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Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1923 In der Schweiz fanden auf Bundesebene vier Volksabstimmungen statt im Rahmen dreier Urnengange am 18 Februar 15 April und 3 Juni Dabei handelte es sich um zwei Volksinitiativen ein fakultatives Referendum und ein obligatorisches Referendum Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmungen am 18 Februar 1923 1 1 Ergebnisse 1 2 Schutzhaftinitiative 1 3 Abkommen mit Frankreich 2 Abstimmung am 15 April 1923 2 1 Ergebnis 2 2 Zollinitiative 3 Abstimmung am 3 Juni 1923 3 1 Ergebnis 3 2 Bundesbeschluss zum Alkoholwesen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAbstimmungen am 18 Februar 1923 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis94 1 Eidgenossische Volksinitiative Schutzhaft VI 989 661 526 876 53 24 500 751 0 55 145 445 606 11 01 88 99 0 22 nein95 2 Bundesbeschluss uber die Ratifikation des am 7 August 1921 in Paris unterzeichneten Abkommens zwischen der Schweiz und Frankreich zur Regelung der Handelsbeziehungen und des freundnachbarlichen Grenzverkehrs zwischen den ehemaligen Freizonen Hochsavoyens sowie der Landschaft Gex und den angrenzenden schweizerischen Kantonen FR 989 661 528 736 53 34 508 197 0 93 892 414 305 18 48 81 52 neinSchutzhaftinitiative Bearbeiten Die Ereignisse des Landesstreiks von 1918 bewogen rechtsburgerliche Kreise dazu eine Volksinitiative fur einen massiv verstarkten Staatsschutz zu lancieren Sie verlangte dass Schweizer welche die innere Sicherheit des Landes gefahrden unverzuglich in Schutzhaft genommen werden mussen Zwar musste der Bundesrat rund 47 000 Unterschriften wegen eines Formfehlers als ungultig erklaren dennoch kam die Initiative des Komitees gegen den Bolschewismus zustande Nach Meinung des Bundesrates sei eine staatliche Pflicht zum Freiheitsentzug ohne klare Voraussetzungen ein zu massiver Eingriff in die Grundrechte Er verwies auch auf die geplanten und weniger weit gehenden Verscharfungen des Strafrechts Lex Haberlin diese scheiterten jedoch in der Volksabstimmung vom 24 September 1922 Samtliche Parteien lehnten die Initiative ab weshalb sie chancenlos war Die sozialistische Zeitung Berner Tagwacht bezeichnete sie als Schande fur die Demokratie die ein Begrabnis erster Klasse verdiene um ein deutliches Zeichen gegen den Faschismus und andere reaktionare Stromungen zu setzen Nur elf Prozent der Stimmberechtigten gaben der Initiative ihre Zustimmung am hochsten war sie im Kanton Waadt mit 28 4 Prozent 3 Abkommen mit Frankreich Bearbeiten Seit 1816 bestand eine Freihandelszone rund um den Kanton Genf was den Warenaustausch mit dem Pays de Gex und Hochsavoyen erheblich erleichterte Nach dem Ersten Weltkrieg drangte Frankreich verstarkt auf eine Aufhebung der Zone und verlangte die Verlegung der Zolllinie an die Staatsgrenze Zwei Jahre lang verhandelten Frankreich und die Schweiz um ein neues Abkommen das am 7 August 1921 unterzeichnet wurde Die Schweiz kam der franzosischen Forderung nach konnte jedoch erreichen dass bestimmte Waren weiterhin zollfrei ausgetauscht werden konnten zum Teil in unbegrenzter Menge Im Parlament war die Ratifikation des Staatsvertrags umstritten und wurde relativ knapp angenommen Dagegen reiche der Volksbund fur die Unabhangigkeit der Schweiz ein Referendum ein das Unterstutzung durch die SP erhielt Hauptkritikpunkt war die Tatsache dass der Vertrag nur zehn Jahre gultig und zu kompliziert sei was neue Konflikte verursachen konnte Nur die Bauern Gewerbe und Burgerpartei unterstutzte den Staatsvertrag Die Befurworter wehren sich gegen den Vorwurf der Bundesrat habe in den Verhandlungen vor dem machtigen Frankreich kapituliert ausserdem garantiere die Ablehnung keineswegs einen besseren Vertrag Nicht einmal ein Funftel der Stimmberechtigten sprachen sich dafur aus 4 Als Schiedsstelle gab der Internationale Gerichtshof in Den Haag der Schweiz im Jahr 1932 Recht und ordnete die Wiederherstellung der Freizonen an 5 Abstimmung am 15 April 1923 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis96 6 Eidgenossische Volksinitiative zur Wahrung der Volksrechte in der Zollfrage VI 990 202 651 159 65 76 638 896 171 020 467 876 26 77 73 23 21 neinZollinitiative Bearbeiten Wegen der Wirtschaftsflaute nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Einnahmen aus Zollabgaben damals die wichtigste Einnahmequelle des Bundes zuruck wahrend die Ausgaben stiegen Die Konkurrenzfahigkeit der Schweizer Wirtschaft litt zudem unter dem Wahrungsverfall im Ausland Gegen den Widerstand der SP beauftragte das Parlament 1921 den Bundesrat mit der Ausarbeitung eines Gebrauchstarifs per dringlichen Beschluss wodurch nach damaligem Recht ein Referendum umgangen werden konnte Postwendend lancierten der Verband Schweizerischer Konsumvereine der Gewerkschaftsbund der Foderativverband eidgenossischer Beamter Angestellter und Arbeiter die Vereinigung schweizerischer Angestelltenverbande die SP der Grutliverein und weitere Organisationen eine Volksinitiative Sie verlangte die Abschaffung des eben erst beschlossenen Zolltarifs und das Verbot der Dringlichkeit bei zukunftigen Zollgesetzgebungen Die Initiativbefurworter kritisierten dass die Zolle im Gebrauchstarif entgegen den ursprunglichen Versprechen zum Teil stark erhoht worden seien was Guter des taglichen Bedarfs massiv verteuert habe Aus Sicht der Initiativgegner war der neue Zolltarif unverzichtbar um die inlandische Produktion und ihre Arbeitsplatze einigermassen vor der Uberschwemmung mit billigen Importgutern zu schutzen Zudem sei die Zollbelastung nur wenig hoher als vor dem Krieg Fast drei Viertel der Stimmberechtigten lehnten die Initiative ab eine Ja Mehrheit erreichte sie nur im Kanton Basel Stadt 7 nbsp Abstimmungsplakat von Burkhard MangoldAbstimmung am 3 Juni 1923 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis97 8 Bundesbeschluss betreffend die Revision der Art 31 und 32bis Alkoholwesen der Bundesverfassung OR 985 774 636 591 64 58 623 085 262 688 360 397 42 16 57 84 10 12 neinBundesbeschluss zum Alkoholwesen Bearbeiten Einheimischer Schnaps aus Obst Wein und Beeren war im Gegensatz zu Kartoffel und Getreideschnaps nicht der Gesetzgebung und Besteuerung des Bundes unterworfen 1919 stellte der Bundesrat fest dass die einseitige Besteuerung wahrend des Ersten Weltkriegs zu einem massiven Aufschwung des Obstschnapses gefuhrt habe sodass nur noch ein kleiner Bruchteil kontrolliert werde Angesichts der Kriegskosten und des Ruckgangs der Ertrage aus dem Alkoholmonopol musse das Steuerprivileg fur Obst Wein und Beerenschnapse abgeschafft werden Druck ubte auch die Abstinenzbewegung aus die Ende 1921 eine Volksinitiative einreichte diese sollte Kantonen und Gemeinden das Recht einraumen die Schnapsproduktion zu verbieten Das Parlament billigte eine Verfassungsanderung wonach alle gebrannten Wasser der Gesetzgebung und Besteuerung durch den Bund unterstellt werden sollten Laut den Befurwortern die aus allen Parteien stammten handelte es sich um eine massvolle Vorlage die den Missbrauch bekampfe und Rucksicht auf die Interessen der produzierenden Landwirte nehme Jedoch waren es gerade antietatistische landwirtschaftliche Kreise welche die Vorlage am heftigsten bekampften Ihnen zufolge sei es widerspruchlich gleichzeitig Mehreinnahmen erzielen und den Schnapskonsum eindammen zu wollen Die Vorlage verfehlte sowohl das Volks als auch das Standemehr 9 nbsp Abstimmungsplakat von Emil CardinauxLiteratur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 94 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 19 Oktober 2021 Vorlage Nr 95 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 19 Oktober 2021 Christian Bolliger Antisozialistische Staatsschutz Initiative ist nach dem Nein zum Umsturzgesetz abgehakt In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 144 145 swissvotes ch PDF 65 kB abgerufen am 19 Oktober 2021 Christian Bolliger Handelsvertrag wird als Schwachezeichen gegenuber Frankreich empfunden In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 145 146 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 19 Oktober 2021 Jean Claude Favez Freizonen In Historisches Lexikon der Schweiz 10 Februar 2015 abgerufen am 19 Oktober 2021 Vorlage Nr 96 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 19 Oktober 2021 Christian Bolliger Eigentor der Linken Volk und Stande legitimieren dringlich eingefuhrten Zolltarif In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 146 148 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 19 Oktober 2021 Vorlage Nr 97 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 19 Oktober 2021 Christian Bolliger Bei der Obstbrennerei hat der Bund weiterhin nichts zu sagen In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 148 149 swissvotes ch PDF 69 kB abgerufen am 19 Oktober 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1923 amp oldid 224987914