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Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1920 In der Schweiz fanden auf Bundesebene vier Volksabstimmungen statt im Rahmen dreier Urnengange am 21 Marz 16 Mai und 31 Oktober Dabei handelte es sich um zwei fakultative Referenden ein obligatorisches Referendum sowie eine Volksinitiative mit dazu gehorendem Gegenentwurf Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmungen am 21 Marz 1920 1 1 Ergebnisse 1 2 Ordnung des Arbeitsverhaltnisses 1 3 Verbot der Errichtung von Spielbanken 1 4 Gegenentwurf zum Spielbankenverbot 2 Abstimmung am 16 Mai 1920 2 1 Ergebnis 2 2 Beitritt der Schweiz zum Volkerbund 3 Abstimmung am 31 Oktober 1920 3 1 Ergebnis 3 2 Arbeitszeit bei den Eisenbahnen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAbstimmungen am 21 Marz 1920 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis81 1 Bundesgesetz betreffend die Ordnung des Arbeitsverhaltnisses FR 957 983 577 244 60 29 510 856 254 455 256 401 49 81 50 19 nein82 2 Bundesbeschluss uber die Volksinitiative fur ein Verbot der Errichtung von Spielbanken VI 957 389 576 656 60 23 499 143 276 021 223 122 55 30 44 70 14 8 ja82 2 Gegenentwurf fur ein Verbot der Errichtung von Spielbanken GE 957 389 576 656 60 23 467 567 122 240 345 327 26 14 73 86 21 neinOrdnung des Arbeitsverhaltnisses Bearbeiten Unter dem Eindruck des Landesstreiks von November 1918 schlug der Bundesrat im April 1919 verschiedene Massnahmen vor um Arbeitskonflikte in geordnete Bahnen zu lenken Zum Schutz der nicht gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und zur Verbesserung der statistischen Grundlagen sollten ein eidgenossisches Arbeitsamt und paritatische Gremien zur Festlegung von Mindestlohnen geschaffen werden sowie Gesamtarbeitsvertrage fur allgemeinverbindlich erklart werden konnen Das Parlament nahm einige formelle Anderungen vor und stimmte dem Bundesgesetz uber die Ordnung des Arbeitsverhaltnisses deutlich zu Dagegen ergriff die Handelskammer des Kantons Waadt das Referendum von dort stammte rund die Halfte aller Unterschriften Die Gegner kritisierten das Gesetz sei antifoderalistisch erzeuge eine kostspielige Burokratie und gefahrde die Konkurrenzfahigkeit der Industrie Im Gegensatz dazu bezeichneten die Befurworter das Gesetz als wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden auch in Zeiten harter Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Ausserst knapp verwarfen die Stimmberechtigten das Gesetz mit knapp 2 000 Stimmen Unterschied 3 Verbot der Errichtung von Spielbanken Bearbeiten Die Bundesverfassung von 1874 untersagte die Errichtung neuer Spielbanken und verfugte die Schliessung bestehender Einrichtungen Zu einem gesetzlichen Schlupfloch beim Vollzug des Artikels entwickelten sich ab den 1880er Jahren insbesondere die Geldspiele die in den Kursalen von Tourismusorten als Erganzung zu anderen Angeboten durchgefuhrt wurden Ein vollstandiges Verbot von Geldspielen in Kursalen kam fur den Bundesrat aber nicht in Frage Liberale und Freisinnige vor allem aus der Romandie reichten 1914 eine Volksinitiative ein die jegliches gewerbliche Glucksspiel ausschloss und die Schliessung aller bestehenden Betriebe innerhalb von funf Jahren verlangte Dem Bundesrat ging dies zu weit worauf das Parlament einen Gegenentwurf beschloss Trotz des angestrebten Kompromisses zogen die Initianten ihr Begehren nicht zuruck Die SP und der Grutliverein traten fur die Initiative ein wahrend die FDP und die KVP in der Frage gespalten waren und Stimmfreigabe beschlossen Zu den prominenten Gegnern der Initiative gehorte Literaturnobelpreistrager Carl Spitteler Er meinte das Verbot bringe das Glucksspiel nicht zum Verschwinden sondern drange es in die Illegalitat ab wo es viel grosseren Schaden anrichten werde Interessenvertreter des Tourismus hielten die Einnahmen aus dem Glucksspiel fur notwendig um weitere Kultur und Freizeitangebote der Fremdenverkehrsorte zu finanzieren Auf der anderen Seite ausserten die Befurworter der Initiative vor allem moralische Bedenken Die Initiative wurde mit Volks und Standemehr angenommen wobei der Widerstand vor allem in den Kantonen der Zentralschweiz ausgepragt war 4 Gegenentwurf zum Spielbankenverbot Bearbeiten Erstmals uberhaupt hatten die Stimmberechtigten die Moglichkeit zwischen einer Volksinitiative und einem Gegenentwurf zu wahlen beides anzunehmen war wegen des damaligen Verbots des Doppel Ja nicht moglich Der Gegenvorschlag wollte Glucksspiele zulassen die der Unterhaltung oder gemeinnutzigen Zwecken dienen wenn sie unter den vom offentlichen Wohl gebotenen Beschrankungen betrieben werden Den Kantonen stand es aber frei auch solche Glucksspiele zu verbieten Der Gegenentwurf blieb chancenlos nur im Kanton Nidwalden fand er eine hauchdunne Mehrheit Die Kantone waren erstmals mit der Situation konfrontiert dass gleichzeitig uber eine Initiative und einen Gegenentwurf abgestimmt wurde weshalb sie nicht alle gleich zahlten Verschiedene Nachzahlungen zogen sich uber ein Jahr lang hin was wiederum eine Auseinandersetzung daruber ausloste ab welchem Datum das beschlossene Verbot gelte Die Parlamentskammern waren sich uneinig weshalb der Bundesrat das Datum der Volksabstimmung als Grundlage festlegte Somit mussten die Kursale den Spielbetrieb am 31 Marz 1925 einstellen 4 Abstimmung am 16 Mai 1920 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis83 5 Bundesbeschluss betreffend den Beitritt der Schweiz zum Volkerbund OR 968 327 750 159 77 47 740 589 416 870 323 719 56 29 43 71 11 10 jaBeitritt der Schweiz zum Volkerbund Bearbeiten Nach der Grundung des Volkerbunds im Jahr 1919 setzte sich der Bundesrat fur einen Beitritt der Schweiz zu dieser internationalen Organisation ein Im Mittelpunkt der kontrovers gefuhrten Debatte stand die Frage inwiefern die Schweiz vom Volkerbund beschlossene Sanktionen mitzutragen habe Der Bundesrat sprach sich fur ein differenziertes Neutralitatsverstandnis aus Die Schweiz sollte sich an wirtschaftlichen Sanktionen beteiligen jedoch nicht an militarischen Im Grundsatz stimmte das Parlament dem Beitritt zu machte dies aber aus Sorge um die Neutralitat vom Beitritt der Vereinigten Staaten abhangig Dieses Vorgehen fuhrte schliesslich zur Londoner Erklarung Diese hielt fest dass die Neutralitat zwar nicht mit dem Solidaritatsgedanken des Volkerbunds vereinbar sei doch sie akzeptierte die Neutralitat der Schweiz als volkerrechtlichen Sonderfall Obwohl nicht von der Bundesverfassung vorgeschrieben wurde die Beitrittsfrage einer Volksabstimmung unterstellt Der Abstimmungskampf verlief intensiv wobei die gegnerische Seite nicht geeint auftrat Wahrend die SP den Volkerbund als Instrument der kapitalistischen Regierungen zur Unterdruckung der Schwachen und Besiegten betrachtete war die konservative Gegnerschaft von Misstrauen gegenuber fremden Machten gepragt Die Befurworter argumentierten friedenspolitisch und betonten der Volkerbund trage zur Versohnung bei und sei die einzige Moglichkeit das verheerende Wettrusten zu stoppen und den Frieden dauerhaft zu sichern Bei einer aussergewohnlich hohen Stimmbeteiligung resultierte eine Zustimmung von 57 Prozent wobei das Standemehr nur knapp zustande kam 6 nbsp Abstimmungsplakat von Hans Beat Wieland nbsp Abstimmungsplakat von Emil CardinauxAbstimmung am 31 Oktober 1920 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis84 7 Bundesgesetz betreffend die Arbeitszeit beim Betriebe der Eisenbahnen und anderer Verkehrsanstalten FR 964 587 656 913 68 09 646 808 369 466 277 342 57 12 42 88 jaArbeitszeit bei den Eisenbahnen Bearbeiten Fur Arbeitnehmer der Eisenbahnen legte der Bund im Jahr 1890 eine maximale Arbeitszeit von zwolf Stunden pro Tag fest 1902 reduzierte er diese auf elf Stunden Da die zulassige Arbeitszeit in Fabriken bis 1919 auf 48 Stunden in der Woche sank forderten die Arbeitnehmer der offentlichen Verkehrsbetriebe die Gleichbehandlung Der Bundesrat war im Prinzip einverstanden schlug aber eine flexible Arbeitszeit von durchschnittlich acht Stunden pro Tag vor Im Oktober 1920 nahm das Parlament den entsprechenden Gesetzesentwurf fast einstimmig an Dem Gesetz unterstellt sein sollten die SBB die PTT und alle vom Bund konzessionierten Transportunternehmen Dagegen ergriff ein fast anonym auftretendes Komitee das Referendum Es wehrte sich grundsatzlich gegen einen ungesunden Zeitgeist der die Segnungen der Arbeit nicht mehr anerkennen und nur in einer fortgesetzten Verminderung der Arbeitszeit und des Arbeitsmasses das Heil der Menschen erblicken mochte Ferner behaupteten die Gegner eine Arbeitszeitreduktion bewirke eine Verteuerung der Transportkosten die fur Landwirtschaft und Gewerbe nicht verkraftbar sei Zu den Befurwortern gehorten alle grossen Parteien Sie betonten mit dem Gesetz wurden lediglich die Arbeitnehmer der Verkehrsbetriebe mit den Fabrikarbeitern gleichgestellt Die flexible Arbeitszeit berucksichtige ausserdem den unterschiedlichen Dienstbedingungen des Verkehrspersonals Die Stimmberechtigten nahmen das Gesetz relativ deutlich an 8 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 81 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 17 Oktober 2021 a b Vorlage Nr 82 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 17 Oktober 2021 Christian Bolliger Ein hauchdunnes Nein zur Starkung der Arbeitsbeziehungen In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 127 128 swissvotes ch PDF 66 kB abgerufen am 17 Oktober 2021 a b Christian Bolliger Das vorlaufige Aus fur die Kursaal Casinos In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 129 130 swissvotes ch PDF 69 kB abgerufen am 17 Oktober 2021 Vorlage Nr 83 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 17 Oktober 2021 Yvan Rielle Die Schweiz tritt dem Volkerbund bei und definiert ihre Neutralitat um In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 130 133 swissvotes ch PDF 78 kB abgerufen am 17 Oktober 2021 Vorlage Nr 84 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 17 Oktober 2021 Christian Bolliger Kurzere Arbeitszeiten bei den offentlichen Verkehrsbetrieben In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 133 134 swissvotes ch PDF 66 kB abgerufen am 17 Oktober 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1920 amp oldid 227429274