www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1939 In der Schweiz fanden auf Bundesebene vier Volksabstimmungen statt im Rahmen dreier Urnengange am 22 Januar 4 Juni und 3 Dezember Dabei handelte es sich um eine Volksinitiative einen Gegenentwurf ein obligatorisches Referendum und ein fakultatives Referendum Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmungen am 22 Januar 1939 1 1 Ergebnisse 1 2 Wahrung der verfassungsmassigen Rechte 1 3 Einschrankung der Dringlichkeitsklausel 2 Abstimmung am 4 Juni 1939 2 1 Ergebnis 2 2 Landesverteidigung und Arbeitslosigkeit 3 Abstimmung am 3 Dezember 1939 3 1 Ergebnis 3 2 Dienstverhaltnis des Bundespersonals 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAbstimmungen am 22 Januar 1939 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis129 1 Eidgenossische Volksinitiative zur Wahrung der verfassungsmassigen Rechte der Burger Erweiterung der Verfassungsgerichtsbarkeit VI 1 223 536 569 561 46 54 488 683 141 323 347 340 28 92 71 08 0 22 nein130 2 Bundesbeschluss uber das Volksbegehren fur Einschrankung der Anwendung der Dringlichkeitsklausel Gegenentwurf GE 1 223 536 569 561 46 54 501 056 346 024 155 032 69 06 30 94 21 1 jaWahrung der verfassungsmassigen Rechte Bearbeiten Die in den 1930er Jahren haufig genutzte Dringlichkeitsklausel entzog viele Bundesbeschlusse dem Referendum und damit einer moglichen Volksabstimmung Diese Praxis stiess zunehmend auf Kritik weil so die verfassungsmassigen Grundlagen der Schweiz bedroht wurden Ein aus mehreren Juristen bestehendes Komitee reichte im Juni 1936 eine Volksinitiative zur Wahrung der verfassungsmassigen Rechte der Burger ein Sie verlangte die Einfuhrung einer Verfassungsgerichtsbarkeit auf Bundesebene damit das Bundesgericht kunftig auch Beschwerden wegen Verletzung verfassungsmassiger Rechte durch Bundeserlasse beurteilen durfe Der Bundesrat verteidigte die Dringlichkeitspolitik und auch die bewusste Verletzung verfassungsmassiger Rechte denn die Weltwirtschaftskrise habe die Existenz weiter Bevolkerungskreise erschuttert und das wirtschaftliche Fundament stark untergraben Aus diesem Grund sei es unerlasslich rasch handeln zu konnen Das Parlament war gleicher Meinung und warnte vor einer Richterregierung welche die gewahlten Volksvertreter bevormunde Praktisch alle Parteien lehnten die Vorlage ab denn ihre Annahme fuhre zu einer Politisierung der Bundesrichterwahlen und in der Folge auch der Rechtsprechung Die neuen Kompetenzen wurden dem Grundsatz der Gewaltentrennung widersprechen und die Rechtsunsicherheit fordern Die Befurworter entgegneten die Dringlichkeitspraxis sei staatsgefahrdend und ihr Begehren sei eine Absage an den fruheren Polizeistaat Fast drei Viertel der Abstimmenden und alle Kantone lehnten die Initiative ab 3 Einschrankung der Dringlichkeitsklausel Bearbeiten Widerstand gegen die umstrittene Dringlichkeitsklausel kam nicht nur von Juristen sondern auch von der parteiubergreifenden Richtlinienbewegung die im Februar 1938 eine Volksinitiative einreichte Beschlusse sollten nur noch dann fur dringlich erklart werden durfen wenn in beiden Parlamentskammern zwei Drittel der Abgeordneten ihre Zustimmung geben Ebenso sollten solche Beschlusse auf maximal drei Jahre befristet sein Der Bundesrat erklarte sich mit der Stossrichtung der Initiative einverstanden prasentierte aber einen weniger strengen Gegenentwurf Dieser sah die Zustimmung durch die Halfte aller Abgeordneten vor und verzichtete auf eine unbefristete Geltungsdauer jedoch ohne eine konkrete Zeitangabe zu nennen Das Parlament ubernahm die Meinung des Bundesrats worauf die Richtlinienbewegung ihre Initiative zugunsten des Gegenentwurfs zuruckzog Alle massgeblichen politischen Krafte des Landes unterstutzten die Vorlage Es gab kaum namhafte Opposition und der Abstimmungskampf warf keine hohen Wellen Laut den Befurwortern sei es unbestritten dass es Falle gebe in denen besondere Dringlichkeit und zeitliche Eile angezeigt seien Der neue Verfassungsartikel verhindere aber ihre missbrauchliche Anwendung Bei einer vergleichsweise tiefen Beteiligung nahmen uber zwei Drittel der Abstimmenden und alle Kantone ausser Thurgau die Vorlage an 4 Abstimmung am 4 Juni 1939 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis131 5 Bundesbeschluss betreffend Erganzung der Bundesverfassung fur die Eroffnung und teilweise Deckung von Krediten zum Ausbau der Landesverteidigung und zur Bekampfung der Arbeitslosigkeit OR 1 226 873 671 453 54 72 645 162 445 622 199 540 69 07 30 93 19 3 jaLandesverteidigung und Arbeitslosigkeit Bearbeiten Mitte der 1930er Jahre intensivierte der Bund seine Arbeitsbeschaffungspolitik ging aber nach Ansicht der SP noch immer zu zogerlich vor Im Fruhjahr 1937 reichte sie eine Volksinitiative fur ein Arbeitsbeschaffungsprogramm im Wert von bis zu 300 Millionen Franken ein Zwar wies der Bundesrat die Initiative zuruck doch prasentierte er im Juni 1938 ein eigenes Programm im Wert von 400 Millionen das den Ausbau der Landesverteidigung und die Bekampfung der Arbeitslosigkeit miteinander verknupfte Eine befristete Umsatzsteuer fur Grossunternehmen des Detailhandels sollte die Halfte davon finanzieren Obwohl diese Ausgleichssteuer im Parlament umstritten war stimmte es der notwendigen Verfassungsanderung zu Allerdings beschrankte es die Ausgaben auf 328 Millionen und die Einnahmen aus der Steuer auf 140 Millionen Die meisten Parteien und Interessenorganisationen unterstutzten die Vorlage denn am Vorabend des Zweiten Weltkriegs wunschten sie sich eine moglichst grosse Zustimmung die als Zeichen der Wehrbereitschaft des Schweizer Volks interpretiert werden konnte Da die Landesverteidigung eindeutig im Vordergrund stand mussten die Burgerlichen nicht befurchten als Unterstutzer des Sozialismus verdachtigt zu werden Opposition kam von Liberalen und Freiwirtschaftern welche die Koppelung unterschiedlicher Vorlagen als unredlich und verfassungsrechtlich fragwurdig kritisierten Mehr als zwei Drittel der Abstimmenden nahmen die Vorlage an Nein Mehrheiten gab es nur in den Kantonen Genf Neuenburg und Waadt 6 Abstimmung am 3 Dezember 1939 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis132 7 Bundesgesetz uber die Anderung des Dienstverhaltnisses und der Versicherung des Bundespersonals FR 1 241 404 792 899 63 86 771 273 290 238 481 035 37 63 62 37 neinDienstverhaltnis des Bundespersonals Bearbeiten 1933 war die pauschale Lohnsenkung des Bundespersonals um 7 5 Prozent zwar an einem Referendum gescheitert doch noch im selben Jahr genehmigte das Parlament per Dringlichkeitsbeschluss eine Reduktion um durchschnittlich 4 6 Prozent Allerdings war nicht nur der Bundeshaushalt in Schieflage sondern auch die Personalversicherungskassen des Bundes und der Bundesbahnen Zwar erlaubte ein im November 1938 genehmigter Verfassungsartikel die Verlangerung des Finanznotrechts bis 1941 doch der Bundesrat und die Personalverbande bekundeten Interesse an einer definitiven gesetzlichen Regelung Im Fruhjahr 1939 lag ein Gesetzesentwurf vor der eine Lohnaufbesserung und ein Sanierungsmodell fur die Verscherungskassen umfasste Das Parlament verabschiedete daraufhin das Gesetz fast unverandert dennoch kam ein Referendum zustande Im Zentrum der gegnerischen Kritik stand die Entschuldung der Versicherungskassen deren Kosten in Zeiten der Finanzknappheit ungeheuerlich seien Die Befurworter entgegneten bei einem Nein wurde sich am Sanierungsbedarf der Versicherungskassen nichts andern Ausserdem trugen die Beamten durch Rentenkurzungen und Pramienerhohungen zur Sanierung bei Fast zwei Drittel der Abstimmenden lehnten das Gesetz ab nur in den Kantonen Basel Stadt Genf Tessin und Uri gab es eine Ja Mehrheit 8 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 129 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 26 Oktober 2021 Vorlage Nr 130 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 26 Oktober 2021 Yvan Rielle Angst vor der Richterregierung Volk und Stande sagen Nein zum Verfassungsgericht In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 190 192 swissvotes ch PDF 72 kB abgerufen am 26 Oktober 2021 Yvan Rielle Ein kleiner Schritt zuruck zur direkten Demokratie In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 192 194 swissvotes ch PDF 71 kB abgerufen am 26 Oktober 2021 Vorlage Nr 131 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 26 Oktober 2021 Christian Bolliger Zusammenrucken am Vorabend des Zweiten Weltkriegs In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 194 195 swissvotes ch PDF 66 kB abgerufen am 26 Oktober 2021 Vorlage Nr 132 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 26 Oktober 2021 Christian Bolliger Ursprunglich breit abgestutztes Gesetz im falschen Moment an der Urne In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 195 196 swissvotes ch PDF 66 kB abgerufen am 26 Oktober 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1939 amp oldid 231974534