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Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1988 In der Schweiz fanden auf Bundesebene funf Volksabstimmungen statt im Rahmen zweier Urnengange am 12 Juni und 4 Dezember Dabei handelte es sich um ein obligatorisches Referendum und vier Volksinitiativen Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmungen am 12 Juni 1988 1 1 Ergebnisse 1 2 Koordinierte Verkehrspolitik 1 3 Herabsetzung des Rentenalters 2 Abstimmungen am 4 Dezember 1988 2 1 Ergebnisse 2 2 Stadt Land Initiative 2 3 Herabsetzung der Arbeitszeit 2 4 Begrenzung der Einwanderung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAbstimmungen am 12 Juni 1988 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis351 1 Bundesbeschluss vom 20 Marz 1987 uber die Verfassungsgrundlagen fur eine koordinierte Verkehrspolitik OR 4 265 677 1 788 125 41 91 1 753 255 797 955 0 955 300 45 51 54 49 4 19 nein352 2 Eidgenossische Volksinitiative zur Herabsetzung des AHV Rentenalters auf 62 Jahre fur Manner und 60 Jahre fur Frauen VI 4 265 677 1 793 431 42 04 1 777 930 624 390 1 153 540 35 12 64 88 2 21 neinKoordinierte Verkehrspolitik Bearbeiten Zunehmende Verkehrsprobleme auf Strasse und Schiene fuhrten ab Mitte der 1960er Jahren zu Forderungen nach einer Gesamtkonzeption des Verkehrswesens 1982 stellte der Bundesrat die Entwurfe zu zwei neuen Verfassungsartikeln vor Diese sollten dem Bund die Kompetenz ubertragen eine gesamtheitliche Verkehrspolitik festzulegen sowie die einzelnen Verkehrssektoren aufeinander abzustimmen Dabei sollte der Bund fur die nationale Infrastruktur zustandig sein die Kantone fur die regionale Die so genannte Gesamtkonzeption fur eine koordinierte Verkehrspolitik KVP definierte als Hauptziele die Befriedigung der Verkehrsbedurfnisse den wirtschaftlichen Einsatz der Mittel und den Umweltschutz Nach dem Prinzip der Eigenwirtschaftlichkeit sollten die Benutzer der Verkehrsnetze die von ihnen verursachten Kosten selber decken Obwohl das Parlament die Vorlage deutlich verabschiedete anderten FDP und SVP spater ihre Meinung und sprachen sich dagegen aus Zu ihnen gesellten sich die LPS der Gewerbeverband und der Strassenverkehrsverband Die Gegner kritisierten die KVP als Gummiparagrafen der dem Bund zu viele Kompetenzen einraume Ausserdem befurchteten sie eine ubermassige finanzielle Belastung der Automobilisten Zu den Befurworten gehorten neben den ubrigen Parteien die Umweltschutzverbande der Bauernverband und die Gewerkschaften Sie stellten den Bundesbeschluss als vernunftige und umweltgerechte Konzeption dar die den Transit Schwerverkehr verringere und den offentlichen Verkehr fordere Die Vorlage scheiterte am Volks und Standemehr Zustimmung fand sie nur in den Kantonen Basel Landschaft Basel Stadt Graubunden Tessin und Uri 3 Herabsetzung des Rentenalters Bearbeiten 1978 hatten Volk und Stande eine von den POCH und der PSA eingereichte Volksinitiative zur Herabsetzung des Rentenalters deutlich abgelehnt Vier Jahre spater starteten die POCH einen zweiten Versuch und reichten im Februar 1983 eine weitere Initiative zu diesem Thema ein Erneut forderten sie das Rentenalter der Manner von 65 auf 62 und jenes der Frauen von 62 auf 60 Jahre zu senken Bundesrat und Parlament wiesen das Begehren zuruck weil es zu einer Erhohung der Beitrage der Versicherten und Arbeitnehmer fuhren wurde ausserdem erschwere die Forderung die Einfuhrung eines flexiblen Rentenalters Neben den POCH unterstutzten nur die PdA die SP und die Gewerkschaften die Vorlage Sie stellten das Begehren als sinnvolles Entgegenkommen an die Mehrheit der Arbeiterschaft dar die nach vielen Arbeitsjahren ausgelaugt sei und mit den technologischen Entwicklungen nicht mehr Schritt halten konne Alle anderen Parteien und die Wirtschaftsdachverbande stellten sich dagegen Angesichts der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung sei die Herabsetzung des Rentenalters weder fur Arbeitnehmer noch fur Arbeitgeber finanziell tragbar Knapp zwei Drittel der Abstimmenden lehnten die Vorlage ab Ja Mehrheiten erzielte sie in den Kantonen Jura und Tessin und zwar deutlich 4 Abstimmungen am 4 Dezember 1988 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis353 5 Eidgenossische Stadt Land Initiative gegen die Bodenspekulation VI 4 285 518 2 263 924 52 83 2 230 103 686 398 1 543 705 30 78 69 22 0 23 nein354 6 Eidgenossische Volksinitiative zur Herabsetzung der Arbeitszeit VI 4 285 518 2 265 390 52 86 2 244 800 769 264 1 475 536 34 27 65 73 2 21 nein355 7 Eidgenossische Volksinitiative fur die Begrenzung der Einwanderung VI 4 285 518 2 264 316 52 84 2 238 421 732 029 1 506 392 32 70 67 30 0 23 neinStadt Land Initiative Bearbeiten Die Mietervereinigung Federation suisse des locataires die Kleinbauernvereinigung Union des producteurs suisses Umweltorganisationen und Linksparteien reichten im Mai 1983 die Stadt Land Initiative ein Sie hatte zum Ziel die Spekulation und die reine Kapitalanlage vom Bodenmarkt zu verdrangen sowie den Eigengebrauch von Grundeigentum zu fordern Grundstucke sollten nur bei nachgewiesenem Eigenbedarf oder zur Bereitstellung preisgunstiger Wohnungen erworben werden durfen ausserdem sollte der Erwerb landwirtschaftlicher Grundstucke nur Selbstwirtschaftern erlaubt sein Dabei sollte der kontrollierte Kaufpreis auf maximal den doppelten Ertragswert des Bodens beschrankt werden Bundesrat und Parlament wiesen die Initiative als zu radikal und einseitig zuruck vielmehr solle das Bodenrecht auf Gesetzes und Verordnungsebene weiterentwickelt werden Die uberwiegend linken Befurworter wiesen darauf hin dass 70 Prozent der Bevolkerung in gemieteten Wohnungen und Hausern lebten wahrend in den letzten vier Jahrzehnten die Zahl der selbststandigen Bauernbetriebe sich halbiert habe Grund dafur sei die starke Konzentration des Grundeigentums das fur Private kaum mehr erschwinglich sei Mit der Initiative werde der Eigengebrauch gefordert Die burgerlichen Gegner betrachteten die Initiative als kommunistischen und unschweizerischen Frontalangriff auf das Privateigentum Fur deren Umsetzung musste ein grosser burokratischer Aufwand betrieben werden ausserdem wurde die Zersiedelung sogar noch verstarkt da Einfamilienhauser am ehesten fur den geforderten Eigengebrauch geeignet seien Mehr als zwei Drittel der Abstimmenden und alle Kantonen lehnten die Vorlage ab 8 Herabsetzung der Arbeitszeit Bearbeiten Eine Volksinitiative zur Einfuhrung der einheitlichen 40 Stunden Woche war 1976 von Volk und Standen deutlich abgelehnt worden Im August 1984 reichte der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB erneut eine Initiative zu diesem Thema ein erganzt um eine von 40 000 auslandischen Arbeitnehmern unterzeichnete Petition Bundesrat und Parlament wiesen die Initiative zuruck da die Fixierung der Arbeitszeit in der Bundesverfassung eine zu starre Losung sei und mehrere Branchen nach Verhandlungen mit den Gewerkschaften sich ohnehin diesem Ziel bereits annahern wurden Fur die Initiative traten die linken Parteien der SGB und der Christlichnationale Gewerkschaftsbund ein Sie erklarten der technische Fortschritt steigere die Produktivitat der Wirtschaft weshalb es gerechtfertigt sei dass die Arbeitnehmer an dieser Steigerung teilhaben indem ihre Arbeitszeit ohne Lohneinbusse reduziert wird Die immer intensiver werdende Arbeit erhohe auch die gesundheitlichen Risiken was kurzere Arbeits und langere Erholungszeiten notwendig mache Fur die Wettbewerbsfahigkeit der Wirtschaft sei ohnehin die Qualitat und nicht die Arbeitszeit entscheidend Die burgerlichen Parteien und die Wirtschaftsdachverbande hielten die Initiative fur schadlich und unnotig Da die Lohnsumme sich zwangslaufig erhohen wurde leide gerade die Wettbewerbsfahigkeit was wiederum Arbeitsplatze gefahrde Ohnehin sei es besser mithilfe von Gesamtarbeitsvertragen branchenspezifische Losungen zu vereinbaren Knapp zwei Drittel der Abstimmenden lehnten die Vorlage ab Ja Mehrheiten erzielte sie in den Kantonen Genf und Tessin 9 Begrenzung der Einwanderung Bearbeiten Aufgrund der verbesserten Wirtschaftslage nahm die auslandische Wohnbevolkerung seit 1979 wieder zu auch die Zahl der Asylgesuche stieg kontinuierlich an Vor diesem Hintergrund begann die Nationale Aktion wieder vor einer drohenden Uberfremdung zu warnen und reichte im April 1985 eine Volksinitiative ein Sie verlangte dass die Zahl der auslandischen Einwanderer wahrend 15 Jahren jahrlich hochstens zwei Drittel der auslandischen Auswanderer des Vorjahres betragen durfe solange die gesamte Wohnbevolkerung der Schweiz 6 2 Millionen ubersteigt darin inbegriffen war die Zahl der Fluchtlinge Ausserdem sollte die Zahl der Saisonniers auf 100 000 jahrlich und jene der Grenzganger auf 90 000 begrenzt werden Bundesrat und Parlament wiesen die Initiative als wirtschaftsschadlich zuruck daruber hinaus wurden zwei Politikbereiche Asylfrage und Arbeitsmarkt miteinander vermischt die nichts miteinander zu tun hatten Unterstutzung fanden die Initianten einzig bei anderen Rechtsaussenparteien In einem emotionalen bisweilen demagogischen Abstimmungskampf behaupteten sie dass die Schweiz kein Einwanderungsland sei und die Prasenz derart vieler Auslander die Identitat des Landes gefahrde Ihnen gegenuber standen alle anderen Parteien und die Wirtschaftsverbande Sie vertraten den Standpunkt dass bei Annahme der Initiative uberhaupt keine Probleme der Asylpolitik gelost sondern vor allem im wirtschaftlichen Bereich neue geschaffen wurden Ebenso wurden die internationalen Beziehungen beeintrachtigt Das Ergebnis fiel deutlich aus Uber zwei Drittel der Abstimmenden und alle Kantone lehnten die Vorlage ab wobei die Ablehnung in der Romandie und in den Grenzkantonen tendenziell hoher war 10 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 351 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 14 November 2021 Vorlage Nr 345 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 14 November 2021 Brigitte Menzi Nach 20 Jahren in der Sackgasse Nein zu einer koordinierten Verkehrspolitik In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 455 456 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 14 November 2021 Roswitha Dubach Herabsetzung des Rentenalters scheitert auch beim zweiten Versuch In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 456 457 swissvotes ch PDF 65 kB abgerufen am 14 November 2021 Vorlage Nr 353 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 14 November 2021 Vorlage Nr 354 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 14 November 2021 Vorlage Nr 355 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 14 November 2021 Manuel Graf Grundlegende Reform des Bodenrechts scheitert In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 457 458 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 14 November 2021 Christian Bolliger Verkurzung der Arbeitszeit bleibt Sache der Sozialpartner In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 459 460 swissvotes ch PDF 66 kB abgerufen am 14 November 2021 Roswitha Dubach Zahlenmassige Losung des Auslanderproblems scheitert erneut In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 460 461 swissvotes ch PDF 65 kB abgerufen am 14 November 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1988 amp oldid 224753335