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Der Begriff Friedenspolitik wird aus dem Begriffspaar Politik und Frieden abgeleitet Gemeint ist damit aber nicht nur die grosse Politik sondern auch Bestrebungen im ortlichen und privaten Bereich Friedenspolitik erstrebt den Zustand eines vertraglichen und gesicherten Zusammenlebens von Menschen auf verschiedenen Ebenen Politisch war sie bereits Thema in manchen fruhen Hochkulturen z B in Altpersien und in der Bibel stand aber seit jeher im Gegensatz zur regionalen Konkurrenz und zur Grossmachtpolitik Im 20 Jahrhundert wurde sie u a durch Friedensbewegungen den Volkerbund und spater die UNO institutionalisiert wodurch vor allem regionale Konflikte verhindert werden konnten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Gegenentwurf zum Kalten Krieg und einem drohenden Atomkrieg gesehen und mundete in zahlreiche Initiativen zur Abrustung Entspannung zu politischem Konfliktmanagement z B OSZE und zur privaten Gewaltfreiheit Auch die Etablierung von Geheimdiensten konnte manchen Konflikten vorbeugen sie allerdings auch verstarken Heute beinhaltet Friedenspolitik auch Bestrebungen zur Vermeidung von Kriegsursachen etwa im Bereich der Wirtschaft der Entwicklungszusammenarbeit und der Armutsbekampfung der katholischen Soziallehre in der Geschichtsforschung sowie durch Entwicklung einer Friedensethik die Forderung der Burgerrechte und die Sensibilisierung der Offentlichkeit Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Friedenspolitik 1 1 Alteste politische Zeugnisse und Bibel 1 2 Der Frieden im Alten Testament Schalom 1 3 Das Neue Testament 1 4 Friedensbegriff in Spatantike und Mittelalter 1 4 1 Augustinus 1 4 2 Das Recht 1 5 Neuzeit und Aufklarung 1 5 1 20 Jahrhundert 2 Friedensforschung 3 Volkerrecht 3 1 Heutige Auffassungen 3 2 Mittelalter 3 3 Entwicklung in der Neuzeit 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte der Friedenspolitik BearbeitenDa Frieden ohne ein Minimum an Ordnung und Einvernehmen nicht lange bestehen kann ist heute der Begriff des Friedens eng mit dem des Rechts verknupft Eine der Voraussetzungen fur einen auf Recht gegrundeten Frieden ist aber ein ausreichendes Mass an Freiheit Strittig ist in der Friedenspolitik ob sie nur das aussere vor willkurlicher Gewalteinwirkung geschutzte Verhaltnis bearbeitet oder auch eine uber die Friedfertigkeit hinausgehende innere Anteilnahme zum Gegenstand hat Frieden ist von einigen Urgesellschaften abgesehen meist ein von den Menschen herbeigefuhrter Zustand der mehr oder weniger ausdrucklicher Sicherungen durch Macht und Vereinbarung bedarf Alteste politische Zeugnisse und Bibel Bearbeiten Bereits in den altesten politischen Zeugnissen der Kulturen spiegeln sich die Gefahrdungen Konflikt und Kampfe die mit der Durchsetzung staatlicher Ziele und personlicher Lebensvorstellungen verbunden sind In den offiziellen Quellen liegt die Betonung oft auf kriegerischer Selbstbehauptung nach aussen wahrend im privaten Bereich die Konfliktregelung durch Kompromiss und Richterspruch uberwiegt Im Innenverhaltnis antiker Gesellschaften wird von den herrschenden gottlichen und menschlichen Machten die Sicherung der Ordnung also des inneren Friedens erwartet In diesem Sinne sind auch die grossen Religionen dieser Zeit vor allem wo sie mit der politischen Herrschaft kooperieren kriegsbereit nach aussen aber friedfertig nach innen Der Frieden im Alten Testament Schalom Bearbeiten Er meint das heilsame Intaktsein einer Gemeinschaft das als Gabe JHWHs des gnadigen Schopfers und seiner Gerechtigkeit erfahren wird Frieden ist hier ein gottliches Geschenk weniger eine menschliche Aufgabe Im zwischenmenschlichen Bereich ist der Schalom eine Friedensgeste des Willkommens die sich bei orientalischen Nomaden aus der Aufnahmebereitschaft in der Oase bzw an Wasserstellen entwickelt hat die dem Neuankommling gewahrt wird Sie ist oft mit einer Umarmung oder einer sonstigen kleinen Zeremonie verbunden Die Verweigerung des Schalom konnte lebensbedrohend fur den Ankommlinge und ihre Viehherden sein Das Neue Testament Bearbeiten verstarkt diese Auffassung da seine gesamte Heilsbotschaft als Verkundigung des Friedens verstanden wird Daher benutzt Jesus oft die Grussformel Der Friede sei mit euch Theologisch ist in Jesus Christus der Friede der ganzen Welt beschlossen wer ihm folgt wird im Sinne der Bergpredigt zum Friedensstifter Friedensbegriff in Spatantike und Mittelalter Bearbeiten Augustinus Bearbeiten Der bedeutende Kirchenlehrer Augustinus 354 430 unterscheidet im 19 Buch von De civitate Dei streng zwischen dem geistigen und dem innerweltlichen Bereich In letzterem wird der Friede mit Macht und Herrschaft gesichert notfalls auch durch gerechten Krieg bellum iustum Andererseits sieht Augustinus einen Bereich eschatologischer die letzten Dinge betreffender Friedenserwartung Diese Art des Friedens ist den Moglichkeiten irdischer Politik entzogen Auch im Mittelalter galt grossteils eine entsprechende Zweiteilung des Friedensbegriffs Trotz dieser Trennung von Weltfrieden und Gottesfrieden war das Streben unubersehbar der politischen Welt christliche Ordnungsvorstellungen aufzupragen Pax et Iustitia Frieden und Recht lautete uber Jahrhunderte die Zielbestimmung der offentlichen Ordnung Das Recht Bearbeiten Es diente dem Frieden und war selbst Ausdruck des Friedens In der Epoche des Gottes und Landfriedens entwickelten sich die Herrschaftsinstanzen zu Tragern der Rechts und Friedensidee Im Ewigen Landfrieden von 1495 erreichte diese Entwicklung ihren Hohepunkt Frieden in der Neuzeit Globale Bedeutung gewannen die Prinzipien einer rechtlich verfassten Friedensordnung im Zeitalter von Renaissance und Humanismus Der fuhrende humanistische Theologe Erasmus von Rotterdam verwarf den Krieg als naturwidrig und forderte zwischenstaatliche Garantieerklarungen und Schiedsgerichte Dennoch bestanden Zweifel an der Unvermeidbarkeit von Kriegen Besonders stark wurden sie im Zeitalter der Aufklarung Der Philosoph Immanuel Kant umriss in seinem Entwurf Zum ewigen Frieden 1795 die Bedingungen einer globalen Rechtsordnung als Friedensordnung und postulierte eine unbedingte sittliche Friedenspflicht die eine Rechtfertigung des Krieges als Ultima Ratio ausschloss In der Folge ging jedoch aus der teilweisen Euphorie der Befreiungskriege und aus dem Nationalismus der europaischen Volker eine neue Kriegsbereitschaft hervor Neuzeit und Aufklarung Bearbeiten 20 Jahrhundert Bearbeiten Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Einsicht dass sich Kriege in der Konsequenz gegen die Menschheit als Ganzes richten Daher engagierten sich die Friedensbewegungen und die Friedensforschung in verstarktem Masse Gleichzeitig entstand zwischen den Grossmachten USA und UdSSR unter der drohenden Gefahr eines Atomkrieges das sogenannte Gleichgewicht des Schreckens in dem sich in Europa die Militarbundnisse NATO und Warschauer Pakt gegenuberstanden Wiederholte Abrustungsgesprache und die OSZE halfen den grossen Konflikt zu vermeiden doch gab es regionale Stellvertreterkriege in anderen Kontinenten Nach der Wende von 1989 90 in Mittel und Osteuropa wurde die Europaische Union das erfolgreichste Friedensprojekt der Welt Doch auch nach der Auflosung des Warschauer Pakts drohen weiterhin Kriege Sie werden um wirtschaftliche und politische Interessen gefuhrt und oder wegen Nationalitaten und Glaubenskonflikten Friedensforschung BearbeitenDie Friedensforschung untersucht auch die Bedingungen fur innergesellschaftlichen Frieden Hier gibt es starke Querverbindungen zu sogenannten Friedensbewegungen zur humanistischen bzw christlichen Ethik zu Fragen der Gerechtigkeit und der Sozialpolitik Volkerrecht BearbeitenHeutige Auffassungen Bearbeiten Das Volkerrecht definiert Frieden als Zustand nichtkriegerischer Beziehungen zwischen Staaten der seinen Ausdruck in gegenseitigen diplomatischen Beziehungen im Abschluss und der Durchfuhrung von Staatsvertragen in Handels Kultur und Rechtsbeziehungen und im gegenseitigen Schutz der Staatsangehorigen findet Der Friede wird nach herrschender volkerrechtlicher Auffassung durch Krieg unterbrochen und klassischerweise durch einen Friedensvertrag wiederhergestellt dessen Vorbereitung meist ein Waffenstillstand ist In der Regel werden bereits ausdruckliche Friedenserklarungen oder die Aufnahme diplomatischer Beziehungen bzw des Handelsverkehrs als Frieden durch schlussiges Handeln akzeptiert Friedenszustand de facto Der Gedanke eines dauernden Friedens siehe auch Pax romana ist die treibende Kraft in der Friedenssicherung Vereinte Nationen Nach der UNO Satzung ist jede Verletzung des Friedens untersagt Bereits die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung oder sonstiger Gewalthandlungen lost als Friedensbedrohung die in der Charta der Vereinten Nationen vorgesehenen Massnahmen aus Abwehr einer Gewaltmassnahme nur in begrenztem Umfang Sanktionen gegen den friedensbedrohenden StaatMittelalter Bearbeiten Mit dem Verfall des Romischen Reiches verlor die Politik in Europa wieder an Komplexitat und die Gemeinwesen wurden wieder uberschaubarer Konflikte kleinraumiger In der Zeit der Volkerwanderung und des fruhen Mittelalters war Politik mehr kriegerische Machtpolitik und weniger durch Institutionen und allgemein akzeptierte Regeln gepragt Je starker der Fernhandel Geld und Stadte wieder an Bedeutung gewannen desto wichtiger wurden wieder feste Machtzentren gebraucht und desto wichtiger wurden Institutionen Beispielsweise bildeten sich die Hanse als Interessen und Machtverbund einflussreicher sich selbst regierender Stadte Ein wichtiges relativ konstantes Machtzentrum war die Romisch katholische Kirche Aus sozialen Gemeinschaften die bestimmten Fuhrern die Treue schworen Personenverbandsstaat wurden langsam Erbmonarchien mit festen Grenzen Entwicklung in der Neuzeit Bearbeiten In Frankreich entwickelte sich der Urtypus des absolutistischen Herrschers in England entstand die an Recht und Gesetz gebundene konstitutionelle Monarchie Dort waren bald auch die wohlhabenden Burger offiziell an der Politik beteiligt Mit der Zeit wurde dann das Zensuswahlrecht auf grossere Teile der Bevolkerung ausgeweitet In der Zeit der Aufklarung erdachten Gelehrte neue Modelle der Staatskunst Statt Machiavellis Modell der absoluten Macht das sein Buch Der Furst Il Principe zeichnete definierte John Locke das Modell der Gewaltenteilung Die Burgerlichen Freiheiten wurden durch verschiedene Philosophen gefordert und mit Thomas Jeffersons Menschenrechtserklarungen und der amerikanischen Verfassung begann die Zeit der modernen Verfassungsstaaten Die franzosische Revolution und die Feldzuge Napoleons walzten Europa um Mit dem Code civil in Frankreich wurden die Burgerrechte festgelegt uberall fielen allmahlich die Standesschranken Politik wurde zu einer Angelegenheit des ganzen Volkes Es entstanden Parteien die zuerst von aussen eine Opposition organisierten um spater selbst die Regierung zu stellen Einige Parteien wie die SPD oder spater die Grunen entstanden aus sozialen Bewegungen wie der Arbeiterbewegung oder der Anti Atom und Friedensbewegung andere formierten sich vor einem religiosen Hintergrund Zentrum Im 20 Jahrhundert kam es schliesslich zur Herausbildung internationaler Organisationen mit zunehmenden Einfluss auf die Politik Der erste Versuch im sogenannten Volkerbund eine Volkergemeinschaft zu bilden scheiterte mit dem Zweiten Weltkrieg Heute existieren neben den Vereinten Nationen als Vereinigung aller souveranen Staaten im Bereich der Wirtschaft zusatzlich die Welthandelsorganisation WTO Im Ubergang zwischen Internationaler Organisation und foderalen Staat befindet sich die Europaische Union Siehe auch BearbeitenFriedenskonferenzLiteratur BearbeitenGunter Brakelmann Hartmut Buhl Eberhard Muller Bandigung der Macht Beitrage zur Friedenspolitik Mittler Herford u a 1986 ISBN 3 8132 0232 1 Wilhelm Korff Aspekte der Friedenspolitik aus der Sicht der Katholischen Theologie Munchen 1982 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Friedenspolitik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikiquote Politik Zitate Forschungsinstitut fur Friedenspolitik e V Arbeitskreis fur Friedenspolitik atomwaffenfreies Europa Deutsche Kommission Justitia et Pax AG Friedensforschung an der Uni Kassel umfassende friedenspolitische Website Arbeitskreis Friedenspolitik AKF Dokumente und Informationen zur Friedensforschung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedenspolitik amp oldid 227376546