www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1979 In der Schweiz fanden auf Bundesebene sechs Volksabstimmungen statt im Rahmen zweier Urnengange am 18 Februar und 20 Mai Dabei handelte es sich um zwei obligatorische Referenden drei Volksinitiativen und ein fakultatives Referendum Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmungen am 18 Februar 1979 1 1 Ergebnisse 1 2 Stimm und Wahlrecht fur 18 Jahrige 1 3 Forderung der Fuss und Wanderwege 1 4 Suchtmittelreklame 1 5 Sicherheit von Atomanlagen 2 Abstimmungen am 20 Mai 1979 2 1 Ergebnisse 2 2 Neuordnung der Steuern 2 3 Atomgesetz 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAbstimmungen am 18 Februar 1979 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis293 1 Bundesbeschluss vom 23 Juni 1978 uber das Stimm und Wahlrecht fur 18 Jahrige OR 3 867 603 1 917 722 49 58 1 898 822 0 934 073 0 964 749 49 19 50 81 9 14 nein294 2 Bundesbeschluss vom 6 Oktober 1978 uber die Volksinitiative zur Forderung der Fuss und Wanderwege Gegenentwurf GE 3 867 603 1 916 529 49 54 1 891 415 1 467 357 0 428 058 77 58 22 42 22 1 ja295 3 Eidgenossische Volksinitiative gegen Suchtmittelreklame VI 3 867 603 1 916 545 49 54 1 888 601 0 773 485 1 115 116 40 96 59 04 22 nein296 4 Volksinitiative zur Wahrung der Volksrechte und der Sicherheit beim Bau und Betrieb von Atomanlagen VI 3 867 603 1 917 562 49 58 1 886 407 0 920 480 0 965 927 48 80 51 20 9 14 neinStimm und Wahlrecht fur 18 Jahrige Bearbeiten Im Zuge der 68er Bewegung gab es auf Bundes und Kantonsebene zahlreiche Forderungen das Stimm und Wahlrechtsalter von 20 auf 18 Jahre zu senken 1975 reichte der SP Nationalrat Jean Ziegler mit Erfolg eine parlamentarische Initiative ein Drei Jahre spater stimmte das Parlament dem tieferen Stimm und Wahlrechtsalter zu entgegen dem Wunsch der Regierung Seit der Grundung des Bundesstaates 1848 habe sich die Situation der Jugend markant verandert sie trage mehr Verantwortung sei reifer und politisch besser informiert Die Verfassungsanderung stand eindeutig im Schatten der Atom und Suchtmittelvorlagen entsprechend fand sie wenig Beachtung Die Befurworter aus fast allen politischen Parteien argumentierten die 18 Jahrigen seien bereits steuerpflichtig mussten AHV Beitrage zahlen und trugen die volle strafrechtliche Verantwortung Also sei es naheliegend sie auch politisch zu beteiligen Konservative Gegner sprachen den Jugendlichen sowohl eine genugende Reife als auch ein verbreitetes Interesse an Politik ab Eine Herabsetzung des Stimm und Wahlrechtsalters auf Bundesebene widerspreche zudem der foderalistischen Tradition ausserdem hatten erst vor kurzem mehrere Kantone eine Senkung abgelehnt Uberraschend angesichts der wenig aktiven Gegnerschaft sprach sich eine sehr knappe Mehrheit gegen die Vorlage aus 5 Forderung der Fuss und Wanderwege Bearbeiten Mit dem Bau der Autobahnen verschwanden ab Mitte der 1960er Jahre jahrlich rund 1000 km Fusswege Um diesen Verlust aufzuhalten reichte die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft fur Wanderwege 1974 eine Volksinitiative ein Sie verlangte wie bei den Rechtsgrundlagen fur die Strassen auch die Sicherstellung eines nationalen Wanderwegnetzes in der Verfassung und im Gesetz zu verankern Der Bundesrat wies das Begehren zuruck und war der Ansicht diese Aufgabe sei Sache der Kantone und Gemeinden In der parlamentarischen Debatte setzte der Nationalrat jedoch einen Gegenentwurf aus den Reihen der FDP durch Dieser sollte dem Bund das Recht geben Grundsatze fur das Fuss und Wanderwegnetz aufzustellen sowie die Tatigkeiten der Kantone zu koordinieren und zu unterstutzen Ebenso musse der Bund aufgehobene Wanderwege ersetzen Nachdem der Standerat einlenkte zogen die Initianten ihr Begehren zugunsten des Gegenentwurfs zuruck Fast alle grosseren Parteien und Interessengruppen unterstutzten die Vorlage Sie bringe Vorteile fur fast alle und verursache keine Kosten Einzig die LPS bekampfte den Gegenvorschlag aus foderalistischen Grunden Mehr als drei Viertel der Abstimmenden nahmen die Vorlage an eine Nein Mehrheit resultierte nur im Kanton Wallis 6 Suchtmittelreklame Bearbeiten Im April 1976 reichte die Schweizer Guttempler Jugend eine Volksinitiative ein die jede Art von Werbung fur Tabakwaren und alkoholische Getranke verbieten wollte Aus Grunden der Verhaltnismassigkeit sollte eine vom Bund zu bestimmende Behorde Ausnahmebewilligungen fur auslandische Druckerzeugnisse erteilen die in der Schweiz eine unbedeutende Verkaufsauflage erreichen Hauptsachliches Ziel der Initianten war es Heranwachsende und junge Erwachsene vor gewohnheitsmassigem Rauchen und Alkoholkonsum zu schutzen sowie allgemein einen Konsumruckgang zu bewirken Der Bundesrat bezeichnete das Verbot als einseitig unverhaltnismassig und als nicht geeignet einen erheblichen Ruckgang des Missbrauchs herbeizufuhren Uberdies konne ein solches Verbot nur mit einer stark ausgebauten Gewerbepolizei durchgesetzt werden Das Parlament teilte diese Einschatzung und wies die Initiative ebenfalls zuruck Linke Parteien und das Schweizerische Institut fur Alkoholprophylaxe unterstutzten die Initiative dagegen waren burgerliche Parteien die Werbeindustrie sowie die Wein und Tabakbranche Die nachteiligen wirtschaftlichen Folgen fur die betroffenen Branchen konnten nicht durch eine entsprechende Verbesserung der Volksgesundheit aufgewogen werden Etwa einen Monat vor der Abstimmung veroffentlichte der Bundesrat einen Entwurf fur die Revision des Alkoholgesetzes mit dem zumindest aggressive und suggestive Alkoholwerbung verboten werden sollte Fast drei Funftel der Abstimmenden lehnten die Initiative ab eine knappe Ja Mehrheit erzielte sie nur im Kanton Basel Stadt 7 Sicherheit von Atomanlagen Bearbeiten In den fruhen 1970er Jahren nahmen die ersten Schweizer Kernkraftwerke ihren Betrieb auf wahrend gleichzeitig der Widerstand gegen weitere Kraftwerke stetig wuchs 1976 reichte ein uberparteilicher Ausschuss eine Volksinitiative ein die eine Konzessionspflicht fur den Bau und die Erweiterung von Atomanlagen forderte Eine solche Konzession sollte an die Bedingung geknupft sein dass die Stimmberechtigten der Standortgemeinde und angrenzenden Gemeinden ihre Zustimmung gaben ebenso der Stimmberechtigten aller Kantone deren Gebiet bis zu 30 km von der Anlage entfernt liegt Bundesrat und Parlament wiesen die Initiative zuruck denn es widersprache dem staatsrechtlichen System der Schweiz wenn die Bundesbehorden beim Vollzug eines Bundesgesetzes an das Ergebnis regionaler Volksabstimmungen gebunden waren Die Abstimmungskampagne war einer der heftigsten und aufwandigsten des Jahrzehnts wobei insbesondere der massive finanzielle Einsatz der sich im offentlichen Besitz befindlichen Elektrizitatsgesellschaften auf Kritik stiess Fur das Volksbegehren sprachen sich die SP und links von ihr stehende Parteien aus ebenso der LdU und kleine Rechtsaussenparteien Fur Unmut im linken Lager sorgte das Engagement des sozialdemokratischen Bundesrates Willi Ritschard gegen die Initiative Auf seine Seite stellten sich die burgerlichen Parteien und die EVP Die Gegner befurchteten dass eine lokal gut organisierte Opposition de facto einen vollstandigen Baustopp fur Kernkraftwerke erzwingen konnte Sie verwiesen auch auf das neue Atomgesetz das drei Monate spater zur Abstimmung gelangen wurde Die Initiative verpasste das Volks und Standemehr sehr knapp In einer Nachbefragung meinten 15 Prozent der mit Nein Stimmenden sie hatten ein Votum gegen den Bau von Kernkraftwerken und nicht gegen die Initiative abgegeben 8 Abstimmungen am 20 Mai 1979 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis297 9 Bundesbeschluss vom 15 Dezember 1978 uber die Neuordnung der Umsatzsteuer und der direkten Bundessteuer OR 3 876 719 1 459 922 37 65 1 436 415 496 882 939 533 34 59 65 41 0 23 nein298 10 Bundesbeschluss vom 6 Oktober 1978 zum Atomgesetz FR 3 876 719 1 459 155 37 63 1 427 056 982 634 444 422 68 86 31 14 jaNeuordnung der Steuern Bearbeiten Obwohl Volk und Stande im Juni 1977 die Einfuhrung der Mehrwertsteuer MWSt abgelehnt hatten entschied der Bundesrat nach Konsultationen mit den Regierungsparteien und Interessenvertretern der Wirtschaft am Ersatz der Warenumsatzsteuer durch die MWSt festzuhalten Es sei weiterhin unumganglich das Budgetdefizit auch mit Hilfe von Mehreinnahmen auszugleichen Ohnehin sei die investitions und exportfreundliche MWSt besser geeignet die Nachteile der Industrie gegenuber der Konkurrenz im Ausland abzubauen Die im Marz 1978 prasentierte Vorlage war fast identisch mit dem Parlamentsbeschluss von 1976 sah jedoch tiefere Steuersatze vor Erneut war als Kompensation eine Senkung der Wehrsteuer heutige direkte Bundessteuer vorgesehen Im Parlament war die Vorlage sehr umstritten und die Differenzbereinigung zwischen beiden Raten zog sich uber ein halbes Jahr hin Schliesslich genehmigte es relativ knapp eine leicht geanderte Version mit Erleichterungen fur Kleinbetriebe und einer Steuerpflicht fur Beratungs und Vermogensverwaltungsleistungen Zu den Befurwortern gehorten die burgerlichen Regierungsparteien die LPS und der Christlichnationale Gewerkschaftsbund Sie bezeichneten die Vorlage als guten Kompromiss der dem Bund endlich die unerlasslichen Mehreinnahmen verschaffe Auf der anderen Seite befurchteten Gewerbevertreter und Rechtsburgerliche dass die MWSt zu hoheren Lohnforderungen fuhren werde andere waren grundsatzlich gegen Mehreinnahmen uber Steuern Kleine Linksparteien hielten die MWSt fur eine unsoziale Konsumsteuer Schliesslich wies die SP das Steuerpaket als Ganzes zuruck da die kalte Progression nur unzureichend beseitigt und Grossverdiener zu stark profitieren wurden Fast zwei Drittel der Abstimmenden und alle Kantone erteilten der Vorlage eine deutliche Abfuhr 11 Atomgesetz Bearbeiten Hauptartikel Bundesbeschluss zum Atomgesetz Schweiz Wahrend der Unterschriftensammlung fur die Volksinitiative zur Wahrung der Volksrechte und der Sicherheit beim Bau und Betrieb von Atomanlagen siehe oben beauftragte der Bundesrat 1975 eine Expertenkommission mit der Ausarbeitung eines Atomgesetzes Ein entsprechender Entwurf lag 1977 vor und enthielt als wichtigste Neuerungen die Konzessionspflicht und den Bedarfsnachweis fur die Erstellung von Atomanlagen Im Gegensatz zur bestehenden Regelung sollten auch volkswirtschaftliche und politische Kriterien miteinbezogen werden Der Bundesrat empfahl die Ablehnung der Volksinitiative und die Annahme des Bundesbeschlusses Das Parlament nahm Anderungen bei den Zustandigkeiten vor und verscharfte die Bestimmungen zum Bau von Kernkraftwerken Daraufhin ergriffen Vertreter der Anti Atomkraft Bewegung das Referendum Das Nein zur Volksinitiative nahm der Auseinandersetzung um den Bundesbeschluss die Scharfe da hier nicht der Bau weiterer Kernkraftwerke zur Debatte stand sondern die Verscharfung der Bewilligungsbedingungen durch einen Bedarfsnachweis Gegen die Teilrevision wandten sich linke Gruppierungen sowie einige Kantonalparteien von SP SVP PdA und Nationaler Aktion Sie forderten bis zur Totalrevision des Atomgesetzes einen Baustopp fur Atomanlagen Auf Seiten der Befurworter standen die grosseren Parteien und die Elektrizitatswirtschaft denen der Bundesbeschluss im Gegensatz zur Initiative eine vernunftige Losung zu sein schien Etwas mehr als zwei Drittel der Abstimmenden nahmen die Vorlage an einzig im Kanton Jura resultierte eine ablehnende Mehrheit 12 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 293 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 10 November 2021 Vorlage Nr 294 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 10 November 2021 Vorlage Nr 295 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 10 November 2021 Vorlage Nr 296 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 10 November 2021 Yvan Rielle Angst vor der Jugend Konservative Bedenken gegen tieferes Stimmrechtsalter obsiegen In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 388 389 swissvotes ch PDF 70 kB abgerufen am 10 November 2021 Brigitte Menzi Das Wandern ist des Schweizers Lust Ja zur Forderung der Fusswege In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 389 390 swissvotes ch PDF 64 kB abgerufen am 10 November 2021 Roswitha Dubach Fur Alkohol und Tabak darf weiterhin geworben werden In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 390 391 swissvotes ch PDF 65 kB abgerufen am 10 November 2021 Brigitte Menzi Spaltpilz Atomkraftwerke Verwirrung bei den Stimmburgern und ein Zufalls Nein In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 392 393 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 10 November 2021 Vorlage Nr 297 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 10 November 2021 Vorlage Nr 298 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 10 November 2021 Roswitha Dubach Auch der zweite Versuch zur Einfuhrung der Mehrwertsteuer scheitert In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 393 394 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 10 November 2021 Brigitte Menzi Die Rechnung geht auf Nein zur Initiative Ja zu neuem Atomgesetz In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 394 395 swissvotes ch PDF 65 kB abgerufen am 10 November 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1979 amp oldid 224558054