mit 17 Betrieben zur wichtigsten Industriesparte am Ende des 19 Jahrhunderts Es handelte sich jedoch grundsatzlich um arbeitsintensive Industrien mit geringen Produktivitatszuwachsen Das 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Blick auf die Rheinanlagen vom Krahnenberg aus Oktober 2005 das markante weisse Weissheimer Silogebaude rechts im Bild existiert heute nicht mehr nbsp Bundeskanzler Adenauer besucht die Soldaten der neugegrundeten Bundeswehr in Andernach 1956Diese Entwicklung wurde aber dann durch den Ersten Weltkrieg die bis 1929 dauernde amerikanische und franzosische Besatzung durch Inflation und Weltwirtschaftskrise abrupt gestoppt auch wenn 1921 das Bandstahlwerk Remy van der Zypen amp Co die Produktion aufnahm Starkste Partei ist in den Jahren zwischen 1919 und dem Marz 1933 das Zentrum Aber auch die linken Parteien SPD und KPD hatten noch einen grossen Wahlerstamm Erst bei den Wahlen im Marz 1933 wurden die Nationalsozialisten zur zweitstarksten Partei 1933 kam es dann auch in Andernach zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Am 30 Mai 1933 wurde noch die neue Synagoge in der Guntherstrasse geweiht doch auch sie brannte in der Pogromnacht vom 9 auf den 10 November 1938 bis auf die Grundmauern ab Soweit sie nicht fliehen konnten wurden die Andernacher Juden verschleppt und bis auf wenige Ausnahmen ermordet Neben der judischen Bevolkerung hatten besonders die Patienten der Heil und Pflegeanstalt zu leiden Diese war als Zwischenanstalt Sammelort fur den sudlichen Teil der Rheinprovinz Von hier gingen die Transporte nach Hadamar bzw nach 1941 in den Osten wo die Patienten als lebensunwertes Leben im Zuge der Euthanasie durch Vergasung ermordet wurden Ein 1996 von Andernacher Burgern initiiertes Euthanasie Mahnmal hinter der Christuskirche der Spiegelcontainer erinnert daran Wahrend des Zweiten Weltkrieges verloren uber 500 Manner Frauen und Kinder aus Andernach ihr Leben Die Stadt selbst wurde Ende 1944 und Anfang 1945 durch Luftangriffe in Teilbereichen zerstort wobei der Altstadtkern aber weitgehend verschont wurde Am 9 Marz 1945 ruckten amerikanische Truppen in Andernach ein Auf den Rheinwiesen entstanden grosse Gefangenenlager fur bis zu 40 000 deutsche Soldaten Am 10 Juli 1945 ubernahmen die Franzosen Andernach von den Amerikanern als Teil ihrer Besatzungszone Ab dem 30 August 1946 gehorte die Stadt zu dem durch Verordnung der franzosischen Besatzungsmacht eingerichteten Land Rheinland Pfalz In der ersten Stadtratswahl am 25 Oktober 1946 wurde Egon Herfeldt als Kandidat der CDP einer Vorlauferpartei der CDU zum Burgermeister gewahlt Ab 1949 begann dann auch in Andernach das was heute als Wirtschaftswunder bezeichnet wird Neben dem Runden Turm wuchsen die Siloturme der Malzfabrik Weissheimer Gleichzeitig bluhte seit den 1950er Jahren die Bimsindustrie Gleichzeitig mussten die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten als Neuburger integriert werden Neue Baugebiete wurden erschlossen ganz neue Stadtbezirke entstanden Neue Kirchen entstanden 1954 St Albert 1956 St Peter 1964 Kreuzkirche und 1968 St Stephan Im Dezember 1955 ruckten dann im Zuge der Wiederbewaffnung und der Grundung der Bundeswehr die ersten 240 Soldaten in das ehemalige Luftwaffenlazarett ein denen im Januar 1956 weiter 1000 folgten Am 20 Januar 1956 fand die erste offizielle Besichtigung dieser ersten Einheit in der Krahnenberg Kaserne durch den Bundeskanzler Konrad Adenauer statt Der insbesondere bei Auslandseinsatzen sehr geschatzte deutsche Radiosender fur Bundeswehrangehorige heisst noch heute Radio Andernach Zwischen 1965 und 1970 wurde im Osten der Stadt ein neues Hafenbecken gebaut Im Zuge der Verwaltungsreform 1969 70 wuchs die Stadt durch die Eingemeindung der Orte Namedy 7 Juni 1969 Eich Kell und Miesenheim 7 November 1970 um 6500 Einwohner Am 1 Januar 1970 wurde Andernach auf eigenen Antrag zur Grossen kreisangehorigen Stadt erklart 4 im April 1970 wurde der neue Rheinhafen eingeweiht und seiner Bestimmung ubergeben 1978 79 wurde die drittletzte Malzerei Dusterwald und Tillmann samt dem alten Stadthaus abgerissen um einem Kaufhausgebaude Platz zu machen Im Februar 1998 folgte als vorletzte Malzerei die Firma Mengelbier gegrundet 1865 in der Koblenzer Strasse gegenuber dem Sportplatz dem Abriss womit der einstigen Malzerstadt mit 17 Malzereibetrieben nur noch eine verblieb Das 21 Jahrhundert BearbeitenIm Jahre 2001 eroffnete das neue Jugendzentrum Andernach die neue Grundschule Hasenfanger wurde eingeweiht und nach langen behordlichen Verhandlungen der Welt hochster Kaltwassergeysir Eintrag im Guinness Buch der Rekorde auf dem Namedyer Werth neu erbohrt um als weiteres Wahrzeichen Andernachs auch Besuchern zuganglich zu sein In diesem Rahmen entstand am Rhein ein Geysir Infozentrum Andernachs Wahrzeichen der Runde Turm wurde 2003 550 Jahre alt und erhielt zu diesem Anlass eine aufwendige und umfassende Restaurierung mit Wehrgangsinstandsetzung und Aussenwandreinigung Er steht zu bestimmten Zeiten den Besuchern offen 2005 2007 erhielt das Stadtmuseum das uber 400 Jahre alte Haus von der Leyen ebenfalls eine Generalsanierung 2008 fielen die Weissheimer Siloturme als letzte Malzerei gegrundet 1864 als erste Malzerei der Stadt nach 144 jahrigem Firmenbestehen dem Abriss zum Opfer nbsp nbsp nbsp nbsp Dabei wurden betrachtliche Funde Badeanlage Hafen aus der Romerzeit entdeckt womit der archaologische Beweis fur die fuhrende Rolle des Andernacher Hafens bereits zur Romerzeit der ersten nachchristlichen Jahrhunderte erbracht wurde Seit dem 20 Januar 2009 reiht sich Andernach in die Gruppe der Orte ein in denen in den Boden eingelassene Stolpersteine Gedenksteine mit beschrifteter Messingkappe des Kolner Kunstlers Gunter Demnig die Erinnerung an wahrend der NS Zeit deportierte judische Andernacher Burger wachhalten Literatur BearbeitenChristian von Stramberg Anton Joseph Weidenbach Denkwurdiger und nutzlicher Rheinischer Antiquarius Teil 3 Band 4 Hergt Coblenz 1857 S 98 ff Google Books Peter Adams Kurzgefasste Geschichte der Stadt Andernach Andernach 1955 Wolfgang P Fischer Spurensuche 2000 Spuren von Christentum in Andernach Andernach 2000 Franz Josef Heyen Hrsg 2000 Jahre Andernach Geschichte einer rheinischen Stadt Stadtverw Andernach 1988 Hans Hunder Andernach Darstellungen zur Geschichte der Stadt Stadtverwaltung Andernach 1986 Josef Schaefer Andernacher Historchen Geschichten unserer Heimatstadt Selbstverlag Andernach 1982 2 erw Auflage erlebt und erzahlt in Andernacher Platt Dr Klaus Schafer Hrsg Andernacher Juden im Mittelalter Begleitheft zur Ausstellung im Stadtmuseum 6 Oktober 16 Dezember 1990 Gerhard Terwelp Andernach zur Zeit des dreissigjahrigen Krieges Andernach 1887 digitalisierte Fassung Gerhard Terwelp Beitrage zur Geschichte der Stadt Andernach Andernach 1888 digitalisierte FassungWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte der Stadt Andernach Sammlung von Bildern Stadtgeschichte auf andernach deEinzelnachweise Bearbeiten Venantius Fortunatus Carmen X 9 ed Friedrich Leo MGH Auctores Antiquissimi 4 1 Berlin 1881 S 242 244 hier Verse 63 67 ed Leo S 243 Deutsche Ubersetzung und reichhaltiger Kommentar bei Paul Drager Zwei Moselfahrten des Venantius Fortunatus carmina 6 8 und 10 9 In Kurtrierisches Jahrbuch Band 39 Trier 1999 S 67 88 hier besonders S 81 und 83 87 Theodor Joseph Lacomblet Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheines Erster Band Dusseldorf 1840 S 296 Urkunde 426 Digitale Sammlungen der Uni Bonn Theodor Joseph Lacomblet Archiv fur die Geschichte des Niederrheins V Band Dusseldorf 1866 S 323 Google Books Landesverordnung uber die Erklarung der Stadte Andernach Bingen und Lahnstein zur grossen kreisangehorigen Stadt vom 9 Dezember 1969 1 2 Vorlage Toter Link rlp juris de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt Andernach amp oldid 237649208