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Verkehrspolitik ist eine sektorale Strukturpolitik die auch die allgemeine Daseinsvorsorge beruhrt Dabei verfolgt der Staat das Ziel die Verkehrsinfrastruktur vorausschauend zu planen und umzusetzen Weiterhin wird mit dem Verkehrsrecht geregelt wie und unter welchen Voraussetzungen die Verkehrswege zu nutzen sind Der Verkehr soll okonomisch effizient okologisch vertraglich und in sozial ausgewogener Form stattfinden 1 Die Verkehrspolitik kann fur mehr oder weniger Infrastruktursysteme zustandig sein je nach Auffassung im jeweiligen Land So konnen u U der Leitungsverkehr z B Erdol und Erdgas Pipelines Elektrizitatsleitungen sowie andere Verkehrsformen wie Dienstleistungs Kapital Nachrichten oder Fremdenverkehr sowie das Postwesen zum Aufgabenfeld der Verkehrspolitik oder auch der Wirtschaftspolitik gehoren Der Bereich der Informationsubertragung wird neuerdings zwar haufig aus dem Bereich der Verkehrspolitik herausgelost doch gibt es auch Gegentendenzen z B in Form der Grundung von Infrastrukturministerien Eine Verkehrspolitik mit dem Ziel Verkehr und Mobilitat auf nachhaltige Energietrager sanftere Mobilitatsnutzung und eine Vernetzung verschiedener Formen des Individualverkehrs und des offentlichen Personennahverkehrs umzustellen wird als Verkehrswende bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Orient Antike und Mittelalter 3 Fruhe Neuzeit 4 Merkantilismus und Industrialisierung 5 Weimarer Republik 6 Zeit des Nationalsozialismus 7 Bundesrepublik Deutschland bis 1989 7 1 1949 1956 7 2 1957 1990 8 DDR bis 1990 9 Gesamtdeutschland 9 1 1990 2013 9 2 Seit 2013 10 Probleme und Instrumente 11 EU Verkehrspolitik 12 Siehe auch 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAb wann die ersten Gemeinwesen anfingen sich planmassig strategisch und nachhaltig um die Verbesserung der verkehrlichen Verhaltnisse zu kummern lasst sich wohl nicht klaren Erste Massnahmen durfte einfacher Bruckenbau Baumstamm uber einen Bach die einfache Wegweisung bei Nomaden z B Steinhaufen Ritzen im Baum oder einfache Strassenbaumassnahmen Reisig und Sand in Pfutzen legen gewesen sein Orient Antike und Mittelalter Bearbeiten nbsp Romerstrasse im Kreis Dambovița Rumanien Geschichtlich bekannt ist der Strassenbau bei den Babyloniern 2000 v Chr bei den Persern und erst recht dann bei den Romern Auch die Inka Herrscher liessen ein Strassensystem zur Kontrolle ihres Reichs anlegen Wegzolle sind schon aus dem 7 Jahrhundert v Chr bekannt als die Assyrer Strassengebuhren fur die Hauptstrassen erhoben In Europa gibt es solche Zolle seit dem Mittelalter sie gehen auf Abgaben fur die Volksstamme zuruck deren Gebiete von den Reisenden durchquert wurden Neben dem ausgedehnten Strassennetz gab es auch schon fruh strassenverkehrsrechtliche Regelungen Von Casar wird berichtet dass er zu gewissen Tagesstunden die Einfahrt in das Geschaftszentrum von Rom verbot um den taglichen Verkehrsstau zu verhindern Auch die ersten Rechtsnormen des Mittelalters das die alten Verkehrswege weiter nutzte ohne sie aber zu erneuern bezogen sich wie etwa die Vorgabe einer Mindeststrassenbreite im Sachsenspiegel von 1220 nicht auf den Ausbau der Strassen sondern auf die Regelung des Verkehrs Fruhe Neuzeit BearbeitenErst zu Beginn der Neuzeit gab es erneute Versuche zum Ausbau bedeutender Fernstrassen durch die Territorialherren um die Verkehrsstrome durch das eigene Territorium und in dessen Stadte und zu Zollstatten zu leiten Ein Beispiel bildet der Bau der Kesselbergstrasse 1492 Den Bedurfnissen des Handels und der Diplomatie dienten Postlinien 1490 wurde die erste dauerhaft betriebenen Postlinie im Heiligen Romischen Reich unter Maximilian I von Italien uber Innsbruck nach den Niederlanden Niederlandischer Postkurs eingerichtet Auch der zunehmende Schiffsverkehr erforderte Regulative so dass Hamburger Schiffsrecht von 1301 Behandelt werden u a das Rechtsverhaltnis zwischen Schiffer und Schiffsleute die Frachtvereinbarungen Uberladung des Schiffes Flaggenfuhrung Seenotlagen Kollision und Bergung und die Reederei Viele Regelungen fanden Eingang ins Stadtrecht und blieben bis ins 19 Jahrhundert in Kraft Merkantilismus und Industrialisierung BearbeitenErst seit dem 18 und vor allem im 19 Jahrhundert kam das Wegenetzes unter staatliche Aufsicht und Verwaltung und erreichte ahnliche Standards wie zur Romerzeit Wegebauordnungen mit der Regelung der Verantwortlichkeit fur den Strassenunterhalt gibt es seit dem 17 Jahrhundert Der Bau von Kunststrassen seit dem 18 Jahrhundert wurde durch den Merkantilismus und die Industrialisierung gefordert Wegweisend war die Entwicklung in Frankreich 1699 schafft Jean Baptiste Colbert unter Ludwig XIV die Position des staatlichen Commissaire des ponts et chaussees etwa Beauftragter fur Brucken und Strassenbau In Kurbayern wurde 1751 eine Generalstrassenbaudirektion eingerichtet und schon 1766 wurde der uberwiegende Teil der bayerischen Haupt Land und Commercialstrassen als chaussirt befestigt bezeichnet 2 In England waren seit 1706 Turnpike Trusts verantwortlich fur die Instandhaltung und auch den Bau von Hauptstrassen die durch Mauteinnahmen finanziert wurden 1844 gab es etwa 1000 solche lokalen Trusts 3 Seit dem 18 Jahrhundert wurden auch Mindeststrassenbreiten von zunachst 18 spater 9 Metern verordnet um die Spurenbildung in den Strassen zu reduzieren und den Durchzug grosser Schafherden zwischen den zunehmend eingezaunten Farmen zu sichern Durch die starke Zunahme des Pferdeverkehrs war die englische Regierung 1773 genotigt Regulierungen zu erlassen welche den Linksverkehr festschrieben 1835 wurde dieser durch die Highway Bills zum Gesetz erhoben Neben dem Strassenverkehr gewann in der Phase der Industrialisierung der Binnenschiffs und spater der Eisenbahnverkehr an Bedeutung da Massenguter wie Kohle und Erz nicht auf der Strasse zu den Verarbeitungszentren transportiert werden konnten Die Entwicklung in England war hier wegweisend Der Bridgewater Kanal von 1761 war der erste moderne kunstlich angelegte Kanal der nicht nur aus ausgebauten naturlichen Wasserwegen bestand Der schnell wachsende Kapitalbedarf fur den Ausbau des Schienenverkehrs fuhrte dazu dass Privatbahnen allmahlich von Staatsbahnen verdrangt wurden 1838 wurde die Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn zwischen Braunschweig und Wolfenbuttel die erste deutsche Staatseisenbahn eroffnet Seit den 1850er Jahren wurden die Eisenbahnen europaweit vernetzt Nach der Grunderkrise und der drohenden Pleite vieler Privatbahnen der Eisenbahnkrise der 1870er Jahre kam es 1880 1888 zur Verstaatlichung der meisten Privatbahnen in Preussen die suddeutschen Eisenbahnen waren bereits staatlich In dieser Zeit bildete sich die Idee der Gemeinwirtschaftlichkeit der Eisenbahn heraus die die deutsche Bahnpolitik bis in die 1980er Jahre pragte Gleichzeitig erfolgte aber der Eisenbahnausbau in Preussen verstarkt nach strategischen Gesichtspunkten so etwa im Fall der Kanonenbahn Berlin Metz oder der Glantalbahn nbsp Reichspostflagge 1892 1918Seit 1885 subventionierte das Deutsche Reich zahlreiche von privaten Reedereien betriebene Liniendienste nach Ubersee Reichspostdampfern v a zur Versorgung der eigenen Kolonien und zum Transport eiliger Guter der Fernhandelsunternehmen Vor dem Ersten Weltkrieg besass Deutschland die zweitgrosste Handelsflotte der Welt von denen einige Dutzend die Reichspostflagge fuhrten Weimarer Republik Bearbeiten1919 wurde das Reichsverkehrsministerium mit einem umfassenden Regelungsanspruch gegrundet 1920 trat der Staatsvertrag zur Grundung der Deutschen Reichseisenbahnen Deutsche Reichsbahn in Kraft Er unterstellte die vormaligen Landerbahnen der Hoheit des Deutschen Reiches Gleichzeitig wehrte sich das Reich gegen die Plane der Fachkommission des Volkerbundes fur Transport und Transit eine Reihe von europaischen Eisenbahnstrecken u a solche Deutschland mit den Nachfolgestaaten Osterreich Ungarns verbanden unter internationale Kontrolle zu stellen Diese Plane wurden vor allem von Frankreich betrieben das eine internationale Transitstrecke von Paris bzw von Bordeaux am Atlantik nach Odessa am Schwarzen Meer entlang etwa des 45 Breitengrades unter Umgehung des deutschen Territoriums ausbauen wollte Diese Trasse existierte bereits zu 90 Prozent und wurde seit 1919 vom Simplon Orient Express ab Paris genutzt nbsp Emblem der DRG bis 1937 und der Deutschen Reichsbahn seit 1937Um den hohen alliierten Reparationsforderungen nach dem Dawes Plan zu entgehen wurde die Reichsbahn zwischen 1924 und 1937 als Deutsche Reichsbahn Gesellschaft DRG in privatrechtlicher Form betrieben Obwohl nach dem Ersten Weltkrieg in ganz Europa die Liberalisierung des Verkehrs zum Erliegen kam wuchs durch die Grundung der DRG zunachst die Konkurrenz der Guterverkehrstrager Bahn und LKW Allerdings gewann die zunachst erfolgreiche dann durch die anhaltende Weltwirtschaftskrise defizitare Reichsbahn Gesellschaft 1932 durch Notverordnung ein Quasi Monopol im Gutertransport und band viele Speditionen fest an sich Auch im Personenbusverkehr engagierte sich die Reichsbahn ebenso wie die Reichspost Hingegen hatte die allmahliche Motorisierung zur Zeit der Weimarer Republik 1925 kam ein Auto auf 400 Einwohner noch kaum Auswirkungen auf den Fernstrassenbau Erst Ende der 1920er Jahre kam es zur Planung einer privaten mautpflichtigen Autobahn von Hamburg uber Frankfurt nach Basel der HaFraBa heute A 5 und nordliche A 7 Die Planungen wurden spater von den Nationalsozialisten ubernommen und realisiert Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenBis 1935 hatte sich die Zahl der Autos gemessen an der Zahl der Einwohner gegenuber 1925 fast verfunffacht doch war dies im internationalen Vergleich immer noch sehr wenig In den USA war dieses Verhaltnis etwa 18 mal grosser Hitler beschloss durch eine Bundelung von Technologie Industrie Verkehrs und Beschaftigungspolitik die Automobilisierung voranzutreiben und Deutschland an die Spitze der technischen Entwicklung im Kraftfahrzeugbereich zu bringen Fur ihn war die Automobilisierung in Zeiten der Verunsicherung der Autoindustrie durch die Weltwirtschaftskrise ein wichtiges Element zur Errichtung der Volksgemeinschaft gehobenen Konsums wofur sogar die Kraftfahrzeugsteuer fur Neuwagen abgeschafft wurde Durch das touristische Erwandern und Erfahren sollten die heimatlichen Lande technisch okonomisch und vor allem auch ideologisch integriert werden worin das Automobil dem Rundfunk vergleichbar war Dazu dienten auch die Inszenierungen des Rennsports 4 und die Grundung von Automobilclubs Nach der wirtschaftlichen Erholung 1933 34 erstarkten die Mittelschichten und es entstand eine gewisse Nachfrage nach Automobilen 1937 wurde die Gesellschaft zur Vorbereitung des Volkswagens mbH Gezuvor mit dem Ziel der Entwicklung eines relativ billigen Kleinwagens gegrundet um diesen Bedarf zu befriedigen Eine weitere Absicht dieses Vorhabens war es eine grosse private Automobilreserve zu schaffen die im Kriegsfall requiriert werden konnte 1938 ubertraf Deutschlands Kraftfahrzeugproduktion erstmals die Frankreichs und erreichte den europaischen Platz 2 nach England Obwohl schon 1933 mit dem Amt des Generalinspektors fur das deutsche Strassenwesen unter Fritz Todt in Konkurrenz zum den Bahninteressen verpflichteten Reichsverkehrsministerium der Autobahnbau forciert werden sollte stand dabei eher der Aufbau des Reichsarbeitsdienstes einer Pflichtorganisation des Arbeitseinsatzes und der vormilitarischen Ausbildung im Mittelpunkt In logistischer Hinsicht spielte der Autobahnbau in der NS Verkehrpolitik anfangs keine zentrale Rolle Die unter Hitler gebauten ca 3 000 Autobahnkilometer bis 1936 waren es erst 1 000 erlangten keine grosse logistische Bedeutung da zugleich der gewerbliche LKW Guterverkehr zugunsten der Reichsbahn weiter eingeschrankt wurde Die Militars forderten vergeblich die Entwicklung und den Bau schwerer LKWs was offenbar durch den Einfluss der Reichsbahn verhindert wurde 5 die Hitler militarstrategisch fur wichtiger hielt Es ging den fuhrenden Nationalsozialisten primar darum der als ruinos und anarchisch betrachtete Konkurrenz der Verkehrstrager ein Ende zu machen und damit Gemeinschaftswillen zu demonstrieren 6 So wurde die Reichsautobahn Gesellschaft ein Tochterunternehmen der Reichsbahn 1937 gliederte der Reichsbahn Generaldirektor Julius Dorpmuller der gleichzeitig Verkehrsminister wurde die Reichsbahn wieder in das Verkehrsministerium ein Die produzierenden Unternehmen wichen immer mehr auf den weitgehend unregulierten Werksverkehr aus Seit 1938 gab es zunehmende Kritik an der Politik der Bevorzugung der Bahn u a weil der LKW Mangel beim Bau von Befestigungen an der Grenze nach Frankreich deutlich wurde In der Folge wurden mehr Speditionslizenzen erteilt Erst 1939 erhielt der Strassenbau Prioritat allerdings wurden auch Gummi und Benzin als kriegswichtige Rohstoffe immer knapper So mussten im Krieg der Privatverkehr auf der Autobahn verboten und die Hochstgeschwindigkeit auf 80 km h abgesenkt werden 7 Im Rahmen der seit 1936 betriebenen Autarkiepolitik Vierjahresplan teils bereits seit 1934 war schon die Verwendung von Kautschuk Messing Chrom Nickel und anderen Metallen fur den Fahrradbau reglementiert worden Mit Kriegsausbruch 1939 wurden zahlreiche Verkehrsplanungen zu den Akten gelegt Die Eisenbahn wurde vollig den Bedurfnissen der Kriegswirtschaft und des Militars untergeordnet Unter der Parole Rader mussen rollen fur den Sieg unnotige Reisen verlangern den Krieg versuchte man die Menschen von privaten Eisenbahnreisen abzuhalten Bereits im Mai 1933 wurde aus militarstrategischen Grunden das Reichsluftfahrtministerium aus dem Verkehrsministerium und Bereichen des Reichswehrministeriums ausgegliedert und Hermann Goring unterstellt Man versuchte Flugzeugtypen zu entwickeln die sowohl fur den zivilen als auch fur den militarischen Einsatz verwendbar waren so z B die Messerschmitt Bf 108 Die 1926 unter massgeblicher etwa 80 prozentiger Beteiligung des deutschen Staates gegrundete von Beginn an zu uber 60 Prozent subventionierte Deutsche Lufthansa AG ganz abgesehen von den Kosten der Flughafen usw expandierte seit 1937 stark blieb aber bis zum Kriegsbeginn 1939 als sie uber ein Streckennetz von 50 000 Kilometern verfugte subventionsbedurftig wenn auch in geringerem Umfang als vor 1933 Eine Konkurrenz zwischen Luftfahrt Schifffahrt und Eisenbahn wurde damals noch kaum empfunden Bundesrepublik Deutschland bis 1989 Bearbeiten1949 1956 Bearbeiten Die Phase von der Staatsgrundung 1949 bis zur Bundestagswahl 1953 stand im Zeichen der Wiederherstellung des im Krieg zerstorten Verkehrsnetzes in einem System staatlich regulierter gemeinwirtschaftlicher Verkehrsbedienung mit festgesetzten Beforderungstarifen und ohne Gewerbefreiheit im Sinne eines unbeschrankten Marktzugangs 8 Diese Phase war gekennzeichnet durch die Grundsatze gemeinwirtschaftlich regulierter Transporttarife wie sie schon in den 1920er Jahren existierten Betriebspflicht und Beforderungspflicht der Verkehrstrager unabhangig von Kosten und Ertragsgesichtspunkten Tarifpflicht d h Bindung an staatlich festgesetzte Tarife Tarifgleichheit fur gleiche Strecken unabhangig von kostenwirksamen Besonderheiten der Verkehrsstrecke Staffeltarife nach Entfernung und Menge gestaffelt zur Erhaltung dezentraler Standortstrukturen wodurch z B der Transport von Kohle in revierferne Gebiete subventioniert wurde Sozial und Sondertarife z B fur Kohle Trotz nicht kostengerechter Transportentgelte gab es bei den Verkehrstragern bis zum Aufkommen der LKW Konkurrenz abgesehen von der Zeit der Weltwirtschaftskrise keine Defizite 9 Die Trennung von Guternah und fernverkehr von 1931 die die LKW Konkurrenz eindammen sollte wurde 1952 wieder eingefuhrt nachdem sich der LKW Bestand gegenuber 1948 etwa verdoppelt hatte Sie blieb bis 1990 in Kraft 1951 wurde auch eine Kontingentierung der Kapazitaten im Fernverkehr eingefuhrt d h die Zahl der Zulassungen wurde begrenzt Dennoch expandierte in dieser Phase vor allem der betriebliche Eigenverkehr mit LKW erheblich sog Werksverkehr und rief eine Verkehrskrise sowie erhebliche Probleme der Verkehrssicherheit hervor 1951 wurden die Achslasten heraufgesetzt 1953 folgte die Aufhebung jeglicher Geschwindigkeitsbegrenzungen fur PKW auch der innerortlichen Aufgrund des steigenden Defizits der Bundesbahn und erkennbarer Mangel der Verkehrspolitik vollzog die Bundesregierung von 1949 bis 1966 ununterbrochen unter Minister Hans Christoph Seebohm in der folgenden Legislaturperiode 1953 1957 eine halbherzige Kehrtwende und plante die Bahn mit Transportverboten fur Massenguter auf LKW und Kfz und Mineralolsteuererhohungen vor der Konkurrenz des Guterkraftverkehrs zu schutzen Diese Massnahmen wurden vom Bundestag unter dem Druck der LKW Lobby im Marz 1955 abgelehnt Nur eine Werksverkehrsteuer wurde durchgesetzt Gleichzeitig wurde die PKW Motorisierung als Konjunkturmotor und sozialer Stabilitatsfaktor gefordert 10 z B durch autogerechten Wiederaufbau der zerstorten Innenstadte und Einfuhrung der Kilometerpauschale 1955 sowie dem Vorrang des PKW gegenuber dem LKW Verkehr postuliert Doch liess sich die Wiedereinfuhrung eines innerortlichen Tempolimits nicht verhindern da sich der PKW als bedeutendster Unfallfaktor erwies Mit fast 71 000 Toten und uber 1 9 Millionen Verletzten 1950 1956 war die Todesrate in der Bundesrepublik pro Fahrzeug fast viermal hoher als in den USA 1957 1990 Bearbeiten Seit 1957 kam es zur allmahlichen Liberalisierung der Verkehrsmarkte unter dem Druck der Kraftfahrtlobby und zum systematischen Ausbau des Autobahnnetzes Zwischen 1957 und 1960 stieg der PKW Bestand um 70 auf 4 3 Millionen Fahrzeuge 1959 erreichte die Zahl der Verkehrsopfer ein Rekordniveau Obwohl die Bahn in der Bundesrepublik bis weit in die 1960er Jahre hinein das wichtigste Verkehrsmittel war gelang es dem Staatsunternehmen nicht schwarze Zahlen zu schreiben Es musste die Kosten fur den Wiederaufbau der im Krieg zerstorten Bahnanlagen tragen und zugleich mit der Massenmotorisierung konkurrieren Die Folge dieses Wettbewerbsdruckes war die Stilllegung zahlreicher unrentabler Nebenstrecken mit mehreren Tausend Kilometern Schiene in den 1960er und 1970er Jahren wahrend gleichzeitig so gut wie keine Streckenneubauten in Betrieb genommen wurden Nach Jahren der Bezuschussung der Bundesbahn wurde mit dem Strassenbaufinanzierungsgesetz von 1960 der Vorrang des Strassenbaus faktisch festgeschrieben 11 1961 wurden zahlreiche Landes und Gemeindestrassen zu Bundesstrasse heraufgestuft und die geschaftsmassige Personenbeforderung im Gelegenheits nicht jedoch im Linienverkehr liberalisiert Seither nahm die Bedeutung des offentlichen Verkehrs bis Anfang der 1980er Jahre immer weiter ab Seit 1961 traten die zunehmenden Folgekosten der Massenmotorisierung ins Bewusstsein 1961 wurde eine Sachverstandigenkommission berufen welche die Verkehrsverhaltnisse in den Gemeinden untersuchen und 1964 Reformvorschlage unterbreiten sollte Die Kommission forderte Vorrang fur den OPNV und eine Begrenzung des innerstadtischen PKW Verkehrs durch Parkverbotszonen und Aufhebung der Kilometerpauschale Seit 1964 hauften sich auch parlamentarische Initiativen gegen die automobilbedingte Luftverschmutzung Damals erreichte das Umweltbewusstsein offenbar ein Niveau wie erst wieder Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre 12 Da sich 1967 die Automobilkonjunktur abgekuhlt hatte wurden erste Abgasnormen erst im durch eine Verordnung vom Oktober 1968 eingefuhrt und in der Folge einer Ubereinkunft im EWG Rahmen verscharft Der Versuch des Verkehrsministers der Grossen Koalition Georg Leber von 1968 den LKW Verkehr einzudammen Leber Plan verbunden mit einer minimalen befristeten Mehrbelastung des Guterverkehrs durch eine Strassenguterverkehrssteuer und dem Versuch der Lizenzierung des Werksfernverkehrs scheiterten u a weil die Bundesbahn keine kostengunstigen Alternativangebote unterbreiten konnte 13 Die sozialliberale Koalition nahm unter dem Einfluss des Berichts des Club of Rome uber die Grenzen des Wachstums umweltpolitische Sofortmassnahmen in Angriff die auch die Kfz Emissionen betrafen Benzinbleigesetz von 1971 Die Rekordzahl von 19193 Verkehrstoten im Jahre 1970 fuhrte 1972 zum Tempolimit von 100 km h auf den ausserortlichen Strassen Auch um die Spurbreite auf den Autobahnen entbrannten Auseinandersetzungen Der Regelquerschnitt von 1955 wurde leicht von 30 Metern auf 29 Meter reduziert Seit 1972 73 flachten die Zuwachsraten fur den Strassenbau ab Auch der Sachverstandigenrat fur Umweltfragen kam 1973 in einem Gutachten zu dem Schluss dass die gesellschaftlichen Kosten des PKW Verkehrs falsch wahrgenommen wurden und dass seine externen Kosten starker berucksichtigt werden mussten 14 Die Olkrise von 1973 74 unterstrich zudem den Widerspruch zwischen Okologie und Okonomie Trotz symbolisch wirksamer Sonntagsfahrverbote erlitten den Ansatze zu einer umweltbewussten Verkehrspolitik einen schweren Ruckschlag der sie bis in die 1980er Jahre hinein ausbremste Die Gewerkschaften reihten sich in die Kraftfahrt Lobby ein die Burgerinitiativen und Dachverbande der Umweltbewegung bildeten ein zu schwaches Gegengewicht und organisierten sich erst Ende der 1970er Jahre uberregional im Arbeitskreis Verkehr und Umwelt So scheiterten wiederholt Versuche des Bundesinnenministeriums Grenzwerte fur Larm festzusetzen Erst seit 1979 wurden Umweltschutzaspekte beim Strassenbau systematisch uberpruft und erst nach langen Diskussionen 1983 die Katalysatortechnik durchgesetzt Die Larmschutzauflagen wurden allerdings 1986 und 1990 erheblich verscharft 15 Auch im Bahnbereich gab es einen erheblichen Modernisierungsstau Das bezieht sich auf Verzogerungen in der Einfuhrung des Container und Huckepackverkehrs auf die unzureichenden Aktivitaten der Bundesbahn im stark wachsenden grenzuberschreitenden Guterverkehr aber auch auf die geringen Geschwindigkeiten der D Zuge im Personenfernverkehr Erst 1973 wurde mit dem Bau der ersten grosseren Neubaustrecke nach dem Krieg Hannover Wurzburg begonnen was eine erhebliche Fahrzeitenverkurzung mit sich brachte Ausserdem wurden die Grenzen der Rad Schiene Technologie aufgrund der Faszination durch das Prestigeobjekt Magnetschwebezug lange Zeit falsch eingeschatzt Erst 1984 sieben Jahre nach dem Start der Hochgeschwindigkeitstrassen in Frankreich wurde der Bau eines deutschen Hochgeschwindigkeitszuges in Angriff genommen der den Betrieb erst 10 Jahre nach dem TGV 1991 aufnahm 16 Seit dem Regierungswechsel 1982 traf die Forderung nach Deregulierung des Verkehrs auf fruchtbaren Boden Das Urteil des Europaischen Gerichtshofs von 1985 zur Dienstleistungsfreiheit fuhrte 1987 zur Einsetzung einer Expertenkommission zum Abbau marktwidriger Regulierungen die ihren ersten Bereich 1990 vorlegte Hierin wird die Effizienz der Privatisierung und Ausschreibungen von Verkehrsdienstleistungen ggf mit Subventionierung der Versorgung abgelegener Regionen im Vergleich zu den unflexiblen offentlichen Unternehmen betont Das fuhrte zur Freigabe der Gutertarife und zur Ende 1993 verabschiedeten Bahnreform mit der Freigabe des Schienennetzes fur konkurrierende Betreiber was angesichts der hohen Trassenpreise jedoch sofort zur Kritik fuhrte Gleichzeitig wurden die Weichen fur die Eingliederung des Schienennahverkehrs in regionale Verkehrsverbunde und fur eine erhohte verkehrsplanerische Verantwortung der Regionen gestellt 17 Trotz des Urteils des EuGH und einer Untatigkeitsklage des Europaischen Parlaments wehrte die Bundesregierung gemeinsam mit Frankreich und Italien eine vollstandige Liberalisierung des Guterverkehrs bis 1988 erfolgreich ab In diesem Jahr beschloss der EU Ministerrat ab 1990 die freie Preisbildung im grenzuberschreitenden Guterverkehr zuzulassen 18 Da der Anteil der deutschen Spediteure am grenzuberschreitenden Kfz Guterverkehr infolge dieser Regelung sank wurde 1995 eine Strassenbenutzungsgebuhr fur LKW eingefuhrt DDR bis 1990 BearbeitenIm Marz 1948 konstituierte sich die mit erweiterten wirtschaftslenkenden Aufgaben betraute Deutsche Wirtschaftskommission mit der Hauptverwaltung Verkehr HVV und den Generaldirektionen Reichsbahn Schifffahrt sowie Kraftverkehr und Strassenwesen Alle landeseigenen Bahnen sollten in den Besitz der HVV ubergehen Privatbahnen wurden ubernommen Autobahnen in die Verantwortung der Generaldirektion Kraftverkehr und Strassenwesen sowie Hafenanlagen und Grossreedereien in die Verantwortung der Generaldirektion Schifffahrt uberfuhrt werden Nach Grundung der DDR am 7 Oktober 1949 unterstanden die Generaldirektionen Reichsbahn Schifffahrt und Kraftverkehr und Strassenwesen dem Ministerium fur Verkehr MfV 1953 wurde das Ministerium einschliesslich der ihm zugeordneten Generaldirektionen aufgelost und durch das Ministerium fur Eisenbahnwesen und die Staatssekretariate fur Schifffahrt sowie fur Kraftverkehr und Strassenwesen abgelost Bereits im November 1954 wurden diese drei Behorden im Ministerium fur Verkehrswesen MfV wieder vereinigt 19 Die Regulierung des motorisierten Verkehrs erfolgte durch die Abteilung Kraftverkehr im Ministerium fur Verkehrswesen Auf der zweiten Ebene der Verwaltung der Bezirksebene entstanden die Bezirksdirektionen Kraftverkehr BDK deren Aufgaben nach 1972 auf die Verkehrskombinate ubertragen wurden Nach dem Krieg besass die DDR bereits ein relativ dichtes Autobahnnetz das die wichtigsten Stadte in der sachsischen Industriezone miteinander und diese mit der Hauptstadt Berlin verband Die DDR weitete ihr Autobahnnetzwerk mit Strecken zwischen Leipzig und Dresden im Jahre 1971 und zwischen Berlin und Rostock im Jahre 1978 aus Die auch in der DDR betriebene Arbeitsteilung zwischen den produzierenden Grossbetrieben forderte das Guterverkehrsaufkommen Der LKW Verkehr wurde im Vergleich zu Westdeutschland sogar starker gefordert um die durch die Demontage von 11 800 km ihres Schienennetzes meist zweite Streckengleise sowie der Oberleitungen und der elektrischen Bahnausrustung und Lokomotiven geschwachte Reichsbahn zu entlasten was jedoch nicht von entsprechendem Ausbau der Fernstrassen begleitet wurde Stattdessen gab die Regierung und das Ministerium fur Verkehrswesen aus politischen Erwagungen hauptsachlich wenigen punktuellen Grossprojekten Vorrang z B Berliner Aussenring Wiederaufbau der Strecke Neustrelitz Plaatz S Bahn Berlin Elektrifizierung des Gesamtnetzes Bahnstrecke Merseburg Halle Nietleben 20 Als im Jahre 1980 die Sowjetunion die Ollieferungen in die DDR reduzierte kam es zu einem grundlegenden Strategiewechsel im Gutertransport Langstreckentransporte mit dem LKW wurden aufgegeben und stattdessen der Gutertransport auf die Eisenbahn ubertragen Die Ausbreitung des Werksverkehrs wurde schon seit Ende der 1950er Jahre beschrankt man versuchte die Transportleistungen der Volkseigenen Betriebe und Kombinate der produzierenden Wirtschaft auf die mit einem regionalen Monopol ausgestatteten Verkehrskombinate outzusourcen also zu einer Bundelung der Verkehre zu kommen ohne dabei jedoch auf die Besonderheiten der Wertschopfungsketten Rucksicht zu nehmen Dadurch wurde anders als in der Bundesrepublik die Entscheidungsfreiheit des Managements der produzierenden Betriebe uber die Formen der Auslieferung stark beschrankt wahrend zugleich die Dienste der Verkehrskombinate in einer Mangelokonomie in der die Regionen zu wenig in Fahrzeugflotte investierten durch storanfallige Fahrzeuge reparaturbedingte Verzogerungen lange Warteschlangen und schlechten Service gepragt waren Dringende Lieferungen z B von Ersatzteilen wurden verzogert weil sich Fahrten mit teilweise leeren Fahrzeugen fur die Verkehrskombinate nicht lohnten und die Maximierung der Tonnenkilometer als wichtigste Zielgrosse galt Ausserdem konnten keine Kundenkontakte zwischen den wechselnden Fahrern auf ihren wechselnden Routen einerseits und den Kunden andererseits aufgebaut werden 21 Nach den ersten freien Volkskammerwahlen am 18 Marz 1990 wurde das Ministerium fur Verkehrswesen in Ministerium fur Verkehr MfV umbenannt Die interne Struktur wurde iIn Anlehnung an das Bundesministerium fur Verkehr BMV reorganisiert Mit Vorrang wurde in der Folgezeit der Anschluss des Territoriums der DDR an die internationalen Verkehrsverbindungen betrieben Bedingt durch den massiven Ruckgang des Guterverkehrs im Bereich der Reichsbahn wurde 1990 die Realisierung verschiedener Planungen aus DDR Zeiten hinausgezogert oder ganz verworfen Zahlreiche zentralgeleitete Betriebe wurden in Kapitalgesellschaften umgewandelt Gesamtdeutschland Bearbeiten1990 2013 Bearbeiten Bis 1990 war der Strassenbauetat der grosste Posten im Bundeshaushalt Nach der Wiedervereinigung entstand in Ostdeutschland zunachst ein Verkehrschaos da in der DDR das Strassennetz zugunsten des Rohstofftransports per Bahn vernachlassigt wurde und nur schwach ausgebaut war Zusatzliche Belastungen brachte der stark wachsende Ost West Transitverkehr Rasch mussten neue Finanzierungsquellen erschlossen werden wozu die Mineralolsteuererhohungen der fruhen 1990er Jahre dienten In diesem Zusammenhang entbrannte ein Streit um eine okologische Reform der Verkehrsbesteuerung der bis heute anhalt 22 Seit Mitte der 1990er Jahre traten die externen Kosten des nach der Wende explosionsartig gewachsenen LKW Verkehrs in den Blick der Politik durch die Buckelpistendebatte Bruckensperrungen usw was zur Einfuhrung der LKW Maut im Januar 2005 der Spreizung der Mautsatze nach Schadstoffausstoss ab 1 Januar 2009 allerdings bei gleichzeitiger Absenkung der Kfz Steuer fur schwere LKW sowie zur Forderung der CSU nach einer PKW Maut fuhrte Dennoch wurden seit Mitte 2005 auch immer mehr Ausnahmegenehmigungen zum Betrieb von uberlangen EuroCombis in Deutschland auf Grund von 70 StVZO und 29 StVO in verschiedenen Bundeslandern erteilt Die Zunahme der Schaden an der Infrastruktur verlauft seit Jahren immer noch schneller als die Erschliessung neuer Finanzquellen zu ihrer Sanierung Durch die Bahnreform von 1994 erfolgte Umwandlung von Bundesbahn und Reichsbahn in eine neue privatrechtlich organisierte Eisenbahngesellschaft des Bundes der Deutschen Bahn AG und die Entschuldung des neuen Unternehmens Gleichzeitig wurden private Bahnanbieter zugelassen Durch Einsetzung der Aufsichtsratsmitglieder der Kapitalseite durch die Bundesregierung gelangten auch mehrere Vertreter aus der Autobranche und der Luftfahrt im Bahnkonzern in fuhrende Positionen Wahrend die Bahn die Hochgeschwindigkeitsstrecken ausbaute und spektakulare Grossprojekte wie Stuttgart 21 ankundigte gelang die Wiederbelebung des Schienverkehrs nur bedingt Erfolgreich war allenfalls die Starkung des Nahverkehrs durch das Engagement der Lander und neue Konzepte fur regionale Verbundnetze Die Netzkapazitat wurde durch Abbau von Weichen und Uberholgleisen reduziert der Guterverkehr zog sich aus der Flache zuruck Die Finanzkrise von 2008 verhinderte den Versuch die Bahn an die Borse zu bringen Seit 2013 Bearbeiten Ein neuer Akzent der Verkehrspolitik wurde gesetzt als im Dezember 2013 das Verkehrsressort welches uber Jahre hinweg mit den Zustandigkeiten fur Wohnungsbau und oder Stadtentwicklung verbunden war im Kabinett Merkel III zum Bundesministerium fur Verkehr und digitale Infrastruktur unter Minister Alexander Dobrindt umgebaut und damit zu einer Art Infrastruktur und Netzministerium wurde Diese Funktion wird verstarkt durch den geplanten Aufbau der Autobahn GmbH des Bundes die ab 2021 die Zustandigkeit fur 13 000 km Autobahn und einige vierstreifige Bundesstrassen Kraftfahrstrassen erhielt Kunftig sollen auch die Zustandigkeiten fur Planfeststellungs und Plangenehmigungsverfahren sowie die Befreiung von diesen Verfahren fur Bundesfernstrassen vom Bund wahrgenommen werden 23 Damit einher geht die verstarkte Abkehr von der Steuer hin zu Nutzerfinanzierung der Fernstrassen Seit 1 Juli 2018 gilt fur LKW auf allen Bundesstrassen die Mautpflicht Im VW Abgasskandal 2015 16 wurde deutlich dass das Bundesverkehrsministerium die Angaben der Automobilindustrie zu den Abgaswerten nie kontrolliert hatte obwohl es fortwahrend von der Deutschen Umwelthilfe und auch vom Umweltbundesamt auf die Unstimmigkeit der Messwerte insbesondere bei Dieselfahrzeugen aufmerksam gemacht wurde In den letzten Jahren gewinnt die Radverkehrspolitik an Bedeutung 24 Seit 2016 haben sich in rund ein Dutzend deutscher Stadte Burgerinitiativen zum Radverkehr gebildet um sich fur den Ausbau der Radinfrastruktur starkzumachen Schon im August 2009 hatte die Bundesregierung einen Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilitat vorgelegt dessen Ziel es war Klimaschutz mit Industriepolitik zu verknupfen Dabei sollte Deutschland zum Leitmarkt fur Elektromobilitat gemacht werden indem bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Strassen gebracht werden sollten 25 Doch erst seit etwa 2017 aufgrund der Diskussionen um unzulassige Feinstaubwerte und Klimawandel wurde die Elektromobilitat zum beherrschenden Thema der Verkehrspolitik die 2009 formulierten Ziele wurden nicht erreicht Probleme und Instrumente BearbeitenAls sogenanntes Predict and provide Paradigma bezeichnet dominierte lange Zeit die Denkschule die Verkehrspolitik nach der eine prognostizierte zunehmende Verkehrsnachfrage durch die Bereitstellung einer entsprechenden Verkehrsinfrastruktur zu befriedigen ist Hauptprobleme der Verkehrspolitik waren uber lange Zeit die Beeinflussung der Anteile der konkurrierenden Verkehrstrager am Verkehrsaufkommen Modal Split z B Konkurrenz beim Guterverkehr zwischen Schienenverkehr und Strassenverkehr und die Auflosung des Zielkonflikts zwischen Verkehrsumweltpolitik und Verkehrswirtschaftspolitik durch Berucksichtigung okologischer und okonomischer Kriterien Auf diesem Gebiet hat sich das Deutsche Verkehrsforum ein Interessenverband der Logistikunternehmen 1984 als Verkehrsforum Bahn gegrundet mit der Definition des Begriffs der Vernetzung der Verkehrstrager einen Namen gemacht Dieser Begriff wird heute von Wirtschaft Wissenschaft und Politik fur das okonomisch und okologisch sinnvolle Zusammenwirken von Schiene Strasse Wasserstrassen und Luftverkehr benutzt Durch verschiedene Instrumente und Massnahmen wird versucht diese Probleme zu losen Massnahmen der Ordnungspolitik Regulierung des Verkehrs durch Verbesserung des Wettbewerbs Regulierung der Markte u a Massnahmen der Strukturpolitik Erreichung bestimmter volkswirtschaftlicher Ziele Zielsetzungen der Wirtschafts Umwelt und Sozialpolitik erlauben ein Abweichen vom Grundsatz der Kostendeckung Massnahmen der Technologiepolitik zur telematischen Verkehrslenkung und Erhohung der Verkehrssicherheit Doch blieb die Verkehrspolitik lange Zeit durch eine zunehmende Diskrepanz zwischen programmatischem Anspruch und realer Umsetzung gekennzeichnet So herrschte einerseits die Einschatzung vor dass der Zuwachs des motorisierten Individualverkehrs in den Industrie und Schwellenlandern den Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung widersprach Jahrzehntelang reagierte die Politik immer wieder mit umfangreichen Programmen um den negativen Effekten der Massenmotorisierung zu begegnen Demgegenuber verlief die reale Entwicklung in eine entgegengesetzte Richtung 26 Kritiker wollen risikoarmere und umweltgerechtere Mobilitat fur alle Bevolkerungsgruppen fordern sog Sanfte Mobilitat Dieser Ansatz kann als Mobilitatspolitik bezeichnet werden die im Gegensatz zur Verkehrspolitik nicht das Angebot an Verkehrswegen sondern die Nachfrage nach Mobilitat bzw die Bedurfnisse der Nutzer in den Vordergrund stellt 27 Verbreitete Ansatze einer an Nachhaltigkeit ausgerichteten Verkehrspolitik zur Verkehrswende sind Verkehrsvermeidung Verkehrsverlagerung Verkehrsberuhigung und eine umweltvertragliche Abwicklung des verbleibenden Verkehrsbedarfs Doch in kaum einem anderen Politikfeld ist die Lucke zwischen dem programmatischen Anspruch einer umweltfreundlichen Mobilitat den alle Parteien in Regierungsverantwortung formuliert haben und der realen Entwicklung so gross 24 Der internationale Schienenpersonenfernverkehr soll nach dem Motto Zug statt Flug verstarkt gefordert werden Dazu haben die Verkehrsminister aus Deutschland Frankreich Osterreich und der Schweiz im Dezember 2020 einen Grundsatzentscheid gefallt und die vier Staatsbahnen SBB DB OBB und SNCF eine entsprechende Absichtserklarung unterzeichnet 28 EU Verkehrspolitik Bearbeiten nbsp EU Verkehrskommissarin Violeta BulcDie Europaische Union baut den Europaischen Binnenmarkt weiter aus Dies wirkt sich seit den 1960er Jahren auch auf die deutsche Verkehrspolitik aus z B durch Erhohung der zulassigen LKW Abmessungen in zwei Schritten 1960 und 1965 Heute bestehen einheitliche Marktordnungen im Luftverkehr in der Binnenschifffahrt und im Landverkehr Meilensteine waren 1973 Festsetzung multilateraler Kontingente im internationalen Strassenguterverkehr durch die Europaische Konferenz der Verkehrsminister CEMT 1985 Mailander Beschlusse Schaffung eines freien Verkehrsmarktes im Zuge der Vollendung des Binnenmarktes in der Europaischen Gemeinschaft bis 1992 1990 Transport 2000 plus Vorschlage der Europaischen Kommission zur Weiterentwicklung der EG Verkehrspolitik 29 1992 Grunbuch der Europaischen Kommission zum Thema Die Auswirkungen des Verkehrs auf die Umwelt Eine Gemeinschaftsstrategie fur eine umweltbewusste Verkehrspolitik Weissbuch der Europaischen Kommission zum Thema Die kunftige Entwicklung der gemeinsamen Verkehrspolitik Gemeinschaftsstrategie fur eine auf Dauer tragbare Mobilitat sustainable mobility 1993 Kabotagefreiheit Richtlinie uber die Besteuerung der LKW und die Erhebung von Maut und Strassenbenutzungsgebuhren durch den Ecofin Rat 1998 erhielt jeder Fuhrunternehmer ungehinderten Zugang zu den nationalen Transportmarkten der Mitgliedslander 2011 Verordnung uber den grenzuberschreitenden Guterkraftverkehr und den Kabotageverkehr GuKGrKabotageV Kabotageverordnung geandert 2021 Seit 1996 werden die Eisenbahnmarkte schrittweise geoffnet Nachdem die vollstandige Netzoffnung fur den Guterverkehr zum 1 Januar 2007 erfolgt war wurde am 1 Januar 2010 das europaische Schienennetz auch im grenzuberschreitenden Personenverkehr fur alle in der EU zugelassenen Eisenbahnunternehmen geoffnet einschliesslich des Rechts Fahrgaste an Zwischenhalten aufzunehmen oder abzusetzen Wie sich der Verkehr weiterentwickeln wird hangt entscheidend von den EU Richtlinien ab Diese mussen in nationales Recht umgesetzt werden so dass die europaische Verkehrspolitik gegenuber der nationalen Politik an Bedeutung gewinnt 30 Mit dem wirtschaftlichen Wachstum stieg bisher auch immer der Transportbedarf Ein Ziel der Europaischen Union ist diese Wachstumsprozesse voneinander zu entkoppeln so dass die Wirtschaft bei sinkendem Verkehr weiter wachst Bisher wird dieses Schlusselziel aber nicht erreicht 31 Ein weiteres Ziel der EU ist die Stabilisierung der Anteile bei den einzelnen Transportmitteln auf dem Stand von 1998 bis 2010 Jedoch wachst vor allem der Strassen und Luftverkehr verdoppelt sich bis 2020 Schifffahrt Bahnen und Busse verlieren Anteile 31 Im Marz 2011 veroffentlichte die EU Kommission ein Weissbuch und stellt darin den Fahrplan fur eine zukunftige europaische Verkehrspolitik bis zum Jahr 2050 vor Kernziele der europaischen Verkehrspolitik sind Verlagerung des Verkehrs von der Strasse auf Schiene und Wasser Senkung der CO2 Emissionen und mehr Mobilitat Verlagerung der Personenbeforderung bei Strecken ab 300 Kilometer auf die Schiene bis 2050 um 50 Der Guterverkehr soll bis 2050 vermehrt auf den Eisenbahn oder Schiffsverkehr umsteigen Senkung der verkehrsbedingten CO2 Emissionen bis 2050 um 60 Prozent auch um Europas Abhangigkeit von Oleinfuhren drastisch zu verringern Siehe auch BearbeitenBundesministerium fur Verkehr Bau und Wohnungswesen Deutschland Verkehrsplanung Verkehrswissenschaften Verkehrszweig Industrialisierung Frankreichs zur Geschichte der franzosischen Verkehrspolitik im 19 JahrhundertLiteratur BearbeitenDietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik Wiss Buchgesellschaft Darmstadt 1995 ISBN 3 534 80160 1 Giovanni Danielli Markus Maibach Schweizerische Verkehrspolitik Ruegger Verlag Zurich 2007 ISBN 978 3 7253 0864 4 Oliver Scholler Weert Canzler Andreas Knie Hrsg Handbuch Verkehrspolitik VS Verlag Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 14548 8 Weblinks BearbeitenUmwelt und Strassenverkehr Sondergutachten des Sachverstandigenrates fur Umweltfragen umweltrat de Nomos Verlag Baden Baden 2005 ISBN 3 8329 1447 1 Verkehrspolitik der EU Verkehr In EUR Lex Zusammenfassung nach Thema Zusammenfassungen zur EU Gesetzgebung Amt fur Veroffentlichungen der Europaischen Union abgerufen am 15 Oktober 2021 mobilogisch Informationsdienst fur Verkehr Zukunft Mobilitat Stefan Sandmeier Verkehrspolitik In Historisches Lexikon der Schweiz Eidgenossisches Departement fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation Grundsatze der VerkehrspolitikEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Nuhn Markus Hesse Verkehrsgeographie Schoningh Paderborn u a 2006 ISBN 3 8252 2687 5 S 21 Strassen Mittelalter Fruhe Neuzeit In Historisches Lexikon Bayerns www thepotteries org Oliver Kuhschelm Automobilisierung auf Osterreichisch Zwei Anlaufe einer Nationalisierung von Kleinwagen In Oliver Kuhschelm Franz X Eder Hannes Siegrist Hrsg Konsum und Nation Zur Geschichte nationalisierender Inszenierungen in der Produktkommunikation Transcript 2014 S 169 Hans Adolf Jacobsen Der Fall Gelb Wiesbaden 1957 S 195 und Kapitel 22 Annette Schlimm Ordnungen des Verkehrs Arbeit an der Moderne deutsche und britische Verkehrsexpertise im 20 Jahrhundert Transcript 2014 S 196 ff ff Richard Vahrenkamp Die logistische Revolution Der Aufstieg der Logistik in der Massenkonsumgesellschaft Campus Verlag 2011 S 108 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 4 Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 8 f Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 5 16 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 50 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 66 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 79 ff Klenke S 88 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 94 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 100 ff Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 139 ff 152 Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 144 f Ministerium fur Verkehrswesen 1945 1960 Einleitung in bundesarchiv de Tobias Jaeck Verkehrsinfrastruktur in Ostdeutschland in bpd de 5 November 2020 Richard Vahrenkamp Die Verkehrspolitik der DDR Konflikte zwischen dem kommunistischen Zentralisierungskonzept und betrieblichen Notwendigkeiten im LKW Sektor Universitat Kassel 2017 Dietmar Klenke Freier Stau fur freie Burger Die Geschichte der bundesdeutschen Verkehrspolitik 1995 S 116 ff Pressemitteilung der Bundesregierung vom 9 Dezember 2016 a b Arne Jungjohann Okologisch regieren Eine Analyse der Regierungspraxis von Bundnis 90 Die Grunen im Feld der okologischen Modernisierung Heinrich Boll Stiftung 15 Februar 2019 abgerufen am 4 Februar 2019 Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilitat Memento vom 2 September 2009 im Internet Archive Oliver Scholler Verkehrspolitik Ein problemorientierter Uberblick In Oliver Scholler Weert Canzler Andreas Knie Handbuch Verkehrspolitik VS Verlag fur Sozialwissenschaften 2007 S 17 doi 10 1007 978 3 531 90337 8 1 ISBN 978 3 531 90337 8 Dieter Apel Michael Lehmbrock Tim Pharoah Jorg Thiemann Linden Kompakt mobil urban Stadtentwicklungskonzepte zur Verkehrsvermeidung im internationalen Vergleich Berlin 1997 Verkehrsminister vereinbaren starkere Forderung von Fern und Nachtzugen Bundesamt fur Verkehr Generalsekretariat UVEK 8 Dezember 2020 abgerufen am 8 Dezember 2020 Transport in a fast changing Europe Group Transport 2000 Plus EU Commission Working Document Dezember 1990 aei pitt edu Helmut Nuhn Markus Hesse Verkehrsgeographie Schoningh Paderborn u a 2006 ISBN 3 8252 2687 5 S 32 a b Europaische Umweltagentur Hrsg EEA Briefing 3 2004 Verkehr und Umwelt in Europa Memento vom 17 Juli 2006 im Internet Archive Kopenhagen 2004 Normdaten Sachbegriff GND 4062955 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verkehrspolitik amp oldid 235506424